annual report 2017 World of Champagne 5 SPRUDELNDE GESCHICHTEN 13 INTiME PORTRäTS DER BESTEN macher 150 SPITZENCHAMPAGNER www.Lucullus.ch DAVID LÉCLAPART VINCENT LAVAL CHARLES DOYARD ANGELINE LASSALLE r e z n i W r e n g a p m -Cha bieren e Flasche , je ein spro um Au ) aket z und 8% Mwst P r e t nd rak agne hamp RODOLPHE PÉTERS NICOLAS MAILLART RD DOYA u|C 1er Cr E . V . RS N t e PÉTE SSALL es LAVAL cs Bru 0. r n r A 7 a L e 2 l i . B P F J CH gne eorg gne nc de ire Bla V. | Champa ampagne G ru | Champa T a i m é | Ch PAR Vend nd C ut N. Cuvée référence Br N.V. 1er Cru rut N.V. Gra avid LÉCLA D B P e T Cuvée s Brut Natur c de Blancs hampagne s MAILLAR n C a e l a r | l Nico 013 Cumiè e Réserve, B agne Brut 2 p a r d m t x e a E é Cuv teur u | Ch L‘Ama 008 1er Cr e é v u C e2 illésim Brut M Cha a . Vers - (inkl Lucullus SA feine & rare Weine beste Lagen + handwerkliches Können + eindeutige Visionen + eigene Handschrift editorial Rolf Bichsel Champagner ist die schönste Nebensache der Welt. Er verbindet Extreme – Nord und Süd, jung und alt, arm und reich, heiss und kühl, Kitsch und Kunst, Mann und Frau, strohblond und kastanienbraun, Rapper und Klassiker, Gesetzeshüter und Ganoven, Bauern und Industrielle, Handwerker und Intellektuelle. Champagner zieht sich wie ein roter Faden durch die Weltliteratur und darf bei keinem Fest fehlen. Champagner schmeckt immer und überall, 25 Stunden am Tag. Dem Champagner in seiner fröhlichsten, unkompliziertesten Form, dem Wein der Kreativität, der Sinnlichkeit, der Lebensfreude, widmen wir dieses neue Kompendium und schiessen mit fröhlich prickelnden Bläschen auf alle Vorurteile. Willkommen in der Welt des Champagners! 12 wer hat angst vor design? Impressum Das VINUM-Extra «World of Champagne – Annual Report 2017» ist eine Sonderbeilage von VINUM, Europas Weinmagazin, ISSN 1663-2567, erschienen Dezember 2016 VERLEGER Roland Köhler HERAUSGEBER / VERLAG Intervinum AG, Thurgauerstrasse 66, CH-8050 Zürich Tel. +41 (0)44 268 52 40, Fax +41 (0)44 268 52 65 [email protected], www.vinum.ch Nicola Montemarano, Verlagsleitung Dana Muñoz, Leitung Verlagsmarketing Stefania Tedesco, Leitung Eventmarketing Maria Grazia Fiori, Onlinemarketing Maria Viessmann, Sekretariat REDAKTION VINUM-Redaktion, Postfach 59 61, CH-8050 Zürich Tel. +41 (0)44 268 52 60, Fax +41 (0)44 268 52 65 [email protected] Rolf Bichsel, verantwortlicher Redakteur, Texte/Bilder Barbara Schroeder, Texte Rolf Frank (Chef vom Dienst) 06 Bargeflüster VINUM-LESERSERVICE Schweiz: AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach, Tel. +41 (0)71 844 91 53, Fax +41 (0)71 844 93 45, [email protected] Deutschland: Güll GmbH, Heuriedweg 19 a, 88131 Lindau Tel. +49 (0)1805 01 25 63, Fax +49 (0)1805 01 25 64 [email protected] ANZEIGEN / WERBUNG Schweiz und international Peter Heer, [email protected] Intervinum AG, Thurgauerstrasse 66, 8050 Zürich Tel. +41 (0)44 268 52 40, Fax +41 (0)44 268 52 05 Frankreich Catherine Sereno, [email protected] VINUM France, vinmedia eurl, Aux Parc, 33430 Cudos Tel. +33 (0)540 12 88 41, Mobile +33 (0)638 93 85 04 09 GESTALTUNG UND PRODUKTION Art Director: Rolf Bichsel Grafik und Layout: Philippe Rérat Titelbild: Rolf Bichsel Lektorat: Anne Fries | Lektorat & Übersetzungen, D-Düsseldorf Übersetzung: Hancock Hutton Fotos: Rolf Bichsel Produktions-/Vertriebsleitung: Agentur Graf, CH-9001 St. Gallen [email protected] Schwerer Schaum und leichte mädchen Alle Urheber- und Verlagsrechte an dieser Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten. Jede Verwendung oder Verwertung, insbesondere Nachdruck, Vervielfältigung, Mikroverfilmung, Speicherung und Nutzung auf optischen wie elektronischen Datenträgern, bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags. Der Inhalt dieses Heftes wurde sorgfältig geprüft. Dennoch übernehmen Autoren, Redaktion und Verlag keine Haftung für seine Richtigkeit. 15 Champagner und Literatur 36 Moët & chandon MCIII 24 45 Lanson-zeit ruinartFrische 27 gosset-party 40 veuveclicquotpower 56 guide: 150 mal spitze Bargeflüster oder: gib gas, baby von Ganz Frisch Der Einakter statt der Einleitung. Für alle, die mal wieder wissen möchten, wie Champagner entsteht, aber zu faul sind, danach zu fragen. ’n Abend. Hey. Allein? Mmmhu. Fancy a drink? Whatt? Ähm, Deutsche? English, Française? Nee, von hier. Was zum Trinken? Oh, danke, Piña Colada, Fred. Für mich ’ne Coupe. Was habt ihr denn so? Okay, Clicquot. Mag ich. Du trinkst Schampus? So ’n Scheiss. Nur Gas und Geplätscher. Und erst noch sauer, sagt Oma. Also, ich denke, die fabrizieren den so: Die nehmen so ’n Wein wie von Aldi und einen Schlauch, stecken ’n an Auspuff und das andere Ende in die Buddel und geben ganz schön Gas, und drin ist der Schaum. (Lachen, Schweigen.) Drollig. Du bist drollig. Ich bin Herbie. Mrmm. Bitte? Mi-ri-äm! Schwaches Ohr, hu? (Langes Schweigen, dann Miriäm:) Und? Blähts schon? Reimt nicht, aber dichtet. Whatt? Alter Witz. Stehen zwei auf der Brücke und wollen Dichter werden. Sagt der eine: Steh auf der Brück und blick im Leben zurück. Der andere: Steh auch auf der Brück und steck den Finger ins Ar…ch. Der eine: Reimt doch gar nicht. Der andere: Reimt nicht, aber dichtet. Hahahaha. Was hat das denn so mit deinem Schampus zu tun? Schampus ist der Wein der Dichter. Goethe und so. Oder Hamsun. Oder Fleming. Kenn ich nicht. Der von James Bond. Ah. Bist wohl ’n Intellektueller? Darum der Schampus? (…) Kann ich mal ’nen Schluck haben? Hab gar noch nie richtig Schampus probiert. (Einmal Schlürfen, zweimal Schlürfen.) Also schmeckt ja gar nicht so übel, eigentlich. Besser als deine Piña Colada? Fred, ’ne Coupe für Miriäm. Mmm. Was ist denn nun da drin wirklich? Ausser Schaum, mein ich? Du wirst lachen: Wein. Traubensaft. Aus weissen und roten Trauben, roten Trauben mit weissem Saft. Die stammen aus einer Gegend im Norden von Frankreich, die Champagne heisst. 06 VINUM – Champagner 2017 Weiss ich doch. Bin blond, nicht blöd. Ich meine, das mit der Gegend. Und der Schaum? Also mal der Reihe nach. Die Trauben werden von Hand geerntet… Womit denn sonst? Mit der Maschine. Aber die ist dort verboten. Damit das Ganze schön frisch bleibt und nicht zerquetscht wird, denk ich. Die Trauben werden in Kisten in den Keller transportiert und kommen auf die Presse. Die Pressen sind staatlich kontrolliert. Von wegen Qualität und so. Der Saft wird dann gekühlt. Später beginnt die Gärung. Dazu gibt man Hefen bei. Wie beim Brot. Und dann kommt der Clou: Die fertigen Weine werden miteinander vermischt. Schmeckt besser. Versteh ich nicht. Wie bei einem Cocktail. Weisser Rum, brauner Rum, Ananassaft, Kokosmilch. Nur dass es sich hier um Weine handelt, die anders schmecken. Man nennt das Assemblage. Jede Marke hat ihr Geheimnis. Jedenfalls sagen sie das. Wer? Die Macher. Oder die Verkäufer. Doch weil das ein Geheimnis ist, weiss niemand so genau, was dahintersteckt. Geheimnisse sind geheim, oder? Okay, okay. Und der Schaum? Auspuffgas… Hi. Ja. Hi. Aber im Ernst: Es ist wirklich Gas, oder besser Kohlensäure. Wie im Selterswasser. Ja. Doch es wird nicht beigegeben. Es entsteht bei der zweiten Gärung in der Flasche. Die fertig vermischten Weine werden mit etwas Zucker und Hefe in die Flasche gefüllt, und die wird mit einem Deckel verschlossen. Die Hefen machen ganze Arbeit und verwandeln den Zucker in Alkohol. Dabei entsteht Kohlensäure – oder Abgas, wenn dir das lieber ist. Siehste. Hatte also doch irgendwie recht. Bist ja auch blond, nicht blöd. Die Kohlensäure kann nicht entweichen. Damit die Flasche nicht platzt unter dem Druck, ist sie besonders dick. Das Glas, mein ich. Und... na ja, dann bleibt die Flasche mal so liegen. In Kellern aufgestapelt. Unterirdisch. Die ganze Champagne ist ein einziger Käse. Überall Stollen und Löcher… Emmentaler Käse. Genau. Doch jetzt gibt’s ein Problem. Die Hefen sind immer noch in der Flasche. Also das ist so wie ein weisses Pulver. Das muss wieder raus. Da haben die Leute sich was einfallen lassen. Die Flasche wird langsam, langsam gedreht, bis sie auf dem Kopf steht, das Pulver rutscht unter den Deckel, dann kommt der Flaschenhals in eine Kühlflüssigkeit, die Hefen frieren in einem Eisblöckchen ein, der Deckel kommt ab, das Eis springt raus, die Flasche wird rasch wieder aufgefüllt, mit etwas vom gleichen Champagner und – aber nicht immer – wenig in Wein aufgelöstem Zucker, und endgültig verkorkt. Damit der Zapfen nicht rausspringt unter dem Druck, wird er mit einem Bügel festgehalten. Also da bin ich ja mal sprachlos. Du redest ja wie ein Buch. Aber der Champagner hier schmeckt doch gar nicht süss? Ganz im Gegensatz zu deiner Piña Colada. Aber der Zucker ist gar nicht zum Süssen da. Sondern zum Ausbalancieren der natürlichen Weinsäure und der Kohlensäure. Immer mehr Marken füllen Weine ohne Dosage ab. Ohne was? Dosage. Die Menge von Zucker. Bis zu 15 Gramm pro Liter ist ein Champagner «Brut». Wie dieser hier. Oh, schau an, dein Glas ist leer. Noch ein Küppchen? Also Junge, mal ganz schön langsam. Willste was von mir? Schwerer Schaum und leichte Mädchen: Zoff im Redlight District von Ulrich N. Gereimt Und dann musste Minnie mal. Verschwand auf der Toilette. Näschen pudern, Lippenstift nachziehen, Augenbrauen gerade zupfen und so. Und ich sass da und langweilte mich zu Tode. Wenn Minnie loslegt, ist sie nicht mehr zu bremsen. Austritte können Stunden dauern. SMS an die Freundin, Telefon mit Mutti oder was weiss ich. Und ich sass da und langweilte mich, bohrte in der Nase und starrte glasig in den leeren Bierbecher. Nicht mal mich nach draussen verziehen und einen Glimmstängel anzünden konnte ich. Die Notration war irgendwo im doppelten Boden von Minnies unergründlicher Damenhandtasche auf Tauchstation. Und die Tasche hing an Minnies Schulter, und Minnie – doch das weisst du ja schon. Na ja, mein Zustand im Westen von Ohio fiel wohl der Dame an der Bar auf. Beine vom Bauchnabel bis zum Boden, in schwarze Seidenstrümpfe gehüllt, Minijupe, der mehr zeigte, als er versteckte, ein blitzweisses Colgate gebiss, von vollen, knallroten Lippen umrahmt, pechschwarze Haare – die Kokotte aus dem Bilderbuch. Nur nicht in die Richtung schielen, sagte ich mir, könnte denken, ich wolle was – doch zu spät. Drei Sekunden später sass sie auf meinen Knien, kraulte mir den Scheitel und flüsterte mir «Hallo Süsser» ins Ohr. Wo doch die Minnie so eifersüchtig ist! Was tun? Konnte die Dame doch nicht einfach so wegscheuchen wie eine Fliege! Natürlich, ihr mit ruhiger Stimme die Situation erklären. Ein Irrtum, ein falsch interpretierter Blick, ein andermal gern. Doch tu das mal mit einem Busen, der auf deine Gurgel drückt und Protest in verzweifeltem Gurgeln enden lässt! So blieb ich einfach da sitzen, mit dieser Nutzlast auf dem Schoss, und parkte, weil ich nicht wusste, wohin sonst damit, meine feuchten Hände auf den prallen Schenkeln der drallen Üppigkeit. Na ja, bin schliesslich auch nur ein Mann, nicht wahr! Hätte ich natürlich nicht tun sollen. Doch nachher ist man immer gescheiter. Den Wunsch nach einem Drink quittierte ich mit einem Kopfschütteln, das offenbar als Nicken interpretiert wurde, denn im Handumdrehen standen zwei Coupes auf dem Tisch. Dass ich keine Hand frei hatte, schien auch meine Peinigerin zu merken, denn der Busendruck liess etwas nach, doch bevor ich nach Luft schnappen konnte, hatte sie schon mein Glas in der Hand und führte es mir an die Lippen. Diesmal ging mein Protest in Champagner unter. Champagner? Ein infames Gesöff, das sich als solcher ausgab! Riechen tat es nach Latrine (Minnie, bleib um Gottes willen, wo du bist), die Bläschen waren gross wie Luftballons, und im Mund schmeckte er nach gar nichts mit schlechtem Essig angemacht. Nenette schien das nicht weiter zu stören. (Dass sie Nenette hiess, hatte sie mir nach laszivem Schlürfen mit feuchten Lippen ins trockene Ohr geflüstert.) Ihr Glas war im Handumdrehen alle, meines leider auch, obschon sich mir der Magen umdrehte, hätte der dazu die Bewegungsfreiheit gehabt, und sie ging siegesgewiss zum Angriff über. «Bestell eine Flasche vom Besten, und wir gehen nach oben. Habe da ein hübsches Zimmer, ruhig und diskret!» Die Flasche «vom Besten» stand bereits Sekunden später auf dem Tisch, steckte in einem rabenschwarzen Plastikkübel mit dem silbernen Emblem einer bekannten Marke bis zum Hals in Eis getaucht, doch das schmierige, fast unleserliche Etikett, auf Champagner 2017 – VINUM 09 dem sich gerade noch das Wort «Champ» entziffern liess, hatte ich, der ich doch fleissig alle Weinzeitschriften auswendig lerne und einen teuren Weinkühlschrank besitze, garantiert noch nie gesehen. Unter den Kübel hatte der Barkeeper, eine Art S.H.I.L.D.-Super-Agent mit geheimnisvollen Fähigkeiten, die ihn nicht nur ultraschnell, sondern auch noch unsichtbar machten, diskret die Rechnung geschoben. Mein Gott, wie sollte das bloss ausgehen! Doch plötzlich stand Minnie, meine Minnie, da, und dafür werde ich ihr bis ans Ende meines Lebens dankbar sein. Sie fauchte wie eine nordische Rachegöttin, schwang mit der Rechten die Handtasche, die zum mörderischen Morgenstern wurde (meine Zigaretten, dachte ich in diesem Augenblick, weil man in solchen Augenblicken sowieso immer an was Idiotisches denkt), mit dem sie auf Nenette eindrosch, und riss mit der Linken an der schwarzen Mähne, die sich als Perücke entpuppte und prompt in ihren Griffeln hängen blieb. Was mir nicht gelungen war, schaffte Minnie im Handumdrehen. Buchstäblich. Aus der schwarzhaarigen Peinigerin wurde eine kastanienbraune Gepeinigte mit Pagenschnitt, die sich heulend hinter der Theke in zweifelhafte Sicherheit brachte, denn die Perücke, von Minnie mit grösster Zielsicherheit geschleudert, traf sie da mitten ins gerötete Gesicht. Minnie rieb sich schadenfroh die Hände, warf sich mit der Eleganz eines Stierkämpfers den Mantel um die Schultern und rauschte Richtung Exit, ohne mich weiter eines Blickes zu würdigen. Ich aber sass da wie ein begossener Pudel. Champa gner perlte über mein Hemd, Champagnerperlen kitzelten meine Nasenflügel und schimmerten hämisch in den tausend Farben der schillernden Clubbeleuchtung: Irgendwie war bei dem Tumult der Kübel umgekippt und die Flasche zu Bruch gegangen. Eiswürfel lagen über meinen Schoss verteilt und rollten in die Dellen, die Nenettes Hintern hinterlassen hatte, Krawatte, Hemd und Hosenbeine badeten in Champagner. Ich versuchte krampfhaft, das seelische Gleichgewicht wiederzuerlangen, raffte mich auf, stellte den Kübel aufrecht, klopfte wie ein Schlafwandler, der zu plötzlich erwacht ist, Eis und Scherben von meinen Kleidern und griff betreten nach der Rechnung. 1200 Euro. Mir wurde schwarz vor den Augen. Zu mir kam ich erst wieder im Rettungswagen. Doch ich habe die Sache überstanden. Du kennst Minnie. Sie kocht über wie heisse Milch, geht an die Decke wie ein Champagnerpfropfen, doch sie beruhigt sich auch rasch wieder. Bereits am nächsten Tag haben wir uns versöhnt, war alles vergeben und vergessen. Oder jedenfalls fast. «Dass du schwarzhaarige Monster magst, ist deine Sache», predigte sie mit erhobenem Zeigefinger. «Und dass du dafür ein Wochengehalt hinblätterst, auch. Doch dass du das mit miserablem Champagner tust, ist unakzeptabel. Das nächste Mal, wenn du dich als Casanova versuchst, tue es wenigstens mit Klasse und einer Flasche Krug.» 10 VINUM – Champagner 2017 Champagner 2017 – VINUM 11 Wein x Design Wer hat angst vor Jay Z? von Karin Unter-Bunt Französisches Weindesign riecht nur zu oft nach Mottenkugeln und Antiquariat. In angestaubtem Outfit werden auch viele Champagner über den Ladentisch geschoben. Wie es dazu gekommen und was davon zu halten ist (oder auch nicht), erläutert erschöpfend die Expertin. Wenn zwei Veterinäre am Stammtisch über die lasergesteuerte Blinddarmoperation einer hochschwangeren Flachlandkuh debattieren, schweigt die Runde weise. Kommt das Thema auf Design, will jeder seinen Senf dazugeben. Okay, okay, wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, freie Meinungsäusserung steht unter Naturschutz. Leider beschränkt diese sich in 99,9 Prozent der Fälle auf Aussagen wie: «Kiff ich aber gar nicht.» oder: «Also Mensch, da steh ich aber wirklich drauf, so.» Jeder ist ein Ästhet. Schliesslich hat jeder Malunterricht gehabt in der Schule. Und schon jeder hat was vom Goldenen Schnitt gehört. Doch das ominöse «Also Mensch, da steh ich aber wirklich drauf, so» wird wohl eher von der Erinnerung an Albert Anker geprägt als von der Assimilierung der verborgenen Subtilität eines Mark Rothko oder dem eingehenden Studium der Kreativitätsschübe eines Sigmar Polke. Ob das der Grund ist, warum die meisten Champagnerflaschen so aussehen, als seien sie direkt dem Biedermeier entkommen und nur zufällig in unserem Raum-Zeit-Kontinuum notgestrandet? Ich meine, wie ist es möglich, dass eines der innovativsten, stupendesten Genussmittel, das die Menschheit über- 12 VINUM – Champagner 2017 haupt je hervorgedacht hat, so oft in so tristem, veraltetem Outfit daherkommt? Weil es allen ein bisschen gefallen will und niemandem wirklich? Eine der allerersten Designregeln heisst doch nicht, Erwartungshaltung schüren, sondern: Surprise me, überrasch mich mal! Versuche, dem verstaubten Verpackungsübel zu entkommen, gibt es freilich. Im besten Fall landen sie irgendwo zwischen Mucha und Hundertwasser – Belle-EpoqueRomantik halt. Im schlechtesten wird eine so schiefe, mit goldenen Vorurteilen und silbernen Klischees vollgeladene Champagnerbuddel wie die von Armand de Brignac als echt steile Design-Trouvaille gefeiert. Noch nie davon gehört? Also, da war doch mal so ein Rapper, Produzent und erfolgreicher Geschäftsmann namens Jay Z, (Noch-)Ehemann der (ebenfalls millionenschweren und auch sonst ziemlich üppigen) Sängerin Beyoncé. Der hiphopte gerne über, mit und zu Champagner und kiffte Cristal von Roederer. Bis ein hohes Tier der Marke gesagt (und später dementiert) haben soll, ihm wäre lieber, sein Wein würde mit klassischer Musik assoziiert. Was Jay Z (damals noch Jay-Z) nicht ganz zu Unrecht als rassistische Bemerkung in der Kehle stecken Champagner 2017 – VINUM 13 blieb, der Cristal prompt die Liebe entzog und sein blutendes Herz vor laufender TV-Kamera der Marke Armand de Brignac antrug, die er Ende 2014 kurzerhand, aber mit langem Arm erwarb. Der Champagner in der metallischgoldenen Kitschflasche mit aufgeprägtem Pikass war natürlich prompt zum Kultobjekt geworden und damit so quasi über Nacht zum teuersten Schäumer der Welt (oder fast). Leider hat uns die Marke streng verboten, hier eine Verkostungsnotiz zu publizieren. Wir müssen folglich verschweigen, dass der Brut sich als nicht mal so übler, sauber gemachter, poppig-cremiger Dutzendschaumwein entpuppt und der doppelt so teure Rosé etwas altväterlich wirkt und sehr reif und beide ihren Preis (wen wundert das) überhaupt nicht wert sind, den man folglich – für das fragwürdige Design – bezahlt. Ob das der Grund ist, warum es um die Flaschenästhetik des Champagners so traurig bestellt ist? Weil die Macher die stumme Mehrheit fürchten, die dickköpfig daran festzuhalten scheint, zu kostbar Verpacktes sei inhaltlich nichts wert? Dass Kleider Leute machen, wusste doch schon Gottfried Kellers falscher polnischer Graf Wenzel Strapinski, der seine Be yoncé letztlich nur darum um den Ringfinger wickelte, weil er gut gekleidet durch Goldach stolzierte, auch wenn er sich später als einfacher Schneidergeselle outen musste! 