Hauptausgabe - Migros

Leben
MM01
Familienumfrage
Hatten Sie als Kind ein Lieblingskuscheltier?
In Zusammenarbeit mit
1 Oh ja. Noch heute hat es einen Ehrenplatz bei mir
zu Hause (oder in meinem Herzen). 63%
2 Ich hatte mehrere über die Jahre hinweg. 21%
3 Nein, eigentlich nicht. Ich kann mich an
keines erinnern. 16%
1, 2 oder 3?
Wasserbomben
Wie
würden Sie
entscheiden?
www.migmag.ch/
12oder3
Richtig oder falsch?
Nach Weihnachten
kann man den Christbaum einfach im
Grünabfall entsorgen.
Falsch:
hat zwei Buben,
einen Mann, einen
Job und einen
Haushalt. Mal wäre
sie gern mehr
Leitwölfin, mal mehr
Gandhi.
1
2
3
Ich hoffe auf den Bademeister. Da muss doch ein Lebensretter zugegen sein?!
Ich zerre die Bälger aus dem Wasser und besteche sie mit einer Glace.
Ich gründe die Delfinschule.
Antwort 3: Ich finde, Delfinschule tönt gut, und die drei schauen mich erwartungsvoll an. Ich denke an
meine Primarlehrerin zurück, deren Nervenkostüm nach vielen Jahren Unterricht so abgewetzt war, dass sie
kurz und rabiat Befehle gab. «Alle in eine Reihe!», «Sprung!», «Purzelbaum!», brülle ich. Im Nu habe ich
weitere Delfinschüler. «Dürfen wir mitmachen?», fragen sie. «Klar!», schreie ich. «Hinten anstellen!»
Illustration: Lia Rock; Bild: René Ruis
Monica Müller (42)
Wasser ohne Kinder, das ist Zen. Wasser mit Kindern, das ist
die Hölle. Sie springen sich und anderen auf die Köpfe, sind im
Getümmel nur schwer auszumachen, stürzen sich vom 5­Meter­
Brett oder sonstwie ins Verderben. Dazu kreischen sie. Blöder­
weise habe ich frohgemut zugesagt, an diesem Nachmittag das
Überleben dreier Kinder im Bad sicherzustellen. Der Grosse (6)
und seine Zwillingsfreunde (7) sind Mensch gewordene Wasser­
bomben, die detonieren, wo sie am meisten friedliche Schwimm­
badbesucher treffen können. Und jetzt – was tun? 1, 2 oder 3?
Weihnachtsbäume
können nicht in jedem
Fall mit dem Bioabfall
entsorgt werden.
Wird der Biomüll zu
Kompost oder Biogas
weiterverarbeitet,
gehört der Christbaum
nicht in die Sammlung.
Chemisch behandelte
Bäume oder Reste
von Kerzen und
Lametta zersetzen
sich im Gärprozess
schlecht und gelangen
über die landwirt­
schaftliche Kompost­
verwertung in die
Umwelt. Um dies zu
vermeiden, bieten
viele Städte und
Gemeinden spezielle
Christbaumsammel­
aktionen an.
Darum gilt:
Der Abfallkalender
oder die Gemeinde­
website bieten Infor­
mationen über die
korrekte Entsorgung
und Sammelaktionen.
In Zusammenarbeit
mit Pusch – Praktischer
Umweltschutz
www.pusch.ch
LEBEN | MM1, 3.1.2017 | 89
Mehr
über die
Kolumnistin
Anne-Sophie
Keller auf
Seite 91
Brave New Girl
B
Anne-Sophie
Keller (27) glaubt
an Popkultur und
den Sinn eines
unvernünftigen
Lebenswandels.
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Die fetten Jahre sind vorbei
Berlin. Die Welt steht plötzlich still. Meine
grosse Schwester lebt dort. Ich rufe sie an
und schaue auf Facebook nach, ob sie sich als
«in Sicherheit» markiert hat. Sie hat noch
nicht. Dann nimmt sie den Hörer ab. Alles gut.
Sie sitze schon fast im Zug in die Schweiz.
Am 19. Dezember, nach dem Anschlag auf
den Berliner Weihnachtsmarkt, realisierte
ich einmal mehr, dass nichts sicher ist. Es ist
schwierig, das vergangene Jahr in Worte zu fas­
sen. Viele Menschen in meinem Umfeld haben
ebenfalls verstanden, dass die Welt womöglich
nicht besser wird. Dass die globalen Krisen
auch uns betreffen. Und dass es uns so gut geht,
weil wir auch auf Kosten anderer leben.
Eine bittere Pille für die Generation Y.
Meine Altersgruppe wurde im Gedanken
erzogen, dass alles irgendwie möglich ist und
die Welt uns gehört. Anything goes!
Man muss bloss hart genug dafür arbeiten.
Wir beschäftigen uns zudem vor allem
mit uns selbst und der eigenen Bubble.
