Großalmerode am Ende des 2. Weltkrieges

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Großalmerode
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Nr.5/96
dßa 2, Züelfuieaen
Verfasser: Hermann Nobel" Am Hang 8, 65199 Wiesbaden
Verö
Unter dem Titel "Großalmerade r.or -50 Jaluen - Kriegsende und Folgen" wrude im lv{itteilungsblatt <ler Stadt
tlroßalmerode, Nr. I -3- I 5/ I !r95 an dre Knegs- und Nachknegsereigrusse eruurert.
Diese Berictrte hatten zur Folge. daß die zatrlreich eingegangenen Hinweise, vor allem auch von außerhalb
woturenden T,eitzevgen, dre Geschehnisse dieser Zeit bestätigten, aber auch ergänäen,
§lit den folgenden Beitägen will darum der Verfasser ergänzend informieren, aber auch dem leider durch eine
Lokalzeitwrg fetrlerhaft recherchierten und veröffentlichten Sachverhalt über die Erschießrurg von deutschen
Soldaten widersprechar.
Tote Soldaten direlrtvor der Haustür
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röj|€)tt i i t h u.rLEs sc h I agze il e n
deutscher Soldaten am 'tAken lVes"
Falsch sind die veroffentlichten AussagJen l'on sogenannten Zeitzeugan m gerumnter Lokalreitmg" wonach
nerm deutsche Soldaten am Alten trl['eg exekutieft wurden.
Rlclütg ist vielmehr, daß es sechs Soldaten waren, die auch nicht, wie ftilsctrlioherweise benclrtet, auf dem
Friedliof ur GrojJahnerode bestattet wurden.
Die Leichen clieser Soldaten unrrden- nachdem sie mefuere Tage am Hause von Wilhelm Hohmann lagen- nach
Velmeden tansporhert, nachdem Pfarrer Herold Liist <lie unverzügliche Bestattung beim Oriskommandanten
angematurt hatte.
An dieser Infbrmatiort die dem Verfasser erst nach den Veröffentlichungen miQeteilt wutde, ist nicht zu ryeifeln, weil es einen lreute noch lebenden Zeu€len €lbt, der dres pers<inhch von dem amenkanischen Clrtskomrnandanten erfirhr.
Darüber hinaus gibt es einige Zeugen in Velmeden, die berichten daß die toten Soldaten noch einige Tage rn
einer Scheune unterhalb des Bahnhofes lagen, bevor sie in das nahegelegene Batrnhoßgebäude verbracht
wurden, das mit den Leichen am Sorrntagnorgen, dem l-s. April 1945, bis auldie Grundmauem niederbrannte.
Die tsestathmg der Leichemeste erfolgte in Batmhoftähe.
Über die sechs gefallenen Soldaten ist ergäruend noch zu berichten, daß am Tage ihrer Bestatnrng am Donnerstag, dem 12.04.1945, noch zehn weitere Beerdigungen stattfanderl darunter acht duch Kriegshandlungen
getötete ävilisten.
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Großalmerode
Mr. hiest schreibt
Nr. 5/96
1983
Um cler historischen Wahheit gerecht zu werden, sind auch die einsotrlägigen Veröffentlichungen im Nlitteidu "Hessischen Allgemeinen - Wena Nactrichten" aus dem Jafue 1983 an kordgieren. Gegenstand dieser Berichte war der Brief eines amerikenischen §oldaten an die §tadtverrvaltung riroßalmerocle, mit dsm dieser u,a. itber Ereignisse der Besehrng von Rommerode berichtete und unr Mitteilung
weiterer Erkenntnisse bat. So war das Bemtlhen dieses ehemaligcn §oldaten, mit der Frau ilr Kontakt ar [Eterl
dte ihn bei der Besetnrng von Romrnerode irrttimüch mit eurenr deutschen Soldaten verwechselte und ihm aus
einer teilweise offenstehEnden Ttir "Auf Wiedersehen" nrief.
lungsblatt Großalmerode und
Mtttwoch, lZ. Auturt l98-i
Großalmerode erhält post aus UsA:
Soldat bittet
um lUlithilfe
HI';ltL-ichlagzeilc
i\tntschrr.rbcn
Nach schriftlicher Anfrage, insbesondere aber nach Übersendrurg eines Tagebuchberichtes dieses Soldaten
aus der Zeit der Besetzung. steht nun zweifelstei fest daß es sich im vorliegenden Falle nicht um Rommerode.
sondem unr Weißenbach handelt
Da diese Auf2eichnungen eiruge rnteressante lGiegsereigrusse der Region, vor allem aber \Veißenbach betret'fen, werden sie nach Übersetzung auszugsweise miSeteilt.
