125 Jahre Ärztekammer für Wien

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125 Jahre
Ärztekammer für Wien
Am 25. November 1891 wurde mit Zustimmung beider Häuser des Reichsraths
der k.k. Monarchie das Gesetz betreffend die Errichtung von Ärztekammern
beschlossen. Es war dies die Geburtsstunde der Ärztekammer für Wien.
Illustration: ZS communication + art
P.b.b. Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien/GZ 02Z032618 M Postaufgabenummer: 01
MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN
schulterwurf
Gynäkologin
ohne Grenzen
Antonia Rau
Die Wienerin war zuletzt in Nigeria im Einsatz.
Sie ist überzeugt: „Jeder Mensch in Not hat
ein Recht auf Hilfe.“
Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch.
Ärzte ohne Grenzen wirkt weltweit. Wirken Sie mit.
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31.08.16 14:33
BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!
Ein solidarisches 2017
► Erlauben sie mir, Ihnen zu Beginn des neuen Jahres alles Gute für 2017 zu wünschen,
insbesondere Gesundheit und Zufriedenheit.
Ich möchte Ihnen auch danken für die Solidarität unter den Ärztinnen und Ärzten. Diese Solidarität war und ist notwendig, da sowohl im angestellten Bereich als auch bei den Niedergelassenen die Politik versucht, auf unterschiedliche Weise Druck auf das Gesundheitssystem
und damit auf uns Ärztinnen und Ärzte auszuüben.
Unheilige Allianz aus rot und schwarz
„Geschlossen bedeutet, dass
sowohl angestellte als auch
niedergelassene Ärztinnen und
Ärzte an einem Strang ziehen
und weiterhin so vorbildlich wie
2016 zusammenarbeiten und
sich an Aktionen gemeinsam
beteiligen und diese auch
gemeinsam umsetzen.“
In angestellten Bereich hat insbesondere der Krankenanstaltenverbund versucht, die Rahmenbedingungen so zu verschlechtern, dass eine adäquate Versorgung kaum mehr möglich
gewesen wäre. Nur durch mehrfache Protestmaßnahmen bis hin zum Warnstreik war es
möglich, das Schlimmste zu verhindern.
Im niedergelassenen Bereich versuchen Hauptverband und Politik, das Kassensystem i­ mmer
mehr unter Druck zu setzen. Einzelverträge anstatt Gesamtvertrag und Ambulatorien im
­Eigentum von Investoren anstatt wohnortnahen Arztordinationen scheint für viele die
Lösung darzustellen. Es ist dies eine Entwicklung, die wir so nicht akzeptieren können, da
sie die bereits existente Zwei-Klassen-Medizin nur verschärft und den Zugang finanziell
schlechter gestellter Mitmenschen zur Medizin erschwert. Auch sehen wir das vorsätzliche
Schwächen der Versorgung durch Hausärzte als unbegründeten Angriff auf die Versorgungsform, die bei mehr als 90 Prozent der Patienten die beliebteste ist.
Offensichtlich hat sich eine unheilige Allianz aus rot und schwarz ergeben. Die ÖVP, insbesondere die Vertreter der Wirtschaft, möchten verstärkt in den Gesundheitsmarkt eindringen
und konjunkturunabhängig mitkassieren. Die SPÖ hat die vermeintlich reiche Ärzteschaft
als Klassenfeind erkannt, nicht anders kann man den Wunsch des roten Gesundheits­
sprechers interpretieren, die Wahlarztkostenrückerstattung abzuschaffen und über die
angestellten Ärztinnen und Ärzte ein generelles Nebenbeschäftigungsverbot auszusprechen.
Beide Maßnahmen konnten abgewendet werden. Allein das Ansinnen offenbart aber die
Haltung der Politik uns Ärztinnen und Ärzten gegenüber.
In der Sache geschlossen bleiben
Foto: Stefan Seelig
Ich bin überzeugt, dass auch 2017 nur eine starke, geschlossene Ärzteschaft die Verschlechterung der Gesundheitsversorgung sowie patienten- und ärztefeindliche Maßnahmen abwenden kann. Geschlossen bedeutet, dass sowohl angestellte als auch niedergelassene Ärztinnen
und Ärzte an einem Strang ziehen und weiterhin so vorbildlich wie 2016 zusammenarbeiten
und sich an Aktionen gemeinsam beteiligen und diese auch gemeinsam umsetzen.
Auch im Hinblick auf den Ärztekammerwahlkampf 2017 sollten wir nicht vergessen, in der
Sache geeint zu bleiben. Die Versuche der Politik waren bereits im vergangenen Jahr zahlreich, uns auf plumpe Art und Weise auseinanderzudividieren.
Deshalb appelliere ich an Sie alle, auch weiter solidarisch zu bleiben, damit wir undifferenziertes Sparen und eine weitere Verschärfung der bereits jetzt nicht mehr so rosigen Situation
– Wartezeiten auf Termine und Operationen, Gangbetten et cetera – auch in Zukunft abwenden können. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollen auch weiterhin Ihre ausgezeichnete
Arbeit fortsetzen können, damit Österreich auch 2017 und die Jahre danach gesund bleibt. In
diesem Sinne wünsche ich ein solidarisches und glückliches 2017.
Besuchen Sie auch meinen Blog:
blog.szekeres.at.
Herzlichst,
Ihr Thomas Szekeres
01_2017 doktor in wien 3
SAMMELN SIE PUNKTE!
Termine in Wien 2017
9. September
SAVE
THE
DATE!
NEU!
Fachthemen für die Allgemeinmedizin-Ordination:
27. April
20. Mai
Änderungen vorbehalten
Informationen/Anmeldung (ab Jänner 2017): www.fortbildungampunkt.at
FORTBILDUNG AM PUNKT
APPROBIERT
eine Marke der
BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!
Ein schwieriges Jahr
► Ich weiß nicht, wie Sie das Jahr 2016 im gesundheitspolitischen Rückblick erlebt
haben. Für mich war es ein Jahr, das für uns Ärztinnen und Ärzte Herausforderungen
in bisher nicht bekannter Breite und Tiefe gebracht hat.
Wir alle erinnern uns an die unheilvollen Konsequenzen des Ärztearbeitszeitgesetzes, das,
obwohl es absehbar war, von der Politik und vielen Spitalsbetreibern weitgehend verschlafen wurde. Wir erinnern uns an die Zumutung des „Mystery Shoppings“, das uns bei der
Arbeit behindert und unter einen Generalsverdacht stellt. Wir erinnern uns an das geplante
Primärversorgungs- oder PHC-Gesetz mit den durchsichtigen Motiven der Marginalisierung
der Ärzteschaft.
Ganz besonders rufe ich die am 14. Dezember 2016 im Parlament beschlossene Art. 15a-Vereinbarungen in Erinnerung, die Anlass gaben für einen österreichweiten Streik- und Aktionstag.
Dass das gesundheitspolitische Jahr 2016 gleichsam mit landesweiten Protestaktionen der
Ärztekammer zu Ende gegangen ist, ist richtungsweisend und symbolträchtig.
Diese Aktionen sind ein Symbol dafür, dass es vielen Ärztinnen und Ärzten reicht. Sie sind
der Bespitzelungen, Demütigungen und Verhöhnungen durch manche Repräsentanten der
Politik, der Krankenkassen und der Patientenanwaltschaft schon lange überdrüssig – das Jahr
2016 brachte das Fass aber zum Überlaufen.
Und richtungsweisend sind sie deshalb, weil die rauer werdenden Umgangsformen von
­Gesundheitspolitikern und der zunehmende Wunsch, uns Ärztinnen und Ärzte weitest­
reichend zu kontrollieren und aus Entscheidungsprozessen auszuschließen, immer uner­
träglicher werden. Wir werden also den Protest, der am 14. Dezember 2016 einen ersten
Höhepunkt gefunden hat, weiterführen.
„Unsere Aktionen sind ein
­Symbol dafür, dass es vielen
Ärztinnen und Ärzten reicht.
Sie sind der Bespitzelungen,
Demütigungen und Verhöhnungen durch manche
­Repräsentanten der Politik,
der Krankenkassen und der Ideologie und Machttrieb sind die treibenden Motive
­Patientenanwaltschaft schon Für diese Weiterführung gibt es viele Gründe: Seit Jahren ist unsere Freiberuflichkeit
lange überdrüssig.“ massiven Attacken ausgesetzt durch eine gesundheitspolitische Obrigkeit, die uns lieber am
Foto: AEK Wien
Gängelband führen möchte – am besten in Zentren, wie sie seit Jahren diskutiert wurden
und aktuell wieder werden. In keinem einzigen Vorschlag des Gesundheitsministeriums zu
einem Versorgungszentrum war bisher ein Bemühen um eine Verbesserung der Versorgung
erkennbar. Sehr wohl spürbar war allerdings das Bestreben, den Gesamtvertrag auszuhebeln
und das bewährte niedergelassen Versorgungssystem durch Zentren zu ersetzen.
Auf den Punkt gebracht: Hier sind Ideologie und Machttrieb die treibenden Motive. Die
Auseinandersetzungen um ein PHC-Gesetz werden nach den Art. 15a-Vereinbarungen bald
weitergehen. Die Motive unseres Gegenübers haben sich nicht geändert, ein Prolongieren
der politischen Auseinandersetzungen zu diesem Thema ist also absehbar, zumal die zuletzt
beschlossenen Gesetze die Kontrollbedürfnisse des Gesetzgebers deutlich erkennen lassen.
Seit Jahren fordern wir angesichts der überbordenden Probleme im Gesundheitswesen einen
Gesundheitsgipfel, bei dem alle Beteiligten so lange diskutieren und verhandeln, bis gute
Lösungen gefunden werden. Der Streik- und Aktionstag am 14. Dezember 2016 war der
Auftakt zu einer Serie von Aktionen, im Rahmen derer wir auf gesundheitspolitische Fehlentscheidungen hinweisen wollen und müssen. Bitte unterstützen Sie mich bei meinen Bemühungen, damit unser Gesundheitssystem nicht durch Ideologie, Machstreben und Reformen
um der Reform willen weiter Schaden nimmt.
Weitere Kurienthemen ab Seite 10.
Herzlichst,
Ihr Johannes Steinhart
01_2017 doktor in wien 5
Ihr medizinisches
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02.12.16 09:19
BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!
Den Druck aufrechterhalten
► Das vergangene Jahr war intensiv und ereignisreich. Durch Ihre Solidarität und
Entschlossenheit wurde vieles erreicht. Im neuen Jahr gilt es nun, den Druck aufrechtzuerhalten und auf vergangenen Erfolgen aufzubauen.
Die Arbeitsgruppen im Wiener Krankenanstaltenverbund zu den unterschiedlichsten Themen
tagen noch – erste konstruktive Lösungen und Ergebnisse werden mit Ende dieses Monats
erwartet. Die Betriebsvereinbarung über verlängerte Dienste steht kurz vor einem positiven
Abschluss. Das Thema Rufbereitschaft für den KAV wird höchstwahrscheinlich noch im
­Jänner – wie in den anderen Bundesländern schon jetzt – auf eine gesetzliche Basis gestellt.
Eine mögliche Auslagerung des KAV betrachtet die Ärztekammer kritisch, bringt sich j­ edoch
aktiv in diesen möglichen Schritt ein. Sie hat den Verantwortlichen der Stadt Wien eine
Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „KAV-Auslagerung“ angeboten, um so gemeinsam L
­ ösungen
zu finden.
Deutliches Signal in den Ordensspitälern
„Auch das neue Jahr wird
wieder ein sehr arbeitsreiches
werden. Das Ziel der Ärztekammer ist und bleibt ein fairer
und respektvoller Umgang der
Dienstgeber mit der Kollegenschaft zum gegenseitigen
Wohl und damit in weiterer
Folge auch zum Wohl
unserer Patienten.“
Hat man im KAV also wieder zu einem gemäßigten Gesprächsklima zurückgefunden, äußern
nun die Kolleginnen und Kollegen in den Ordensspitälern, vornehmlich in denen der Vin­
zenz-Gruppe, ihren Unmut gegenüber ihrem Dienstgeber.
Gelang zu Beginn des letzten Jahres der Meilenstein eines gemeinsamen Kollektivvertrags
für alle Ordensspitäler, mussten die neuen Vertragsverhandlungen – diesmal für alle Berufsgruppen – bereits nach der zweiten Runde abgebrochen werden. Die zugesagte Valorisierung
der Gehälter war plötzlich kein Thema mehr, und auch die weiteren Angebote der Arbeitgeberseite standen in solcher Diskrepanz zu den Forderungen der Dienstnehmer, dass vorerst
keine weitere Gesprächsbasis mehr vorhanden war. Zudem waren die Angebote der Arbeit­
geber vielfach für alle Berufsgruppen – mit Ausnahme der Ärztinnen und Ärzte – vorgesehen,
was die Situation noch zusätzlich verkomplizierte.
Anfang Dezember letzten Jahres hatten daher die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit,
über Protestmaßnahmen bis hin zu einem Streik abzustimmen. Das Ergebnis ließ absolut
aufhorchen: Mehr als 90 Prozent der Wählenden sprachen sich für mögliche Protestmaßnahmen aus. Das ist ein deutliches Signal an die Arbeitgeber. Als Konsequenz tagte bereits
ein für die Ordensspitäler eingesetztes Streik- und Aktionskomitee, um erste Maßnahmen
vorzubereiten, sollten die Fronten bei der nächsten Verhandlungsrunde noch immer so stark
verhärtet sein. Nach einer Sitzung der Betriebsräte liegt der Fokus neben einer bereits zugesagten Valorisierung der Schemata auf einer Anpassung der Urlaubszeiten an die Gegebenheiten im KAV sowie einer entsprechenden Anpassung der Feiertagszulagen.
Am 10. Jänner 2017 findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Ärztekammer, Gewerkschaft
vida und den Arbeitgebervertretern statt. Wir sind gespannt, ob diesmal mehr Kooperationsbereitschaft gezeigt wird.
Fairer Umgang mit der Ärzteschaft gefordert
Foto: Stefan Seelig
Insgesamt scheint es, als sollten die Hemdsärmel offenbar hochgekrempelt bleiben, denn
auch das neue Jahr wird wieder ein sehr arbeitsreiches werden.
Das Ziel der Ärztekammer ist und bleibt ein fairer und respektvoller Umgang der Dienstgeber
mit der Kollegenschaft zum gegenseitigen Wohl und damit in weiterer Folge auch zum Wohl
unserer Patienten.
Weitere Kurienthemen auf Seite 13.
Herzlichst,
Ihr Hermann Leitner
01_2017 doktor in wien 7
Inhalt
Editorial
3
In eigener Sache – Brief des Präsidenten
Orchesterprobe
5
In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns
7
In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns
Intern
9 Ausschreibungen
10
News
Mehr als 600 geschlossene Ordinationen und ein Marsch mit 200 Ärztinnen und Ärzten
durch die Wiener Innenstadt haben am 14. Dezember 2016 ein deutliches Zeichen für eine
starke hausärztliche Versorgung sowie ein patientenfreundliches Gesundheitssystem gesetzt.
14Kammerbereich
Coverstory
1 6
125 Jahre Ärztekammer für Wien
„Wahrheit und Klarheit sind die ethischen Fundamente der Naturwissenschaften, wie
diejenigen des socialen Lebens“, sagte der weltbekannte Chirurg Theodor Billroth in seiner Rede am 25. November 1891 im Rahmen der Generaldebatte zur Beschlussfassung von
Ärztekammern im Hohen Herrenhaus der k.k. Monarchie. Diese Worte haben auch 125 Jahre
danach nichts an Gültigkeit verloren: Am 13. Dezember 2016 fand der offizielle Festakt zum
­125-Jahr-Jubiläum der Ärztekammer für Wien statt. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres
verwies dabei auf den „besonderen Stolz, heute auf einen gesellschaftlich und sozial fest
verankerten ärztlichen Stand blicken zu können, der trotz mannigfachen Konflikt­potenzials
in guter Zusammenarbeit mit seinen Partnern stets neue Lösungen schaffen konnte und wohl
auch in Zukunft schaffen wird“. Damals wie heute sei die besondere Bedeutung der Ärzteschaft ein Abbild des Umgangs mit dem körperlichen und geistigen Wohl der Gesellschaft.
