Leistungsbeschreibung (PDF: 84 KB)

Leistungsbeschreibung für den Dienstleistungsauftrag: „Ungleiche
Entwicklung und ungleiche politische Partizipation in Ostdeutschland“
1. Ausgangslage
Nach 26 Jahren Deutsche Einheit sind gesellschaftliches Engagement und politische
Partizipation in Ostdeutschland immer noch deutlich schwächer ausgeprägt als im
früheren Bundesgebiet. Letzteres zeigt sich unter anderem auch in der geringeren
Wahlbeteiligung.
Die
ostdeutsche
Bevölkerung
scheint
insgesamt
deutlich
demokratieskeptischer als die westdeutsche. Die Zufriedenheit mit der real gelebten
Demokratie und ihren staatlichen Institutionen hat Umfragen zufolge in Ostdeutschland
sogar
noch
abgenommen,
in
Westdeutschland
hingegen
zugenommen.
Das
Demokratieverständnis scheint sich in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung in eine
problematische Richtung zu bewegen. In den letzten Jahren ist insbesondere in den
ostdeutschen
Bundesländern
eine
Zunahme
menschenfeindlicher
und
rechtspopulistischer Einstellungen festzustellen, die in Teilen der Gesellschaft auf teils
offene, teils latente Sympathie treffen. Vorurteile gegenüber „Fremden“ sind weiter
verbreitet als im früheren Bundesgebiet, was auf fehlende Erfahrungen mit Fremdheit
und kultureller Vielfalt zurückzuführen sein dürfte.
In der Wissenschaft wird ein enger Zusammenhang zwischen politischer Partizipation
und der persönlichen Lebenssituation und dem Lebensumfeld der Bürger gesehen.
Mit Blick auf Ostdeutschland muss aber auch berücksichtigt werden, dass die dortige
Bevölkerung in den 90er Jahren einen radikalen politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Umbruch erlebt hat, der das Leben dort grundlegend verändert hat.
Inwieweit diese Entwicklungen (immer noch) Einfluss auf die politische Partizipation in
Ostdeutschland haben, ist bisher wenig untersucht worden.
2. Inhalt und Leistungen
2.1 Projektziel
Gewinnung von Erkenntnissen über Ursachen und Folgen abnehmender politischer
Partizipation
in
Ostdeutschland
und
möglicher
Wechselwirkungen
zwischen
räumlicher, wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung und politischer Partizipation.
Sensibilisierung für mögliche Folgen ungleicher Entwicklungen auf demokratische
Strukturen und Demokratieverhalten. Ableitung von Handlungsempfehlungen, die zu
einer Versachlichung der Wahrnehmung beitragen und die Voraussetzungen für eine
stärkere politische Partizipation in Ostdeutschland verbessern.
2.2 Projektbeschreibung
Das Projekt setzt sich aus vier Leistungsbausteinen zusammen. Im Rahmen einer
wissenschaftlichen Studie sollen Ursachen und Folgen der ungleichen Entwicklung
in repräsentativen ostdeutschen Regionen untersucht und durch eine Befragung
ergänzt werden. Der Schwerpunkt der Untersuchung soll auf der politischen
Beteiligung in ihren unterschiedlichen Formen liegen (wie Teilnahme an Wahlen und
Abstimmungen, Wahlverhalten, Mitarbeit in politischen Parteien sowie Aktivitäten, die
auf politische Willensbildung und Entscheidungen Einfluss nehmen). Die Ergebnisse
aus Forschung und Befragung sollen im Rahmen einer Dialogreihe mit Experten und
Bürgern diskutiert, validiert und politische Handlungsoptionen abgeleitet werden. Die
Kernaussagen der Studie, Ergebnisse der Befragungen und Erkenntnisse aus dem
Bürgerdialog sollen abschließend in einer öffentlichkeitswirksamen Broschüre
dokumentiert und somit auch einen Beitrag zur politischen Bildung und
zivilgesellschaftlichen Praxis leisten.
