Silvester - Hoffnungskirche zu Pankow

Evangelische Hoffnungskirchengemeinde Berlin-Pankow
PREDIGT am Silvesterabend
Textgrundlage: Jesaja 30 15-17
Von Pfarrerin Margareta Trende
Liebe Gemeinde,
laut wird es in ca. 7 einhalb Stunden wie jedes Jahr zu Silvester beim Übergang vom alten
ins neue Jahr. Viele Menschen starten Raketen und Böller, Tischfeuerwerke und Sektkorken
werden knallen. Während die einen so Ihre Freude zum Ausdruck bringen, tun das andere
eher ruhig und besinnlich.
Der Predigttext für diesen Silvesterabend bewegt sich zwischen dem Aufruf zur Ruhe und
Gelassenheit und einem anklagenden prophetischen Feuerwerk.
Das Leben des Propheten Jesaja und das seines Volkes ist im 8. Jahrhundert v. Chr. gefährdet.
Dunkle Wolken ziehen über das Südreich Juda. Im Norden steht die Macht der Assyrer. Die
Eroberungspläne unter Sanherib II bedrohen das Leben der Menschen in und um Jerusalem.
Alle politisch Verantwortlichen sehen nur das militärische Bündnis mit Ägypten als Rettung.
Alternativen werden aus Angst
oder weil sie undenkbar erscheinen
gar nicht erwogen.
Jesaja beschwört die Verantwortlichen, sich nicht auf die eigene und die militärische Stärke
Ägyptens zu verlassen. Er ruft seinem Volk und den politisch Verantwortlichen zu:
Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: In Umkehr und Gelassenheit werdet ihr gerettet, in der Ruhe und im Vertrauen liegt eure Stärke. Ihr aber wolltet nicht und sagtet: Nein! Auf
Pferden werden wir fliehen! Darum werdet ihr fliehen. Und auf Rennpferden werden wir reiten!
Darum werden eure Verfolger rennen. Tausend werden fliehen vor dem Drohen eines Einzigen, vor
dem Drohen von fünfen werdet ihr fliehen, bis ihr ein Rest seid, wie ein Heereszeichen auf dem
Gipfel des Bergs und wie ein Feldzeichen auf dem Hügel.
Die Mahnungen Jesajas blieben ungehört. Der König Hiskia verbündete sich in seiner Angst
und der Überschätzung seiner eigenen politischen Macht mit Ägypten. Doch ohne Erfolg. Im
Jahr 701 v.Chr. wird Jerusalem belagert. Der assyrische König Sanherib II brüstet sich damit,
dass der den judäischen König Hiskia
Das Setzen auf Angst und vermeintliche militärische Stärke hat sich als Nichtig erwiesen. In
Umkehr und Gelassenheit werdet ihr gerettet, in der Ruhe oder Stille wie Martin Luther übersetzt- und im Vertrauen oder Hoffen liegt eure Stärke ruft Jesaja im Namen Gottes seinem Volk
zu.
Gott begegnet der Angst im Aufruf zum Vertrauen. Mit Gott gibt es immer noch eine weitere
Möglichkeit, als sich von der Logik der Angst leiten zu lassen.
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Doch wieviel geschah in diesem zu Ende gehenden Jahr 2016 aus Angst und ohne Vertrauen
in eine gute Zukunft. Vieles steht uns gerade im politischen Bereich vor Augen: Die Abstimmung der Briten für den Austritt aus der EU, das Errichten von Zäunen und unmenschlichen
Gesetzen gegen Menschen, die aus Krieg und Elend nach Europa fliehen. Und auch die Präsidentschaftswahl in den USA entspringt bei vielen Wählern der Angst, dass es im normalen
Politikerbetrieb keine Verbesserung geben wird.