„Und für dieses Wohl setzen wir uns ein, ohne die Vergangenheit zu vergessen.“ In den prunkvollen Räumlichkeiten der Nationalbibliothek fanden sich mehr als 250 Gäste ein, um diesen
besonderen Anlass zu feiern. Spitzen aus der Politik, allen voran Gesundheitsministerin
Sabine Oberhauser, und Granden aus Wirtschaft und Wissenschaft besuchten die Fest­
veranstaltung. Höhepunkt war der Auftritt des aus Wien stammenden amerikanischen
Neurowissenschafters und Nobelpreisträgers Eric Kandel. Schauspieler Cornelius Obonya
trug Teile der legendären Rede Theodor Billroths vor.
Service
32Medizin
36Diensthabende Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
37Fortbildung
Vorträge, Tagungen, Symposien
38Kleinanzeigen
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den
Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: [email protected]. Redaktionsvorsitz:
Dr. Stefan Ferenci. Stellvertreter: Dr. Franz Mayrhofer. Redaktion: Dr. Hans-Peter Petutschnig (Chef vom Dienst), Mag. Alexandros
Stavrou, Lisa Sophie Dittlbacher, BA, Alexandra Wolffinger (Sekretariat, Fotos). Verleger: Medizin Medien Austria GmbH, F­orum
Schönbrunn, 1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 50 531, Mail: [email protected]. Aboverwaltung:
Alexandra Wolffinger, T 01/515 01-1223, Mail: [email protected]. Anzeigenleitung: Reinhard Rosenberger, T 01/54 600-510.
Anzeigen­verkauf: Bernhard Mitterhauser, T 01/54 600-531. ­­Anzeigensekretariat: Sylvia Saurer, T 01/54 600-512, Mail: [email protected]. Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhofstraße 43–45, www.friedrichdruck.com.
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/media/Offenlegung_DIW.pdf
8 doktor in wien 01_2017
Im selben Atemzug zu viele Ärztinnen und
Ärzte und zu wenige, vier Milliarden, Euro,
die der eine vermisst, wohingegen der
andere sie freudig als Zugewinn begrüßt.
Während vom verschwenderischen österreichischen Bettenüberschuss, den die OECD
beklagt, Patienten auf den zugigen Gängen
der Häuser des Wiener Krankenanstaltenverbunds träumen, findet auf höchster
politischer Ebene eine nicht weniger irreale
Leugnung der real erlebten und bei nahezu
jeder Terminvereinbarung wahrgenommen
Zwei-Klassen-Medizin statt. Selbstverständlichkeiten, etwa, dass weniger eben
nicht zugleich mehr ist, bedürfen einer
PR-Aktion, um im Bewusstsein zurecht
gerückt zu werden.
Aber auch die unmittelbar betroffenen
Kolleginnen und Kollegen – so lassen es
jedenfalls die zahlreichen Fragen in persönlichen Gesprächen und in den sozialen
Medien vermuten – haben unklare und im
Wesentlichen von einem drastischen Mangel an Faktenwissen bestimmte Urteile und
Vorurteile, welches die tatsächlichen Auswirkungen der Gesetzesform auf ihr persönliches Arbeitsfeld sind. Ängste beherrschen
die Debatte, Chancen und Möglichkeiten
auszuloten hat den Geruch des Verrats.
Um bei all den grotesken und schmerzhaften Dissonanzen in der politischen
Performance unserer Reformer im Bild der
Musik zu bleiben: Es braucht dringend eine
Probe, in der alle Beteiligten ihre Instrumente neu stimmen, sich über das Stück
einig sind, das sie dem zahlenden Publikum
präsentieren wollen, und es muss der Wille
vorherrschen, sich nicht über Buhrufe für die
anderen, sondern auf einen Applaus für das
gemeinsam Dargebotene zu freuen.
Ihr
Franz Mayrhofer
Foto: AEK Wien
Eigentlich betrifft
es alle, aber nur die
wenigsten fühlen
sich betroffen. Für
die Nichtinsider, für
diejenigen, die nicht
von vorneherein dafür
oder dagegen sind, für
Menschen, die nur die
Schlagzeilen wahrnehmen, die Topmeldungen, die zwei, drei Gesichter kennen,
Sabine Oberhauser, Johannes Steinhart,
Thomas Szekeres, und wer war da noch, ah
ja, die Frau Wehsely – für diese Menschen
ist die Debatte um die Gesundheits­reform
dissonanter Lärm aus einem dicken, undurchdringlichen Nebel.
AUSSCHREIBUNGEN INTERN Ausschreibung von Gruppenpraxisstellen
Ausschreibung von Vertragsarztstellen
Die Wiener § 2-Krankenversicherungsträger schreiben gemäß § 7 der
Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern
von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag
vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA), der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen
und Bergbau (VAEB), der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt
Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien
folgende Gruppenpraxisstellen aus:
Die Wiener § 2-Krankenversicherungsträger schreiben gemäß § 7 der
Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärzten
für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärzten iVm § 6 Abs. 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA), der Versicherungsanstalt für
Eisenbahnen und Bergbau (VAEB), der Sozialversicherungsanstalt
der gewerblichen Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfürsorgeanstalt
der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer
für Wien folgende Vertragsarztstellen aus:
Originäre Neugründung
(nur Teambewerbungen von zwei Ärztinnen oder Ärzten möglich)
Fach: Allgemeinmedizin
Ort: Wien 10.
Achtung: Ausschreibefrist bis 31. Mai 2017
Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin
Berufssitz in Wien 10.
Neugründung:
Fach: Allgemeinmedizin
Ort: Wien 11. (Dr. Thomas Freyschlag)
Neugründung:
Fach: Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Ort: Wien 5. (MR Dr. Friedrich Gill)
Gesellschafterwechsel:
Fach: Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Ort: Wien 23. (Vertrebralia GP für Orthopädie und orthopädische
Chirurgie Dr. Kraft & Dr. Sahin OG)
Bewerbungen sind bis zum 31. Jänner 2017 zu richten an:
Sekretariat der Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin:
Mag. Gabriella Milinski
1010 Wien, Weihburggasse 10-12
Tel.: 515 01/1222 DW
E-Mail: [email protected]
Sekretariat der Sektion Fachärzte:
Angela Rupprecht
1010 Wien, Weihburggasse 10-12
Tel.: 515 01/1259 DW
E-Mail: [email protected]
Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, Punktesystem und Bewerbungsformulare finden Sie auch
im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien (www.
aekwien.at) unter der Rubrik Stellenbörse → Kassenplanstellen.
Die Ärztekammer für Wien und die Wiener Gebietskrankenkasse
treffen gemeinsam die Entscheidung über die Besetzung der ausgeschriebenen Vertragsarztstellen.
Die ausschreibenden Institutionen weisen ausdrücklich darauf hin,
dass gemäß den Bestimmungen des Gruppenpraxengesamtvertrags
die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen nur an jene Bewerber
vergeben werden können, die bei der Punktebewertung nach den
geltenden Richtlinien eine Quote von mindestens 80 Prozent der
Punkte des bestgereihten Bewerbers erreichen. Die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen können jeweils nur an einen Bewerber
vergeben werden, der auch den Gesellschaftsanteil an der Vertragsgruppenpraxis erwerben muss.
Der Gesellschaftsvertrag ist nicht Gegenstand der Ausschreibung
– die rechtlichen Beziehungen (das heißt: die Bedingungen des
Gesellschaftsvertrags, insbesondere die Gesellschaftsanteile) sind
zwischen den Bewerbern und dem Ordinationsinhaber beziehungsweise den Gesellschaftern der bestehenden Gruppenpraxis zu
vereinbaren.
Mit der Bewerbung um die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen
entsteht kein Rechtsanspruch der Bewerber auf den Erwerb eines
Gesellschaftsanteils an der ausgeschriebenen Gruppenpraxis.
Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin
Berufssitz in Wien 21. (Stelle nach MR Dr. Peter Kogelbauer)
Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin
Berufssitz in Wien 23. (Stelle nach Dr. Maria Elisabeth Fellner)
Facharzt/Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Berufssitz in Wien 2. (Stelle nach Ludwig Pichler)
Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin
Berufssitz in Wien 4. (Stelle nach MR Dr. Said Roschan)
Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin
Berufssitz in Wien 14., Unter St. Veit – stadteinwärts (Stelle nach
Dir. Dr. Georg Wense)
Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde
Berufssitz in Wien 5. (Stelle nach Dr. Wolfgang Herzel)
Achtung: Ausschreibefrist Jänner bis Ende Februar 2017
Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde
Berufssitz in Wien 13. (neue Kassenplanstelle)
Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde
Berufssitz in Wien 14. (Stelle nach MR Dr. Angelika Gruber-Vogt)
Achtung: Ausschreibefrist Jänner bis Ende Februar 2017
Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde
Berufssitz in Wien 23., In der Wiesen Süd (neue Kassenplanstelle)
Facharzt/Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Berufssitz in Wien 16. (Stelle nach OMR Dr. Aris Enislidis)
Bewerbungen sind bis zum 31. Jänner 2017 (sofern nicht anders
angegeben) zu richten an:
Sekretariat der Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin:
Mag. Gabriella Milinski
1010 Wien, Weihburggasse 10-12
Tel.: 515 01/1222 DW
E-Mail: [email protected]
Sekretariat der Sektion Fachärzte:
Angela Rupprecht
1010 Wien, Weihburggasse 10-12
Tel.: 515 01/1259 DW
E-Mail: [email protected]
Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertrag­
nahme, Punktesystem und Bewerbungsformulare finden Sie auch
im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien (www.aek
wien.at) unter der Rubrik Ärztliche Tätigkeit → Kassenplanstellen.
Die Ärztekammer für Wien und die Sozialversicherungsträger treffen gemeinsam die Entscheidung über die Besetzung der ausgeschriebenen Vertragsarztstellen.
Die Ärztekammer für Wien erlaubt sich weiters darauf hinzuweisen,
dass gemäß den Vereinbarungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse eine Tätigkeit als angestellte(r) Ärztin (Arzt) bei Abschluss
eines Einzelvertrags mit der Wiener Gebietskrankenkasse nicht
weitergeführt werden kann und zu beenden ist.
01_2017 doktor in wien 9
INTERN NEWS
Hausärztestreik
Starkes Zeichen ganz in Weiß
Mehr als 600 geschlossene Ordinationen und ein Marsch mit 200 Ärztinnen und Ärzten
durch die Wiener Innenstadt haben am 14. Dezember 2016 ein deutliches Zeichen für eine
starke hausärztliche Versorgung sowie ein patientenfreundliches Gesundheitssystem gesetzt.
Von Lisa Sophie Dittlbacher
► Es war ein lautstarker Protest in
Protest mit Trillerpfeifen
Mit dem Hausärztestreik wurde ein
flächendeckendes Zeichen gegen die
drohenden Einschnitte in der Gesundheitsversorgung gesetzt. „Wir sind von
der Welle der Solidarität beeindruckt.
Ich möchte mich bei allen Kolleginnen
und Kollegen für ihren Einsatz bedanken. Sie haben ein lautes Signal ausgesendet, dass auch bei den Politikern
angekommen sein muss“, ist Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres von der
Signalwirkung überzeugt.
Die Ordinationsschließungen und der
Protestaufmarsch haben auch der Bevölkerung deutlich gemacht, dass der
niedergelassene Ärztebereich, insbesondere die Hausärzte, durch die im
Nationalrat beschlossenen Vereinbarungen gefährdet wird. Denn unter
10 doktor in wien 01_2017
„Die Haus­
ärzte haben
einen wichtigen Schritt
gesetzt, dem
weitere folgen werden,
und zwar so
lange, bis
man mit uns
am runden
Tisch wieder
in die richtige Richtung verhandelt.“
Ausschluss der Ärzteschaft geplante
Versorgungszentren und Ambulatorien könnten schon bald die klassischen
Hausarztordinationen ersetzen. „Die
Patienten verlieren damit ihren persönlichen, wohnortnahen Haus- und
Vertrauensarzt und ihre freie Arztwahl,
und die Ärztinnen und Ärzte ihre Freiberuflichkeit sowie Autonomie vor
anonymen Investoren“, warnt auch Johannes Steinhart, Obmann der Kurie
niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, eindringlich.
Allein in Wien versorgen 750 Hausarztordinationen mit Kassenvertrag
die Bevölkerung auf höchstem Niveau
– wie internationale Vergleiche zeigen.
Laut Kassenvertrag müssen sie nur in
der Ordinationszeit erreichbar sein.
Tatsächlich sind aber viele den ganzen
Tag für ihre Patienten erreichbar, und
Fotos: Philipp Lipiarski, Michaela Obermair
weißen Mänteln: Am Mittwoch,
den 14. Dezember 2016 haben mehr als
80 Prozent der Hausärzte ihre Ordinationen zugesperrt und gestreikt – während sich Hunderte Ärztinnen und
Ärzte im Billrothhaus der Gesellschaft
der Ärzte in Wien versammelten, um
anschließend durch die Innenstadt zu
marschieren.
Die Wiener Hausärzte haben mit ihrem
Protest in eindrucksvoller Weise vor
den massiven negativen Folgen der Art.
15a-Vereinbarungen und des Vereinbarungsumsetzungsgesetzes 2017, das bereits im Nationalrat beschlossen wurde,
gewarnt – eine Warnung, die in Form
von 40 Ärztinnen und Ärzten auf der
Zuschauertribüne des Hohen Hauses
auch im Parlament deutlich sichtbar
war und auch in den Medien große Beachtung fand. „Der Beschluss des Nationalrats darf zu keinem Ausverkauf der
Gesundheit, auf Kosten des Haus- und
Vertrauensarztes, führen“, lautete der
Tenor der Protestveranstaltungen.
NEWS INTERN zwar unentgeltlich. „Hier soll ein funktionierendes System zerstört werden“,
zeigt sich Steinhart empört. „Statt an
die Hausärzte heranzutreten und mit
ihnen bereits vorliegende Konzepte
zum Ausbau der wohnortnahen Versorgung zu realisieren, steckt die Politik
lieber 200 Millionen Euro Steuergeld in
wesentlich teurere Ambulanzen.“ Denn
dass die Versorgung durch Freiberufler
effizienter als durch vom Steuerzahler
subventionierte Gemeinverwaltung gestaltet wird, zeigen Vergangenheit und
Gegenwart.
„Der Vergleich macht sicher, egal ob bei
AKH, Skylink oder der Krankenhausbaustelle Wien Nord. Und auch die von
uns aufgezeigten Missstände im Wiener Krankenanstaltenverbund zeichnen
dasselbe Bild“, zählt Szekeres auf. Ob
„sündhaft teure“ Gesundheitszentren
in Gebieten, wo sie gar nicht b
­ enötigt
werden, beim Patienten tatsächlich
ohne Einsparungen ankommen, ist für
Szekeres „mehr als fraglich“. Sicher ist
hingegen, dass die politischen Pläne,
das bewährte System der wohnort­
nahen Versorgung durch Haus- und
Vertrauensärzte auszuhebeln, auch von
den Österreichern vehement abgelehnt
werden.
Das bestätigt auch das Gesundheitsbarometer der Wiener Ärztekammer:
95 Prozent der Patienten empfinden
demnach den klassischen Hausarzt als
extrem wichtig und finden, dass dieser
unbedingt erhalten bleiben müsste.
Ärztestreik als erster Aufschrei
Die Politik spricht von „Kostendämpfung“ und will damit den Anschein
erwecken, dass es keine Einsparungen
und keine Verschlechterung der Versorgungsqualität geben wird. Tatsächlich ist aber der von der Politik gewählte Maßstab für die Entwicklung des
Gesundheitsbudgets nicht der reale
Versorgungsbedarf der Bevölkerung,
sondern das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Steigerungen
im Gesundheitsbudget von derzeit 3,6
Prozent des BIP werden auf 3,2 Prozent
im Jahr 2021 reduziert. Real lagen die
Steigerungen aber in den letzten Jahren bei knapp 5 Prozent pro Jahr. Im
­Ergebnis werden damit den Patienten in
den kommenden Jahren 4,3 Milliarden
­Euro für die Gesundheit vorenthalten.
