Protektionismus: Ende der Globalisierung

Ende der Globalisierung
Keyfacts
- President-elect Donald Trump droht mit Zöllen
- Ein Wettlauf um niedrigere Unternehmenssteuern deutet sich an
- Exportorientierte deutsche Unternehmen würden besonders leiden
18. Januar 2017
Die Risiken Protektionismus und Populismus stehen für Unternehmen in diesem Jahr ganz weit
oben. Sie sind auch die bestimmenden Themen auf dem World Economic Forum diese Woche
in Davos.
Ein klares Bekenntnis zum globalen Handel mit offenen und transparenten
Freihandelsabkommen hat dort am Dienstag der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping
abgegeben. Alle Länder seien voneinander abhängig und bildeten eine
Schicksalsgemeinschaft. „Wir müssen Nein sagen zum Protektionismus“, so Xi Jinping.
Protektionismus sei, „als ob man sich in einen dunklen Raum einschließt“. Man sei dann
geschützt vor Wind und Regen, aber eben auch isoliert von Luft und Licht.
Zölle statt Freihandel
Chinas Sorge ist auch die Deutschlands. Angetrieben von berechtigten Sorgen, aber falschen
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Heilsversprechungen haben das Referendum in Großbritannien und die Wahlen in den USA im
vergangenen Jahr einen überraschenden Ausgang genommen. Der Brexit und die Wahl
Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten bedeuten ein Ende der immer engeren
Verknüpfung der Weltwirtschaft, der stetig fallenden Handelsbarrieren, des gegenseitigen
Vertrauens.
Um Importe, insbesondere aus China und Mexiko, zu verteuern, hat der künftige US-Präsident
eine Grenzsteuer, sprich Zölle, angekündigt. Die multilateralen Freihandelsabkommen TPP mit
der Pazifikregion und TTIP mit der EU haben unter Trump voraussichtlich keine Zukunft. Auch
das nordamerikanische Abkommen Nafta soll nachverhandelt werden.
Globalisierungsprofiteur Deutschland
Besonders leiden würden unter dem Ende der Globalisierung die deutschen Unternehmen.
Denn kaum eine Wirtschaft ist so eng mit dem Ausland verknüpft wie die Deutschlands. Wie der
KPMG Investment Report zeigt, setzen 24 von 30 Dax-Konzernen mehr als 70 Prozent ihrer
Waren und Dienstleistungen im Ausland um. Mit 27.420 ausländischen Tochterunternehmen
liegt Deutschland sogar weltweit an der Spitze. Zugleich ist Deutschland eines der attraktivsten
europäischen Ziele für ausländische Investitionen.
Die sich andeutende nationalistische Wirtschaftspolitik einzelner Länder ist da fatal. Weder
eigensinnige Handelsbarrieren noch ein Wettbewerb der Staaten um niedrige
Unternehmenssteuern, wie sie President-elect Donald Trump und Großbritanniens
Premierministerin Theresa May in Aussicht gestellt haben, helfen der Welt noch den Staaten
selbst auf Dauer. Stattdessen werden sie die Prozesse beschleunigen, welche unsere
Gesellschaften nachhaltig zu spalten drohen.
Kurzfristigen Verlockungen widerstehen
Aus Sicht der exportorientierten deutschen Unternehmen ist es wichtig, sich gemeinsam mit der
deutschen Politik vordergründig verlockenden Angeboten wie Steuer-Dumping und
Währungsabwertungen zu widersetzen. Stattdessen gilt es im Jahr des Feuer-Hahns, in das wir
laut chinesischem Horoskop treten, die eigenen Stärken auszuloten und sich voll und ganz auf
diese zu konzentrieren. Erfolg wird haben, wer kraftvoll, selbstbewusst und ehrgeizig auftritt,
dabei aber das notwendige Augenmaß behält und nicht nur auf den eigenen (kurzfristigen)
Vorteil bedacht ist.
Es ist unser aller Interesse, nationalistischen, populistischen Bewegungen mit kluger Politik zu
begegnen und die Welt wieder in Richtung Globalisierung zu drehen.
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Zusammengefasst
»Eigensinnige Handelsbarrieren und ein Wettbewerb der Staaten um niedrige
Unternehmenssteuern werden die Prozesse beschleunigen, welche unsere Gesellschaften
nachhaltig zu spalten drohen.«
Die Grundlagen der Globalisierung stehen in Frage. In den USA spricht sich der künftige US-Präsident
Donald Trump für Zölle aus und verfolgt eine nationalistische Wirtschaftspolitik. Durch das BrexitReferendum scheint sich Großbritannien aus dem europäischen Binnenmarkt zu verabschieden.
Immerhin redete der chinesische Präsident Xi Jinping der Globalisierung das Wort. Für deutsche
Unternehmen gilt es, sich gemeinsam mit der deutschen Politik vordergründig verlockenden Angeboten
wie Steuer-Dumping, Marktabschottungen und Währungsabwertungen zu widersetzen.
Andreas Glunz
Bereichsvorstand International Business
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