2.2.1. Wissenschaftliche Studie
Im Rahmen der Studie sollen u. a. zu folgenden Leitfragen Antworten gegeben
werden:
Wie entwickelte sich die politischen Partizipation in Ostdeutschland zum Status Quo?
Worin liegen die Ursachen für diese Entwicklung?
Insbesondere:

Welche Rolle spielen der soziale Kontext, die Herkunft und persönlichen
Lebensumstände?

Welchen Einfluss haben Umbruch- und Transformationserfahrungen auf
Demokratieverständnis und politische Teilhabe?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen ungleichen räumlichen, wirtschaftlichen
und sozialen Entwicklungen und politischer Partizipation?

Wenn ja, wie stellt sich dieser konkret da? Ist die mediale Darstellung über einen
wachsende „Unzufriedenheit“ in Ostdeutschland wissenschaftlich fundiert und
spiegelt sich diese in der Art und dem Grad der politischen Partizipation wider?
Hierzu sollen aktuelle Untersuchungen und Veröffentlichungen zur politischen
Partizipation in Ostdeutschland gesichtet, die verschiedenen Diskussionsstränge
zusammengeführt und mit eigenen Forschungsergebnissen ergänzt werden.
Insbesondere sollen Untersuchungen zu Motivation und Ursachen politischer Teiloder Nichtteilhabe in unterschiedlichen ostdeutschen Regionen vertieft ausgewertet
werden.
Darüber hinaus sind durch den Anbieter weitere – für den Erfolg des Vorhabens
relevante – zu untersuchende Aspekte und Fragestellungen darzulegen.
Im Angebot wird ein aussagekräftiges Forschungsdesign erwartet.
2.2.2. Befragung
Ergänzt werden soll die Untersuchung durch eine geeignete Befragung in
verschiedenen Regionen Ostdeutschlands (begründeter Vorschlag zu repräsentativen
Regionen wird erwartet). Dabei sollen die individuellen Rahmenbedingungen für
politische Partizipation vor Ort erfragt werden, z.B. persönliche Ansprache und
Angebote vor Ort, Erreichbarkeit, Informationsmöglichkeiten. Zudem sollen sozioökonomische Daten u.a. zur eigenen Lebenssituation und Perspektiven,
Lebensumfeld, Bildungsstand, Einkommen erhoben werden. Im Angebot sind
konkrete konzeptionelle Überlegungen zur Durchführung der Befragung
(Personenkreis, Fragestellungen etc.) darzulegen.
2.2.3. Dialog-Reihe
Die gewonnenen Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Untersuchung und der
Befragung sollen im Rahmen einer Dialog-Reihe mit Experten und Bürgern diskutiert
und dokumentiert werden.
Dazu sind folgende Leistungen zu kalkulieren:
a) Entwicklung eines Konzeptes für eine Dialogreihe mit bis zu 10 Veranstaltungen.
b) Planung und Vorbereitung von zunächst fünf Veranstaltungen an fünf Orten, die
mit dem Auftraggeber abzustimmen sind. Die Umsetzung weiterer fünf
Veranstaltungen behält sich der Auftraggeber vor. Daher sind die Leistungen und
Kosten für die weiteren fünf Veranstaltungen nur optional anzubieten. Die
Veranstaltungen sollen Experten, Lokalpolitiker mit Bürgerinnen und Bürgern
zusammenbringen (offene Podiumsdiskussionen) mit attraktiver Veranstaltungskultur.
• Identifizierung von öffentlich zugänglich und bei den Bürgerinnen und Bürgern
akzeptierten Veranstaltungsräumen.
• Einladungsmanagement, Einladungsflyer (100 Exemplare/Veranstaltung),
Ankündigungsplakate (5 pro Veranstaltung)
• Auswahl und Gewinnung geeigneter Podiumsteilnehmer,
• Gewinnung und Verpflichtung von Medienpartnern. Eine Zusammenarbeit mit den
Landesjugendverbänden Ostdeutschlands und eine Medienpatenschaft werden
angestrebt.
• Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld jeder Veranstaltung.
c) Durchführung der Veranstaltungen
Fünf 2-stündige Veranstaltungen plus eine Stunde „come together“
Anvisierte Teilnehmerzahl: 100 - 120 Teilnehmer
Zu kalkulierende Leistungen:
• Raummiete und Veranstaltungstechnik
• Servicepersonal
• Honorare, Reisekosten für Moderator und Gesprächspartner
• Catering (Kaffee, Tee, Softgetränke und kleiner regionaler Imbiss)
d) Nachbereitung und Dokumentation jeder Dialogreihe in Schrift und Bild (im WebDesign) zum Zwecke des Wissenstransfers.
2.2.4. Dokumentation
a) Endbericht, der die drei Leistungsbausteine (wissenschaftliche Studie, Befragung,
Dialogreihe) bündelt.
b) Öffentlichkeitswirksame Broschüre: Darstellung der Kernaussagen der Studie,
Ergebnisse der Befragungen und Erkenntnisse aus der Dialogreihe in einer klaren,
lebendigen, bürgernahen Sprache insbesondere mit Blick auf die Zielstellung des
Projektes. Umfang ca. 50 – 60 Seiten, Auflage: 500 Exemplare
Sämtliche Projektdaten und –ergebnisse sowie Texte, Graphiken, Bilder, Zeichnungen,
Pläne usw. sind frei von Rechten Dritter zu liefern.
Der Abschlussbericht und die Broschüre sollen auf der Web-Seite der Beauftragten der
Bundesregierung für die neuen Bundesländern zum Download zur Verfügung gestellt
werden. Auf „internettaugliche“ Formate und barrierefreie Texte und Bilder ist zu achten.
3. Projektlaufzeit sowie Zeit- und Maßnahmenplan
Projektlaufzeit: ca. 21 Monate
Termin
Maßnahme
Ergebnis
umgehend nach
Auftaktgespräch
Festlegung der Meilensteine,
Auftragserteilung
Feinabstimmung des
ca. März/April 2017
Nach 2 Monaten
1. Zwischenbericht
ca. Juni 2017
Nach 5 Monaten
2. Zwischenbericht
ca. Sept. 2017
Terminplans
Aufbau und Gliederung der
Studie, erste Vorbereitung
der Umfrage
Ergebnisse der Studie,
Stand der Umfrage
Nach 7 Monaten
3. Zwischenbericht [Vorläufiger Endbericht (Studie Festlegung der Termine und
ca. Ende Nov. 2017
+ Befragung)]
Veranstaltungsorte,
Konzept zur Dialogveranstaltung
Teilnehmer etc.
Nach 9 Monaten
4. Zwischenbericht zum Stand der Vorbereitung
Festlegungen zum Ablauf
ca. Ende Jan. 2018
der Veranstaltungsreihe
und zur Dokumentation der
Veranstaltungen
März – Juli 2018
Durchführung der Dialog-Veranstaltungen
Bild und Texte von jeder
Veranstaltung für Internet
ca. September 2018 5. Vorläufiger Endbericht [Studie, Umfrage,
Dialogreihe]
Abnahme Endbericht,
Abstimmung zur Broschüre
Vorlage Entwurf öffentlichkeitswirksame
Broschüre
ca. November 2018
Mitte Dezember
2018
Vorlage Broschüre
Abnahme Broschüre
Abschluss des Projektes
4. Bewertungskriterien
Bei der Bewertung der Angebote werden folgende Kriterien zugrunde gelegt:
Bewertungskriterien
Gewichtung
Problem- und Aufgabenverständnis
15 %
Forschungsansatz, methodisches Vorgehen
20 %
Fachliche Eignung, Referenzen, Personaleinsatz, Qualifikation
20 %
Kompetenz im Veranstaltungsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit
20 %
Wirtschaftlichkeit und Kosten
25 %
Genereller Hinweis:
Evtl. Rückfragen ( Bieterfragen ) bitte ausschließlich an folgende Email-Adresse
richten: [email protected].