Jene 200 Millionen Euro, die von der
Politik für den Ausbau der Primär-
versorgung vorgesehen sind, sind außerdem kein zusätzliches Geld. Sie
werden aus dem Budget der Kranken­
ver­
sicherung, und damit allen bestehenden Kassenärzten, genommen. Um
diese Lücke zu füllen, wird bei anderen
Kassenleistungen gespart werden müssen. „Diese sogenannte Gesundheitsreform ist eine reine Mogelpackung,
gegen die wir uns weiter mit aller
Macht wehren werden, denn es geht
dieses Mal um nicht weniger als um die
Zukunft des niedergelassenen Ärztestands“, zieht Szekeres sein Fazit.
Die Forderungen der Ärztekammer
lauten: keine weiteren Einsparungen
und ein breites wohnortnahes Angebot statt einheitlicher Staatsmedizin.
Steinhart: „Der Hausärztestreik und die
Protestmaßnahmen haben eine deutliche Marschrichtung vorge­geben. Die
Reise muss Richtung einer hausarztzentrierten, wohnortnahen Patientenversorgung mit gesunder F
­ inanzierung
gehen.“ Funktionierende Versorgungssysteme müssten endlich weiter ausgebaut und entwickelt ­werden.
Sollten sich die politischen Partner
nicht weg von ihren Plänen anonymer,
konzerngeführter Versorgungszentren
bewegen und damit einer sozial ausgewogenen Gesundheitsfinanzierung
weiter im Weg stehen, „sind wir nicht
mit an Bord, das wurde heute in bemerkenswerter Art und Weise von der Ärzteschaft bewiesen“, so Szekeres, der sich
mit Steinhart einig zeigt: „Die Haus­
ärzte haben einen wichtigen Schritt
gesetzt, dem weitere folgen werden,
­
und zwar so lange, bis man mit uns
am runden Tisch wieder in die richtige
Richtung verhandelt.“ 
20 Fakten zu den aktuellen Problemen im Gesundheitswesen
Es reicht uns,
1. dass die Hausärzte seit Jahren mangelnde Wertschätzung durch die Politik erfahren,
2. dass man offensichtlich glaubt, im Gesundheitsbereich auf medizinische Fachkompetenz
verzichten zu können,
3. dass wir durch die bürokratische Belastung kaum mehr Zeit für die Patienten haben,
4. dass seit Jahren unser gutes System nur rationiert und dadurch zerstört wird,
5. dass man immer wieder versucht, den Wahlarztkostenrückersatz zu streichen, um Ärztinnen
und Ärzte sowie Patienten unter Druck zu setzen,
6. dass unsere Patienten wochenlang auf einen MRT-Termin oder eine Szintigraphie warten müssen,
7. dass es im 21. Jahrhundert, in einer Weltstadt wie Wien, Gangbetten geben muss,
8. dass Patienten mit kranken Kindern stundenlange Wartezeiten in den Ambulanzen auf sich
nehmen müssen,
9. dass die Krankenkassen seit zig Jahren chronisch unterfinanziert sind,
10. dass die Honorarkataloge teilweise völlig überaltert sind und dem medizinischen Fortschritt
nicht mehr Rechnung getragen wird,
11. dass der dringende Ausbau des kassenärztlichen Bereichs seit Jahren verschleppt wird und
allein in Wien mehr als 300 Kassenstellen fehlen,
12. dass Spitzeltum, genannt Mystery Shopping, uns in unserer Arbeit behindert,
13. dass manche Ärztegruppen massiv unterbezahlt sind,
14. dass die aktuellen Reformvorhaben das Ende der freien Arztwahl bedeuten,
15. dass Jungärzte in die Anstellung gezwungen werden,
16. dass die Politik seit Jahren bei der Lehrpraxisfinanzierung versagt und den Nachwuchs dadurch demotiviert,
17. dass durch die Zentralisierungswut vor allem ältere und chronisch Kranke durch den ­Verlust
ihrer Autonomie ihre Würde verlieren (DDR 2.0),
18. dass die aktuelle Gesundheitsreform gewinnorientierten Privatinvestoren und internationalen
Ketten Tür und Tor öffnet,
19. dass uns eine völlig unnötige Chefarztpflicht wertvolle Zeit am Patienten stiehlt,
20. dass die Patienten von der Politik seit Jahren hinters Licht geführt werden, obwohl alle die
Verschlechterungen bereits am eigenen Leib spüren,
Deshalb fordern wir zum wiederholten Male einen Gesundheitsgipfel mit Bundeskanzler Christian
Kern und Bürgermeister Michael Häupl, um endlich dieser Kulmination an Fehlentscheidungen
entgegenzusteuern.
01_2017 doktor in wien 11
INTERN NEWS
103 Gruppenpraxen für wohnortnahe Versorgung
werden. Ausschließlich berufsberechtigte
Ärztinnen und Ärzte dürfen Gesellschafter in
Gruppenpraxen sein – ganz im Gegensatz zu
Ambulatorien, die dem Krankenanstaltengesetz unterliegen und damit jederzeit an
einen nicht ärztlichen Höchstbieter verkauft
werden können. In der Praxis scheint dann
ein Unternehmen oder Fonds als Eigentümer
auf, Rendite und Profit stünden damit im
Vordergrund.
Während in Ambulatorien Ärztinnen und
Ärzte in Abhängigkeit zu profitorientierten
Eigentümern stehen, wird durch Gruppenpraxen die Unabhängigkeit der Ärzteschaft
garantiert. „Gruppenpraxen schützen den
Arzt als freien Beruf, Ambulatorien sind ein
Ärztekammer strikt gegen Chefarztpflicht bei den Krankenkassen
10 Prozent der verschreibungspflichtigen Medikamente müssen Österreichs Kassenärzte
von der Krankenkasse bewilligen lassen. Dazu
kommt eine spezielle Dokumentationspflicht
für viele nicht bewilligungspflichtige Medikamente. Dieser bürokratische Aufwand steht
aus Sicht der Ärztekammer in keinem Verhältnis zum Nutzen für die Versicherten und
ist daher abzuschaffen, meint der Obmann
der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Johannes
Steinhart. „Entbürokratisierung bedeutet
auch Deregulierung in allen Bereichen. Dazu
gehört jedenfalls der Umgang mit chefarztpflichtigen Medikamenten“, so Steinhart.
Ob ein Medikament chefarztpflichtig ist oder
nicht, ist im Erstattungskodex geregelt, der
alle Medikamente enthält, deren Kosten die
Krankenkassen grundsätzlich übernehmen.
Den Großteil der Chefarztbewilligungen – in
12 doktor in wien 01_2017
etwa drei Millionen pro Jahr – holen die Ärztinnen und Ärzte elektronisch über die Formulare des Arzneimittel-Bewilligungsservices
ABS ein. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger knapp
sechs Minuten. Steinhart: „Selbst wenn man
nur fünf Minuten kalkuliert, kommt man auf
4560 Stunden, die nicht nur die Vertragsärzte,
sondern auch die Patienten Woche für Woche
mit dem Warten auf Medikamentenbewilligungen vergeuden.“
Es stelle sich daher die Frage, wofür man das
ABS brauche. Denn dessen Zweck sei es ja
zu prüfen, ob die Diagnose das verschriebene
Medikament rechtfertige. Genau das geschehe
aber ohnehin bei der Abrechnungskontrolle,
die für Ärztinnen und Ärzte schon genug Aufwand und die Beantwortung sinnloser Fragen
mit sich bringe, so Steinhart. 
Anschlag auf diese Freiberuflichkeit“, stellt
Steinhart klar und fordert: „Bereits 40 weitere
Gruppenpraxen stehen in Wien in der Pipeline und warten auf Bewilligung der Gebietskrankenkasse. Statt unnötig Ambulatorien zu
planen und zu finanzieren, sollte die Wiener
Gebietskrankenkasse endlich entsprechend
handeln und ihre Versorgungsblockade lösen.“
Sollten die politischen Pläne, die im Zuge des
Finanzausgleichs ohne öffentlichen Diskurs
geschmiedet wurden, Realität werden, würde
der Kassenarzt endgültig verdrängt und ausgehungert werden, da Ärztinnen und Ärzte
mit Großinvestoren aus dem In- und Ausland
nicht mithalten könnten.
Für die Patienten bedeutet das ebenso drastische Einschnitte, wie für die Ärzteschaft:
Durch Ambulatorien wäre ein Ende der freien
Arztwahl und der Haus- und Vertrauens­
ärzte eingeläutet und damit der Weg hin
zur „Fließbandabfertigung“ durch ständig
wechselnde Ärztinnen und Ärzte in Ambulatorien frei. Ärztliche Leistungen würden
weiter eingeschränkt, denn bei Ambulatorien
steigen die Kosten für den Steuerzahler, da
neben Ärztinnen und Ärzten, die finanziert
werden müssten, auch ein Investor Gewinne
abschöpfen würde. 
Ärztekammer-Wahl 2017
angeordnet
Die Vollversammlung der Ärztekammer für
Wien hat in ihrer letzten Sitzung rechtzeitig
vor Ablauf der fünfjährigen Funktions­
periode und den gesetzlichen Vorgaben entsprechend die Durchführung von Wahlen
angeordnet.
Der genaue Wahltermin wird erst Anfang
Jänner 2017 von der Wahlkommission
festgesetzt. Die Vollversammlung hat der
Wahlkommission jedoch empfohlen, die
Wahl am 25. März 2017 durchzuführen.
Aufgrund einer Novelle der ÄrztekammerWahlordnung werden dieses Mal alle
Wahlkundmachungen nur mehr im Internet
auf der Homepage der Ärztekammer für
Wien erfolgen. Die Ärztekammer wird aber
über jeden Kundmachungsvorgang mittels
gesondertem Rundschreiben informieren.
Service: Für Auskünfte zur ÄrztekammerWahl steht Ihnen die Stabsstelle Recht, Mag.
Claus Penz, 515 01/1220 DW, E-Mail: penz@
aekwien.at, zur Verfügung.
Fotos: skynesher/iStock, londoneye/iStock
103 Gruppenpraxen in der Bundeshauptstadt
bieten den Patienten eine wohnortnahe Versorgung sowie ein breites Leistungsspektrum
mit freier Arztwahl. Es ist dies ein Zukunftsmodell, dessen Ausbau und Weiterentwicklung von der Ärztekammer vehement
gefordert wird.
„Gemeinsam mit den Einzelordinationen
bieten Gruppenpraxen den idealen Gesundheitsversorgungsmix für Ballungsräume wie
Wien“, zeigt sich Johannes Steinhart, Obmann
der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, erfreut. Statt
völlig unnötig ausschließlich profitorientierte
Ambulatorien zu subventionieren, müssten
diese ärztlichen Zusammenschlüsse viel stärker
gefördert werden, fordert er.
Gruppenpraxen garantieren den Patienten
alle notwendigen Vorteile eines ärztlichen Zusammenschlusses, ohne dass die Ärzteschaft
aus der Eigentümerposition und der Freiberuflichkeit verdrängt wird. In Wien existieren
derzeit 97 Gruppenpraxen mit Kassenvertrag
sowie sechs Wahlarztgruppenpraxen, geführt
von insgesamt 249 ärztlichen Gesellschaftern.
All diese Einrichtungen stehen im 100-prozentigen Eigentum der Ärzteschaft und können entweder als OG oder als GmbH geführt
NEWS INTERN
Junge Ärzte diskutierten über ihre Zukunft
Die Zukunft des ärztlichen Berufs und die
Zukunft der jungen Kolleginnen und Kollegen
stand am 26. November 2016 im Mittelpunkt
der zweiten Auflage von #wirsinddiezukunft,
einer von der Bundeskurie angestellte Ärzte
organisierten Konferenz. Einig waren sich alle
Teilnehmer, dass das österreichische Gesundheitssystem stagniere und womöglich durch
Einsparungen verschlechtert werde. „Um
etwas zu ändern, müssen wir alle die Ärmel
hochkrempeln und das System neu denken.
Das ist mit ein Grund, warum es #wirsinddiezukunft nun bereits zum zweiten Mal gibt“,
sagte Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender
Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte
und Obmann der Bundessektion Turnusärzte.
Wenn man als junger Arzt das Studium
beende, werde man derzeit in ein System
katapultiert, das nicht mehr zeitgemäß sei.
Kornhäusl: „Ärztinnen und Ärzte haben heute
andere Vorstellungen als vor 20, 30 Jahren.“
Kornhäusl verwies in seinem Vortrag auf die
zahlreichen Wandlungen, die das Arztbild im
Laufe der Jahrhunderte bereits durchgemacht
hatte. „Das Bild des gesunden Arztes, der tunlichst nicht krank werden durfte, hat sich seit
Hippokrates erstaunlich lange in der öffentlichen Wahrnehmung gehalten. Erst ab den
1970er-Jahren ist das Bewusstsein dafür entstanden, dass Ärztinnen und Ärzte auch nur
Menschen sind, dass auch sie krank werden
können, dass ihr Beruf sie auch überfordern
kann“, zeigte Kornhäusl auf. Dazu kämen
moderne Klischees, wie etwa die Vorstellung, dass Ärztinnen und Ärzte ihre Zeit
lieber am Golfplatz als in den Spitälern
oder Ordinationen verbrächten oder
dass jeder Arzt sich mindestens einen
Porsche leisten könne. „Von den
Arztserien, die größtenteils ein
unrealistisches Arztbild vermitteln, fange ich lieber gar nicht
an“, so Kornhäusl, der auch die
Frage aufwarf, wie sich die teils
einander widersprechenden Arztbilder auf die Realität und vor allem
auf die Berufserwartungen junger
Mediziner auswirken würden.
Kornhäusl: „Das Arztbild befindet
sich im Wandel. Es liegt an uns, diese
Veränderungen mitzugestalten, denn:
Wer sich nicht verändert, der wird
verändert.“ Als essenzielle Bestandteile
des Arztbildes der Zukunft erachtet er
die Freiberuflichkeit, die Vertrauensstellung der Ärzteschaft und die hohe
Ordensspitäler: Ärztekammer
­unterstützt Kampfmaßnahmen
Nach dem Ärzteprotest der niedergelassenen
Ärztinnen und Ärzte am 14. Dezember 2016
machen sich auch die Mitarbeiter der Ordensspitäler bereit: Sie kämpfen um eine faire
Lohnerhöhung. Dass sie nach monatelangen
Kollektivvertragsverhandlungen mit einer
Nulllohnrunde abgespeist werden sollen,
wird nun mit Protestmaßnahmen bis hin zu
einem Streik beantwortet.
Bei einer Betriebsrätekonferenz der Ordensspitäler am 15. Dezember 2016 waren auch
Vertreter der Ärztekammer anwesend.
„Wir stehen als Standesvertretung voll
hinter der Entscheidung der Kolleginnen
und Kollegen und werden sie bei ihrem Protest für ein faires Einkommen bestmöglich
unterstützen“, betont der Obmann der
Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident
der Ärztekammer für Wien, Hermann
Leitner.“
Seitens der Arbeitgeber hätte es keinerlei
Bereitschaft für konstruktive Verhandlungen
gegeben. „Der nun eingeschlagene Weg, mit
Protestmaßnahmen für eine angemessene
Lohnerhöhung zu kämpfen, ist daher auch
aus unserer Sicht unumgänglich“, so Leitner.
Leitner kritisiert, dass man die Ärzteschaft
in den Ordenshäusern mit einer Nullrunde abspeisen und damit im Rahmenrecht
schlechterstellen wolle als andere Berufsgruppen. Denn bereits jetzt klaffe zwischen den
geringen Einkommen in den Ordensspitälern und jenen im öffentlichen Bereich eine
große Lücke. Daher ist auch für Leitner eine
Nulllohnrunde „schlichtweg inakzeptabel“.