14 VINUM – Champagner 2017 Einige mehr oder weniger positive Designexperimente gibt es natürlich auch. Die protzige, an eine Handgranate erinnernde Flasche der Cuvée Palmes von Nicolas Feuillatte, die sicher weder besonders ästhetisch ist noch dem Klasse-Inhalt gerecht wird (so viel zu meinem ganz persönlichen «kiff ich aber gar nicht», ich gebe zu, ich habe Kunstgeschichte studiert), aber wenigstens überrascht, nicht wahr? Oder die neue Flasche von Mumm, die sehr geschickt mit dem wichtigsten Element der alten spielt – dem ominösen roten Band –, sich aber designmässig wenigstens etwas ans 20. Jahrhundert anlehnt, auch wenn sie mich ein wenig an einen Vertreter des Hosenbandordens erinnert. Die Cuvée 7xx von Jacquesson, deren schlichte Art perfekt zum Klasse-Inhalt passt. Oder die Flasche des Jahrgangschampagners von Soutiran, die nicht nur hervorragend zum (ebenfalls hervorragenden) Inhalt passt, sondern auch in unser Jahrtausend, und zeigt, dass selbst Kleinbetriebe keine Angst vor Design haben müssen. Sie ist zeitlos schick und von schlichter Raffinesse: Damit gefällt sie. In Italien würde kein gallischer Gockel danach krähen, doch in Frankreich und als Schrein für Champagner überrascht sie. Ich mag sie – doch mehreren alten Kunden ist sie ein Dorn im Auge. Fazit: Es allen recht machen ist eine Kunst, die nicht einmal der Champagner kann. Lesestunde Champagner in der Weltliteratur von Dr. Bernd E. Lesen Für Literaten ist Schaumschlägerei Berufung. Nur notorische Vegetarier wundern sich darüber, dass Federfuchser am Sprudel ihren Narren gefressen haben. Kein anderer Wein findet so oft Erwähnung in den Werken der Weltliteratur wie der Champagner. Der erste Dichter mit überschäumender Phantasie war der Vergil. «Spumantem pateram et pleno se proluit auro», schrieb er wortgewaltig, «Schlürft nicht müssig den Schaum und spült das sprudelnde Gold leer.» Im Becher war natürlich Asti Spumante, vermutlich aus der Literflasche – Vergil stammte schliesslich aus dem Piemont. Doch es hätte mit Fug und Recht auch Champagner sein können. Denn wenn Lügen lange Beine kriegen, zieht die Wahrheit immer den Kürzeren. Für Italiener ist Schaum echt ein Thema, gestern wie heute. Der venezianische Schriftsteller, Philosoph und Kunstkritiker Francesco Algarotti, Günstling des Alten Fritz’ (der ebenfalls einiges an den Champagner gab: «Und Bacchus, sein Fläschchen leerend, verbreitet Champagnertränen», dichtete der grosse Preusse in einem Brief an Voltaire), schrieb in einem 1774 erschienen Text über seinen Pariser Aufenthalt von 1732: «Sie setzten sich an einen Tisch, mit Gerichten, die mit der exquisitesten Kunst eines Apicius zubereitet worden waren. Den Franzosen wurde Wein mit Wasser verdünnt gereicht, den Engländern wurden mehrere Flaschen Champagner eingeschenkt.» Hoppla. Verdünnter Wein für die Franzosen, Champagner für die Engländer? Voltaire, der den notorischen bisexuellen Algarotti seinen «lieben Schwan aus Padua» nannte, rückte im Gedicht «Le Mondain», Bacchus sei Dank, das schiefe Bild zurecht: «Was für eine sterbliche Gottheit ist doch ein Koch! Cloris, Eglé schenken mir eigenhändig Wein aus Aÿ ein, dessen gepresster Schaum aus der Flasche mit aufrechter Wucht wie der Blitz den Korken fliegen lässt. Er steigt auf, wir lachen, er knallt gegen die Decke. Der prickelnde Schaum dieses frischen Weins zeichnet das brillante Bild unserer Franzosen.» Für Köbi Casanova begann die richtige Mahlzeit erst, nachdem die Austern alle waren und 20 Flaschen Champagner bis auf den letzten Tropfen leer, während Jonathan Swift dazu riet, Champagner nicht zu knapp am Ende der Mahlzeit zu entkorken, und monierte, was übrig bleibe, gehöre mit Fug und Recht den Dienstboten. Robert Louis Stevenson reichte friedfertig beiden die Hand: Sein Held Loudon Dodd setzt sich an den Tisch und bestellt «eine Suppe, Austern und eine Flasche Champagner». Auch für Voltaire und Genossen war Champagner der Wein der Tafelfreuden. Und der guten Laune. Kein Wunder, versuchten Höflinge die notorische Melancholie von Louis XV. Champagner 2017 – VINUM 15 mit reichlich Champagner bachab gehen zu lassen. Offenbar heilt Champagner nicht nur Seelenkummer. Er hat seinen Platz auch in der Hausapotheke, als Mittel gegen leibliche Schmerzen. Der britische Agronom und Autor Arthur Young in seiner «Voyage en France» von 1792: «Es scheint fast, als sei Kohlensäure gut bei Rheumatismus. Ich hatte einige Probleme damit, bevor ich in der Champagne ankam, doch der Schaumwein hat sie vollends verjagt.» Hat Michel del Castillo da abgeschrieben? In seinem Buch «Manege Espagnol» (das der «Spiegel» 1963 bei Erscheinen als wütig, aber mit unausgereiftem Schreibtalent verfasst bezeichnet) bekämpft ein Bischof seinen Rheumatismus ebenfalls erfolgreich mit Champagner, genauer genommen einer Flasche Veuve Clicquot – pro Mahlzeit. Von der guten Laune zur eigentlichen Fete ist es nur ein Katzensprung. Gemäss Friedrich Engels versetzt Champagner in übermütige Karnevalslaune. Hoffmann (den Dumas père in seiner «Dame de Velours» die Tänzerin Arsène mit Champagner verführen lässt – doch von solchen Untaten gleich mehr), Hoffmann also (der in Frankreich so beliebt war, dass er nach seinem Tod von Michel Carré und Jules Paul Barbier mit einem Schauspiel namens «Hoffmanns Erzählungen» bedacht wurde), Hoffmann endlich empfiehlt, sehr feinen Burgunder in der Oper zu trinken und Champagner in der «Opera comique». «Man trinkt ihn zum Neujahr – mit einer Coupe in der Hand schreit man Hurra», pflichtet dem auch Anton Tchekhov bei, warnt allerdings im Gegenzug gleich vor den Gefahren dieses besonderen Getränks: «Vertrauen Sie dem Champagner nicht. Er besitzt das prickelnde Feuer des Diamanten, die Klarheit eines Waldbachs, die Sämigkeit eines Nektars. Man preist ihn höher an als die Arbeit des Handwerkers, den Gesang des Poeten, den Kuss einer Frau, aber… Achtung vor dem Champagner. Der Champagner ist eine aufblühende Kokotte, der in seine Verführung die Lüge und Dreistigkeit von Gomorrha mischt (…)» Die französische Schriftstellerin Flora Groult sieht das anders. «Komm!», sagt Maxime nach der Beerdigung des Vaters. «Gehen wir Champagner trinken. Man muss leben, um die Toten darüber hinwegtrösten zu können, dass sie tot sind.» Den Gipfel der Champagnermanie beschreibt Edgar Allan Poe, der vom Mann spricht, der sich für eine Flasche Champagner hält, «mit Plopp Plopp und Pschi». Dann, irgendwie und irgendwann, mischte sich Eros ein, vereinnahmte den Champagner, fühlte sich bald in der Literatur so wohl wie die Made im Speck und war daraus absolut nicht mehr wegzukriegen. Vorläufer war ein gewisser Vasselier. In dessen Gedicht «Das Bidet» (1800) gesteht der Koch seinem Meister, dass der Champagner- 16 VINUM – Champagner 2017 konsum auf 200 Flaschen angewachsen sei, weil Madame ihr «Juwel» darin bade. Was den Meister zur unsterblich gewordenen Bemerkung veranlasst: «Kein Wunder, macht das Juwel jeden Tag Dummheiten, wenn man es schon vor dem Mahl betrunken macht.» Dramatischer geht es bei Arthur Schnitzler zu. In der Monolog-Novelle «Fräulein Else» wiederholt diese ständig: «Die Luft ist wie Champagner.» Fräulein Else soll sich (und will sich nicht und fühlt sich doch dazu verpflichtet) an den vermögenden Herrn von Dorsay heranmachen, um ihren Vater zu retten, der Mündelgelder veruntreut hat. Im entscheidenden Augenblick kommt es zu folgendem Gespräch zwischen Else und Dorsay: «Aber bitte sagen Sie nicht, dass die Luft hier wie Champagner ist. – Nein, Fräulein Else, das sage ich erst von 2000 Metern an. Und hier stehen wir kaum 1650 über dem Meeresspiegel. – Macht das einen solchen Unterschied? – Aber selbstverständlich. Waren Sie schon mal im Engadin? – Nein, noch nie. Also dort ist die Luft wirklich wie Champagner? – Man könnte es beinah’ sagen. Aber Champagner ist nicht mein Lieblingsgetränk. Ich ziehe diese Gegend vor (…)» Champagner wird hier zum stilistischen Werkzeug, symbolisiert die Frivolität des Momentes, aber auch Unbeständigkeit, Vergänglichkeit, Exaltation und anderes mehr. So subtil als Stilmittel eingesetzt wie Schnitzler hat Champagner kein anderer. Denn seien wir ehrlich: Meist handelt es sich um ganz eindeutige und mitunter ziemlich plumpe Anspielungen auf das Jucken unter der Gürtellinie. Ian Fleming macht es vor: «Bond füllte die Gläser bis zum Rand (…) Sie tranken und schauten sich in die Augen (…) Die Aussicht auf die kommende Nacht brachte einen Schimmer der Erregung in die Augen von Vesper, vergleichbar mit dem, der in Bonds Augen glänzte.» Schlimmer geht’s nimmer. Weit hübscher liest sich das in Blake Edwards Szenario zum Film «Rosa Panther»: Sir Charles: Etwas Champagner gefällig? Prinzessin Dala: Ich habe ihnen gesagt, dass ich keinen Alkohol trinke. Sir Charles: Champagner ist kein Alkohol, sondern ein spiritueller Wein, der die Freundschaft fördert. Die Prinzessin lässt sich überzeugen, es kommt zum ersten Kuss. Sir Charles: Champagner bringt Extreme näher. Geradezu meisterlich geht der grosse Jorge Amado mit der Sache um. Während Tereza Batista sich entkleidet, holt ihr viermal älterer Liebhaber eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank. «Als sie den Knall hörte und sah, wie der Korken in die Luft sprang, lachte Tereza und klatschte mit der Freude eines CHAMPAGNE. Charakterisiert das zeremonielle Diner. – So tun, als ob man ihn hasse, und sagen: «Das ist kein Wein.» Bewirkt den Enthusiasmus der kleinen Leute. – Russland konsumiert mehr davon als Frankreich. – Er hat dafür gesorgt, dass sich die französischen Ideen in Europa verbreitet haben. – Zur Zeit der Régence (1715 bis 1723, Anm. der Redaktion) tat man nichts anderes, als davon zu trinken. Théophile Gauthier, Wörterbuch der Vorurteile Kindes in die Hände. Emiliano Guedes servierte eine Coupe für beide. Sie tranken gemeinsam. (…) Wie an einen anderen Mann denken. (…) Jeden Tag brachte er ihr etwas bei, den Wert der Loyalität oder die Ekstase des Champagners. (…) Selbst in der Trunkenheit des Champagners sagte sie ihm nicht du, doch im entscheidenden Moment, zu Honig schmelzend, schüchtern, furchtsam, hauchte sie: «Ah, mein Liebling.» Den erotischen und gesellschaftlichen Wert weiss auch der junge Roman Gary einzuschätzen, der von einer grossartigen Zukunft träumt: «Als brillanter Diplomat werde ich Champagner aus den Schuhen schöner Damen trinken.» Man sieht allerdings: Die meisten Autoren gönnen ihren Helden gerade mal Champagner. Nur wenige bringen die Sache auf den Punkt und nennen Marken beim Namen. Thomas Lieven, Simmels Geheimagent wider Willen, lässt im Nachtexpress von Paris nach Marseille schick Veuve Clicquot auftragen, begleitet von 20 roten Nelken, und bringt so Yvonne Dechamps zum Erröten (und unter die Daunen). Hugo von Hoffmansthal kennt mindestens Moët & Chandon wie rund hundert Jahre später Herbert Rosendorfer, und Detlev von Liliencron besingt Pommery als das schönste Schmuckstück der Champagne. Pommery ist offenbar auch für Jean Anouilh eine Referenz. In Anouilhs Komödie «Léocadia» bestellt der junge Prinz, untröstlich über den Verlust der Geliebten, einen Pommery Brut 1923, den allerdings dann die Kellner trinken. Francis Scott Fitzgerald, der Autor des «Grossen Gatsby», gibt zu, grundsätzlich keinen Champagner zu geniessen, ausser, es komme eine Flasche Dom Pérignon oder, noch besser, eine Flasche Cristal von Roederer auf den Tisch. Die Amerikaner sind überhaupt die besten Champagnerkenner, jedenfalls wenn man ihre grossen Literaten als Zeugen nimmt. Tennessee Williams feiert die letzte Aufführung eines Theaterstücks mit zwei Flaschen Piper Heidsieck. Scott Fitzgeralds Held Thomas Hudson lässt im Ritz einen Perrier Jouët 1915 auffahren, um die «Prinzessin» zu bezirzen. Und in Ernest Hemingways «Fiesta», der sogar weiss, dass Champagner aus der Magnum noch besser schmeckt, schickt Brett Graf Mippipopoulous Champagner besorgen, obwohl Freund Jake dauernd an einem Cognacglas nippt. Der Graf kommt mit dem Wein eines Bekannten zurück: «Ein Bursche, der Rebbau betreibt. Er besitzt Hunderte Hektar. – Wie heisst er, Veuve Cliquot? – Nein, sagte der Graf. – Mumm. Er ist Baron.» Das ist natürlich noch längst nicht alles. Die Liste liesse sich beliebig verlängern. Champagner findet auch etwa bei Narval, Knut Hamsun, John Updike, André Gide, Léon Uris (der sich mit einem Laurent Perrier 1959 als absoluter Kenner outet) oder Heinrich Böll Erwähnung, um wild durcheinander noch einige Autoren mehr zu nennen, als prickelnde Appetizer für die letzten Freunde jeder Art von guter Literatur (denn damit ist es wie mit der Musik: Es zählen weder Epochen noch Schulen noch Kategorien, es gibt nur gute und schlechte), die noch mehr als ihre eigene Facebookpage lesen. Lassen wir das Schlusswort dem unsterblichen Washington Irving: «Die Popularität eines Autors misst sich am Wein, mit dem sein Herausgeber ihn beglückt. Ein Autor lässt die Grenze des Portos etwa nach seinem dritten Werk hinter sich und kommt auf den Bordeaux: Hat er das sechste oder siebte Werk erreicht, kann er sich an Champagner oder Burgunder delektieren.» Champagner 2017 – VINUM 17 deutz, mon amour und Andere liebeserklärungen mit Fabrice Rosset Der Generaldirektor von Deutz mag elegante Weine, stille Momente und schnelle Maschinen. Ausgekarrte Wege umfährt Fabrice Rosset nonchalant. Deutz hat ihm alles zu verdanken – und umgekehrt. Deutz? Eine echte Liebesgeschichte. Vor 40 Jahren stiess ich eher zufällig auf die Marke. Sie zog mich an wie ein Magnet. Ich kaufte eine Flasche, war fasziniert von der delikaten Raffinesse, der Harmonie, wollte alles darüber wissen. Und plötzlich, 1996, war ich hier Generaldirektor. Ich bin ein Trouble-Shooter. Ich höre mir alle Argumente an und widerlege sie Punkt für Punkt. Selbst da, wo ich einverstanden bin. Mein Philosophielehrer sagte: Wenn du eine Gedankenlinie fährst, dann prüfe sie auch gegen deine Überzeugung, um sicherzugehen, dass sie der Kritik standhält. Um zu überzeugen, braucht es Selbstkritik. Nach 40 Jahren Metier hat man Gewissheiten. Es ist nicht einfach, sich jeden Morgen zu fragen: Stimmen die noch? Meine Ansprüche sind immens. Was mich in den Augen der anderen rettet: Ich gehe mit niemandem so streng um wie mit mir selber. Deutz gehört in den Gotha des Champagners. Das war meine Überzeugung. Heute hält 18 VINUM – Champagner 2017 die Marke den Platz, der ihr zusteht. Doch dahinter stecken 20 Jahre harte Arbeit und Sich-in-Frage-Stellen. Das Motorrad ist mein Mittel, den ganzen Geschäftsrummel zu verdauen. Da werde ich eins mit der Natur, den Farben, den Düften. Es ist ein Moment von wohltuender Einsamkeit und Introspektion. Es gibt Leidenschaften, die man gerne teilt, wie eine Flasche Deutz: Im Unterbewusstsein verbindet man die Perlage des Champagners mit Geselligkeit, Extravaganz und Lebensfreude. Und es gibt Momente, die man nicht teilen kann. Holzspalten im Winter, das Stück Schinken, die Scheibe Schwarzbrot, das Glas Rotwein dazu. Oder der Ausritt auf der Maschine. Ja, ich schwimme mitunter gegen den Strom. Ich stehe dazu. Ich sehe keinen Widerspruch zwischen Respekt vor Tradition und Streben nach Fortschritt. Grosses ist nie kompliziert und undurchsichtig. Grosses ist immer unglaublich transparent. Wie ein Glas Amour von Deutz. Champagner 2017 – VINUM 19 e Mark res ah des J 16 20 Emmanuel und Charly Fourny Fourny connection wenn brüder zusammenspannen Veuve Fourny, das ist erst einmal die Geschichte einer tüchtigen Witwe, wie so oft in der Champagne. Wenn sie glücklich endet, ist das ihren