Doch liebe Gemeinde, es gab und gibt auch in dem zu Ende gehenden Jahr viele Beispiele, in
denen Menschen in Ruhe und Gelassenheit und im Vertrauen auf Gott Frieden stiften, Hoffnung Verzweifelten schenken und ein Zeichen setzten, dass Religionen nicht nur die Ursache
von Leid und Krieg sind, sondern, dass sich Gläubige auch für Versöhnung einsetzen.
Leider schaffen es diese guten Nachrichten selten oder gar nicht in unsere Radios und Fernseher.
Ich möchte Ihnen deshalb drei Beispiele nennen:
1.
, ein
Friedensabkommen zwischen den verfeindetet Städte Misurata und Zintan in Libyen
auszuhandeln. Der Konflikt zwischen diesen beiden Städten galt lange als Pulverfass
im krisengeschüttelten Libyen
2. Der Jesuit, Pater Peter Balleis, bietet Kindern und Jugendlichen, die auf der Flucht mit
ihren Familien irgendwo steckengeblieben sind, Bildung an. So unterrichtet er zum
Beispiel im Nordirak. Er bietet darüber hinaus viele Onlinekurse an, sodass mehr als
3000 junge Männer und Frauen an 17 verschiedenen Orten lernen können.Denn so der
nicht in der Vergangenheit zu versinken.
3. Im Oktober dieses Jahres fand erneut in Isra
Und als
An diesem
vom Norden bis in den Süden Israels beteiligten sich tausende
von Frauen vereint durch Musik und der Idee eines gemeinsamen, gewaltfreien und
friedlichen Lebens im Heiligen Land.
Sie selber können sicherlich diese Beispiele auch mit Ihren eigenen positiven Erfahrungen
ergänzen. Erfahrungen und Erlebnisse, bei denen Sie in diesem Jahr gemerkt haben
sc
Bewahren Sie sich diese Erfahrungen und Erlebnisse! Sie sind Ihr guten Reserven für die traurigen Tage im Leben. In der Stille und Ruhe, die Ihnen vielleicht dieser Silvesterabend beschert, können Sie sich diese Erlebnisse in Erinnerung rufen.
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Wenn der Prophet Jesaja sagt: In Umkehr und Gelassenheit werdet ihr gerettet, in der Ruhe und
im Vertrauen liegt eure Stärke, dann kann das auch uns ermutigen im neuen Jahr immer wieder einmal Inne zu halten.
Die Worte des Propheten erinnern uns daran, zur Ruhe zu kommen und so Gott die Möglichkeit zu geben, sich in unser Leben einzumischen.
In der Stille und Gelassenheit können wir Abstand zu dem gewinnen, was uns ständig beschäftigt und manchmal auch krank und traurig macht.
Umkehr und Ruhe können uns helfen Kraft für die Aufgaben zu gewinnen, die vor uns liegen.
Ja, das Vertrauen auf Gott kann mich davor retten, dass die Dinge mich überrennen.
Und, liebe Gemeinde,
, z
, die Probleme,
die uns umgeben, zu ignorieren.
Es heißt nicht, wir ziehen uns zurück, bauen einen Zaun oder eine Mauer um uns herum und
schotten uns ab. Dietrich Bonhoeffer, dessen schönes Lied wir nachher singen, sagte einmal:
Das stille Hören auf Gottes gute Macht kann dich auch dazu führen, dass du um Gottes
willen nicht leise bleiben kannst
Egal, ob wir in der Gelassenheit die Kraft für unsere alltäglichen Aufgaben finden oder in der
Stille die Energie, nicht leise zu bleiben, wenn die Ungerechtigkeiten dieser Welt an unser
Gewissen appellieren. Das Innehalten und Ruhigwerden kann beides ermöglichen.
So mögen Sie im kommenden Jahr immer wieder Zeiten der Stille und der Gelassenheit finden. Und es möge Sie das tiefe Gottvertrauen begleiten, von dem der Apostel Paulus (Epistel)
sagt:
Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes,
die in Jesus Christus Wirklichkeit geworden ist.
Amen
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