Da die Arbeitgeber nicht bereit seien, für faire
Arbeitsbedingungen zu sorgen, stünde die
Ärztekammer hinter der Entscheidung der
Betriebsrätekonferenz, einen konkreten Fahrplan für Protestmaßnahmen einzuleiten. 
Verantwortung. „Wie überall gibt es natürlich
auch weniger schöne Seiten unseres Berufs.
Um unsere Verantwortung gegenüber den
Patienten wahrnehmen zu können, müssen
wir entsprechende Rahmenbedingungen vorfinden. Stattdessen versucht die Politik, uns
in ein Korsett zu schnüren, das uns über
kurz oder lang die Luft nimmt“, betonte
Kornhäusl.
Die Spitalsärzteschaft kämpfe seit
Jahren mit einem Übermaß an
Bürokratie und, seit der EUkonformen Verkürzung der
Arbeitszeiten, auch mit einer
wachsenden Arbeitsverdichtung.
Die Ambulanzen seien noch
immer überlaufen. Dazu käme die
Migration vieler junger Menschen
ins Ausland. Kornhäusl: „Wir dürfen
auch nicht darauf vergessen, dass die
so genannte Generation Y – also meine Generation – andere Vorstellungen
vom ärztlichen Beruf hat als unsere
älteren Kolleginnen und Kollegen.
Wir wollen nicht, dass unser Leben
nur aus unserem Beruf besteht, wie
das bei zahlreichen Generationen
vor uns der Fall war.“ 
KAV-Auslagerung:
Ärztekammer will
­eingebunden sein
Positiv nimmt die Wiener Ärztekammer die
Aussage von der Stadt Wien und Bürgermeister Michael Häupl auf, das weitere Vorgehen
hinsichtlich einer möglichen Auslagerung
des Wiener Krankenanstaltenverbunds „nur
in Diskussion mit Personalvertretern, dem
Koalitionspartner und der Opposition“ zu unternehmen. Die Ärztekammer stehe jedenfalls
bereit, in dieser essenziellen gesundheitspolitischen Entscheidung für Wien „konstruktive
Beiträge beizusteuern“, sagt Ärztekammer­
präsident Thomas Szekeres.
Vor allem aufgrund der „Vergangenheitsbewältigung“ und um einen endgültigen
Schlussstrich unter die bisherige problematische Bilanz des KAV zu ziehen, sei es
wichtig, die Ärztekammer, „die bis dato am
stärksten für die Interessen der Ärzte- und
Patientenschaft eingetreten ist“, in die Diskussion miteinzubeziehen. 
01_2017 doktor in wien 13
INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH
ERNENNUNGEN
Univ.-Doz. Dr. Philip Eisenburger, MBA, Innere Medizin
Dr. Brigitte Engelbert, Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation
Dr. Michaela Gabriel, Innere Medizin
Dr. Hans Gerihäuser, Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Dr. Klaus Hellwagner, LL.M., Anästhesiologie und Intensivmedizin
MR Dr. Helmuth Howanietz, Kinder- und Jugendheilkunde
OR Dr. Hermine Obermair, Lungenkrankheiten
Dr. Helmut Klein, Urologie
MR Dr. Frederick Mayrhofer-Krammel, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Dr. Gerhard Schager, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Dir. Dr. Ernst Schenk, MBA, Innere Medizin
Dr. Bettina Schreder, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Dir. Prim. Priv.-Doz. Mag. DDr. Manfred Wonisch, Innere Medizin
Primarius im SMZ Floridsdorf (Abteilung für Notfallmedizin)
Stellvertretende ärztliche Leiterin im Institut für physikalische Medizin
Stellvertretende ärztliche Leiterin im Wiener Dialysezentrum GmbH
Medizinalrat
Professor
Ärztlicher Leiter im Kindermedizinischen Zentrum
Medizinalrätin
Stellvertretender ärztlicher Leiter im Gesundheitszentrum Wien-Nord
Stellvertretender zahnärztlicher Leiter der Krankenanstalt
Dr. Wilhelm Brenner-Institut
Medizinalrat
Ärztlicher Leiter im SMZ Baumgartner Höhe/Otto-Wagner Spital
Zahnärztliche Leiterin der Krankenanstalt Dr. Wilhelm Brenner-Institut
Ärztlicher Leiter im St. Elisabeth-Spital
NAMENSÄNDERUNGEN
Dr. Babak Safdari Ghandehari
1110, Simmeringer Platz 1/Top 11
in: Dr. Babak Safdari
PRAXISERÖFFNUNGEN
Allgemeinmedizin
Dr. Martin Asboth
1180, Blumgengasse 18
1120, Singrienergasse 29
Dr. Markus Kolm
1160, Johann-Staud-Straße 32 **
Dr. Elisabeth Komarek
Dr Lothar Krenner
1080, Piaristengasse 1/6
Dr. Roland Rauch
1160, Hettenkofergasse 21/6
Dr. Bernhard Stark
1020, Praterstraße 22/20
1140, Sonnenweg 146 **
Dr. Franziska Zies
Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie
Dr. Matthias Grünbeck
1010, Schreyvogelgasse 3 **
1130, Auhofstraße 189 **
Dr. Florian Schneider
1100, Davidgasse 87-89
Dr. Manuela Schwartz
Augenheilkunde und Optometrie
Dr. John Falasinnu
1220, Stadlauer Straße 62/1/3
1090, Spitalgasse 1 A
MUDr. Jitka Kalinova
Dr. Naresh Sheetal
1220, Erzherzog-Karl-Straße 164a
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Univ.-Doz. Dr. Murat Gürkan Arikan1130, Lainzer Straße 6
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Dr. Michael Pichelmaier
1090, Mariannengasse 1/17 **
Dr. Bernhard Stark
1020, Praterstraße 22/20
1170, Jörgerstraße 41
dr. med. Tin Znaor
Dr. Michaela Zumtobel
1130, Hietzinger Kai 67-69
Kinder- und Jugendheilkunde
Dr. Miklos Pinter
1210, Stadlweg 42/1 **
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Dr. Helmut Krönke
1180, Antonigasse 1/1
Neurologie
Dr. Elisabeth Lindeck-Pozza
1040, Goldeggasse 6/1
Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Dr. Gerhard Kainz
1130, Elisabethallee 61 **
1160, Johann-Staud-Straße 32 **
Dr. Elisabeth Komarek
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie
Dr. Barbara Iris Greibl
1080, Kupkagasse 5/1
Psychiatrie
Dr. Manuela Birk
1050, Wiedner Hauptstraße 105
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin
Dr. Simone Mejzlik
1050, Ziegelofengasse 41/14
1010, Naglergasse 11/1 **
Dr. Oleg Kheyfets
1050, Ziegelofengasse 41/14
Dr. Markus Riedl
Zahnärzte/Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
dr. med. dent. Laszlo Kerner
1010, Singerstraße 4
Dr. Bo-Sung Kim
1090, Liechtensteinstraße 104
Dr. Jennifer Maier
1030, Salesianergasse 4/3
Dr. Tijana Tosic
1220, Zschokkegasse 140/OG 2
(** Zweitpraxis)
PRAXISVERLEGUNGEN
Allgemeinmedizin
Dr. Herbert Rainer Dworak, MPH
1230, Erlaaer Straße 55-63/2
Dr. Karin Hartelmüller
1210, Schwaigergase 35
Dr. Alexandra Lang-Adolph
1030, Landstraßer Hauptstraße 18/6
Dr. Kerstin Ortlechner
1010, Morzinplatz 4
Univ.-Prof. Dr. Konrad Pillwein
1170, Ortliebgasse 50/2
Dr. Elisabeth Christine Yao
1180, Pötzleinsdorfer Straße 6
Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie
Dr. Gunther Arco
1010, Tuchlauben 7a/4/9
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Dr. Karin Hartelmüller
1210, Schwaigergase 35
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
MR Dr. Hans Gerihäuser
1100, Laxenburger Straße 1-5/4/4/20
Dr. Hediye Güner
1100, Laxenburger Straße 1-5/4/4/20
14 doktor in wien 01_2017
 1230, Kellerberggasse 55-57/1/3
 1210, Weißenwolffgasse 78
 1010, Rotenturmstraße 25/13
 1010, Wollzeile 9/4. Stock
 1170, Hernalser Hauptstraße 71
 1180, Gentzgasse 70/1/7
 1010, Weihburggasse 30
 1210, Weißenwolffgasse 78
 1100, Favoritenstraße 82/4
 1100, Favoritenstraße 82/4
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN
PRAXISVERLEGUNGEN (FORTS.)
Haut- und Geschlechtskrankheiten
Dr. Ulrike Just
1180, Gersthofer Straße 16/15
Dr. Nicole Nönnig
1130, Amalienstraße 36/1
Innere Medizin
Dr. Herbert Rainer Dworak, MPH
1230, Erlaaer Straße 55-63/2
Dr. Katja Schütz
1120, Oswaldgasse 65
1140, Leegasse 2/8
Dr. Daniel Spielmann Kinder- und Jugendheilkunde
Univ.-Prof. Dr. Konrad Pillwein
1170, Ortliebgasse 50/2
Dr. Miklos Pinter
1190, Heiligenstädter Straße 57-63
Psychiatrie Dr. Simon Colins de Tarsienne-Dick
1230, Valentingasse 3/2
Radiologie Univ.-Doz. Dr. Gerd Bodner
1180, Währinger Straße 138/Top 15
 1180, Gentzgasse 21/2/12
 1130, Hietzinger Kai 169/Top 202
 1230, Kellerberggasse 55-57/1/3
 1120, Stüber-Gunther-Gasse 7
 1020, Große Pfarrgasse 23
 1170, Hernalser Hauptstraße 71
 1190, Heiligenstädter Straße 46-48
 1130, Hietzinger Hauptstraße 36/10
 1010, Schottengasse 7/5
PRAXISABMELDUNGEN
Allgemeinmedizin
Dr. Sedigheh Golriz Amin1220
Mag. Dr. Daniela Gollowitzer
1010 **
Dr. Sophie Höretzeder1170
Dr. Lothar Krenner1080
Dr. Zahra Malekzadeh1150
1080 **
Dr. Gerda Prinz
Dr. Hildegard Stieglitz1200
Mag. Dr. Iris Weinberger1060
Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie
Dr. Nehad Saleh1100
Augenheilkunde und Optometrie
Dr. Nesrin Cakmak1020
Innere Medizin
Dr. Thomas Höchtl-Hainzl1130
Univ.-Prof. Dr. Klaus Lechner1050
Kinder- und Jugendheilkunde
Dr. Stefan Rippel1090
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Dr. Marihan Abensperg-Traun1090
Zahnärzte/Fachärzte für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde
Dr. Werner Deutschmann1020
Dr. Peter Jakel1230
DDr. Marielena Rusu1160
Dr. Brigitte Seklehner1020
(** Zweitpraxis)
GEBURTSTAGE
Dr. Dietmar Altmann, Dr. Dietmar Bernhofer, Dr. Eva Marie Eckhard, Dr. Susanne Endl, Univ.-Prof. Dr. Georg Grubhofer, Dr. Monika Hinterberger,
Dr. Herbert Hoffmann, Univ.-Doz. Dr. Siegfried Hofmann, Dr. Bozena Ickowicz, Dr. Julius Junez, Dr. Doris Kirchnawy, Dr. Eva Kratina, Dr. Konstanze
Korpatschek, Univ.-Prof. Dr. Heinz Kölbl, Dr. Christine Lichtenegger, Dr. Eleonore E. Macek, Dr. Gabriela Mair-Wagner, Dr. Maria Nontserrat Masats,
Dr. Ingrid Mayer, Dr. Roswitha Anna Osso, Dr. Herbert Peternel, Dr. Katharina Pokieser, Dr. Margit Raggam-Galgoczy, Dr. Elisabeth Ranftler-Lohninger,
Dr. Joachim Renner, Dr. Lucia Rieder, Dr. Peter Riener, Dr. Suzanne Rödler, Dr. Alfred Röggla, Dr. Astrida Rosenbaum-Arh, Dr. Gerhard Rössler,
Dr. Christine Rudolf, Dr. Monika Saxa-Enenkel, Dr. Harald Schiesbühl, Dr. Gabriele Josefine Seledec, Dr.-medic Iren Szamtarto, Dr. Richard Szlezak,
Dr. Cäzilia Weisser, Dr. Karl Woditschka, Univ.-Prof. Dr. Gerald Wozasek (alle 60)
Dr. Nasim Ahmed, Dr. Nazir Ahmed, Prim. Dr. Otto Braun, Dr. Gebhard Breuss, Dr. Barbara Burian-Langegger, Dr. Michael Dolna, Dr. Konrad Drucker,
Dr. Irmtraut Falasinnu, Dr. Barbara Hafdhulla, Dr. Walter Hammerschmied, Univ.-Doz. Dr. Leonore Handl-Zeller, PhysR Dr. Edith Häusler, Dr. Jutta
­Helesic, Dr. Wolfgang Herzel, Univ.-Prof. Dr. Ihor Huk, Dr. Sin Ngoh Kemetmüller-Tjhin, Dr. Martin Krösl, Dr. Alfred Meguscher, Dr. Andrea Muck,
Dr. Neoklis Nadiotis, Dr. Branka Obradovic, Dr. Gerhard Polak, Dr. Edith Rammer, MR Dr. Hans Steinböck, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Steininger, MR Dr. Karl
Vosicky, Dr. Reinhard Zimmermann (alle 65)
MR Dr. Eva-Maria Bachinger-Scholda, MR Dr. Hans-Otto Bendl, Dr. Ernst Breitegger, Univ.-Prof. Dr. Klaus Böheim, Dr. Kurt Eckelberg, Dr. Heber Ferraz
Leite, Univ.-Prof. Dr. Franz Fischl, Dr. Renate Elisabeth Hoyer, Dr. Franz Huber, Dr. Marina Kolacny, Dr. Heinz Königswieser, Dr. Susanne Lentner,
Dr. Thomas Löwe, OMR Dr. Franz Niederekker, Dr. Jutta Pflüger, Dr. Peter Prusa, MR Dr. Salam Salomy, Prim. Univ.-Prof. Dr. Sylvia Schwarz,
Univ.-Doz. Dr. Gerhard Wagner, MR Prim. Dr. Rudolf Widhalm, Dr. Gerhard Witzmann, Dr. Georg Wollmann, Dr. Walter Zehetbauer (alle 70)
OR Dr. Egon Balzar, MR Dr. Wilhelm Brilli, Dr. Heinrich Donat, MR Dr. Usama El-Azzeh, Univ.-Prof. Dr. Slobodan Gasic, Dr. Martin Jancuska, Dr. Olga
­Kovac, Univ.-Prof. Dr. Mathias Müller, MR Dr. Thomas Neufeld, MR Dr. Inga-Maria Neumann, Dr. Monika Riedl, Dr. Marwan Schumann,
OMR Dr. Hannelore Steinböck, Univ.-Prof. DDDr.hc Dr. Vilmos Vecsei, Dr. Sieglinde Völker (alle 75)
Dr. Nosratollah Ghazanfari-Sawadkuhi, Dr. Jörg Hugeneck, Univ.-Prof. Dr. Dietrich Kraft, Dr. Michael Kuhn, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Lechner (alle 80)
Dr. Herbert Frank, Dr. Franz August Ingerle, WOR MR Dr. Paul Kohn, Dr. Semjon Kravtschenko (alle 85)
Dr. Inge Neugebauer (90)
MR Dr. Erwin Windischbauer, Dr. Helmut Wittich (beide 91)
OMR Dr. Anton Breitner, Dr. Annemarie Romig (beide 92)
Univ.-Prof. Dr. Hermann Aichmair, Dr. Ilse Annemarie König, Dr. Margith Luger, Dr. Ernestine Puschacher, MR Dr. Maria Smicka (alle 93)
MR Dr. Maria Christine Mentasti (94)
Univ.-Prof. Dr. Vincent Grunert (97)
MR Dr. Johann Wutzl (98)
TODESFÄLLE R.I.P.
