2. vwBrief_016

Spirituelle Gemeinschaft
2. (vor)weihnachtlicher Brief 2016
Unser Vater ist ja …
Die Kraft des Anfangs
ist noch lange nicht verbraucht,
die ersten Kerzen
leuchten wieder, und
in ihr warmes Licht getaucht
greift Hoffnung Raum,
erklingen Lieder.
Eugen Eckert
Am Morgen betete ich zuversichtlich den adventlichen Hymnus1. Zuversichtlich, weil ich darauf vertraute, in
diesem Beten nicht allein zu bleiben; weil Geschwister – an anderen Orten zwar – mit mir diesen Hoffnungsworten trauen. Doch jetzt im abendlichen Lichtermeer frage ich mich: Ist das gemeint mit dem hoffnungsstarken Wort „Die Kraft des Anfangs ist noch lange nicht verbraucht …“? Wirklich?
Wirklich? Was ändert sich, wenn ich das Fragezeichen weglasse? Es ersetze durch einen `.´, oder gar ein
zuversichtliches `!´. Statt `Wirklich?´ nun `WIRKLICH!´. Erinnerungen irritieren mich, und eine Begegnung:
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Das Evangelium, die „Frohe Botschaft“ des 1. Advent schloss mit dem Satz: „Seid wachsam! Ihr wisst
nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“ (Mt 24,42).
In der jüdischen Tradition gibt es den Brauch, einen Stuhl am Tisch frei zu lassen: ER könnte ja kommen,
der generationenlang Ersehnte. Manchmal kommt wirklich einer, hungrig, erfroren, einsam, bedürftig – und
findet (s)einen Platz am Tisch. Der unerwartete, ungebetene Gast wird aufgenommen. Einen Moment2 geschieht, was JESUS erinnert: „ICH war hungrig, und ihr habt MIR zu essen gegeben“ (Mt 25,35f).
Gestern fand einer keinen Platz, wurde weggeschickt: „Ich bin selber zu müde, kann jetzt nicht …“. Gut zu
verstehen ist diese Antwort, und doch…! ER ging in den kalten Nebel. Ich war dabei. Ich schäme mich.
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1
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Der 2. Advent: „Meint ihr, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater“ (Mt 3,9). Bei uns würde
man sagen: Ich bin getauft, G´TT ist unser Vater, der `Himmelvater´, der `liebe Gott´. Zu IHM kann ich
immer kommen: „Vater unser im Himmel …“.
Aus: Eugen Eckert © 2002; zit. aus: KAIROS-All(e)tagsliturgie, Eigentexte zur Weihnachtszeit, S V/5
Immer ereignet es sich nur einen Moment, das haben auch die Emmaus-Jünger erfahren.
Juhre2. (VOR)WEIHNACHTLICHER BRIEF __________________________________________________________________________________ -2UNSER VATER IST JA …
© PETER F. BOCK, KAIROS 2016
Vor Tagen in der Ausstellung „Spaniens goldene Zeit“ stand ich vor diesem Bild von Luis Tristen (1624),
wie Aug in Aug mit dem Vater. Schaut ER wie resigniert starr ins Leere? Das ist nicht mehr der `liebe Gott´
der Kindergebete. Spiegelt sich meine Scham in Seinem Blick? Löst das Sehnsuchtswort `Vater´ in mir ein
`Ja, da bin ich´ aus? Und was ist SEIN Wort an mich? Lasse ich mich auf diese Beziehung ein?
Worauf warten wir
Jahr um Jahr.
Tag für Tag.
Heute. Jetzt.
Oder warten
wir auf nichts.
Kennen wir den
der kommen wird
oder den
der wiederkommt
oder den
der immer da war.
Oder wartet er
auf uns?
Armin Juhre
Diese Gedanken-Bildern laden ein zum vorweihnachtlichen Gespräch. Über Deine/Ihre Antwort – gemailt
oder geschrieben – freuen wir uns.
Mut und Segen wünschen wir Dir/Ihnen für die zweite Adventwoche!
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