Das wird sich ändern.
Heuer wird der letzte Jahrgang der
Generation Y volljährig, sprich: so etwas
wie erwachsen. Ich hoffe, dass wir uns
unsere jugendlichen Weltverbesserer­
fantasien nicht nehmen lassen. Dass wir
weiterhin daran glauben, zusammen etwas
bewirken zu können. Und dass wir nicht
so zynisch werden wie manche vor uns.
Denn es gibt vieles, an das man sich halten
kann. Für die vergangene Ausgabe des Migros­
Magazins (Nr. 52) habe ich 50 positive Ereig­
nisse gesucht, die 2016 passiert sind. Es ist –
trotz allem – einfach gewesen. MM
LEBEN | MM1, 3.1.2017 | 91
Kämpft für die
junge Generation
und für Frauen:
Anne-Sophie Keller
schaftskandidatin Hillary Clinton. Der Chef
versuchte, sie zu trösten, und schickte sie
dann nach Hause, wo sie nach etwas Schlaf
den ganzen Nachmittag weiter schluchzte.
«Dass eine derart engagierte und kompetente Frau gegen einen solchen Kandidaten
verliert, hat mich schwer getroffen», sagt
Anne-Sophie. «Ich fürchte, es kommen
schwierige Zeiten auf uns zu. Überall im
Westen haben rechte und populistische Parteien Aufwind – und mit ihnen ihr Frauenbild aus den 50er-Jahren. Umso wichtiger ist
es, dass wir für unsere Sache kämpfen.»
Gesellschaftspolitisch aktiv
Anne-Sophie Keller
Eine starke Stimme
für die junge Generation
In ihrer neuen Kolumne «Brave New Girl» schreibt
Anne-Sophie Keller über Dinge, die ihr wichtig sind: die Liebe,
das urbane Leben und den Kampf für eine gerechtere Welt.
Text: Ralf Kaminski Bild: René Ruis
S
prudelnd, begeisterungsfähig und
genderpolitisch gnadenlos – so
haben wir Anne-Sophie Keller (27)
in ihrem zweijährigen Volontariat
beim Migros-Magazin kennengelernt.
Findet sie in einem Artikel eine Formulierung, die Frauen herabsetzt, hält sie ihre
Empörung nicht zurück. Bei einer Blattkritik zerzauste sie einmal einen Artikel
über Eishockey spielende Mädchen derart
heftig, dass sie anschliessend zu einer Aussprache mit dem Chefredaktor antraben
musste.
Dieser wiederum befand sich als Einziger
schon auf der Redaktion, als sie frühmorgens am 9. November von der Wahlparty der
US-Botschaft in Bern ankam – am Boden
zerstört und in Tränen aufgelöst angesichts
des Triumphs eines frauenverachtenden
Sexisten über die erste weibliche Präsident-
Privat setzt sie sich schon seit drei Jahren
gemeinsam mit anderen Aktivistinnen und
Aktivisten für Frauenrechte und Flüchtlinge
ein und steht, obwohl hetero, auch schon
mal bei der Zürich Pride am Stand der
Lesbenorganisation LOS, um Flyer zu verteilen und Auskunft zu geben.
Ein wenig von diesem gesellschafts­
politischen Engagement soll auch in die
neue Kolumne «Brave New Girl» fliessen,
die ab heute jede Woche im Migros-Magazin
erscheint. Aber natürlich soll es auch um
alles andere gehen, was eine junge Frau
heute so beschäftigt – vom chaotischen
Liebesleben über die enge Beziehung zum
Grosi bis zum ereignisreichen Leben in
der Metropole Zürich. Das Migros-Magazin
mit seiner grossen, vielfältigen Leserschaft
sieht sie als tolle Plattform, um als Stimme
aus der jungen Generation zu berichten,
was diese so bewegt. Und sie freut sich schon
auf Widerspruch und Diskussionen mit
ihren Leserinnen und Lesern.
Anne-Sophie Keller ist in Thun BE in
einer Lehrerfamilie aufgewachsen, verehrt
die US-Sängerin Taylor Swift und liebt
J.R.R. Tolkiens «The Lord of the Rings». Sie
hat viele Jahre Ballett getanzt, spielt Klavier
und Gitarre, geht oft ins Kino und verbringt
viel Zeit mit ihren Freundinnen und Freunden – oft bei jemandem zu Hause, wo dann
gegessen, getrunken und philosophiert wird.
Neben ihrer Kolumne verfasst sie derzeit
gemeinsam mit der Publizistin YvonneDenise Köchli ein Buch über die frühere
Schweizer Frauenrechtlerin Iris von Roten.
Später im Jahr wird sie ihrem Fernweh nach
Asien folgen. Und an Projektideen für die
Zukunft mangelt es nicht. MM
Lesen Sie Anne-Sophie Kellers
Kolumne auf Seite 89