Projektdatenbank der Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung Projekt-Detailansicht http://www.bmbf.de/ Prävention zur Verhinderung von Exklusion - Förderung der seelischen Gesundheit in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung in Quartieren mit besonderen Problemlagen Allgemeines Förderkennzeichen BMBF 01EL0804 laufende Projektnummer 55 Kurzbeschreibung Das Vorhaben hat das Ziel, präventive Maßnahmen zur Förderung der seelischen Gesundheit in einem Setting-Ansatz in Kindertageseinrichtungen mit besonderem Entwicklungsbedarf zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Dadurch soll ein Beitrag zur Verhinderung von Exklusion sowie zur Verbesserung gleicher Gesundheits- und Bildungschancen geleistet werden. Es wird ein Präventionskonzept der Förderung der seelischen Gesundheit und der Resilienz in 6 Kitas implementiert, das auf 4 Ebenen ansetzt (Kurse für Kinder, Beratung u. Kurse für Eltern, Weiterbildung u. Supervision der Fachkräfte in den Kitas, Vernetzung im Sozialraum). Dieses Programm wird mit einer Kombination aus Ergebnis- und Prozessevaluation auf Effekte hin überprüft. Dabei werden quantitative und qualitative Erhebungsinstrumente genutzt. Die Kitas entwickeln sich so zu resilienzförderlichen Knotenpunkten im Sozialraum. Es werden neue niederigschwellige Strukturen geschaffen, die die Inanspruchnahme von präventiven Leistungen erleichtern, eine Verbindung zwischen Gesundheits- u. Bildungsförderung wird realisiert. Die Erkenntnisse werden veröffentlicht und fließen langfristig in die Aus- u. Weiterbildung von Fachkräften ein. Kontaktdaten aller wissenschaftlicher Partner Kontaktdaten aller wissenschaftlicher Partner FIVE - Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg e. V. Zentrum für Kinder und Jugendforschung Prof. Klaus Fröhlich-Gildhoff (Projektleitung) Bugginger Str. 38 79114 Freiburg im Breisgau Telefon: 0761/47812-24 Fax: 0761/47812-22 E-Mail: [email protected] .............................................................................................. Alice-Salomon-Hochschule Prof. Iris Nentwig-Gesemann Projektförderung Beginn / geplanter Beginn: Juni 2009Ende / geplantes Ende: September 2010BMBF-Förderphase 4 Praxispartner Praxispartner Seite 1 / 5 http://www.knp-forschung.de/?id=recherche&sid=-1&idx=57 28.12.2016 Projektdatenbank der Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung Stadtverwaltung Lahr, Amt für Soziales, Schulen und Sport | Heike Augsten .............................................................................................. Caritasverband Frankfurt e.V. | Michael Heinz .............................................................................................. Stadtverwaltung Offenburg | Christa Süß-Irion (Sachgebietsleitung) .............................................................................................. Kindergärten Nordost | Herr Witte (Pädagogische Leitung) Kindergärten Nordost | Dorita Kropidlowski Institution/Institutionen des/der Präventionspartner? • Einrichtungen der freien Wohlfahrt • Kindertagesstätte, Schule • Ministerien und Einrichtungen auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene Bundesland / Bundesländer, in denen die Maßnahme statt findet • Baden-Württemberg • Berlin • Hessen Projektbeschreibung gesundheitsbezogener Schwerpunkt des Projekts • Psyche / Stress • Soziale Kompetenz • Sonstiges: Prävention psychischer Gesundheit (Resilienz) Ausgangssituation und theoretischer Hintergrund der Studie Ausgangssituation und theoretischer Hintergrund der Studie Die Zahl der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, sozialen und gesundheitlichen Problemen steigt