Tt
'en des
Mn hiest
Nach Ausfütrnurgen uber diverse Kriegsereigrusse beim Einmarsch - von Fü,rstenhagen kommend über Friednchsbrück, Rr'''mmerode urd Laudenbach - bedclrtet der ti*rende amerikanische Sptihtnrpptiihrer Mr. Pnest,
in dem erst nach den VerötTentlichungen iibersandten Tagebuchauszug erngehend über dre Kriegshandlungen in und urn Weißenbach:
Nachstehend die wesenflichsten Aruztige der Übersetzung, die aus Grtinden der Verstjindlictrkeit geringlügrg
geiürdert und aus redaktionellen Gründen geki.irzt wiedergegeben werden:
E inmar s ch in l4t eß enb ach
...Den Ort, den wir jctzt betreten, ist das BmterndorfWeiJlenhach, das ungefrihr 3-4 fuIeilen westlich von Bad
Soaden !iegt.. Die Strape, der die G-Kompaniefolgt. ist det'nordwestliche Arm eines umgedrehten L Zu gleicher Zeit murschiert eine tleunche Einheit über den südwestlichen Arm ein. Die Stra$en tre-ffen sich in der
l{itte des Heinen Dor1es undtilb'en nach Osten wieder hinaus.
Jener,luSenpo'sten hatte den,lu.ftrag, den Feind mindestens solange au,fruhahen, bis die deutsche Einheit
,.len ()rt verlassen h«t- Die Zeit ist irgendwo um 20.00 Uhr.
Jetzt bin ich wieder der erste Spriher. Die Kampanie hält immer noch absolutes Sclnueigen. Raus in die h[itte der Strupe, umfeindlichenAu§enposren varbeisclileic:hen, der kcine 20 Fu$'teeit weg ist, immer gewärtig,
das Gewehrfeuer zu hören. Jede Selaande scheint eine Ewigkcit. Keine Reaktion. Entweder haben sie ilwe
Stelhng verlassen und sind geflohen oder sie sind in äerAu.fregung des Feuerbeschusses gefallen.
r
Großalmerode
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r) rtsanstchten v on We$enbach
MAnA*e l'uvve*stung
Ich bin noch nicht am er.sten Haus vorbei. bewege mich die Stra$e nmter und halte mich dicht an den Höusern aufder rechten Seite.
Etwa oufhalbemWegeflüstert eine weibliche Stimme santi aus einem o/J'enen Tor 'AuJ'Wiedersehen!", zieht
sich dann entsetzt zurüclc, und als die Frau erleennt, da$ sie zu einem feindlichen Soldaten gesprochen hat,
schlie$t sie sclmell und leise die Ttir.
Es ist Abend in dem deutschen Do$, In einer Siruafion auf Leben und Tod bin ich wahrscheinlich gerade
vor ein paar fuIirutren davor bewahrt worden, getötet zu werden, da verabschiedct mich einfeindliches Mdd'
chen mit honigsüpenLruten. Affensichtlich hat sie michmit einem ihrerLandsleute vett+,echselt. dem.4tpenposten, an dern wir gerade vorbeigeschlichen sind.
Erste Feindbütlhrune
W'eg, die Stra$e tanter, nähere ich mich der Eckc des letzten Hauses, hinter dem gleich die Stra$en'
lo.euzung liegt. Ich höre ein leicht gedrimpftes sirrendes Gertiusch, teu/lisch beunruhigend, erreiche die
Eclcc und erbliclce schaflenhalte Gestalten, die in langen Zweierreihen ans Sädwest konunenund der StraSe
nach Ostenfolgen. Mein erster Gedanke ist, ilap es siah um eine Kompanie urueres 2. Batallions hanilelt.