Söhnen zu verdanken: Charly und Emmanuel. Sie gleichen dem netten Jungen von nebenan. Dem Jungen, mit dem man Pferde stehlen kann. Ihre Zuvorkommenheit ist sprichwörtlich. Ihr Zusammengehörigkeitsgefühl einmalig. Ihre Freundlichkeit legendär. Ihre Weine sind es auch. Die Fourny Brothers Emmanuel und Charly, das ist heute die absolute Spitze der Champagne. Sie haben bewiesen, dass Vertus am äussersten Zipfel der Côte des Blancs eine Spitzenlage ist. Sie verstehen sich auf die Weinbereitung, auf Barrique-Vinifikation, wagen die volle Traubenreife, wissen um die beste (so gut wie inexistente) 20 VINUM – Champagner 2017 Dosage, füllen absolut ungewöhnliche, grossartige, charaktervolle Champagner ab. Sind Roséspezialisten und Lagenweinkönner. Verpackungskünstler und unermüdliche Botschafter ihrer Weine. Ihre einzige Sorge: dass die Lager nicht leer werden, bevor die neuen Abfüllungen bereit liegen. Ihren Erfolg verdanken sie einer weltweiten Fangemeinde, die nichts auf Veuve Fourny kommen lässt. Sie sind klein, aber fein und beweisen, dass man auch so gross werden kann. Veuve Fourny? Ganz einfach. Unsere Champagnermarke des Jahres. Tochter Charline, Vater Michel Drappier Drappier & Père wie die Tochter, so der vater Drappier gehört zu den exklusivsten Häusern der Champagne. Ihren Sitz hat es in Urville, am Ende der Welt. Am Ruder stehen Charline, Hugo, Antoine, André und Michel Drappier. Sie ist gerade 27 Jahre alt und bereits viel in der Welt herumgekommen. Sie studierte in Paris, Lille und Stockholm, machte ihren Master in Sevilla, arbeitete für Drouhin in New York. Seit einem Jahr ist sie zurück in Urville, da in der Champagne, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Langweilig wird ihr da nicht. Charline ist eine Drappier. Da gibt es immer etwas zu tun. Drappier ist eine Weltmarke des Champagners. Wie sie vor Jahrhunderten in Reims oder Épernay gegründet wurden. Drappier allerdings ist im 20. Jahrhundert ent- standen. Am anderen Ende der Region. Ein UFO im festgefügten Gebilde der Champagne. Hier blieb die Familie am Ruder. Charline, Hugo und Antoine, die Brüder, André, der Grossvater, und Michel, der Vater. Die Kleine hat Grosses vor. Sie will nicht weniger als Drappier im 21. Jahrhundert verankern! Will, dass die hervorragenden Drappier-Weine auch hervorragend gekleidet werden, und prüft neues Flaschendesign. Michel hört zu und lässt die Tochter reden. Dass ihm der Stolz aus den Augen leuchtet, ist ihm nicht vorzuwerfen. Er hat allen Grund dazu. Champagner 2017 – VINUM 21 Jean-Hervé Chiquet Jacquesson mania Champagner wie spitzenburgunder mit Jean-Hervé Chiquet Unter den grossen Champagnern ist Jacquesson heute allererste Sahne. Mit ihrer kompromisslosen Art, die mit leeren Traditionen bricht, haben Jean-Hervé und Laurent Chiquet eine kleine Revolution angezettelt. 22 VINUM – Champagner 2017 Laurent Chiquet Was soll ich erzählen? Weich gezeichnete Geschichte? PR-Phrasen sind meine Sache nicht. Bleiben wir bei der Wahrheit: Wir (mein Bruder Laurent und ich) erbten 1988 einen 200 Jahre alten Weinbaubetrieb, der so ziemlich das Gegenteil von dem war, was wir uns erträumten. Unser Vater trank nie Champagner. Was in die Flasche kam, war ihm ziemlich egal. Zu Beginn kommerzialisierten wir noch die Weine der Eltern. Doch wir wollten mehr. Gut waren wir zwei. Denn der Weg, den wir gehen sollten, war steinig. Als Nächstes trennten wir uns von fünf Hektar Reben, die wir ganz einfach nicht gut genug fanden. Die Nachbarn nannten uns verrückt und begannen uns zu meiden. Die qualitativen Fortschritte der Champagne sind anspruchsvollen Geniessern zu verdanken, nicht den Weinbauern selber. Bessere Arbeit ist eine Beleidigung für alle, die mit schlechter ganz gut leben. Doch für uns beide wurde plötzlich alles viel einfacher. Es gab nur noch eines: das Keltern von Spitzenweinen. Die endgültige Wende kam mit den Jahrgängen 2000 und 2002. Wir starteten die Serie 700. 2002 füllten wir die ersten Lagen-Cuvées ab. Heute zeichnen wir zusammen unseren 28. Jahrgang. Zwischen uns gibt es keine Opposition, nur Diskussion. Ich bin viel unterwegs. Doch in den entscheidenden Momenten wie der Lese oder der Assemblage zeige ich Präsenz. Laurent, der für den Wein zuständig ist, begleitet mich auf den wichtigsten Kundenbesuchen. Wir funktionieren wie ein altes Paar. Getrennt sind wir wenig wert. Gemeinsam sind wir stark. Wir machen Weine für uns selber, ganz egoistisch, so wie wir sie mögen. Schlechte Weine kriegen wir einfach nicht auf die Reihe. Unser Konzept? Es ist lapidar. Reife, gesunde Beeren aus Spitzenlagen. Der Unterschied liegt höchstens darin, dass wir tun, wovon andere nur sprechen. Hat man das Recht, Mittelmass zu akzeptieren, wenn man aus Dizy stammt und Lagen besitzt, die zu den zehn besten der Champagne gehören? Das Leben lebt sich leichter, wenn man in Vosne-Romanée zur Welt kommt, als in Chalon-sur-Saône. Ja, das Burgund. Unser Vorbild. In der Champagne, bekannt für die Kunst der Assemblage, schaffen wir Lagen-Cuvées wie im Burgund, die niemand einzuordnen weiss. Das gefällt uns. Champagner 2017 – VINUM 23 Lanson-zeit Gestern im Glas von heute mit Hervé Dantan Seinen ersten Lanson Black Label trank er an einem Fussballabend. Frankreich verlor gegen Deutschland. Doch das war Nebensache. Die Hauptsache blieb: 2013 wurde Hervé Kellermeister des Hauses. Es ist immer Zeit für ein Glas Lanson. Lanson symbolisiert Frische, Lebensfreude, Spass, Finesse, Traum, Tradition und Moderne, Kultur, Luxus, den sich jeder leisten kann. Lanson verbindet Geschichte und Modernität. Modern sind wir draussen im Rebberg, in der Ausstattung der Keller, im Geschmack unserer Weine. Doch der Weg führt nie an unserer Geschichte vorbei. Nicht einmal an meiner ganz persönlichen Geschichte. Meine erste Flasche Lanson war eine Black Label. Wir öffneten sie 1986, anlässlich des Halbfinales der Fussballweltmeisterschaft. Deutschland spielte gegen Frankreich und gewann. Am Schluss war die Flasche leer. Die Niederlage haben wir überhaupt nicht mitbekommen. Ein Glas Lanson ist wie eine Sanduhr, die Zeit verkehrt rum misst. Die Bläschen stehen für den Sand. Doch sie streben von unten nach oben. Sie messen die Zeit: aber nicht die Zeit, die vergeht, sondern die Zeit, die sich angesammelt hat, die Zeit, die es gebraucht hat, ein Glas 24 VINUM – Champagner 2017 Lanson zu kreieren. Jahre, Jahrzehnte, eine kleine Ewigkeit. Wir sind ein altes Haus. Doch Tradition ist kein Gewicht. Tradition ist das Fundament, auf dem wir Neues bauen. Lanson ist ein Haus, das sich Zeit lässt. Zeit, seine Weine reifen zu lassen. Zeit, seine Weine auf den Markt zu bringen. Unsere ältesten Flaschen stammen von 1904. Der 1976er ist bis heute im Angebot. Ein Kellermeister arbeitet für die Zukunft, nicht für die Gegenwart. Ein Kellermeister verbringt seine Zeit mit Warten. Wenn Champagner eine Schule der Geduld darstellt, ist Lanson die Universität. Ich bin erst seit 2013 Kellermeister des Hauses. Vorher habe ich 22 Jahre lang für Champagne Mailly Grand Cru gearbeitet. Eine bessere Vorbereitung auf meinen Job bei Lanson gibt es nicht. Ich selber bin Sohn eines Winzers. Der Kontakt mit den Weinbauern bleibt ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Er bringt mich immer wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurück. 500 Winzer stehen teils seit mehreren Generationen bei Lanson unter Vertrag. Ich Champagner 2017 – VINUM 25 «Lanson, das ist Frische, Lebensfreude, Vergnügen. Lanson ist universell und schmeckt allen Leuten, die Champagner mögen.» kenne fast jeden persönlich, weiss um seine Geschichte, seinen Bezug zum Haus, seine Philosophie, seine Ambitionen. Im Keller stehen mir für die Assemblage Grundweine aus Trauben von über hundert Dörfern zur Verfügung, viele davon aus absoluten Spitzenlagen. Meine Aufgabe bei Lanson ist global. Besonders wichtig ist mir der Kontakt mit unserer breiten Fangemeinde. Der Austausch mit ihnen bereichert und inspiriert mich. Genuss lässt sich nicht steuern. Er stellt sich ein, wenn wir auf den Geniesser hören. Lanson passt bei jeder Gelegenheit. Lanson schmeckt jedem Gaumen. Wir wollen nicht ausschliessen, wir wollen vereinen. Lanson schmeckt Jung und Alt. Dem Laien, der an der Bar lehnt und ein Glas Black Label süffelt mit dem Kenner, dem Eingeweihten, der in seinem Keller ein paar alte Jahrgänge hütet und genau wissen will, wie diese entstanden sind. Ja, Lanson ist universell. Er gefällt einem 26 VINUM – Champagner 2017 breiten Publikum und besitzt dennoch einen ausgeprägten, wiedererkennbaren Stil. Lanson ist schick und Schock. Lanson ist meine neue Familie. Ich bin von morgens bis abends Lanson. Ich mache Lanson, und ich geniesse Lanson. Ich träume Lanson, werde wach und denke an Lanson. Ja, Lanson, das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Die Krönung einer Karriere. Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich konnte genau zum richtigen Zeitpunkt bei Lanson einsteigen. Alles wurde aufgefrischt und neu durchdacht. Parzellentanks erlauben mir heute, Trauben mit grösster Präzision und getrennt nach Herkunft zu vinifizieren, in kleinen Lots. Doch ich sitze nicht allein im Boot. Ich bin Kapitän einer Equipe, der ich den Kurs vorgebe. Technik ist wichtig. Doch sie regt nicht gerade zum Träumen an. Was am Schluss zählt, ist nicht das Mittel, sondern das Resultat. Ein Glas Champagner, das Geselligkeit vermittelt. Ein Wein. Ein Stil. Es ist immer Zeit für ein Glas Lanson. Gosset-party champagner gehört geteilt mit Odilon de Varine Gosset ist eine glückliche Marke. Der neue Weinmacher, Generaldirektor Odilon de Varine, teilt hunderprozentig Methoden und Philosophie des ehemaligen Kellerchefs Jean-Pierre Mareignier. Am Anfang steht eine simple Tatsache: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, allein zu essen und an einem Glas Wein zu nippen. Ich stamme aus einer kinderreichen Familie. Habe selber mehrere Sprösslinge. Da lernt man das. Ich mag Champagner, egal bei welcher Gelegenheit. Immer noch, selbst nach Jahrzehnten im Metier. Aber nie allein. Gosset passt zu allem. Unsere Weine haben genau diese schwer zu definierende und doch so offensichtliche Mischung von Eleganz, Fülle und Struktur, die es bei Tisch braucht. Vielleicht, weil sie immer von Menschen erdacht wurden, die Weine wollten, die ihnen selber schmeckten. Wir mögen Picknicks, organisieren solche zum Beispiel während der Ernte. Ein gelungenes Picknick basiert auf einfachen, schmackhaften Speisen: Pasteten, Terrinen, Wurst, Käse, Sandwichs. Auch zu Eisbein mit Linsen passt eine Gosset Grande Reserve, und am anderen Ende reicht der Bogen bis zur Sterneküche. Doch Champagner besteht nicht nur aus Wein. Champagner ist ein Erlebnis in drei Akten: Der erste gilt dem eigentlichen Getränk, der zweite den Leuten, mit denen man es teilt, und der dritte dem Moment, in dem man es geniesst. Erst, wenn alle Akte gleichberechtigt sind, schafft Champagner den Quantensprung vom überflüssigen Produkt zum unerlässlichen Kulturgut. Was wäre das Leben ohne Champagner! Ich stamme aus der Champagne. Mein Vater war Rebmeister bei Veuve Clicquot und hat sich zum Generaldirektor hochgearbeitet. Meine Mutter kommt aus dem Burgund. In Saint-Véran habe ich meine ersten Erfahrungen mit Kelterarbeit gemacht. Ich war gerade 18 Jahre alt. Dass ich Wein zum Beruf machen würde, stand ausser Frage. Ich wollte nur nicht den gleichen Werdegang einschlagen wie mein Vater. Darum habe ich mich für den Keller entschieden, studierte an der Weinfachschule in Reims, jobbte bei Dopff-Irion im Elsass, wo ich zum ersten Mal Schaumwein Champagner 2017 – VINUM 27 Von links: Gosset-Eigner Jean-Pierre Cointreau, Barbara Schroeder, Odilon de Varine. 28 VINUM – Champagner 2017 «Gosset ist zum Teilen da. Meine Arbeit hat Erfolg, wenn ich nachschenken kann.» Odilon de Varine Champagner 2017 – VINUM 29 Gosset-Generaldirektor und Weinmacher Odilon de Varine. produzierte. 1991 kam ich zu Deutz, mit gerade 27 Jahren, als Kellermeister. Eine immense Herausforderung. Deutz verdanke ich grundlegende Erfahrungen. In Aÿ lernte ich Nachbar Gosset kennen und Kellerchef Jean-Pierre Mareigner. Wir haben uns auf Anhieb verstanden. 2006 stieg ich bei Gosset ein. Das war irgendwie vorgezeichnet. Jean-Pierre brachte mir bei, was Grundweine ohne malolaktische Gärung sind und was eine langsame Gärung auf der Hefe bewirkt. Wie man den Seiltanz zwischen Frische und Fülle für sich entscheidet. Wie man die exakte Dosage bestimmt, den entscheidenden Moment nicht verpasst, der den Wein zu kantig und rustikal werden lässt oder im Gegenteil zu füllig und banal. Zwischen uns gab es keine Übergabe. Das war gar nicht nötig. Wir hatten die gleiche Lebenshaltung: Austauschen und Teilen. JeanPierre war kein Eigenbrötler. Er hörte auf seine Mitarbeiter, sie hatten absolutes Mitspracherecht. Seine menschlichen Qualitäten findet man in seinen Weinen wieder. Gosset steht einfach nicht für Weine, die man alleine in einer Ecke süffelt. Sie gehören in die frohe Runde. Gosset ist zur Weltmarke geworden. Doch Gosset bleibt ein Familienunternehmen. Die Entscheidungswege sind kurz. Meine Aktionäre sind meine direkten Vorgesetzten. Jeder Pfennig Gewinn wird postwendend reinvestiert. Der Wein steht im Zentrum. Darum leite ich als ein echter Weinfachmann das Unternehmen. Ich mag die Dualität 30 VINUM – Champagner 2017 zwischen der Geschichte des ältesten Hauses der Champagne und der Modernität seines Stils. Zeitgemässes Packaging, unerwartete Abfüllungen wie die Cuvée 15 Ans de Cave a Minima, ein Brut ohne Jahrgang, den wir 15 Jahre auf der Hefe gelassen haben. Der beste Beweis dafür, wie gut grosse Champagner reifen können. Gosset wurde mit dem offiziellen Label «Entreprise du Patrimoine Vivant» ausgezeichnet, gemeinsam mit Bollinger. Patrimoine vivant, lebendiges Erbe. Das gefällt mir. Es geht ja wirklich nicht darum, jeden Tag etwas Neues zu erfinden. Wir haben uns der Innovation verschrieben, indem wir aus Aÿ, wo wir aus allen Nähten platzten, nach Epernay umgezogen sind. Nach 430 Jahren! Doch Gewohnheiten sind das schlimmste Übel, wenn man grosse Weine machen will. Sie werden zu Gewissheiten. Wechsel stellen Gewohnheiten in Frage. Das ist gut und richtig so. Wer dem einen gefällt, missfällt fast automatisch dem andern. Oder er geht den goldenen Mittelweg, der direkt in die Sackgasse führt. Gosset hat das nie verstanden. Wir leisten weiter stilistischen Widerstand. Wir bieten eigenwillige Weine an. Mag sein, dass wir in der Minderheit sind. Doch der Lachs schwimmt auch gegen den Strom – mit Erfolg und seit ewigen Zeiten. Gosset ist mein Beruf. Mein Privileg, meine Berufung. Seien wir ehrlich: Es gibt doch keine bessere Motivation im Leben, als an etwas zu arbeiten, woran man glaubt. E r l e b e n S ie d as G ef ühl Blasen 3 0 % f e i ne r Nathalie Vignier, Baumeisterin 32 VINUM – Champagner 2017 J.Vignier baut aus Clevere frau mit Kran mit Nathalie Vignier J.Vignier ist unsere Entdeckung des Jahres. Hinter erstklassigen Terroir-Cuvées steckt eine unternehmungslustige Frau mit Visionen und eine echte deutsch-französische Freundschaft. Ich war gerade zwei Jahre alt, als mein Vater 1972 seinen Keller ausbaute. Eines der ersten Worte, die ich aussprechen konnte, war «Kran». Heute steht wieder ein solcher vor dem Haus, es entsteht ein neuer Keller. Mein Sohn ist zwei Jahre alt. Ausbauen gehört bei uns zur Familientradition und der Kran zu meinem Leben. Meinen ersten Job hatte ich in der Kundendienstabteilung von Demag Kran in London. Als der Konzern den Besitzer wechselte und meine Eltern mich zu Hause brauchten, ging ich zurück nach Cramant. Das war 1994. Ich bin weggezogen, weil ich nicht in die Fussstapfen meiner Eltern treten wollte. Doch offenbar entgeht man dem Schicksal schlecht. Immerhin: Rasch merkte ich, dass die Arbeit viel spannender war, als ich das mal wahrhaben wollte. Die Vigniers sind seit sechs Generationen selbstkelternde Winzer in Cramant. Jede Generation hat den Betrieb weiter ausgebaut. Heute verfügen wir über 16,5 Hektar Rebgärten. Ja, Gärten. Ich lege Wert auf den Begriff. Bei uns werden viele Arbeiten weiter von Hand erledigt. Bis 2008 rüttelten wir unsere 140 000 Flaschen von Hand. Erst als der Rüttelmann in Rente ging, stellten wir um. Wir produzieren zwei Linien. Champagne Paul Lebrun (der Name meines Grossvaters) ist die traditionelle Linie für eine treue alte Kundschaft. Qualität ist auch hier keine Frage. Neu haben wir die Marke J.Vignier aus der Taufe gehoben. Sie ist Gross- und Kleinlagen-Cuvées vorbehalten. Darunter ist ein Wein von unseren Rebgärten im wenig bekannten Sézannais, den wir mit massal vermehrten Reben aus Cramant bepflanzt haben. Mein Grossvater freundete sich mit einem deutschen Kriegsgefangenen an, der hier arbeitete. Er kehrte nach dem Krieg nach Deutschland heim. Doch er besuchte uns regelmässig. Grossneffe Sebastian Nickel (oben rechts) ist heute mein Mitarbeiter und Mitinitiator des Projekts J.Vignier. Champagner 2017 – VINUM 33 Ophélie, Arnaud, Isabelle und Jacques Diebolt Diebolt schenkt ein Geschichte einer WINZERFAMILIE Cramant in der Côte des Blancs? Eine der legendärsten Grand- Cru-Lagen der Champagne. Trauben und Grundweine, um die sich die grossen Häuser reissen. Und eine echte Winzerfamilie. Diebolt-Vallois, eine Winzerfamilie mit einer ganz gewöhnlichen Geschichte. Ururgrossvater Diebolt (am jüngsten Familienmitglied gemessen, der 24-jährigen Ophélie) kam um die Jahrhundertwende als Schreiner nach Cramant. Er heiratete ein Mädchen aus dem Dorf, das ein paar Hektar Reben mit in die Ehe brachte. Senior Jacques, mit seinen rüstigen 80 Jahren der Chef des Clans, erbte 23 Ar und baute einen Winzerbetrieb auf, der heute beachtliche 14 Hektar zählt. Mitte der 1980er Jahre stieg Sohn Arnaud ein, Rebmeister und Kellerchef in Personalunion. Seine 34 VINUM – Champagner 2017 Schwester Isabelle kümmert sich um die Kundschaft und die administrative Arbeit, und Tochter Ophélie, die Diplomlandwirtin, steht ihm seit ein paar Monaten zur Seite. Das Aushängeschild der Diebolts ist die Cuvée Fleur de Passion. Einer der besten Blancs de Blancs überhaupt. Trauben aus den besten Lagen. Perfektionistische Kellerarbeit, Vinifikation in luxuriöser Eiche. Potenzial, Eleganz, Transparenz. Doch auch die anderen Cuvées sind von besonderer Klasse. Eine gewöhnliche Winzerfamilie? Mag sein. Aber mit absolut ungewöhnlichen Weinen. 