In Bearbeitung Stand: 03.01.2017 Dieses Werk, einschließlich all seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung, Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien. Adresse des Autors: Michael Schick, Hafnergasse 16/3, 88471 Laupheim, Tel. 07392/10780 www.gockerell.de [email protected] © 2017 Michael Schick ISBN 978-3-00-055315-8 Zu dieser Biographie von Fritz Gockerell Die Person Fritz Gockerell ist mir bereits seit Mitte der 90er Jahre bekannt. Bei einer Oldtimer Veranstaltung im nahe gelegenen Bad Buchau fiel mir ein ungewöhnliches Motorrad auf, dessen Name Megola, hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. In den Museen in Neckarsulm und München sind mir die Megolas wiederum aufgefallen und hatten meine Neugier weiter geweckt. Letztendlich bei der New-Yorker Ausstellung im Guggenheim Museum 1998 war mir die Megola und der Name Fritz Gockerell ein Begriff. Ich war überrascht, dass es dieses Motorrad geschafft hatte, in einem der bekanntesten Museen der Welt als Leitobjekt präsentiert zu werden. Fritz Gockerell war mir bereits einige Jahre zuvor in einer anderen Sache auch begegnet. Es war bei den Recherchen zur Autofirma Steiger aus Burgrieden. Hier berichteten mir Zeitzeugen von der persönlichen Begegnung mit Fritz Gockerell, der im Burgriedener Steigerwerk Konstruktionen umsetzen ließ. Vom Sohn des Firmeninhaber der Autofirma, Walther Steiger jun. erhielt ich während den Recherchen, einen Gockerell Fahrradhilfsmotor. Diesen habe ich sorgfältig restauriert, nun befindet er sich in meiner privaten Sammlung. Die Geschichte um Fritz Gockerell und vor allem sein Lebenswerk ist zu bedeutend, dass nur wenige Zeitungsberichte oder Buchkapitel dies würdigen. Auf meiner Homepage, habe ist die persönliche und technische Biographie für Fritz Gockerell zunächst veröffentlicht. Dieses Buch ist nun eine gedruckte Version der Internetseite. Die Quellen zu dieser Biographie sind zum einen bereits ältere Veröffentlichungen, welche eine gewisse Grundlage bildeten. Zum anderen sind es intensive Recherchen in Museen, Archiven und Privatpersonen, denen ich allen herzlich für die Mitarbeit danke. Viel Spaß beim Lesen Michael Schick Inhaltsverzeichnis Die Familie Gockerell ......................................................................... 2 Persönlichkeit Fritz Gockerell .............................................................. 4 Wohnanschriften und Adressen ........................................................... 5 Beruflicher Werdegang ...................................................................... 7 Das „PAX – Projekt“ .......................................................................... 9 Motorradbau .................................................................................. 15 Walther Steiger und Fritz Gockerell ................................................... 31 Von PAX und MEGO zur M E G O L A................................................. 35 MEGOLA Technik............................................................................. 42 Behandlungsvorschrift zum Megola-Zweirad-Auto ............................... 48 Megola im Rennbetrieb .................................................................... 69 Megola Motorräder heute ................................................................. 74 Ausstellung im Guggenheim-Museum New-York................................. 87 Fahrradhilfsmotoren ........................................................................ 89 L I L I P U T ................................................................................. 90 P I C C O L O ............................................................................... 91 K O L I B R I ................................................................................ 92 R E C O R D ................................................................................. 95 W I E S E L .................................................................................. 97 Patentschriften und Erfindungen ..................................................... 100 Tabellarische Übersicht der Patentmeldungen ................................... 123 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. ....................... 125 Fahrzeugbau ................................................................................ 133 Turbo- und Trommelmotor ............................................................. 149 Brennkraftdampferzeuger .............................................................. 151 400 PS Zweitakt Diesel .................................................................. 155 Der motorisierte Gebirgsjäger auf Ski .............................................. 157 Steiger-Gockerell Rohölmotor ......................................................... 158 Brennkraft-Hammer ...................................................................... 162 Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor ............................................... 165 Lebensabend ................................................................................ 168 Rudolf März, ein Freund von Fritz Gockerell erinnert sich. .................. 174 Dank und Quellen ......................................................................... 177 Die Familie Gockerell Die Familie Gockerell Friedrich Gockerell wurde am 25. November 1889 in München, Viktualienmarkt 7 geboren. Das Bild rechts zeigt das Geburtshaus am Viktualienmarkt in München um 1900. Sein eigentlicher Vorname Friedrich, findet nur selten Verwendung. Überwiegend wird er Fritz genannt. In späteren Korrespondenzen verwendet er gelegentlich seinen Vornamen Friedrich. Sein Vater, der ebenfalls Friedrich hieß, war von Beruf Hutmachermeister (geb. 06.07.1865 - gest. 12.03.1906). Seine Mutter hieß Mina Gockerell, geborene Wallburger (geb. 14.09.1867), sie stammte aus Lausik in Sachsen. Die Familie war evangelischer Konfession. Friedrich blieb das einzige Kind der Familie. Im Jahr 1913, am 23. September heiratete Fritz Gockerell mit 24 Jahren, die aus München stammende katholische Ursula Schallamayr. Sie war sechs Jahre jünger als Fritz Gockerell. Die erste Tochter hieß Else, sie wurde am 27. Januar 1914 geboren. Nach der Heirat schrieb sie sich Deckart. Von Ihr leben noch Nachkommen in München. Am 21. Mai 1918 wurde die zweite Tochter Erna Wilhelmine geboren, sie schrieb sich nach der Heirat Vogel. Die Ehe mit Ursula wurde am 20. Juli 1939 nach 26 Jahren durch Beschluss des Landgerichts München geschieden. Am 1. April 1942 heiratete Fritz Gockerell erneut, seine neue Frau hieß Hildegard Maria Schwenk, sie war auch aus München. Diese Ehe wurde aber bereits am 08. Februar 1943 wieder geschieden. 2 Die Familie Gockerell Wie bei seinem Freund und Geschäftspartner Walther Steiger und vielen genialen Technikern, waren auch bei Fritz Gockerell die eigenen Interessen und Erfindungen von Vorrang. Die Familie und die Kinder spielten eine Nebenrolle, sie hatten sich den väterlichen Vorgaben zu fügen. Die Frage warum sich Fritz Gockerell mal mit "C" und mal mit "G" schrieb, lässt sich dadurch erklären, dass sich der Name mit "C" geschrieben englisch bzw. amerikanisch anhört. Dadurch versprach er sich bessere Verkaufszahlen. Im geschäftlichen Bereich verwendet er meist die "C" Schreibweise, so in seinen Produktbezeichnungen und Firmierungen. In den persönlichen Korrespondenzen schreibt er sich immer mit "G". Die Mutter von Fritz Gockerell, Mina, lebte bis zu ihrem Tode in einem Altersheim in Wachenheim in der Pfalz. Der letzte belegbare Kontakt zu seiner Mutter war im Jahr 1959, als er ihr zum 92. Geburtstag gratulierte. Er beklagt sich in dem Brief über seine schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse. Er wolle sie aber besuchen, wenn er wegen seines Gasmotors Richtung Mannheim fahre. Seinen Brief schließt er mit dem Satz: "..Nun liebe Mama nochmals alles Gute und glaube auch Du - so wie ich an meinen Erfolg, den ich mehr als verdient hätte ! " 3 Persönlichkeit Fritz Gockerell Persönlichkeit Fritz Gockerell Die genaue Persönlichkeit von Fritz Gockerell zu beschreiben ist schwierig. Er war besessen von der Idee, einen perfekten Motor zu bauen. Es muss ein lebenslanger Wettlauf gewesen sein, zwischen Erfinden und Konstruieren sowie dem täglichen Überleben, mit der geleisteten Arbeit. Immer wieder hatte er geniale Konstruktionen entwickelt und darauf gehofft, das große Geld zu machen. Stattdessen musste er häufig ganze Konstruktionspakete mit samt seinen Patentschriften bzw. vorbereiteten Patenten an andere veräußern. Mit dem Erlös konnte er wenigstens seinen Lebensunterhalt und seine Auslagen begleichen. In einigen dieser Fälle haben die Käufer der Erfindungen ein wirkliches Schnäppchen gemacht und später viel Geld damit verdient. Es waren Konstruktionen dabei, welche heute in vielen Bereichen Anwendung finden oder eine wichtige Grundlage für spätere Entwicklungen anderer bildeten. In der Nachkriegszeit beschäftigte er immer mehrere Mitarbeiter in seiner Werkstatt. Die Löhne, konnten aber nur unregelmäßig bezahlt werden. So auch die Rechnungen seiner Lieferanten oder Dienstleister. Eigentlich sicherte er sich seit seiner ersten Firmengründung mit Johann Meixner immer vertraglich ab. Die Verträge, welche er aufsetzen ließ, scheinen für Gockerell perfekt gewesen zu sein. Jedoch brachte ihm dies wenig, wenn er immer wieder finanziell so ausgeblutet war, dass er alles auf einmal veräußern musste, und nicht Lizenzen vergab, die ihm fortlaufend Geld einbrachten. Dass er ein geselliger Mensch war, lässt sich erahnen. Mit einer Gruppe jüngerer Freunde traf er sich regelmäßig in einem Tanzcafe in München. Die einzigen belegbaren sozialen Kontakte kann sein ehemaliger Freund, Rudolf März, in einem eigenen Kapitel am Ende des Buches beschreiben. In seinem Nachlass befindet sich eine Zeichnung bzw. eine Karikatur, welche sich hierauf bezieht. Auch so ein paar Glückwunschkarten zu seinem 70. Geburtstag. Ein Auto hatte Fritz Gockerell in der Nachkriegszeit nicht besessen. Gelegentlich lieh er sich einen VW Käfer von einem Bekannten. Das Autofahren machte ihm keinen Spaß, es seien so viele Verrückte unterwegs, schrieb er in einem Brief. Ebenfalls schrieb er, dass er oft mit dem Zug oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Sein Leben war ein ständiges wirtschaftliches Bergauf- und ab, letztendlich starb er mittellos. In seinem Testament ist kein Vermögen vermerkt. 4 Wohnanschriften und Adressen Wohnanschriften und Adressen Fritz Gockerell war als Unternehmer sehr wechselhaft. Es sind in seinem beruflichen Werdegang eine Vielzahl von Adressen und Firmierungen aufgetaucht. Es ist nicht sicher, ob hier alle seine Anschiften komplett erfasst sind. Folgende Adressen sind von Fritz Gockerell bekannt: Juni 1917: Herzogstraße 51, München 1918: Elisabethstraße 29, München Gockerell Motorengesellschaft m.b.H. in Nürnberg 1921: Herzogstraße 51, München 1923: Gockerell-Fahrzeug- und Motoren-Werke Akt. Ges. München-Nürnberg, Nürnberg, Siegfriedstraße 17 1924: Hauptsitz in München Gunezrainerstraße 6 und Schwanthaler Str. 55/II Ludwigstraße 8, München Herzogstraße 51, München 5 Wohnanschriften und Adressen 1925: Götzstraße 3, München 1927: Feilitzschstraße 2 a, München 1932: Bollwerk 15, Bern - Schweiz 1931/1932: Prommenade 3, Ulm an der Donau 1934: Prielmayerstraße 1, München Westendstraße 165, München 1943: München 1956: Maria-Einsiedel-Straße 28, München 25 6 Beruflicher Werdegang Beruflicher Werdegang Wie so oft in Handwerksbetrieben, sollte der Sohn in die beruflichen Fußstapfen des Vaters treten. So begann Fritz Gockerell bei seinem Vater eine Lehre als Hutmacher. In seiner Freizeit bastelte er aber lieber an Benzinmotoren herum und entwickelte Feuerzeuge. Sein Vater hatte wohl ein Einsehen und lies den Jungen eine Ausbildung als Mechaniker machen. Den einzigen Gefallen an dem Beruf des Hutmachers hatte er an den Zylindern gefunden. Nicht die Zylinder, welche sein Vater herstellte, es waren die Zylinder aus den Verbrennungsmotoren. Sein Vater starb bereits 1906, als Fritz 17 Jahre alt war. Was aus dem Hutmachergeschäft wurde, ist nicht bekannt. Von 1909 bis 1911 war er aktiv beim bayerischen Militär. Als erster Maschinist, hatte er auf dem Luftschiff Parseval zwei 110 PS starke NAGMotoren zu betreuen. August von Parseval, ein Konkurrent des Grafen Zeppelin baute zwischen 1909 und 1919 insgesamt 22 Luftschiffe. Die Luftschiffe waren sehr kompakt und konnten mit zwei Pferdefuhrwerken transportiert werden. Luftschiff Parseval P II, 1906 beim Transport und bei der Landung. 7 Beruflicher Werdegang Später kam er als Mechaniker zur Militärflugschule Oberwiesenfeld. Von 1914 bis 1917 war Fritz Gockerell aktiv am ersten Weltkrieg beteiligt. Im Jahr 1917, nach dem Kriegsdienst war er dann bei den "RappMotorenwerken" als Prüfingenieur tätig. In dieser Zeit fusionierten dann die "Rapp-Motorenwerke" mit der "Gustav Otto Flugmaschinenfabrik" zu den "Bayerischen Flugzeugwerken AG", woraus schließlich die "Bayerischen Motorenwerke AG" hervorgingen. Fritz Gockerell schied 1918 bei BMW wieder aus. Danach war er dann bei der Maschinenfabrik Maffei im Konstruktionsbüro. Hier beschäftigte er sich überwiegend mit dem Dampfturbinenbau. Die Zeit bei Maffei muss ebenfalls recht kurz gewesen sein. Wie lange er dort genau beschäftigt war, ist nicht bekannt. Als sich Fritz Gockerell selbständig machte, musste er beim Oskar-vonMiller-Polytechnikum seine Ingenieursprüfung ablegen. Als er der Prüfungskommission einige Erfindungen vorlegte, stellten die Prüfungskommission keine weiteren Fragen mehr. Dass er je eine Hochschule besuchte oder sogar studierte ist nicht bekannt. 8 Das „PAX – Projekt“ Das „PAX – Projekt“ Bekannt wurde Fritz Gockerell in erster Linie durch seine einzigartige Konstruktion der Megola, mit ihrem Fünfzylinder-RotationsSternmotor im Vorderrad, auch Umlaufmotor genannt. Verbrennungs-motoren, welche in den Antriebsrädern verbaut sind, gab es bereits in England und Frankreich. Neu hingegen war die Auslegung als Sternmotor, noch dazu als Rotationsmotor! Auch hatte Ferdinand Porsche ein Patent, mit einem solchen Rotationsmotor, welchen er in Wiener-Neustadt konstruierte. Ältere Konstruktionen von Felix Millet, gehen sogar auf das Jahr 1892 und 1895 zurück. Hier sind aber keine verlässlichen Quellen belegt. Einzig alleine ein amerikanisches Patent vom September 1901 mit der Nummer US 682606 ist als Inspiration bekannt. Jedoch ist diese, in dem Patent abgebildete Konstruktion, sicher nicht real zu konstruieren. Eine Zeichnung aus dem Patent ist rechts dargestellt. Erste Versuche und der Bau von Prototypen des Umlaufmotors machte Fritz Gockerell bereits 1916. Hier wurde der erste Versuch in einem Kraftwagen erprobt. Der Motorradname "Pax" wird vom Lateinischen abgeleitet, was "Friede" heißt. Zum Ende des ersten Weltkrieges, war die Bevölkerung Deutschlands auf den lange ersehnten Frieden aus, so wurden viele "Friedensprodukte" auf den Markt gebracht. Bevor mit dem Prototypenbau des Pax-Motorrades begonnen wurde, setzten Fritz Gockerell und sein Partner und Geldgeber Johann Meixner einen Vertrag am 14. Februar 1918 auf, in dem die Statuten festgelegt waren. So stellte Johann Meixner, Fritz Gockerell seine Werkstatt in der Siegenerstraße 17, für 3 Monate zur Verfügung. Weiter erhielt Fritz Gockerell von Meixner 500 Mark Startkapital für den Prototypenbau. 9 Das „PAX – Projekt“ Im Gegenzug verspricht Fritz Gockerell das Motorrad bis 16. Mai 1918 fertigzustellen. Nach diesem Zeitpunkt hat Johann Meixner das Recht die Fabrikation aufzunehmen. Der Gewinn soll geteilt werden. Sollte die Herstellung des Pax-Motorrades von Dritten erfolgen, so teilen sich die beiden Teilhaber die Lizenzgewinne. Auf dem Foto links Johann Meixner, rechts am Motorrad Fritz Gockerell. Im nächsten Vertrag, vom 12. September 1918, vereinbaren die Vertragspartner Fritz Gockerell und Johann Meixner, dass das PaxMotorrad nun von den Otto-Werke GmbH gebaut werden soll. Fritz Gockerell erhält hier von sofort 2000 Mark Lizenzgebühren. Johann Meixner hatte bereits einen Vertrag mit den Otto-Werke GmbH, hiervon erhält Fritz Gockerell 80 % der Lizenzgebühr. Im Gegenzug überträgt Fritz Gockerell alle Rechte der Patentschrift Nr. 306964 an Johann Meixner. Mit dem Vertrag vom 12. September 1918 gab es wohl Probleme, bzw. wurde dieser nicht erfüllt. Deshalb wurde am 31. Oktober 1918 ein neuer Vertrag aufgesetzt, indem zuerst alle alten Vereinbarungen als nichtig erklärt wurden. Nun wurde erneut vereinbart, dass Gockerell und Meixner zusammen arbeiten wollen. Es soll die Firma "Pax-Motorenbau Johann Meixner" gegründet werden. Sobald Gockerell aus anderen Verträgen entlassen ist, soll dann die Firma "Pax-Motorenbau Meixner und Gockerell" heißen. Der Gewinn hieraus soll geteilt werden. 10 Das „PAX – Projekt“ Johann Meixner übernimmt den kaufmännischen Teil, Fritz Gockerell ist für die technische Arbeit verantwortlich. In der Folge wurde aber aus der Motorradbezeichnung PAX nun MEGO. Warum der Produktname geändert wurde ist nicht bekannt. Jedoch ist der Name MEGO abgeleitet aus den beiden Firmeninhabern Meixner und Gockerell. So erschien am 03. Dezember 1918 in der FAZ eine Annonce, wo dann für das weiter entwickelte Motorrad MEGO zum ersten Male geworben wurde. Auch diese Konstruktion konnte sich am Markt nicht durchsetzen. Das Projekt wurde dann 1919 eingestellt. 11 Das „PAX – Projekt“ Bereits um 1914 soll Fritz Gockerell mit der Konstruktion des Umlaufmotors begonnen haben. Er meldete ein Patent an, mit den Konstruktionsmerkmalen. Jedoch ist bislang diese Patentschrift mit Nummer und Datum nicht bekannt. Dieses erste Motorrad hatte einen Viertakt Dreizylinder-Umlaufmotor im Hinterrad eingebaut. Der Motor hatte hängende Auslassventile und Sackzylinder. Das Bohrungs- Hubverhältnis war quadratisch mit 50 mm Hub und 50 mm Bohrung, dies ergibt 295 cm³. Der erste Modellname war "PAX". Die Einlassventile waren als Schnüffelventile ausgeführt, welche im Kolbenboden eingelassen waren. Siehe Patent Nr. 499548, hier hatte er das im Kolben befindliche Einlassventil weiterentwickelt und als Selbstzündmotor patentieren lassen. Ein Verkaufsschlager wurde dieses Motorrad nicht. Vermutlich wurden nur wenige Exemplare gebaut. Die Firma kam finanziell in Bedrängnis, so wurde der Maschinenfabrikant Otto Landgraf mit ins Boot geholt. Auf den nachfolgenden Seiten ist ein Zeitungstext von Fritz Gockerell verfasst: Detailansicht des PAX-Motors. 12 Das „PAX – Projekt“ 13 Das „PAX – Projekt“ 14 Motorradbau Motorradbau Mit der alleinigen Produktion der Megola gab sich Fritz Gockerell nicht zufrieden. Am 30. Oktober 1919 wurde mit dem Hauptgeldgeber und Anteilnehmer Dr. jur. Hermann Fuld die erste Firma gegründet. Am 22. September 1921 hatte Fritz Gockerell Probleme mit seinem Vertragspartner, so dass Dr. Fuld ausschied. Dr. Fuld verlangte von Fritz Gockerell gesamt 40.000 Mark für Auslagen zurück. Im Gegenzug verlangte Fritz Gockerell alle Patentzeichnungen, Modelle und Unterlagen zurück. Gleichzeitig verwehrte er die weitere Verwendung seines Namens in der Nürnberger Gesellschaft. Ein Jahr später wurde mit den Gebrüdern Samuel und Felix Weikersheimer der Betrieb neu gegründet. Aufgrund seiner eingebrachten Patente erhielt Fritz Gockerell einen Anteil von 25%. Die Gockerell 1,5 PS, auch "kleine Gockerell" genannt, war der Verkaufserfolg. Der Motor basierte auf der Konstruktion, wie dieser der ersten Fahrradhilfsmotoren, welcher auf dem Gepäckträger montiert war. Dieses war eine liegende Konstruktion, mit einem Zylinder. Das Kurbelgehäuse war aus Leichtmetall hergestellt, in seiner umworbenen Tunnelbauweise. Das Kurbelgehäuse hatte einen weit in den Zylinderkopf gezogenen Hals. Diese Tunnelbauweise gestatte Fritz Gockerell eine platzsparende und effiziente Unterbringung des Vergasers und des Zündmagneten, welcher über eine Kette angetrieben wurde. In der Fahrradhilfsmotoren-Version war auch der Tank über dem Motor positioniert. Ebenfalls genial in das Kurbelgehäuse integriert war, die Anordnung des Überströmkanals. Das Zweigang Getriebe, befand sich unmittelbar hinter dem Motor, aber separat. Das Getriebe, wurde über eine Kette angetrieben. Die Kraftübertragung auf das Hinterrad, erfolgte meist über Treibriemen, bzw. später über Kette. Vermutlich durch die kompakte Bauweise, hatte der Motor mit der Hitzeentwicklung zu kämpfen. Dies führte dazu, dass Gockerell die effizientere Wasserkühlung entwickelte und alternativ gegen Aufpreis anbot. Was das Leichtmotorrad nun noch weiter von den Fahrrädern mit Hilfsmotor unterschied, war, dass Gockerell auf Fahrradpedale verzichtete. Dies setzte nun vom Fahrer gewisse sportliche Leistungen voraus. Einen Kickstarter oder Elektrostarter sucht man vergebens. 15 Motorradbau Das Gockerell-Motorrad, wird also durch Anschieben gestartet. Erst spätere, stärkere Maschinen wurden mit Kick-Starter ausgestattet. Das 1 PS Kleinkraftrad mit 119 cm³ verkaufte sich hervorragend, sodass die Produktion auf weitere Standorte ausgedehnt werden musste, so etwa zur "Süddeutschen Büro und Industrie AG" nach Gräfelfing und zur Gockerell Fertigung bei "Kracker & Co." nach Nürnberg. Fritz Gockerell war mit Konstruktionsarbeiten so stark beschäftigt, dass die Gebrüder Weikersheimer, ihn wohl vorher nicht darüber informieren konnten, dass aus der GmbH nun die "Gockerell Fahrzeugwerke AG" geworden ist. Die ursprünglich auf drei Motorenversionen basierende und alternativ angebotene Wasserkühlung in der Motorradproduktion, hatte schon "Baukasten-Charakter". Dies trug auch dazu bei, dass die Produktion recht wirtschaftlich erfolgte. In einer Woche wurden im Werk Gräffing und Nürnberg etwa 100 Motorräder hergestellt. Von der "kleinen" Gockerell, sollen bis zu 400 Motorräder in der Woche gebaut worden sein. 16 Motorradbau Gockerell 1,5 PS mit 110 cm³. Gockerell 3 PS auch "rote Gockerell" genannt. 17 Motorradbau Daten Gockerell 1 1/2 PS Gockerell 2 1/2 PS Gockerell 2 1/2 PS "kleine Gockerell" Bauzeit 1921 - 1925 Motor Gockerell 3 PS "rote Gockerell" 1921 - 1925 1923 - 1925 1924 - 1925 Einzylinder - Zweitaktmotor, Zylinder liegend Kühlung Luft / Wasser Luft / Wasser Wasser Wasser Bohrung/Hub 54 x 52 mm 58 x 57 mm 58 x 57 mm 60 x 60 mm Hubraum 110 cm3 146 cm3 150,5 cm³ 169,5 cm3 Schmierung Mischungsschmierung 1:9 Leistung 1,5 PS 2,5 PS 2,5 PS 3 PS Getriebe 2 - Gang 2 - Gang 2 - Gang 3 - Gang Übersetzung 1 : 15 und 1 : 7,2 1 : 13 und 1 : 6,5 1 : 13 und 1 : 6,5 1 : 13 und 1 : 6,5 Antrieb Riemen Riemen Riemen Kette Räder 28 x 2 Zoll 28 x 2 Zoll 28 x 2 Zoll 26 x 2,5 Zoll Gewicht 42 kg 52 kg 58 kg 65 kg Rahmen nahtlos gezogener Stahlrohrrahmen Höchstge50 km/h schwindigkeit: 65 km/h 18 72 km/h 85 km/h Motorradbau Es kracht, ein Schuss, die Nacht wird hell, es dröhnt die Erde – ein Gockerell! 19 Motorradbau Gockerell 1,5 PS mit 110 cm³. Bei ausgedehnten Versuchsfahrten mit dem Zweizylinder, auch über die Alpen nach Italien, wuchs wohl die Erkenntnis, dass ein Motor mit mehr Zylindern elastischer zu bewegen wäre. Das "Flaggschiff" in der Motorradproduktion war die "rote Gockerell". Mit maximal drei PS schaffte die Maschine eine Geschwindigkeit von 75 km/h. Auch war dieses Modell für leichte Seitenwagen geeignet. Ursprünglich wurde das Motorrad mit knapp 140 cm³ angeboten. Es wurde dann aber später durch das stärkere Modell ergänzt. Von sportliebenden Motorradfahrern, wurde die "rote Gockerell" auch gerne in Motorradrennen verwendet. In der 175 cm³ Klasse wurden mit ihr einige erfolgreiche Rennen bestritten. 20 Motorradbau 21 Motorradbau 22 Motorradbau 23 Motorradbau 24 Motorradbau 25 Motorradbau Wie aus einem Prospekt zu entnehmen ist, wurden die Motorradmotoren auch separat angeboten. Als Industrie-Motor oder gebräuchlicher als Stationärmotor, war dieser universell einsetzbar. 26 Motorradbau Aus dem Buch "Motorräder aus München" von Karl Reese. Hier ist eine Mannschaft im Motorradfußball angetreten. Das Bild zeigt die Flottweg und Gockerell Mannschaft. Das Spiel fand 1924 in Mannheim auf dem Phönixplatz statt. Eine Motorrad Mannschaft beim Motorradfußball. Gockerell konstruierte einen Sechszylinder Zweitakter für das Fahrwerk. Der Hubraum blieb mit 1086 ccm bei einer Bohrung von 53 mm und einem Hub von 82 mm etwa auf dem Niveau des Zweizylinders. Die erreichbare Geschwindigkeit wuchs jedoch auf 125 km/h. Die Elastizität der Maschine erlaubte es, auch größere Steigungen ohne zurückzuschalten zu bewältigen. 