Ich will gerade zu Schaller zudclmtfen: "Entspann dich, etnige von unseren Leuten sind schon hier", als
mich eine innere Stimme davor warnl Um die Eclcc gelcorunen, gehe ich efiras näher und stelle fest, da| es
eine leindliche Ehheil ist. Es besteht l<ein Zweifel daran, da$ alle diese deutschen Soldaten den scharfen
Besclats vor cin paar Miruten gehört haben, lrotzdem marschiert die Kolonne, als fi)hlten sie sich absolut
sicher. Die meisten von ilmen tragen Gewehre, eine hat eine leic:hte l+'Iaschinenpistole un der Sclrulter hüngen. Der T1p hinter ihm schleppt zwei Munitionsbehöher.
ich bin totat abhöngig von zwei Handgranaten. die in den beiden Brusttaschen meines Kanp.fana4es
stecken. Obwohl ich in der letzlen Sfimde eine Granate in die Hand genommen hatte, um sie gegen die sich
urls nöhernden Sctldaten eilausetzen, lnmml mir jelzt, angesichts deutscher §olduten in dichtenReihen,
nicht der Gedanlce. diese Granaten zu zünden, die gemeinsam geworfen, in ihren nur 50 Fufi entfemten
Fortnation verheerende l'erwundungen bei unzdhligen von il*en zur Folge gehabt htitten.
Auf dem
uf ehten dantschen Soldalen
Staudessen lege ich mich ouf den Boden, lege das Gewelv anf einen Stein, nehne einen von ihnen ins Wsier und üAcke ab. Der Klang der explodierenden Pulrone in der Gewehrkammer Hingt in dieser &mHen
Nacht im Widerhall der Häaser. wie die Erylosion eines Bombenbesclauses. Die.feindliche Reaktion ist ein
komplettes Durcheinander.Sie brechen aus den Reihen und fiüchten nach Sitdu,eslen. Sehtnden spriter überqlueren wir die Stra§e zur Mitte der Stra$enlveuatng und biechen entlang der Steinmmter des nöchslen
Hauses. Wir hören und sehen dann einige schattenhafie Gestalten, die sich von Siidwest nrihern. Sergeant
Browning gibt mürrisch ein leises Kommando atmAnhalten. Die schattenhaften Gestalten, von der-fremden
Stimme verwitl, zögern und versclrwinden in der Dunkelheit.
Schuß
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Großalmerode
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Nr.5/96
Drei dcutsche SoWden uf dcr Börchung
Leise bewegt sich die Schwadron die StraSe hinouf, vielleicht einen halben Block weiter in Richtung des
östlichen Orts,randes des Heinen Dorfes, als der Lantnant uns annthahen befiehh. ltrir warten darauf, da0
Captain lYindsor uns einholt. Er wird die nächsten Schritte beslimmen. In der Zvischeraeit kauent sich
die S<,lwudronsoldaten nahe der Strupenböschung, um so wenigwie maglich gesehen zu werden.
Schwartz ist direkt hinter mir und tippt mir cuf die Schulter. Ich wende meinen Kopf, wtihrend er sich über
mich beugt und mit seinem Finger direkt neben meinern Gesicht zur Höhe der Bösclxtng zeigt. Dort. ein
paur Fufl über uns, zeichnen sich die Silhouefren von &ei danlschen Solduen gegen den Nachthimmel
ab. Zwei der Feinde stützen einen venntndeten Soldaten zwischen sich. Sie fühlen unsere Anwesenlrcit und
versclwinden in der alles umbüllenden Dunkelheit.
Kanofoaase in einem Haus an Orlsrand
Captain Windsor ist da. Nach einer lurzen Dislassion mit dem Leutnant befiehb er dem ). Zug, sich eineugrubenund die Stellung au§erhulb des Ortes zu halten. An dieser voiluns zu huitendenLinie steht ein einsmes Haas. Es ist einige lundert Fu/) an$erhatb des eigentlichen Orts und ungeJähr 100 Fup von der
StraSe entfernt. Die Mriwter der 2. Schwadron bekommen eine Atempanse, und wiruhid"" das Haus fir
eine wo$verdienle Rast benutzen, utn uns nach einigen autregenden Stunden an der Spitze zu entsparrnen.
