Das Gen, mit Geld umzugehen, hatte ich schon immer

„Das Gen, mit Geld umzugehen, hatte ich schon immer“
Zweckverband für Abfallwirtschaft Der Umweltingenieur Karl Heinz Lumer musste das Chefsein erst lernen
„Hier arbeiten wir“ – unter diesem
Motto stellen wir Menschen vor, die
aus verschiedenen Berufen kommen.
Aber eins haben sie gemeinsam: Zusammen sorgen sie für den Erfolg des
Unternehmens, für das sie arbeiten.
Heute geht es um den Zweckverband
für Abfallwirtschaft:
Kempten/Oberallgäu Karl Heinz Lumer hat eine Menge mitgemacht in
seinem Job: Als der Umweltingenieur 1990 zum
heutigen Zweckverband für Abfallwirtschaft
kam, war er zuvor
im Landratsamt
Oberallgäu „Alleinkämpfer“ gewesen und hatte
im stillen Kämmerchen Gutachten
angefertigt. Plötzlich war er technischer Leiter und als „Mannschaftsspieler“ gefragt. Und danach als Geschäftsführer „musste ich vor allem
auch das Delegieren lernen“.
Der 59-Jährige, der Wunschkandidat des damaligen stellvertretenden Landrats und heutigen ZAKAufsichtsratsvorsitzenden Gebhard
Kaiser war, gestaltete die Umwand-
lung des Kommunalunternehmens
in eine privatrechtliche Firma mit.
Am liebsten spricht Lumer von
„Wirtschaftsbetrieben mit Industrieanlagen“, wenn er aufzählt, was
alles zum ZAK in Kempten, dem
Ober- sowie dem Westallgäu gehört: der Müllofen, Kompostierwerke, Fernwärmeanlagen und die
Wertstoffhöfe. 240 Millionen Euro
hat er seither investiert. Plötzlich
eine solche wirtschaftliche Verantwortung zu haben, fiel Lumer eigenen Worten nach nicht schwer:
„Das Gen, mit Geld umzugehen,
hatte ich schon immer.“ Kaiser sage
ihm sogar nach, „ich sei zu geizig“.
Er stehe aber dazu, dass er gerne
frage: „Muss das wirklich sein?“
Lumer sieht man seine 59 Jahre
nicht an und man vermutet dieses
Alter schon gar nicht, wenn man
ihm in der Freizeit im Fitnessstudio
oder beim Laufen in der Natur begegnet. Der Mann gibt Gas. Von daher will er als Geschäftsführer auch
„weitermachen, so lange es mir gesundheitlich gut geht und mir die
Sache hier Spaß macht“. Die besten
Ideen, wie man dies und das neu anpacken kann, kommen ihm übrigens
morgens beim Aufwachen. (jan)
Im Müllheizkraftwerk des ZAK werden Abfälle aus Kempten, dem Ober und dem Westallgäu verbrannt. Allein in diese Anlage hat Geschäftsführer Karl Heinz Lumer 90 Mil
lionen Euro investiert.
Fotos: Ralf Lienert
Erich Kalchschmid: „Immer hilfsbereit“
Bianca Friedel: „Super Arbeitsklima“
Benjamin Koch: „Nie langweilig“
Erich Kalchschmid kommt sich
als Chef eines Wertstoffhofes
manchmal vor wie beim Friseur:
„Unsere Kunden erzählen uns
von ihren Nöten und Sorgen,
wenn sie ihre Wertstoffe vorbeibringen. Manchmal die ganze
Lebensgeschichte.“ Kein Wunder, denn viele sind „Stammkunden“, sagt der 57-Jährige. Hilfsbereit zu sein, sei ein Muss, wenn
Bianca Friedel ist jung. 27 Jahre
ist sie erst alt und doch schon die
Leiterin im Personalbüro. Friedel ist ausgebildete Kauffrau für
Bürokommunikation – eine Berufsbezeichnung, die es heute gar
nicht mehr gibt. Büromanagement heißt das inzwischen. 250
Beschäftigte hat der ZAK in vier
Firmen. Es müssen Personalabrechnungen gemacht, Arbeits-
Benjamin Koch ist viel in Oberstaufen, in Sonthofen und Scheidegg unterwegs. Der 30-Jährige
kümmert sich um den Betrieb
und die technische Verwaltung
der Biomasse-Heizkraftwerke.
Koch ist gelernter Elektroinstallateur und musste sich für seinen
neuen Job als „Kesselwärter“
weiterbilden lassen. Diese Zusatzausbildung entstand früher
man in einem der Wertstoffhöfe
arbeiten will. Es komme zwar
häufig vor, dass Personen mit
Abfällen kommen, die er nicht
annehmen darf. „Doch Kunden
deshalb zu beschimpfen, geht gar
nicht.“ Privat steht Kalchschmid
immer noch gerne im Boxring
und sorgt beim Sparring dafür,
dass Jüngere ihre Aggressionen
abbauen können.
verträge und -zeugnisse geschrieben, und es müssen Zuschläge für Arbeiter im Schichtdienst berechnet werden. Bianca
Friedel schätzt am ZAK vor allem das „super Betriebsklima“.
Die größte Herausforderung bei
ihrer Arbeit sei, dass sich ständig
Regelungen ändern: „Immer sagt
man, es wird einfacher, tatsächlich wird´s aber komplizierter.“
für den Dampfmaschinen-Betrieb von Lokomotiven. „Bei uns
geht es eben auch um Dampf.“
Langweilig war die Arbeit in dem
einen Jahr, das er jetzt beim ZAK
ist, noch nie, sagt Koch. Ganz im
Gegenteil: Wenn etwas nicht
funktioniert, muss er im Zweifelsfall auch mitten in der Nacht
los. Privat ist der 30-Jährige am
liebsten in den Bergen.