OMR Dr. Andreas Kyriakoulis
 05.03.1935  08.11.2016
Dr. Claudia Maria Paral-Jenny
 05.04.1956  07.10.2016
01_2017 doktor in wien 15
125 Jahre Ärztekammer für Wien
Am 25. November 1891 wurde mit Zustimmung beider Häuser des Reichsraths
der k.k. Monarchie das Gesetz betreffend die Errichtung von Ärztekammern beschlossen.
Es war dies die Geburtsstunde der Ärztekammer für Wien.
in wien 01_2017
16 18 12 wien 05_2016
Dieserdoktor
Briefmarkensatz
wurde anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Ärztekammer für Wien von der Österreichischen Post aufgelegt.
Fotos: iDymax/iStock, Oktay Ortakcioglu/iStock; Artwork: siduIllustration: ZS communication + art
AM PULS PULS COVERSTORY
COVERSTORY
COVERSTORY AM PULS Alle Fotos: Stefan Seelig
► „Wahrheit und Klarheit sind die
ethischen Fundamente der Naturwissenschaften, wie diejenigen des
socialen Lebens“, sagte der weltbekannte Chirurg Theodor Billroth in seiner
Rede am 25. November 1891 im Rahmen der Generaldebatte zur Beschlussfassung von Ärztekammern im Hohen
Herrenhaus der k.k. Monarchie.
Diese Worte haben auch 125 Jahre
danach nichts an Gültigkeit verloren.
Wahrheit und Klarheit bleiben im medizinischen, wie auch im politischen,
Diskurs das höchste Gut, das vor allem
von den Patienten zu Recht erwartet
und auch eingefordert wird. Denn, so
Billroth weiter: „Für den naturwissenschaftlichen Bau sind diese Fundamente stark genug, den kühnsten und
höchsten Tempel zu tragen. Für den socialen Bau müssen wir freilich mit der
Gebrechlichkeit des Materials und dem
weichen Untergrunde – der mensch­
lichen Empfindung – rechnen.“
Am 13. Dezember 2016 fand in den
Festräumen der Nationalbibliothek
der offizielle Festakt zum 125-JahrJubiläum der Ärztekammer für Wien
statt. Ärztekammerpräsident Thomas
Szekeres verwies dabei auf den „beson­
deren Stolz, heute auf einen gesellschaftlich und sozial fest verankerten
ärztlichen Stand blicken zu können,
der trotz mannigfachen Konflikt­
potenzials in guter Zusammenarbeit
mit seinen Partnern stets neue Lösungen schaffen konnte und wohl auch
in Zukunft schaffen wird“. Damals wie
heute sei die besondere Bedeutung der
Ärzteschaft ein Abbild des Umgangs
mit dem körperlichen und geistigen
Wohl der Gesellschaft. „Und für dieses
Wohl setzen wir uns ein, ohne die Vergangenheit zu vergessen.“
Wien kann auf eine lange und erfolgreiche Tradition in Medizin und
­Gesundheitsversorgung zurückblicken
sowie auf eine gelebte Solidarität. Diese hat, trotz vieler Widrigkeiten und
­ mwälzungen, auch heute noch BeU
stand. Das zeigt auch der Blick in die
Vergangenheit. Szekeres: „Die furchtbaren Ereignisse der Jahre 1938 bis
1945, an denen österreichische Ärztinnen und Ärzte als Täter beteiligt
und als Opfer betroffen waren, haben
das soziale und naturwissenschaftliche
Fundament in unglaublichem Ausmaß beschädigt – ein Schaden, dem
wir auch heute noch entschlossen mit
Theodor Billroth
(geb. 26. April 1829
in Bergen auf Rügen,
Deutschland; gest. 6.
Februar 1894 in Opatija,
Kroatien) war ein deutschösterreichischer Mediziner
und einer der bedeutendsten Chirurgen des
19. Jahrhunderts, dessen
Errungenschaften bis in die heutige Zeit hineinwirken.
Nach tierexperimentellen Speiseröhrenresektionen und
der ersten Entfernung eines Kehlkopfs beim Menschen
(1873) setzte er seine Studien über Wundinfektionen fort
und begründete mit der von ihm 1881 erstmals erfolgreich
am Menschen ausgeführten Entfernung eines Karzinoms
im Magenausgangsgebiet (Pylorusresektion) die moderne
Bauchchirurgie. Heute noch werden die beiden diesbezüglich von ihm angegebenen operativen Verfahren als
„Billroth I” und „Billroth II” bezeichnet.
Wahrheit und Klarheit begegnen müssen, denn, wie es einmal der deutsche
Arzt, Psychoanalytiker, Hochschullehrer und Schriftsteller Alexander Mitscherlich formuliert hat: ‚Bewältigung
der Schuld kann nichts anderes heißen,
als der Wahrheit ins Auge zu sehen.‘“
DER BEGINN: GRÜNDUNG
UND STRUKTUREN
Als Bestandteil der 1365 gegründeten
Alma Mater Rudolphina war die medizinische Fakultät bereits im Mittel-
alter eine weithin anerkannte Instanz
in Fragen des Gesundheitswesens. Ab
1399 sind Fakultätsakten erhalten, die
belegen, dass die Fakultät bei Streitigkeiten zwischen Badern, Hebammen
und Grundherren als Schlichtungsstelle angerufen wurde.
Zu Zeiten der Regierung Maria Theresias erlangte die Wiener Medizin
erstmals internationale Bedeutung,
als der Holländer Gerard van Swieten
nach Wien berufen wurde. Er legte den
Grundstein zur „Ersten Wiener Medizinischen Schule“. Kapazitäten wie Anton de Haen, Maximilian Stoll, Johann
Lorenz Gasser, Anton von Störck oder
der Entdecker der Perkussion, Leopold
Auenbrugger, lehrten und forschten nun
in Wien. Auf der Grundlage von bereits weit zurückreichenden Traditionen
wurde das heute so bezeichnete BedsideTeaching in dieser Zeit zur paradigmatischen Methode in der Ausbildung.
Das 1784 eröffnete Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien wurde für die
Mediziner zu einer neuen Wirkungsstätte, die sich mehr und mehr zum
wichtigsten Forschungszentrum entwickelte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts
entstand durch Ärzte wie Carl von Rokitansky, Josef Skoda, Ferdinand von Hebra oder auch Ignaz Philipp Semmelweis die „Zweite Wiener Medizinische
Schule“. Die Grundlagenwissenschaft
in der Medizin wurde ausgebaut und
die Spezialisierung vorangetrieben: Die
ersten Haut-, Augen- und Hals-NasenOhren-Kliniken der Welt wurden in
Wien gegründet.
Anfang des 20. Jahrhunderts zählte
die Medizin in Wien zur internationalen Spitzenklasse. Clemens von Pirquet definierte die Begriffe der Allergie
und der Serumkrankheit, Ernst Peter
Pick führte bedeutende Versuche zur
chemischen Spezifität der immunologischen Reaktionen durch. Alle vier
Nobelpreise, die in den nächsten Jahrzehnten an (ehemalige) Wiener Medi- >
01_2017 doktor in wien 17
AM PULS COVERSTORY
> ziner vergeben wurden – Robert Bárány
(1914), Julius Wagner-Jauregg (1927),
Karl Landsteiner (1930) und Otto Loewi (1936) – fußten auf grundlegenden
Arbeiten aus dieser Zeit. Als letztes
erreichte noch die Wiener Schule der
Zahnmedizin (gegründet von Bernhard
Gottlieb) in den 1920er-Jahren ihren
Höhepunkt.
Diese Tradition strahlte noch in die
Erste Republik aus. Die American Medical Association of Vienna wurde gegründet, und gut besuchte postpromotionelle Kurse für Ärztinnen und Ärzte
aus aller Welt wurden noch bis in die
1930er-Jahre organisiert.
Als erste Vorläuferorganisation der
„Ärztekammer für Wien“ wurde mit
Zustimmung von Kaiser Ferdinand I.
eine Vereinigung zur Förderung der
Heilkunde als Kunst und Wissenschaft,
die „k.k. Gesellschaft der Ärzte in
Wien“, gegründet, sie hielt am 24. März
1838 ihre Eröffnungssitzung ab. In weiterer Folge kam es in den 1860er-Jahren
aufgrund des Vereinspatents von 1852
zur Entstehung mehrerer Ärztevereine,
die auch bereits weitgehend die Aufgaben einer Standesvertretung wahrgenommen haben. Nach ausländischem
Vorbild verabschiedete der „Erste
­Österreichische Ärzte-Vereinstag“ 1873
eine Petition an das Abgeordnetenhaus,
die Schaffung einer gesetzlichen Standesvertretung zu ermöglichen; auch
der „Zweite Österreichische ÄrzteVereinstag“ (1876) beschäftigte sich mit
der Frage der Gründung von Ärztekammern in den Kronländern.
Im Herrenhaus beschlossen
Nach
langjährigen
Bemühungen
wurde die Gründung von Ärztekammern schließlich am 25. November
1891 vom Herrenhaus (= Oberhaus
des Reichsrates) beschlossen (Reichsgesetzblatt Nummer 6/1892 vom 14.
Jänner 1892). Zuvor hatte der Chirurg
Theodor Billroth eine Rede gehalten.
18 doktor in wien 01_2017
Auf Basis dieses Gesetzes gründete die
Ärzteschaft in den folgenden Jahren
nicht nur in Wien, sondern auch in
den ­Kronländern Österreich-Ungarns,
darunter die heutigen österreichischen
Bundesländer, Ärztekammern.
Im Gefolge der Revolution von 1848 war
bereits 1850 die Rechtsanwaltskammer
in Wien gegründet worden. Der neben
den Ärzten zweite große freie Berufsstand hatte seine Standesvertretung so-
Gabriele Possanner
(geb. 27. Jänner 1860 in
Pest, Kaisertum Öster­reich;
gest. 14. März 1940 in
Wien) war eine österreichische Ärztin. Nach
langen Kämpfen war sie
die erste Frau, die an einer
Universität ÖsterreichUngarns promovieren
durfte. Mit zahlreichen Gesuchen und Bittbriefen an die
verschiedensten Stellen beschäftigte sie insgesamt zwei
Innenminister, drei Minister für Kultus und Unterricht, vier
Rektoren, vier Dekane der Medizinischen Fakultät und zuletzt Kaiser Franz Joseph I. persönlich. Dieser ermächtigte
schließlich den Innenminister, ihre Zulassung als Ärztin für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu befürworten, falls
der Vorstand der 1. geburtshilflichen Klinik die fachliche
Kompetenz bestätigen würde.
mit mehr als 40 Jahre früher erhalten.
Am 7. Mai 1894 fanden in Wien die ersten Ärztekammerwahlen statt, am 30.
Mai 1894 erfolgte im Sitzungssaal der
Niederösterreichischen
Statthalterei
die Konstituierung der „Wiener Ärzte­
kammern“. Zum ersten Präsidenten
war Moriz Gauster gewählt worden, der
bis zu seinem Tod 1895 amtierte. Ihm
folgte Josef Heim nach, dessen erste
Funktionsperiode bis 1899 dauerte. Am
4. Oktober 1898 war Carl Gussenbauer
bei der konstituierenden Sitzung der
neugewählten Ärztekammer zu seinem Nachfolger erkoren worden. Diese
Wahl wurde jedoch durch ein Urteil des
k.k. Verwaltungs-Gerichtshofs vom 15.
Juni 1899 gekippt. Es folgte ein Provisorium, wie in der Wiener Zeitung nachzulesen ist: „Zur Durchführung der
Neuwahlen, sowie zur einstweiligen
Besorgung der Geschäfte der Wiener
Ärztekammer im Sinne des Gesetzes
vom 22. December 1891, R.G.Bl. Nr.
6 ex 1892, betreffend die Errichtung
von Aerztekammern, wird der in Verwendung der k.k. Statthalterei k.k. Bezirksarzt Dr. Thomas Edler von Resch
bestellt.“
Dieses Provisorium sollte länger bestehen: So findet sich im Adressverzeichnis für das Jahr 1900, dessen Redaktionsschluss im November 1899 gelegen
war, weder ein Name des Präsidenten
noch des Vizepräsidenten, vielmehr
der Hinweis: „Neuwahlen ausgeschrieben“. Im darauffolgenden Jahrgang ist
beim Eintrag der Ärztekammer zu lesen: „Neuconstituierung bevorstehend,
derzeit bestellter Geschäftsführer Dr.
Thomas Edl[er] von Resch“. Erst mit
der Wiederwahl Heims wurde dieser
Zustand schließlich beendet.
In wirtschaftlichen Fragen hatte die
Kammer jedoch wenig Kompetenz,
insbesondere was die Verhandlung von
Honoraren für die in jenen Jahren stark
steigende Anzahl von Kassenärzten
anbelangte. Daher wurden diese Auf­
gaben zunächst von den weiter bestehenden Ärztevereinen übernommen.
Schließlich wurde 1906 die „Wirtschaftliche Organisation der Ärzte
­Wiens“ (W.O.) gegründet, die ab 1913
auch eine eigene Zeitschrift publizierte.
Die Mitgliedschaft war im Gegensetz
zu jener in der Kammer zwar freiwillig,
doch hatte die W.O. bis 1938 in vielerlei Hinsicht größere Bedeutung als die
Ärztekammer. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der mächtige
langjährige Obmann der W.O. ,Eugen
Petco (1894-1948), zu nennen.
Eine große Anzahl mehr oder minder
COVERSTORY AM PULS langlebiger Periodika, die medizinische
und/oder standespolitische Themen
behandelten, erschien in Wien. Die
Etablierung der Ärztekammer wie
auch tief greifende Veränderungen im
Gesundheitswesen, insbesondere hinsichtlich der Krankenkassen, scheinen
die Neugründung ärztlicher Zeitschriften rund um die vorletzte Jahrhundertwende stark begünstigt zu haben.
Zu nennen ist hier beispielsweise die
Ärztliche Reformzeitung. Monatsblatt für
praktische Heilkunde und Vertretung der
Interessen des ärztlichen Standes, die ab
1899 erschienen ist, oder die Österreichische Ärzte-Zeitung. Zentralorgan für
praktische Ärzte und die Interessen des
ärztlichen Standes ab 1904, anfangs von
Heinrich Keller redigiert.
Doch auch hinsichtlich der ärztlichen
Vereine fällt auf, dass die Errichtung
der Ärztekammern mit einer Vielzahl
an Neugründungen zeitlich zusammenfällt, während die älteren Vereinigungen durchwegs weiterbestanden.
Die 1903 erfolgte Wahl Karl Ewalds zum
Präsidenten markierte eine Richtungsentscheidung, indem sich eine Liberale
Mehrheit gegen die Antisemiten durchsetzte. Sein Nachfolger wurde 1907 Ernest Finger, in dessen lange Funktionsperiode die Jahre des Ersten Weltkriegs
fielen, die für die Ärzteschaft eine ganze
Reihe außer­
ordentlicher Herausforderungen, wie die Einziehung zahlreicher Mitglieder zum Militärdienst,
die Versorgung überaus zahlreicher
verwundeter Soldaten, aber auch der
Zivilbevölkerung, und Veränderungen,
wie beispielsweise die ausgedehntere
ärztliche Tätigkeit von Frauen, mit sich
brachten, sowie an deren Ende der Zerfall Österreich-Ungarns und die Gründung der Republik Österreich.
Zu Fingers Nachfolger wurde 1919 Josef
Thenen gewählt, der dieses Amt bis
1938 ausüben und somit der Präsident
mit der längsten Funktionsperiode werden sollte.
DER WANDEL: FRAUEN
IN DER MEDIZIN
Frauen war der Zugang zum Medizinstudium und somit zum Arztberuf
hierzulande lange verwehrt, während
zum Beispiel in den USA und St. Petersburg längst eigene Ausbildungsstätten für weibliche Ärzte existierten.
Zwar war aufgrund einer Ausnahmegenehmigung von Friedrich dem Großen
bereits 1755 Dorothea Erxleben an der
Universität Halle zum Doktor der Medizin promoviert worden, doch sollte es
noch mehr als 100 Jahre dauern, bis im
deutschen Sprachraum Frauen regulär
zum Studium zugelassen wurden. Die
Vorreiterrolle hatte dabei die Universität Zürich, an der sich ab 1863 Studentinnen inskribieren konnten. 1867 wurde die Russin Nadeschda Prokofjewna
Suslowa als erste Frau in der Schweiz
an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich promoviert.