Dus Huus, dus wir betreten, ist kein Bouenilurus. Es ist gttt eingerichtet, oltwohl es tur Zeit nicht bcwolrnt
ist. Der Hauseingang befindet sich wt der lYeslseite, der Rest unseres Zuges erobert esjenseits von der ()stseite. Die Haustür fr)hrt in eine Diele, von der man wiedetum in ein Wohnzimmer gelangt. Das E$zimmer
liegt dahinter. Einmal im Htrus, werden einige Kerzen aus der Tasche gefischt und angeündet. Alle Fenster sind mit schw-eren Ver&tnkclungsrothdngen verhltngt. Auf dem Eptisch steht eine grope tlache Platte,
wf der sichfrisch atjgeschnittener Kuchen türmt.
l'enehr von |l/ei&nbacher Kuchen
Die l{önner versattuneln sich im EPzimmer um den Tisch mit dcm utfgetllrmten Kuchen. Niemand schert
siah wn die Wanrung, infeindliclrctt Hthtsent Speisen nt veruehren, denn einige anterikaüsclte Soldaten
sind vergtftet worden, nachdem §te von den sich zun)claiehenden deutschen Truppen zwtickgelassene
Speisen gegessen hatten. Unser völlig unernuofietes Erscheinen in Weipenbach, und das beobachtete Durcheinander des Feindes ldSt in diesem Moment so eine Takttk als öullerst umtahrscheinlich erscheinen, §o
jedenfalls argumentieren wir. und so genie$en vit' gutan deutschen Kuchen.
Die Gewehre werden un die l*'and des Epzinmers gelehnt. Die meisten Solduten setzen sich auf die St*lile
um den Tisch. Einige wenige ziehen es vor, stehewubleiben, denn sie sind noeh viel zu aufgeregt, un sich
al setzen. Die au.fregenden Ereignisse des Tages und Abends bewirken bei den meisten einen Zustaad nqvöser Spannungen. Sergeanl Brovwting, der beste Soldat des Ztrges, sitzt am Tisch und kaut vor sich hin.
Wir sprechen über irgendwas zum Entsparuan.
Miß lang en q dants chq G runaenan gritß
"Brownie",frage ich, "wa-s war der Grund dieser Explosion vorhin?" Das Gebüsch war zu hoch, um elwas
ru sehen." Er antu;ortet: "Ich habe das yerdammte Dingrw losgehcn hören, aber einerv'eiler hinten sagte,
er suh einen Deutschenhochspringenund eine Granale gegen die Kolonne erheben. Sie hatte nicht gemtg
Schwungund landele im Graben."
"Irgendjemand ist genan über uns heramgescltlichenn. sagt Schuartz. wdhrend er noch ein Kuehenstück
nimml, "aber wir waren nicht sicher, wer es war, Teufel noch mal."
"lvflüssen'KreutJ gevesen seht", sagt Brownie und leckt dte Hebrige Glasur von seinerl Fingent...
Üh en as che n dcr n dc ht li c h er H an s b e su c h
...Platzliah hören wir die Hrustür atfgehen. Wir denken, es ist einer von uns. Der Typ scheint siah selbst nicht
sicher zu sein. -4nstatt in das yon Kerzen erleuchtete Zimmer zu treren, bleibt er still an der ffinen Tür
stehen und sagt kein Wort. Er sollte nicht so nthig und schweigsam verharren. Ein Gefiihl von Gefahr weht
durch das Zimmer. Sergeant Browing bellt: nlVer isl dai'" Die einzige Antwort ist das schnelle Huscheln von
Füpen nach dratpen und das Zulallen der Tür. Wie auf Komnando. greifen allc nach dcn Gan'ehren. blasen
die Kerzen mts und eilen ntr Harstür. Einmal drm$en, konnle der Eindringling nach Norden über die benachbart en Äc ler /lti c ht en.
Uns ist plötzlich der Appetit vergangen. GlücHichenveise var der Eindringling über unsere Anwesenheit
ebenso überrascht, *ie wir über seine. f äre es anders gewesen. wiire der Preisfiir den Gerup des Kuchens
viel zu hoch.
Danach haben wir uns zum Rest des zweiten Zuges gesellt und erwarten den Feierabend. Captain Windsor
hat aber vom Batailliorßhauptquartier den Befehl bekommen, denllotmarschforlrusetzen.
I?'ird fortgesetzt !