an. Mehrere Studien zeigen, dass ca. 18% der Kinder bei Schulbeginn Verhaltensauffälligkeiten aufweisen. Eine Vielzahl von Studien ergeben, dass diese Probleme häufig mit der sozialen Situation und den Ressourcen und Möglichkeiten der Eltern verbunden sind: Schon zu Beginn des Schuleintritts bestehen z.T. deutliche Unterschiede in der Sprachfähigkeit, den sozialen Kompetenzen, der Fähigkeit zur Emotionsregulation, der Leistungsmotivation und den kognitiven Fähigkeiten zwischen Kindern aus unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen Insbesondere die Resilienzforschung hat in den letzten Jahren eine Reihe von Faktoren identifizieren können, die generell die Bewältigung von Übergängen, Krisen und Problemen verbessern. Um mit Programmen der Gesundheitsförderung den Prozess der sozialen Exklusion zu verhindern, ist es notwendig, gut evaluierte und praktikable Konzepte zu etablieren und sie in Kindertageseinrichtungen einzusetzen. Hauptziele der Studie Hauptziele der Studie Das Vorhaben hat das Ziel, präventive Maßnahmen zur Förderung der seelischen Gesundheit in einem Setting-Ansatz in Kindertageseinrichtungen in Quartieren mit besonderen Problemlagen zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Dadurch soll ein Beitrag zur Verhinderung von Exklusion sowie zur Verbesserung gleicher Gesundheits- und Bildungschancen geleistet werden. Es sollen vier Hauptziele erreicht werden: • die Resilienz von allen Kindern der beteiligten Einrichtungen stärken • die Eltern durch Elternkurse und Sprechstunden in ihrer Erziehungskompetenz stärken Seite 2 / 5 http://www.knp-forschung.de/?id=recherche&sid=-1&idx=57 28.12.2016 Projektdatenbank der Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung • die Fachkräfte in den Einrichtungen qualifizieren, Resilienz bei Kindern und Eltern zu fördern und ihre eigene Gesundheit berücksichtigen • die Kita zu einem resilienzförderlichen Knotenpunkt im Sozialraum entwickeln Zielgruppe Zielgruppe Altersgruppe • Klein- und Vorschulkinder (2-5) Projekt richtet sich an nicht geschlechtsspezifisch Personengruppe • Professionelle als Multiplikatoren • Sozial benachteiligte Personen Die Maßnahme wird in folgendem Setting durchgeführt: • Kindergarten / Kindertagesstätte Methodik und Studiendesign Ziele, die das Projekt verfolgt? • Entwicklung und/oder Erprobung von Interventionen • Evaluation der Wirksamkeit von Maßnahmen • Zugangswege Welche Intervention wurde durchgeführt? • Beratung / Coaching / Hausbesuche • Schulung / Kurs / Training Studiendesign • Experimentell • Interventionsstudie • Mit Kontrollgruppe verwendete Methoden • Quantitative Methode: Standardisierte Befragung (Fragebogen/Interview) • Qualitative Methode: Leitfrageninterview, Beobachtung gemessene Outcomes? • • • • Kompetenz / Empowerment Strukturbildung Zugangswege Akzeptanz / Zufriedenheit Beschreibung von Methode und Vorgehensweise der Studie Beschreibung von Methode und Vorgehensweise der Studie Das Programm wird kontinuierlich in einem Kontrollgruppendesign mit qualitativen und quantitativen Methoden evaluiert. Die wissenschaftliche Begleitung umfasst sowohl eine Ergebnis- als auch eine Prozessevaluation. Es sollen Veränderungen und Entwicklungen bei den Kindern, Eltern und den pädagogischen Fachkräften bzw. Einrichtungen gezielt erfasst werden. Seite 3 / 5 http://www.knp-forschung.de/?id=recherche&sid=-1&idx=57 28.12.2016 Projektdatenbank der Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung Für die Evaluation werden standardisierte/ normierte Erhebungsverfahren eingesetzt sowie differenzierte Erhebungsinstrumente zur Erfassung der Prozess- und Ergebnisqualität entwickelt. Die Erhebungen werden