27 Motorradbau Versuchsmodell, Vierzylinder mit Wasserkühlung. Diese Erkenntnisse führten in der Konsequenz schließlich zu einem Zweitakt- Achtzylinder Reihenmotor, mit der Bezeichnung V8. Als Blockmotorkonstruktion mit einer Bohrung von 42 mm bei einem Hub von 60 mm. Der Motorblock samt Zylinderkopf war aus Aluminium, Stahlzylinderbuchsen wurden eingepresst. Die Kurbelwelle war neunfach kugelgelagert. Wahrscheinlich sollte auch ein neues Fahrwerk für diesen Motor gebaut werden. Der Motor, wurde für den Versuch zunächst in das Zweizylinderfahrwerk eingebaut. Trotz intensiver Bemühungen, konnte Gockerell keine Investoren für eine Serienproduktion dieses "für das deutsche Volk bestimmten Sportwagen" finden. Unter der Bezeichnung "C 27" sollte 1927 das Motorrad mit dem 8-Zylinder Motor gebaut werden. Die Weltwirtschaftskrise und die enorm große Konkurrenz auf dem Motorradmarkt, machten es vielen Motorradherstellern das Leben schwer. Und es gab viele, gute und noch bessere Motorradhersteller wie Gockerell, auch diese mussten aufgeben. 28 Motorradbau Samuel und Felix Weikersheimer wollten groß einsteigen und haben sich "verspekuliert", sodass bald Konkurs angemeldet werden musste. In der Münchner Nordzeitung vom 07. März 1925 war zu lesen, dass sich der Inhaber der Gockerell Werke, Herr Weikersheimer in krimineller Weise mit einem Südamerika-Dampfer abgesetzt hat! 29 Motorradbau Münchner Nordzeitung vom 07. März 1925 Die Schwindeleien des Inhabers der Gockerell-Motorradwerke Der Inhaber der Gockerell-Werke in München die in den ersten Nachkriegsjahren auf dem Gebiete der Leichtkrafträderfabrikation von sich reden machten, ein Herr Weikersheimer, verpfändete bei der Stadtsparkasse München eine ihm persönlich gehörende Sammlung alter Dosen, deren Wert von Sachverständigen auf eine Million Goldmark geschätzt wurde. Er erhielt dafür ein Darlehen von 400.000 Mark. Einige Zeit später erschien er bei der Sparkasse und erzählte, ein Amerikaner wolle die Sammlung für eine Million kaufen, und er bat, sie ihm für 24 Stunden "zu treuen Händen" auszuliefern, damit er sie dem Amerikaner zeigen könne. Diesem Wunsch wurde auch entsprochen. Herr Weikersheimer aber ging schnurstracks mit seiner Sammlung zum Flugplatz und als 24 Stunden der "treuen Hände" vorüber waren, saß er bereits auf einem SüdamerikaDampfer. Jetzt wird die Sparkasse zusehen können, wie sie ihre 400.000 Mark erhält. 30 Walther Steiger und Fritz Gockerell Walther Steiger und Fritz Gockerell Wann und wie Walther Steiger und Fritz Gockerell sich zum ersten Mal trafen, ist nicht bekannt. Vermutlich durch seine Tätigkeit im ersten Weltkrieg, hatte Fritz Gockerell Kontakt zu Steiger in das schwäbische Burgrieden gefunden. Fest steht, dass der Kontakt bzw. die Geschäftsverbindungen bis zum Tode von Walther Steiger anhielten. Die Beiden waren sich auch im Charakter sehr ähnlich. Beide wurden als ruhelose Tüftler beschrieben, mit einem extremen Eigenwillen. Obwohl sie sich so lange kannten, waren die Interessen immer um die Technik und den Motorenbau. So sprechen sich beide in dem sehr umfangreichen Schriftverkehr immer mit "Sie" an. In den Korrespondenzen tauschen Sie gegenseitig Meinungen zu aktuellen Projekten aus. Walther Steiger, war seit dem ersten Weltkrieg hervorragend im Bereich der Metallverarbeitung ausgestattet. Die Eigenschaft, dass Walther Steiger selber Fahrzeuge konstruierte und baute, hatte für Fritz Gockerell große Vorteile. Steiger war auch sicher interessiert an Gockerells Konstruktionen, schließlich hatten beide in den späten 30er Jahren mehrere Patente gemeinsam angemeldet. So ist es auch zu vermuten, dass Steiger seinen Geschäftspartner unterstützte, indem er Konstruktionen, welche Gockerell gemacht hatte, auf den Maschinen im Steigerwerk produzierte. Dies wurde aber auch wieder vertraglich festgehalten. 31 Walther Steiger und Fritz Gockerell Die Aufnahmen, wurden im Auftrag von Fritz Gockerell gefertigt. Auf dem ersten Bild ist Fritz Gockerell die Person in der Mitte, mit dem Papierstück in der Hand. Links daneben der Meister des Werkzeugbaus Herr Kleinknecht. Zu Herrn Kleinknecht hatte Gockerell immer wieder Kontakt. Die Mitarbeiter des Werkzeugbaus unterstützten Fritz Gockerell bei der Umsetzung seiner Konstruktionen. So bedankte sich Fritz Gockerell, indem er einen Fotografen bestellte und die Fotos fertigen lies, welche die Mitarbeiter erhielten. Bearbeitet wurden hier aktuell Zylinderlaufbüchsen für einen 4 Zylinder 2-Takt Motor, so berichtete es der Zeitzeuge Mathias Romer. Er ist im unteren Bild, hinter den Zylinderlaufbüchsen abgebildet, er war der jüngste Mitarbeiter im Werkzeugbau. Hier ein Ausschnitt mit Mathias Romer und den Zylinderlaufbüchsen. 32 Walther Steiger und Fritz Gockerell Bekannte Patentmeldungen: Patentschrift Nr. 534252 Walther Steiger und Fritz Gockerell in Ulm - Donau, Ausgegeben am 25. September 1931. Kolbenmaschine, insbesondere Zweitaktbrennkraftmaschine, mit Kurbelkastenpumpe Dieses Patent wurde auch in England mit der Nummer 373730 am 22. Oktober 1930 ausgegeben. Patentschrift Nr. 562855 Firma Steiger und Gockerell in Bern, Ausgegeben am 29. Oktober 1932. Zweitakt-Selbstzündmotor mit Umkehrspülung Fritz Gockerell hatte ja auch vor, in den 20er Jahren im Bereich Fahrzeugbau Fuß zu fassen. Seine Konstruktionen des Gockerell 4/25 PS und 4/30 PS kamen aber über die Planungsphase nicht hinaus. In einem Steigerwagen soll der 4Zylinder Zweitaktmotor eingebaut und getestet worden sein. Die Leistung des Motors, soll recht ansprechend gewesen sein, jedoch war der Lärm der Maschine unerträglich, so der Zeitzeuge Mathias Romer. Fritz Gockerell suchte für dieses Projekt vergebens Investoren. Walther Steiger war sicher an der Entwicklung interessiert, aber seine eigenen Fahrzeuge hätte er mit diesem Motor nicht verbessern können. Wobei die Kundschaft von Walther Steiger den Wagen wegen des Motors und seiner Leistungen bevorzugte. Wie aus den Patentschriften der Beiden zu entnehmen ist, wurde der Standort in Ulm bzw. in Bern angegeben. 33 Walther Steiger und Fritz Gockerell Walther Steiger lebte nach der Liquidation der Steiger-Werke in Burgrieden zunächst in der Schweiz in St. Blaise. Dort hatte er die Schweizer Autofabrik Martini übernommen. Anschließend lebte er in Schaffhausen und in Ulm, wo er auch am 03. Oktober 1943 verstarb. Fritz Gockerell ganz links im Bild, Walther Steiger zweiter von rechts. Notiz auf der Rückseite: Bremsung des 4 Zylinder 2 Takt-Diesel SteigerGockerell 78 PS bei 1800 U/min. 5 Mai. 1931 34 Von PAX und MEGO zur MEGOLA Von PAX und MEGO zur MEGOLA Wie bereits im vorigen Kapitel zum Projekt "Pax" erläutert, wurde Gockerell in erster Linie durch seine einzigartige Konstruktion der Megola mit ihrem Fünfzylinder- Umlaufmotor im Vorderrad bekannt. Im September 1918 gründeten Johann Meixner und Fritz Gockerell die Firma "PAX-Motorenbau Meixner & Gockerell". Das erste Motorrad, wurde dann von PAX auf MEGO umgetauft. Der Name der Firma wurde dann auf Meixner & Gockerell geändert. Jedoch gab es mit dem Vertrieb des MEGO-Motorrades Probleme, so dass die Firma in finanzielle Bedrängnis kam. Der Maschinenfabrikant Otto Landgraf, erkannte wohl das technische Potential der Gockerell-Konstruktion. So wurde Otto Landgraf mit ins „Boot“ geholt und wurde Teilhaber der Firma. Durch eine Annonce in der Frankfurter Allgemeine Zeitung fanden Johann Meixner und Fritz Gockerell zu den MARS-Werken in Nürnberg. 35 Von PAX und MEGO zur MEGOLA Mit Dr. Bergmann, welcher die MARS-Werke vertrat, wurde ein Vertrag über die Produktion der Motorräder geschlossen. Der Vertrag wurde aber im August 1919 wieder aufgehoben. Hierfür musste der spätere Teilhaber Otto Landgraf eine hohe Geldsumme als Ablöse bezahlen. Im Vertrag vom 24. April 1919 wurden die alten Verträge zwischen Meixner und Gockerell aufgehoben. Fritz Gockerell übergab alle Rechte des "Gaskraftrades für Fahrräder" an Otto Landgraf. Otto Landgraf verpflichtete sich, sich um die Auslandspatente zu kümmern und anzumelden. Weiter verpflichtete sich Fritz Gockerell, die begonnenen Versuche von Otto Landgraf, an einem Versuchsrad zu überwachen und weiterzuentwickeln bis zur Serienreife. Weiter wurde vereinbart, dass, falls es zur fabrikmäßigen Herstellung kommt, Fritz Gockerell befristet auf drei Jahre als Betriebsleiter mit 8000 Mark Jahresgehalt beschäftigt wird. Fritz Gockerell übertrug somit auch alle Patentrechte an Otto Landgraf für eine Summe von 2000 Mark. Weiter erhielt Fritz Gockerell 20 % Lizenzgebühren aus den möglichen Lizenzvergaben im Deutschland, 15% für Lizenzvergaben im europäischen Ausland. Sowie 10% für Lizenzvergaben im restlichen Ausland. Im August 1919 wurden weitere Vereinbarungen vertraglich geschlossen. Der Vertrag mit den MARS-Werken in Nürnberg wurde aufgehoben. Hierfür bezahlt Otto Landgraf 25000 Mark Abfindung an die Mars-Werke. Nachdem nun Otto Landgraf die Firma leitete, wurde die Firmenbezeichnung von MEGO auf MEGOLA erweitert. Das "LA" steht nun für Landgraf. Fritz Gockerell entwickelte den drei-Zylinder Motor weiter und schuf so den ersten MEGOLA 5 Zylinder. Intern wurde die erste Megola mit dem Hinterradantrieb als "MEGOLA I " bezeichnet. 36 Von PAX und MEGO zur MEGOLA Es gab im Betrieb erhebliche Probleme mit dem Start und dem Bremsen. Wie die anderen Megola Modelle hat auch dieses keine Kupplung. In der weiterführenden Konstruktion, baute Gockerell das Antriebsrad vorn im Motorrad ein. Diese entscheidende Neuerung erregte Aufsehen und wurde in der Presse publiziert. 37 Von PAX und MEGO zur MEGOLA Patentschrift Nr. 326825 vom 04. Oktober 1920 Aus den "Megola-Werken, Otto Landgraf, München" wurde die "Deutsche Megola-Werke GmbH" mit Landgraf als Geschäftsführer. Wie so oft, hatte auch hier der Konstrukteur keine Ader zu den finanziellen Seiten. So kam es, dass Gockerell die Konstruktionen entwickelte, das Geld in die Kassen anderer brachte. Einige Patente, welche in der Megola Anwendung fanden, wurden von Otto Landgraf als Erfinder angegeben. Im Patent ist aber deutlich Gockerells "Handschrift" in der Konstruktion erkennbar. Das Chassis der Megola, war ebenso unkonventionell und bestand aus selbsttragenden, geschwungenen und vernieteten Stahlblechen. Der Fahrer, saß auf einem bequemen mit Rückenlehne ausgestatteten Sitz. Bei den Sportversionen, war einen normaler Motorradsattel montiert. Das Tourenmodell, hatte eine Hinterradfederung in Form von Blattfedern. Ab 1921 wurde nun die MEGOLA in Serie gefertigt, es sollen ca. 2000 Stück hergestellt worden sein. In der Zeitschrift "Der Motorradfahrer" wurde bereits 1920 ein Fachbericht zur MEGOLA veröffentlicht. 38 Von PAX und MEGO zur MEGOLA 39 Von PAX und MEGO zur MEGOLA 40 Von PAX und MEGO zur MEGOLA 41 MEGOLA Technik MEGOLA Technik In einem Exposé, beschreibt Fritz Gockerell seine Megola-Konstruktion wie folgt: Die Versuche des Megola-Rades greifen viele Jahre zurück. So zeigt der erste Versuchsmotor, welcher im Jahr 1916 in einem Kraftwagenpark erbaut wurde. 2 Jahre später wurde der 2,5 PS starke Dreizylinder begonnen. Mit dieser Maschine sind fortlaufend Versuche angestellt worden. Der Antrieb der Ventilsteuerung ist eine grundlegende Erfindung, welche dem heutigen Megola-Motor seine Existenz verschafft. Etwa 1 ½ Jahre später entstand der erste 5 Zylindermotor und mit ihm gleichzeitig der Stahlblechrahmen. In Bezug auf Leistung und sofortiges Anspringen waren die Ergebnisse bei der ersten Versuchsfahrt schon so befriedigend, dass eine andere Anordnung nicht mehr in Frage kam. Die größten Schwierigkeiten, welche sich dann sehr bald zeigten lagen damals in der Zuführung des Zündstromes und in der Lagerung des Planetengetriebes. Die immer fortlaufenden Versuche ergaben dann verschiedene Abänderungen, jedoch veränderte sich das Äußere der Maschine wenig. Der Megola-Motor im Hinterrad zeigte eine ziemliche Vollkommenheit. Da nun trotz des schon durchgearbeiteten Motors weiter Schwierigkeiten auftraten, wurde die Maschine in das Vorderrad verlegt. Gleichzeitig mit dieser Neuerung kam die Anbringung eines bequemen Sitzes. Die Erfolge des Vorderrad-Antriebes sowie das Fahren mit blattgefedertem Sitz waren so befriedigend, dass man sich mit der verfeinerten Ausführung und Durchbildung einzelner Teile zu befassen hatte. Der Motor hat 5 sternförmig angeordnete Zylinder von 52 mm Bohrung und 60 mm Hub. Sein Kurbelgehäuse ist mit dem Vorderrad fest verbunden und dreht sich mit diesem. Da das Rad bei Höchstgeschwindigkeit nur 600 Umdrehungen in der Minute macht, der Motor jedoch 3600 Umdrehungen machen muss, um bei seinen kleinen Abmessungen die nötige Leistung zu geben, ist die Kurbelwelle im Inneren des Kurbelgehäuses frei drehbar gelagert und mit diesem durch ein Planetengetriebe so verbunden, dass sie sich mit der 5 fachen Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung dreht wie das Kurbelgehäuse. Das Übersetzungsverhältnis ist demnach 1:6. Das Planetengetriebe besteht aus drei auf einer feststehenden Scheibe gelagerte Zahnräder die einerseits, in einem mit dem Kurbelgehäuse verbundenen Innenzahnkranz, andererseits auf einem auf der Kurbelwelle sitzenden Antriebsritzel laufen. Diese sinnreiche Anordnung ermöglicht es, die ganzen Annehmlichkeiten, die im Problem des Rotationsmotors liegen zu verwenden. 42 MEGOLA Technik Bei der geringen Umdrehungszahl von 500 – 600 Turen pro Minute, welche der Zylinderstern macht, treten noch keine merkbaren Beanspruchungen durch die Zentrifugalkraft auf. Die Nachrechnung hat ergeben, dass die Zentrifugalkraft des Reifens und der Felge größer sind als die des Motors. Während ein Flugzeug-Rotationsmotor bei an sich schon 15 – 20 fachen größeren Leistung die viel größeren Massen mit einer erheblich größeren Drehzahl bewegen muss, hat der Megola-Motor weitaus geringere Massen bei einer bedeutenden langsameren Tourenzahl zu bewegen. Dank der außerordentlich geistvollen Ventilsteuerung ergibt sich eine Gesamtkonstruktion des Motors von höchster Einfachheit und Widerstandsfähigkeit. Eine Nockenscheibe mit nur drei Nocken, welche im Gegensatz zu allen anderen Ventilsteuerungen feststeht, betätigt die mit Rollen versehenen 10 Stößel der Ein- und Auslassventile nicht nur absolut zuverlässig, sondern auch in der denkbar einfachsten Weise. Das Lager der in Viertakt arbeitenden Zylinder während einer Umdrehung des Gehäuses, respektive der Vorderrades drei Arbeitsperioden vollzieht, so fallen bei 5 Zylindern 15 Explosionen auf eine Radumdrehung. Das ergibt ein gleichmäßiges Drehmoment, hohe Leistung, ruhigen Lauf und äußerst leichtes Anspringen. Die Zylinder sind mit einem Gesamtinhalt von 640 cm³ so bemessen, dass sich eine Leistung von ungefähr 6,5 PS bei 2500 Turen, von etwa 7,5 PS Leistung bei 3000 Turen und über 9,5 PS bei 3600 Umdrehungen der Kurbelwelle ergibt, die restlos am Radumfang zur Verfügung stehen, da Verluste durch Übertragungsorgane nicht eintreten. Die Zylinder des Megola-Motors sind aus Grauguss, die Kolben dagegen aus Aluminium gegossen. Dualaluminiumkolben hat sich bestens bewärt und sollte eigentlich bei jedem luftgekühlten Motor Anwendung finden. Die Schmierung des Motors erfolgt durch eine mit Schnecke angetriebene Kolbenpumpe, welche der Zuverlässigkeit wegen einen besonderen Steuerkolben besitzt. Das Öl wird durch die hohle Kurbelwelle vom wo aus die Schmierung der Zylinder und den noch vorhandenen Kugellagern durch Spritzöl erfolgt. Die Pumpe fördert jeweils nur so viel Öl als augenblicklich verbraucht wird. Der Ölverbrauch ist auffallend gering, etwa 0,3 Liter für 100 Km. Sie Saugleitung der einzelnen Zylinder führt durch Rohre zum Gehäuse, von welchen aus alle 5 Leitungen zu einem einzigen Zuführungsstutzen münden. Dieser Stutzen sitzt zentrisch an der Gehäusewand und ragt in ein in der Gabel festgehaltenes Verbindungsstück, an welchen die eigentliche Saugleitung des Vergasers angeschlossen ist. Damit der als Gleitlagerzapfen ausgebildete Gasüberführungsstutzen in keiner Weise überlastet wird, dient ein kräftiges Kugellager zur Aufnahme der Beanspruchung. 43 MEGOLA Technik Die Zuführung von Öl geschieht ähnlich, es wird das Drucköl der Pumpe zu einer über das dünne Kurbelwellenende geschobene Muffe geleitet, von welcher aus das Öl zwangsweise in die durchgebohrte Kurbelwelle gedrückt wird. Die Muffe stellt ebenfalls ein Gleitlager dar, und sitzt unmittelbar in der Ölpumpe selbst. Die Verteilung und Zuführung des Zündstromes geht in der Weise vor sich, dass an einem feststehenden Rahmenteil die Schleifkohle befestigt ist, während in dem sich drehenden Gehäuse der Stromverteiler oder Abnehmer untergebracht ist. Er hat 15 Kontakte von denen jeweils drei miteinander verbunden sind. Die Verbindungen sind so angeordnet, dass die Kontakte in einem Abstand von 120 Grad zueinander stehen. Dadurch, dass jeder Zylinder pro Umdrehung 3 volle Arbeitstakte vollzieht, erfolgt die Zündung nach immer 120 Grad Gehäuse- oder Radumdrehung. Bei 5 Zylindern ergibt dies 5 mal 3 gleich 15 Zündkontakte mithin auch 15 Zündungen pro Rad bzw. Umdrehungen des Zylindersterns. Das Gewicht des kompletten Vorderrades beträgt nur 30 Kg. und ist weit weniger belastet als bei anderen Motorrädern gleicher Stärke. Daher macht sich das Motorgewicht bei der Lenkung des Rades nicht bemerkbar. Durch bloßes Lösen von nur vier Schrauben kann das Vorderrad herausgenommen werden, sodass Reifenreparaturen sehr rasch ausgeführt werden können. Magnetapparat und Vergaser bleiben dabei im Rahmen fest und sind in gewissem Sinn also unabhängig vom Motor montiert. Die gelegentlich geäußerte Befürchtung, dass der Motor unter den Stößen der Straße leide, haben sich keine abnormen Abnützungserscheinungen gezeigt. Tatsächlich verhält sich der Motor wie auch eine durch ihre Bereifung gefederte Auto-Kardanachse. Auch das Bedenken, das der Motor im Vorderrad besonders stark verschmutzen müsse, trifft nicht zu. Erstens schleudert das umlaufende Vorderrad Schmutz und Staub zur Seite und nach Hinten, der Motor selbst bleibt also frei davon als ein weiterer hinten eingebauter. Zudem werden doch auf ihn gelagerte Schmutzkörper nach Außen weggeschleudert oder durch die unter 2 – 3 Atmosphären Überdruck austretenden Auspuffgase weggeblasen. Der Megola-Motor ist eine sinnreiche Anwendung der Prinzipien des Rotationsmotors auf das Motorrad. Er ist eine für die Bedürfnisse des Motorrades eigens erdachte Maschine, die weitaus vollkommenste, die je für dies diesen Zweck konstruierte worden ist. Sie lässt alle bisherigen Lösungen des Antrieb-Problems für Zweirad- und Dreirad Fahrzeuge primitiv erscheinen und ist zweifellos berufen am Gebiet die Bahn frei zu machen. 44 MEGOLA Technik Megola-Sport Weniger bequem war die Megola allerdings im Stadtverkehr. Sie hatte weder Schaltgetriebe noch Kupplung, also musste die Megola nach jedem Halt angeschoben werden. 45 MEGOLA Technik 46 MEGOLA Technik 47 MEGOLA Technik Behandlungsvorschrift zum Megola-Zweirad-Auto Modell A3 A) Ingangsetzen 1. Der Hauptbenzinbehälter (Inhalt ca. 12 Liter) wird durch die unter dem Instrumentenbrett gelegene Eingussöffnung gefüllt, Verschlussklappe wieder fest angezogen. 2. Der Hilfsbenzinbehälter rechts der Vordergabel (Inhalt ca. 3 Liter) wird durch sein obere Eingussöffnung ebenfalls gefüllt, der unten befindliche Hahn (Zufluss zum Vergaser) geöffnet. 3. Der Oelbehälter links der Vordergabel wird mit 3 kg gutem mitteldünnen Motorradöl gefüllt. Im Sommer ist dickeres Oel zu verwenden als im Winter. Das Oel muss bei angeschraubter Oelleitung in einem gleichmäßig dünnen Strahl aus dem unten befindlichen Hahn abfließen. Vor Ingangsetzen des Motors überzeuge man sich, dass der Oelhahn offen ist. 4. Der Vorderradständer wird hinuntergeklappt und die Maschine, am vorderen Ende der Lenkstange angefasst, angehoben und vorsichtig rückwärts gezogen, bis sie auf dem Vorderradständer steht. 48 MEGOLA Technik Man überzeuge sich, dass die Maschine fest steht, ehe man den Motor laufen lässt. 5. Man versichere sich, dass das Stromzuführungskabel sowohl am Magneten wie auf der rechten Seite am Motorengehäuse gut befestigt ist, dass die 5 Hartgummi-Stromüberleiter fest im Zylindergehäuse, die Zünddrähte in den Überleitern und an den Kerzenklemmen festsitzen und dass zwischen den Zünddrähten und den Speichen nirgends weniger als 10 mm Abstand ist. 6. Man betätige den Dekompressionshebel (links an der Lenkstange) und überzeuge sich, dass er bei Vorwärtsdrehen des Rades selbstständig wieder in die äußerste Abwärtsstellung rückt, wobei die Zylinder wieder Kompression zeigen. Beim Hin- und Herdrehen des Rades muss der rechts an der Achse befindliche Dekompressionshebel mitfolgen, soweit dies die Anschläge gestatten. 7. Man stellt nun den Zündhebel (oben an der Lenkstange rechts) auf Spätzündung, d.h. halb auswärts und den darunter befindlichen etwas längeren Gashebel auf Leerlauf (aufwärts). Man tut gut, sich am Magneten und Vergaser zu überzeugen, dass die Stellhebel frei und sicher spielen können und von ihren Federn in die Endstellung gezogen werden. Zum Anwerfen muss die Drosselklappe annähernd geschlossen sein, (sie wird durch ihre Torsionsfeder geschlossen, durch den Zug des Bowdenkabels geöffnet). 8. Man stellt sich vor das Rad, fasst den Pneumatik und gibt dem Rad eine rasche, kräftige Drehung. Längstens beim zweiten oder dritten Mal soll der Motor anspringen. 9. Je nach Vergasertype wechselt die Methode, ein benzinreiches Gemisch und damit ein leichtes Anspringen zu erzielen. Beim Grätzinvergaser darf die Drossel nicht ganz geschlossen, sondern muss eben angehoben sein. Dieser Vergaser besitzt auch Tupfer, um den Schwimmerraum vor dem Anspringen zu überschwemmen. Der Tuto-Vergaser hat unten ein Benzinventil; hebt man dieses mit den Fingern etwas an, so wird ebenfalls der Vergaser mit Benzin überschwemmt.. Durch vorrübergehendes Verschließen der Luftöffnung des Vergasers mit der Hand, erhöht man die Saugwirkung und erzielt ein reicheres Gemisch. Ein letztes Mittel ist Einspritzen von Benzin aus einem Spritzkännchen in den Vergaserkörper. (siehe Ansatz F: „Das Beheben von Störungen“). Der Motor soll mit ganz, resp. beim Grätzinvergaser) fast geschlossener Drossel ruhig und gleichmäßig laufen, bei allmählichen Öffnen der Drossel entsprechend in der Drehzahl steigen und schließlich beim Vorrücken der Zündung auf hohe Tourenzahl kommen, dass er einen gleichmäßigen, singenden Ton erzeugt. Der Motor darf jedoch auf dem Ständer nur augenblickweiße auf diese Tourenzahl gebracht werden. 49 MEGOLA Technik Überhaupt soll der Motor nur ausnahmsweise und nur kurze Zeit bei möglichst geringer Tourenzahl auf dem Ständer laufen. Man achte hierbei sehr darauf, dass die Maschine wirklich fest auf dem Ständer steht und halte sie während des Laufens an der Lenkstange fest. Ein schwacher blauer Oelrauch, besonders bei höherer Tourenzahl, ist ein Zeichen dafür, dass die Ölung richtig arbeitet. Der Motor soll bei allen Tourenzahlen ganz gleichmäßige Explosionen hören lassen und ganz wenig merkbare Erschütterungen in der Lenkstange erzeugen. Stellt man eine unregelmäßige Zündfolge und stärkere Vibrationen fest, so ist dies ein Zeichen, dass nicht alle Zylinder gleichmäßig zünden. Diese Erscheinung tritt meistens nur in den ersten Augenblicken auf, solange der Motor noch kalt ist und soll verschwinden, sobald er gleichmäßig durchgewärmt ist. Es ist natürlich keineswegs notwendig, den Motor jedes Mal vor Antritt der Fahrt auf dem Ständer laufen zu lassen. 10. Es werden nun beide Ständer hochgeklappt und die Maschine mit vollkommenen angezogenen Dekompressionshebel an den Startplatz geschoben, wobei im Umgang mit schweren Motorrädern Ungeübte darauf achten müssen, dass die Maschine nicht das Übergewicht nach Außen bekommt. Unterwegs prüfe man die Bremsen. Der Start erfolgt am besten, indem man mit ganz aufgeschobenen Dekompressionshebel in beschleunigtem Schritttempo das Rad zwei oder drei Schritte weit führt – bei ganz, resp. fast geschlossener Drosselklappe und mittlerer Zündung wie oben beschrieben – und dann den Dekompressionshebel plötzlich loslässt. Der Motor wird nun sofort anspringen und in gutem Schritttempo regelmäßig laufen, sodass man bequem Zeit hat sich seitlich in den Sitz fallen zu lassen. (Damenreitsitz.) Man kann dann in aller Ruhe die Beine auf die Trittbretter setzen und nun durch allmähliges Öffnen der Drosselklappe und verstellen der Vorzündung das Tempo erhöhen. Wenn der Motor warm ist kann man auch starten, indem man sich über die Maschine stellt, bei angezogenem Dekompressionshebel zwei oder drei Schritte tut, den Dekompressionshebel loslässt und sich nach erfolgtem Anspringen in den Sitz fallen lässt. B) Fahrregeln 1. Man fahre niemals ab, ohne sich überzeugt zu haben, dass Oel- und Benzinbehälter gefüllt und die Hähne offen sind. Namentlich gewöhne man sich an, auch nach kurzen Halten, den Oelhahn zu kontrollieren. Der Motor darf unter keinen Umständen – selbst nicht im Falle verölter Kerzen – auch nur kurze Zeit ohne Oelzufuhr laufen. 