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Foto: Höner
Fotos: Einhoff
Der Testschlepper erreichte uns im Vorserien-Stadium. Er feierte auf der Eima in Bologna offizielle Premiere.
TESTPROTOKOLL
McCormick X 5.30 PowerPlus
Neues Design, neue Kabine und ein sehr sparsamer Motor. Der McCormick hat
uns richtig neugierig gemacht.
Kabine
Testnote: 3,0
Der X5.30 trat vor dem eigentlichen
Serienstart zum Vergleichstest an. An
einigen, kleineren Stellen war der
Schlepper noch nicht ganz fertig. So
gab’s in der Kabinenverkleidung noch
unsaubere Fügestellen, einige Kunststoffteile waren ziemlich dünn. McCormick will hier noch nachbessern.
Das neue McCormick-Design ist gelungen, das hellgraue Interieur aber etwas schmutzempfindlich. Die großen
Türen der geräumigen Vier-Pfosten-Kabine (L x B = 147 x 146 cm) öffnen sehr
weit und stehen dann reichliche 70 cm
über – das kann in engen Gebäuden riskant sein. Trotzdem ist der Durchgang
zwischen A-Säule und Kotflügel nicht
besonders weit. Doch das Lenkrad klappt
per Pedal weg, der Beifahrersitz durch
Federkraft nach oben. Zusammen mit
138
top agrar 1/2015
niedrigen 107 cm Plattformhöhe kommt
der Fahrer einigermaßen bequem auf den
Sitz. Nach rechts beengt der Frontlader-Hebel den Ein- und Ausstieg.
Der Sitz (Sears) kommt auf unebener
Fahrbahn unsanft an seinen oberen Anschlag. Er sollte sich zudem weiter nach
hinten schieben lassen, doch hinten ist
der Kabinenhimmel zu niedrig. Größere Fahrer stoßen hier schnell mit dem
Kopf an, vor allem wenn sie sich umschauen.
Die Sicht nach vorne ist gut, vor allem
durch die hochgezogene Frontscheibe
und das Glasdach. Die Frontscheibe
lässt sich öffnen, aber nicht mit angebautem Lader. Gute Sicht zu den Seiten,
allerdings sind die B-Säulen in den hinteren Ecken recht massiv. Sechs-Pfosten-Konzepte mit zur Mitte verlegten
C-Säulen und gebogenen Seitenfens-
tern bieten teils bessere Sicht. Nach
hinten/oben (Kipper) behindert der tief
gezogene Himmel die Sicht.
Die Ausstattung mit Arbeitsscheinwerfern ist okay, die Klimaanlage (links
oben am Kabinenhimmel) arbeitet gut.
Insgesamt ist die Ergonomie bzw. Bedienung – bis auf wenige Ausnahmen –
übersichtlich. Das Armaturenbrett-­
Display bietet Zusatzfunktionen wie
zum Beispiel einen Hektar- oder Dieselzähler.
Motor
Testnote: 1,0
Der Perkins-Motor entstammt einer
Kooperation mit FPT. Seine eingetragene Leistung beträgt 75 kW/102 PS.
An der Zapfwelle haben wir maximal
67 
kW/91 
PS gemessen. Als zweiter
Schlepper im Test verfügt der McCormick über einen Boost (im Test an der
Getriebe
Testnote: 3,0
Stärken und
Schwächen
++Sparsamer, agiler Motor
++Gute Hubwerksfunktionen
++Praktische Wendeschaltung
++Testbudget nicht
ausgeschöpft
--Lastschaltung nur vorwärts
--Begrenzte Bereifung
--Begrenzte Hydraulikoptionen
--Keine AutomatikFunktionen
triebehaushalt liegen im Durchschnitt.
Der McCormick trat mit 2 mechanischen Steuergeräten an. Wenn ein Lader montiert ist, sind standardmäßig
hinten nicht mehr als 2 dw-Anschlüsse
möglich. Bei separatem Lader-Hydraulikblock lassen sich aber auch bis zu vier
dw-Anschlüsse montieren. Gute Hebelposition vorne auf der Konsole.
Der Traktor hat eine gute BoschEHR. Die beleuchteten Bedienelemente
sind in zwei Gruppen angeordnet und
sehr übersichtlich. Gut: Die Transport-Dämpfung lässt sich in jeder Höhe
aktivieren. Der Kippschalter für den
Schnellaushub hat eine mittige StoppPosition. Allerdings ist der Einstellregler für die Arbeitstiefe zu leichtgängig.
Knöpfe zur Außenbedienung gibt’s auf
beiden Kotflügeln. Das Display zeigt die
aktuelle Hubhöhe an, die Sensoren am
Hubwerk sind etwas ungeschützt. In
Das Argo-eigene Wendegetriebe hat
drei Gruppen (seltsame Symbolik mit
Schildkröte, Mensch, Hase), vier Gänge
sowie vorwärts drei LS-Stufen (36/12).
Es ist die höchste Ausbaustufe in dieser
McCormick-Baureihe.
Der Schalthebel hat einen guten
Kupplungsknopf. Vor allem der 3. Gang
liegt zu weit weg vom Fahrer. Der
Gangwechsel ist eher straff, die Lastschaltung sanft.
Die Knöpfe für die LS-Stufen liegen
ungünstig tief im Schalthebel. Weil der
Hebel weit weg ist und das Getriebe
keine Automatik bietet, hätten wir uns
weitere LS-Knöpfe in der Nähe der
EHR gewünscht. Ein vollständiges
Speedmatching fehlt, aber beim Runterschalten wechselt die LS automatisch
von Stufe 3 zu 2.