zu drei Zeitpunkten durchgeführt: zu Beginn des Projekts, nach einem Jahr und am Ende der Projektlaufzeit. Darüber hinaus wird der gesamte Projektprozess kontinuierlich dokumentiert und reflektiert. Ergebnisse und Praxistransfer (vorläufige) Ergebnisse Die Ergebnisse der Studie lassen sich auf verschiedenen Ebenen betrachten (1) Ergebnisse der Tests (quantitative Verfahren) auf der Ebene der Kinder -Im Wiener Entwicklungstests (WET; Kastner-Koller & Deimann, 2002), der eingesetzt wurde um den Entwicklungsstand der Kinder zeigten sich in verschiedenen Subtests signifikant höhere Werte im Vergleich der Zeitpunkte t0 (Projektbeginn) und t2 (Projektende) zugunsten der Durchführungsgruppe (DG) -Auch im eingesetzten Selbstkonzeptfragen für Kinder im Vorschulalter (SKF; Engel et al., 2010) zeigte für eine bedeutsame Verbesserung für die Kinder der DG im Bereich des Selbstvertrauens im Vergleich mit der KG. -Aus der Perspektive der Eltern und pädagogischen Fachkräfte erfolgte eine Einschätzung der Kinder bezüglich Verhaltensschwächen und -stärken. Der dazu eingesetzte Fragebogen Strength and Difficulties Questionnaire (SDQ; Goodman, 2005) ergab signifikant positive Veränderungen bei den Kindern der DG in den Bereichen Externalisierende Verhaltensauffälligkeiten (Abnahme), Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen (Abnahme) und Prosoziales Verhalten (Zunahme); in den Kontroll/Vergleichseinrichtungen zeigte sich nur im Bereich Externalisierende Verhaltensauffälligkeiten eine entsprechende Veränderung. (2) Ergebnisse der qualitativen Verfahren (Interviews) Zur Untersuchung der Wirkungen des Projekts wurden Einzelinterviews mit einzelnen Erzieherinnen und Eltern der DG sowie Gruppendiskussionen zu zwei Zeitpunkten (prä und post) in den Durchführungs- und Vergleichseinrichtungen durchgeführt. Aus der Vielzahl der Ergebnisse seien exemplarisch folgende genannt: • Die Kinder sind selbstbewusster und mutiger geworden: treten sicherer in der Gruppe auf, vertreten ihre Interessen • Die Kinder artikulieren ihre Stimmungen und Gefühle deutlicher (verbal und non-verbal) • Eltern erleben sich gelassener im Erziehungsverhalten • Bei den vergleichenden Gruppendiskussionen ließen sich in den Durchführungseinrichtungen zwischen Projektbeginn und -ende in Bezug auf Themen, Orientierungsmuster und Relevanzsetzungen deutliche Veränderungen rekonstruieren: das Thema Resilienz nimmt explizit und implizit einen deutlich größeren Stellenwert ein;es eröffnen sich andere Blicke auf die Kinder, die Familien und die eigene Arbeit; es wird deutlich intensiver von positiven Erlebnissen, überraschenden Erfahrungen und einer selbst erlebten Zufriedenheit mit dem Beruf berichtet. (3) Ergebnisse auf der Ebene der pädagogischen Fachkräfte In den Interviews und in den Gruppendiskussionen zeigten sich auf der Ebene der pädagogischen Fachkräfte drei deutliche Trends: • Die pädagogischen Fachkräfte verändern ihre Haltung: sie sehen deutlicher die Stärken und Potentiale von Kindern und Eltern • Die Fachkräfte fühlen sich sicherer in ihrer pädagogischen Arbeit, dadurch und durch den ressourcenorientierten Blick steigt die Zufriedenheit mit der Arbeit • Das Thema der Gesundheit der PädagogInnen hat in den KiTas mit vielen sozial benachteiligten Familien eine besonders hohe Bedeutung: Die Fachkräfte fühlen sich stark belastet, besonders dadurch, weil sie oft die Funktion von SozialarbeiterInnen einnehmen und die Familien in sehr vielen lebenspraktischen Fragen unterstützen (müssen). Durch das Projekt konnte gezeigt werden, dass es grundsätzlich möglich ist, auch in hoch belasteten Quartieren durch einen Setting-Ansatz in der KiTa Aspekte der