2. In warmem Zustand hält die Maschine bei geschlossener Drossel eine Geschwindigkeit von ca. 10 km/St. ein. Um im Verkehr noch langsamer zu fahren, genügt es, von Zeit zu Zeit den Dekompressionshebel etwas zu lüften. Man achte aber darauf, die Maschine niemals so langsam laufen zu lassen, dass sie unregelmäßig zu arbeiten beginnt (bockt) oder stecken bleibt. 50 MEGOLA Technik 3. Zum Bremsen ziehe man den Dekompressionshebel halb an. Nur zum schnellen Anhalten benutzt man außerdem die Bremsen, jedoch nie so scharf, dass das Hinterrad blockiert wird. 4. Steigungen fahre man nicht zu langsam, damit der Motor nicht mühsam arbeiten muss. 5. Vor Kurven ziehe man den Dekompressionshebel halb an, bis das Tempo genügend ermäßigt ist und nehme gleichzeitig Gas fort. Durch die Kurve lasse man den Motor in geringer Kraft gleichmäßig ziehen. Bei schlüpfrigem Boden vermeide man in der Kurve starkes Anziehen oder Bremsen des Motors. Im Falle von Gleiten dekomprimiere man vollständig, ohne zu bremsen. 6. Stellt man Störungen oder unregelmäßiges Arbeiten des Motors fest, so gehe man der Sache sofort auf den Grund und beseitige das Uebel. Unregelmäßiges Arbeiten schädigt den Motor. 7. Man vermeide es anfangs, die Lenkstange krampfhaft festzuhalten, da dies das Erhalten des Gleichgewichtes außerordentlich erschwert. Die Maschine steuert sich mit 2 Fingern und lässt sich auch unschwer freihändig fahren, da sie das natürliche Bestreben hat, die gerade Linie einzuhalten. Besonders auf schlüpfrigem Boden vermeide man jede Steuerbewegung . 8. Man pumpe in kürzeren Zwischenräumen Benzin in den Hilfstank und warte damit nicht, bis der Motor stehen bleibt. 9. Bleibt der Motor, zumal an Steigungen oder auf schlechter Strasse stecken, so ermittle man die Ursache und bringe ihn erst auf den Ständer zu gleichmäßigen Lauf, bevor man wieder anschiebt. 10. Bei Fahrten in Nässe und Schnee achte man auf guten Schutz der beiden Enden des Hochspannungskabels gegen Eindringen von Feuchtigkeit und überziehe den Magnetapparat mit der Lederhülle. 11. Bei großer Kälte springt der Motor meist erst an, nachdem das erstarrte Oel durch Einspritzen von Benzin in den 1 – 3 Zylinder gelöst ist. 12. Setzt man die Maschine längere Zeit Temperaturen von unter 0 Grad aus, so empfiehlt es sich, vor Antritt der Fahrt erwärmtes Oel einzufüllen und mehrstündiges Fahren den Oeltank durch eine Filzhülle zu schützen. 13. Die ersten 400 – 500 km vermeide man es, die Maschine schneller als 40 km zu fahren, da der Motor sonst leicht durch Überhitzung beschädigt werden kann. 51 MEGOLA Technik 14. Bei stärkerer Beanspruchung spritze man mit einer Handspritze gelegentlich etwa 50 ccm Oel direkt in die Kurbelwelle durch das an der Oelpumpe vorgesehene Schmierloch. C) Die Pflege der Maschine 1. Nach den ersten 50 km Fahrt ziehe man am Warmen Motor die Überwurfmuttern der Ansaugrohre, die Zylinderbefestigungsschrauben, die Gehäusebolzen und die Lagerschalenmuttern an der Motorgabel gut nach. Andernfalls wirft der Motor Oel aus und bekommt „falsche Luft“ bei Leerlauf. 2. Alle 100 km ist die Staufferbüchse auf der Entlüfterwelle etwas hereinzuschrauben und nach völliger Entleerung neu mit Staufferfett und Flockengraphit zu füllen. Staufferfett alleine ist nicht wirksam, nur ein Gemisch von beiden. Ebenfalls alle 100 km ziehe man die Staufferbüchsen an den Federn um eine Drehung nach. Etwa alle 200 km gebe man etwas Oel in die Hinterradnabe und die Oellöcher der Verbindungshebel zwischen Haupt- und Motorgabel. 3. Die Schmierung der Ventilstößel ist automatisch; gehen die Stössel schwer oder bleiben gelegentlich hängen, so ist durch den Helmöler außen am Gehäuse etwas dünneres Maschinenöl oder Petroleum einzuspritzen. 4. Die Vorderfeder muss von Zeit zu Zeit geschmiert werden; indem man Staufferfett mit einer Messerklinge zwischen die Federblätter bringt, während die Maschine auf dem Vorderständer ruht. 5. Nach 3 – 5000 km Fahrt sollen die Kolben und Zylinder von der Oelkohle gereinigt und die Ventile neu eingeschliffen werden. Hierzu demontiert man Auspufftöpfe und Ansaugrohre und nimmt die Zylinder herunter. Die Oelkohle wird mit einem Schraubenzieher aus dem Zylinder und Kolben entfernt. Das Einschleifen der Ventile lässt sich bei einiger Vorsicht im Schutz des Zylinderinneren gegen die Schmirgelpaste auch ohne Demontage des Motors vornehmen, da die Ventilkammern nach Lösen der Ventilverschraubungen auf dem Zylinderkopf bequem zugänglich sind. Es ist nur nötig, die Ventilfedern durch Herausziehen des Riegels im Ventilschaft zu entspannen. Das Einschleifen erfolgt in üblicher Weise durch Hin- und Herdrehen des Ventiltellers mittels Schraubenzieher, wobei die Paste aus Oel und feinem Schmirgelpulver als Schleifmittel auf den Ventilsitz gegeben wird. Das Schleifen wird fortgesetzt, bis die Sitzflächen blank sind und keine schwarzen Flecken zeigen. 6. Die Bowdenzüge sind von Zeit zu Zeit auf leichtes Gleiten zu kontrollieren und nötigenfalls an den Enden zu ölen, wobei darauf zu sehen ist, dass das Oel möglichst weit in die Spirale hineinläuft. 52 MEGOLA Technik Die Kabel sind außerdem mittels der an ihren Enden befindlichen Stellschrauben Nachzuspannen wenn sie sich gedehnt haben, was anfangs stets der Fall sein kann, besonders an den Bremszügen. 7. Von Zeit zu Zeit sind die Schleifbahnen der Schleifkohlen im Magneten, sowie im Stromverteiler durch Einführen eines sauberen benzingetränkten Läppchens auf die Spitze eines Stäbchens gut zu reinigen. Ebenso müssen Zündkerzen und Kompressionsventile öfters revidiert und gereinigt werden. 8. Vor und nach jeder längeren Fahrt kontrolliere man die Speichen beider Räder und ziehe etwa lockere Nippel nach. 9. Man achtet darauf, dass die Ventile der Luftreifen nicht schief stehen, da diese bei weiterem Wandern des Reifens ausgerissen werden. Man befestige den Reifen mit Sicherungsschrauben an der Felge. 10. Der Geradführungsbügel des Hinterrades muss in seinem Führungsmuffen leicht gleiten und von Zeit zu Zeit gereinigt und geölt werden. 11. Die Oelpumpe sollte nach längeren Fahrten durch Einspritzen von Petroleum gereinigt und dann mit Oel neu gefüllt werden. D) Beschreibung des Motors Der Motor besteht aus einem Aluminium-Gehäuse (33-34), an welchen außen die 5 Zylinder (100) angeschraubt sind und welches in seinem Inneren verschiedene gegeneinander abgeschlossene Kammern enthält. In der mittleren Kammer befindet sich die Kurbelwelle mit den 5 Pleuelstangen und den Gegengewichten (94). Links davon liegt das Planetengetriebe, abgeschlossen durch seinen, in der Motorgabel gelagerten Treibstock (32), an dem außen Magnet (7) und der Oelpumpe (9) befestigt sind. Rechts davon liegt die Gaskammer, aus fünf Sternförmigen Kanälen bestehend, die in eine Mittelkammer münden. An diese schließt sich rechts die Nockenkammer an, in der die Nockenscheiben (40, 41) laufen. Zu äußerst liegt der Stromverteiler (45) und den Abschluss des Gehäuses bildet der das rechte große Lauflager tragende Kugellagerflansch (47), dessen Rohrstutzen rechts in der Motorgabel gelagert ist. In der Bohrung des Kugellagerflansches sitzen zwei konzentrisch ineinandersteckende Rohre, die beide an ihren, in der Nockenkammer liegenden Ende trichterförmig erweitert sind und an der Peripherie des Trichters je 3 Nocken für die Betätigung der Ventilstößel tragen. Die beiden Nockenreihen liegen in Normalstellung unmittelbar nebeneinander, so dass sie wie eine einzige, entsprechend breitere Reihe von drei Nocken wirken. 53 MEGOLA Technik Das innere Rohr, Entlüfterwelle (40) genannt, kann in dem äußeren, Hauptnockenwelle (41) genannt, etwas hin- und hergedreht werden, wobei die zweite Nockenreihe sich gegen die erste verschiebt und eine verlängerte Oeffnung der Ventile bewirkt (Dekompression). Die hohle Entlüfterwelle, deren inneres Ende auf einem Stutzen des Gehäuses gasdicht gelagert ist, dient außerdem der Einführung der frischen Gase in die Gaskammer. Der Vergaser ist seitlich der Motorgabel angebracht und empfängt das Benzin durch eine Schlauchleitung aus dem rechts der Gabel befindlichen Hilfsbenzinbehälter. Die Gase treten durch eine weite Oeffnung, welche durch die Entlüfter- und Nockenwelle gebohrt ist, in radialer Richtung aus der Saugleitung des Vergasers in die Entlüfter- und Nockenwelle gebohrt ist, außen geschlossen und trägt auf ihrem Stumpf einen kurzen Hebel zur Betätigung der Dekompression (Entlüftung) (56). Der Stromverteiler (45) ist ein ringförmiger Körper aus Isoliermasse und trägt an seinem Umfang 3 Kontakte, welche der Hochgespannte Magnetstrom durch 5 Ueberleiter (62) mit Schleifkohlen (63) abgenommen und durch starke Kupferdrähte (64) den Zündkerzen (77) zugeführt wird. Der Strom wird vom Magneten (7) durch ein Hochspannungskabel (83) über die Gabel hinweg und durch den Abschlussdeckel hindurch mittels eines Steckers (84) dem Stromverteiler zugeführt. In der peripheren Wandlung der Nockenkammer sind die 10 Ventilstößel (66) in Bronzebuchsen (67) geführt. Sie tragen an einem Ende Rollen, die bei der Drehung des Gehäuses um die stillstehende Nockenscheiben gleiten und beim Passieren der Nocken angehoben werden, wodurch sie die Ventile (78) betätigen. 54 MEGOLA Technik Die Kurbelwelle (94) besteht aus zwei getrennten Schenkeln, die durch das als doppelreihige Rollenlager ausgebildete Hauptlager verbunden sind. Während der rechte Schenkel (Steuerseite) nur einem kurzen im Gehäuse gelagerten Wellenstummel besitzt, trägt der linke Schenkel (Getriebeseite) den eigentlichen Wellenschaft, auf dem die Antriebszahnräder des Getriebes (19) und Magneten (11) befestigt sind; dieser Schaft ist sowohl im Gehäuse als im Triebstock gelagert. Die Verbindung beider Kurbelschenkel bildet der innere Laufring des erwähnten Rollenlagers, der nach besonderen patentierten Verfahren mittels Präzisionsverzahnung in entsprechende Zahnkränze der Kurbelwangen eingreift. Ein für die Oelung durchbohrter Bolzen presst die drei Teile unverrückbar zusammen. Auf dem äußeren Laufring des Rollenlagers gleiten die fünf Segmentpleuel (95). Die Kolben (96) sind aus einer Aluminiumlegierung und tragen drei Kolbenringe (111). Das Gehäuse besteht aus zwei Hälften, zwischen denen eine Papierdichtung von 0,3 mm Stärke liegt (D20). Desgleichen liegen Dichtungsringe unter den Zylindern (D10). Die Kurbelwelle durchbricht das Gehäuse auf der linken Seite und trägt unmittelbar außerhalb des Lagers ein kleines Antriebsrad, das sogenannte Sonnenrad (19). Dieses treibt unmittelbar drei Planetenräder (88) einen großen Innenzahnkranz (31) aus Stahl, der auf den Rand des Aluminiumgehäuses aufgesetzt ist, in entgegengesetzter Richtung. Die Planetenräder sind mittels kleiner, zweireihiger Kugellager auf Zapfen des flanschartigen, das linke große Lauflager tragenden Treibstocks (32) gelagert, der seinerseits im linken Hauptlager der Motorengabel befestigt ist. Auf dem zylindrischen Körper des Sonnenrades sitzt ein weiteres Kugellager (17), das dem Treibstock als Stütze dient, respektive die Kurbelwelle im Treibstock führt. Außerdem dieses Lager, befindet sich auf der Kurbelwelle das große Kegelrad (11) zum Antrieb des Magneten. Auf einer am Treibstock angebrachten Konsole sitzt, mit einem Spannband befestigt, der Magnet, dessen Antriebswelle durch eine Oeffnung des Treibstockes in diesen hineinragt. Dort trägt sie ein kleines Kegelrad (6), das mit dem auf der Kurbelwelle sitzen den größeren Eingriff steht. Auf dem äußeren Rande des Treibstockschaftes ist die Oelpumpe (9) befestigt, die durch eine in die Kurbelwelle eingeschraubte Schneckenwelle (10) mittels Schneckenrades (10a) angetrieben wird. Die Kurbelwelle ist zur Aufnehme des Strahlröhrchens, das der Zuleitung des Oeles nach dem Kurbelzapfen dient, ausgebohrt und trägt am inneren Ende der Bohrung eine Buchse, die dem Röhrchen als Lager und Dichtung dient. Die Oelpumpe wird durch eine Schlauchleitung aus dem links der Gabel angebrachten Oelbehälter gespeist. 55 MEGOLA Technik E) Arbeitsweise des Motors Der Motor arbeitet nach dem Viertaktprinzip. Das im Vergaser durch Mischung aus feinzerstäubten Benzin mit Luft hergestellt explosible Gemisch wird bei der Saugperiode jedes Kolbens durch die hohle Entlüfterwelle, von dieser in die Gaskammer und weiter durch die Gaskanäle und Ansaugrohre in die Zylinderköpfe gesogen. Hier wird das Gemisch durch die Kolben verdichtet (Kompressionsperiode) und durch die Funken an den Zündkerzen entzündet (Explosionsperiode). Die verbrannten Gase entweichen dann durch die Auspufftöpfe (Auspuffperiode). Die Explosionen folgen sich in den Zylindern 1, 3, 5, 2, 4, das heißt, es wird immer ein Zylinder übersprungen, der sich gerade in der Auspuffperiode befindet. Sie erfolgt stets an den gleichen drei Stellen (relativ zur Motorgabel), die um je 120 Grad gegeneinander versetzt sind. Jeder Zylinder muss also während einer Umdrehung des Rades ergeben sich 15 Explosionen. Der Magnet muss demnach 15 Funken pro Radumdrehungen liefern und der Stromverteiler muss diese Funken den Zylindern richtig zuleiten. Die Explosionsstöße wirken einerseits direkt auf die Zylinder, andererseits mittels der Kolben und Pleuelstangen auf die Kurbelwelle und haben das Bestreben, beide entgegengesetzt in Umdrehung zu versetzen. Das Planetengetriebe regelt dieses Umdrehungsverhältnis in der Weise, dass auf eine Umdrehung des Zylinderkranzes in einer Richtung 5 Umdrehungen der Kurbelwelle in entgegengesetzter Richtung entfallen. Das Übersetzungsverhältnis des ganzen Motors auf das Rad ist also 1:6. Der feststehende Treibstock, welcher das ganze Drehmoment aufnimmt, erfordert eine sehr gute Lagerung auf der Kurbelwelle einerseits und in der Motorgabel andererseits. Die Motorgabel ist federnd an der Hauptgabel angebracht, wodurch die Wirkung einer elastischen Uebertragung des Zuges erreicht wird. Die Kurbelwelle treibt den Magneten, der pro Umdrehung seines Ankers 2 Funken gibt, mittels Kegeltriebes, im Verhältnis 2:3. Der Magnet liefert also 3 Funken auf eine Kurbelwellenumdrehung, das heißt 15 Funken auf eine Zylinderumdrehung. Die Oelpumpe macht einen Kolbenhub auf 38 Kurbelwellentouren mit 0,75 mm Hub und 5 mm Bohrung. Das Oel tritt aus dem Pumpenröhrchen in die linke Kurbelwange, von dort durch den hohlen Kurbelzapfen durch das Rollenlager, welches ausgiebig geschmiert wird, ölt dann die Pleuelfüße und spritzt in die Zylinder. Ein Teil wird vom Gehäuse abgefangen und durch die Kanäle in das Getriebe geleitet. Auch die Nocken werden vom Gehäuse aus geschmiert. 56 MEGOLA Technik F) Das Beheben von Störungen 1. Der Motor springt schlecht oder gar nicht an und hat keinen oder mangelhaften Leerlauf. Er stockt beim Übergang in höhere Geschwindigkeit und kommt nicht auf Höchstleistung. Die Ursache kann an zu wenig oder auch an zu viel Benzin liegen, ferner an verölten, bzw. verrußten Kerzen, schließlich an Nebenluft, welche durch undichte Stellen in den Saugleitungen eintritt. Falls kräftiges Tupfen der Vergasers nicht hilft, spritze man etwas Benzin direkt bei geöffneter Drossel tief in die Saugöffnung des Vergasers. Falls kein Erfolg, spritze man wenig Benzin direkt in die Zylinder. Macht der Motor einige Explosionen und bleibt wieder stehen, so hat er entweder zu viel oder zu wenig Benzin. Im ersten Falle muss er richtig laufen, wenn man ihn erst einige Male rückwärts dreht und dadurch das überflüssige Benzin abblasen lässt. Hilft dies nicht, so lässt das auf Benzinmangel schließen. Man überzeuge sich, dass der Hilfstank gefüllt ist und dass Benzin durch den Leitungsschlauch in gleichmäßigem Strahl ausläuft. Man schraube die Benzinleitung am Vergaser ab, reinige das Benzinsieb und blase durch die Haupt- und Leerlaufdüse. Beim Tuto-Vergaser überzeuge man sich, dass das Benzinventil leicht spiel hat ohne hängen zu bleiben. Läuft der Motor nur mit geöffneter Drossel, so ist die Leerlaufdüse verstopft, oder die Drosselklappe schließt nicht dicht. Kommt der Motor nicht auf Hochleistung, so setzt entweder ein Zylinder aus oder der Vergaser ist verstopft, respektive der Vergaserschwimmer leck. Macht der Motor trotz Einspritzens von Benzin in die Saugleitung oder Zylinder nicht eine einzige Zündung, so ist der Fehler in der Zündung zu suchen. Man ziehe den Zündkabelstecker rechts aus dem Steckkontakt, halte das metallische Ende 5 mm vom Gehäuse fort und untersuche, ob beim Drehen des Rades ein blauer Funke regelmäßig in den drei Zündstellungen auf das Gehäuse überspringt. Ist dies der Fall, so untersuche man durch Berühren der Zündkerzen mit den Finger bei ganz langsamen Hin- und Herdrehen des Rades um eine Zündstellung, ob ein elektrischer Schlag zu spüren ist, und reinige sie, wenn erforderlich- Es darf keine Kohle zwischen den Elektroden sitzen. Man kann das Funktionieren der Kerzen auch untersuchen, indem man sie herausschraubt, durch ein Stück blanken Draht an das Zündkabel anschließt und auf eine blanke Stelle des Rahmens legt. Beim Drehen des Rades müssen an den Elektroden Funken überspringen. Verölte oder verrußte Kerzen können dieselben Erscheinungen hervorrufen wie falsches Gemisch: schlechten Leerlauf, vorübergehendes, vollständiges Aussetzen beim Oeffnen der Drossel, mangelhafte Anzugskraft. Völliges Versagen der Zündung liegt jedoch kaum an den Kerzen, da sie nicht alle zugleich defekt zu werden pflegen. Man überzeuge sich auch, dass die Schleifbahn des Stromverteilers sauber und trocken ist, dass die Schleifkontakte und die Zünddrähte festsitzen, sowie das letztere überall 10 mm Abstand von den Speichen haben. Gab das Zündkabel keine Funken, so untersuche man seine Befestigung in den Steckern auf guten Kontakt, desgleichen die Schleifkohle im Kohlenhalter 57 MEGOLA Technik am Magneten. Auch ein Defekt in der Isoliermasse der Ueberleiter und des Steckers kann Kurzschluss verursachen. Als letztere Störungsquelle käme der Magnet selbst und der Verteiler in Betracht. Man reinige auch hier sorgfältig die auf der Magnetwelle von Oel oder Wasser. Man kontrolliere das Arbeiten des Unterbrechers, überzeuge sich, dass beim Unterbrechen zwischen den Platinenelektroden der richtige Abstand besteht (zur Kontrolle dient das beim Blechstäbchen am Magnetschlüssel), und dass die Unterbrechungen zweimal pro Umdrehung richtig erfolgen. Wenn man mit einem metallischen Gegenstand (Schraubenzieher oder dergleichen) den Schleifring auf der Magnet-Welle berührt und beim Drehen des Rades kräftige Funken auf das Innere des Magnetgehäuses überspringen, so ist der Magnet in Ordnung. Der Verteiler kann Anlass zu Störungen geben, wenn die Schrauben, mit denen er zusammengehalten ist, sich lockern, so dass Fugen zwischen der Schleifbahn und den äußeren Scheiben entstehen. Bei nassem Wetter oder im Winter kommen Kurzschlüsse in Betracht, die entweder durch Feuchtwerden der Isolierungen im Unterbrechergehäuse oder Kondensator des Magneten, oder durch Eindringen von Wasser in die Oeffnung der Kabelstecker, oder endlich durch Eintritt, resp. Kondensation von Feuchtigkeit am Stromverteiler zu erklären sind. Es hilft nur Trocknen und gute Abdichtung dieser Teile mittels der hierfür vorgesehenen Gummikappen und Schutz des Magneten durch eine Lederkappe (vom Werk zu beziehen). Ist die Zündung und die Vergaser in Ordnung, die Kerzen sauber, so liegen die genannten Fehler am Eindringen von Nebenluft. Man überzeuge sich davon, indem der Vergaser abgeschraubt und Zigarettenrauch in den Saurohrstutzen bläst. Kann man ohne großen Wiederstand durchblasen und dringt der Rauch in größeren Mengen zwischen dem feststehenden Kugelflansch und dem sich drehenden Anschlussring des Gehäuses hervor, so müssen die Dichtungen zwischen der Nocken- und Entlüfterwelle und zwischen der Entlüfterwelle und dem Gehäuse geprüft, bzw. erneuert werden. Auch Dichtungsringe an beiden Seiten der Vergasermuffe und Dichtungen zwischen Vergaser und Saugrohrstutzen sind nötigenfalls zu erneuern. Ebenfalls kann an den Saugrohrmuffen und an den Führungen der Saugventile Nebenluft eintreten, wenn diese nicht fest angezogen, bzw. ausgeschlagen sind. 2. Der Motor setzt aus. Man stelle durch Betupfen der Auspufftöpfe mit angefeuchtetem Finger fest, welcher Zylinder nicht mitarbeitet. Man kontrolliere Kerze, Ueberleiter und Zünddraht, sowie das Spielen der Ventile und Stössel, ist hieran nichts zu finden, auch die Dichtungen der Ventilverschraubungen und Saugrohre. Setzt nicht ein bestimmter Zylinder aus, sondern zeigt sich nur ein stockendes Arbeiten so liegt dies meist an falschem Gemisch oder an Verölung. Der letzte Fehler wird durch kurzes Laufenlassen behoben, wobei viel Oelrauch durch die Auspufftöpfe tritt. 58 MEGOLA Technik Genügt dies nicht, so müssen die Kerzen gereinigt werden. Der erste Fehler ist nur durch Untersuchung des Vergasers zu beheben. Man lässt den Motor auf dem Ständer bei der Tourenzahl und Drosselstellung laufen, bei der sich das Aussetzten am stärksten bemerkbar macht und dreht den Benzinhahn zu. Ist das Gemisch zu benzinarm, so bleibt der Motor sofort stehen, ist es zu benzinreich, so wird er zunächst schneller und läuft einen Augenblick regelmäßig, ehe er stehen bleibt. Erhält er nur im Leerlauf zu viel Benzin, so äußert sich dies darin, dass bei längeren Fahren im Leerlauf zunehmendes Aussetzten und bei darauffolgendem langsamen Oeffnen der Drossel vollkommenes Versagen eintritt, infolge Übersättigung des Gemisches durch kondensiertes Benzin. Oeffnet man in diesem Fall die Drossel nicht langsam sondern plötzlich sehr weit, so erholt sich der Motor wieder. Hat er im Leerlauf zu wenig Benzin, so springt er sehr schlecht an und bleibt beim Oeffnen der Drossel leicht stehen. Dieser Fehler kann auch dadurch hervorgerufen werden, dass die Dichtung zwischen Vergaser und Saugrohrstutzen den Rohrquerschnitt nicht vollkommen frei lässt, sondern infolge starker Zusammenpressen oder Aufquellen etwas über den Rand des Saugrohres vorragt. Setzt der Motor hauptsächlich in höheren Tourenzahlen aus, ohne dass an der Zündung oder Vergasung ein Fehler festzustellen ist, so deutet dies auf Hängen bleiben der Ventile oder Stößel. Man spritze etwas Petroleum und Oel auf Ventilschäfte und Stössel; nötigenfalls erneuere man defekte Sperrscheiben oder schlappe Ventilfedern. Zeigt sich ein Stocken oder Klopfen nur bei Frühzündung, so muss das Magnetkegelrad um einen Zahn rückwärts verstellt werden. 3. Der Motor versagt plötzlich ganz. Meistens liegt dies am Leerwerden des Benzintanks oder Verstopfen der Düse durch Schmutz oder Wasser. Letzteres tritt nicht selten oft hintereinander ein, wenn Schmutz oder Wasser im Tank ist. Wo nicht, so untersuche man Zündkabel auf seine Befestigung an den Steckern. Bei Nässe dürfte Kurzschluss vorliegen (Siehe unter 1.) 4. Der Motor wird ohne Hebelverstellung allmählich langsamer. Diese Erscheinung ist fast stets auf erhöhte innere Reibung zurückzuführen. Man stelle sofort ganz ab und untersuche, ob der Motor unzulässig heiß ist, (ein Tropfen Flüssigkeit auf das Gehäuse gebracht, darf nicht zischen und sofort verdampfen). Wenn ja, so ist auf fehlende Oelung zu schließen. Man überzeuge sich, dass Oel im Tank ist. Wenn ja, so untersuche man den Oelschlauch und nehme, wenn Oel frei ausläuft die Pumpe ab. Diese muss beim Drehen des Schneckenrades aus dem in der Mitte befindlichen Stutzen langsam etwas Oel fördern. Ist Oel im Treibstock, so ist die Pumpe undicht. Dreht sich der Motor schwer, so haben die Kolben oder das Hauptpleuellager gefressen. 59 MEGOLA Technik Es empfiehlt sich, 30 – 50 ccm Oel mittels Handspritze bei (auf dem Ständer) laufendem Motor in die Kurbelwelle einzuspritzen, bis seitlich Oelrauch aus den Auspufftöpfen tritt. Im Notfall kann man sich auch durch Einspritzten von Oel durch die Zylinderverschraubungen vorläufig helfen. War der Motor ganz blockiert, so müssen bei nächster Gelegenheit die Zylinder abgenommen und die Kolben untersucht werden. Auch ist festzustellen, ob das Hauptpleuellager unbeschädigt ist. 5. Der Motor arbeitet ruckweise. Arbeitet der Motor eine Zeitlang regelmäßig, um dann plötzlich zu stocken, und nach einiger Zeit ohne äußeren Grund neuerlich anzuziehen, so ist auf teilweise Verstopfung der Benzinleitung zu schließen, Beispielsweise durch Vorlagerung eines Körpers von die Benzintanköffnung oder Ablösen eines Teiles der Schlauchwandung. Wo nicht, so liegt in der Regel Lockerwerden der Lagerschale oder des Keils am Treibstock resp. Sonnenrad, ein Sprung im Sonnenrad oder ein ähnlicher Defekt vor, der die feste Einstellung zwischen Kurbel und Gehäuse stört. 