36 VINUM – Champagner 2017 Bilder: Pol Baril Benoît Gouez, Schöpfer der Cuvée MCIII. Moët & Chandon mcIII wie ein topwein entsteht mit Benoît Gouez Dass selbst ein Haus mit fast 300 Jahren Geschichte sich nicht auf den Lorbeeren ausruht, illustriert Moët & Chandon mit der revolutionären Spitzen-Cuvée MCIII. Dahinter stecken 15 Jahre harte Entwicklungsarbeit. Schaffen wir zuerst einmal ein Klischee aus dem Weg: Ein Kellerchef arbeitet ganz tief unten im finsteren Keller. Dort werden Sie mich ehrlich gesagt nur selten antreffen. Der Keller im eigentlichen Sinne des Wortes ist der Ort, wo Flaschen reifen, ruhig und gemächlich und ohne unser Zutun. Ich bin ein Mann des Lichts. Ein Jahrgang beginnt schon Wochen vor der Ernte. Im Weinberg halte ich mich auf dem Laufenden über die Entwicklung der Reben, verfolge ich die Entwicklung der Trauben mit, kaue Beeren, um ihre Reife und ihren Gehalt zu prüfen. Während der Lese beginnen wir damit, die Traubensäfte zu sortieren, und fällen Entscheidungen zur Strategie der Kelterung. Zweimal täglich verkosten wir daraufhin die Grundweine, bestimmen die Qualität, das Potenzial, das Profil eines Jahrgangs. Ab Januar arbeiten wir gut drei Monate lang an der Assemblage der verschiedenen Cuvées. In dieser Zeit pendle ich zwischen den Gärkellern, dem Labor und dem Verkostungssaal hin und her. Als Chef de Cave kann ich auf eine Equipe von zehn Weinfachleuten zählen, die meine Entscheidungen mit beeinflussen. Ein weiterer nicht unwichtiger Teil meiner Arbeit gehört dem Kontakt mit Konsumenten in der ganzen Welt. Eine anderes Klischee will, dass man als Sohn eines Winzers auf die Welt kommen muss, am besten eines Einheimischen, um die Rolle eines Kellerchefs spielen zu können. Auch da kann ich nicht dienen. Ich stamme aus der Bretagne. Ich bin über das Studium der Naturwissenschaft und Biologie zum Weinbau gekommen, als eine Art Quereinsteiger. Ich schätze Reisen, Essen, Feste. Der Wein vereint das alles. Nach meinem Studium in Montpellier habe ich eine Weltreise unternommen, mich in Kalifornien, Australien und Neuseeland umgesehen. Dort lernte ich andere Facetten des Weinbaus kennen. 1995, wurde ich Weinberater in Nîmes und traf auf Philippe Coulon, den Champagner 2017 – VINUM 37 damaligen önologischen Direktor von Moët & Chandon. Er stellte mich 1998 ein. Er zählt mit Dominique Foulon, dem früheren Kellerchef, zu meinen Mentoren. Als er in Rente ging, verbrachte ich fünf Jahre an der Seite von Richard Geoffroy bei Dom Pérignon, bevor ich 2005 Kellerchef von Moët & Chandon wurde. Richard war und ist ein exzellenter Lehrmeister, charismatisch, fesselnd, ein echter Philosoph mit einer weiten konzeptionellen Sicht. Das hat mich stark beeinflusst. Er lehrte mich, das Unternehmen Moët & Chandon zu verstehen und meine eigenen Qualitäten wie Weltoffenheit und Neugierde weiterzuentwickeln. Diese sind unerlässlich, wenn man sich persönlich und emotional einsetzen will. Er bestärkte mich in meiner Auffassung, dass ein grosser Wein immer eine Kombination von Technik und Sensibilität darstellt und Technik allein keinen grossen Wein schafft. Er brachte mir bei, wie man die Einzigartigkeit eines Weines definiert und die Fähigkeit entwickelt, das Potenzial einer Ernte zu erfassen, ohne einem Rezept nachzugehen. Wein 38 VINUM – Champagner 2017 fördert die Bescheidenheit. Besonders in der Champagne, wo wir mit den Launen der Natur spielen müssen. Ich habe rasch akzeptiert, mit ihr auszukommen. Moët & Chandon steht für Grosszügigkeit, Glamour, Erfolg. Mit unseren 270 Jahren Geschichte sind wir kein modernes Haus. Aber auch kein traditionelles, das starr an der Vergangenheit festklebt. Wir liegen dazwischen. Wir haben unsere Wurzeln, unser Kulturerbe, einen Stil, der von den Gründern überliefert wurde. Und gleichzeitig leben wir bewusst in unserer Zeit, in der Gegenwart, im Heute und entwickeln neue Produkte. Die Spitzen-Cuvée MCIII ist ein gutes Beispiel. Sie ist nicht in der Marketingabteilung entstanden. Sie wurde von uns Weinfachleuten erdacht, genauer von meinem Vorgänger Dominique Foulon. Er entwickelte dieses geradezu revolutionäre Konzept im Jahr 2000 als Hommage an das 21. Jahrhundert. Ich hatte das Glück, die Cuvée MCIII von Anfang an begleiten zu können, und habe keine Etappe verpasst. Heute kommt mir die Rolle zu, das Projekt in eine «Das Geheimnis des MCIII? Lange Reife in Holz, Stahl und Glas.» Form zu giessen. Ich entscheide, welche Cuvées ausgewählt werden, wie hoch die Dosage sein soll und wie wir darüber kommunizieren. Die Grundidee ist, einen grossen Champagner aus sechs Jahrgängen zu komponieren, die gleichsam in drei verschiedenen Milieus heranwachsen: in Edelstahl, in Holz und auf der Flasche. Es entstehen drei Aromenfamilien, die es gilt, miteinander zu vermählen. Eigentlich geht das gegen den Strich, denn entweder ist ein Wein jung oder er ist reif, aber er kann nicht beides sein. Die grosse Herausforderung liegt genau darin: Hinter dem MCIII steht das Konzept der Zeitlosigkeit. MCIII ist ein Wein ohne Alter. Jugend und Reife werden in der Flasche zu einem neuen Ganzen. Die drei Reifemethoden des MCIII geben dem Wein drei Dimensionen. Das Milieu des Edelstahls und der darin ausgebaute Jahrgang 2003 sorgen für den natürlichen Fruchtausdruck: Er bildet das Fundament des Weines. Dazu kommt eine Assem blage von drei Jahrgangschampagnern: 2002, 2000 und 1998. Als Stillwein wurden sie einige Monate in Eiche aus- gebaut. Sie sorgen für die geschmeidige, weiche Textur des Weines, seine cremige Patina. Die Jahrgangschampagner 1999, 1998 und 1993 reiften in der Flasche, wurden wieder entkorkt und in einem Tank neu assembliert. Sie sorgen für Energie, Frische und Reifepotenzial. Ich weiss, das hört sich alles etwas verrückt an. Wir brauchten ganze 15 Jahre, um das Projekt auszuarbeiten. Wir führten es heimlich durch und präsentierten es erst, als wir die Gewissheit hatten, alle Etappen perfekt zu beherrschen. Die Zahl drei im MCIII hat symbolischen Mehrfachwert. Sie steht einmal für einen Champagner des dritten Jahrtausends. Doch die Zahl drei ist omnipräsent in der Champagne und damit bei Moët & Chandon. Drei Traubensorten, drei Materialien für den Ausbau, drei Reifeetappen, Jugend, erste Reife, Alterskomplexität. Wenn ich mir einen Jahrgang vor Augen führe, suche ich immer nach drei Schlüsselworten, die ihn charakterisieren. Die Zahl drei ist wie die Quadratur des Zirkels, sie symbolisiert bewegliche Stabilität, die Gegensätze vereint. Champagner 2017 – VINUM 39 veuve-clicquotpower Saga von kraft, Eleganz und fülle mit Dominique Demarville Veuve Clicquot, 1772 entstanden und seither fest in der Champagne verankert, ist bekannt für besonders charaktervolle Weine. Veuve Clicquot bedeutet konstante Qualität und weltweite Präsenz. Heute ist ein ganz besonderer Tag. Ich stelle Ihnen meinen ersten Sprössling vor. Er ist eben erwachsen geworden. Hier ist er! Noch sehr jugendlich in Farbe und im Aroma, von besonderer Mineralität, dicht, kräftig, gut strukturiert, mit einer delikaten Holznote, die sich gut mit den Zitrusakzenten im Ausklang verbindet und zusätzlich für Persönlichkeit und aromatische Tiefe sorgt. Sie haben es vielleicht erraten. Es handelt sich um unseren Jahrgangschampagner. Veuve Clicquot 2008. Als Vater hat man ein Anrecht, stolz auf seine Kinder zu sein. Dabei ist man vielleicht nicht immer ganz objektiv. Ein Kellerchef sollte bescheiden bleiben. Er ist nur eine Klammer im langen Leben einer Marke. Darum freut es mich gleich doppelt, dass auch die unabhängigen Verkoster von VINUM der gleichen Meinung sind: Hier ist uns ein ganz toller Wein gelungen! Ein Kind von guten Eltern. Veuve Clicquot 2008 ruht ausschliesslich aus Trauben von Premier- und Grand-Cru-Lagen. Zu Veuve Clicquot bin ich 2009 gestossen. Und ich garantiere Ihnen: Hier bleibe ich. Die Möglichkeiten, die ich hier habe, sind faszinierend, in jeder Beziehung. Das Team, 40 VINUM – Champagner 2017 die Grundweine, das Image der Marke, die Qualitätspolitik. Der Vintage 2008 ist wirklich mein erstes Baby. Ein Ausnahmejahr, das uns Trauben ausserordentlicher Qualität beschert hat, mit einem idealen Gleichgewicht zwischen Zucker und Säure, Beeren, die, wenn man sie knackt, echt Geschmack haben! Wenn bei Veuve Clicquot der Entscheid fällt, einen Jahrgang zu keltern, heisst dies, dass drei Qualitäten stimmen: Kraft, Tiefe, Struktur. Dazu braucht es einen Jahrgang mit optimaler Reife, die für die aromatische Vielfalt sorgt, mit Reifepotenzial dank der Säure. Die Besonderheit unseres 2008ers besteht darin, dass rund fünf Prozent in Holzfudern vergärten, eine Praktik, die man seit den 1960er Jahren aufgegeben hat. Ich wollte eine Art «Zurück in die Zukunft». Was mich daran interessierte, war nicht etwa die Aromatik des Holzes, sondern die grössere Breite und aromatische Fülle, die aus der Arbeit mit Fudern resultiert. In unserem Beruf ist man ständig auf der Suche nach dem Gral der Einmaligkeit. Veuve Clicquot ist seit jeher für Kreativität und Innovationskraft bekannt. Wir sind weiter auf der Suche nach Neu- Champagner 2017 – VINUM 41 Dominique Demarville, Kellerchef Veuve Clicquot. 42 VINUM – Champagner 2017 heiten und scheuen uns nicht, gegen Moden anzugehen. Man nehme den Rich, einen hochdosierten Champagner (60 Gramm Zucker/Liter), den wir vor anderthalb Jahren lancierten. Er kann auf Eis serviert werden, mit grüner Zitrone, grüner Gurke oder Grapefruit. Was mich daran interessiert, sind die neuen Geschmackshorizonte. Süsse Champagner sind out, Mischgetränke in. Warum nicht einen Champagner speziell dafür kreieren? So bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, Champagner neu zu erleben. Wir sind Traumhändler, wir vermitteln Vergnügen, Lebensfreude. Was mich nicht daran hindert, mit beiden Beinen im Keller zu stehen. Und im Rebberg. Ich verbringe ein Drittel meiner Zeit draussen. Ich brauche den Kontakt mit der Natur und den Winzern. Reisen bildet. Meine Reisen helfen mit, die Zufriedenheit unserer Kunden zu messen. Doch als Chef de Cave von Veuve Clicquot spiele ich nicht Botschafter, der die gute Nachricht in der Welt verbreitet. Ich sehe mich eher als Tempelhüter. Als Wächter über Raum und Zeit. Die Zeit ist unser Verbündeter. Wenn man ein Produkt über Jahre begleitet, nimmt die Emotion zu, je länger man darauf warten muss. Von einer historischen Marke wie Veuve Clicquot erwartet man nicht nur konstante Qualität, sondern auch einen ganz bestimmten Stil. «Une seule qualité, la toute première», heisst unsere Parole: eine einzige Qualität, die beste. Das ist nicht leeres Gerede. Wenn man für «Wir sind Traumhändler. Wir vermitteln Emotionen, echte Lebensfreude.» eine Weltmarke arbeitet, geht man darin auf wie in einer Familie. Jede Familie hat ihre Attribute. Unser Markenzeichen ist die orange-gelbe Farbe. Sie wurde 1874 zum ersten Mal verwendet und ist bis heute ungewöhnlich geblieben. Heute spielen wir mit Accessoires, die das Zusammengehörigkeitsgefühl verstärken. Das orange-gelbe Sofa, auf dem ich sitze, ist ein Beispiel. Selbst meine Brille ist Veuve-Clicquot-Orange! Jedes grosse Champagnerhaus besitzt ein Flaggschiff. Bei uns ist es der Veuve Clicquot Brut. Er bestreitet 85 Prozent der Produktion und illustriert die vier Säulen unseres Stils: die Opulenz und Kraft des Pinot Noir, welcher in der Assemblage dominiert und für Struktur im Wein sorgt. Die Frische und Feinheit, die wir unseren Kreideböden verdanken. Die Duftintensität mit einer Palette aromatischer Noten, die von Lakritze zu Blüten, Früchten und Gebäck reichen. Die cremige, seidige Textur, für die eine lange Lagerzeit im Keller sorgt: drei Jahre statt 15 Monate wie ge- Champagner 2017 – VINUM 43 setzlich festgelegt. Und die Grundweine, die auf der Hefe reifen und zwischen 30 und 50 Prozent der Assemblage ausmachen können. Veuve Clicquot Brut wird in 120 Ländern geschätzt und getrunken. Das soll auch so bleiben. Die Cave Privée ist die Schatztruhe der grossen Jahrgänge. Sie bietet die einmalige Chance, die drei Altersphasen des Champagners zu erleben: seine Jugend mit mineralischen Noten und Zitrusaromen; das Alter der Reife nach 20 Jahren, mit Toastnoten und Aromen von Gebäck und Trüffeln; die Phase des abgeklärten Weins ab 40 Jahren, wenn sich die volle Würze entfaltet, mit rauchigen Noten, Zedernholz. Unsere Vintages werden erst kommerzialisiert, wenn sie jede Stufe perfekt ausdrücken. Damit nehmen wir dem Konsumenten die Arbeit ab! Er kann jede Altersstufe sofort geniessen! Jedes Alter hat seinen Champagner. Je älter man wird, umso mehr schätzt man den Geschmack und die Aromen der alten Jahrgänge. Unsere Spitzen-Cuvée ist die Grande Dame. Aktuell wird der Vintage 2006 vertrieben. Sie wurde noch von meinem 44 VINUM – Champagner 2017 Vorgänger Jacques Peters gekeltert. In der Grande Dame 2008 wird man meine persönliche Handschrift wiederfinden. Der Jahrgangschampagner ermöglicht genau das, im Gegensatz zum Brut. Ich habe den Anteil an Pinot Noir von 53 auf 95 Prozent erhöht. Ja, ich habe ein Faible für den Pinot Noir! Entgegen der Chardonnay-Mode. Ich habe einen Teil meines Studiums im Burgund gemacht und bin in ein Pinot-Fass gefallen. Buchstäblich! Bei Jacques Confuron habe ich den Tresterhut mit den Füssen umgestossen. Was ich beim Pinot Noir schätze, ist seine Dualität, seine weinige Kraft verbunden mit Eleganz. Ich will höchstens drei bis vier Vintages pro Jahrzehnt keltern, um der Grande Dame keine Konkurrenz zu machen und dem Brut nicht die wichtigsten Grundelemente zu entziehen. Der kräftige Vintage ist ideal für die Gastronomie, die Grande Dame mit ihrer Raffinesse und Leichtigkeit eignet sich eher als Aperitif. Auf den Holzausbau verzichten wir da, dafür verwenden wir nur ausgewählte Lagen und Terroirs in den Grands Crus. ruinart-frische erstes Champagnerhaus, Zeitloser Stil mit Frédéric Panaïotis Das Geheimnis für die exquisite Balance der Ruinart-Champagner, ihre besondere Luftigkeit und Frische? Die Sorte Chardonnay, die massgeblich zum unverkennbaren Stil der Weine beiträgt. Wenn ein angehender Amateur, ein Novize, mich darum bittet, ihm «den Stil Ruinart» zu erklären, dann mache ich erst einmal eine Flasche auf und sage ihm: Hier, probier mal! Selbst wenn er nichts von Champagner versteht, noch nie einen grossen Schaumwein genossen hat, wird ihm aufgehen, dass Ruinart nicht nur aus Schaum besteht! Als Zweites rate ich ihm dann, die gleiche Flasche in einem ganz anderen Kontext zu entkorken, das heisst am besten als Wein bei Tisch, zu einem leichten, gediegenen Mahl. Damit auch die letzten Zweifel darüber verschwinden, dass mit einem Ruinart ein echter, grosser Wein im Glas ist, ein Wein mit Ausdruck und Charakter, nicht einfach ein sprudelndes «Festgetränk». Hat der Neuling das integriert, gehe ich einen Schritt weiter. Für den Ausdruck unserer Weine, den genetischen Abdruck sozusagen, ist der Chardonnay verantwortlich, mit seiner unbändigen Frische, seinem grosszügigen Bouquet von Blüten, Steinobst wie Mirabelle, Zitrusfrüchten wie Grapefruit, exotischen Gewürzen wie Ingwer. Ein Ruinart Blanc de Blancs basiert gemeinhin auf drei Jahrgängen, aktuell bedeutet das: Eine Basis des Jahrgangs 2013 wurde mit Reserveweinen von 2012 und 2011 assembliert. Die Assemblage verhilft zur exquisiten Balance von Fülle und Eleganz. Zu Luftigkeit und Blumigkeit. Keine Hefenoten, kein Holzeinsatz, nur natürliche Delikatesse. Ruinart Blanc de Blancs ist bewusst kein Jahrgangschampagner. Er illustriert unser Savoir-faire, den besonderen Ausdruck der Ruinart-Champagner. Unsere Fähigkeit, Jahr für Jahr dem gleichen Stil treu zu bleiben. Das eigentliche Geheimnis unserer Weine ist die exzellente Qualität der Trauben, aus denen die Grundweine gepresst werden, die Selektion der besten Dörfer, Terroirs, Lagen. Der Chardonnay kam erst relativ spät in die Champagne. Er ist die jüngste unserer drei charakteristischen Traubensorten! Erwähnt wird er erstmals 1851 und damit lang nach der Gründung des Hauses Ruinart (1729). Dennoch ist der Chardonnay eng mit der Geschichte des Unternehmens verbunden. Nach dem zweiten Weltkrieg beauftragte Gérard Ruinart de Brimont seinen Kellerchef Champagner 2017 – VINUM 45 «Ein Ruinart-Champagner ist weit mehr als ein schäumendes Festgetränk!» Bertrand Mure damit, eine neue, zeitgemässe Cuvée zu entwickeln, die den schleppenden Verkauf nach den Jahrzehnten der Krisen wieder ankurbeln sollte. Ihm schwebte ein Champagner vor, den man von «neun Uhr früh bis neun Uhr früh geniessen kann», wie er sagte, das heisst 24 Stunden am Tag. Bertrand Mure setzte auf Chardonnay aus den besten Lagen der Champagne. Der erste Ruinart Blanc de Blancs ist der legendäre 1947er, er kam damals noch als Jahrgangsabfüllung auf den Markt. Leider bleiben uns davon nur noch die Etiketten. Die Spitzen-Cuvée Dom Ruinart wurde erstmals im Jahr 1959 abgefüllt. Beide gehören übrigens zu den exzellenten Champagnerjahren. 