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KONF: Internationale Tagung "Poetiken des Staunens",
Zürich (01. – 04.02.2017)
Discussion published by Maximilian Benz on Thursday, January 5, 2017
Poetiken des Staunens
Abschlusstagung des SNF-Sinergiaprojektes "Poetik und Ästhetik des Staunens" (www.staunen-projekt.com)
KONZEPTION: Mireille Schnyder, Nicola Gess, Hugues Marchal, Johannes Bartuschat
Staunen als eine Emotion, die mit Verwirrung und Verunsicherung, aber auch Begehren und Genuss verbunden
wird, ist weder begrifflich noch phänomenologisch leicht zu fassen. Und doch bildet es seit der Antike den
Kern verschiedener diskursiver Ordnungsmuster, von der antiken Philosophie, deren Anfang seit Aristoteles und
Platon im Staunen gesetzt ist, über die Rhetorik und Poetik, die über Verfremdungs-, Überraschungsund Steigerungseffekte Staunen beim Rezipienten bewirken wollen, bis zur christlichen Erkenntnislehre, die
im Staunen vor der Schöpfung den Anfang der Gottessuche sieht oder die konzentrierende Hinwendung zu Gott in
eine graduelle Steigerung von Staunensmomenten fasst; aber man denke ebenso auch an die
philosophische Ästhetik, deren Begründer Baumgarten der "thaumaturgia aesthetica" ein ganzes Kapitel seiner
Ästhetik widmet.
Als "kognitive Emotion" (Daston), die genuin mit Wissen verbunden ist, indem sie eine epistemische Grenze
indiziert, die sich sowohl auf logischreflektiertes Wissen beziehen kann als auch auf Wahrnehmungsund Erfahrungswissen, ist Staunen außerdem eng an Wissenstraditionen sowie Verfahren der
Wissensgenerierung und -vermittlung gebunden. Aus dem Kontext künstlerischer, aber auch technischer Praktiken
lässt sich das Staunen somit nicht herauslösen. Staunen ist nicht nur der Anfang der Philosophie und der Anfang
der Ethnologie (Schlesier), sondern auch, wie die Tagung zeigen möchte, Anfang und Ziel von Dichtung. In ihm
sitzt der Keim der Imagination, und das Staunen der Zuhörer – vor der Kunst des Erzählers wie vor der darüber
entstehenden Größe des Erzählten – ist erklärtes Ziel der Poetiken und implizites Ziel der Texte. Im Staunen
verschränken sich der Philosophos und der Philomythos, wie schon Aristoteles sagte.
PROGRAMM
Mittwoch, 1.2.17
18:00 Mireille Schnyder (Zürich) / Nicola Gess (Basel): Eröffnung
18:30 Fritz Breithaupt (Bloomington): Wie wird Neugier erweckt? Wunder, Überraschung und Frage in narrativer
Hinsicht
Donnerstag, 2.2.17
Moderation: Mireille Schnyder (Zürich)
9:30 Maximilian Benz (Zürich): Aspekte einer historischen Poetik des Staunens um 1200
11:00 Selena Rhinisperger (Zürich): Von 'wundern' und 'âventiuren' im Artusroman
12:00 Susanne Reichlin (München): Das Staunen Marias
Moderation: Johannes Bartuschat (Zürich)
15:00 Andrea Elmer (Zürich): Die 'Hypnerotomachia Poliphili' als (vergessenes) Paradigma einer Poetik des
Staunens
16:30 Angela Oster (München): Metafora, Meraviglia, Maniera. Kunstkonzepte des Staunens im italienischen
Barock
Freitag, 3.2.17
Moderation: Natascha Adamowsky (Freiburg i. Br.)
9:30 Daphne Jung (Zürich): La faiblesse de la volonté. Pathos und Passivität bei Georges de La Tour
Citation: Maximilian Benz. KONF: Internationale Tagung "Poetiken des Staunens", Zürich (01. – 04.02.2017). H-Germanistik. 01-0-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/159704/konf-internationale-tagung-poetiken-des-staunens-z%C3%Brich-01-%E2%80%93
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.
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Moderation: Hugues Marchal (Basel)
11:00 Baldine Saint Girons (Paris): Le sublime, le terrible et l’étonnant chez Burke
12:00 Anne-Gaëlle Weber (Arras): La nécessité poétique de l'étonnement. Curiosités, monstres et merveilles dans
la littérature de voyage du tournant des XVIIIe et XIXe siècles
15:00 Thibaud Martinetti (Basel): Indicible insecte. La faillite du langage et son
étonnante réhabilitation chez Michelet
16:30 Natascha Adamowsky/Johannes Bartuschat/Nicola Gess/Hugues Marchal/Mireille Schnyder: RoundtableGespräch: Perspektiven auf eine Poetik des Staunens
Samstag, 4.2.17
Moderation: Nicola Gess (Basel)
9:30 Christopher Miller (New York): The "Surprizing". Permutations of Wonder in the 18th Century English Novel
11:00 Micha Huff (Basel): Meisters Maschinen. Zur Poetik des ‚Wunderbaren‘ in J.W. Goethes Roman
'Wilhelm Meisters Lehrjahre' (1795/96)
12:00 Cornelia Zumbusch (Hamburg): Blendung und Einsicht. Variationen des Wunderbaren in der Novellistik
(Tieck, Goethe)
TAGUNGSORT: Hauptgebäude der Universität Zürich, Rämistrasse 71, Hörsaal KO2-F-152
KONTAKT: Maximilian Benz ([email protected])
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – [email protected]
Related date:
February 1, 2017
Citation: Maximilian Benz. KONF: Internationale Tagung "Poetiken des Staunens", Zürich (01. – 04.02.2017). H-Germanistik. 01-0-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/159704/konf-internationale-tagung-poetiken-des-staunens-z%C3%Brich-01-%E2%80%93
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