6. Der Motor verliert Leistung. Lasst die Leistung des Motors mit der Zeit nach, so liegt dies, wenn nicht Nebenluft (siehe oben) schuld ist, am Nachlassen der Kompression oder am Schlappwerden der Ventilfedern. Abhilfe: Einschleifen der Ventile, nötigenfalls Einsetzen neuer Kolbenringe, resp. Ventilfedern. Liegt die Störung weder an fehlender Kompression, noch an Nebenluft, so kommt in erster Linie eine Änderung der Einstellung des Motors in Frage. Man stelle also Zylinder 1 auf oberen Totpunkt und kontrolliere Einstellung der Zündung und Ventilspiel. (siehe Einstellungen) Ist die Einstellung falsch, so hat sich entweder die Einstellung der Regulierschrauben an den Ventilstößeln verändert, oder es ist ein ernster Defekt am Getriebe entstanden. Man untersuche also, ob der Triebstock noch fest im Lager der Motorgabel liegt, oder sich infolge Abscherens resp. Lockerwerden des Keils, Lockerwerden des Lagerschalendeckels etc. drehen lässt. Dann untersuche man den Magnetantrieb auf Lockerwerden des kleinen Kegelrades resp. Der Magnetbefestigung. Schließlich untersuche man durch vorsichtiges hin- und herdrehen des Vorderades, ob in verschiedenen Lagen ein unzulässiges Spiel im Getriebe vorhanden ist, oder ob sonst metallische Geräusche auftreten, die auf ein Defekt schließen lassen. Defekte am Hauptpleuellager werden sich durch Abnahme der Leistung unter starker Erhitzung sowie durch ein regelmäßiges metallisches Klopfen bemerkbar machen. In diesem Fall wird man in den Zylinderverschraubungen, Zündkerzen etc. metallisch verfärbtes Oel vorfinden, ein Anzeichen für fortgeschrittene Zerstörung des Rollenkorbes. Man nimmt einen Zylinder ab und untersucht sie beiden Pleuelringe. Lasst sich einer gegen den anderen drehen oder bewegen, so muss die Kurbelwelle zur Reparatur ins Werk. Auch stark gelockerte Kolbenbolzen verursachen ein metallisches Klappern 60 MEGOLA Technik G) Demontage der Räder a) Vorderrad 1. Man stelle die Maschine auf den hinteren Rahmenständer. 2. Man löse den Oelschlauch an der Pumpe, hängt das Bowdenkabel am Magneten aus, schraubt den Kohlenhalter samt Zündkabel aus den Magneten heraus und zieht den Kabelstecker aus dem Verteiler. 3. Man löst die beiden Lagerschalenmuttern auf beiden Seiten der Motorgabel und zieht die Schalen ab. 4. Man schraube die‚ Benzinleitung am Vergaser ab und hänge das Betätigungskabel für die Drosselklappe aus. 5. Der Splint am Dekompressionshebel wird herausgezogen, sodass das Betätigungskabel ausgehängt werden kann. Die Maschine wird nun auf den Vorderradständer gehoben, wobei der gesamte Motor aus seiner Gabel herausfällt. Soll der Motor nur zu Versandzwecken demontiert werden, so genügt es, außer den Verbindungen für den Vergaser und Magneten die Verbindungshebel zwischen Hauptgabel und Motorgabel abzunehmen und die ganze Motorgabel durch Lösen des Bolzens an der Vorderfeder herauszunehmen. Im Falle einer Reparatur oder eines Austausches muss der Motor immer mitsamt seiner Gabel, mit der er ein untrennbares Ganzes bildet, eingeschickt werden. b) Hinterrad Man stelle die Maschine auf den Rahmenständer unter Benützung einer Bodenunebenheit so auf, dass das Hinterrad etwa 10 cm vom Boden abgehoben ist. Die beiden Achsmuttern werden gelöst, der die zwei Bowden-Regulierschrauben tragende Ring von der Bremsnabe abgezogen, und die Bowdenkabel aus ihren Hebeln aushängt. Das Rad ist nun frei und kann herausgenommen werden. H) Auseinandernehmen des Motors a) linke Seite (Getriebeseite) 1. Man löst die Schrauben der Oelpumpe und zieht sie heraus (Röhrchen nicht verbiegen!) 2. Man löst das Spannrad des Magneten, zieht den damit festgehaltenen Sperrbügel und die beiden Passstifte nach unten aus der Magnetkonsole heraus. Der Magnet kann nun abgehoben werden. 61 MEGOLA Technik 3. Man schraubt mit dem Steckschlüssel die in das Ende der Kurbelwelle eingesetzt Schneckenwelle (Linksgewinde) heraus. 4. Man zieht das große Magnetkegelrad von der Kurbelwelle ab, wozu man, wenn erforderlich, sich der mitgegebenen Abziehvorrichtung bedienen kann. 5. Es werden die 5 Muttern gelöst, die zur Befestigung des AluminiumKugellagerrings auf dem Kurbelgehäuse dienen und der Ring samt dem darauf befestigten Dichtungsring abgezogen. 6. Man kann nun den Treibstock so drehen, dass die 3 Planetenräder hinter die Aussparung des Speichenkranzes zu liegen kommen und dem ganzen Treibstock mit seinen Zahnrädern aus dem Eingriff im Kurbelgehäuse und der Kurbelwelle herausziehen. 7. Vor dem Zusammenbau muss auch das innere Kugellager aus dem Treibstock herausgezogen werden, damit der Durchblick auf die Einstellmarken der Zahnräder frei wird. b) rechte Seite (Steuerseite) 1. Die Fettbüchse wird abgeschraubt, die darunter sitzende Mutter gelöst, der Dekompressionshebel mit Dichtungsscheibe abgezogen. 2. Nun wird die Drahtsicherung der auf der Nockenwelle befestigten Ringmutter abgehoben und die Mutter mit dem Hakenschlüssel gelöst. Darauf wird der Vergaserkrümmer abgezogen. 3. Die zehn Schrauben, welche den Dichtungsring auf dem Rand des Kurbelgehäuses befestigen werden gelöst und die 5 Ueberleiter aus dem Gehäuse herausgeschraubt. 4. Man ziehe jetzt den Kugellagerflansch mit dem daran befestigten Stromverteiler und dem Kugellager aus dem Kurbelgehäuse heraus, wozu man sich der mitgegebenen Vorrichtung bedienen kann. 5. Es erscheinen nun eine Dichtungsscheibe, deren Befestigungsschrauben zu lösen sind. Man kann dann die gesamte Nockenwelle herausnehmen. c) Kurbelgehäuse 1. Zur Oeffnung des Kurbelgehäuses muss erst das Rad ausgespeicht werden. 2. Die Zylinder werden nach Lösen der drei Befestigungsschraunben, sowie der oberen Ueberwurfmuttern der Ansaugrohre abgehoben. Die kleinere Hälfte des Kurbelgehäuses kann darauf abgenommen werden. 62 MEGOLA Technik 3. Um die Kurbelwelle herauszunehmen muss ein Kolben demontiert werden. Dies geschieht durch Lösen der Kolbenbolzensicherung und Herausstoßen des Bolzen. Das Auseinandernehmen der geteilten Kurbelwelle darf nur bei unseren Vertretern, resp. in der Fabrik erfolgen. Andernfalls wird jede Haftung abgelehnt. I) Montage des Motors Im Wesentlichen erfolgt der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge wie das oben beschriebene Auseinandernehmen. Es sind jedoch folgende Punkte zu beachten. 1. Alle Schrauben, insbesondere diejenigen am Kurbelgetriebe und an den Kolben sind sehr fest anzuziehen und gegebenenfalls durch Splinte oder Federringe von der gleichen Stärke zu sichern wie dies seitens der Fabrik geschieht. 2. Der richtige Einbau und der gute Sitz der verschiedenen Dichtungen ist von großer Wichtigkeit. Man merke sich beim Auseinanderbauen, an welcher Stelle die einzelnen Dichtungen gesessen haben. Besonders wichtig sind die Abdichtungen der Gasleitung und von diesen die Dichtung zwischen der Entlüfterwelle und dem rotierenden Stutzen an der Gaskammer des Gehäuses (D9), welche stramm passen muss. Ferner ist auf gute Abdichtung der Vergasermuffe (D 3, 4), der beiden großen Filzringe (D 7,16), welche die großen Lauflager des Gehäuses gegen Eindringen von Schmutz schützen, aus gutem Material sein und lückenlos anliegen. Auch auf die Filzdichtung zwischen Magnet und Treibstock (D18) ist besonders Augenmerk zu richten, da diese bei gutem Sitz auf dem Magnetkegelrad den Magneten gegen Verölen schützt. Die Dichtungsplatte am Vergaserflansch darf keinesfalls in die Oeffnung der Gasleitung hineinragen, da sonst Benzinstauungen eintreten. K) Einstellen des Motors Die Einstellung des Motors erfolgt durch das Getriebe. Es kommt also darauf an, dass die Zahnräder des Planetengetriebes in richtiger Weise ineinandergreifen. Zunächst ist beim Montieren darauf zu achten, dass die markierten Punkte des Kurbelgehäuses, Innenzahnkranz und Speichenrad der markierten Stelle des Innenzahnkranzes zugewendet ist. Man kann nun den Treibstock einsetzten und zwar muss sich das markierte Planetenrad zwischen die Markierung des Innenzahnkranzes und die des Sonnenrades einschieben, in der Weise, dass gleiche Marken 63 MEGOLA Technik einander zugewendet liegen. Um das Zusammenfallen der Marken bewirken und kontrollieren zu können, sind im Speichenkranz Aussparungen zum Einschieben der Planetenräder angebracht. Den richtigen Eingriff mit dem Sonnenrad kann man durch die Bohrung des Triebstocks hindurch beobachten. Der zusammengebaute Motor wird in das Rad wiedereingesetzt, indem man das Vorderrad unter das Schutzblech stellt und die Motorgabel durch Vorwärtsschieben des Rahmens über den Vorderradständer hinweg auf den Motor herabsinken lässt. Dabei müssen sich die beiden Lagerschalen über die entsprechenden Lagerstellen des Motors legen. Durch geringes Vorwärts- oder Rückwärtsrollen der nun auf die beiden Rädern ruhenden Maschine bewirkt man, dass der Keil auf der Lagerfläche des Treibstockes in die in der Gabel befindliche Keilnut einschnappt. Auf der Vergaserseite dreht man den Schaft der Hauptnockenscheibe an dem Kugellagerflansch so lange, bis auch hier der Keil, der in der Lagerschale resp. deren Deckel befindlichen Keilnut gegenüber steht, so dass die Lagerschalen sitzen, da sonst der Motor nicht einwandfreiem Arbeiten zu bringen ist. Nachdem der Motor in der Gabel fest eingeschraubt ist, ist gegebenenfalls die Einstellung der Ventile nachzukontrollieren. Durch Einführen eines Stäbchens mit Millimetereinstellung in die Zylinderkopf angebrachte Mittelöffnung wird der obere Totpunkt des betroffenen Kolbens festgestellt und nun durch Beobachten der Kolbenstellung, in der jeder Ventilschaft (nicht Stößelschaft) eben angehoben wird, die Oeffnungszeit kontrolliert. Die richtigen Ventilzeiten sind folgende: Einlaß öffnet Einlaß schließt Auslaß öffnet Auslaß schließt 0,5 mm vor oberem Totpunkt 4 – 5,5 mm nach unterem Totpunkt 10 – 13 mm vor unterem Totpunkt 1,5 – 2 mm nach oberem Totpunkt Die bei anderen Motoren übliche Methode, den Abstand der Ventilschäfte von den Stößeln (Stößelluft) gleichmäßig auf ca. 4/10 mm einzustellen, würde falsche Ventilzeiten ergeben. L) Einstellung der Zündung Der Zündfunke muss bei Spätzündung im oberen Totpunkte erzeugt werden. Diese Einstellung gestattet bei Vorzündung den Funken 3 –4 mm vor oberem Totpunkt entstehen zu lassen. Man stellt also zunächst den Kolben in Zylinder 1 auf oberen Totpunkt. Dann macht man sich klar, in welcher Richtung der Unterbrecher des Magneten rotiert, stellt denselben so ein, dass der Unterbrecherhebel, bei Spätzündungseinstellung, eben den einen an der Wand des Unterbrechergehäuses befindlichen Nocken berührt und bringt nun das Magnetkegelrad mit dem großen Antriebskegelrad auf der Kurbelwelle in Eingriff. 64 MEGOLA Technik Nachdem man nochmals das genaue Zusammenfallen von Unterbrechung und Totpunkt festgestellt hat, wobei man darauf achten muss, dass das Unterbrechergehäuse auf Spätzündung steht, kann man den Magneten auf seiner Konsole befestigen. Das Spannband muss mit Hilfe eines Schraubenschlüssels sehr fest, aber vorsichtig angezogen werden, da schon ein geringes Vibrieren des Magneten zu rascher Zerstörung des Kegelradantriebes führt. Die Passstifte in der Magnetkonsole müssen genau sitzen und dürfen nicht das geringste Verrücken des Magneten gestatten. Ebenso ist von der Oeffnung des Triebstockes aus dem Eingriff des Magnetkegelrades in das auf der Kurbelwelle sitzende Antriebskegelrad genauestens zu kontrollieren. Die Kegelräder müssen mit der ganzen Zahnbreite in Eingriff stehen und dürfen höchstens 1/10 mm toten Gang gegeneinander haben; andererseits dürfen die Zähne auch nicht auf den Grund gehen, was man an einem knurrenden Ton feststellen kann. Ist der Magnet richtig eingestellt, so darf der Motor bei voller Vorzündung nicht klopfen oder langsamer werden, sondern muss dabei seine normale Höchstgeschwindigkeit erreichen. Ueber die Konstruktion und Handhabung des Vergasers und Magneten unterrichten die durch uns erhältlichen Sonderdruckschriften der erzeugenden Firmen. 65 MEGOLA Technik 66 MEGOLA Technik Nummern Verzeichnis zu Tafel 1 und 2 1. Magnetband 2. Passstift 3. Sperrbügel 4. Kopfschraube 5. Blechsicherung 6. Magnetkegelrad 7. Magnet 8. Zylinder-Kopfschraube 9. Oelpumpe 9a. Excenter 10. Schneckenwelle 10a. Schnecke 11. Kegelrad 12. Sicherungsstift 13. Blechscheibe 14. Keil 15. Dichtung 16. Blechscheibe 17. Kugellager 18. Stufenring 19. Sonnenrad 20. Keil 21. Halbrundscheibe 22. Blechscheibe 23. Filzdichtung (D16) 24. Blechscheibe 25. Mutter 26. Sprengring 27.Kugellagerflansch 28. Dichtung 29. Versenkschraube 30. Speichenkranz (Getriebeseite) 31. Innenzahnkranz 32. Treibstock mit Kugellager 32a. Papierdichtung 33. Gehäuse Getriebeseite 34. Gehäuse Steuerseite 35 Gehäusekonus mit Kugelsatz 36. Kugelschale 37. FilzdichtungKlingeritdichtung 38. Filzdichtung 39. Entlüfterwelle 40. Hauptnockenscheibe 41. Keil 42. Blechscheibe 43. Versenkschraube 44. Verteiler 45. Gummidichtung (D 6) 46. Lagerflansch mit Kugellager 47. Keil 48. Fiberdichtung (D 4) 49. Vergaserflansch 50a. Vergaserflanschdichtung 51. Keil 52. Dichtung (D 3) 53. Ringmutter 54. Filzdichtung 55. Blechscheibe 56. Entlüfterhebel 57. Fiberscheibe 58. Drahtsicherung 59. Fettbüchse 60. Flachmutter 61. Drahtsicherung 62. Ueberleiter 63. Ueberleiter mit Feder 64. Leiterdraht 65. Ansaugrohr 66. Ventilstößel mit Rolle 67. Stösselführung 68. Stellschraube mit Mutter 69. Sperrscheibe 70. Federteller 71. Ventilfeder 72. Flanschdichtung (D 10) 73. Ventilführung 74. Kupferasbestdichtung (D11) 75. Zündverschraubung 76. Kupferasbestdichtung 77. Zündkerze 78. Ventil 79. Verschlussschraube 80. Kupferasbestdichtung (D11) 67 81. Ventilverschraubung 82. Auspufftopf 82a. Asbestdichtung 83. Zündkabel 84. Verteilerstecker 85. Zylinderkopfschraube 86. Filzdichtung (D18) 87. Dichtungsscheibe 88. Planetenrad 89. Kugellager 90. Gehäusebüchse (Getriebeseite) 91. Zwischenring 92. Kugellager 93. Distanzscheibe 94. Kurbelgetriebe 95. Pleuelstangen 96. Kolben 97. Kolbenbolzen 98. Sicherungspilze 99. Kompressionsventil 100. Zylinder 101. Stehbolzen mit Mutter 102. Kugellager 103. Gehäusebüchse (Steuerseite) 104. Ansaugdichtung (D 21) 105. Ansaugverschraubung 106. SaugrohrZylinderverschraubung 107. SaugrohrZylinderdichtung 108. Motorgabel 109. Unterbrecher MEGOLA Technik Nr. Bezeichnung Material 1 Entlüftermutterdichtung Fieber 2 Hebeldichtung Filz 3 Krümmerdichtung Fiber 4 Krümmerbunddichtung Fiber 5 Aeußere Steckerdichtung Gummi 6 Innere Steckerdichtung Gummi 7 Kugellagerflanschdichtung (Steuerseite) Filz 8 Dichtung für Hauptnockenwelle Fiber 9 Entlüfterdichtung 2 Asbestringe 10 Flanschdichtung Papier 0,3mm 11 Dichtung für Auspuff und Einlassverschraubung Kupferasbest 12 Stöpseldichtung Fiber 13 Dichtung für Innenzahnkranz und Gehäuse Papier 0,3 mm 14 Dichtung für Innenzahnkranz und Speichenkranz Papier 0,3 mm 15 Dichtung Speichenkranz Asbestschnur 16 Dichtung für Kugellagerflansch Filz (Getriebest.) 17 Kugellagerdichtung Filz 18 Magnetdichtung Filz 19 Oelpumpendichtung Papier 0,3 20 Gehäusedichtung Papier 0,3 21 Saugrohrdichtung, innere Asbestschnur 22 Saugrohrdichtung, äußere Klingerit 23 Vergaserflanschdichtung Spezialgummi Bemerkung Zwischen Blechscheiben Mit Klingeritzwischenlager Zwischen Blechscheiben Zwischen Blechscheiben 68 Megola im Rennbetrieb Megola im Rennbetrieb Auf der Rennstrecke, war die Megola in ihrem Element: Toni Bauhofer verhalf 1924 der BMW-Werksmannschaft auf die ersten Plätze bei der erstmals ausgetragenen Deutschen Motorrad-Straßenmeisterschaft. Er gewann auf der Megola den Titel in der Klasse über 500 cm³ Wer sich in den 20er Jahren am Motorrad Markt behaupten wollte, musste bei Motorradrennen präsent sein. Die Rennerfolge, waren beste Werbung. Zu den häufigen Rennen kamen die potentiellen Kunden. Ernst Henne, war ein berühmtes Motorrad-Idol, in den 20er und 30er Jahren. Er fuhr mit der Megola einige Rennen. Danach trat er für BMW an und verbuchte einige Rekorde. Ernst Henne mit der Megola Sport. 69 Megola im Rennbetrieb Mit Siegerkranz und Rennmontur ist Albin Tommasi vom SamerBergrennen zurückgekehrt. Hier eine Rennversion der Megola in leichter Ausführung. Megola Rennfahrer am Start. Unter Mithilfe von Rennhelfern wurden die Megolas angeschoben. Waren die Motoren in Fahrt wurden Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h erreicht. 70 Megola im Rennbetrieb Siegermannschaft mit Megola Rennmaschinen. Megola Werksteam, die Fahrer Josef Stelzer, Albin Tommasi und Toni Bauhofer. Hier bei der deutschen Straßenmeisterschaft 1924. Für jedes Motorrad standen mehrere Motoren mit abweichenden Übersetzungen von 5:1 statt 6:1 bereit. Für Bergrennen wurden Raddurchmesser von 26" verwendet. Bei Straßenrennen wurden 27" Räder montiert für Hochgeschwindigkeitsrennen standen 28" Räder bereit. Weiterführende Konstruktionen im Bereich MEGOLA hatten ein Sechszylinder Motor in der Planung, so auch ein Sechszylinder Motor nach dem Viertakt Prinzip. Den Sound des Motors muss überwältigend gewesen sein. Aus dem Buch "Motorräder aus München" von Karl Reese, ...Gockerell arbeitete am Zeichenbrett und in der Werkstatt wie ein Besessener an immer neuen Ideen und hatte stets mehrerer Eisen im Feuer. Er arbeitete ohne Unterlass an verschiedenen Projekten. Zeitgleich kam es mit den Probeläufen des Megola-Fünfzylindermotors am 30. Oktober 1919 zur Gründung der Gockerell Fahrzeug-Motorenbaus. Geldgeber und Hauptanteileigner war Dr. jur Heinrich Fuld. Am 19. September 1921 kam Gockerell in Zahlungsschwierigkeiten. Dr Fuld schied aus. Ein Jahr später kam es zur Neugründung. Geldgeber und Geschäftsführer wurden nun die Gebrüder Samuel und Felix Weikersheimer. Mitgliedschafter wurde Fritz Gockerell. Er wurde als Teilhaber mit 25% aufgrund seiner eingebrachten Patenten vom 19. Mai 1921 und den dazu gehörigen Zeichnungen und Erfindungen von Zweitaktmotoren beteiligt. Das Unternehmen nannte sich fortan: Fahrzeug & Motorenwerke GmbH, Schwantalerstraße 5, München... 71 Megola im Rennbetrieb 72 Megola im Rennbetrieb 1921 erfolgreiches Renn-Trio. Von links „Beppo“ Josef Stelzer, Toni Bauhofer und Albin Tommasi. 73 Megola im Rennbetrieb 74 Megola Motorräder heute Megola Motorräder heute Von den Megola Motorrädern sind einige erhalten geblieben. Eine genaue Zahl kann hier jedoch nicht genannt werden. Einige namhafte Museen weltweit sind in Besitz von Megola Maschinen. Die Megolas stehen in diesen Museen stets im Vordergrund und werden besonders präsentiert. Diese Museen, welche eine Megola besitzen, sind sozusagen geadelt. Das Deutsche Museum in München, hat in der Verkehrsausstellung bei der Theresienhöhe eine rote Megola im Zentrum der Ausstellung. Deutsche Zweirradmuseum in Neckarsulm hat zwei Megolas in der Ausstellung. Weitere Maschinen sind im Museum PS-Speicher in Einbeck und auch in der Sammlung Reichert in Marxzell im Schwarzwald bekannt. Das österreichische Motorradmuseum Vorchdorf im Salzkammergut und auch das Museum im Motorrad-Veteran und Technikmuseum in Großschönau in Sachsen, haben je eine Megola in der Ausstellung. Im Auktionhaus Bonhams in London wurde im September 2016 eine schwarze Megola von 1929 versteigert. Der Erlös betrug 96.527 €. Bei der Bonhams Auktion in Paris 2011 wurde eine rote Megola von 1921 mit 145 - 200.000.- € ausgerufen. Der genaue Preis wurde nicht bekannt gegeben. Auf den folgenden Bildern sind einige Ansichten des Megola Motorräder aus dem Auktionskatalog. Die Bilder stammen vom Auktionshaus Bonhams. 75 Megola Motorräder heute Megola von 1929 © Fotoquelle und Bildrechte: Bonhams 76 Megola Motorräder heute Megola von 1929 © Fotoquelle und Bildrechte: Bonhams 77 Megola Motorräder heute Megola von 1929 © Fotoquelle und Bildrechte: Bonhams 78 Megola Motorräder heute Megola von 1922 © Fotoquelle und Bildrechte: Bonhams 79 Megola Motorräder heute Megola von 1922 © Fotoquelle und Bildrechte: Bonhams Megola Sport 80 Megola Motorräder heute Die nächsten Seiten zeigen Ansichten der MEGOLA, welche in der Verkehrsausstellung im Deutschen Museum in München ausgestellt ist. MEGOLA von oben. 81 Megola Motorräder heute 82 Megola Motorräder heute 83 Megola Motorräder heute Die Sammlung „Die sehenswerten drei“ im sächsischen Schloss Augustusburg, gehört auch zu den erlesenen Museen, welche zwei Megolas präsentieren können. Das Museum verfügt über eine Megola als Tourenmaschine von 1922 mit der Fahrgestellnummer 152, hier im Bild. Beide Maschinen sind in unrestaurierten Originalzustand, was sehr zu begrüßen ist. Der Denkmalschutzgedanke wurde von den Museumsbetreibern richtig erkannt, so wurde der originale Zustand der Maschinen sozusagen eingefroren. 84 Megola Motorräder heute Fotoquelle und Bildrechte Seite 83 und 84: Museum „Die sehenswerten drei“ Schloss Augustusburg. Fotograf: Fotoateliers Heim Flöha 85 Megola Motorräder heute Die zweite Megola im Museum Schloss Augustusburg ist ein Sportmodell von 1924 mit der Fahrgestellnummer 417, ebenso im unrestaurierten Originalzustand. Die folgenden Bilder zeigen die Maschine in der Ausstellung. Fotoquelle und Bildrechte: Museum „Die sehenswerten drei“ Schloss Augustusburg. Fotograf: Tonio Schulze, Chemnitz 86 Ausstellung im Guggenheim-Museum New-York Ausstellung im Guggenheim-Museum New-York Die höchste Ehrung, die Fritz Gockerell je erhalten hat, kam 31 Jahre nach seinem Tod. Im Solomon R. Guggenheim Museum in New-York, wurde 1998 eine sehenswerte Motorradausstellung gezeigt. Mit bei dieser Ausstellung war Gockerells Megola. Die interessante Konstruktion, wurde sogar zum Leitobjekt der Ausstellung und auf dem Titelbild des umfangreichen Begleitbuches zur Ausstellung präsentiert. Der Titel der Ausstellung war: THE ART OF THE MOTORCYCLE Text aus dem Begleitbuch zur Ausstellung: Von all den wunderbaren, aber auch verrücktesten Maschinen in der langen Geschichte des Motorrades ist die Megola vielleicht die bemerkenswerteste. Bereits 1920 baute der Konstrukteur Fritz Gockerell den ersten Prototyp der Megola, bei dem die fünf sternförmig angeordneten Zylinder des Motors im Hinterrad eingebaut waren. Die Idee, die Antriebseinheit in die Hinterachse einzubauen, war nicht neu. doch dies auf das Vorderrad zu übertragen, was Gockerell 1922 tat, war ein Novum. Die Megola war damit das erste und eines der wenigen Motorräder mit Vorderrad-Nabenmotor. Jeder der fünf luftgekühlten Zylinder besitzt einen Hubraum von 128 cm³ mit einer Bohrung-Hub-Verhältnis von 52 zu 60 Millimetern. Ohne Kupplung und Getriebe dreht sich der Motor zusammen mit dem Vorderrad vorwärts, während die Kurbelwelle, die auf ein Planetengetriebe wirkt, sich sechs mal so schnell in die Gegenrichtung bewegt, womit die Antriebskräfte gleichmäßig verteilt werden. Der Motor gibt bei 3000 U/min 14 PS ab und dreht das Vorderrad bei einer Höchstdrehzahl von 3600 U/min mit immerhin 600 U/min, was einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h entspricht - eine eindrucksvolle Leistung für die damalige Zeit. 87 Ausstellung im Guggenheim-Museum New-York Gockerell brachte eine Reihe ungewöhnlicher Konstruktionsdetails zum Einsatz, wie beispielsweise die beiden Benzintanks: der Haupttank verschwindet unter der üppigen Karosserie und das Benzin wird mittels einer Handpumpe zu einem kleineren Tank direkt über dem Motor befördert. Da der Motor die gesamte Frontpartie einnimmt, entschied sich Gockerell für zwei unabhängige Bremsen am Hinterrad. Zur umfangreichen Serienausstattung der Megola gehörten neben einer Benzinuhr auch Tachometer und Amperemeter. Die Megola war in einer Touringund einer Sportversion erhältlich. Die bequemere Touringversion war mit Hinterradfederung und einem weichen Sattel ausgestattet, die Sportversion dagegen mit Starrahmen und einem stärkeren Motor. In knapp fünf Jahren wurden etwa 2000 Motorräder verkauft, und erst 1926 infolge der Rezession in Deutschland, lief die Produktion der Megola aus. - MW Klara Binder, die Tochter von Johann Meixner, schrieb 1977 in einem Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung:" ... Das Motorrad hieß Megola. Mein Vater finanzierte dieses Motorrad, er hieß Meixner, der Erfinder Gockerell und der Kaufmann Landgraf. So entstand der Name ... In meinem Leben spielte der Name Gockerell und Megola eine wichtige Rolle, denn mein Vater verlor bei dieser Erfindung 100 000 Goldmark..." Von den Ursprünglich etwa 2000 Megolas hat eine Hand voll überlebt. Diese werden in Museen als Schätze der Mechanik und Motorradbaus gehütet und geschätzt. Kommen Megolas mal in den Handel, dann wird über die Preise meist Stillschweigen vereinbart. Es sind eben Preziosen der Motorrad Geschichte. Ein Remake erlebte die Megola durch eine Gruppe von Konstrukteuren. Fritz Gockerell war zu Beginn des Projektes dabei. Dies wird im Kapitel „Killinger & Freund“ beschrieben. 