46 VINUM – Champagner 2017 Die Flasche, die zum Markenzeichen von Ruinart geworden ist, stammt aus dem Jahr 2001. Doch eigentlich ist auch sie viel älter. Den ersten Hinweis auf die besondere Form der historischen Champagnerflasche liefert das 1735 entstandene Gemälde «Le déjeuner d’huîtres» (das Austernmahl) von Jean-François de Troy. Die fliegenden Korken belegen, dass es sich dabei bereits um einen Schaumwein handelt. Ruinart hat sich bis zur industriellen Revolution an diese ursprüngliche Flasche gehalten. Nach und nach streckten die Glasbläser die gedrungene Flaschenform: Auch Ruinart schwenkte auf die Standardflasche um. Nur noch unser roter Stillwein aus den Côteaux Champenois (der gerade mal ein halbes Prozent unseres Verkaufs ausmacht) wurde und wird weiter in der ursprünglichen Flasche abgefüllt. Der Entschluss, auf die alte Form zurückzukommen, wurde bereits in den 1990er Jahren gefällt. Das war allerdings schneller gesagt als getan! Es brauchte eine höhere Glasdichte, der Flaschenhals musste verlängert, die Rüttelpulte und Lagerkisten angepasst werden. Der engere Frédéric Panaïotis, Kellerchef Champagne Ruinart. Champagner 2017 – VINUM 47 Hals von nur 26 Millimeter Durchmesser hat den unschätzbaren Vorteil, den Kontakt mit dem Sauerstoff zu vermindern, und erlaubt es, die Frische der Weine zu erhalten. Ja, Veränderungen sind wichtig und nötig. Sonst schläft die Kreativität nach und nach ein. Und die gehört einfach zu unserem Metier. Wir sind nicht nur frei zu kreieren, sondern wir werden sogar dazu aufgefordert. Natürlich werden nicht alle Projekte verwirklicht, die man ausarbeitet. Manche schlummern als Modelle in der Schublade. Champagner mag die Leichtigkeit des Seins symbolisieren. Er ist vor allem eine Schule der Geduld. Unser Blanc de Blancs wurde vor 15 Jahren aus der Taufe gehoben. Heute bestreitet er 20 Prozent der Produktion. Als Chef de Cave bringe ich natürlich auch meine persönliche Note mit ein. Ich habe zum Beispiel die Do sage unserer Weine weiter reduziert. Das entspricht dem Zeitgeist, auch wenn ich wenig von Moden halte. Unsere Champagner sind so spürbar präziser und delikater geworden. Durch die verminderte Dosage treten die Aromen im Ausklang besser hervor. Die leichte Bitterkeit, die erhal- 48 VINUM – Champagner 2017 ten bleibt, bringt unseren Champagnern zusätzliche Frische. Sie sorgt für Bekömmlichkeit, macht uns den Mund wässrig. Das ist gut so. Ziel muss es sein, mit dem ersten Glas Lust auf ein zweites zu wecken. Meine Arbeit gleicht nicht selten einer Gratwanderung. Wie weit geht die Frische, wo beginnt die Aggressivität? Der Chardonnay kann recht bissig geraten. Das würde gar nicht unserem Stil entsprechen. Ruinart steht für Seidigkeit, Tiefe, Fülle, Harmonie. Das scheint uns nicht so schlecht zu gelingen, wenn ich mir die Kommentare von Laien wie Fachleuten anhöre und den weiter wachsenden Erfolg unserer Weine sehe. Rückmeldungen von Konsumenten, Sommeliers oder Verkäufern, die den direkten Kontakt mit dem Publikum pflegen, und Diskussionen mit Ruinart-Amateuren sind unschätzbar. Sie gehören zweifellos zu meinen wichtigsten Quellen der Inspiration! Weinmacher werden oft mit Künstlern verglichen. Ich sehe das anders. Ich bin kein Künstler. Ich bezeichne mich allenfalls als Kunsthandwerker. Als Schneider, der aus ei- nem Stück Leder eine Tasche näht und sich dabei an früheren Modellen orientiert, Respekt zeigt vor der Tradition, ohne sich einengen zu lassen. Mit der Kreativität sind wir auf andere Art verbunden. Wir arbeiten seit zehn Jahren mit Designern, Künstlern und Fotografen zusammen. Die Designerin Georgia Russell, der Glaskünstler Hubert Le Gall oder der Fotograf Erwin Olaf haben mit viel Talent für einen neuen Blickwinkel gesorgt. Das färbt ab und tut gut. Schliesslich steckt im Namen Ruinart auch das Wort Kunst. (Französisch «art», Anmerkung der Redaktion). Nein, ich bin kein Künstler, ich bin ein Schneider, und mein wichtigster, kostbarster, edelster Stoff ist der Chardonnay, eine Sorte, mit der ich vertraut bin, mit der ich sogar aufgewachsen bin. Ich stamme aus Reims, aus einer alten Winzerfamilie, die vor allem Chardonnay produzierte. Begonnen habe ich bei Veuve Clicquot. Zu Ruinart stiess ich 2007. Ich arbeitete zuerst ein paar Jahre mit dem früheren Kellerchef JeanPhilippe Moulin zusammen. Mein Hobby ist Tauchen ohne «Ich bin kein Künstler. Ich bin ein Schneider, ein Kunsthandwerker.» Sauerstoffgerät. Bei Atemstillstand lernt man sehr gut, mit Stress umzugehen. 80 Prozent des Erfolges verdanken wir der geistigen Kontrolle. Bei diesem Extremsport habe ich einiges gelernt für meinen Beruf. Dem Stil Ruinart treu zu bleiben ist viel einfacher, als man denken mag. Mit etwas Erfahrung weiss man exakt, welche Grundweine und Crus mit welchen Reserveweinen assembliert werden müssen, damit der Stil reproduziert werden kann und der Liebhaber Jahr für Jahr seinen Wein in der Flasche wiederfindet. In einer Welt, die sich immer schneller verändert, bildet der Chef de Cave einen Gegenpol. Er sorgt mit Kreativität für Stabilität und Kontinuität. Champagner 2017 – VINUM 49 Olivier Krug, Botschafter der Champagne Krug. 50 VINUM – Champagner 2017 Krug ist ein fest auch spitze darf munden mit Olivier Krug Die Marke, die Joseph Krug vor 170 Jahren ins Leben rief, ist zum absoluten Mythos geworden. Doch in der Flasche und im Glas bleibt Krug genüsslicher Luxus für jedermann. Krug ist im Umbruch. Überall stehen Gerüste. Das ist symptomatisch! Krug war stets beispielhaft und unbestritten in seiner Qualität. Doch Krug symbolisiert Elite. Krugs Grösse und Schwäche liegt genau darin, dass man ihn mehr als Wein für Kenner betrachtet als einen Champagner für Geniesser. Wir haben darunter gelitten. Seit 2008 versuchen wir einen neuen Winkel zu finden, um Krug zugänglicher zu machen. Nicht im Stil unserer Weine, die haben ausnahmslos hohe Resonanz. Nein, in der Art, wie wir über Krug sprechen. Was bringt es, der grösste Künstler zu sein, wenn der Saal leer bleibt. Unser Publikum darf sich nicht auf Geeks beschränken, die sich für so langweilige Fragen wie das Datum des Degorgierens interessieren. Krug ist vor allem Genuss, und der beginnt am ersten Tag seiner Geschichte. Krug ist eines der wenigen Häuser, das von einem Mann gegründet wurde, der Champagner über alles liebte. Joseph Krugs Motivation sind das Vergnügen und das Fest. Als er 1834 in Paris ankommt, nachdem er Mainz verlassen hat, verkehrt er unter Künstlern und trifft Adolphe Jacquesson. Er heiratet dessen Schwester und folgt Schwager und Frau in die Champagne. Zehn Jahre arbeitet er für Jacquesson. Mit 42 Jahren, für die damalige Zeit also schon als alter Mann, gründet er seine eigene Firma. Zwei Briefe seiner Frau illustrieren, dass sie ihn von seinem Vorhaben abbringen möchte. «Was ist passiert mit Dir, wir haben doch ein glückliches Leben? Wir haben ein kleines Baby, einen Jungen. Die Nachfolge ist gesichert.» Stellen Sie sich vor: Joseph Krug gibt alles auf, seinen Job, seine Familie, und erfüllt sich einen Traum. Er kreiert einen Champagner, wie es ihn vorher nicht gegeben hat. In der Champagne herrscht eine starre Hierarchie: oben die Jahrgangschampagner und darunter die Bruts. Joseph Champagner 2017 – VINUM 51 «Es braucht 25 Jahre, eine Grande Cuvée von Krug zu produzieren.» Krug will mit dieser Logik brechen und einen Wein schaffen, der jedes Jahr das Beste produziert, was die Champagne zu bieten hat. 170 Jahre später hat ihn immer noch keiner kopiert. Alles ist in einem kleinen Büchlein niedergeschrieben. Mein Grossvater hat es mir 1989 gezeigt. Ich hatte es völlig vergessen. 2010 haben wir es wiedergefunden. Es schlummerte in einem Umschlag in unserem Safe. Joseph Krug verfasste es 1848, fünf Jahre nach der Gründung von Krug. Mit 48 Jahren. Er begann an seine Nachfolge zu denken und schrieb seine Grundideen nieder. Um einen guten Wein zu machen, schreibt er, braucht es exzellente Böden und null Kompromiss bei der Qualität. Ein gutes Haus muss zwei Cuvées von gleicher Qualität anbieten, ohne Hierarchie zwischen Jahrgang und Brut. Joseph Krug gibt ihnen die Namen Cuvée Eins und Cuvée Zwei. Die Abfüllung Eins ist die Grande Cuvée. Die Zwei steht für die Jahrgangs-Cuvée. Joseph Krug hat schon früh die Identität einzelner Rebparzellen unterschieden. Heute verfügen wir jedes Jahr über 250 separat gekelterte 52 VINUM – Champagner 2017 Grundweine. Aus Le Mesnil stammen allein 19 Lots. Dazu kommen 150 Reserveweine. Das ergibt bei zehn Jahrgängen 4000 Notizen, die für die Assemblage zur Verfügung stehen. Ziel ist nicht, Jahr für Jahr denselben Wein zu machen, sondern jedes Jahr den besten. Um das Konzept der Grande Cuvée ranken sich Legenden. Schweigen ist ein Zeichen für Arroganz. Seit fünf Jahren setzen wir auf absolute Transparenz. Dazu haben wir den ID-Code auf dem Rücketikett eingeführt. Er erzählt den Werdegang und Inhalt jeder Flasche. Diese Flasche hier ist die 163. Edition der Grande Cuvée. 163 Mal haben wir den Traum des Gründervaters erfüllt. Darin findet man den jüngsten Jahrgang, 2007, und den ältesten, 1990. Es brauchte 25 Jahre, um diese Flasche zu produzieren. Ferner schlagen wir ein Foodpairing vor und ein Musicpairing, das mit dem Neurowissenschaftler Charles Bens aus Oxford ausgearbeitet wurde. Wir gehen noch weiter: Für unsere Krug-Lovers, die uns jeden Tag über soziale Netzwerke wie Instagram und Twitter folgen, haben wir einen Beantworter eingerichtet, der 800 Antworten und Anekdoten bereithält. Mit seinen «nur» 170 Jahren ist Krug zwar eines der jüngsten Häuser, aber auch eines der zeitgenössischsten. All diese kleinen Geschichten machen die grosse Geschichte so lebendig. Die Welt hat sich verändert, Krug nicht. Ich betrachte mich als Erzähler, als ein Kapitel dieser Krug-Geschichte. Ich gebe mein Wissen weiter, damit kein kleines Heftchen mehr ungelesen im Safe verschwindet. Dom Pérignon3 Der Wein, der aus dem Kloster kam Die legendärste Cuvée der Champagne wird in drei Reifestufen angeboten. Mit Richard Geoffroy, dem Schöpfer dieser dreifaltigen Einmaligkeit, sprach Barbara Schroeder. Richard Geoffroy, Sie sind der «Macher» des Dom Pérignon, einer Legende mit mehrfacher Bedeutung. Dom Pérignon war Mönch und Kellermeister hier im Kloster von Hautvillers, Dom Pérignon ist ein Wein. Bei de verbindet Inspiration, Bezug zur Zeit, zur Geschich te. Beide stehen für ein ästhetisches Ideal, das auf Wer ten wie Harmonie, Genuss und Mysterium basiert. Dom Pérignon symbolisiert die Geburt des Champagners. Dom Pérignon bedeutet Mythos, Einzigartigkeit. Nicht einfach, einen Mythos zu analysieren, wenn man selber Akteur ist. Die Spiritualität ist ein wesentlicher Be standteil. Aber auch die Freiheit, sich ausserhalb von Kon ventionen zu bewegen. Der Mythos wird zusätzlich genährt durch alle, die Dom Pérignon in seinen Bann gezogen hat. Eine ganze Fangemeinde von Geniessern, Ästheten, He donisten. Sie finden Harmonie, Komplexität, gemacht aus Elementen, die Spannung erzeugen. Die Faszination eines Weins, der auf den ersten Schluck zugänglich wirkt und sich doch nie ganz preisgibt. Den Überraschungseffekt. Wir sind nie dort, wo man uns erwartet. Die Freiheit, ei gene Wege zu gehen, gehört zu unserer Kernphilosophie. Dom Pérignon mag eine etablierte Marke sein, sie bleibt quicklebendig. Wir gehen Risiken ein, bei der Bestimmung eines Jahrgangs, bei der Kelterung eines Hitzejahres wie 2003, auf den niemand einen Pfennig gewettet hat. Wir sind die einzige Marke, die über die Mittel verfügt, selbst in einem schwierigen Jahr präsent zu sein. Mit jedem Jahr gang erfinden wir ein kleines Stück unserer Geschichte neu. Gibt es ein «Fabrikationsgeheimnis» Dom Pérignon? Die Diskontinuität, da, wo alle nach dem Gegenteil stre ben! Natürlich hüten wir den Stil Dom Pérignon. Dabei hel fen Erfahrung, Wissen, Können. Sie werden gekreuzt mit der Champagner 2017 – VINUM 53 Einzigartigkeit jedes neuen Jahrgangs. Ich suche die Ausge wogenheit zwischen Gegensätzen, will einen Wein, der greift und ergreift, eine Textur besitzt, Schliff und Mineralität. Doch wir drücken dem Jahrgang nur sanft unseren Stempel auf. Der Tennisspieler schlägt mit einer mächtigen Armbewe gung den Ball über das Netz. Wir tun das mit einem Jahrgang. Das klingt recht abstrakt! Dom Pérignon ist kein Domänenwein aus einer bestimm ten Parzelle. Die Partitur wird Jahr für Jahr neu geschrieben, ohne Kompromisse. Absolute Grösse ist das Ziel, nicht das Verfolgen stumpfer Regeln. Mir steht eine enorme Palette zur Verfügung. Weine aus 16 der 17 Grands Crus der Cham pagne, aber nicht nur! Wie ein impressionistischer Maler setze ich mit haarfeinem Pinsel luftige Punkte, bis das Bild «Ich sehe mich als Hochleistungssportler. Druck spornt zu höherer Leistung an.» des neuen Jahrgangs steht, aus 50 und mehr Farben. Noch einmal: Es gibt keine Regeln. Im Rebberg suchen wir die absolute Reife. In den letzten 20 Jahren ist der Einfluss der Klimaerwärmung spürbar geworden. Sie steht im Dienst un serer Arbeit. Unser 2003er ist ein gutes Beispiel. Er kommt eher einem Stillwein gleich denn einem Champagner. Er wurde schon als «Wein vom Planet Mars» bezeichnet. Ich nehme das als Kompliment! Unter den Bezeichnungen P1 für den normalen Vintage, P2, P3 kommt Dom Pérignon in «Varianten» auf den Markt. P2, das ist mehr Zeit, mehr Energie, von den Hefen auf den Wein übertragen. Der P2 1998 etwa besitzt heute, im Jahr 2016, nach dem längeren Ausbau auf der Hefe eine grössere Intensität und Fülle als 2005, als wir ihn zum ers ten Mal degorgiert haben, eine ganz besondere Ausstrah lung, besondere Ausgeglichenheit, aber auch Leichtigkeit. Der Reifeprozess ist keine geradlinige Entwicklung. Wein reift in Stufen, in denen er vollendet schmeckt. 2005 war eine solche Stufe, 2016 die zweite, und in ein paar Jahren wird er nach einer weiteren Phase der Reife auf der Hefe als P3 eine dritte solche erklimmen. Die Stufen erlauben jedes Mal eine neues Stelldichein mit dem Wein wie mit einem Menschen in einer neuen Etappe seines Lebens. Der Bezug zur Zeit ist essentiell. Dom Pérignon ruht auf Säu len. Das Terroir, der Charakter des Jahres, die Assemblage. Die Zeit gehört dazu. Man darf sie nicht passiv ertragen. Man muss sie aktiv nutzen. Die Zeit ist meine Verbündete. Wie wird man zum Gralshüter eines solchen Mythos? Ich bin Sohn eines einheimischen Winzers, dazu bestimmt, das Familienunternehmen weiterzuführen. Die Idee war mir 54 VINUM – Champagner 2017 unerträglich. Acht Jahre Medizinstudium war mein rebel lischer Akt, während meine Freunde in den Cevennen Zie genkäse produzierten. Doch wer auf dem Land geboren ist, bleibt erdverbunden. Es zog mich zurück, aber nicht in den Familienbetrieb. Vor 36 Jahren kam es zur Begegnung mit Moët & Chandon. Sechs Jahre arbeitete ich mit meinem Vor gänger Dominique Foulon, einem Mann, der wenig sprach und viel aus dem Bauch heraus entschied. Die schönsten Jah re meines Lebens. Bis heute geniesse ich alle Freiheiten und eine phänomenale Unterstützung. Die besten Trauben, die besten Einrichtungen, die begabtesten Talente der Cham pagne. Die totale Freiheit, auch mal einen Jahrgang nicht sofort zu deklarieren. Die Zahl der Weine zu bestimmen, die wir als P2 und P3 zur Seite legen. Ich habe eine starke Equi pe hinter mir, im Rebberg wie im Keller. Ich bin ihre sichtbare Seite. Der Dirigent, der die Verantwortung trägt. Ich stehe dazu, auf Gedeih und Verderb. Das Medizinstudium hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, zuzuhören, um sich ein Bild machen zu können. Doch Entscheidungen fasse ich allein. Gehört Richard Geoffroy der Marke Dom Pérignon oder ist das umgekehrt? Wir sind Seelenverwandte. Ich übertrage meine Werte auf die Marke. Dom Pérignon ist mehr als meine Arbeit. Dom Pérignon ist mein Leben. Es braucht Selbstaufgabe, sich bedingungslos einer Sache zu weihen. Ein Schriftstel ler muss Teil des Buches werden, das er gerade schreibt. Und wo bleibt das Ego? Dom Pérignon hat mich Ehrgeiz und Bescheidenheit ge lehrt. Ich habe gelernt, mein Ego zu beherrschen, ohne mein Talent und meine Stärken zu verleugnen. Auch mich hat die Reife positiv beeinflusst… Welche haben Sie erreicht, die des P2 oder des P3? Guter Vergleich! Heute bin ich P2. Die Leichtigkeit des Seins, der Griff zu den Sternen, der Austausch, die Begeg nungen. Die Etappe der Selbstbefriedigung liegt hinter mir. Wo sind Ihre fast 30 Jahre Erfahrung gespeichert? Der Weg zum ästhetischen Ideal wird mündlich überlie fert. