Auf die Randzeiten kommt es an - bei KiTa

Auf die Randzeiten kommt es an
Nadine Grams von der Kindertagespflegestelle „klitzeklein“ freut sich über 30 000 Euro Fördermittel
Von Ulrike Deusch
COESFELD. Ein Vormittag in
der Kita „klitzeklein“: Vier
Winzlinge von eins bis zweieinhalb Jahren tummeln
sich zwischen Spielzeug und
Kuscheltieren. „Jetzt machen wir gleich Mittagessen
und dann geht ihr schlafen“,
sagt Tagesmutter Nadine
Grams. Schlafen? Skeptische
Blicke in der Runde.
Dabei wird ein Mittagsschlaf guttun, denn zwei der
kleinen Schützlinge sind
schon seit dem frühen Morgen in der Kita, was in diesem Fall nicht die Abkürzung für Kindertagesstätte
ist, sondern Kindertagespflegestelle bedeutet. Ab 6 Uhr
steht Nadine Grams bereit,
denn das ist das Besondere
an der Kita „klitzeklein“. „Ich
biete einen Zeitrahmen von
6 bis 18 Uhr an, aber nach
Absprachen ist auch eine Betreuung an Abenden, Feiertagen und Wochenenden
möglich“, sagt sie. Weil sie
mit ihrem Angebot diese
Randzeiten abdeckt und damit einen besonderen Beitrag zur Vereinbarkeit von
Familie und Beruf leistet, hat
Nadine Grams sich für eine
finanzielle Förderung des
Bundesfamilienministeriums bewerben können –
und diesen Zuschuss nun
bewilligt bekommen (wir
berichteten).
„Ich erhalte über einen
Zeitraum von drei Jahren
insgesamt 30 000 Euro“,
freut sich die Tagesmutter,
Nadine Grams mit ihren Schützlingen (v.l.) Mila, Mia, Christoph und Amelie. Sie bietet sehr ungewöhnliche Betreuungszeiten an, die
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern.
Foto: ude
Geld, das zur Förderung von
Personalausgaben
ebenso
gedacht ist wie als Investitionszuschuss etwa für die
Ausstattung von Schlafräumen, andere Sachkosten
und Ausgaben für Qualifizierungen. „Wir möchten
konkret und zeitnah einen
Snoezelraum
einrichten“,
hat Grams konkrete Pläne.
„KitaPlus: Weil gute Betreuung keine Frage der
Uhrzeit ist“, heißt das Förderprogramm der Bundesregierung. Vor allem Alleiner-
ziehende, Eltern in Schichtarbeit oder in Berufsgruppen, deren Arbeitszeiten außerhalb der üblichen Betreuungszeiten liegen, sind
auf erweiterte Betreuungsangebote angewiesen, wenn
sie Beruf und Familie miteinander vereinbaren wollen.
„Die Eltern eines Kindes, das
bei mir ist, sind beide Lehrer
und müssen früh in der
Schule sein, die auch noch
auswärts liegt“, schildert Nadine Grams eine typische Situation.
Vor fünf Jahren hat sie
sich entschieden, ihren beruf in der IT-Branche gegen
eine Arbeit als Tagesmutter
einzutauschen. Schon immer hat ihr das Zusammensein mit Kindern Freude gemacht. Als sie dann selber
Mutter wurde, war der Zeitpunkt gekommen, auch für
sich selbst einen Arbeitsplatz
zu finden, an dem sich Beruf
und Familie vereinbaren ließen. Acht Betreuungsplätze
bietet Nadine Grams in ihrer
Kindertagespflege an, die sie
nicht in ihrer eigenen Wohnung, sondern in gemieteten
Räumen an der Osterwicker
Straße eingerichtet hat. Die
Betreuungszeiten
werden
ganz individuell mit den Eltern abgesprochen.
Ihre kleinen Schützlinge
sind ganz verschieden alt.
„Der demnächst Jüngste ist
noch gar nicht geboren“,
lacht sie. Übers TagesmütterNetzwerk ist Grams mit ihren Kolleginnen verbunden,
einmal pro Woche treffen
sich alle zum Spielen.