88 Fahrradhilfsmotoren Fahrradhilfsmotoren Der erste von Gockerell entwickelte Fahrradhilfsmotor, war wie seine späteren Konstruktionen einzylindrig. Der Motor hatte 110 cm³ und einen Nasenkolben. Dieser Motor wies quadratische Maße von 52 mm Bohrung und 52 mm Hub auf. Versorgt wurde der Motor, durch einen schwimmerlosen Vergaser und einem mit Kette angetriebenen Standmagnet. Die Leistung betrug etwa 1 PS bei 2000 U/min, was für ca. 40 km/h reichte. Dieser Motor, wurde auf dem Gepäckträger montiert, der Antrieb auf das Hinterrad erfolgte über einen Riemen. Fritz Gockerell baute verschiedene Baureihen, mit entsprechenden Leistungen. Die Namen: Kolibri, Liliput, Piccolo und Wiesel lassen darauf schließen, dass es leichte Motoren mit geringer Leistung waren. Auf dem Bild ist der Fahrradhilfsmotor „Wiesel“, der Motor wiegt 10 kg und hat 1 PS. Der Motor, besaß wie die anderen Konstruktionen, auch ein Leichtmetallgehäuse, mit seitlichen Anschlussdeckeln. Am Hals des Gehäuses, wurde der Vergaser und Auspuff montiert. Wohl dachte Fritz Gockerell auch an den ausländischen Markt. So ließ er extra Prospekte in Englisch und Französisch drucken. Hergestellt wurden diese Motoren, in einer Schwabinger Werkstatt. Partner waren hier Helmut Lettnar und Karl Adam, die hatten bereits auf Gockerell Motorräder sportliche Erfolge erbracht. 89 Fahrradhilfsmotoren LILIPUT Bereits im Jahr 1923 entwickelte Gockerell seinen ersten Fahrradhilfsmotor, den er "Liliput" nannte. Später wurde dieser Markenname von der Firma Herkules übernommen, welche einen 74 cm³ Sachs-Motor verwendeten. Gockerells "Liliput" hatte eine Leistung von ca. 1 PS. 90 Fahrradhilfsmotoren PICCOLO Die vermutlich zweite Fahrradhilfsmotoren-Konstruktion, trug den Markennamen "Piccolo". Dieser Motor, wurde von ca. ab 1923 vertrieben. Er hatte 0,25 PS und war eine einfache der Konstruktion. Der Kettenantrieb auf das Vorderrad, wurde durch eine Treibrolle ersetzt. Später konnte diese Konstruktion unter dem Namen Rex bis in die 60er und 70er Jahre im Straßenverkehr angetroffen werden. Beim "REX" war Fritz Gockerell bei der Konstruktion mit beteiligt. Von Gockerells "Piccolo" wurden nur wenige Modelle hergestellt, vermutlich waren es nur Vorserien. Diese Bilder hat André Schneiders zur Verfügung gestellt. 91 Fahrradhilfsmotoren 92 Fahrradhilfsmotoren KOLIBRI Das andere Fahrradhilfsmotoren Modell wurde mit dem Markennamen "Kolibi" bezeichnet. Dieses Modell wurde Ende der 20er Jahre angeboten. Der Kolibri besaß 44 cm³ und etwa 0,5 PS. Auch wie beim "Liliput" funktionierte der Antrieb über eine Kette auf das Vorderrad. 93 Fahrradhilfsmotoren 94 Fahrradhilfsmotoren RECORD Im Jahr 1932 wandte Fritz Gockerell sich erneut dem Fahrrad zu, so entstand das Modell "Record". Ein 60 cm³ Motor mit einem Hub/Bohrungsverhältnis von 38mm /45mm und mit 1 PS Leistung, der für die Montage auf jedem Fahrrad konzipiert war. Der Motor hatte ein Gewicht von 5 kg und konnte somit über dem Vorderrad angebracht werden. Der Verbrauch war mit 1,5-2 Litern und die Höchstgeschwindigkeit mit 30 km/h angegeben. Dieses Konzept fand keine Investoren. Fritz Gockerell suchte intensiv Kontakt zu "Fichtel & Sachs", jedoch ohne Erfolg. Der Motor war sehr wartungsfreundlich und günstig. Er bestand nur aus zwei Motorgehäusehälften, in der eine Zylinderlaufbüchse gespannt war. 95 Fahrradhilfsmotoren Auf dem Prospekt zum Modell „Rekord“ fällt auf, dass dieser teilweise in Ulm vermarktet wurde. In Ulm lebte Fritz Gockerell einige Zeit, bis er dann wieder in seine Heimat München zog. Während seiner Zeit in Ulm, führte er auch einen umfangreichen Prozess gegen die Ulmer Firma Hirth, welche seine Fahrradhilfsmotoren kopierten und verkauften. Restaurierter RECORD-Motor des Autors, an einem Adler Fahrrad. 96 Fahrradhilfsmotoren WIESEL 97 Fahrradhilfsmotoren 98 Fahrradhilfsmotoren 99 Patentschriften und Erfindungen Patentschriften und Erfindungen Insgesamt 68 Patentmeldungen sind bislang bekannt, an denen Fritz Gockerell beteiligt war oder welche er selber beim Patentamt in München angemeldet hatte. Sehr viele Erfindungen hatte er nicht beim Patentamt gemeldet. Oft war der Grund finanzieller Art. Aber auch bestehende Patenschriften, anderer Erfinder, brachten so mache Patentmeldung zum Scheitern. Es lag daran, dass technische Vorgänge bereits in anderen Patentschriften vermerkt sind. In Schriftenmappen aus seinem Nachlass ist es oft zu lesen: "zurückgezogenes Patent" oder "nicht angemeldet". Älteste belegbare Erfindung, ist ein Benzin-Turbo aus dem Jahr 1913. So auch eine Kompressions-Turbo-Lokomotive vom 09.Oktober 1913. Danach 1914, folgten mehrere Turbinenkonstruktionen. Eine Frage stellt sich: Im Jahre 1938 / 1939 wurden von der Tochter Else Gockerell, spätere Dechart, insgesamt sechs Patente angemeldet. Die Art und Inhalt der Patentschrift, deutet aber eindeutig auf Fritz Gockerell. Vermutlich durch sein knappes Budget, welches er öfters hatte, ließ er seine "Helfer" als Erfinder und Anmelder eintragen, somit war eine gewisse Bürgschaft vorhanden. Mit Gerhard Max Wolff aus Rodewisch in Sachsen, hatte er fünf gemeinsame Patentschriften gemeldet. Welche Rolle Wolff spielte, ist bislang noch nicht bekannt, vermutlich war er auch ein Geldgeber. Fritz Gockerell studierte auch Patentschriften seiner Konkurrenten intensiv. In seinem Nachlass finden sich einige ausgedruckte Patentschriften von Konkurrenten. So forschte er kurz nach der Veröffentlichung von Felix Wankels Rotationskolben-Motor an der Weiterentwicklung der Idee. Er wollte einen Diesel-Rotationskolbenmotor bauen und hatte hierzu genaueste Berechnungen angestellt. Der Begriff: „Rotationsbrennkraftmaschine mit Selbstzündung“ wäre im Meldetext der Patentschrift gestanden. Vermutlich durch den Auslegungstext in Wankels Patentschrift, ist Gockerells Weiterentwicklung gescheitert. Ob es zu einem Prototypenbau kam, ist nicht mehr nachvollziehbar. Jedoch die Idee des Rotationskolben, wie ihn Wankel verwendete, hat Gockerell dazu bewogen einen ventillosen Luftverdichter, also Kompressor zu bauen. 100 Patentschriften und Erfindungen Auch hatte er Prozesse gegen Konkurrenten geführt, welche seine Erfindungen kopierten. So führte er einen Prozess gegen eine Ulmer Firma, welche sein Fahrradhilfsmotor kopierten, er bekam Recht. Hier in der nachfolgenden Auflistung, sind alle heute noch bekannten Patente. Alle Patentschriften können vollständig über die Internetseite des Patentamtes www.dpma.de oder über die Homepage www.Gockerell.de eingesehen werden. In der Auflistung sind einige Patentzeichungen eingefügt. Die Texte zu den Patenten, sind auch mit technischem Grundwissen schwer zu verstehen. Patentschrift: 145466 Ausgabeland: England Ausgegeben am 04.06.1917 Fritz Gockerell, München, Herzogstrasse 51 *** Patentschrift: 85155 Ausgabeland: Österreich Ausgegeben am 15.03.1920 Fritz Gockerell, München Gleichdruck-Verbrennungsmaschine für gasförmigen Brennstoff. Patentschrift: 92484 Ausgabeland: Schweiz Ausgegeben am 01.04.1920 Fritz Gockerell, München Verbrennungsmotor, der mit hoher Kompression und Selbstzündung arbeitet. *** 101 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 517092 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 12.06.1920 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 1381181 Ausgabeland: U.S.A Ausgegeben am 14.06.1921 Fritz Gockerell 102 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 341515 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 03.10.1921 Gockerell-Fahrzeug und Motorenwerke, Nürnberg Rohrschiebersteuerung für eine Gasgleichdruckmaschine. *** Patentschrift: 344069 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 14.11.1921 Fritz Gockerell, München Gleichdruckmotor vom Zylinderraum getrennter Verbrennungsmotor. 103 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 380414 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 07.09.1923 Fritz Gockerell, München Lenkstange für Motorräder. *** Patentschrift: 403903 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 09.10.1924 Gockerell-Fahrzeug und Motorenwerke, München Sattelabfederung für Fahrräder, insbesondere Motorräder. 104 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 109065 Ausgabeland: Österreich Ausgegeben am 30.10.1926 Fritz Gockerell in München und Gerhard Max Wolff in Rodewisch Sachsen Schnelllaufende Brennkraftmaschine mit Selbstzündung. Patentschrift: 125551 Ausgabeland: Schweiz Ausgegeben am 30.10.1926 Fritz Gockerell in München und Gerhard Max Wolff in Rodewisch Sachsen Schnelllaufender Vergasermotor mit Selbstzündung. *** 105 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 276528 Ausgabeland: England Ausgegeben am 04.11.1926 Fritz Gockerell München, Feilitzschstrasse 2a *** Patentschrift: 624073 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 04.11.1926 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 624534 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 13.11.1926 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 1741766 Ausgabeland: U.S.A Ausgegeben am 09.12.1926 Fritz Gockerell *** 106 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 460592 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 01.06.1928 Fritz Gockerell in München und Gerhard Max Wolff in Rodewisch Sachsen Zweitaktbrennkraftmaschine. *** Patentschrift: 487748 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 18.12.1929 Fritz Gockerell in München und Gerhard Max Wolff in Rodewisch Sachsen Selbstzündmotor mit hochgetriebener Verdichtung einer Luftladung im Arbeitszylinder, mit dem am Ende des Verdichtungshubes ein mit einem niedrig verdichtenden Brennstoffluftgemisch gefüllter Zuschaltraum verbunden wird. 107 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 489606 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 04.03.1930 Fritz Gockerell in München und Gerhard Max Wolff in Rodewisch Sachsen Brennkraftmaschine. *** Patentschrift: 499548 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 07.06.1930 Fritz Gockerell, München Selbstzündmotor mit ventilgesteuerter, im Kolben angeordneter Brennstoffkammer von konstanten Volumen. 108 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 373730 Ausgabeland: England Ausgegeben am 22.10.1930 Fritz Gockerell und Walther Steiger Patentschrift: 153275 Ausgabeland: Schweiz Ausgegeben am 25.10.1930 Fritz Gockerell, Ulm Einfachwirkende ventillose Zweitakt-Brennkraftmaschine *** 109 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 715541 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 16.04.1931 Fritz Gockerell und Walther Steiger, München *** Patentschrift: 534252 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 25.09.1931 Fritz Gockerell und Walther Steiger, Ulm Kolbenmaschine, insbesondere Zweitaktbrennkraftmaschine, mit Kurbelkastenpumpe. *** Patentschrift: 761238 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 22.07.1933 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 764876 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 18.09.1933 Fritz Gockerell *** 110 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 584824 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 17.10.1934 Fritz Gockerell, Ulm Fahrrad mit über dem Vorderrad befestigten Hilfsmotor. *** Patentschrift: 659535 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 05.05.1938 Else Gockerell, München Einspritz-Dieselmotor. *** 111 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 661892 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 29.06.1938 Else Gockerell, München Brennkraftturbine. *** Patentschrift: 663010 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 27.07.1938 Else Gockerell, München Verfahren zum Betrieb von Brennkraftturbinen, deren Kolbenverdichter aus eigener Kraft läuft. *** 112 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 663873 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 15.08.1938 Else Gockerell, München Brennkraftturbine mit vom Turbinenlaufrade unabhängig umlaufenden Kolbenverdichter. *** Patentschrift: 669224 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 29.12.1938 Else Gockerell, München Luftverdichtende Einspritzbrennkraftmaschine mit Selbstzündung. *** Patentschrift: 672964 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 13.03.1939 Else Gockerell, München Mehrzylinderzweitaktbrennkraftmaschine mit V-förmig angeordneten Zylindern. *** Patentschrift: 701987 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 28.01.1941 Fritz Gockerell, München Fahrrad mit Kleinmotor 113 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 236109 Ausgabeland: Schweiz Ausgegeben am 16.06.1942 Fritz Gockerell, München Verfahren zum Betrieb von Kolbentreibgaserzeugern für Brennkraftturbinen und Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens. *** Patentschrift: 726063 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 06.10.1942 Fritz Gockerell und Else Dechart geb. Gockerell, München Brennkraftmaschine mit einer unabhängig von der Turbinenwelle umlaufenden Brennkraftkolbenmaschine. 114 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 892272 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 24.12.1942 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 726415 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 13.10.1943 Fritz Gockerell, München als Erfinder Fichtel& Sachs A.G. Schweinfurt Fahrradkleinmotor mit einseitig am Motorgehäuse gelagerten Untersetzungsgetriebe *** Patentschrift: 731155 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 03.02.1943 Fritz Gockerell, München Verfahren zur Verminderung der Temperatur von Treibgasen für Gasturbinen. *** Patentschrift: 823071 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 29.11.1951 Fritz Gockerell, München Arbeitsverfahren für schnelllaufende Benzineinspritzmotoren mit Fremdzündung, insbesondere Zweitaktmotoren. 115 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 807565 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 02.06.1951 Fritz Gockerell, München Zweitaktmotor. 116 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 869444 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 05.03.1953 Fritz Gockerell - Fichtel& Sachs Zweitaktbrennkraftmaschine mit gemischverdichtender Ladepumpe *** Patentschrift: 840781 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 05.06.1952 Fritz Gockerell, München Verfahren zum Betriebe von Brennkraftmaschinen. *** Patentschrift: 932877 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 09.12.1955 Fritz Gockerell, München Taumelscheibe, insbesondere in Verbindung mit einer Brennkraftmaschine in Trommelbauart. *** 117 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 1012777 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 09.02.1956 Fritz Gockerell, München, Maria-Einsiedel-Straße 28 Freikolben-Gasgenerator für Gasturbinen, insbesondere für Kraftfahrzeuge. *** Patentschrift: 1045176 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 17.04.1956 Fritz Gockerell, München, Maria-Einsiedel-Straße 28 Freikolben-Gasgenerator für Gasturbinen. *** 118 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift 2765616 Ausgabeland USA Ausgegeben am 09.10.1956 Fritz Gockerell Gasturbine für Fahrzeuge *** 119 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 953754 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 06.12.1956 Fritz Gockerell, München Mit gegenläufigen Kolben arbeitender Gas-Generator für Gasturbinen. 120 Patentschriften und Erfindungen Patentschrift: 1246142 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 13.09.1957 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 1183741 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 28.01.1964 Fritz Gockerell, München, Maria-Einsiedel-Straße 28 Einrichtung zum Erzeugen von Heizgas. *** Patentschrift: 962432 Ausgabeland: Frankreich Ausgegeben am 03.02.1964 Fritz Gockerell *** Patentschrift: 1027852 Ausgabeland: England Ausgegeben am 03.12.1964 Fritz Gockerell, München, Maria-Einsiedel-Straße 28 *** US Patent Nr. 682606 vom 17. September 1901 Explosive engine for Motor Vehicles von C. E. Duryea 121 Patentschriften und Erfindungen US Patent Nr. 682606 vom 17. September 1901 Explosive engine for Motor Vehicles von C. E. Duryea *** Patentschrift: 1503155 Ausgabeland: Deutschland Ausgegeben am 07.09.1964 Fritz Gockerell, München Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor. 122 Patentschriften und Erfindungen Tabellarische Übersicht der Patentmeldungen 1 Pat. Nr. 145466 England 04.06.1917 2 Pat. Nr. 306964 Deutschland 27.07.1918 Gleichdruckmotor für gasförmige Brennstoffe 3 Pat. Nr. 85155 Österreich 15.03.1920 Gleichdruck-Verbrennungsmaschine für gasförmige Brennstoffe 4 Pat. Nr. 92484 Schweiz 01.04.1920 Verbrennungsmotor, der mit hoher Kompression und Selbstzündung arbeitet 5 Pat. Nr. 517092 Frankreich 12.06.1920 6 Pat. Nr. 1381181 USA 14.06.1921 7 Pat. Nr. 341515 Deutschland 03.10.1921 Rohrschiebersteuerung für eine Gasgleichdruckmaschine 8 Pat. Nr. 344069 Deutschland 14.11.1921 Gleichdruckmotor vom Zylinderraum getrennter Verbrennungsmotor 9 Pat. Nr. 380414 Deutschland 07.09.1923 Lenkstange für Motorräder 10 Pat. Nr. 403903 Deutschland 09.10.1924 Sattelabfederung für Fahrräder, insbesondere Motorräder 11 Pat. Nr. 428773 Deutschland 10.05.1926 Zweizylinder Explosionsmotor mit besonderer Gemischpumpe 12 Pat. Nr. 432898 Deutschland 16.08.1926 Mehrzylinder Explosionsmotor, insbesondere Zweitaktmotor, der aus eine Anzahl in Reihe hintereinandergelegter Einzelzylinder zusammengebaut ist. 13 Pat. Nr. 109065 Österreich 30.10.1926 Schnelllaufende Brennkraftmaschine mit Selbstzündung 14 Pat. Nr. 125551 Schweiz 30.10.1926 Schnelllaufender Vergasermotor mit Selbstzündung 15 Pat. Nr. 276528 England 04.11.1926 16 Pat. Nr. 624073 Frankreich 04.11.1926 17 Pat. Nr. 624534 Frankreich 13.11.1926 18 Pat. Nr. 1741766 USA 09.12.1926 19 Pat. Nr. 460592 Deutschland 01.06.1928 Zweitaktbrennkraftmaschine 20 Pat. Nr. 487748 Deutschland 18.12.1929 Selbstzündmotor mit hochgetriebener Verdichtung einer Luftladung im Arbeitszylinder, mit dem am Ende des Verdichtungshubes ein mit einem niedrig verdichtenden Brennstoffluftgemisch gefüllter Zuschaltraum verbunden wird. 21 Pat. Nr. 489606 Deutschland 04.03.1930 Brennkraftmaschine 22 Pat. Nr. 499548 Deutschland 07.06.1930 Selbstzündmotor mit ventilgesteuerter, im Kolben angeordneter Brennstoffkammer von konstanten Volumen 23 Pat. Nr. 373730 England 22.10.1930 24 Pat. Nr. 153275 Schweiz 25.10.1930 25 Pat. Nr. 715541 Frankreich 16.04.1931 26 Pat. Nr. 534252 Deutschland 25.09.1931 Kolbenmaschine, insbesondere Zweitaktbrennkraftmaschine, mit Kurbelkastenpumpe 27 Pat. Nr. 562855 Deutschland 29.10.1932 Zweitakt Selbstzündmotor mit Umkehrspülung 28 Pat. Nr. 761238 Frankreich 22.07.1933 123 Einfachwirkende ventillose ZweitaktBrennkraftmaschine Patentschriften und Erfindungen 29 Pat. Nr. 764876 Frankreich 18.09.1933 30 Pat. Nr. 584824 Deutschland 17.10.1934 Fahrrad mit über dem Vorderrad befestigten Hilfsmotor 31 Pat. Nr. 659535 Deutschland 05.05.1938 Einspritz-Dieselmotor 32 Pat. Nr. 661892 Deutschland 29.06.1938 Brennkraftturbine 33 Pat. Nr. 663010 Deutschland 27.07.1938 Verfahren zum Betrieb von Brennkraftturbinen, deren Kolbenverdichter aus eigener Kraft läuft 34 Pat. Nr. 663873 Deutschland 15.08.1938 Brennkraftturbine mit vom Turbinenlaufrade unabhängig umlaufenden Kolbenverdichter 35 Pat. Nr. 669224 Deutschland 29.12.1938 Luftverdichtende Einspritzbrennkraftmaschine mit Selbstzündung 36 Pat. Nr. 672964 Deutschland 13.03.1939 Mehrzylinderzweitaktbrennkraftmaschine mit Vförmig angeordneten Zylindern 37 Pat. Nr. 701987 Deutschland 28.01.1941 Fahrrad mit Kleinmotor 38 Pat. Nr. 236109 Schweiz 16.06.1942 Verfahren zum Betrieb von Kolbentreibgaserzeugern für Brennkraftturbinen und Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens 39 Pat. Nr. 726063 Deutschland 06.10.1942 Brennkraftmaschine mit einer unabhängig von der Turbinenwelle umlaufenden Brennkraftkolbenmaschine 40 Pat. Nr. 726415 Deutschland 13.10.1942 Fahrradkleinmotor mit einseitig am Motorgehäuse gelagertem Untersetzungsgetriebe 41 Pat. Nr. 892272 Frankreich 24.12.1942 42 Pat. Nr. 731155 Deutschland 03.02.1943 43 Pat. Nr. 2765616 USA 02.10.1950 44 Pat. Nr. 807565 Deutschland 02.06.1951 Zweitaktmotor 45 Pat. Nr. 823071 Deutschland 29.11.1951 Arbeitsverfahren für schnelllaufende Benzineinspritzmotoren mit Fremdzündung, insbesondere Zweitaktmotoren 47 Pat. Nr. 869444 Deutschland 05.03.1953 Zweitaktbrennkraftmaschine mit gemischverdichtender Ladepumpe 48 Pat. Nr. 932877 Deutschland 12.09.1955 Taumelscheibe, insbesondere in Verbindung mit einer Brennkraftmaschine in Trommelbauart 49 Pat. Nr. 1012777 Deutschland 09.02.1956 Freikolben-Gasgenerator für Gasturbinen, insbesondere für Kraftfahrzeuge 50 Pat. Nr. 1045176 Deutschland 17.04.1956 Freikolben-Gasgenerator für Gasturbinen 51 Pat. Nr. 1045176 Deutschland 17.04.1956 Freikolben-Gasgenerator für Gasturbinen 52 Pat. Nr. 2765616 USA 09.10.1956 Gasturbine für Fahrzeuge 53 Pat. Nr. 953754 Deutschland 06.12.1956 Mit gegenläufigen Kolben arbeitender Gas-Generator für Gasturbinen 54 Pat. Nr. 1246142 Frankreich 13.09.1957 55 Pat. Nr. 1183741 Deutschland 28.01.1964 56 Pat. Nr. 962432 Frankreich 03.02.1964 57 Pat. Nr. 1027852 England 12.03.1964 58 Pat. Nr. 1503155 Deutschland 07.09.1964 59 Pat. Nr. 7027852 England 27.04.1966 124 Verfahren zur Verminderung der Temperatur von Treibgasen für Gasturbinen Einrichtung zum Erzeugen von Heizgas Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Robert Killinger und Walter Freund gründeten 1938 die Firma Killinger & Freund in München. Sie wollten die Konstruktion des Rotationsmotor im Vorderrad, wieder in einer neuen Konstruktion umsetzten. Für das Vorhaben wurde Fritz Gockerell mit ins „Boot“ geholt, sowie zwei weitere Konstrukteure. Dass fünf Konstrukteure drei Jahre beschäftigt waren wird in der Motorradzeitschrift „Motor & Sport“ vom Oktober 1938 beschrieben. Alle Indizien sprechen dafür, dass Fritz Gockerell hier mit beteiligt war. Vermutlich waren ihm die Verträge zu unbequem, weshalb er sich nicht weiter mit dem Projekt beschäftigte. Das ausgesprochen formschöne Design, welches Preise verdient hätte, wurde von Walter Freund entworfen und gebaut. Alleine das Design, welches dem Art-Déco zuzuordnen ist, verspricht schon viel und zog auf der Berliner Automobilausstellung 1938 die Zuschauer wie Magnete an. Der neue Motor mit drei Zylindern, sollte nun 600 cm³ haben und war mit einer Rollengelagerten Stirnkurbelwelle mit 120° Versatz auf ein Stirnrad montiert. Die Bohrung der Zylinder betrug 62 mm der Hub 64 mm, das ergab pro Zylinder 193 cm³ Eigentlich waren es drei separate Motoren, welcher jeder seine eigene Kurbelwelle hatte. Mit einer Übersetzung von 4:1, wurde die Kraft der drei Kurbelwellen auf das Stirnrad übertragen. 125 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. In dieser neuen "Megola", schafften es die fünf Konstrukteure ein Zweigang-Planeten-Getriebe mit Kupplung einzubauen. Die Übersetzungen waren 6,35:1 und 4:1 was für eine Geschwindigkeit von 70 km/h bzw. 130 km/h reichte. Der Motor brachte jedoch 45 kg auf die Waage. Unterstützt wurde die Gruppe auch durch den Kolbenhersteller, Firma Karl Schmidt aus Neckarsulm. Er lieferte zunächst die Kolben und stellte schließlich auch die Motoreinheit her. Bei der Vorgängerversion der Megola, drehte sich der Motor, fest verbunden mit dem Vorderrad und wurde durch ein Planetengetriebe mit einer Übersetzung von 6:1 von der Radachse gehalten. Demnach drehte die Kurbelwelle im Motor sechs Mal schneller als das Rad. Hier nur wurde die Konstruktion weiter entwickelt. Der Motor drehte sich im Vorderrad. Verbindung zum Vorderrad stellte das oben erwähnte Zweigang-Planetengetriebe her. In den Ansichten oben, ist die Motoreinheit ohne das Vorderrad zu sehen. Die Zeichnung unten, zeigt die Anordnung der drei Zylinder. 