In Österreich-Ungarn konnten Frauen
ab 1878 Vorlesungen als Gasthörerinnen
besuchen, ab 1896 wurden im Ausland
erworbene Doktordiplome unter der Bedingung der Nostrifikation anerkannt,
was bedeutete, dass sämtliche Rigorosen nochmals abgelegt werden mussten.
Vier Jahre, nachdem sie einen Abschluss
in der Schweiz erworben hatte, promovierte Gabriele Possanner (1860-1940)
als erste Frau in Österreich am 2. April
1897 im Fach Medizin in Wien. Sie wurde daraufhin als Spitalsärztin tätig und
eröffnete eine Praxis in Wien. Damit
war sie auch das erste weibliche Mitglied der Wiener Ärztekammer, jedoch
war ihr als Frau zunächst das Stimmrecht bei der Ärztekammerwahl versagt.
1904 durfte sie dann aber nicht nur von
ihrem aktiven, sondern bereits auch vom
passiven Wahlrecht Gebrauch machen
und wurde daraufhin zur Funktionärin
(„Ersatzmitglied“) bestimmt.
Dies geschah vor dem Hintergrund einer hoch emotionalisierten Debatte
1878: In
ÖsterreichUngarn
konnten
Frauen ab
diesem Jahr
Vorlesungen
als Gasthörerinnen
besuchen, ab
1896 wurden
im Ausland
erworbene
Doktordiplome
unter der
Bedingung
der Nostrifikation
anerkannt,
was bedeutete, dass
sämtliche
Rigorosen
nochmals
abgelegt
werden
mussten.
über die Frage des Frauenstudiums im
Allgemeinen und desjenigen der Medizin im Besonderen. So publizierte der
überaus einflussreiche Vorstand der 1.
Chirurgischen Klinik, Eduard Albert
(1841-1900), in Wien eine Broschüre,
in der er sich gegen das Frauenstudium wendete, während der bedeutende
Anatom Emil Zuckerkandl (1849-1910)
sich ausdrücklich dafür aussprach und
auch mit Gertrude Bien 1904 die erste
­Assistentin einstellen sollte, somit also
nicht nur wertvolle argumentative Unterstützung für das Anliegen der Frauen,
zum Studium zugelassen zu werden,
lieferte, sondern dieser auch konkrete
praktische Förderung am Weg zur tatsächlichen Berufsausübung folgen ließ.
Ab 1897 ließen die Universitäten Wien
sowie Prag, Graz und Innsbruck Frauen
regulär zum Studium zu, zunächst
jedoch nur an den philosophischen
Fakultäten, erst ab 1900 auch zum
Medizinstudium. Der Zugang zu den
anderen Fächern wurde überhaupt erst
in der Republik möglich, so 1919 an der
juridischen Fakultät, 1928 an der evangelisch-theologischen und ab 1945 an
der katholisch-theologischen Fakultät
der Universität Wien.
1903 konnte mit Margarete Hönigsberg, später verehelichte Hilferding
(1871-1942), erstmals eine Frau das
Medizinstudium an der Universität
Wien abschließen. Es folgten 1904 ihre Schwester Klara Hönigsberg, später
verehelichte Scherer (1879-1942), Bianca Bienenfeld (1879-1929), Anna Pölzl
(1872-1947) und Dora Teleky (18791963), später verehelichte Brücke.
Auffallend hoch war unter den ersten
Medizinstudentinnen an der Universität Wien der Anteil an Frauen, die aus
jüdischen Familien stammten. Von den
erwähnten ersten fünf Absolventinnen
traf dies auf vier zu, lediglich Anna P
­ ölzl
kam aus einem katholischen Elternhaus. Dies zeigt sich auch, wenn man
die Lebensläufe dieser Pionierinnen bis >
01_2017 doktor in wien 19
AM PULS COVERSTORY
> in die NS-Zeit verfolgt: Margarete Hilferding kam am Transport in das Vernichtungslager Treblinka ums Leben,
Dora Teleky-Brücke musste flüchten,
Klara Scherer-Hönigsberg starb, vielfältigen Verfolgungen und Diskriminierungen ausgesetzt, in Wien.
Sie alle waren als Ärztinnen jahrzehntelang berufstätig gewesen, was durchaus nicht selbstverständlich war, denn
mit dem mühsam erkämpften Zugang
zum Medizinstudium waren bei Weitem noch nicht alle Hürden genommen, wollten doch die meisten dieser
Frauen nicht nur einen Abschluss erwerben, sondern auch tatsächlich als
Ärztinnen arbeiten.
Hier zeigte sich die strukturelle und
institutionelle Benachteiligung von
Frauen besonders deutlich: Ernüchtert
mussten sie feststellen, dass ihre Anwesenheit an den Wiener Kliniken unerwünscht war. „Als unbezahlte Aspirantinnen oder in Ausnahmesituationen
auch als provisorische Sekundarärztinnen während der Urlaubszeit waren
Frauen akzeptiert – ihre definitive Anstellung allerdings wurde lange Zeit von
den Spitalsleitungen abgelehnt.“
Dienst als Aspirantin
Wie bereits erwähnt, war den jungen
Absolventinnen vorerst nur der Dienst
als Aspirantin erlaubt. Nur in Ausnahmefällen wurden sie provisorisch als
Sekundarärztinnen eingesetzt. Erstmals gelang dies Stephanie Weiss-Eder,
die ab Anfang 1906 Sekundarärztin im
Karolinen-Kinderspital war. Im Allgemeinen Krankenhaus wurde mit Anfang
1909 Anna Pölzl die erste weibliche Sekundarärztin. Dieser unbefriedigenden
Situation wurde 1907 ein Ende gesetzt,
als im Oktober ein Erlass des Ministeriums für Inneres Frauen offiziell gestattete, die Position einer Sekundarärztin
einzunehmen. Allerdings vergaß man
nicht darauf hinzuweisen, dass „aus
der Ernennung zu Sekundarärzten den
20 doktor in wien 01_2017
weiblichen Ärzten keinerlei Anrecht auf
die nächsthöheren Dienststellen der
Wiener k.k. Krankenanstalten“ erwüchse. So wurden weiteren Aufstiegschancen für Ärztinnen der Riegel vorgeschoben – bis der Erste Weltkrieg ausbrach.
Durch die Einberufung von Ärzten zum
Kriegsdienst kam es an den Wiener
Kliniken zu einem eklatanten Personalmangel. Zusätzlich wurden Schulen, Klöster und andere Gebäude als
Sigmund Freud
Die Psychoanalyse (von
griechisch ψυχή psychḗ
psyche „Atem, Hauch,
Seele“ und ἀνάλυσις
analysis „Zerlegung“, im
Sinne von „Untersuchung,
Enträtselung der Seele“)
ist eine psychologische
Theorie und psychotherapeutische Behandlungsform, die um 1890 vom Wiener
Neurologen Sigmund Freud (Abbildung) begründet wurde.
Aus der Psychoanalyse haben sich später die verschiedenen
Schulen der Tiefenpsychologie entwickelt. Der Begriff
Psychoanalyse steht sowohl für das auf Freuds Theorien
über die Psychodynamik des Unbewussten gegründete
Beschreibungs- und Erklärungsmodell der menschlichen
Psyche als auch für die analytische Psychotherapie und die
psychoanalytische Methodik, die sich auch mit der Untersuchung kultureller Phänomene beschäftigt. In allen drei
Aspekten wird die Psychoanalyse bis heute von Klinikern
und Forschern weiterentwickelt und verändert.
Reservespitäler verwendet, um dort
die verwundeten Soldaten behandeln
zu können. Um die Versorgung in den
Krankenanstalten und Reservespitälern gewährleisten zu können, wurde der P
­osten der „Vertragsärzte“ auf
Kriegsdauer geschaffen, Dienstverträge
wurden über die gesetzliche Maximaldauer hinaus verlängert sowie Medizinstudentinnen und -studenten aus
den höheren Semestern zum Dienst in
den Spitälern heran­gezogen. In dieser
Situation bot sich für Spitalsärztinnen
die Möglichkeit, Assistentenstellen anzunehmen. Wenn diese Posten auch
nur stellvertretend waren, ergab sich
hier für die Frauen eine Aufstiegs­
chance, die ihnen in Friedenszeiten verwehrt geblieben wäre.
Mit Ende des Kriegs jedoch schloss sich
dieses kurze Zeitfenster, das eine gewisse Gleichstellung von Ärztinnen mit
Ärzten gebracht hatte. Ein Erlass des
Staatsamts für Volksgesundheit vom
15. Dezember 1918 wies an, Spitalsärztinnen aus ihrem Dienst zu entlassen:
„[…] freie oder frei werdende Stellen
von Hilfsärzten sind grundsätzlich
mit heimkehrenden Kriegsärzten zu
besetzen. Im Hinblick auf die unverhältnismäßig große Anzahl der Bewerber erweist es sich als notwendig, das
Dienstverhältnis […] der deutschösterreichischen weiblichen Sekundarärzte
[…] ehetunlichst zu lösen.“
Es sollte sich zeigen, dass ungefähr 25
Jahre später, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, neuerlich in allen Bereichen der Gesellschaft – nicht nur der
Ärzteschaft – von denjenigen Frauen, die
unter den erschwerten Bedingungen des
Kriegs als Ersatz- und Aushilfskräfte verwendet worden waren, erwartet wurde,
dass sie den heimkehrenden Männern
ihre Stellen überließen und sich wieder
ins häusliche Leben zurückzogen.
Unter den Interessenvertretungen der
Ärztinnen ist in erster Linie die 1919 in
New York gegründete „Medical Women
International Assoziation“ (MWIA)
zu nennen, beziehungsweise auf nationaler Ebene die im selben Jahr konstituierte „Organisation der Ärztinnen
Österreichs“. Diese wurde 1919, als
die während des Kriegs beschäftigten
Ärztinnen vielfach durch heimkehrende Kollegen ersetzt wurden, von Dora
Teleky gegründet. Die MWIA ist eine
der ältesten ärztlichen Organisationen,
die heute als globale Dachorganisation
auf allen fünf Kontinenten fungiert. 90
COVERSTORY AM PULS Mitgliedsländer sowie Einzelmitglieder
aus weiteren 45 Ländern gehören dazu.
Die „Organisation der Ärztinnen
­Österreichs“ schloss sich 1926 im Rahmen des Weltkongresses in Prag dem
Dachverband an. In der NS-Zeit wurde
diese Vereinstätigkeit, wie viele andere
auch, verboten und konnte erst 1946
wieder aufgenommen werden. Lore
Antoine – jahrzehntelang Vereinsmitglied, Vorsitzende und schließlich Präsidentin der MWIA – ist Namensgeberin eines jährlich ausgeschriebenen
Wissenschaftspreises.
„Höhepunkte
des Vereinslebens waren der Kongress
der MWIA in Wien 1968 und der Bau
eines vereinseigenen Altersheims 1973.“
Als Alternative zu der unbefriedigenden Situation im Spitalsdienst und
auch im universitären Bereich, wo Ärztinnen eine Karriere verwehrt beziehungsweise erschwert wurde, bot sich
für Frauen die Möglichkeit zur Niederlassung als praktische Ärztinnen oder
die Etablierung in Nischenbereichen
des Gesundheitswesens. So waren „die
sozialen Einrichtungen der Stadt Wien,
das Schulärztewesen sowie die Zahnmedizin typisch frauenbesetzte Gebiete. Dabei handelte es sich entweder um
neue oder um weniger angesehene und
dotierte Bereiche der Medizin“.
Eine weitere Möglichkeit bot auch die
Tätigkeit als Fachärztin. Ein Großteil
der Fachärztinnen spezialisierte sich
auf Frauen und Kinder, wie auch die
beiden ersten Fachärztinnen Wiens,
Bianca Bienenfeld und Dora Teleky, die
sich beide als Fachärztinnen der Frauenkunde bezeichneten. Für die Facharztausbildung gab es keine gesetzliche
Grundlage, jeder Arzt und jede Ärztin
konnte sich als Facharzt bezeichnen,
wenn er oder sie sich in einem Fach ausreichend ausgebildet erachtete. „Wenn
man eine gewisse Zeit an einer Spezialabteilung oder Klinik verbracht hatte,
konnte man sich als Spezialarzt dieses
Fachs bezeichnen.“ Auch für die Fach-
bezeichnung gab es keine einheitliche
Regelung. „So existierten synonyme
Bezeichnungen wie Spezialistin für Geburtshilfe, Frauen- und Kinderärztin,
Ärztin für Frauenheilkunde.“
Aus dem Erwerbsleben verdrängt
Die erste Habilitation einer Frau an der
Universität Wien erfolgte im Jänner
1930, als Helene Wastl (1896-1948) die
venia legendi verliehen wurde. Sie war
in Innsbruck Schülerin Ernst Theodor
von Brückes (1880-1941) gewesen, der
dem Frauen(medizin-)studium generell positiv gegenüber gestanden ist und
auch in zweiter Ehe mit einer der ersten
promovierten Ärztinnen, Dora Teleky,
verheiratet war. Wastl verließ kurz darauf Österreich endgültig, nachdem ihr
eine äußerst attraktive Stelle in den USA
angeboten worden war. Noch im selben
Jahr wurde Carmen Coronini-Kronberg
(1885-1968) an der Universität Wien
habilitiert, und 1931 Anna Simona Spiegel-Adolf (1893-1983). Auffällig ist bei
Betrachtung ihrer Lebensläufe, dass die
ersten habilitierten Frauen sämtlich die
nicht klinischen Fächer gewählt hatten.
Im Austrofaschismus änderte sich die
Situation der Ärztinnen neuerlich. So
wurde durch die „Doppelverdienerregelung“ bestimmt, dass im Fall von
Ehepaaren nur ein Teil (der männliche)
ein Gehalt von der öffentlichen Hand
beziehen durfte. Frauen wurden somit
aus dem Erwerbsleben gedrängt. Des
Weiteren kam es zu einer Reihe von
Entlassungen sowie Kündigungen beziehungsweise Nichtverlängerungen
von Verträgen wegen tatsächlicher oder
angeblicher politischer Aktivitäten, die
einen unverhältnismäßig hohen Anteil
jüdischer Ärztinnen betrafen.
Nach dem „Anschluss“ im März 1938
veränderte sich die Situation der Frauen
in der Medizin neuerlich. Unter denjenigen Mitgliedern der Ärztekammer, die
nach den Nürnberger Rassengesetzen
als „jüdisch“ galten und daher ihre Ap-
Um 1925: Als
Alternative
zu der unbefriedigenden
Situation im
Spitalsdienst
und im universitären
Bereich, wo
Ärztinnen
eine Karriere verwehrt
beziehungs­
weise
­erschwert
wurde, bot
sich für
Frauen die
Möglichkeit
zur Niederlassung als
praktische
Ärztinnen
oder die
Etablierung
in Nischenbereichen
des Gesundheitswesens.
probationen verloren, war ein Sechstel
Frauen. Mehr als die Hälfte der in Wien
tätigen Ärztinnen musste ausscheiden.
An den Universitäten galt nun auch
hierzulande ein Numerus clausus von
10 Prozent für Studentinnen der Medizin, der jedoch aufgrund des Kriegsausbruchs bald nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Die Ärztin wurde im
Nationalsozialismus im Gegensatz zum
„Gesundheitsführer“ als „Volksmutter“ beziehungsweise „Ärztin-Mutter“
angesehen und aufgrund der NS-Geschlechterkonzeption als besonders für
die Betreuung von Frauen und Kindern
geeignet befunden. Insbesondere sollte
sie im Dienst der „Volksgesundheit“ ihre
Geschlechtsgenossinnen aufgrund des
„besonderen Vertrauensverhältnis[ses]
von Frau zu Frau“ in den Bereichen
Eugenik und Rassenlehre „aufklären
­
und erziehen“.
