Heiligabend 2016

Heilig Abend 2016
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft der Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde, das Geschehen in der Heiligen Nacht, die ihr auf der Vorderseite der Christvesper seht. In zarten Tönen gemalt: Es ist Licht geworden, in die Dunkelheit hinein. Hinein in die Müdigkeit des Alltags, in die
Zerrissenheiten, Hoffnungen und Erwartungen der Menschen. Kurz: in unsere Lebenswelt – bricht himmlischer Glanz. Gott selbst ist in diesem Kind
und lässt es hell werden, lässt Menschen zur Anbetung finden. Die Hirten,
die Menschen, die Tiere, wurden ins Licht geholt. Die Botschaft des Engels
und der Engel wird heute wieder laut in den christlichen Kirchen:
„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum
Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer
Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in
der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“
I) Klar, kennen wir. Und doch, alle Jahre wieder: Gar nicht so einfach zu
verstehen und zu begreifen, was da alles gesagt wird: Von Freude und Heilung, von Frieden und Liebe ist die Rede. Von Glück und Leben, Verstehen
und Versöhnung. Und als Überschrift über Allem: „Gott die Ehre". Das alles bringt das Kind, das da geboren ist in Bethlehem. Das alles hängt ganz
allein an Christus, dem Sohn Gottes.
Und was deutet darauf hin? Die Erkennungszeichen sind Windeln und eine
Krippe. Windeln? Yup, Windeln als Erkennungszeichen. Ich bitte euch! Jeder, der Kinder hat, der weiß, wozu ein kleines Kind Windeln braucht. Kein
wirklich großartiges Erkennungszeichen! Windeln sind für das Menschliche
da.
II) Aber genau dieses Menschliche ist das Kennzeichen des lebendigen Gottes. Gott kommt zu dir aus seiner unerreichbaren Herrlichkeit so nahe, dass
er alles, wirklich alles mit dir teilt. Das feiern wir an Weihnachten.
Gott wird ein Kind. Genau wie du damals, als dich deine Mutter geboren
hat. Er teilt mit uns Menschen Hunger und Durst, Freude und Leid, Müdigkeit und Nicht -Verstanden - Sein, auch Angst und Sorge, Flucht und Vertreibung, Folter und Trauer um den toten Lazarus.
Die Frage drängt sich, für mich jedenfalls, auf: Hat Gott, der Schöpfer der
Welt, das eigentlich wirklich nötig? Warum macht er das? Warum ausgerechnet dieser Weg?
Liebe Gemeinde, nötig hat Gott das nicht. ER nicht! Aber ich und du, wir
Menschen haben das nötig. Wir brauchen dringend den Heiland und Retter.
III) Wenige Wochen bevor Gott als Kind in Bethlehem geboren wurde, hat
der Engel dem verwirrten Joseph im Math.-Evangelium gesagt, warum es
Weihnachten werden musste: Mt 1,21: „Er, Jesus, wird sein Volk retten von
ihren Sünden.“ Und der Engel auf dem Feld bei Bethlehem wiederholt und
bestätigt: Das Kind in der Krippe, Jesus, von Maria geboren, ist der Retter,
der Heiland.
Es geht an Weihnachten also nicht um irgend ein Familienfest oder sonst
was. Es geht zu Weihnachten um eine Rettungsaktion. Christus, der Retter,
ist endlich da. Übrigens, ich habe diese Botschaft musikalisch auch in beim
Discounter gehört. Mit dem Einkaufzettel in der Hand, im Gedränge zwischen den Regalen, an der Kasse: Christ, der Retter ist da. Ob's irgendwer
wirklich gehört hat?
IV) Könnte sein, dass mancher denkt: Muss denn in der Kirche immer wieder das leidige Thema „Schuld und Sünde“ angesprochen werden? Kann
man das nicht mal wenigstens zu Weihnachten, dem Fest der Liebe sein
lassen? Aber ihr Lieben, genau das ist doch das Thema, an dem alle Menschen - ohne Ausnahme - erkrankt sind.
Sünde, das ist ein Lebensstil, der Gott nicht die Ehre gibt. Dass ich immer
wieder an ihm vorbei oder gegen ihn lebe. Dass wir Menschen immer wieder Gott nicht beachten in unserem Alltag – und die Macht der Ideologien
Menschen gefangen nimmt. Sie gehen über Leichen mit ihrem Terror. Und
andere Hassen und säen Hass und prügeln und hetzen. Wir haben kein heiles Leben. Nicht in der Welt um uns herum, nicht in unserer kleinen Welt.
Da leben Menschen unversöhnlich neben einander her und machen sich das
Leben zur Hölle.
Wegen der Sünde, weil wir Menschen von uns aus keine heile Gemeinschaft mit Gott hinbekommen, weil wir deshalb getrennt sind vom ewigen
Leben: Deshalb hat Gott es Weihnachten werden lassen. Er hat sich auf den
Weg gemacht und ist zu uns gekommen. Aus dem Kind in der Holzkrippe
wurde der Mann am Holz des Kreuzes. Und als man ihn für tot erklärt hatte,
da ist er am 3. Tag von den Toten auferstanden. Und hat als Lebendiger eine
Regierungserklärung abgegeben:„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel
und auf Erden.“ D.h. Christus hält nicht nur die Geschicke der Welt in seinen Händen. Er hat auch die Liebe und die Kraft, das Herz eines Menschen,
unsere Herzen zu verändern und ganz neu zu machen; harte Herzen in
liebende und frohe Herzen zu wandeln. „Euch ist heute der Retter geboren“
Gott kommt als Kind, ohnmächtig, schutzlos. Der Herr des Universums, ein
Säugling, der früher oder später sterben wird. Ein Grund, um zu staunen.
Und sich zu freuen. Ja, Gott zieht unsere Herzen zu sich, damit wir ihn auf
und annehmen. Durch ein Kind, geboren von Maria, in Windeln gewickelt
und in einer Krippe liegend, verändert Gott die Welt. Wir Menschen haben
einen Heiland, dem alles Menschliche vertraut ist und der dich deshalb mit
Gott wieder verbindet.
Erschrocken und fassungslos hören die Hirten auf dem Feld die gute Botschaft: Christus ist geboren. Wollte man begründen, warum Gott Mensch
wurde, warum er den ganzen Stress von Geburt bis zum Tod auf sich
nimmt, dann gibt es nur eine Antwort: Liebe.
Schau dir diese Liebe Gottes ruhig immer wieder an. Hör dir die gute Botschaft von deiner Rettung ruhig immer wieder an – nicht nur zu Weihnachten. Amen.