126 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Ansicht des ausgebauten Motors, beim oberen Bild ist der Getriebedeckel geöffnet. Die Bilder stammen vermutlich von dem letzten existierenden Prototypen. Dieser soll sich in den USA befinden, der Besitzer ist unbekannt. Dennoch sind diese Bilder im Internet aufgetaucht. Ansicht des ausgebauten Vorderrads mit der Motoreinheit. Auspuffseite mit der Kontaktplatte für die Zündung. 127 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Ansicht des ausgebauten Vorderrads mit der Motoreinheit. 128 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Im realen Betrieb, musste das Motorrad im ersten Gang angeschoben werden. Durch Betätigen der Kupplung und Einlegen des Leerlaufs, drehte sich nun der Motor im Vorderrad in Laufrichtung. Die Besonderheit des Antriebs, besteht in drei sternförmig angeordneten Zweitaktmotoren, die jeweils ein eigenes Kurbelgehäuse haben. Der Antrieb ist kein Sternmotor. Weitere Einzelheiten finden sich in nachfolgendem Auszug der technischen Beschreibung: Rein äußerlich fällt sofort die schmutzwirksame und windschlüpfige Verkleidung des Vorder- und Hinterrades auf. Mittelrahmenträger, Gabel und Tank sind ebenfalls windschlüpfig ausgebildet und bestechen im Detail durch wohlgeformte Übergänge. Ansätze dazu sind uns aus dem Rennmaschinenbau der letzten Jahre geläufig. Und nun die Konstruktion: Mittelrahmenteil und Hinterradumkleidung sind in der gegenwärtigen Ausführung Blechverschalungen, die um den eigentlichen Rohrrahmen gelegt sind. Für die Produktion ist vorgesehen, den Mittelrahmen als einen aus zwei Pressteilen zusammengeschweißten Kastenträger auszubilden. Selbstverständlich hat diese Supermaschine Hinterradfederung. Am unteren Ende des (innerlichen) Rohrrahmens ist eine Schwinggabel angelenkt, deren Lagerung und Federung in Schwingmetallkissen Pflege und Wartung unnötig machen soll. Eine Klappe im Kastenrahmen gestattet den Zugang zur Verstellung der Federhärte der Schwingsattelblattfedern. Die Lenkverhältnisse entsprechen durchaus denen einer normalen Maschine, jedoch stehen, die das Vorderrad aufnehmenden Teleskopführungen (Federweg 80 mm - Dämpfer eingebaut), in einem steileren Winkel als wir es sonst gewohnt sind, woraus sich ergibt, dass bei Durchfederung kaum eine Veränderung des Radstandes eintreten dürfte. Der Fronttrieb umgeht alle Nachteile, die einst die Megola hatte. Zunächst ist das Gewicht des Motors, der doch unabgefederte Masse ist, bedeutend geringer. Das Vorderrad mit Motor wiegt 50 kg. Ein selbstentwickelter Vergaser ohne Schwimmernadel umgeht alle Probleme, die durch Erschütterung eintreten könnten. Und drittens: Batteriezündung gewährleistet leichten Start und ermöglicht zu seinem Teil die Masse des Vorderrades leicht zu halten. Denn in der Nabe ist lediglich der Verteiler nebst Unterbrecher eingebaut. (Ursprünglich war sogar vorgesehen, einen Dynastarter einzubauen.) Das waren neben Kupplung und Getriebe die Punkte, bei denen bei der Megola eine Weiterentwicklung unmöglich war. Der Dreizylinder-Zweitakter besitzt eine Steuerung des Einlasses durch einen Drehschieber. Das Ansaugen des Gemisches erfolgt durch Unterdruck in den drei Kurbelgehäusen wie üblich. Der 129 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Drehschieber steuert alle drei Zylinder. Der Motor ist kein Sternmotor, wie er uns aus dem Flugzeugbau bekannt ist. Und es ist auch kein Schwungrad notwendig. Alle drei Kurbeln arbeiten offenbar für sich auf ein gemeinsames Zahnrad. Diese Anordnung und der Rückstoß der Kolben in Drehrichtung sollen einen vollkommenen Massenausgleich sicherstellen. Die Zylinder aus KS-Laufbüchsen verschwinden fast vollständig im Silumingehäuse. Leichtmetall-Zylinderköpfe mit reicher Verrippung sind außer den Auspuffrohren das einzige, was man zwischen den Speichen des aus Leichtmetall gegossenen Rades als Motor erkennen kann. Diese flachen Speichen sind so gestellt, dass sie gewissermaßen als Turboventilator wirken. Das Zweiganggetriebe ist ein Differentialgetriebe und besitzt schrägverzahnte Räder. Als Kupplung wurden die Scheiben einer handelsüblichen Kupplung verwendet. Die Kupplung, deren Druckfedern am Umfang angeordnet sind, sitzt vor dem Getriebe. Das Getriebe wird über Drahtzüge durch einen Fußschalthebel betätigt. Alle Stellen des Motors sind leicht zugänglich. Nach dem Ausbau des Motors - wozu nur zwei Bolzen zu lösen und Kabel auszuhängen sind - kann man in wenigen Minuten an alle lebenswichtigen Teile heran. So einfach wie der Ausbau des Vorderrades ist das Abnehmen des Reifens. Eine Sicherung ist zu lösen, dann lässt sich der Reifen mitsamt der geteilten Felge abnehmen. Die Vorderradbremse sitzt in der Nabe. Erwähnenswert, dass auch die Hinterradfederung einen Teleskop-Öldruckdämpfer hat. Der Brennstoff fließt durch Gefälle über biegsame Schläuche zum Vergaser. Drei Jahre haben fünf Mann an dieser Maschine gearbeitet. Sie hat schon eine Probefahrt bestanden, ebenso wie der Motor einen Lauf auf dem Prüfstand hinter sich hat. Wenn man bedenkt, wie viel erfreulich fortschrittliche Ideen drinstecken, so möchte man hoffen, dass den Erbauern Gelegenheit gegeben ist, ihr Werk ausreifen zu lassen, damit wir die Vorzüge in Natura kennenlernen, die sie selbst folgendermaßen charakterisieren: Bessere Fahreigenschaften größere Sicherheit –Gewichtsersparnis - einfacher Aufbau - kein Kardan - keine Ketten - keine Ventile - Zylinder tangential angeordnet - daher größte Laufruhe. Ch. Christophe, Motorradzeitschrift (Oktober 1938) 130 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Es wird im Bericht von Ch. Christophe erwähnt, dass fünf Konstrukteure an dem Projekt gearbeitet haben. Die Namen Robert Killinder und Walter Freund sind gesichert. Der Name Fritz Gockerell wird dem Projekt zugeschrieben. Die beiden anderen erwähnten Konstrukteure sind bislang unbekannt. Nach der Berliner Ausstellung 1938, wurden die Rechte des Motorrades an die Gustloff-Werke in Suhl übertragen. Die Weiterentwicklung wurde den drei Ingenieuren Gebhart, Plarre und Wolf übernommen. Die Münchner Firma Hirth lieferte nun die Motoren, die Getriebeteile stammten aus Esslingen von der Firma Allgaier. Ob an dem Projekt nun auch die NS-Regierung die Finger im Spiel hatte, ist reale Spekulation. Nach dem Endsieg, sollte das Motorrad den Namen FRIEDENSTAUBE tragen. Nach der Anordnung des General Unruh wurde im Herbst 1942 die Entwicklung eingestellt. Wie viele Maschinen gebaut wurden, ist nicht bekannt. Eine Maschine wurde 1945 von den US-Streitkräften erbeutet. Das Motorrad wurde untersucht und als technologisch zu komplex betrachtet. In den 60er Jahren entdeckte der Kfz-Enthusiast Harry Buck die Maschine nahe Philadelphia im Keller einer Frau, deren Vater in das Projekt involviert war und sie aus Deutschland mitgebracht hatte. Nach dem Tod des Vaters, erwarb Harry Buck die Maschine. Nachdem Harry das teilweise zerlegte Motorrad auf einem Treffen in Oley, Pennsylvania zeigte, wovon es Bilder gibt, verkaufte er es wieder. Bei den Käufern soll es sich um Personen aus Deutschland handeln, die über die Maschine genau Bescheid wussten und vorhatten, sie zu restaurieren. Es ist also anzunehmen, dass dieses Motorrad noch existiert. Wo genau es derzeit steht, ist jedoch nicht bekannt. 131 Killinger & Freund Das versuchte Remake der Megola. Diese beiden Bilder mit dem US Soldaten sind in Deutschland aufgenommen worden. Nach aktuellen Recherchen, müsste sich der Prototyp und weitere Einzelteile in den USA befinden. Der rechtliche Besitzer davon ist jedoch Herr Helmut Reitmeir aus München, er ist der Erbe von Walter Freund. Herr Reitmeir, bemüht sich seit Jahren und mit ausgelobter Belohnung, um das Erbe seines Stiefvaters. Er will die noch existierenden Teile ins Deutsche Museum nach München bringen lassen. Das Deutsche Museum ist der geeignetste Ort, damit dieses technische Juwel der Nachwelt erhalten bleibt. Wer Hinweise zur Verbleib des Prototypen und der Teile machen kann, wird gebeten sich mit Auto über die Adresse im Impressum in Verbindung zu setzten. Herr Reitmeir stellte auch das Fotomaterial für diesen Bericht zur Verfügung. 132 Fahrzeugbau Fahrzeugbau Anfang 1924 schuf Fritz Gockerell den ersten Gockerell-Wagen als Prototyp. Angetrieben von einem Vierzylinder- Zweitaktmotor mit 905 ccm, 62 mm Bohrung und 75 mm Hub. Das 600 kg leichte Auto, erreichte mit seinem Hinterradantrieb eine Geschwindigkeit von 85 km/h bei einem Verbrauch von 7,5 Liter auf 100 km. Dieser Motor, mit seinen vier einzelnen Zylindern fand auch in einem Motorradrahmen Verwendung. Vermutlich wurde in dieses Zeit auch die erwähnten Versuche im Steigerwerk durchgeführt. Mit diesem ersten Fahrzeug wurden 1925 Versuchsfahrten über die Alpen durchgeführt. Hier wurden dann noch Zwei- und Dreizylindrige Motoren getestet. Targa Florio 1925, hier wurde Fritz Gockerell 3. Sieger in seiner Klasse. 133 Fahrzeugbau Im Winter zum Jahr 1926 entstand ein für die breitere Bevölkerungsschicht konzipierter Wagen Typ: „V“. Mit Zweitakt-Zweizylindermotor und Mischungsschmierung im Verhältnis 1:25. Der Motor hatte 82 mm Bohrung bei 100 mm Hub, woraus sich ein Gesamthubraum von 1056 ccm ergab. Dieser 30 PS Wagen erreichte ebenfalls 85 km/h, bei einem Verbrauch von 7,5 l/100 km. 134 Fahrzeugbau In einer neuen Konstruktion entwarf er ein 4/30 PS Chassis. Hier sollte ein Vierzylinder Zwei-Tacktmotor verbaut werden. Konstruktionsskizze des 4/30 PS Wagens. 135 Fahrzeugbau Ansicht des 4/25 PS Motors. Die Auspuffseite links, die Vergaserseite rechts. Oben die Rückansicht des Motors, mit dem Antriebswelle. Ansicht des Cockerell 4/30 PS Sportwagen 136 Fahrzeugbau Die Gemischaufbereitung erledigte ein Zenith-Vergaser. Interessant an diesem Wagen ist der Frontantrieb. Motor, Getriebe und Differential waren eine Einheit. Gockerell war sich der Vorteile dieses Konstruktionsprinzips vollständig bewusst, denn er sah "das moderne Automobil seiner vollendeten Form näher gebracht". Der Wagen wurde von Gockerell bei einigen Autorennen eingesetzt und öfters zu Schrott gefahren. 137 Fahrzeugbau Gockerell im Sechszylinder und Unfall am Kochelsee. Im Jahr 1926 trat er ebenfalls in Italien und auch bei anderen Rennen, wie dem Bleichröder Rennen im Forstenrieder Park, mit dem 1086 ccm Wagen an. 138 Fahrzeugbau Die Auto Union kaufte die Rechte an Gockerells Konzept des Zweikolbenmotors, der durch Luftüberschuss bei der Verbrennung die Wirtschaftlichkeit des Zweitakters verbesserte. Dies gestattete Gockerell sich über Wasser zu halten. Das ganz große Geschäft, hat er jedoch nie machen können. Die wirtschaftlichen Misserfolge konnten Gockerell nicht entmutigen. Er konstruierte 1930 für DKW einen Vierzylinder Dieselmotor mit Ladepumpe mit der Bezeichnung 'V110'. Fritz Gockerell hatte bereits Erfahrungen mit Dieselmotoren, 1918 eine Patentanmeldung, 1925 Versuche mit einem Einzylinder Zweitaktmotor und es wurde auch ein als Flugmotor vorgesehener Sechszylinder gebaut. Dieses Patent Nr. 661892 wurde 1934 auf Else Gockerell eingetragen. Weitere Patentschriften, welche sich auch als "Updates" bezeichnen lassen, wurden 1938 unter der Nummer 663873 und 661892 eingetragen. 139 Fahrzeugbau DKW hatte tatsächlich geplant, einen Wagen mit einem Dieselmotor auszurüsten. Entsprechende Prospekte mit dem Schlagwort "Diesel kein Wunder" waren bereits gedruckt. Mit Walther Steiger entwickelte Fritz Gockerell in Ulm, so steht es in der Patentschrift Nr. 534252 vom 25. September 1931, einen Vier-Zylinder-ZweitaktDieselmotor. Diese Konstruktion hatte eigentlich acht Zylinder und acht Kolben. In vier Kolben, welche entgegengesetzt den eigentlichen Verbrennungszylindern angeordnet waren, wurde das Gemisch vorverdichtet und schließlich mit hohem Druck in die Verbrennungszylinder geleitet. Nebenbei entwickelte er ein Dreirad, das "Cockmobil" an dem er aber wenig Interesse hatte, denn schon am 18.Oktober 1926 verkaufte er alle Rechte an dieser Konstruktion. Fritz Gockerell hatte nach wie vor 'nur' das Interesse, große Teile der Bevölkerung mit preiswerten Fahrzeugen zu motorisieren. 140 Fahrzeugbau Jedoch der Firma Tempo gelang mit einer ähnlichen Konstruktion der Erfolg. Hermann Schulze, aus Bremen ließ sich das Dreirad patentieren. Der Markenname "Goliath" und auch "Framo", welcher von DKW hergestellt wurde, wurden ebenfalls recht erfolgreich. Fritz Gockerell mit einem Piccolo Fahrradhilfsmotor in der Hand vor einem DKW Personenwagen. 141 Fahrzeugbau In einem Exposé, schreibt Fritz Gockerell zu seiner Entwicklung des V8Vorderradantriebswagen: Als kurz nach dem Krieg (WK I) die ersten Gockerell-ZweitaktLeichtmotorräder auftauchten, ahnte wohl noch niemand, welch einen durchgreifenden Erfolg dieselben schon nach kurzer Zeit hatten. War doch bis dahin der Zweitakter als Stiefkind behandelt und wurde höchstens als abschreckendes Beispiel genannt in Bezug auf Brennstoffverbrauch und Leistung. Die Praxis, das heißt die Erfolge, die diese Räder hatten, haben aber diese Zweifel und falschen Behauptungen bald wiederlegt. Wie bekannt, sind ja sämtliche Gockerell-Motoren ventillose Zweitakter mit eingeschobenen Zylindern. Gerade dadurch, da die Zylinder einzeln in das Kurbelgehäuse eingeschoben sind, lässt sich eine einwandfreie Steuerung erreichen. Die Steuerschlitze können genau in den Zylinder eingefräßt werden, was gegenüber eingegossenen Schlitzen eine unbedingte Leistungssteigerung bedeutet, auch hat dies schon einen wesentlichen Einfluss auf den Brennstoffverbrauch. Noch mehr Einfluss auf den Verbrauch hat aber die Ausführung des Kolbens. Durch richtige Ausführung der Lenkplatte desselben, die, wie die Erfahrung gezeigt hat, in ziemlich engen Grenzen bezüglich Hub und Bohrung des Motors liegt, ist der Brennstoffverbrauch auf mindestens die normale Menge eines gewöhnlichen Viertakters gebracht worden. Auf diesen Erfahrungen führend und durch die Erfolge angeregt, entstand im Frühjahr 1924 der 1. Gockerell-Wagen mit 4-Zylinder-Zweitaktmotor von 62 mm Bohrung und 75 mm Hub mit ca. 900 cm³. Dieser Wagen hat heute noch nach 32 Jahren eine Geschwindigkeit von 85 km bei einem Leergewicht von 600 kg. Sein Verbrauch beträgt nur 7,2 Liter per 100 km. Sein Anzugs- und Drehmoment, besonders im gebirgigen Gelände übertrifft selbst einen modernsten 4-Takter mit 1000 cm³ Motor. Dabei ist die Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit der Maschine derart enorm, dass trotz fast ausschließlicher Probefahrten im Gebirge Süddeutschlands und den Alpenstraßen Tirols die Maschine keinerlei Reparatur bedurfte und die Leistung derselben sogar noch gestiegen ist. Durch diesen Erfolg ermutigt und aus dem Bedürfnis heraus, einen wirklich zuverlässigen und billigen Gebrauchswagen der Automobilwelt zu bringen, entstand im Winter 1925 auf 1926 der erste Vorderradantriebswagen mit Gockerell-Zweitaktmotor, 2-Zylinder mit zusammen 1000cm³ Inhalt. Zwar sind heute schon verschiedenste Konstruktionen mit VorderradAntrieb bekannt, doch sind dieselben noch viel zu teuer und zu kompliziert, auch wohl nicht immer ganz zuverlässig. 142 Fahrzeugbau Die Forderungen: Die heute an einen Vorderradantriebswagen gestellt werden, sind diese: 1. unbedingte Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit. 2. darf ein solcher keinesfalls teurer sein, als ein normaler Hinterradantrieb. Diese beiden Forderungen sind bei der ausgeführten Konstruktion restlos erfüllt. Die Herstellung dürfte bei Serienfabrikation sogar noch billiger werden, als solche eines Hinterradantriebes. Die fahrtechnischen Vorteile eines Vorderradgetriebes sind so enorm, dass diese allein schon einen solchen rechtfertigen. Unbedingte Schleuderfreiheit, selbst auf allerschlechtesten Straßen bei 90 km Tempo, dann die Möglichkeit, sämtliche normalen Kurven mit unverminderter Geschwindigkeit zu nehmen, ohne dass sie Gefahr des sogenannten Hinaustragens bestände, sind die markantesten. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion liegt darin, saß das Chassis sehr niedrig gehalten werden kann und der karossable Raum durch keinerlei Wellen etc. eingeschränkt ist. Die Maschinenanlage dieses Wagens ist, wie schon oben erwähnt, ein 2Zylinder-Zweitakmotor mit direkt angebrachter Kupplung und Dreiganggetriebe. An diesem wiederum ist direkt das Differenzial befestigt, von welchen aus die beiden Differentialwellen direkt zu den Vorderrädern gehen. Der Verbrauch auch dieses Wagens beträgt nicht mehr als 7,2 Liter per 100 km bei einer normalen Maximalgeschwindigkeit von 85 km pro Stunde, bei einem ausgeführten 6-Zylinder-Motor mit 1000 cm³ Inhalt im gleichen Chassis sogar 125 km pro Stunde. Gerade die fabelhafte Leistung dieses 6-Zylinder-Wagens und dessen, man möchte fast sagen rätselhafte Durchzugskraft - braucht doch der Wagen selbst bei größeren Steigungen nie geschaltet zu werden - hat den Gedanken nahegelegt, einen schaltungslosen Wagen zu bauen. So entstand der 8-Zylinder-Motor vollständig schaltungslos mit modernster Batteriezündung. Obschon fast zur selben Zeit die Konstruktionszeichnungen für einen durchaus neuen Vorderradantriebswagen fertig waren, wurde dieser Motor trotzdem so gebaut, dass er in eines der vorhandenen Chassis eingebaut werden konnte. Auf diese Weise kommen wir erstens rascher zu einem endgültigen Resultat und dann soll dies nochmals als letzte Probe gelten, bevor die schon genannte Konstruktion in Serie genommen wird. Dieser Motor dürfte bis Ende Oktober 1927 fahrfertig in eines der vorhandenen Chassis eingebaut sein. Nun seien noch einige Daten dieses neuen, endgültigen V8-Wagens genannt: 143 Fahrzeugbau Der Motor ist ein ventilloser 2-Takt-Blockmotor, 8-Zylinder, 42 mm Bohrung, 60 mm Hub, Zylinder sowie auch Kurbelgehäuse aus Aluminium, Zylinderbüchsen aus Stahl, in Blech eingepresst; aufgesetzter Zylinderkopf ebenfalls aus Aluminium. Kurbelwelle 9-mal kugelgelagert, vollständig erschütterungsfrei laufend. Pleuel Duralaluminium, Kolben Aluminium - Speziallegierung. Vergaserstutzen direkt in Zylinderblock eingegossen. Der Motor wird mit umschaltbaren Boschanlasser ausgeführt für Vor- und Rückwärtsgang. Die Lichtmaschine ist direkt mit der Kurbelwelle gekuppelt; Zündung Bosch Batteriezündung. Es ist überhaupt darauf Bedacht genommen, die Maschine ´so einfach wie nur irgend möglich zu bauen. Dadurch wurde erstens billige Herstellung bei erster Qualität und unbedingte Betriebssicherheit erreicht. Beispielsweise sitzen sämtliche Organe wie Pedale, Bremshebel, Steuerung und Bremsausgleich, da Vierradbremse, am Motorblock, wodurch diese alle auf dem Montagebock an das Maschinenaggregat befestigt werden können und dies dann lediglich in den bereitstehenden Rahmen eingesetzt werden braucht, ohne Rücksicht auf irgendwelche Passungen, Anschlüsse etc. Dies stellt doch wirklich die denkbar einfachste, sicherste und billigste Montage dar. Die eigentliche Vorderachse ist ganz normal ausgeführt mit normalen, durchgehenden, einstöckigen Achskörpern. Lediglich sind die Achsschenkel, entsprechend dem Vorderradantrieb, abweichend von gewohnter Konstruktion. Die Federn sind vorn sowie hinten normale Halbelliptikfedern, sehr reichlich dimensioniert. Der Rahmen hat normales U-Profil und ist vollständig gerade, ohne jegliche Kröpfung, was besonders wieder für Herstellungs- und Montage der Karosserie sehr verbilligend in die Waage fällt. Die Rahmenhöhe von Boden bis Oberkante Rahmen beträgt nur 400 mm, was wiederum die Möglichkeit eines sehr niedrigen Wagens gibt. Trotzdem beträgt die niedrigste Bodenfreiheit des Wagens 280 mm, was selbst für die schlechtesten Straßenverhältnisse noch sehr reichlich ist. Zusammengefasst ist bei der Konstruktion des V-8-Wagens auf unbedingte Einfachheit, Betriebs- und Fahrsicherheit und nicht zuletzt auch auf Eleganz des Wagens allergrößte Sorgfalt verwendet worden. Die ganze Konstruktion hat sich schrittweise entwickelt und ist auch schrittweise in bald 4 jähriger Prüfungsarbeit erprobt worden, sodass sofort an die endgültige Ausführung, d.h. Fabrikation herangegangen werden kann, wozu ja, wie schon gesagt, die Konstruktionszeichnungen bereit liegen. Der Verkaufspreis dieses wirklich modernen Fahrzeuges dürfte bei normalen Serien zwischen 2500.- und 3000.- Mark liegen, je nach Ausführung der Karosserie. Bei sehr großen Serien und allermodernster Fabrikationsmethode dürfte sich diese Summe noch um ca. 20% ermäßigen. 144 Fahrzeugbau 145 Fahrzeugbau 146 Fahrzeugbau 147 Fahrzeugbau 148 Turbo- und Trommelmotor Turbo- und Trommelmotor Wenn Fritz Gockerell in seinen Konstruktionen von „Turbo“ oder „Turbomotoren“ spricht entsprechen diese Begriffsbezeichungen nicht dem, was wir uns heute unter einem „Turbo“ vorstellen. Wenn bei heutigen modernen Motoren von „Turbo“ gesprochen wird, so handelt es sich üblicherweise um eine Vorrichtung, welche den Abgasstrom ausnutzt, um die Verbrennungsluft vorzuverdichten. Bei dem geplanten, getriebelosen Auto, sollte der Turbomotor dazu dienen, mit dem Start des Motors den Wagen gleichzeitig in Gang zu bringen. Hier nutzte er die Anordnung des Sternsmotors, mit den im Kreis verlaufenden Abgasöffnungen. Die Steuerzeiten des Auslasstacktes wurden so gewählt, dass etwa 80% der Verbrennungsenergie über die Abgasöffung abgeführt wurden. An die Abgasöffnung war ein Turbinenrad mit entsprechenden Schaufeln montiert, um die ausströmenden Abgase in Rotationsenergie umwandeln zu können. Das Turbinenrad, war wiederum mit der Kurbelwelle auf einer Achse. Die später entwickelte Motorenbauform, welche er als „Trommel“ oder „Trommelmotor“ bezeichnete, war in der Grundform einer Trommel nachempfunden. Die Trommel kann mit einer Revolvertrommel aus einer Waffe verglichen werden. Die Zylinderbohrungen in dem „Revolver“, wurden mit sechs, acht oder 12 Zylindern ausgeführt. Die Zylinder, wurden überwiegend nach dem Zweitakt-Prinzip betrieben. Die Hubbewegung der einzelnen Zylinder, wurde über die Pleuel auf eine eigens patentierte Taumelscheibe geführt. Die Taumelscheibe setzte die Hubbewegung in Rotationsbewegung um. Eine Weiterentwicklung der Konstruktion sah vor, den Motor als „Gegenläufer“ zu bauen. Hier sollten in jeder Zylinderbohrung zwei Kolben gegeneinander in Funktion sein. Die Befüllung, wurde wieder nach dem Zweitaktprinzip umgesetzt. Hier war nun an jeder Seite, eine Taumelscheibe angebracht. So hatte der Motor beispielsweise sechs Zylinderbohrungen und zwölf Kolben. Eine Art des Trommelmotors konstruierte Fritz Gockerell als Dieselmotor mit 200 bzw. 240 PS. In dem Exposé beschreibt er seine Konstruktion: Der neu konstruierte Dieselmotor in Trommelbauart besteht aus zwei Zylindertrommeln. Der Teilkreis-Durchmesser der Zylindermitten ist so gewählt, dass bei unverändertem Außendurchmesser 6 oder 8 Zylinder in der Trommel Platz haben. Mit der Zylinderbohrung von 95 mm und dem Hub von 100 mm ergibt sich bei 6 Zylindern ein Gesamthubraum von den je in einem Block untergebrachten 6 Zylindern, die im Sinne eines Boxermotors arbeiten von 8,5 Liter und damit bei 2200 Umdrehungen die hohe 149 Turbo- und Trommelmotor Leistung von 200 PS, wobei die heute bei Zweitakt-Dieselmotoren erreichten Werte (mittl. Kolbendruck), zugrunde gelegt sind. Bei Anordnung von je 9 Zylindern in je einem Zylinderblock beträgt der Gesamthubraum 11,3 Liter und bei 22 PS Literleistung eine Gesamtleitung von 240 PS. Dabei ist für die Versorgung der 12 oder 16 Zylindereinheiten nur eine 6 oder 8 Zylinder-Einspritzpumpe nötig, weil stets 2 gegenüberliegende Zylinder zum Zünden kommen und von einer Einspritzleitung je eine Zweigleichleitung angeschlossen werden kann. Die gegeneinander zündenden Zylinder belasten die Taumelscheibe (Patentschrift: 932877) sehr gleichmäßig und entlasten die Wellenlager von jeder seitlichen Belastung, die Lager haben nur die Kräfte der Rotation aufzunehmen. Das Gewicht eines solchen Dieselmotors liegt weit unter den bisher bekannten Werten und ermöglicht ein Leistungsgewicht zu erzielen welches noch unter dem eines PersonenAuto-Motors kommt. Der bisher stärkste Dieselmotor von 200 PS mit 8 Zylindern ist der Kälble-Motor mit 19 Liter Hubraum und dem Gewicht von 1400 Kg. Der Krauss-Maffei-Motor mit 150 PS wiegt 935 Kg, während der 200 PS Trommelmotor mit allem Zubehör etwa 450 Kg wiegen wird. Das Spühlluftgebläse wird von der Welle aus im Verhältnis 1:7 angetrieben. Da die Maschine kein Schwungrad braucht ist zum Anlassen Druckluft vorgesehen, aber es kann auch ein Anlasser mit Schwungrad Anwendung finden. Die Spülluft deren Druck nur 2/10 Atü beträgt, strömt von dem nach unten führenden Rohr in die in der mittleren Trommel ebenfalls unten sichtbaren Einlass-Öffnung, in diesem Fall dient – wie bei 2 Taktmotoren üblich - der Raum zwischen den beiden Zylindertrommeln als Spülluftausgleich. 