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, solche, die ich anwende, und andere, die ich erst verdauen muss. Schrei ben gehört zu meinen Plänen. Es fehlt mir bis jetzt die Zeit. Schreiben verlangt Präzision und Musse. Dom Pérignon ist Poesie und technische Realität. Dom Pérignon gilt als Wein für Kenner. Wie würden Sie einem 25-jährigen Neuling Dom Pérignon erklären? Champagner verkörpert ein Ideal. Er muss zugänglich bleiben, nicht distanziert oder arrogant. Es braucht keine hohe Schule, ihn geniessen zu können. Er ist dynamisch, be lebend, regt zum Tanzen, zum Singen an und besitzt doch Tiefe und Komplexität. Champagner ist eine Summe von Pa radoxen. Wie Dom Pérignon P2. Richard Geoffroy, Philosoph des Dom Pérignon. Champagner 2017 – VINUM 55 top-champagner für Liebhaber und novizen Champagner gibt es in hundert Spielarten mit tausend Facetten. Wir präsentieren Ihnen die 150 aktuellsten Champagner für jede Gelegenheit. Champagner ist nicht gleich Champagner. Jede Marke, jede Abfüllung arbeitet fleissig an der Entwicklung ihrer ureigenen, unverwechselbaren Persönlichkeit. Und doch ist Champagner ein absolut universelles Produkt, das zu erst einmal zu allem und jedem passt und immer, bei je der Gelegenheit Hochgenuss verschafft, 25 Stunden am Tag und acht Tage in der Woche. Noch exquisiter wird der Spass allerdings, wenn Cham pagnerfreunde und solche, die es werden wollen (und erst recht solche, die nicht, das heisst, all diejenigen, die einfach einen Champagner für die junge Freundin suchen oder den alten Patenonkel und nicht danebengreifen wollen), sich daran machen, den geeigneten Wein für den 56 VINUM – Champagner 2017 persönlichen Geschmack, die richtige Gelegenheit, die passenden Gäste und Tischgefährten auszusuchen. Das ist viel einfacher, als man denken mag. Man vertraue vor weg und vor allem auf seinen eigenen Geschmack. Gut ist erst einmal, was mundet. Wer tiefer ins Schaumbad tauchen will, kann sich auf un seren Rat verlassen. (Rat, nicht Geschmacksdiktat!) Wir präsentieren auf den folgenden Seiten knapp 150 der schönsten topaktuellen Champagner, nach Stil, Tempera ment, Charakter und Genussmoment geordnet. Den Auftakt machen die herrlichen Schäumer des ausseror dentlichen Spitzenjahrgangs 2008, die sich bereits auf dem Markt befinden. 26 Spitzenschäumer des Jahrgangs 2008 Die Champagne liegt nicht in der Südsee, sondern im Norden Frankreichs. Echt ausserordentliche Champagnerjahrgänge gelingen auch heute nur ein- bis zweimal pro Jahrzehnt. Auf 1996 und 2002 folgt 2008, mit temperamentvollen Sprudlern, die jung, das heisst ab dem Auslieferungsdatum, das von Marke zu Marke stark variiert, Kennern gefallen werden, die den Wein im Schaum nicht missen wollen, und ein paar Jahre länger gereift allen gefällt, die Exklusives schätzen. Nachfolgend eine Selektion der bereits ausgelieferten Weine. Champagne Drappier Grande Sendrée 2008 18 Punkte | 2017 bis 2021 Superbe Aromatik von Zitrusfrüchten und exotischen Früchten; saftig, kräftig, dicht und lang, noch sehr jugendlich; ideal zum Mahl. Bilderbuch-2008er. Champagne Pierre Gimonnet & Fils Special Club – Millésime de Collection 2008 18 Punkte | 2018 bis 2022 Superbe Nase von Kräutern, Karambole, Zitrusfrüchten, sehr reintönig und transparent; von grosser Frische und Luftigkeit im Mund, minera lisch und mit Spannung, ein Klassiker, der noch reifen kann und sollte. Champagne Veuve Clicquot Vintage 2008 17.5 Punkte | 2017 bis 2020 Blumige, fruchtige und würzige Noten im komplexen, sich langsam öffnenden Bouquet; im Mund von ungewöhnlich festem, dichtem, vol lem Bau, saftig und lang; mit herrlichem Finale von Ingwer, Grapefruit, Mirabelle. Herrlich, dürfte noch zulegen; der schönste Vintage bisher. Champagne Devaux Cuvée D 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Komplexe, dezent beginnende Würze, fruchtig und mineralisch, kristallklar im Mund, von grosser Rasse und Spannung, superbes Finale von grünen Äpfeln und frischer Angelika, Minze; herrlich, erst am Anfang seiner Trinkreife. Champagne Fallet-Dart Millésime Extra Brut 2008 17 Punkte | 2018 bis 2022 Saftig und frisch, mineralisch-fruchtig, schlank, rassig und lang, gut strukturiert und dennoch bekömmlich. Kann bereits genossen werden, verdient aber drei, vier Jahre Kellerruhe. Champagne Diebolt-Vallois Millésime 2008 19 Punkte | 2018 bis 2022 Superbe Aromatik von Zitrusfrüchten, Blumen und Kräutern, mineralische Komponenten; kristallklar im Mund, von überragender Transpa renz und Frische, Finesse und Luftigkeit; grossartiger Wein und einer der besten Schäumer, die wir bisher aus diesem Haus verkostet haben. Champagne Veuve Fourny et Fils Clos Faubourg Notre-Dame Extra Brut Vertus 2008 19 Punkte | 2017 bis 2020 Transparente, fruchtig mineralische Aromatik mit Akzenten von Gebäck, Nüssen, Trockenfrüchten, Röstnoten, komplex und verführerisch; von grosser Transparenz trotz der Dichte, elegant trotz der Weinigkeit, cre mig und doch sehr lang; grosser Wein, jetzt herrlich, aber kann reifen. Champagner 2017 – VINUM 57 Champagne de Sousa Cuvée des Caudalies 2008 18.5 Punkte | 2018 bis 2022 Ungemein komplexe, vielversprechende Aromatik; von superber Rasse, Struktur, Dichte und immenser Länge, kristallen, von grosser Eleganz. Das Einzige, was man ihm vorwerfen kann: Er ist noch viel zu jung! Hat Anlagen zu einem 20-Punkte-Wein, wenn er erst voll ausgereift ist. Champagne Pol Roger Blanc de Blancs Vintage 2008 18.5 Punkte | 2018 bis 2022 Superbe Nase mit dem beginnenden Reifefirn des Chardonnay; von grösster Eleganz und kristallklarer Art, noch sehr lebhaft, mit Spannung und von immenser Länge, herrlich frisches Finale von Haselnuss und Karambole; herrlicher, noch ausgesprochen jugendlicher Wein. Champagne Bruno Paillard Assemblage 2008 18 Punkte | 2017 bis 2020 Weine, die «genau richtig» ausfallen, sind seltener als man denkt. Diese stilvolle Assemblage gehört dazu. Von verführerischer, würzig-fruchti ger Aromatik mit ersten Reifenoten, vollmundig und kräftig, saftig und lang, gehaltvoll, mit Tiefe, repräsentiert ideal diesen Jahrgang. Champagne de Saint-Gall So Dark 2008 18 Punkte | 2017 bis 2019 Superbe Aromatik, edler Rancio-Touch, Haselnüsse, Kräuter, Gewürze, cremiger Ansatz, eleganter, vielschichtiger Bau, Länge und versteckte Rasse, Dosage, die Eleganz keinen Abbruch tut; herrlicher Wein ausgesuchter Komplexität, jetzt oder in ein, zwei Jahren. Champagne Geoffroy Volupté Brut 1er Cru 2008 18 Punkte | 2017 bis 2018 Superbe Aromatik von wohliger Würze, exotische Früchte, Mandeln, Gebäck, Blüten; ungemein vollmundig und dicht, rassig und sehr lang. Umwerfender Wein mit Temperament und Biss und Fülle, der schon jetzt mundet und doch noch reifen darf. Zum Mahl ideal. Champagne Soutiran Millésime 2008 18 Punkte | 2017 bis 2022 Von superber, umwerfender Fruchtigkeit, gestützt durch delikate Würze angehender Reife; kräftig im Ansatz, mit Rasse und Biss und von span nender Länge, saftiges, erfrischendes Finale knackiger Äpfel; herrlicher Wein. Macht schon jetzt Freude und kann doch noch lange reifen. Champagne Vilmart Cœur de Cuvée 2008 18 Punkte | 2017 bis 2020 Superbe, fein-würzige Aromatik von Kräutern, Minze, Karambole; von besonderer Rasse und Frische, doch auch mit Eleganz, persistent, stahlig fast; herrlich jetzt, kann reifen. Champagne Jacquart Vintage 2008 17.5 Punkte | 2017 bis 2019 Die erfreuliche Jacquart-Serie wird angeführt von diesem herrlichen Tropfen: von grosser kristallener Frische, schlank und spannend und lang, betörende Mineralität, komplex, blumig, fruchtig, in der Aromatik sehr nah beim Blanc de Noirs, doch von weit grösserer Rasse. 58 VINUM – Champagner 2017 Champagne Lanson Gold Label 2008 17.5 Punkte | 2017 bis 2019 Blass, matt; dezente, mineralisch-fruchtige Aromatik, eleganter Bau, grosse Frische und Rasse, präzise Machart, langes Zitrusfinale, hat Temperament, kann weiter reifen. Champagne Philipponnat Blanc de Noirs 2008 17.5 Punkte | 2017 bis 2020 Noch zurückhaltende, komplexe Würze von roten Beeren und einem Hauch Gewürzen; saftig und kräftig im Mund, dicht und lang, ungemein weinig, noch sehr jugendlich und doch schon sehr gefällig. Zu einem gebratenen Hähnchen ein Hit. Champagne Alain Thiénot Brut Vintage 2008 17 Punkte | 2017 bis 2019 Fruchtig-würzig-mineralisches Bouquet, Gebäck und Zitrusfrüchte, ein Hauch Menthol; besitzt Rasse und Frische, Würze und schöne, kristallene Länge; ausgezeichnet gelungen. Champagne Canard-Duchêne Authentic Vintage 2008 17 Punkte | 2018 bis 2022 Mineralisch-fruchtig-würzig, kräftig, aber nicht laut in der Aromatik; kräftig auch im Mund, dicht und rassig, lang, mit Stil, Potenzial und Charakter. Reifen lassen, kann nur noch besser werden. Champagne Lallier Millésime Grand Cru 2008 17 Punkte | 2018 bis 2020 Hübsche, reife Würze, schlanker Bau, besitzt ausgeprägte Säure und Knackigkeit und damit Frische und Rasse und gute Länge, doch wir hät ten diesen gewiss interessanten, kräftigen Wein, der seine Reifenoten noch nicht voll entwickelt hat, wohl noch etwas länger gelagert. Champagne Louis Roederer Brut Millésime 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Superbe Aromatik von Gewürzen, Beeren, mit mineralischen und Kräuterakzenten; saftig und frisch im Mund, ungemein fruchtig und lang, hervorragender Vintage, kann noch reifen. Champagne Louis Roederer Brut Rosé 2008 17 Punkte | 2018 bis 2021 Zurückhaltende, sich langsam öffnende Aromatik von roten Beeren, Gewürzen; saftig und dicht im Mund, temperamentvoll, von ausge sprochener Rasse, wirkt noch sehr jugendlich; sollte daher noch etwas weiter reifen und wird dann noch höher notieren. Champagne Moët & Chandon Grand Vintage 2008 17 Punkte | 2017 bis 2018 Von klassischem, geradlinigem Bau, cremig, fruchtig und elegant, saftig und lang, der schönste Vintage dieser Marke, den wir bis dahin verkostet haben! Champagner 2017 – VINUM 59 Champagne Nicolas Feuillatte Cuvée Spéciale Millésime 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Von ähnlichem aromatischen Ausdruck wie der normale Brut, aber knackiger, rassiger im Mund, kristallen, dicht, saftig, lang, exakt dem Jahrgang entsprechend. Kann noch weiter reifen. Champagne Paul Clouet Millésime 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Hübsches Bouquet von roten Äpfeln, reintönig und frisch; knackig im Mund, mit Biss und Länge, fruchtiges, saftiges Finale frischer Äpfel; hat noch Reserven, erfreulich, zu Geflügel, Kalb, Schwein. Champagne Pierre Gimonnet & Fils Oenophile, 1er Cru Blanc de Blancs Non Dosé 2008 17 Punkte | 2018 bis 2022 Superbe, kristallklare Aromatik von Kräutern und grüner Zitrone; von grosser Transparenz und Rasse auch im Mund, mit Spannung und Länge, einmalige Mineralität; herrlicher, charaktervoller, noch sehr jugendlicher Wein, der weiter reifen darf. Champagne Vignier-Lebrun J.Vignier Blanc de Blancs Millésime 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Zurückhaltend würzige Nase von grünem Apfel und Karambole, saftig im Mund, besitzt Biss und Rasse, knackig, lang, auf Noten von Apfelkompott. Kann noch reifen. Champagner mit Charakter. 3 ideale Champagner für Einsteiger Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und schon gar nicht direkt in ein Champagnerglas. Wer um Champagner bis jetzt einen grossen Bogen geschlagen hat, aus welchem Grund auch immer, findet hier eine kleine Auswahl besonders unkomplizierter Weine, wie sie jedermann munden. Champagne Aurore Casanova Aurore Brut 16 Punkte | 2017 Etwas laute, leicht reduktive, aber durchaus ansprechende Aromatik von Nüssen und Gebäck, angenehm cremig im Mund, auch da sehr aro matisch, man erwartet ob all der Pracht nur ein etwas längeres Finale. Hübsch gemacht, gut verpackt (oder umgekehrt), erfreulich. Champagne Beaumont des Crayères Grande Réserve 16 Punkte | 2017 Fröhliche, fruchtige Aromatik von grünen Äpfeln, von kristallklarer, erfrischender, fruchtiger Art, bekömmlich, luftig, die Art von Champagner, die man immer gerne mag – als Apéro, für den Umtrunk, für alle Gelegenheiten. Champagne Charles Legend Blanc de Blancs 15.5 Punkte | 2017 Gefällige, fruchtige Nase, cremiger Bau, spürbare Dosage, milde Säure, gefällig ist wirklich das richtige Wort für diesen sehr aromatischen, fröhlichen Einsteiger-Champagner. 60 VINUM – Champagner 2017 8 vergnügliche Champagner für alle Gelegenheiten Wer sich nicht mit Klassen und Kategorien herumschlagen, sondern einfach ein paar Flaschen Allrounder im Keller oder im Schrank haben will, findet in dieser Gruppe, was Herz und Gaumen begehren. Man kann diese Weine einfach so öffnen, als Aperitif, zu Häppchen, aber auch zu leichten oder kräftigeren Speisen. Und sie passen in jede Saison. Champagne Gosset Grande Reserve 17 Punkte | 2017 Verführerische, sehr reintönige, rauchig-fruchtige Aromatik; saftig und knackig im Mund, wenig und fest und lang, die Art von Champagner, die man bei jeder Gelegenheit öffnen wird. Champagne Haton et Fils Cuvée René Haton 2011 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Vergnüglicher, erfrischender, aromatischer Wein mit gefälligen Noten von Goldapfel, von guter Länge, macht Spass: geht direkt in den Bauch, ohne den Umweg über den Kopf zu suchen. Champagne Vilmart Grand Cellier Premier Cru 2008 16.5 Punkte | 2017 Ungemein fruchtig, erfrischend, saftig, bekömmlich, ausgewogen, mit Eleganz, erfrischendes Apfelfinale. Champagne Delamotte Champagne Delamotte Blanc de Blancs Non Millésimé 16 Punkte | 2017 bis 2018 Diskrete Rancionoten des gereiften Blanc de Blancs; cremig im Mund, würzig, elegant; entspricht exakt seinem wohltuend altmodischen, um nicht zu sagen, nostalgischen Stil. Champagne Haton et Fils Cuvée Grande Réserve Brut 16 Punkte | 2017 Fröhliche, fruchtige Aromatik, besitzt Biss und Frische, macht ungehemmt Vergnügen. Champagne Moët & Chandon Grand Vintage Rosé 2008 16 Punkte | 2017 Eleganter, luftiger Rosé mit zuerst leicht reduktiver, dann röstiger Reifearomatik (Brotkruste). Als Apéro, für alle Gelegenheiten. Champagne Tsarine Cuvée Premium Brut 16 Punkte | 2017 Würzig-fruchtige Aromatik; besitzt Fleisch und Biss bei guter Länge, sehr sorgfältig gemachter Schäumer, gefällig, unkompliziert, für alle Gelegenheiten. Erfreulich. Champagner 2017 – VINUM 61 4 zügige Champagner für die Bar Es müssen nicht immer Wodka oder wilde Cocktails aus dem Shaker sein. Wer anschliessend das Tanzbein schwingen will, tut dies garantiert beschwingter nach einem Glas Champagner, wippt nicht wild mit dem Knie, lieber Hans, und bleibt taktvoller im Takt. Leichte, unkomplizierte, beschwingte Champagner sind zu bevorzugen, darunter die folgenden. Champagne Devaux Grande Réserve 16 Punkte | 2017 Ausgezeichnet gemachter, schnörkelnder, geradliniger, durch und durch erfrischender Champagner, der auch mit kräftigen Speisen mithält, die Art von Wein, die immer passt. Champagne Piper-Heidsieck Brut 16 Punkte | 2017 Saftiger, fröhlicher, bekömmlicher Wein für die Theke, eine Soiree, der beste BSA dieser Marke, den wir je verkostet haben. Champagne Piper-Heidsieck Rosé Sauvage 16 Punkte | 2017 Sattes Lachsrosa; vergnügliche Noten gekochter Erdbeeren; cremig, ausgewogen, sehr, sehr fruchtig, gefällig; macht Spass. Für alle Gelegenheiten: an der Bar, beim Picknick, Grillabend, zu südlicher Küche, Weltküche, zu Häppchen. Champagne Beurton-Vincent & Fils Brut Millésime 2009 15.5 Punkte | 2017 Sauberer, erfrischender, fruchtiger Schäumer von guter Länge, mit hübschem Finale reifer Äpfel. Der Brut Reserve passt in die gleiche Klasse und notierte 15 Punkte. 7 besonders bekömmliche Champagner für die gediegene Sommerparty Was wäre das Picknick, die Sommerparty, die fröhliche Familienfeier, der Grillabend oder das Sommernachtsfest ohne Perlen im Glas! Ob man sich dabei für eine einfache, geradlinige Cuvée entscheidet oder einen teureren, hochklassigen Wein, hängt von den persönlichen Vorlieben ab, von den Gästen – und dem Budget. Rosé-Champagner eignen sich da ganz besonders. Champagne Ayala Rosé N° 8 2008 17 Punkte | 2017 bis 2018 Lachsrosa, verführerische Nase von Johannisbeeren; luftig und fruchtig im Mund, lebhaft, schlank, mit Rasse und Spannung, bekömmliches, fruchtiges Finale, idealer Sommerwein für die gediegene Grillparty, als Apéro und zum Mahl. Champagne Devaux D Rosé 17 Punkte | 2017 bis 2018 Zurückhaltend fruchtige Aromatik, Johannisbeeren; saftig im Mund, knackig und frisch, sehr ausgewogen, fruchtig, vergnüglich; der ideale Wein für die gehobene Gartenparty. 62 VINUM – Champagner 2017 Champagne Gosset Grand Rosé 17 Punkte | 2017 Verführerische Nase frischer Himbeeren, doch elegant, ohne jede Bonbonigkeit; fruchtig auch im Mund, so saftig wie elegant, bekömm lich und doch weinig; sehr schöner Rosé. Champagne Bernard Remy Rosé 16.5 Punkte | 2017 Solch umwerfend fruchtige Champagner geniesst man im Sommer, zum Picknick, zu Grilladen, kräftigen Häppchen und sogar Käse: fröhlich, ausgezeichnet gemacht, knackig, gefällig. Champagne Nicolas Feuillatte Brut Millésime 2008 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Fruchtige Aromatik von reifen Äpfeln; fruchtig und saftig auch im Mund, bekömmlich und erfrischend, idealer Picknickwein, aber auch zu Grilladen, Street Food. Champagne Beaumont des Crayères Grand Rosé 2008 16 Punkte | 2017 Blasses Himbeerrosa; eindringliche, vergnügliche Aromatik von roten Beeren; im Mund durch und durch bekömmlich, ausgewogen, erfrischend, der ideale Sommerrosé für alle Gelegenheiten. Champagne Charles Legend Brut Rosé 16 Punkte | 2017 Im gleichen Stil gehalten wie der Blanc de Blancs, das ist: schlank, ge fällig, sehr sauber gemacht, sogar delikat, mit hübschen Himbeernoten, ideal für Leute, die im Champagner weniger den Wein suchen und eher die Erfrischung. Doch noch einmal: Die Verarbeitung ist tadellos. 