seelischen Gesundheit von Kindern zu fördern; theoretische Ausgangsbasis waren dabei Erkenntnisse der Resilienzforschung und des WHO Life-skill-Konzepts. Die Stärkung des Seite 4 / 5 http://www.knp-forschung.de/?id=recherche&sid=-1&idx=57 28.12.2016 Projektdatenbank der Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung Selbstwertes und die Verringerung von Ängstlichkeit-/Misserfolgserwartung ist von positiven Effekten auf kognitiver und Verhaltensebene begleitet. Hier liegen wichtige Potentiale zur Förderung von Chancengerechtigkeit. Ebenso ist es durch hohen Aufwand und zugehende Angebote möglich gewesen, die Zusammenarbeit mit den Eltern zu verbessern und diese mit neuen Angebotsformen zu erreichen; Eltern konnten konkret beschreiben, wie sie sich in ihren Erziehungskompetenzen gestärkt fühlen und das Zusammenleben mit den Kindern Stressfreier geworden ist. Bedeutsam für den Erfolg des Projekts war dabei nicht in erster Linie die Etablierung von Programmen oder „Kursen" – wichtiger war die Qualifizierung aller Fachkräfte eines Teams und damit die Entwicklung der Organisation KiTa insgesamt. Die Evaluation eines solchen komplexen Projekts ist aufwändig, „stört" den KiTa-Alltag und braucht die Unterstützung der PädagogInnen – neben der eigentlichen Alltagsarbeit und der Arbeit im Projekt. Dennoch stärkt die Teilnahme an einer wissenschaftlichen Untersuchung auch das professionelle Selbstverständnis und dient der eigenen Weiterentwicklung, oder, wie es eine teilnehmende Erzieherin ausdrückte: „anfangs war es mehr, jetzt ist es anders". Publikationen Publikationen Abschlusspublikation: Fröhlich-Gildhoff, K., Beuter, S., Fischer, S., Lindenberg, J. & Rönnau-Böse, M. (2011). Förderung der seelischen Gesundheit in Kitas für Kinder und Familien mit sozialen Benachteiligungen. Freiburg: FEL Weitere Materialien: Fröhlich-Gildhoff, K.; Dörner, T. & Rönnau, M. (2012). Prävention und Resilienzförderung in der Kindertagesstätte (PRiK). 2.überarb. Aufl. München: Reinhardt Fröhlich-Gildhoff, K. & Rönnau-Böse, M. (2012). Prevention of exclusion: the promotion of resilience in early childhood institutions in disadvantaged areas. Journal of Public Health: Volume 20, Issue 2 (2012), Page 131-139. Fröhlich-Gildhoff, K. (2011). Förderung der seelischen Gesundheit in Kitas in Quartieren mit besonderen Problemlagen. Prävention, 2 (2011), S.59-64 Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M., Beuter, S. & Fischer, S. (2011). Fünf Jahre Resilienzförderung in Kita. Bilanz einer Erfolgsgeschichte. Kita aktuell BW, H 1.2011; S. 8-11. Rönnau-Böse, M. & Fröhlich-Gildhoff, K. (2010). Resilienzförderung im Kita-Alltag. Was Kinder stark und widerstandsfähig macht. Freiburg: Herder Fröhlich-Gildhoff, K. & Rönnau-Böse, M. (2011). Resilienz. 2.Aufl. München: Reinhardt Rönnau, M., Kraus-Gruner, G. & Engel, E.-M. (2008). Resilienzförderung in der Kindertagesstätte. In: Fröhlich-Gildhoff, K., Nentwig-Gesemann, I. & Haderlein, R. (Hrsg.). Forschung in der Frühpädagogik. Freiburg: FEL, S. 117-147 Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau, M. & Dörner, T. (2008). Eltern stärken mit Kursen in Kitas. München: Reinhardt Weiterführende Informationen Projektmaterialien Projektmaterialien Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau, M. & Dörner, T. (2008). Eltern stärken mit Kursen in Kitas. München: Reinhardt Fröhlich-Gildhoff, K.; Dörner, T. & Rönnau, M. (2007). Prävention und Resilienzförderung in der Kindertagesstätte (PRiK). München: Reinhardt Einladung zur Abschlusstagung 2010 Seite 5 / 5 http://www.knp-forschung.de/?id=recherche&sid=-1&idx=57 28.12.2016
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