150 Brennkraftdampferzeuger Brennkraftdampferzeuger “Verfahren zur restlosen Ausnützung der Abwärme von Brennkraftmotoren” In dieser und weiteren Erfindungen, beschäftigt sich Fritz Gockerell mit der optimalen Ausnützung der Abwärme von Brennkraftmaschinen. Er sieht verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vor. Die grundlegende Nutzung ist die Produktion von Heißwasserdampf. Dieser energiereiche Dampf, hat mehrere Anwendungsmöglichkeiten. Er kann in mechanische Rotationsenergie mittels eines Turbinenrades umgesetzt werden. Fritz Gockerell hatte vor, diesen Dampfgenerator in Fahrzeuge als Antriebseinheit mit einer Turbine zu installieren. Es besteht aber auch die Möglichkeit Heizungsanlagen zu betreiben und eventuell an der Kurbelwelle des Brennkraftmotors ein Elektrogenerator zu koppeln. Heute würden wir in dieser Erfindung als Grundprinzip des Blockheizkraftwerkes erkennen. In dem Exposé erklärt er die Wirkungsweise: Die Erfindung betrifft ein Verfahren, bei welchem die bei Brennkraftmotoren im Kühlwasser und den Auspuffgasen enthaltene Wärme zur Erzeugung von Dampf verwendet und innerhalb der Anlage sofort in Leistung umgesetzt wird. Die Lösung dieser an sich bekannten Aufgabe liegt zunächst in der idealen Vereinigung von Brennkraftmaschine und der Dampfmaschine zu einer Einheit, und weiter in der Einschaltung aller, die Dampferzeugung betreffenden Mengenförderung von Wasser und Wärme nach dem Kreisprozess. Der bei Brennkraftmaschinen enorme WärmeUmsatz und die hohe Drehzahl derselben macht sie für Schnellverdampfung von Wasser bestens geeignet, wenn die hierzu gestellten Bedingungen gemäß dem vorliegenden Verfahren erfüllt werden. Den größten Wärmeumsatz auf kleinster Fläche hat der Zweittaktmotor, insbesondere Fahrzeugmotor, bei welchem die für die Dampferzeugung verbleibende Abwärme reichlich vorhanden ist. Es sind verschiedene Vorschläge bekannt geworden, bei denen die Abwärme von Brennkraftmaschinen zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit in verschiedenster Form verwertet wird. Bei ortsfesten Anlagen bezieht sich die Abwärmeverwertung hauptsächlich auf die Auspuffanlage, die zur Dampferzeugung herangezogen werden. Es sind aber auch neuere Anlagen bekannt, bei welchen die Dampferzeuger das Verpuffungsverfahren der Brennkraftmaschinen zum Vorbild haben. Solche Anlagen erhalten schon erheblich kleinere Abmessungen und nutzen die hohen Strömungs-Geschwindigkeiten der Brenngase aus. Diese Anlagen sind Hautsächlich für große Leistungen ortsfester Anlagen bestimmt, während die Erfindung sich mehr auf die Anwendung von kleineren, insbesondere 151 Brennkraftdampferzeuger für Fahrzeuge bestimmten Anlagen bezieht. Eine solche Anlage besteht in der Vereinigung von Brennkraftmaschine mit der Dampfmaschine, deren Dampf aus der gesamten Abwärme der Brennkraftmaschine erzeugt wird. Es wird also nicht nur die in den Auspuffgasen enthaltene Wärme, sondern auch die im Kühlwasser enthaltene Wärme zur Dampferzeugung benutzt. Bei Fahrzeugmotoren, die mit hoher Drehzahl arbeiten, liegt der wirtschaftliche Wirkungsgrad nicht sehr hoch. Beispielsweise erreicht derselbe bei Personenkraftwagenmotoren 18 – 20 %, sodass für die Dampferzeugung rund 80% der Verlustwärme zur Verfügung stehen. Dies allein würde aber nicht genügen, den Bauaufwand dieser neuartigen Anlage zu rechtfertigen, wenn nicht die Vereinigung von Brennkraft- und Dampfmotor in idealer Weise gelöst wäre und weiter unter Berücksichtigung einer Reihe von Bedingungen zuletzt der Dampferzeuger in den Kreisprozess der beiden vereinigten Kraftmaschinen geschaltet wäre. In der Erkenntnis, dass ein größter Wärmeumsatz auf kleinsten Raum für schnellste Dampferzeugung Grundbedingung ist, wurde für die Abwärmeverwertung ein Zweitaktmotor gewählt, der bekanntlich das 1,5 – 1,6 fache gegenüber den Viertaktmotoren umsetzt. Weiter wird die bauliche Vereinigung der beiden Maschinen in denkbar einfacher Weise durchgeführt und zwar so, dass der Zylinder der Brennkraftmaschine eine unmittelbar daneben befindliche weiterem, für den Dampfteil bestimmte Zylinderbohrung erhält, die der zu erwartenden Leistung entsprechend, kleiner bemessen ist. Der Antrieb und die Vereinigung der beiden auf einer Kurbelwelle arbeitenden Kolben wird in an sich bekannter Weise bei Zweitaktmotoren durch Anlenkung einer Nebenpleuelstange an der Hauptpleuelstange erreicht. Infolge der bei Fahrzeugmotoren bekannten hohen Drehzahlen sind alle, die Dampferzeugung betreffenden sekündliche Mengen an Wärme und Wasser sehr klein und müssen daher um mit der, mit gleicher Geschwindigkeit arbeitenden Dampfmaschine in den Kreisprozess der Brennkraftmaschine mit eingeschaltet werden. Das Verfahren geht so weit, dass gleichzeitig mit der im Brennkraftmotor pro Hub anfallende Wärme eine dieser Wärmemenge entsprechende Wassermenge dosiert und verdampft wird. Bei einem Einspritz-Brennkraftmotor kommt dies am deutlichsten zum Ausdruck, weil die Kesselspeisewasserpumpe gleichzeitig mit der Brennstoff-Einspritzpumpe die entsprechende Menge – jeweils der Belastung entsprechend, fördert. Die Zeichnung zeigt den neuen Wärmemotor. Der Zylinder 1 besitzt die Kolben 2 und 3, wovon der größere für den Brennkraftmotor, der kleinere für die Dampfmaschine bestimmt ist, welche durch den Drehschieber 4 gesteuert wird. Der Brennkraftmotor arbeitet im Zweitakt und die Steuerung erfolgt in bekannter Weise durch Schlitzte. Die beiden Kolben arbeiten über die Hauptpleuelstange 5 und Nebenpleuelstange 6 auf die Kurbelwelle 7. Der Zylinderdeckel 8 ist als Verdampfer ausgeführt und erhält sein Wasser infolge direkt offener Verbindung aus dem Kühlmantel 9 des Brennkraftmaschinenzylinders 1. 152 Brennkraftdampferzeuger Der in Kessel oder Verdampfer 8 sich bindende Dampf wird im Gegenstrom der Abgase im Rohr 10 zum Überhitzer 11 geleitet und nimmt dort den Großteil der verfügbaren Wärme auf. Nachdem die Auspuffanlage auch den Kessel 8 passiert hat, strömen sie noch in den Vorwärmer 12, um dann ins Freie zu treten. Der Kreislauf der Verdampfung beginnt damit, dass der von der Kurbelwelle aus angetriebenen Wasserpumpe 13 das Wasser aus dem Kondensator zufließt und von dort wird es am tiefsten Punkt des Kühlwassermantels 9 eingepresst, um zunächst die Zylinderwand auf die Laufbahnlänge des Kolbens entsprechend zu kühlen, um dann schließlich beim Eintritt in den Zylinderkopf und Verdampfer völlig zu verdampfen. Die Schnellverdampfung und der sich mehrere Hundertmal wiederholende Kreislauf des Kessel-Speisewassers machen mit Rücksicht auf die absolut notwendige Sicherheit dieser Anlage zur Bedingung, dass die zur Verdampfung kommende Wassermenge gleichzeitig mit der pro Hub zur Verbrennung kommenden Brennstoffmenge gefördert wird. Zulässig ist noch, dass die Wassermenge in einem zur Kurbelwellendrehzahl geringeren Geschwindigkeitsverhältnis gefördert wird, grundsätzlich notwendig aber ist, dass die Förderung in den Kreisprozess des Motors eingeschaltet wird. Die einzuspritzende Brennstoffmenge wird bei geringer Belastung durch Verschiebung der Reglerstange der Brennstoffpumpe 13 verringert. Dadurch dass die Reglerstange der Brennstoffpumpe 13 mit der Reglerstange der Einspritzpumpe 14 gekuppelt ist, wird gleichzeitig auch die zu fördernde Wassermenge augenblicklich und im richtigen Verhältnis verringert. Es besteht also eine ständige steuerliche, in dem 153 Brennkraftdampferzeuger Kreisprozess des Brennkraftmotors eingeschaltete Förderung von Brennstoff und Kesselspeisewasser. Dasselbe gilt für den erzeugten Dampf und seine augenblickliche Entnahme durch die ebenfalls mit im selben Kreisprozess arbeitender Dampfmaschine. Mit diesem Verfahren werden die Sicherheit solcher Anlagen und die Schnelligkeit der Dampfbildung bei günstigstem Wirkungsgrad erreicht. Eine Übersicht über Letzterer zeigen folgende Zahlen. Wird die Leistung des Brennkraftmotors mit 20 PS bei dem, bei Kraftwagenmotoren in der Praxis tatsächlichen Verbrauch von 350 Gramm Brennstoff für die PS/h in Rechnung gesetzt, so ergibt sich eine Brennstoffausnutzung von 18%, wenn 1 Kg Brennstoff 10000 Watteinheiten enthält. Von den verbleibenden 82% der gesamten Wärme treffen 2 % als Strahlungsverluste, sodass für die Dampferzeugung 80% zur Verfügung stehen, die sich auf 50% in den Abgasen und 30% im Kühlwasser verteilen. Mit einem, bei dieser Anlage erreichbaren Kesselwirkungsgrad von 0,93 kann an Dampf stündlich erzeugt werden. Fritz Gockerell hatte mehrere Brennkraftdampferzeuger konstruiert. In seinen Unterlagen sind patentreife Zeichnungen und Beschreibungen, jedoch hatte er diese nie beim Patentamt eingereicht. Die Zeichnung entstammt aus einer Konstruktion mit dem Titel: „Schnell-Heißwasser- und Dampferzeuger durch die Verbrennungsgase eines speziellen Motors“ Eine weiteres Expose in ähnlicher Arbeitsweise hat den Titel; „Eine ganz neue Heizanlage für Dampf und Heißwasser ohne Kamin und ohne Kessel bei geringster Raumeinnahme und 88% Wirkungsgrad für Gasund Ölbetrieb! 154 400 PS Zweitakt Diesel 400 PS Zweitakt Diesel In den Kriegsjahren beschäftigte sich Fritz Gockerell intensiv mit allen möglichen Erfindungen, welche er eventuell an die Wehrmacht veräußern konnte. Es machte sich Gedanken, wie er den Antrieb von Flugzeugen optimieren und sicherer machen kann. Überwiegend wurden Jagdflugzeuge mit leistungsstarken Benzinmotoren betrieben. Die immense Gefahr des hochentzündlichen Benzins war allgegenwärtig. Im Falle eines Absturzes oder einer Notlandung war das im Tank befindliche Benzin eine hochexplosive Brandlast. Ein weiterer Vorteil, des von ihm entwickelten Zweitakt Dieselmotors war, dass durch das Zweitaktverfahren weniger mechanische, bewegliche Teile verbaut werden. Was zur Folge hat, dass dieser Motor somit weniger störungsanfällig ist. Fritz Gockerell wollte die Gefahr minimieren, indem er einen leistungsfähigen Zweitakt Dieselmotor mit sechs Zylindern mit einer Leistung von 400 PS entwickelte. Denn der Treibstoff Diesel, er beschreibt ihn als Gasöl, ist im Vergleich zu Benzin nicht mittels eines einfachen Funken zu entzünden. Zum anderen hat dieselbe Menge Diesel mehr Energie wie Benzin. In einem Exposé schreibt er folgendes: Die Forderung des Diesel –Flugmotors nach hoher Leistung, geringem Gewicht und höchster Betriebssicherheit fußt auf zwei grundlegenden Voraussetzungen, nämlich in der Erzielung einer vollkommenen Verbrennung des Gasöls und in der Anwendung des Zweitaktverfahrens. Letzteres ist deshalb bedingt, weil bei den bisher im Viertakt arbeitenden Dieselmotoren eine genügend hohe Literleistung nicht erreicht worden ist, abgesehen davon, dass der ventillose Zweitakt-Baurat sich für den Dieselmotor ganz besonders gut eignet. Dass hohe Literleistungen beim Zweitakt zu erzielen ist, beweist der Junkers Motor. Allerdings ist diese gute Leistung durch den gewichtsvermehrenden mechanischen Aufbau ( 2 Kurbelwellen) teuer erkauft. In der Erkenntnis dieser Tatsache und in der, bei solchen Leistungen von den Kolben abzuführenden Wärmemengen wurde die Konstruktion des Motors wie folgt festgelegt. Die erforderliche vollkommene Verbrennung des Gasöls wird mit der in der beiliegenden Patentschrift beschriebenen Luftkammer erzielt. Das auswechselbare Einsatzstück gestattet eine vollständige Durchwirbelung des Brennraumes. Vorteilhaft wirkt sich die Verwendung einer Einlochdüse und mit dieser die in Betriebssetzung ohne Glühkerzen aus, weil, der größere Anteil des Kompressionsvolumens im Hauptbrennraum sich befindet. In der Wirkung kommt die zur Einspritzdüse konzentrisch angeordnete Luftkammer den bisher bekannten Vorkammerverfahren gleich, jedoch mit dem Vorteil, dass zur in Betriebsetzung Hilfsmittel nicht nötig sind. Die Konstruktion des Zweitaktverfahrens selbst setzt natürlich mehrjährige Erfahrungen in Bau solcher Motoren voraus. 155 400 PS Zweitakt Diesel Außer einer überhaupt guten Konstruktion des Motors selbst sind auch die Mittel zur Erzeugung der nötigen Spülluftmenge und die innere Kolbenkühlung wesentliche, die Brauchbarkeit des Motors sehr beeinflussende Faktoren. Es ist bekannt, dass die Abtriebsart hochtouriger Gebläseräder infolge ihrer Masseträgheit Schwierigkeiten mit sich bringen, ohne mindestens die Betriebssicherheit ungünstig zu beeinflussen. Durch eine Reihe praktischer Versuche habe ich eine einfache Lösung für den Abtrieb des Gebläseläufers gefunden. Die Erzeugung der Spülluft erfolgt durch den Abtrieb einer Abgasturbine. Wenn auch die Verwendung der Abgasturbine schon vielfach vorgeschlagen wurde, so handelt es sich hier doch um eine besondere, einfache für den geforderten Zweck weitausreichende Luftförderung von denkbar klarster Anordnung. Trotz des vorhandenen Spülluftgebläses wurde auf die zusätzliche Spüllufterzeugung in den Kurbelkammern nicht verzichtet, denn sie ist unerlässlich für die Wärmeableitung der Kolben. Auch für die in Betriebssetzung ist sie sehr zweckmäßig. Es sei vorweg betont, dass entgegen der allgemeinen Ansicht die Abdichtung der einzelnen Kurbelkammern heute keine Schwierigkeiten mehr bereitet, wenn man zur Abdichtung die bei Dampfturbinen zur Verwendung kommenden Kohlerringe benützt. Die Ölfreiheit der Luftladung wird durch die bei dem Motor verwendete Verbraucherschmierung erzielt. Baudaten: Zylinderzahl Bohrung Hub Drehzahl Länge ohne Nabe Breite Höhe Leistung: Verbrauch: Schmierölverbrauch : Gewicht: 6 145 mm 170 mm 1900 U/min 1380 mm 480 mm 950 mm bis 6000 m Höhe 400 PS 180 Gramm je PS pro Stunde Gasöl (Diesel) 10 Gramm je PS pro Stunde 380 kg ohne Kühlwasser und Propeller 156 Der motorisierte Gebirgsjäger auf Ski Der motorisierte Gebirgsjäger auf Ski Eine weitere Erfindung, welche zum Schmunzeln anregt ist, ist seine Erfindung eines Propellerantriebes für Ski-Fahrer. Diese Erfindung aus dem Jahr 1942, wollte er in den 50er Jahren der Bundeswehr und dem Grenzschutz schmackhaft machen. Hätte er einen anderen Interessentenkreis angesprochen, so wäre sein Propellerantrieb auf dem Rücken möglicherweise ein Erfolg gewesen. In einem Exposé beschreibt er seine Idee: Vorweg sei betont, dass die Anwendung dieses Gedanken in erster Linie für Sonderzwecke der Bundeswehr, Grenzschutz und Rettungsdienst gedacht ist und keineswegs als ziviles Sportgerät. Der Vorschlag ist nicht neu, es wurden praktische Messungen über die erforderliche Zugkraft gemacht und zwar wurde ein Mann mit Ski von einem Auto mit verschiedenen Geschwindigkeiten an einem langen Seil im Schnee gezogen, wobei an einer am Gürtel befestigten Federwaage die Zugkräfte abgelesen wurden. In der Ebene und gutem Schnee betrug der Wert nur 3 kg. Steigt bei ungünstigen Schneeverhältnissen noch an. Während des letzten Krieges sollen in Amerika Versuche angestellt worden sein, die nicht befriedigend waren und man ging gar zum Düsenantrieb über. Es ist zu bedenken, dass zu diesem Zeitpunkt – also etwa vor 20 Jahren – noch nicht einmal ein Mopedmotor existierte der nur annähernd eine angemessene Leistung erreichen konnte. Dem gegenüber liegen die Verhältnisse bezüglich Raum, Gewicht und Leistung so, dass ein Motor mit 6 – 7 Kg Gewicht die nötige Leistung ohne Schwierigkeiten aufbringt. Dazu sei auf eine besondere Konstruktion eines solch kleinen Motors hingewiesen der als in Boxerbauart sich für diesen Zweck ganz besonders eignet. Das Traggestell aus Stahlrohren, ähnlich dem eines Norwegers, dient zur Aufnahme der gummigelagerten Motors, dessen Leistung 5 PS bei ca. 6,5 Kg Gewicht beträgt. Unter normalen Witterungsverhältnissen kann mit einer Geschwindigkeit von über 30 Km/h gerechnet werden. Das relativ geringe Gewicht erlaubt dem Fahrer eine noch zusätzliche Belastung. Wer sich heute Gleitschirmflieger mit Motorantrieb anschaut, erkennt zweifelsohne die Idee welche Fritz Gockerell bereits 1942 hatte. 157 Steiger-Gockerell Rohölmotor Steiger-Gockerell Rohölmotor Mit seinem lebenslangen Geschäftspartner, Walther Steiger entwickelte Fritz Gockerell in den Jahren um 1931 einen Rohölmotor. Unter der Patentnummer 659535, wurde die Erfindung 1932 patentiert. Fritz Gockerell ganz links im Bild, Walther Steiger ganz rechts. Notiz auf der Rückseite: Bremsung des 4 Zylinder 2 Takt-Diesel Steiger-Gockerell 78 PS bei 1800 U/min. 5 Mai. 1931 Exposé: Zur schärferen Abgrenzung des, nach einem völlig neuen Prinzip arbeitenden Rohölmotors, gegenüber den bisher bekannten Dieselmotoren soll gleich betont werden, dass es sich hier um einen Motor handelt, welcher weder zur Gattung der Vorkammermotoren wie irrtümlich leicht anzunehmen ist, noch sonst zu einer der bekannten Ausführungen von Dieselmotoren gehört. Die Sonderheit des Prinzips, mit welchen alle Empfindlichkeit beidseitig und das zu große Gewicht des Dieselmotors herabgemindert wird, zeigt sich auch in seiner patentrechtlichen Stellung, denn sowohl in allen 6 deutschen Stammpatenten wie auch in dem Auslandspatenten, wurden von keiner Seite Entgegenhaltungen gebracht. Es handelt sich bei diesem neuen Motor , wie auch bei den bisher bekannten Fahrzeugmotoren von M.A.N, Krupp, Dornier, Junker... um einen kompressorlosen, schnelllaufenden Rohölmotor. Grundverschieden jedoch ist hier die Brennstoffförderung und die Zerstäubung, Mischung und Entflammung des Brenn158 Steiger-Gockerell Rohölmotor stoffes, welcher, man könnte sagen, automatisch zerstäubt wird. Dadurch dass diese, an sich verwickelten Vorgänge unabhängig von der Einspritzung sind, entsteht ein ganz gewaltiger Vorteil in Bezug auf Einspritzzeit und Einspritzdruck. Die Brennstoffpumpe ist entlastet, 2 – 3 Atü Druck genügen. Die Einspritzzeit, welche sich sonst nur bis zu 30 Grad Kurbelwinkel erstreckt kann jetzt nahezu eine halbe Wellenumdrehung betragen! Dass damit Pumpen und Düsen überhaupt keinen Verschleiß gegenüber 350 Atü Druck unterliegen ist klar und führt zu einer Unempfindlichkeit, wie sie beim Fahrzeugmotor, insbesondere Flugmotor unbedingt erforderlich erscheint. Sehr verbreitet hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis einer Luftumwirbelung im Zylinder, welche die Verbrennung erheblich unterstützt und fördert insofern, als der eingespritzte Brennstoff mit den Sauerstoffteilchen besser in Berührung kommt, während sonst der Brennstoffstrahl die tote, zähe komprimierte Luft nur schwer durchstoßen kann. Dieser Vorgang wird nun bei den bisherigen Maschinen nur leidlich erfüllt bzw. verbessert, im Gegensatz zu den vorliegenden Neuerung bei welcher die Luftumwälzung als absolut vollkommen anzusehen ist. In nebenstehender Figur ist der Zylinderkopf mit Kolbenstellung knapp vor dem oberen Totpunkt ersichtlich und ist die Wirkungsweise der Maschine folgende: Während eines ganzen Kolbenhochschubes wurde der Brennstoff durch das Ventil n in die Zerstäuberkammer b, welche von dem gesteuerten Ventil b vom Zylinder h getrennt gehalten ist, eingespritzt. Es lagert also das Rohöl unzerstäubt in der, mit Rillen versehenen Kammer b während die über dem Kolben befindliche Ladeluft auf etwa 32 Atü verdichtet wird. Im nächsten Moment erfolgt nun die Entzündung des Brennstoffes wie folgt: Noch sind Luft und Brennstoff getrennt und nur der 2 mm breite Ventilschlitz ist zwischen ihnen ehe das Gewaltige vor sich geht. Nun beginnt das Ventil b sich zu öffnen! Ein feiner Spalt wird zunächst frei, mit riesiger, enormer Geschwindigkeit stürzt die hochgespannte Luft in das plötzlich frei gewordene Volumen! Die Ladeluft selbst ist zur Einspritzluft geworden und der zuerst feine Ventilspalt gleicht einem Kranz ringsum angeordneter feinen Ritzdüsen! 159 Steiger-Gockerell Rohölmotor Der gewaltige Druckausgleich ruft gleichzeitig eine unermessliche Luftumwälzung hervor! Alles geht hier einfach und höchst wirksam vor sich, während sonst ein Aufwand von größten Drücken und allerfeinsten Düsen erforderlich ist, um mühevoll das zu erreichen was hier spielend beherrscht wird. Dies erhellt auf den ersten Blick, dass hier ein Motor geschaffen ist, welcher die Bedingungen eines Fahrzeugmotors, insbesondere Flugmotors voll und ganz erfüllt. Der Motor ist elastisch und unempfindlich wie die Vergasermaschine und erfüllt die Hauptbedingung, einen entsprechend geringeren Brennstoffverbrauch und die Verwendung von schweren Ölen. Zum Schluss sei noch auf die bisher ausgeführten Dieselmotoren von M.A.N., Krupp, Dornier und Junkers hingewiesen, bei denen mit Ausnahme von Junkers die Leistung pro Liter Zylindervolumen nur 6,4 bis 6,8 PS beträgt, während aber eine Vergasermaschine heute leicht 15 PS je Liter Hubraum abgibt. Daraus ist die Schwierigkeit in der Verwirklichung des Flugmotors ersichtlich und es wird auch diesen Maschinen, die ja alle als normale Einkolbenmotoren gebaut sind, die Verwendung als Flugmotor versagt bleiben. Günstiger in Bezug auf die Literleistung ist der Gegenkolbenmotor von Junkers, aber sein kolossales Triebwerk hebt diese Vorteile wieder auf. 160 Steiger-Gockerell Rohölmotor Die Literleistung des neuen Motors dagegen bringt den Flugmotor seiner Brauchbarkeit näher, denn es wurden Leistungen von 10 PS je Liter Hubraum mit der normalen Einkolbenmaschine erreicht, also um 40% mehr als bei den anderen Maschinen! Schon bei einem etwa 100 PS Motor können 1,3 Kg pro PS erzielt werden, während bei 500 PS kaum 1 Kg auf ein PS treffen wird. Fritz Gockerell am Prüfstand mit dem Versuchsmotor. 161 Brennkraft-Hammer Brennkraft-Hammer Fritz Gockerell entwickelte, neben Verbrennungsmotoren für Fahrzeuge oder Motorräder auch Antriebselemente für anderweitige Anwendungen. Diese Erfindung des Brennkraft-Hammers, hatte er als Patentschrift vorbereitet, jedoch nicht an das Patentamt eingereicht. Eine in München ansässige, größere Baumaschinenfirma hat bis heute einen BrennkraftHammer im Programm. Vermutlich war es hier wieder einmal so, dass er das ganze Konstruktionspaket verkaufte, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. In dem folgenden Exposé erklärt Fritz Gockerell die Funktionsweise: Die Erfindung bezieht sich auf einen Brennkrafthammer, der nach Art des zum Aufbrechen von Straßen und bei Abbrucharbeiten üblicherweise verwendeten Drucklufthammers ausgebildet ist, in gleicher Weise auch gehalten und betätigt werden soll, jedoch statt des Druckluftantriebes einen Brennkraftantrieb aufweist, der dem Gerät einen wesentlich erhöhte Schlagkraft verleiht und die für Drucklufthämmer übliche und notwendige Ausrüstung mit einem Diesel-Luftkompressor entbehrlich macht. Es sind sehr viele Vorschläge bekannt geworden, aber die der Verwirklichung entgegenstehenden Schwierigkeiten sind so groß, dass es bisher nicht zu brauchbaren Ausführungen kam. So zum Beispiel konnte für das Starten trotz Druckluft kein befriedigendes Ergebnis erreicht werden. Das Gewicht des freifliegenden Kolbens in die Zündstellung zu bringen, wobei die Verdichtung zu überwinden ist, gelingt zwar, aber die weiter folgende Zündung kommt nicht zustande, weil bei diesem ersten Hub eine Gemischansaugung noch nicht eintreten kann. Es wurde daher eine Einrichtung geschaffen, welche unter Benützung der aus einer Luftflasche entnommene Druckluft den Freikolben einige Mal auf- und ab bewegte. Dies brachte den Mangel mit sich, dass die beim Abwärtshub in den Zylinder mit einströmender Luft sich mit dem nun inzwischen angesaugten Benzin-Luftgemisch mischte, wodurch infolge des Luftüberschusses die Zündung versagte. Auch wurde beobachtet, dass der, durch die Druckluft sehr schnell nach oben fliegende Kolben auf Grund der schnellen Verdichtung die Luft nicht ionisierte, was ebenfalls eine Zündung verhindert. Bekanntlich kann auch ein normaler Brennkraftmotor (Vergasermotor) nicht mit einer halben Umdrehung in Betrieb gesetzt werden. Diese Erscheinungen zwangen zu neuen Lösungen und sichern mit der Erfindung die Beseitigung aller Mängel. Es geht dabei im Wesentlichen um die Benützung eines Zweitaktmotors zur Erzeugung des Treibmittel für den Antrieb des freifliegenden Schlagkolbens, unterscheidet sich jedoch vom normalen Zweitakt insofern, als dieser Motor mit einer besonderen Ventilsteuerung arbeitet. Diesbezüglich ist zwar auch eine Ausführung bekannt geworden, bei welcher in einem Zylinder zwei Kolben laufen und zwar wirkt dabei der untere Kolben zum Schlagen, aber sein Weg ist sehr kurz und wird mit einem Motor mit 162 Brennkraft-Hammer angetriebenem Luftkompressor mit dessen erzeugter Druckluft zurückgeführt. Die Schlagleistung ist dabei sehr gering, infolge der hieraus resultierenden geringen Geschwindigkeit des Schlagkolbens. Die Schlagarbeit, welche mit A bezeichnet wird, hat die Formel M x v² /2. Es ist daraus ersichtlich, dass ein großer Kolbenweg die Schlagkraft wesentlich erhöht, auch wenn M unverändert bleibt. Dabei läuft der Motor der bekannten Ausführung mit 2400 Umdr./min., was deshalb zulässig ist, weil der Schlag auf das Werkzeug gering ist. Für einen schweren Aufbruchhammer wäre es nicht zulässig, mit so hoher Drehzahl – diese ist gleich der Schlagzahl – zu arbeiten. Demgegenüber arbeitet der Hammer der Erfindung mit 900 bis maximal 1200 Schlägen auf das Werkzeug. Um nun die geforderte hohe Schlagleistung zu erreichen, muss das Hubvolumen des Motors grösser sein. Der Motor ist der Bauhöhe wegen im Zylinderdurchmesser größer, sein Hub kleiner als der Zylinderdurchmesser. Der Hub des Motors spielt jedoch hier keine Rolle, weil seine Brenngase erst im Zylinder des Hammers ausgenützt werden, was zu der bereits erwähnten speziellen Ausführung des Zweitaktmotors geführt hat. Vorweg sei darauf hingewiesen, dass von den Brenngasen des Motors nur derjenige Anteil entnommen wird, welcher zur Deckung der Reibungsarbeit erforderlich ist, während der Rest der Gase – etwa 80% zum Antrieb des Schlagkolbens verbleiben. Die Rückführung des letzteren geht den bisherigen Schwierigkeiten dadurch aus dem Weg, dass dieser Kolben keine Verdichtung zu überwinden hat. Dies bringt weiter den Vorteil mit sich, dass die Rückführung des Kolbens mit einer Feder erfolgen kann. Die Zeichnung zeigt: in Figur 1 einen Schnitt durch den das Arbeitsgas erzeugenden Motor und Hammerteil und in Figur 2 ein vergrößertes Kurbeldiagramm. 