Bei rund 1800 Motorumdrehungen bietet das Getriebe (vorwärts)
14 Gänge zwischen 4 und 12 km/h,
McCormick X5.30 Power
die Überlappung zwischen den
Gruppen ist okay, zwischen den
Messwert
Gängen eher knapp.
Das Ansprechverhalten der
Maximale Leistung
85
Wendeschaltung lässt sich per
Zapfwelle1) (PS)
Ø
Drehregler in zehn Stufen deutSpez. Verbrauch über 346
lich spürbar verstellen, die Einstel5 Punkte (g/kWh)
lung erscheint auf dem Display –
Ø
4,7
prima! Der ­
Hebel der WendeØ Hubkraft (t) 4,4
schaltung überzeugt weniger: Er
Ø
wandert nicht mit, wenn man die
66
Max. Ölfördermenge
60
Länge der Lenksäule verstellt, der
an 1 Anschluss (l/min)
Ø
Abstand vergrößert sich, der Fah3,1
Nutzlast in
rer muss umgreifen.
2,6
Testausstattung (t)
Ø
Hydraulik
Testnote: 2,8
McCormick bietet den Traktor
nur mit einer 63 l-Zahnradpumpe
an. Am Anschluss kommen 66 l
pro min an (Ø = 76 l). 25 l entnehmbare Ölmenge aus dem Ge-
Testausstattung ließ sich nur eine
Hubstrebe direkt verstellen, die Ausstattung ist hier eher bescheiden. Die
durchschnittliche Hubkraft beträgt
4,7 t, sie steigt nach oben hin an – so soll
es sein. Der Hubweg misst fürstliche
73 cm, der beste Wert.
10,8
Wendekreis (m) 10,8
Ø
Zapfwelle
Testnote: 3,0
Antriebsstrang
Testnote: 3,5
Testschlepper mit 540/540 E/1 000,
das ist okay. Der Hebel für den Drehzahlwechsel sitzt links, der Aufkleber
ist nicht ganz eindeutig. Vor allem die
1 000er-Drehzahl lässt sich schwerer
einlegen. Der Zapfwellenschalter auf
der Konsole ist okay. Außenbedienungen für die Zapfwelle gibt’s auf beiden
Seiten. Um die Zapfwelle von außen
permanent einschalten zu können, muss
der Fahrer zuerst per Kippschalter den
Sitzkontakt freischalten und dann die
Außenbedienung länger als 6 Sekunden
drücken. Bei aktivem Kontakt dreht die
Welle nur für ein paar Sekunden, wenn
man den Außenknopf drückt.
Laut McCormick misst die Elektronik beim Einschalten der Zapfwelle die
Torsion in der Getriebewelle und regelt
danach das Anlaufverhalten. Eine Automatik ist leider nicht lieferbar.
Für Allrad und Sperre gibt es Tasten
(An/Aus), aber keine Automatik. Die
Sperre löst auch, wenn der Fahrer die
Bremse antippt. Der Handbremshebel
liegt etwas versteckt unterm Beifahrersitz. Die Bremsen arbeiten präzise (nasse
Bremsen vorne). Die Lenkung ist präzise. Das griffige Lenkrad braucht 3,5
Umdrehungen von rechts nach links.
Der Wendekreis beträgt 10,80 m (Ø =
10,20 m). Der X 5.30 wiegt in Testausstattung rund 5 t, bleiben noch
3,1 t für die Zuladung – prima!
Plus
Leider lässt sich die Maschine
nicht größer als im Test bereifen.
91
267
Fahrkomfort
91
267
5,2
97
3,3
8,8
1) mit Boost, falls vorhanden
Bei unseren Messungen profitiert der McCormick
vor allem von seinem sparsamen Motor.
Grafik: Driemer
Zapfwellenbremse kamen allerdings
nur 2 kW/2,7 PS weniger ohne Boost
an). Bei Max.-Leistung ist der Motor mit
260 g/kWh sparsam (Ø = 272 g/kWh)
und teilt sich die Spitzenplätze mit den
beiden verwandten FPT-Aggregaten.
Die höchste Effizienz erreicht er im
Drehzahlkeller mit 1 100 U/min und
44 kW/59 PS. Die 242 g/kWh sind hier
der niedrigste Verbrauch. Auch bei den
Teillastpunkten profitiert der McCormick von seinen Stärken im unteren
Drehzahlbereich: Die 267 g/kWh liegen
8 % unter dem Schnitt und 23 % günstiger als der Durstigste. Bei unseren errechneten Vergleichsarbeiten fährt der
Traktor immer 1 l/h günstiger. Und
auch bei den Praxiseinsätzen zeigte sich
das Aggregat ziemlich agil. Ein elektronischer Drehzahlspeicher fehlt leider.
Testnote: 3,0
Mit 2,35 m hat der McCormick
den zweitkürzesten Radstand.
Trotzdem liegt er einigermaßen
ruhig auf der Straße. Am meisten
stört der Sears-Sitz mit seinem
harten oberen Anschlag. Mit den
72 dB(A) bei Höchstgeschwindigkeit bzw. 74 dB(A) an der Zapfwellenbremse ist der Schlepper eher
leise. Doch bei einigen Drehzahlen
stört ein Rappelgeräusch, das von
der mechanischen Parallelführung
des Laders kommt. Die Rückspiegel sind aus normaler Fahrerposition kaum zu sehen. Dem Blinker
(rechts) fehlt ein Rücksteller oder
ein dezenter Piepton. -ghtop agrar 1/2015
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