Aufgrund der beschriebenen Schwierigkeiten, dauerhaft im Spitalsdienst
tätig zu werden oder gar die Karriereleiter hinaufzuwandern, ließen sich die
meisten Ärztinnen nieder. Hier stiegen die Zahlen kontinuierlich an: Im
Adressbuch für das Jahr 1910 finden
sich unter den im 1. Wiener Gemeindebezirk niedergelassenen Ärzten sechs
Frauen, in dem für 1920 sind es zehn,
in dem für 1930 bereits 37. Auf diesem
Niveau stagnierte die Anzahl in den folgenden Jahren, um dann von 1938 auf
1939 von 37 auf zwölf zu sinken. Hier
zeigt sich der besonders hohe Anteil an
Frauen jüdischer Herkunft unter den
Ärztinnen. In weiterer Folge verringerte
sich die Menge der Ärztinnen im ersten
Bezirk bis 1943 auf drei. 1948 war mit
19 in der Innenstadt niedergelassenen
Medizinerinnen knapp die Hälfte der
Zahl von zehn Jahre zuvor erreicht.
Wie Birgit Bolognese-Leuchtenmüller
in der anlässlich „100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich“ erschienenen Publikation im Jahr 2000
feststellte, lässt sich seit der Appro- >
01_2017 doktor in wien 21
AM PULS COVERSTORY
> bation der ersten Medizinerinnen in
Österreich ein zwar langsamer, aber
– bezogen auf die Länge des Beobachtungszeitraums – sehr gleichmäßiger
Anstieg des Frauenanteils an der Ärzteschaft feststellen. Beschleunigt wurde dieser lediglich während der beiden
Weltkriege. So zeigte die Ärzteliste der
Österreichischen Ärztekammer aus
dem Jahr 1990 das Verhältnis von 18.177
männlichen zu 7691 weiblichen Mitgliedern, das entspricht 70,3 Prozent
Ärzten und 29,7 Prozent Ärztinnen.
Mit Stichtag 29. November 2016 finden
sich unter den 12.436 Mitgliedern der
Wiener Ärztekammer 6065 Männer
und 6371 Frauen, das entspricht einem
Anteil von 48,77 Prozent Ärzten und
51,23 Prozent Ärztinnen.
DAS GEBÄUDE: WIEN 1.,
WEIHBURGGASSE 10-12
Die ersten ungefähr 40 Jahre ihres Bestehens hatte die Ärztekammer ihren
Sitz in der Wiener Innenstadt an der
Adresse Börsegasse 1, in einem damals
gerade fertiggestellten modernen fünfstöckigen Zinshaus. Dieses war von
dem Architekten Hugo Steiner geplant
worden und befand sich in Privatbesitz.
In den frühen 1930er-Jahren erfolgte
die Übersiedlung in das heute noch
genutzte sechsgeschoßige Gebäude
Weihburggasse 10-12. Dieses war in
den Jahren unmittelbar vor dem Ersten
Weltkrieg durch den Stadtbaumeister
Guido Gröger (1874-1950) errichtet
und 1914 fertiggestellt worden. Die
Eisenbetonkonstruktionen, wie zum
Beispiel die Geschoßdecken, wurden
dabei durch die Firma Rella und Neffe
ausgeführt. Wie in mehreren anderen
Fällen war Gröger auch Bauherr, bis
1918 stand die Immobilie in seinem Eigentum. Sofort nach Fertigstellung des
Hauses übersiedelte er mit seinem Büro
hierher und betrieb die Firma – später
gemeinsam mit seinem Bruder Gustav
22 doktor in wien 01_2017
und anderen Familienmitgliedern – bis
in die 1940er-Jahre an dieser Adresse.
Guido Gröger konzipierte Wohnbauten mit sehr unterschiedlichem
Erscheinungsbild. Er gehörte zu den
erfolgreichsten Bauunternehmern, die
Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien
sowohl ausführend als auch planerisch tätig waren. Ihn zeichnete offenkundig nicht nur großes handwerkliches Können sowie ein profundes
ASVG 1956
Das ab 1. Jänner 1956
geltende Allgemeine
Sozialversicherungsgesetz
(ASVG) löste die bis dahin
geltenden Gesetze auf
dem Gebiet der Sozialversicherung ab. Es fasste die
Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung für die
Arbeiter und Angestellte in Industrie, Bergbau, Gewerbe,
Handel, Verkehr und Land- und Forstwirtschaft zusammen und regelte außerdem die Krankenversicherung der
Pensionisten. In der Zwischenzeit wurden in Anpassung
an die fortschreitende gesellschafts- und sozialpolitische
Entwicklung zahlreiche Änderungen und Gesetzesnovellen
vorgenommen.
Organisationstalent aus, sondern auch
­architekturästhetisches
Verständnis,
das repräsentative Gebäude entstehen
ließ, die dem Geschmack dieser prosperierenden Periode entgegenkamen.
Es ist allerdings möglich, dass – wie
damals häufig praktiziert – die Fassade
von akademischen Architekten entworfen wurde und nur die Grundrissdispositionen von der Baufirma erstellt waren. In einem Nachruf auf Oskar Czepa
(1883-1956) findet sich der Hinweis,
dass er gemeinsam mit Arnold Wiesbauer (1874-1957) an der Gestaltung des
Gebäudes beteiligt war.
Aufgrund der derzeit verfügbaren Unterlagen kann die Frage der Planverfas-
sung nicht eindeutig geklärt werden.
Im Akt der Baupolizei (MA 37) fehlen
– offenbar bereits seit Jahrzehnten –
alle Pläne der Fassade. Auch erscheint
fraglich, ob die Namen der beiden am
Anfang ihrer Karrieren stehenden Architekten überhaupt dort zu finden wären, selbst wenn es sich bei ihnen um
die Planverfasser handelte. Die Suche
nach den fehlenden Plänen im Wiener
Stadt- und Landesarchiv verlief ebenso
ergebnislos wie im Bundesdenkmalamt.
Stilistisch entspricht das Gebäude
Weihburggasse 10-12 durchaus dem
Oeuvre von Arnold Wiesbauer und
Oskar Czepa. Der Einsatz von Lisenen und dreiteiligen Fenstern verleiht
der Straßenfront eine betont vertikale
Ausrichtung, die dem eingeschränkten
Blickwinkel in der schmalen Gasse angepasst ist. Der Belebung der Fassade
dienen vorschwingende Bay Windows
und dezent verteilter Dekor. Doch nicht
nur in der Außengestaltung, auch in
dem äußerst nobel gestalteten Vestibül
manifestierte sich der ausgeprägte Repräsentationsanspruch.
Um 1907 ist Arnold Wiesbauer in Wien
als Architekt nachweisbar, wobei er von
Anbeginn an mit Oskar Czepa zusammengearbeitet hat. Einiges scheint darauf hinzuweisen, dass Wiesbauer im
Atelier von Friedrich Ohmann gearbeitet hat, wo er auch seinen Partner Czepa
kennengelernt haben könnte. Wiesbauer, der offenbar schon einiges an
Erfahrung aufzuweisen hatte, und der
um fast zehn Jahre jüngere Czepa, der
gerade seine Ausbildung an der Akademie abgeschlossen hatte, waren in der
Folge ein sehr erfolgreiches Team. In
den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg konnten sie eine Reihe von äußerst
repräsentativen Miethäusern errichten.
Spätsecessionistischer Bau
Das Werk von Arnold Wiesbauer und
seinem Partner Oskar Czepa umfasst
– soweit es Wien betrifft – zumeist
COVERSTORY AM PULS Wohn- und Geschäftshäuser und konzentriert sich auf die letzten Jahre vor
dem Ersten Weltkrieg, als eine ungemein gute Baukonjunktur eine Unzahl
von Architekturbüros aus dem Boden
schießen ließ. Als Schüler und möglicherweise auch Mitarbeiter waren die
beiden in ihrer Ausrichtung dem romantischen Secessionismus Friedrich
Ohmanns verpflichtet, der sich, im Gegensatz zu der damals aktuellen Schule
Otto Wagners, durch eine plastische
Durchgestaltung des Baukörpers, eine
ausgeprägte Gliederung der Fassaden
und den gezielten Einsatz von Dekor­
elementen auszeichnet, oftmals in Anlehnung an eine barocke oder biedermeierliche Formensprache.
Das heute von der Ärztekammer genutzte Haus zählt somit zu der relativ
kleinen Gruppe spätsecessionistischer
Bauten in Wien, die aufgrund der Fassadengestaltung und Verwendung kostbarer Materialien als ausgesprochen
großstädtische Lösung wirken.
Das zunächst als Wohn- und Geschäftshaus errichtete Gebäude beherbergte eine Vielzahl unterschiedlicher
Mieter: Bereits im Plan von 1911 waren
im damaligen zweiten Stock (welcher
dem heutigen fünften Geschoß entspricht) eine Direktionskanzlei, Unterrichtsräume, Lehrmittelzimmer et
cetera vorgesehen gewesen, woraus sich
schließen lässt, dass schon während
der Errichtung der Einzug einer Schule vorgesehen war. Tatsächlich war die
„Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt Hanausek-Stonner“ hier bis in die
späten 1930er-Jahre angesiedelt. In der
Erdgeschoßzone waren neben verschiedenen Geschäften wie zum Beispiel
der Stadtrestenmesse zunächst zwei
Kaffeehäuser untergebracht: das „Piccadilly“ sowie das von Karoline Adler
betriebene „Kaiser Wilhelm“. Um 1926
wurde das links des Eingangs befindliche Lokal dann von der „Kasinoküche
der Studienfürsorge und der geistigen
Arbeiter“ genutzt. Aus den wechselnden Namen der Lokale werden die zahlreichen politischen Veränderungen jener
Jahre ersichtlich: Nachdem es Anfang
der 1930er-Jahre den unverfänglichen
Namen „Weihburg“ getragen hatte, hieß
das Lokal 1941 dann „Atlantik“. Unter
den wechselnden Mietern fanden sich
aber auch ein Postkartenverlag, eine
Rechtsanwaltskanzlei mit angeschlossener Wohnung, der Internationale Konversationsclub „Polyglott“ und mehrere
Bügelanstalten. Der Großteil des Gebäudes war jedoch als Wohnungen vermietet, erst in den 1940er-Jahren überwogen dann die verschiedenen ärztlichen
und medizinischen Einrichtungen, und
seit ihrer Gründung ist auch die Österreichische Ärztekammer hier untergebracht. Dennoch gab es in dem Gebäude
bis vor relativ kurzer Zeit private Mieter,
die sowohl Wohn- als auch Geschäftsräume nutzten.
1918 verkaufte Guido Gröger das Grundstück einem Herrn Altaras, der es bis
1932 besaß, bevor es die „Wirtschaftliche
Organisation der Ärzte Wiens“ erwarb.
Die verschiedenen ärztlichen Einrichtungen nutzten zunächst nur ein Stockwerk, erst in den folgenden Jahrzehnten
wurden, offenbar aufgrund gestiegenen
Platzbedarfs und auslaufender Mietverträge, weitere Räumlichkeiten in anderen
Geschoßen für die ärztlichen Standes­
organisationen adaptiert.
Schließlich ging die Immobilie 1934 in
das Eigentum der „Alterswohlfahrtsstiftung der Wiener Ärzte“ über. Nach dem
„Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde es 1939 der „Reichsärztekammer München“ einverleibt. Im
Adressverzeichnis für 1941 finden sich
– neben gewerblichen und privaten Mietern – unter der Adresse „Weihburggasse
10-12“ folgende medizinische Organisationen: Aesculap Kameradschaft; NSDAP
Amt für Volksgesundheit; NS-Ärztebund;
Reichsstelle gegen Alkohol und Nikotin;
Kassenärztliche Vereinigung Deutsch-
lands, Reichsführung; Kassenärztliche
Vereinigung Deutschlands, Landstelle
Wien; Reichsärztekammer Abteilung
Fürsorge und Versorgung, Geschäftsstelle; Ärzte Genehmigungsstelle zusätzliche Lebensmittel; Reichshebammenschaft Gau Wien; Zentrale Stelle
zur Bekämpfung der Suchtmittel; Sparund Vorschusskassa deutscher Ärzte in
Österreich Ges.m.b.H.
1954 kam es zur Einleitung eines Rückstellungsverfahrens, das 1956 mit einem
Vergleich abgeschlossen wurde, sodass
seither die Wiener Ärztekammer Eigentümerin ist. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schlug am 8. April 1945
eine Bombe in das Dach des Hauses ein,
richtete aber nur mäßige Schäden an.
Um 1930: In
der Erdgeschoßzone
des Hauses
Weihburggasse 10-12
waren neben
verschiedenen Geschäften wie Vielzahl an Renovierungen
zum Beispiel In den etwas mehr als 100 Jahren seit
seiner Errichtung hat das Gebäude eine
der Stadt­
Vielzahl von Renovierungen, Umbauten
restenmesse und Adaptierungen erfahren: Nach der
1932 erfolgten Erwerbung des Gebäudes
zunächst
durch die „Wirtschaftliche Organisatizwei Kaffee- on der Ärzte Wiens“ wurde das Mezzahäuser unnin, das bis dahin vom Kaffeehaus getergebracht: nutzt worden war, von den Architekten
Schlosser und Trost für die Zwecke der
das „Piccaärztlichen Organisationen adaptiert,
dilly“ sowie
indem man Büros und Sitzungsräume
einrichtete. 1937 erfolgte ein Umbau
das „Kaiser
durch Guido Gröger, der zu dieser Zeit
Wilhelm“.
bereits mit seinem Adoptivsohn Walter
Der Großteil zusammenarbeitete, 1940 wurde das
rechte Gassenlokal in eine Garage umdes Gegewandelt. Bei dem Umbau 1963 durch
bäudes war
den Architekten Ernst W. Irsigler wurjedoch als
den die Raumaufteilungen verändert,
Wohnungen die aus der Erbauungszeit stammende
Liftkabine ausgetauscht und „historisievermietet.
rende“ Einbauten vorgenommen.
Bereits 1970 folgte eine weitere Veränderung durch den Architekten Hannes
Lintl, als das Haus auf neue Stahl­
piloten gestellt und der Einbau einer
Tiefgarage sowie einer Ölheizung vorgenommen wurden.
>
01_2017 doktor in wien 23
AM PULS COVERSTORY
> Im Rahmen der großen Sanierung der
späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre durch die Architekten Fritz Fessler
und Pfeffer sowie das Büro „Schwalm
& Theiss“ wurden die damals noch
existierenden Dienstwohnungen in
Büros umgebaut. Zur Zeit der „Wiederentdeckung des Jugendstils“ wurde in
den Jahren 1982 und 1983 die Fassade
gründlich saniert, und im Rahmen von
Adaptierungsmaßnahmen wurden die
Möblierung und die Deckenleuchten
in secessionistischen Formen nach Entwürfen des Architekten Stefan Passini
erneuert. Noch vor Abschluss der Renovierung enthüllte man 1983 im Foyer
eine Gedenktafel in historisierenden
Jugendstilformen mit folgendem Text:
„Auf diesem Platz standen um 1200
n.Chr. die Häuser Nr. 922, 923 und
924. Nr. 924 gehörte Dr. Hebreinstorf,
genannt ‚Niklas, der Bucharzt‘, der das
Haus und seine Bibliothek 1419 der medizinischen Fakultät vermachte. Durch
106 Jahre kamen ‚die Medicin ihrem
eygen Haus zusammen, um ihre Sachen
abzuhandeln‘. 1525 sind alle drei Häuser ‚verprunnen und verdorben‘. Wiederaufbau im Barock als Nr. 10, 10A
und 12. 1531 erhielt das Haus Nr. 10 den
Schildnamen ‚Zum gelben Adler‘. 1911
errichtete Baumeister Guido Gröger an
Stelle der drei Barockhäuser das große
Haus Nr. 10-12 im Jugendstil. Seit 1956
aufgrund des österreichischen Staatsvertrages Eigentum der Ärztekammer
für Wien. Renoviert 1979-1984.“
Hier sollte also ein Erinnerungsort geschaffen werden, indem auf eine „medizinische Tradition“ verwiesen wurde.