163 Brennkraft-Hammer Der im Zweitakt arbeitende Motor besteht, wie allgemein, aus dem zweiteiligen Kurbelgehäuse 1 und 2, in welchem die Kurbelwelle 3 umläuft. Zur Zündung dient der Umlaufzylinder 4, welcher den Zündstrom für die Zündkerze 5 liefert. Der Arbeitskolben6, gerade in der oberen Totlage befindlich, hat den Einlass-Schlitz 7 aufgedeckt, sodass des Benzin-Luftgemisch in das Innere der Kurbelkammer strömt, um vorverdichtet zu werden. Nicht ersichtlich sind die Spühlschlitze und Auslassschlitze, da sie gegenüber dem Einlass angeordnet sind. Der Zylinder des Brennkraftmotors ist mit 8 bezeichnet und mit dem unteren Hammerzylinder 9 verschraubt. In letzteren läuft der Schlagkolben 10, welcher in Verlängerung der Kolbenstange 11 unten einen Anschlag erhält, auf dem eine Feder 12 aufliegt. Auch dieser Kolben befindet sich in seiner oberen Totpunktstellung, auf deren Genauigkeit einige Millimeter Unterschied nach oben oder unten ohne Belang sind. Im Zylinder 9 ist der Kompressionsraum 13 untergebracht, ferner das gesteuerte Auslassventil 14, dessen Betätigung durch den Nocken 15, Pilzstößel 16, Stoßstange 17 und Kipphebel 18 erfolgt. Selbstverständlich können Kompressionsraum und Auslassventil auch im Zylinder 8 untergebracht sein. Der Ventilsteuerung kann auch durch Verschieben des Nockens 16 abgeschaltet werden, um den Motor im Leerlauf arbeiten zu lassen. Die Kühlung der Zylinder ist vorzugsweise mit Wasser vorzusehen, denn die meist am Umlaufzylinder angebrachten Schaufeln für Luftkühlung kommen bei der geringen Drehzahl nicht voll zur Wirkung. Um die Arbeitsweise verständlicher zu machen, ist in Figur 2 ein vergrößertes Kurbelkreisdiagramm aufgezeichnet. Gemäß der Figur 1 ist die Zündung bereits erfolgt und treiben die Brenngase der Arbeitskolben 6 abwärts, doch nur den kurzen Weg von etwa zwischen 4 bis 6 mm, nach Figur 2 entsprechend bis Punkt 2. Damit erhält das Triebwerk einen Impuls, welcher der mechanischen Leistung entspricht. Nun öffnet sich das Auslassventil 14 und die immer noch unter hohem Druck stehenden Gase treiben den Schlagkolben mit großer Geschwindigkeit abwärts bis zum Aufschlag. Unterstützt von dem Aufprall auf das Schlagwerkzeug und der Feder 12 kommt der Kolben wieder nach oben und schiebt die Abgase vor sich her, um sie über die vom Motorkolben inzwischen geöffneten Auslassschlitze in die Auspuffanlage zu fördern. Der Ventilschluss kann je nach Geschwindigkeit des Kolbens 12 auch schon früher erfolgen, spätestens im Gleichtakt des Motors am Punkt 4 nach Diagramm in Figur 2 Punkt 5 entspräche der Aufdeckung des Auslass-Schlitzes des Zweitaktmotors normal. Entsprechend dem gewählten Hubraum es Zweitaktmotors werden die verfügbaren 80% auf Hubraum des Hammerzylinders so verteilt, dass der Arbeitshub grösser gewählt wird, als der ZylinderDurchmesser, womit das v² einen hohen Wert erhält. Das nebenstehende Bild, zeigt einen modernen Brennkraft-Hammer, wie er in der Baumaschinenindustrie angeboten wird. 164 Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor Patentnummer 1503155 Dieses, wohl letzte Patent von Fritz Gockerell, wurde am 7. September 1964 beim Patentamt gemeldet. Fritz Gockerell starb am 16. April 1965, jedoch war seine Patentmeldung noch in Bearbeitung. Der Tag der Offenlegung war sechs Jahre nach der Anmeldung am 27. Mai 1970. Bei dem Namen des Anmelders steht statt Fritz Gockerell, „Die Erben des Fritz Gockerell, 8000 München“, wer diese Erben namentlich waren, konnte nicht herausgefunden werden. In der Patentbeschreibung, erklärt er diese Erfindung detailgenau: Die Erfindung betrifft ein mit einem Freiflugkolbenmotor betriebenes Schlaggerät, bei welchem durch Verzahnung der Kolbenstange und einem in diese Verzahnung eingreifenden Zahnritzel eine Drehbewegung der Zahnritzelwelle erfolgt, womit eine auf dieser Welle sitzende Zahnsperre die Arretierung des Schlagkolbens in seiner Aufschlagstellung in einfacher und sicherer Weise ermöglicht. Zudem wird mit der Drehbewegung der Ritzelwelle mit einem Nocken die Einspritzpumpe betätigt, wie auch die Einrichtungen für die Zündung auf dem anderen Ende der Welle angetrieben. Aus diesen gesamten angeführten Einzelheiten im Aufbau dieses Gerätes resultiert auch das An- und Abstellen mit nur einem Hebel, wie dies bei den mit Pressluft betriebenen Schlaggeräten üblich ist. Den meisten bekannten Vorschlägen für solche Hämmer fehlt die genaue Beschreibung der Arbeitsweise in ihrer Gesamtheit. Bei einer bekannten Ausführung eines derartigen Schlaggerätes wird eine Halte-Einrichtung beschrieben, welche mittels konischer Büchse und Kugeln durch Aufschlagen des ganzen Gerätes auf den Boden in Betrieb gesetzt wird. Nicht angeführt ist, wie die zur Rückführung des Kolbens vorgesehene Feder gespannt wird, ganz abgesehen von dem weiteren Vorschlag, die Rückführung mit Druckluft unter Benützung einer Anzahl von kleinen Ventilen zu erzielen. Mit der Erfindung wird ein Schlaggerät geschaffen, dessen Funktionen den Forderungen entsprechen und bei dem die Arbeitsweise der einzelnen Vorgänge klargestellt ist, dass sich das eine Urteil bilden kann. In ein mit flüssigem Kühlmittel gekühlten Zweitaktzylinder 1 der Fig. 1 befindet sich der Arbeitskolben 2, welcher mit dem Kolbenstangenoberteil 3 mittels einer Ringmutter 4 fest verschraubt ist. Die mit dem größeren Durchmesser sich nach unten verlängernde Kolbenstange 5 dient als das eigentliche Schlagteil des Gerätes. Diese Kolbenstange ist mit einer Verzahnung 6 versehen und steht mit dieser im Eingriff mit einem Zahnritzel 7. Von den für den Zweitakt nötigen Spül- Auslass- und EinlassSchlitzen ist hier nur der gerade, vom Kolben 2 aufgesteuerte Einlass 8 sichtbar um den Unterdruck in dem Raum 9 auszugleichen und mit Frischluft zu füllen. 165 Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor Der zu dieser Luftladung nötige Treibstoff wird mittels Düse in den Brennraum 11 des Zylinderkopfes 12 unter Druck eingespritzt und von der hier nicht sichtbaren Zündkerze gezündet. Eine Spiralfeder 13 hält den Kolben 2 in der gezeichneten Stellung der oberen Totlage, - richtiger als Zündzeitpunkt bezeichnet. Die Feder erfüllt zwei Aufgaben: sie dient zum Start des Schlaggerätes und der Rückführung des Kolbens in die Zündstellung ein Vorgang, der durch den Aufschlag sehr unterstützt wird. Die Fig. 2 zeigt den Schnitt I - II nach Fig. I des mittleren Bauteils des Gerätes, welches vorzugsweise als Apparatteil bezeichnet wird. In dieser Figur sind alle wesentlichen und erforderlichen Antriebe für die Druckeinspritzung, Zündung und insbesondere Teile für Start und Stopp durch die Ritzelwelle 14 gegeben. Die sich auf - und abbewegende Kolbenstange verursacht eine oszillierende Drehung dieser Welle 14. Dies erforderte eine besondere Form des Nockens 15 für die Einspritzpumpe, aber auch in Abhängigkeit des Übersetzungsverhältnisses zwischen Verzahnung der Kolbenstange und dem Antriebsritzel. Die Fig. 2 zeigt in dem sich zu einem runden Körper ausbildenden Gehäuse einen auf der Welle 14 sitzenden speziellen T-Anker mit Spulen 17 und 18, für die Zündung. Wegen der dauernd wechselnden Drehrichtung der Welle 14 ist es nötig, die beweglichen Massen gering zu halten. Auf der Gegenseite der Welle sitzt der Nocken für die Einspritzpumpe, deren Befestigung mittels der beiden Schraubenlöcher erfolgt. Hinter der Zündeinrichtung ist noch die Raste 16 auf der Welle aufgekeilt. Diese Raste 16 und deren Aufgabe ist erst durch die beiden Figuren 3 und 4 erkennbar gemacht. Fig. 4 zeigt einen Blick in das innere runde Gehäuse bei ausgebauter Zündanlage. Man sieht die Raste 16 in Ansicht und die dazugehörende Klinke 2o; beide bilden zusammen die Stop- und Starteinrichtung für das Schlaggerät, deren Funktion weiter unten erklärt wird. Wesentlich ist nun. dass Start und Stopp mit dem bei Presslufthämmern üblichen und einzigen Hebel 24 erfolgen kann. Der beidseitig gelagerte und mit dem Handballen zu betätigende Hebel 24 führt mittels Stange zu dem Hebel 21, an welchem eine Rückzugfeder 26 befestigt ist. Die Start- und Stop-Einrichtung arbeitet wie folgt: Nach der in Fig. 4 gezeichnete Stellungen befinden sich der Kolben 2 in seiner unteren Aufschlagstellung. Um diese zunächst zu erreichen, wird mittels einer an dem Vierkant 25 anzusteckenden Handkurbel der Kolben von oben nach unten heruntergeholt, sodass damit auch die Feder 13 gespannt wird. Diese Arbeit ist nur dann zu wiederholen, wenn nach dem Niederdrücken des Hebels 24 keine Zündung erfolgt wäre. Nach Fig. 4 übt nun die gespannte Feder einen Druck auf das Zahnritzel und weiter auch auf die Welle eines Drehkrans aus. Diese Kraft wirkt in Pfeilrichtung nach (Fig 4.) und findet durch den linken Widerstand. Es erfolgt also in jedem Fall eine Arretierung der Welle 14 bei losgelassenem Hebel 24. Der Start erfolgt mit dem Niederdrücken dieses Hobels, wodurch die Kraft der Feder frei wird und den Kolben nach oben schleudert. Wird während des Laufes Hebel 24 wieder losgelassen, so treffen sich im Moment des Aufschlages (U. P. Stellung) Raste 16 und Klinke 2o genau nach der Zeichnung in Fig. 4, sodass das Gerät zum 166 Schlaggerät mit Freiflugkolbenmotor Stillstand kommt. Das Spannen der Feder geht also selbständig weiter und ist dann nur aus besonderen Anlässen nötig. Die Zeichnungen zeigen: Fig. 1 Schnitt in der ganzen Länge, Fig. 2 Schnitt der Linie II - II der Fig. 1, Fig. 3 Schnitt durch einen Haltgriff, Fig. 4; Querschnitt der Linie III III, Patent-Ansprüche 1. Mit Freikolben betriebenes Schlaggerät bei welchen der Start und die Kolbenrückführung in die Zündstellung mittels der Feder (15) erfolgt, dadurch gekennzeichnet, dass das untere Teil der Kolbenstange (5) eine dem Kolbenweg entsprechende Verzahnung erfolgt, um mit dem, im Eingriff stehenden Zahnritzels (7) die Welle (14) in abwechselnde nach rechts -und linkslaufende Umdrehung zu versetzen, und damit alle auf dieser Welle sitzenden Steuerungsteile, den Hocken (15) für die Einspritzpumpe, Zündeinrichtung und die Raste (15) anzutreiben. 2. Mit Freikolbenmotor angetriebenes Schlaggerät nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Sperrklinke (20) und mit dem Hebel (21) und einer Zugfeder (26) dem Gestänge (22) und dem bei 23 gelagerten Hebel (24) verbunden ist, um Start und Stop des Geraten mit diesem einzigen Hebel 24 zu erzielen. 3. Mit Freikolbenmotor betriebenes Schlaggerät nach den Ansprüchen 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, dass zur ersten Inbetriebsetzung die Welle (14) in an sich bekanteter Weise ein Vierkant erhält um Mittels einer Handkurbel den Freikolbenmotor durch spannen der Feder (15) in seine Start- und Aufschlagstellung zu bringen, welche stets die untere Totlage des Kolben betrifft. 167 Lebensabend Lebensabend Nach dem Krieg, arbeitete Fritz Gockerell mit mehreren Ingenieurskollegen zusammen. Die Dipl. Ing. Schleicher, Seyffer und Steibling gehörten zu seinem Arbeitskreis. In Possenhofen bei München bauten sie zusammen den bekannten Fahrradhilfsmotor REX. Er hatte aber trotzdem sein eigenes Ingenieurbüro, welches Dreh- und Angelpunkt seiner Arbeit war. Fritz Gockerell ist nie mit seiner Arbeit reich geworden, jedoch war er lebenslang reich an Ideen. Die Mahnungen und Forderungen von Mitarbeitern, Lieferanten und Anwälten häufen sich immerwährend. So ist er immer wieder in größeren Zahlungsschwierigkeiten. Die vielen gemeldeten Patente verschlingen Unsummen von Geld und Früchte bzw. Lizenzgebühren tragen diese Patente kaum. Aus seiner immer wiederkehrenden finanziellen Schieflage, kann sich Fritz Gockerell nur befreien, indem er patentreife Erfindungen veräußert und so sein Lebensunterhalt sichert. Das "Große Geld" haben Andere dann gemacht, schrieb er in einem Brief an seine Mutter. Viele patentreife Erfindungen, im Bereich Motorenbau sind nicht beim Patentamt eingereicht worden, obwohl deren Inhalt, höchste technische Beachtung verdient hätten und einzigartig waren. Aber wie erwähnt, waren die Gebühren für Patentanwälte, Zeichnungen und jährliche PatentGebühren nicht zu unterschätzen. Mit der Familie war er sonst nicht besonders gut gestellt, so ist in den Todesanzeigen nur von den Freunden die Rede. In den letzten Lebensjahren, arbeitete er zu Hause noch an Turbowagen, Dampfturbinen, Kompressoren und vielen anderen Ideen. Auch Abbruchhämmer hat er konstruiert und die Konstruktionen dann an eine Firma in München veräußert. Der Brennkrafthammer ist heute noch im Programm der Firma. Anlässlich seines 70. Geburtstages, wurde er vom Bayerischen Rundfunk zu einem Interview eingeladen. Hier berichtete er, dass er in seiner Freizeit gerne in die Berge geht. Im Winter ist er auf den Ski aktiv. Ein Freund von Fritz Gockerell, Herr Rudolf März aus München, wurde auf die Homepage www.Gockerell.de aufmerksam. Er erinnert sich, an die regelmäßigen Treffen mit anderen Freunden in einem Tanzcafé in Thalkirchen. Von Herrn März stammen auch die letzten Bilder von Fritz Gockerell. 168 Lebensabend Fritz Gockerell hat in seinem Leben, zahlreiche Erfindungen auf dem Zweirad- und Vierradsektor gemacht, viele interessante Fahrzeuge gebaut. Nur für eines hat er kein Patent erhalten - für das „Glücksrad." schrieb Marc Muylaert in der AutomobilChronik über den genialen Konstrukteur. Sein Nachlass, besteht aus 36 Kartons, welche ungefähr 200 kg an Papier auf die Waage bringen. Geld, Vermögen oder Immobilien hat er nicht hinterlassen. Er starb mittellos! Jedoch der Inhalt der 36 Kartons ist reich an Wissen. Die Sammlung ist ein kleines Spiegelbild seiner technischen Laufbahn als Erfinder. Von Rechnungen über Mahnungen, von kleinen Konstruktionsskizzen auf der Rückseite von Kalenderblättern bis zu türblattgroßen Zeichnungen, über Motoren und Motorräder ist alles dabei. Ein großer Dank gilt demjenigen Unbekannten, der diesen Nachlass gesichert hat. 169 Lebensabend 70. Geburtstag Sein 70. Geburtstag wurde groß gefeiert. Mehr als ein Dutzend Glückwunschtelegramme und mindestens doppelt so viele Glückwunschkarten erhielt er. Namhafte Münchner, unter ihnen der Oberbürgermeister und auch das Patentamt schickten Glückwünsche. Sogar ein Radiointerview wurde aufgezeichnet. Auf der Homepage www.Gockerell.de ist dieses einzigartige Tondokument zu hören. Die Presse, würdigte ihn mit großen Zeitungsberichten, die an sein Lebenswerk erinnern. Der Münchner Merkur widmete ihm am 24. November 1959 einen großen Artikel. Die Süddeutsche Zeitung, gratuliert Gockerell an seinem 70. Geburtstag mit dem folgenden Bericht: 170 Lebensabend Fritz Gockerell starb am 16. April 1965, abends um 20 Uhr 40, in einer Münchner Klinik in der Arcostraße. Zuletzt wohnte er in der MariaEinsiedel-Straße 28 in München. Nachruf in der Süddeutschen Zeitung vom 27. April 1965: 171 Lebensabend Nachruf aus der Abendzeitung vom 26. April 1965. 172 Lebensabend Nachruf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. April 1965 173 Rudolf März, ein Freund von Fritz Gockerell erinnert sich. Rudolf März, ein Freund von Fritz Gockerell erinnert sich. Wenn ich (Jahrgang 1934) über Fritz Gockerell als einen Freund berichten will, muss ich mehr als 50 Jahre, nämlich in den Zeitraum von etwa 1956 bis ca. 1963 zurückgehen. Damals war ich Student und zusammen mit 2 oder 3 anderen Studienkollegen haben wir uns alle Samstage in einem Tanzcafe (so was gab es damals noch) in München Thalkirchen regelmäßig zu einem Stammtisch getroffen. Zu diesem Stammtisch gehörte damals auch Fritz Gockerell. Obwohl auch ein paar Freunde in mittlerem Alter zu dieser Runde gehörten, war Fritz bei uns natürlich der Senior. Eigentlich lagen zwei Generationen dazwischen – wir mit etwa 25 Jahren hätten seine Enkel sein können – hat Fritz sich trotzdem in unserer Runde sichtlich wohlgefühlt. Das lag vielleicht auch daran, dass unsere Generation damals noch keine „Disco-Generation“ war, sondern noch mehr Respekt und Beziehung zu älteren Menschen hatte. Er selbst, der damals schon sehr zurückgezogen lebte und nicht mehr allzu viele Freunde hatte, war wenigstens einmal die Woche von seiner Arbeit abgelenkt. Er war sehr gesellig, lustig und immer noch vital, hat jeden Spaß mitgemacht und gerne seinen geliebten Schoppen Rotwein getrunken. Dabei waren solche Stammtisch-Abende keine Gelage, denn sowohl für ihn als auch für uns Studenten war damals die Finanzausstattung nicht gerade üppig. An solchen Abenden hat er auch viel und gern aus seinem Leben erzählt. Natürlich vor allem über seine Motorräder seine Entwicklungen und Konstruktionen und was er damit erlebt hat. Dabei hat er aber auch die Fehlschläge und Enttäuschungen mit den Geschäftspartnern nicht verschwiegen. Eigentlich müsste er, so habe ich mir oft gedacht, wenn er im Alter von 70 Jahren darauf zurückblickt, resigniert und verbittert sein. Aber genau das war bei Fritz nicht der Fall. Er hat nie aufgegeben. Auch in seinen letzten Jahren war er noch immer voller Ideen, vor allem mit der Entwicklung eines Gasmotors. Ich habe ihn einmal in seiner „Werkstätte“ besucht. 174 Rudolf März, ein Freund von Fritz Gockerell erinnert sich. Es war dies nur ein kleines Gartenhaus, das er gemietet hatte, und in dem er nun gearbeitet und seine Versuche durchgeführt hat. Es war deprimierend zu sehen, dass er alles alleine machen musste, denn Gehilfen, einen Mechaniker oder eine Werkstatt hat er sich nicht mehr leisten können. Je näher ich ihn in diesen Jahren kennen lernte, desto mehr habe ich den Eindruck gewonnen, dass es für Fritz in seinem Leben nur die Motorräder gab. Seine ganze Gedankenwelt hat sich nur um dieses Thema, seine immer wieder neuen Ideen gedreht, und er war auch ständig noch am Arbeiten. Heute würde man sagen er war ein richtiger Workaholic. Damals kannte man den Begriff noch nicht, man sprach noch überwiegend Deutsch. So hat er auch bei uns Freunden nie über seine Familie, seine Ehe oder seine Töchter gesprochen. Das war für ihn fast ein Tabu. Dabei war Fritz keineswegs ein Mensch, der nur in seiner Welt lebte und für nichts anderes Interesse gezeigt hätte. Wir haben an solchen Abenden mit ihm über alles Mögliche geredet und diskutiert, und er war dem Spaß und der Geselligkeit im Freundeskreis keineswegs abgeneigt. Neben unserem Stammtisch hat sich ein kleinerer Kreis auch alle 14 Tage zu einem Kegelabend getroffen. Auch dabei war Fritz mit von der Partie. Das waren Kegelspiele der verschiedensten Arten, kein Bowling, wo es nur eine Regel gibt und nur die erreichte Punktezahl eine Rolle spielt. Für uns war die „Gaudi“ dabei das Wichtigste. Auch Fritz hat sich wie wir gefreut, wenn er mal getroffen hat, sich aber auch entsprechend geärgert, wenn die Kugel mal wieder nicht dahin gerollt ist, wie er wollte. In dem untenstehenden Schnappschuss kann man an seinem Gesichtsausdruck erkennen, wie verbissen und konzentriert er den Lauf der Kugel verfolgt in der Hoffnung, dass er diesmal alle Neune trifft. 175 Rudolf März, ein Freund von Fritz Gockerell erinnert sich. Im Jahr 1962 oder 63 – genau weiß ich es nicht mehr – hatte Fritz die Idee nochmal zu heiraten. Dazu brauchte er aber ein paar gute Fotos von ihm. So hat er mich damals gebeten von ihm einige Portraitaufnahmen zu machen. Zu einer dritten Ehe kam es dann nicht mehr, aber die Fotos sind entstanden und befinden sich noch heute in meinem Besitz. Einige davon sind in diesem Buch. Das Interview zu seinem 70. Geburtstag, das ich damals aufgenommen habe und das von mir wie ein Schatz gehütet wird, ist über die Homepage www.Gockerell.de zu hören. Jeder von uns wird schon die Erfahrung gemacht haben, dass man im Leben eine Menge Leute kennenlernt, ja vielleicht sogar für eine bestimmte Zeit eine Freundschaft besteht, aber dann bestimmen die Umstände es anders. Für uns war es ähnlich. Nach Abschluss unseres Studiums 1958 hat uns das Berufsleben erfasst, eine Familie wurde gegründet und Kinder kamen. Dadurch ist auch unser Stammtisch und unsere Kegelrunde auseinandergebrochen und in Vergessenheit geraten. Auch zu Fritz habe ich die letzten beiden Jahre keinen Kontakt mehr gehabt und nur durch Zufall von seinem Tod erfahren. Trotzdem, selbst heute nach über 50 Jahren habe ich den damaligen Freund Fritz Gockerell nicht vergessen. Der Anlass für diese Portraitserie waren ernsthafte Heiratsabsichten. Deshalb fertigte Rudolf März für seinen Freund ein paar Portraits an. Es sind wohl die letzten Bilder von Fritz Gockerell. 176 Dank und Quellen Dank und Quellen Ohne die Mithilfe der unten aufgeführten Personen, Behörden, Museen und Archiven wäre es nicht möglich gewesen, diese Biografie verfassen zu können. Die freundliche und zuvorkommende Unterstützung aller Personen möchte ich hierbei besonders erwähnen. Bonhams Auktionen – London Herrn Andrew Barrett, für die freundliche Leihgabe von Bildmaterial. Deutsches Museum München – Archiv Herrn Dr. Röschner, Frau Püttner, Herrn Schienhan und Frau Dr. Gundler für die freundliche Unterstützung. Deutsches Museum München - Bibliothek Herrn Karl-Heinz Krüger für die freundliche Unterstützung und Beratung. Fritz, Joachim - Nürnberg Für die Leihgaben seiner Bilder von der Homepage: www.meisterdinger.de Förderkreis Bayerisches Wirtschaftsarchiv e.V. Herrn Harald Müller für die freundliche Unterstützung. Guggenheim-Museum, New-York Halm, Berthold – Risstissen Für die freundliche Unterstützung und Hilfestellungen. Heesakkers, Joost Für seine freundliche Unterstützung. Johann Kleine, Vennekate – Verlag. Für die freundliche Unterstützung und Erlaubnis zur Benützung einiger Fotos aus dem Buch von Karl Reese. "Motorräder aus München" ISBN 3-935517-17-3 März, Rudolf – München Ein Zeitzeuge, welcher Fritz Gockerell persönlich kannte! Viele Dank für den Bericht und für die einzigartigen Bilder und Dokumente. Müller, Roland – Laupheim Für die Lektorarbeit und die freundliche Unterstützung. Museum „DIE SEHENSWERTEN DREI“ Schloss Augustusburg Vielen Dank an Frau Patrizia Meyn und Herrn Tonio Schulze für die schönen Bilder und die Unterstützung 177 Dank und Quellen Sachtleben, Lars – Erfurt Vielen Dank für die Bilder und Hinweise und die freundliche Unterstützung. Stadtarchiv der Stadt München Herr Teyke und Herr Löffelmeier für die Recherchen und Auskünfte. Steiger, Walther Otto – Stuttgart Für die freundliche Unterstützung und die Überlassung der Bilder. Schneiders, Andre Für die Bilder und freundliche Unterstützung Rauch, Siegfried und Rönicke, Frank. Für die Freigabe der Bilder aus dem Buch "Männer und Motorräder" ISBN 978-3-613-02947-7 Motorbuch Verlag Reitmeir, Helmut – München Für die freundliche Unterstützung und Hilfe. Sowie die Freigabe seiner Bilder und Texte zu Killinger & Freund. Reese, Karl – Friedstadt Für die freundliche Unterstützung und Beratung. Walter, Siegfried, Rodewisch in Sachsen Für die freundliche Unterstützung und Beratung. 178 Dank und Quellen 179
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