15 elegante Champagner als raffinierter Apéro Champagner ist der ideale, bekömmliche, appetitanregende Wein als festlicher Aperitif. Man kann Häppchen dazu servieren oder Fingerfood, Salzgebäck oder Gemüsestäbchen, Dips und Chips: Mit Schaum fällt alles leichter und der Gast nicht bereits nach dem Vorspiel um. Champagne Duval-Leroy Femme de Champagne 2000 17.5 Punkte | 2017 Von cremiger, abgeklärter Art, mit Noten exotischer Früchte und Zitrusfrüchten, nicht sehr lang vielleicht, aber immer noch elegant, auch wenn man ihn jetzt besser geniesst, als Apéro, zu Salzgebäck. Champagne Guy Charlemagne Cuvée Charlemagne Les Coulmets 2012 17.5 Punkte | 2017 bis 2018 Noch sehr jugendliche, mineralische Aromatik mit ersten, würzigen Reifeakzenten, Moschus, cremig im Ansatz, schlanke und frische Entwicklung, delikates Finale von Mirabelle mit einem Hauch Grapefruit, das heisst gut tragender Bitternote. Wir schätzen die elegante Art. Champagner 2017 – VINUM 63 Champagne Bonnaire Grand Cru Vintage 2008 17 Punkte | 2017 bis 2018 Fruchtig-würzig, zurückhaltend, golden, ein Hauch Zitrusfrüchte, Menthol; gut gebaut, ausgewogen, frisch, schlank, elegant, macht jetzt Vergnügen: ideal als Apéro, zu Häppchen. Ausgezeichnet auch die Cuvée Variance (17.5). Champagne Mailly Grand Cru L’Intemporelle 2010 17 Punkte | 2017 bis 2018 Reifer, vollmundig-cremiger, verführerischer Schäumer, den man in den nächsten zwei Jahren als Apéro geniessen wird. Bekömmlich und gefällig. Champagne Pierre Gimonnet & Fils Special Club Oger Grand Cru 2012 17 Punkte | 2017 bis 2018 Feinwürziges Bouquet, Karambole und Minze, jugendlich und doch bereits angenehm; luftig und mineralisch im Mund, elegant, stilvoll, lang; macht bereits Freude. Champagne Ruinart Millésime 2009 17 Punkte | 2017 Verführerische Reifenoten von exotischen Früchten, Minze und Vanille; ausgesprochen cremig, luftig, elegant, ganz im Stil des Hauses gehal ten, vollmundig, reif, von guter Länge, hat Klasse! Besser jung geniessen, als Apéro, zu (Salz-)Gebäck, zu mildem Käse. Champagne Vranken Diamant Vranken 17 Punkte | 2017 Auch dieser Wein entspricht dem feinperligen, cremigen, schon fast lasziven Vranken-Stil der hoch dosierten, delikaten Champagner, doch hier gibt es auch ein Gerüst, das Ganze ist saftig, mit hübschem Grapefruit- Finale. Weiss zu gefallen. Champagne Aurore Casanova Aurore Rosé 16.5 Punkte | 2017 Interessante Aromatik von rotem Pfeffer und anderen Gewürzen, ein Hauch Haselnüsse auch; gut gebaut, elegant, gefällig, aber nicht vordergründig, ausgezeichnet gemacht, frisches Finale von Himbeere; wird gefallen. Als Apéro, zu Blätterteiggebäck. Champagne Bonnet Ponson Les Vignes Dieu Blanc de Blancs 2008 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Zurückhaltende Noten von Zitrusfrucht, Karambole und Gebäck; erfrischend und geradlinig im Mund, transparent und bekömmlich, als Apéro, zu leichten Speisen. Champagne José Michel et Fils Blanc de Blancs 2008 16.5 Punkte | 2018 bis 2020 Verführerische Nase von Vanille und Apfel; von cremiger, fruchtiger Art, besitzt Eleganz, aber auch Rasse, hübsches Finale auf Noten von Grapefruit und Apfel. Als Apéro, zu Salzgebäck. Kann noch etwas reifen, dürfte dann 17 Punkte wert sein. 64 VINUM – Champagner 2017 Champagne Taittinger Brut Millésimé 2009 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Hübsche Röstnoten, Gebäck; eleganter, schlanker, liebenswürdiger Schaumwein, sehr schön reif und jetzt zu geniessen, idealer Apérowein. Champagne Nicolas Feuillatte Blanc de Blancs 2006 16 Punkte | 2017 Ausgewogen, luftig, durch und durch bekömmlich, von mittlerer Statur; idealer Apérowein. Champagne Pierre Gimonnet & Fils Cuis 1er Cru Blanc de Blancs 16 Punkte | 2017 Von mineralisch-kräuteriger Würze, geradlinig, erfrischend, bekömmlich, demonstriert Spannung und Rasse, auch im Mund. Champagne Pommery Brut Royal 16 Punkte | 2017 Verführerisch, feine Würze, fruchtig blumig, erfrischend im Mund, ausgewogen, bekömmlich, ausgezeichnet gemacht, gefällig, eine positive Überraschung. Als Apéro ideal. Champagne Vranken Demoiselle Vranken 16 Punkte | 2017 Zuerst leicht reduktive, dann sich klärende, blumig-würzige Aromatik; geschmeidig im Mund, cremig, abgeklärt, delikat, feinperlig, spürbare Dosage, für Liebhaber sanfter Streichelchampagner. Wir notieren mit Freude die ausgezeichnete Machart. 10 verführerische Champagner fürs gediegene Tête-à-Tête Kein Wein passt so gut zum Stelldichein und zu dem, was darauf folgen mag, wie luftiger, charmanter, eleganter Champagner. Er spült den Mund rein und schmeckt doch besser als Zahnpasta, er macht nicht müde, sondern regt an, und überhaupt: Was wäre heisse Liebe ohne kühles Prickeln? Champagne Charles Heidsieck Blanc des Millénaires 1995 19 Punkte | 2017 bis 2018 Das Lager an diesem herrlichen Tropfen scheint fast unendlich zu sein, denn auch nach 20 Jahren gibt es davon! Die aromatische Komplexität mit dem umwerfenden Reifefirn ist nach wie vor herrlich, am Gaumen ist er elegant und raffiniert. Champagne Krug Grande Cuvée 163ème Edition 19 Punkte | 2017 bis 2019 Die so herrliche dekadente Rancio-Aromatik des klassischen Krug-Stils in Reinkultur, geheimnisvoll, vielschichtig, mit fruchtigen, würzigen und blumigen Akzenten; im Mund fest gebaut, von schierer Eleganz und grosser Klasse. Besser denn je. Champagner 2017 – VINUM 65 Kunst auf trifft r e n g a p m a h C pressionen Making of Im Die „Art Cuvée James-Rizzi-Edition“ stellt eine echte Weltpremiere dar: Erstmals bildet feinstes, mit 24K Gold ∙ 100% Handarbeit veredeltes Porzellan den Rahmen für eine streng limitierte Edition, die mit einer ∙ 100% Porzellan Grand Cru Cuvée aus dem renommierten Champagner-Haus Cattier der ∙ 24K Gold veredelt Lebensfreude des New Yorker Künstlers James Rizzi ein Denkmal setzt. 1.000 Ex. à 6 l / Methusalem (weiß/rosé) à € 6.000 (o.MwSt.) Inkl. Display-Box und Zertifikat www.art-cuvee.de Champagne Ruinart Dom Ruinart Blanc de Blancs 2004 19 Punkte | 2017 bis 2019 Superbe, ungemein delikate Aromatik von Blumen und Zitrusfrüchten; die gleiche Finesse findet man am Gaumen, luftig, schlank und doch dicht, von grösster Delikatesse, andauernd: himmlisch, einer der schönsten Blanc de Blancs dieses Jahrgangs. Champagne Deutz Amour de Deutz 2006 19 Punkte | 2017 Blüten- und Briochenoten schmeicheln die Nase. Im Mund dominieren Aprikosen, Pfirsiche, Mirabellen und kleine gelbe Früchte. Alles ist Luftigkeit, Eleganz und Transparenz an diesem Wein. Herrlich jetzt, zum Tête-à-Tête wie geschaffen. Champagne Deutz William Deutz 2008 (halbe Flasche) 18.5 Punkte | 2017 Hat alle Qualitäten eines «grossen» William, Rasse und Eleganz, lupen reine, delikate, fruchtige Würze, Länge; grosse Klasse aus der kleinen Flasche und ein Vorgeschmack darauf, was uns in der grossen Flasche erwartet, wenn diese ausgeliefert wird! Champagne Deutz Amour de Deutz 2008 (halbe Flasche) 18 Punkte | 2017 Sehr stilvoll, elegant, diskrete, blumige Aromatik, sehr elegant und luftig, jetzt perfekt: für Singles, die keine ganze Flasche leeren wollen, und Paare, die mit einem Glas vom Besten anstossen wollen. Champagne Laurent-Perrier Grand Siècle Brut 17.5 Punkte | 2017 Lassen Sie diesem Wein nach dem Öffnen etwas Zeit – Sie werden durch ein eindrückliches Bouquet entschädigt, hübsche Reifefirne von Leder, Haselnuss, Gebäck und frischen Kräutern. Geläutert und cremig im Mund, elegant und von idealer Länge, passt ideal zum Tête-à-Tête. Champagne Veuve Fourny et Fils Rosé Vinothèque Extra Brut Vertus Premier Cru 2011 17.5 Punkte | 2017 bis 2018 Superbe, fein würzige Nase von Himbeere, verführerisch und delikat; von besonderer Eleganz und Finesse und doch sehr weinig: besonderer Charakter, Fourny wird mehr und mehr (auch) zum eigentlichen RoséSpezialisten! Für die betörende Art und Delikatesse. Champagne de Venoge Cordon Bleu Millésime 2002 17 Punkte | 2017 bis 2018 Verführerischer Reifefirn; cremig und vollmundig, perfekt ausgewogen, von schöner Länge, die dezente Bitternote sorgt für zusätzlichen Halt; hervorragend und jetzt genau richtig. Mit dieser Flasche aus einem legendären Jahrgang wird jedes Tête-à-Tête zum Ereignis. Champagne Bollinger Special Cuvée 16.5 Punkte | 2017 Dezente Würze, ausgewogener, eleganter, fruchtiger Bau, schöne Länge, stilvoll, wie man es von diesem Wein einer alten Spitzenmarke erwartet. Champagner 2017 – VINUM 67 10 Schaumweine, die zu jeder Art von Essen munden werden Dass Champagner (auch) zum Essen passt, ist mittlerweile eine Binsenweisheit, etwa so etabliert wie die Gleichberechtigung der Geschlechter. Und die stellt wohl doch niemand mehr in Frage, oder? Emanzipierte Champagner besitzen Gehalt, Struktur und Dichte und stehen zu jeder Speise ihre Frau. Folgende Schäumer lassen sich besonders universell bei Tisch einsetzen. Champagne Beaumont des Crayères Fleur Noire 2006 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Reifes Gold; zurückhaltend, öffnet sich nur langsam, dann rote Äpfel und hübsche Reifefirne, saftig und knackig, dicht und gut gebaut und doch bekömmlich, langes Finale, in dem man die Noten der Nase wie derfindet, hübsche Bitterkomponente, die ihm zusätzlich Klasse verleiht. Champagne Larmandier Bernier Vieille Vigne du Levant Grand Cru Extra Brut 2008 16.5 Punkte | 2016 bis 2018 Kräftige Zitrus-Gewürz-Aromatik; vollmundig, dicht und lang, voll aus gebaut, cremig, der ideale Champagner zum Mahl, jetzt geniessen. Champagne Pierre Gimonnet & Fils Fleuron 1er Cru Blanc de Blancs 2009 16.5 Punkte | 2017 Verführerische Aromatik von Golden, Haselnuss, Mirabelle; elegant und luftig im Mund, voll reif, aber auch gut strukturiert, lang, ausge zeichnet jetzt. Champagne Pommery Louise 2004 16.5 Punkte | 2017 Intensive, komplexe Aromatik von Leder, Nougat und Zedrat; besitzt Struktur und Frische, Rasse und gute Länge, hübsches Finale von Grapefruit mit leichter, nicht unangenehmer Bitternote; ideal zum Mahl, höchstens Speisen mit Bitterkeit vermeiden. Champagne Haton et Fils Cuvée Prestige 2010 16 Punkte | 2017 Von etwas reduktiver Art, dann ansprechend, fruchtig, dicht, elegant, angenehmes Finale von Kräutern und roten Äpfeln. Champagne Henriet-Bazin Brut Nature Premier Cru 2009 16 Punkte | 2017 bis 2018 Kompakt, geradlinig, mineralisch, noch zurückhaltend in der Nase, saftig, zum Mahl. Champagne Pommery Grand Cru Royal 2006 16 Punkte | 2017 Etwas reduktive, sehr reif wirkende, sogar eine Spur schwerfällige Aromatik, die sich nur langsam öffnet; cremig im Mund, reif auch hier, doch mit Gehalt, Struktur und Dichte; jetzt geniessen, zu Geflügel, zu Kalbfleisch oder zu Innereien. Champagner 2017 – VINUM 69 Vertrieb über: Wein Wolf, Bonn · www.weinwolf.de Champagne Nicolas Feuillatte Palmes d’Or Brut Vintage 2006 17.5 Punkte | 2017 bis 2020 Verführerische Aromatik, dezenter Reifefirn von Vanille, Haselnuss, Gebäck und Blüten; lebhaft, frisch, elegant auch, dicht und lang, fein- würziges Finale mit den Aromen des Bouquets; grosse Klasse, besitzt sogar noch Reserven. Champagne Alfred Gratien Cuvée Paradis 2008 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Auch diese Cuvée ist ganz in der Linie dieser Marke gehalten, die uns positiv überrascht hat: jugendlich- säurebetont, doch ohne Rustikalität, tadellose Machart, interessante Würze, Gehalt, Charakter, Potenzial. Auch der Brut NV ist empfehlenswert. Champagne Mailly Grand Cru Les Echansons 2006 16 Punkte | 2017 Reifendes Gold, hübscher Reifefirn auch in der Nase; vollmundig, recht wuchtig, fruchtig, eine Spur schwerfällig auch, verglichen mit der Konkurrenz. Nicht mehr länger lagern. 10 subtile Champagner für die kreative Küche Zauberer der «neuen», kreativen Küche, die auf originelle Geschmackskombinationen setzen und erstklassige Zutaten, taktile Eindrücke und farbliche Harmonien berücksichtigen, brauchen Weine, die der subtilen Komposition gerecht werden und sie nicht mit dem Alkoholdampfhammer oder dem Tanninbulldozer platt wälzen, delikate, transparente, komplexe Champagner mit klarem Fundament. Champagne Deutz Amour de Deutz Rosé 2006 18.5 Punkte | 2017 Amour ist nie imposant und schon gar nicht in diesem Jahrgang. Das gilt auch für den Rosé. Dafür zeigt er absolute Delikatesse und Eleganz. Alles ist luftig und edel und transparent in diesem Wein. Herrlich jetzt zu geniessen, zu einer Wachtel, mit Delikatesse gebraten. Champagne Deutz William Deutz 2006 18.5 Punkte | 2017 bis 2019 Von stilvoller, fein-würziger, durch und durch klassischer Art, betont elegant und zugänglicher als sonst, voll ausgereift, dicht und lang: grosser Wein, gehört garantiert zu den besten des Jahrgangs. Champagne Deutz Amour de Deutz Rosé 2008 (halbe Flasche) 18 Punkte | 2017 Halbe Flaschen grosser Cuvées champagnisieren nur wenige. Das ist verständlich und doch irgendwie schade. Deutz tut es mit Erfolg. Der 2008 ist temperamentvoll, dicht, saftig und doch luftig. Irgendwie hat man Mühe zu glauben, dass so viel Wein in so eine kleine Flasche passt. Champagne Veuve Fourny et Fils Blanc de Blancs 2008 18 Punkte | 2018 bis 2022 Noch zurückhaltend mit ersten Ranciotönen, komplex und vielversprechend, exotische Früchte und ein Hauch Vanille und Backgewürze; von superbem Bau, frisch und saftig und doch sehr elegant, . Champagner 2017 – VINUM 71 Champagne Jacquesson Cuvée 739 18 Punkte | 2017 bis 2020 Superbe, vielschichtige Aromatik, Noten von Früchten und Gewürzen, sehr verführerisch und delikat; von ausgesprochener Raffinesse auch im Mund, ideale Kombination von Frische, Luftigkeit und Rasse bei grosser, weiniger Dichte; umwerfend gut. Champagne Charles Heidsieck Brut Réserve 17.5 Punkte | 2017 Von besonderer Ranciowürze, wie sie nur noch wenige grosse Cham pagner in ihren BSA-Abfüllungen pflegen, herrlich cremig, elegant, raffiniert, mit verführerischem Finale von Dörraprikose, Vanille und Haselnüssen und einer zarten, edlen Bitternote. Herrlich. Champagne Charles Heidsieck Rosé Réserve 17.5 Punkte | 2017 bis 2018 Verführerische Aromatik von Erdbeeren und frischer Butter; elegant und luftig im Mund, reif und harmonisch, delikat, doch auch mit Gehalt, Finale von gekochten Erdbeeren; schöner, verführerischer, abgeklärter Wein, den man einfach so geniessen wird oder zu leichten Speisen. Champagne Beaumont des Crayères Raressence 2004 17 Punkte | 2017 Zurückhaltender, sich langsam öffnender Reifefirn, Gebäck und Leder; cremiger Ansatz, sehr reiner Bau, elegant, abgeklärt, geschmeidig, von guter Länge; Achtung, braucht unbedingt etwas Belüftung. Zu leichten Speisen der modernen Küche. Besser jetzt zu geniessen. Champagne de Venoge Louis XV. 2006 17 Punkte | 2017 Verführerische, delikate Aromatik von Vanille und Röstbrot, Zitrus früchten und Karambole, frischen Kräutern; cremig und elegant gebaut, rund und reif, doch mit Länge und Frische, auch im Finale angehende Reifewürze; deutlich besser als die vor einem Jahr geprüfte Abfüllung. Champagne Besserat de Bellefon Cuvée des Moines 2006 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Verführerisch, Vanille und Zitrusfrüchte, Röstnoten, Haselnuss; von frischer Säure getragen, kristallen, schlank, lang, mit Spannung und Finesse, sehr bekömmlich, hervorragend gemacht, der ideale Schaum wein zum Mahl, zu Speisen der kreativen Küche, die Säure mögen. Champagne Devaux Blanc de Noirs 16.5 Punkte | 2017 Verführerisch-fruchtige Aromatik roter Äpfel, mineralische Noten auch; saftig und erfrischend auch im Mund, knackig, geradlinig und doch mit Gehalt, eine helle Freude. 72 VINUM – Champagner 2017 10 taufrische Schäumer, die besonders gut zu Fisch und Meeresfrüchten munden werden Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt Champagner zu Fisch und Meeresfrüchten. Schliesslich ist Champagner aus weissem Traubensaft gemacht, selbst wenn der von roten Beeren stammt. Auch Rosés bestehen ja an der Basis aus Weisswein: Sie werden (von zwei, drei Ausnahmen abgesehen, die nur die Regel bestätigen) mit Champagner einfach zu Fisch mit «weissem Fleisch». Hält man sich dabei an folgende Auswahl, gelingt das Food Matching garantiert. Champagne Gosset Grand Millésime 2006 18 Punkte | 2017 bis 2018 Komplexe Aromatik, mit blumigen, würzigen und fruchtigen und Kräuterkomponenten, Holunderblüte, Minze; von besonders geradlini ger, eleganter Art, jetzt abgeklärt und voll ausgereift, aber auch mit der gewohnten Frische und Rasse, grundehrlich und schnörkellos. Champagne Gosset 15 Ans de Cave a Minima Non Millésimé 17.5 Punkte | 2017 bis 2020 Sattes, reifendes Gold; zurückhaltende, fein-würzige Aromatik von grünen und roten Äpfeln, Holzrinde, von besonderer Rasse trotz der würzigen, abgeklärten Aromatik, saftig, geradlinig, mit besonderer, mineralischer Textur; charaktervoller Wein für Leute, die Säure mögen. Champagne Guy Charlemagne Le Mesnil sur Oger Grand Cru 17.5 Punkte | 2017 Superbe Aromatik von Angelika, Grapefruit, ein Hauch Backgewürze, glasklarer Ansatz, Rasse und Eleganz in der Entwicklung, recht langes Zitrusfinale mit deutlicher Mineralität und Spannung. Die leichte Bitternote sorgt für zusätzliche Klasse. Champagne J.Vignier Brut Grand Cru Les Longues Verges 17.5 Punkte | 2017 bis 2019 Von zurückhaltender, mineralischer Würze; wie aus einem Stück Stein gemeisselt, geradlinig, kristallklar, schnörkellos, langes Finale, grüner Apfel; herrlicher Wein für Kenner, zum Mahl, zu Fisch. Herrlich. Champagne Moutard Cuvée 6 Cépages 2008 17.5 Punkte | 2017 bis 2020 Superbe, eigenständige Noten von Blumen und Kräutern, ungewöhnlich und erfrischend: cremig im Mund, elegant und ausgewogen, von schöner Länge und besonderer Frische und Saftigkeit, herrlicher Wein. Champagne Ayala Blanc de Blancs 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Blumig und fruchtig, ungemein erfrischend, elegant und cremig, saftig, transparent, lebhaft, lang. Erfreulich. Champagne Devaux Ultra D 17 Punkte | 2017 bis 2018 Sehr zurückhaltende Aromatik, Noten von Karambole und Minze; von glasklarer, kristallener Art, besitzt Rasse und Dichte, ausgespro chen transparenter, spannender Wein, den man zu Fisch geniessen wird, herrlich in seiner schnörkellosen Art. Champagner 2017 – VINUM 73 Champagne Duval-Leroy Blanc de Blancs Prestige Grand Cru 2006 17 Punkte | 2017 bis 2018 Superbe Aromatik von Karambole und Kräutern, mineralisch auch, von grosser Rasse und Frische, hervorragend für den Jahrgang, jetzt ideal. Champagne Gosset Grand Blanc de Blancs 17 Punkte | 2017 bis 2018 Zurückhaltendes Bouquet von grünen Äpfeln, Zitrusfrüchte; glasklar im Mund, mit Rasse und Spannung, dicht und lang, wird hervorragend zu Fisch und Meeresfrüchten munden. Champagne J.Vignier Silexus Sezannensis 17 Punkte | 2017 bis 2019 Zurückhaltende, mineralische und Kräuternoten, ein Hauch Thymian; schlank und von grosser Spannung und guter Länge im Mund, von sehr reiner, geradezu kristallener Art; interessant, weil er eindrücklich den Chardonnay aus dem Sézannais illustriert. Zu Süsswasserfisch. 6 temperamentvolle Champagner, die ideal zu Geflügel und Kalb munden Geflügel wie Perlhuhn, Huhn, Taube, Fasan oder Rebhuhn lassen sich besonders leicht mit Champagner jeder Couleur vermählen. Ähnliches gilt für Kalbfleisch, geschmort wie gebraten, ein Schweinsfilet oder ein zartes Stück Lamm. Will man einen Schritt weiter gehen in der Kuppelei, setze man auf folgende besonders würzige, weinige Champagner. Champagne Devaux Cuvée D Rosé 2008 17 Punkte | 2017 bis 2018 Zurückhaltende Würze von reifem rotem Apfel; saftig im Mund, mit Biss und Frische, von schöner, fruchtiger Länge. Herrlich, mit Tempera ment und Charakter, zu Geflügel, Kalb, Schwein. Champagne Dom Caudron Sublimité 50/50 2008 17 Punkte | 2017 bis 2018 Eigenwillige Nase von Vanille, Golden und Röstnoten, Rauch, kräftig und doch nicht aufdringlich; voll im Ansatz, dichter, reifer Bau, cremige Perlage, kräftiges, temperamentvolles, grosszügiges, schon fast feuriges, würziges Finale; hat Charakter, zu Geflügel in Cremesauce. Champagne Mailly Grand Cru O’ de Mailly 2008 17 Punkte | 2017 bis 2020 Ausgesprochen weiniger, knackiger, würziger, aber auch fruchtiger Champagner mit intensivem Finale roter Äpfel. Hat noch Reserven und ist weit von seinem Höhepunkt entfernt. Zu Geflügel, Kalb. Champagne Marc Hébrart Noces de Craie 2012 17 Punkte | 2017 Marc Hebrart steht für Winzerchampagner mit besonders viel Eigen charakter. Davon zeugt auch diese Cuvée: Aromen von Pfirsich, roten Beeren und Kräutern, mit mineralischen Untertönen, voller Ansatz, saf tiger, reifer Bau, perfekt eingebundene Säure, sehr weinig und fruchtig. 74 VINUM – Champagner 2017 Champagne Ruffin et Fils L’Ame de Jean 17 Punkte | 2017 bis 2020 Verführerische Aromatik von exotischen Früchten, Gewürzen, Golden; beginnt cremig, doch besitzt auch ein waches Säuregerüst, endet lang auf Noten von Grapefruit und grüner Zitrone. Die Holznoten sind bes tens eingebunden, das Ganze besitzt grosse Spannung und Rasse. Champagne Forget Brimont Millésime Premier Cru 2005 16.5 Punkte | 2017 Würzige Reifefirne; ausgewogen, erfrischend, gut gebaut, jetzt zu geniessen; zu Geflügel, Schwein und Kalb. 5 Champagner, die auch vor Speisen der exotischen Küche keine Angst haben Nichts da von Blut und Boden. Champagner ist eine universelle durch und durch internationale Sache. Schliesslich haben zahlreiche Nationen an seiner Erfindung gestrickt. Viele Champagner passen denn auch besonders gut zu internationaler, würziger oder nur schmackhafter Küche und die folgenden ganz besonders. Champagne Pol Roger Brut Rosé 2008 17.5 Punkte | 2018 bis 2022 Hübscher Reifefirn von Leder und Gewürzen; die Frische und Struktur des Jahrgangs bildet einen interessanten Gegensatz – oder ein gutes Fundament – zur reifen, würzigen Aromatik, im Finale ergänzen Noten Roter Johannisbeeren und mineralische Töne das Ganze. Champagne A.R. Lenoble Brut Rosé Terroirs 17 Punkte | 2017 Lachs, superbe, komplexe Aromatik von gekochten Beeren, auch dieser Rosé ist in der charaktervollen, eigenständigen Art des Hauses gehal ten, kräftig und doch elegant, fruchtig-würzig, reif, lang; hervorragend zu Geflügel und weissem Fleisch, zu exotischer Küche. Besitzt Klasse. Champagne Besserat de Bellefon Cuvée des Moines Grand Cru Blanc de Noirs 17 Punkte | 2017 bis 2018 Das erfolgreiche Lifting dieser alten Marke illustriert auch diese überra schende Cuvée: superbe Aromatik von Kräutern und Heidelbeeren, von cremiger und doch ungemein fruchtiger Art, raffiniert, mit spürbarer und doch perfekt integrierter Säure. . Champagne Jacquart Alpha 2010 17 Punkte | 2016 bis 2018 Wirkt sehr kohärent, vollmundig und ausgereift, fruchtig mit schönem Kiwi-Apfel-Finale; zu internationaler oder asiatischer Küche. Erinnert an 2005, besitzt aber deutlich mehr Frische und wirkt sehr präzise und transparent trotz der Fülle und des Reichtums. Champagne Henriet-Bazin Cuvée Marie-Amélie 2010 16.5 Punkte | 2017 Verführerische, delikate, blumige Aromatik, elegant im Mund, frisch und luftig, voll ausgereift, als Apéro oder mit exotischen Speisen. Champagner 2017 – VINUM 75 6 charaktervolle Champagner, die selbst mit deftigen Speisen mithalten Wenn wir Weisswürste geniessen, mit Senf oder ohne, eine Andouillette, eine echte Sankt Galler Kalbsbratwurst, ein Paté vom Fasan oder eine Fischterrine und andere deftige Leckereien, gibt es für uns nur ein Getränk dazu: saftiger Champagner. Wir brauchen nicht einmal einen Vorwand dafür. Man merke sich einfach: Knackige Champagner passen besonders gut zu deftiger Kost. Das gilt übrigens selbst für exklusive Schaumweine. Man lasse ganz einfach die Scheuklappen in der Schublade und geniesse hemmungslos. Vorwände braucht es dafür nun wirklich keine. Champagne Bonnet Ponson Blanc de Noirs Jules Bonnet 2009 17 Punkte | 2017 bis 2018 Von rauchig-würziger Art, fruchtig, geradlinig, schnörkellos, angeneh me, leichte Bitternote, erfreulich, charaktervoll und trocken im besten Sinn. Zu kräftigen Speisen. Champagne Jean Pernet Millésimé 2008 16.5 Punkte | 2017 bis 2020 Fruchtige Nase von rotem Apfel; knackig und saftig, besitzt Rasse und Frische, noch sehr jugendlich, ideal zu kräftigen Speisen. Erfreulich für seine saftige Art. Champagne Blondel Vieux Millésime 2008 16 Punkte | 2017 Bodenständiger, kräftiger, noch säurebetonter, weiniger Champagner mit knackigem Apfelfinale; zu kräftiger Kost. Champagne Francis Boulard et Fille Les Rachais 2008 17 Punkte | 2018 bis 2019 Golden und Zitrusfrüchte, Haselnuss, knackig und frisch, kräftig, fruch tig, langes Grapefruit-Finale, durch und durch erfreulich, zu kräftigen Speisen. Kann reifen. Champagne José Michel et Fils Grand Vintage 2008 16.5 Punkte | 2017 bis 2019 Diskrete, sogar verhaltene Aromatik; von kompakter, fruchtiger Art, stimmig, mit Frische, von guter Länge auf Noten von Zimt und Apfel kompott. Zu Käse, Grillwurst, deftigen Speisen. Champagne Alfred Gratien Brut Millésime 2004 16 Punkte | 2017 bis 2019 Hübscher, diskreter Reifefirn; Gewürze und Kompott; im Mund überraschend knackig, jugendlich, spürbare Säure, Rasse und Länge; besitzt Charakter, kann noch etwas lagern, zu Wurstwaren. Wir mögen die geradlinige, schnörkellose Art, den vergnüglichen Reifefirn. 76 VINUM – Champagner 2017 pour certains, ce n’est déjà plus un secret PHILIPPONNAT BLANC DE NOIRS MILLÉSIMÉ Assemblage ambitieux construit autour des meilleurs terroirs de Pinot Noir de la Montagne de Reims, la cuvée Blanc de Noirs Millésimé est le fruit d’une sélection minutieuse des meilleurs vins de l’année. Un champagne vineux, intense et frais. www.philipponnat.com L’ABUS D’ALCOOL EST DANGEREUX POUR LA SANTÉ. À CONSOMMER AVEC MODÉRATION. 8 würzige Champagner, die keine Angst vor Käse haben Champagner regen die Verdauung an. Das tönt weniger medizinisch-martialisch, wenn man Schäumer zum Käse reicht. Spass und Medizin verschmelzen so zu einem einzigen glücklichen Ganzen. Käse schliesst den Magen – und Champagner öffnet ihn wieder. Vollmundige, ausgereifte Champagner passen da besonders gut (auch wenn, mag sein, die medizinische Seite auf der Strecke bleibt, die ja sowieso nur ein Vorwand ist). Sie verhindern auch, dass man sich mit Käse nicht erneut den Bauch vollschlägt, und sind (ein anderer guter Vorwand) so der Linie dienlich. Champagne A.R. Lenoble Brut Grand Cru Chouilly 17.5 Punkte | 2017 bis 2019 Leder, Gebäck, Vanille, Röstnoten, ein Hauch Kaffee sogar; kräftig und kompakt im Mund, voller Rasse, mit beeindruckendem, würzigem Finale, in dem man die Noten der Nase wiederfindet, dezente Bitternote; charaktervoller Wein, der nur Bitterkeit in Speisen fürchtet. Champagne Billecart-Salmon Vintage 2006 17 Punkte | 2017 bis 2018 Reifes Gold; hübscher Reifefirn, Vanille und andere Backgewürze, Mirabelle; vollmundig, reif, hübsche Bitternote im recht langen Finale. Hat in einem Jahr deutlich an Reife gewonnen und etwas an Cremigkeit verloren, darum besser jetzt geniessen, zu Hartkäse. Champagne Henriet-Bazin Brut Grand Cru 2008 17 Punkte | 2017 bis 2018 Zurückhaltend-würzige Aromatik, rote Äpfel; saftig im Mund, kompakt und dicht, gut strukturiert, mit saftigem Finale von Apfelkompott. Kann weiter reifen. Zu Käse. Champagne Marc Hébrart Noces de Craie 2012 17 Punkte | 2017 Aromen von Pfirsich, roten Beeren und Kräutern, mit mineralischen Untertönen, voller Ansatz, saftiger, reifer Bau, perfekt eingebundene Säure, sehr weinig und fruchtig, lang: zu Käse, aber auch zu Geflügel und Pasteten und anderen Leckereien, die imposante Weine mögen. Champagne Marc Hébrart Rive Droite Rive Gauche 2010 17 Punkte | 2017 Kräftige Aromatik von Pomelo und Kräutern; voller Ansatz, erstaunlich für einen schwach dosierten Wein, ein Hinweis auf die reife Art, dicht, fruchtiges Finale von Pfirsich, spürbare Säure – ungewöhnlicher Champa gner, der eher einem reifen Weissen gleicht, der versehentlich schäumt. Champagne Boizel Grand Vintage 2007 16.5 Punkte | 2017 bis 2018 Reifendes Gold; würziger Reifefirn von Golden, Mirabelle; voll im Mund, rund und reif, auch hier sehr aromatisches Finale, doch mit der nötigen Frische; zur Käseplatte müsste das hervorragend passen! Erfreulich und interessant, aber jetzt geniessen. Champagne Jacquart Blanc de Blancs 2009 16.5 Punkte | 2017 Hübsche Nase exotischer Früchte, gefällig und reif; vollmundig, rund und fruchtig, Eindruck von exotischen Früchten auch im langen Finale; ersetzt ein Dessert! Ausgezeichnet gemacht, illustriert perfekt den Jahrgang der grossen Traubenreife. 78 VINUM – Champagner 2017 Champagne Devaux Crème de Cuvée 15.5 Punkte | 2017 Spürbare, auch etwas aufdringliche Süsse, wenn man ihn nach schwach dosierten Weinen verkostet, doch in seiner Kategorie ausgezeichnet: wer leicht süsse Champagner mag und den Hauch von Schaumbonbon im Mund, wird diesen Wein mit Vergnügen geniessen. 12 charaktervolle Champagner für Kenner, die das Besondere schätzen Wer das Besondere in einer Flasche Champagner sucht, alte Vorurteile abstreifen oder neue Fronten erforschen will, wer schon alles getrunken hat und doch noch nicht müde ist, findet hier ausreichend Stoff für feuchte Bettlektüre, die durch den Gaumen rieselt. Und notorische Biertrinker, die behaupten, Champagner sei kein Wein, kriegen hier eins auf den Humpen. Champagne Diebolt-Vallois Fleur de Passion 2007 19 Punkte | 2017 bis 2020 Superbe Aromatik von exotischen Früchten und Blumen; von herrli chem Bau, weniger schwerfällig als andere Weine dieses Jahres, saftig und vollmundig, cremig und würzig, dicht und lang, mit herrlichem Finale von Grapefruit: ein absoluter Hit unter den Weinen des Jahres. Champagne Jacquesson Dizy Corne Bautray 2005 19 Punkte | 2017 Die fruchtig-kräuterig-würzige Aromatik eines reifen Burgunders; ungemein weinig im Mund, herrlich dicht, saftig, kernig gar, mit umwerfendem Finale von Pfirsich und Apfel: jetzt genau richtig, zu einem hochklassigen Mahl, Geflügel, zu kreativer Küche. Champagne Charles Heidsieck Vintage 2005 18 Punkte | 2017 bis 2018 Die Ranciowürze, Markenzeichen des Hauses, ist hier etwas weniger vorlaut, zurückhaltender, geheimnisvoller als im Brut, mit Noten von Kakao und Nüssen, komplex auch im Mund, cremig und dicht, weinig auch, spürbare Säure, die dem ganzen Rasse gibt; hervorragend. Champagne Jacquesson Dizy Corne Bautray 2007 18 Punkte | 2017 Diskret-fruchtig, die mineralisch-blumige Art von Hyazinthe tritt stärker hervor als im 2005, das Ganze ist sehr stimmig, weniger voluminös vielleicht, doch sehr ausgewogen und dezent. Zu einem leichten Mahl. Geniessen, nicht lagern. Die besten Lagen der Champagne garantieren Weine ausgesuchter Finesse Champagne Veuve Fourny et Fils Monts de Vertus Extra Brut Vertus Premier Cru 2009 17.5 Punkte | 2017 bis 2019 Alles, was die Fourny-Brüder auf den Markt bringen, hat Klasse, auch dieser herrliche Blanc de Blancs: superbe Nase von Karambole, Pomelo, Kräutern; saftig im Mund, spürbare Säure, sehr dicht und lang, bekömmlich trotz seiner sehnigen, knackigen Art. Champagne A.R. Lenoble Dosage Zero Brut Nature 17 Punkte | 2017 Charaktervoller, ungemein würziger Schaumwein, gut strukturiert, sehr reif, dicht, lang, mit herber, aber nicht störender Bitternote im Finale, ein Wein für Kenner, die ihn beispielsweise zu reifem Hartkäse geniessen werden. Champagne Tarlant La Matinale Brut Nature 2003 17 Punkte | 2017 bis 2020 Reichhaltige, kräftige Nase von Gebäck, Würzbrot; würzig auch im Mund, voll und kräftig, reichhaltig fast, aber von besonderer Rasse: ausgezeichnete Balance von Würze und Struktur, zarte Bitternote, die zusätzlich für Halt sorgt, imposanter Wein. Champagne Vilmart Grand Cellie d’Or Premier Cru 2011 17 Punkte | 2017 bis 2019 Fein-würzige Aromatik, Karambole, Minze, ein Hauch Enzian; diskrete Eichenwürze auch im Mund, elegant, transparent, mit Frische und Länge, hat Klasse, kann etwas reifen. Champagne Guy Charlemagne Le Mesnil Brut Nature 16.5 Punkte | 2017 Hübsche, sehr reintönige, mineralisch-würzig-fruchtige Aromatik; schlank, elegant, geradlinig und schnörkellos, kristallklar, beeindruckt nicht mit Wucht und Fülle, sondern mit Delikatesse und Transparenz. Für einen stillen Moment der Besinnung. Champagne Ployez-Jacquemart Extra Brut Vintage Blanc de Blancs 2008 16.5 Punkte | 2018 bis 2022 Eine Spur reduktive, doch sich rasch klärende Nase, noch jugendlichdiskret folglich; ungemein kernig und rassig im Mund, von herber, robuster Art, langes Finale von Grapefruit und grüner Zitrone; sollte noch etwas reifen. Champagne Ployez-Jacquemart Liesse d’Harbonville 2000 16.5 Punkte | 2016 bis 2019 Reifes, mattes Gold; hübscher, zurückhaltender Reifefirn von Aprikose, Vanille, Gebäck und Grapefruit; von ungewöhnlicher Rasse trotz seiner Reife, noch sehr säurebetont; besitzt besondere Rasse, für Liebhaber des Ungewöhnlichen und Freunde von Säure. Kann noch weiter reifen! Champagne Fallet-Dart Millésime Brut 2008 16 Punkte | 2016 bis 2018 Besitzt mehr Fülle als der Extra Brut, doch ansonsten von ähnlichem Kaliber, mineralisch mit saftigem Grapefruit-Finale. Hervorragend auch die Lagen-Cuvée Les Hauts du Clos du Mont (17.5 Punkte). 80 VINUM – Champagner 2017 SOUTIRAN «Gutes will Weile haben.» champagne-devaux.com Champagne Beurton-Vincent 5, rue du Sorbier 51480 Cuchery Marne, France Tel. +33 3 26 58 11 75 [email protected] www.beurton-vincent.com Fünf geile Gründe, Champagner zu geniessen (Und einer, warum wirklich) 1. Champagner ist der Wein der Reichen und Schönen, doch er kostet weniger als eine Rolex und schmeckt vor allem viel besser. 2. Champagner ist der universellste Wein der Welt. Man findet ihn im Tante-EmmaLaden, im Internet, in der einsam gelegenen Steppenbar in Kasachstan oder am Nordpol, wo er ökologisch gekühlt eingeschenkt werden kann von schmucken Kellnern in Pinguinkostümen. 3. Champagner ist erotisch. Frauen mögen das besonders. Weil er schon losgeht, kaum haben sie am Korken genestelt. 4. Champagner ist erotisch. Männer fühlen sich sackstark, wenn es ihnen gelingt, den Schaum unter Kontrolle zu halten. 5. Champagner ist gesund. Oder haben Sie schon mal eine kranke Champagnerflasche gesehen? 6. Haben Sie etwa geglaubt, was Sie da eben gelesen haben? Vorgekautes, das schmeckt wie aufgewärmtes Konfetti, verpuffter Schaum, abgestandener, lauwarmer Quatsch mit Sauce. Gründe zum Entkorken der Flasche Champagner braucht es nicht. Naschen Sie davon regelmässig zügellos, wann Ihnen der Sinn danach steht. Zerdenken Sie den Champagner nicht, geniessen Sie ihn. Champagner ist (auch) der Wein der Freiheit. Es lebe die Chanarchie! 82 VINUM – Champagner 2017 IHR S P EZI A LI S T FÜR GROSSE WEIN E & C H AMPAG N ER M EHR A LS 2 M I LL ION EN FLASC H EN VERFÜ GBAR Champagner -25 bis zu DAs komplette Angebot unter % www.millesima.com Unsere deutschsprachigen Weinspezialistinnen Frau Treptow und Frau Niggl beraten Sie gerne. grAtistelefonnummer : 00800 267 33 289 (DirektwAhl, Aus liechtenstein: 00 33 557 808 809) Dieses Angebot ist gültig bis zum 31.12.2016. Millésima SA - 87, quai de Paludate - CS 11691 - F33050 Bordeaux Cedex - email: [email protected] - VIN Unsere Weinexperten empfehlen: Champagne Charles Bertin 1er Cru, 75 cl Champagne N. Feuillatte Cuvée Spéciale, brut, 75 cl Champagne F. Bonville Grand Cru, 75 cl Coop Fine Food Champagne Bonnaire Prestige, 75 cl 24.95 29.95 29.95 39.95 Champagner – einfach unwiderstehlich. Entdecken Sie vier grossartige Champagner, die zu jeder Gelegenheit passen. Prickelnde Lebensfreude mit raffi nierten Aromen und feiner Säure. 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