Vermutlich ließe sich allerdings für die
meisten Häuser in der Wiener Innenstadt ein ähnlicher Bezug herstellen.
Davon abgesehen, weist der Text eine
Reihe sachlicher Fehler und Ungenauigkeiten auf: So wurden Conscriptionsnummern wie die hier erwähnten 922,
923 und 924 in Wien erst ab Ende des
18. Jahrhunderts vergeben, Orientie-
24 doktor in wien 01_2017
rungsnummern wie 10, 10a und 12 erst
ab 1860. Der 1956 tatsächlich erfolgte
Übergang des Gebäudes in das Eigentum der Wiener Ärztekammer wiederum basierte nicht auf dem Staatsvertrag von 1955, sondern vielmehr – wie
zuvor beschrieben – auf den ab 1945
beschlossenen Rückstellungsgesetzen.
Diese zum Zeitpunkt der Ausführung
der Gedenktafel bestimmt bekannte
Tatsache zu erwähnen, hätte jedoch
Wohlfahrtsfonds
Der Wohlfahrtsfonds
der Ärztekammer dient
der sozialen Absicherung
aller Ärztinnen und Ärzte.
Er umfasst die Altersvorsorge sowie weitere
wichtige Leistungen, wie
unter anderem Invaliditätsversorgung, Kinder-,
Hinterbliebenen- und Krankenunterstützung. Er finanziert
sich ausschließlich aus Beiträgen der Ärztinnen und Ärzte.
Die Beschlussfassung des Wohlfahrtsfonds obliegt der
erweiterten Vollversammlung.
bedeutet, dass man auf die Zeit des Nationalsozialismus Bezug hätte nehmen
müssen, was Anfang der 1980er-Jahre
offenbar nicht opportun erschien. Somit sagt diese Gedenktafel aus heutiger
Sicht wesentlich mehr über ihre Entstehungszeit als über das Bauwerk aus.
Die letzte Renovierung erfolgte in den
Jahren 2010 bis 2012. Vor Beginn der
tatsächlichen Arbeiten wurde ein Gutachten über den Zustand der Fassade
und der Attikafiguren in Auftrag gegeben. Der Befund des Experten Klaus
Wedenig ergab, dass die Wandflächen
ursprünglich putzsichtig belassen und
Zierteile, wie zum Beispiel die Fensterdekorationen im Bereich der Bay Windows, als Kunststeingüsse ausgeführt
wurden. Die vier überlebensgroßen
­Attikafiguren – ursprünglich aus Marmor – waren im Krieg schwer beschädigt und später unter Verwendung der
Reste in Kunststeinguss erneuert worden, was nun eine neuerliche Restaurierung erforderlich machte.
„So hat sich die Fassade als Beispiel des
Secessionismus in Wien erhalten, im
Inneren sind aber die meisten Ausstattungsteile der Entstehungszeit verloren
gegangen. Lediglich die Portalnische
mit originalem Gittertor und den verglasten Windfangtüren, das Stiegenhaus mit der Steinplattenverkleidung
und den Putzfeldern, die steinverkleideten Sitznischen unter den Fenstern
und die originalen Geländer sind noch
bemerkenswerte Zeugnisse der secessionistischen bauzeitlichen Ausstattung.“
Das Gebäude wurde mit 1. Juli 2009
nach § 2a Denkmalschutzgesetz unter
Denkmalschutz gestellt.
DIE DIKTATUREN:
OPFER UND TÄTER
Bereits im Austrofaschismus kam es zu
Eingriffen in die Selbstständigkeit und
Selbstverwaltung der Kammern. So
wurden im November 1935 die Mandate
der Ausschussmitglieder der Rechtsanwaltskammer in Wien – wie sie zu
dieser Zeit offiziell bezeichnet wurde
– mit Erlass des Bundesministeriums
für Justiz für erloschen erklärt, wodurch auch deren Präsident Siegfried
Kantor ausschied. Das nachfolgende
Präsidium, wie auch der Ausschuss,
wurden vom Ministerium ernannt. In
der Ärztekammer hingegen konnte der
1919 gewählte, wie Kantor ebenfalls­
jüdische, Präsident Josef Thenen bis
1938 durchgehend fungieren.
Politisch Missliebige wurden bereits
ab 1933 aus öffentlichen Einrichtungen
entlassen, Kassenverträge gekündigt. Zu
den bekanntesten Opfern dieser Maßnahmen zählt die erste Frau, die an der
Universität Wien ein Medizinstudium >
Fotocredit: Tomas
Sereda, iStock
67.
SAMSTAG, 28. JÄNNER 2017
IN DER HOFBURG

EINLASS: 20.00 UHR
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1010 Wien, Weihburggasse 10-12, Telefon +43 1 51501 1234,
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schriftlich an [email protected]
entgegengenommen. Das Online-Reservierungssystem
über die Homepage www.aerzteball.at beginnt im
Oktober 2016.
* Eintritt nur mit gültigem Studentenausweis (bis zum vollendeten 26. Lebensjahr).
AM PULS COVERSTORY
> absolviert hatte, Margarete Hilferding,
geborene Hönigsberg. Sie hatte 1904
den marxistischen Politiker Rudolf Hilferding geheiratet und war mit ihm
nach Deutschland gegangen, kehrte
jedoch schon 1909 mit den beiden
Söhnen nach Wien zurück und praktizierte hier ab 1910 als Kassenärztin im
Arbeiterbezirk Favoriten, wo sie von
1927 bis 1934 auch als Bezirksrätin tätig
war. Sowohl auf wissenschaftlichem als
auch volksbildnerischem Gebiet war sie
in der Sozial- und Bildungspolitik des
Roten Wiens engagiert gewesen, insbesondere hinsichtlich Frauenfragen,
Sexualität, Geburtenregelung, Aufklärung und Erziehung. Darüber hinaus
wirkte sie als Leiterin einer im Rahmen der Wiener Schulreform errichteten individualpsychologischen Erziehungsberatungsstelle und arbeitete am
Mariahilfer Ambulatorium. 1926 war
ihr Buch „Geburtenregelung“ erschienen, in dem sie für eine Liberalisierung der Abtreibung eintrat. Aufgrund
dieses sehr deutlichen politischen
Engagements, aber auch aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, überrascht es
kaum, dass Hilferding zu denjenigen
zählte, denen die Kassenverträge entzogen wurden, hatten diese Maßnahmen doch oftmals einen – wenn auch
unausgesprochenen – antisemitischen
Aspekt und trafen unverhältnismäßig
oft diejenigen Kassenärzte, die nicht
nur der Sozialdemokratie angehörten,
sondern auch aus jüdischen Familien
kamen. Hilferding, die als Jüdin im
Sinne der Nürnberger Rassengesetze
galt, wurde 1938 die Approbation entzogen, sie durfte daher fortan nur noch
„Juden“ behandeln. 1942 wurde sie in
das KZ Theresienstadt deportiert und
starb auf dem Weitertransport in das
Vernichtungslager Treblinka.
Ärztliche (wie auch anwaltliche) Vereine wurden im Austrofaschismus zwar
überprüft, vorderhand jedoch noch
nicht ausgeschaltet, wie beispielswei-
26 doktor in wien 01_2017
se die „Soziale Vereinigung jüdischer
Ärzte“. Diese war bereits 1913 gegründet worden, im darauffolgenden Jahr
hatte sie ihren Namen in „Vereinigung
jüdischer Arzte“ geändert. Sitz des Vereins war das Rothschildspital an der
Adresse Wien 18., Währingergürtel 97.
Als erster Obmann fungierte der 1861
geborene Markus Hajek, der als Professor für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten bereits 1932 pensioniert worden
Ärztefunkdienst
Der Ärztefunkdienst stellt
die hausärztliche Versorgung während der Nacht
sowie an Wochenenden
und Feiertagen ganztägig sicher. Gegründet
österreichweit 1968, führt
der Ärztefunkdienst allein
in Wien derzeit mehr
als 65.000 Visiten jährlich durch. Weitere knapp 9000
Patienten suchen die Ärztefunkdienstordinationen auf. Im
Patientenservice, das ebenfalls Teil des Ärztefunkdienstes
ist, werden jährlich mehr als 15.000 Anfragen telefonisch
beantwortet.
war und unter anderem auch dafür bekannt ist, dass er Franz Kafka behandelte. 1939 flüchtete er nach Großbritannien und starb 1941 in London.
Als der Verein im Februar 1936 von der
Bundespolizeidirektion Wien überprüft wurde, weil der Verdacht bestand, dass es sich hier um „eine Gruppe jüdischer Akademiker [handle], die
unter kommunistischer Führung steht
und gute Verbindungen zu politisch
tätigen Personen in der Cechoslowakei
haben soll“, ergab die Erhebung bei der
Vereins­
polizei, dass der Verein nach
§ 2 der Statuten den Zweck hatte, „mit
Ausschluss jeder politischen Tendenz
die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der jüdischen Ärzte zu fördern“.
Der Vorstand erschien den Beamten
weitgehend unverdächtig: Zum Zeitpunkt der Überprüfung fungierte als
Vereins­
präsident der 1867 geborene
Internist Ludwig Braun, seit 1911 ao.
Professor an der Wiener Universität,
der als Primararzt am Rothschildspital
tätig war. Zwar schien sein Name nicht
im Verzeichnis der sozialistischen
Ärzte auf, doch gab es Gerüchte, dass
er mit dem seit 1935 im russischen Exil
lebenden ehemaligen Wiener Gesundheitsstadtrat ­Julius Tandler gut bekannt
sein sollte.
Als Kassier fungierte der 1893 geborene
Facharzt für Geschlechtskrankheiten
Alois Heller, der zwar in der Karthotek
der sozialdemokratischen Ärzte 1929
erfasst worden war, über eine Verbindung zu „politisch exponierten Personen der kommunistischen Partei“
den Behörden jedoch nichts bekannt
geworden war. Im September 1938
flüchtete Heller nach Großbritannien,
wo er bis zu seinem Tod 1956 lebte.
Schriftführer des Vereins war zum Zeitpunkt der Überprüfung der Leiter der
medizinischen Laboratorien der Arbeiterkrankenkasse, Josef Güdemann,
1897 in Wien geboren, Labor im Sanatorium Fürth. Als Sohn des bereits 1918
verstorbenen Oberrabbiners von Wien
und religiöser Jude galt er als „vaterländisch gesinnt“ und war in politischer
Hinsicht bis dahin nicht aufgefallen.
Nach Schätzung der Polizei gehörten
dem Verein 1936 in etwa 60 Prozent der
jüdischen Ärztinnen und Ärzte Wiens
an. Nachteilige Wahrnehmungen über
den Verein hatten die Behörden bis dahin nicht gemacht, es war ihnen über
politische Betätigung innerhalb des
Vereins auch nichts bekannt geworden.
Der Verein konnte somit vorerst weiter bestehen und wurde ungefähr zwei
Jahre später, nach dem „Anschluss“,
aufgrund des Gesetzes vom 17. Mai
1938 über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen
und Verbänden aufgelöst.
COVERSTORY AM PULS Für jüdische Ärztinnen und Ärzte war
es ab 1933 kaum mehr möglich, bezahlte Stellen im öffentlichen Dienst zu erhalten. Zu der geplanten Errichtung des
Stands der Freien Berufe kam es nicht
mehr, ebenso wenig trat das bereits beschlossene Ärztegesetz am 1. Mai 1938
in Kraft.
Nach dem „Anschluss“ im März 1938
erfolgte in der Zeit des Nationalsozialismus eine Reihe gravierender Einschnitte: Die österreichischen Ärztekammern
funktionierten bis zum 1. Mai 1938. Ab
diesem Tag galten die Bestimmungen
der deutschen Reichsärzteordnung
auch in Österreich, die österreichischen Ärztekammern wurden aufgelöst
und der Reichsärztekammer München
unterstellt.
Wenige Tage nach dem „Anschluss“
Österreichs an das Deutsche Reich 1938
bat Rudolf Ramm, „alter Parteigenosse“,
unter anderem „Gauamtsleiter des Amts
für Volksgesundheit und des Rassen­
politischen Amts“ sowie Mitglied des
sogenannten „pfälzischen Teams“ um
den „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“, Josef Bürckel, als Beauftragter des Reichsärzteführers Gerhard
Wagner die „deutschösterreichischen
Ärzte […] um vertrauensvolle und kameradschaftliche Zusammenarbeit auf
dem Gebiete der Gesundheitsführung
der österreichischen Volksgenossen und
der Reorganisation der Ärzteschaft“.
Welle von Kündigungen
Die Gleichschaltung betraf auch sämtliche (ärztlichen) Vereinigungen. So
wurde beispielsweise die „Gesellschaft
der Ärzte“ wegen „volks- und blutsfremder, liberalistisch und individualistischer Tendenzen“ aufgelöst, und
als „Wiener Medizinische Gesellschaft“
ab Anfang 1939 völlig verändert weitergeführt. Die Gründungssitzung dieser
nationalsozialistischen Nachfolgeorganisation eröffnete der Gauärzteführer
und Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit, Otto Planner-Plann (18931975), mit einer Ansprache, worauf ein
Festvortrag „Nationalsozialismus und
Medizin“ des Präsidenten des „Wissenschaftlichen Senats der Akademie für
ärztliche Fortbildung in Wien“, Franz
Hamburger (1874-1954), folgte.
Hinsichtlich der Wiener klinischen Wochenschrift erfolgte umgehend die Entlassung des seit 1928 tätigen Schriftleiters, des mehrfachen Dekans der
medizinischen Fakultät, Leopold Arzt,
der als konservativ-katholischer Patriot
noch Anfang 1938 entsprechende Beiträge veröffentlicht hatte. Der die Zeitschrift
herausgebende und in jüdischem Eigentum stehende Springer-Verlag wurde,
wie viele andere Betriebe auch, einer
kommissarischen Leitung unterstellt,
aber unter unverändertem Namen weitergeführt. Innerhalb weniger Tage wurde eine neue „Vorläufige Schriftleitung“
nominiert, die die folgenden Hefte 1938
betreute. Im Gegensatz zur Wiener medizinischen Wochenschrift wurden „Arisierung“ des Verlags und Gleichschaltung der Schriftleitung hier jedoch nicht
kommentiert. Bereits am 20. März 1938
veröffentlichte Eduard Pernkopf einen
„mehrseitigen pathetischen Grundsatzartikel“ unter dem Titel „Wissenschaft
und Nationalsozialismus“.
Als Organ der Standesvertretung erschien nunmehr die neu geschaffene
Deutschösterreichische Ärztezeitung.
Sofort nach dem „Anschluss“ setzte eine
Welle von Beurlaubungen und Kündigungen der „jüdischen“ Ärztinnen und
Ärzte ein, sowohl im universitären Bereich und in den Krankenhäusern als
auch bei sonstigen Dienstverhältnissen
der öffentlichen Hand, wie zum Beispiel
Ambulatorien, Schulen oder Militär.
Verträge mit den Krankenkassen wurden
so rasch wie möglich beendet. Ebenso
schnell begann der Vermögensentzug,
sowohl hinsichtlich der „Arisierung“
von Sanatorien und Praxiseinrichtungen
1938: Am 1.
Oktober verkündete der
Gauamtsleiter des Amts
für Volksgesundheit
und des
Rassenpolitischen
Amts,
Rudolf
Ramm, die
„erfolgreiche
Entjudung
des Ärztestands“.
Lediglich
ein kleiner
Anteil wurde
als „Jüdische
Krankenbehandler“
zugelassen,
diese durften
nur „Juden“
medizinisch
betreuen.
als auch Bargeld, Konten, Wertgegenständen und Immobilien. Autos wurden nahezu ausnahmslos bereits Mitte
März 1938 beschlagnahmt. Vielfach
wurden Ärztinnen und Ärzte im Zuge
des „Anschlusspogroms“ verhaftet, gezwungen, die Straßen von den Parolen
des Schuschnigg-Regimes zu reinigen
(sogenannte „Reibepartien“), oder auf
andere Weise gedemütigt. Folglich kam
es zu einer Reihe von Suiziden.
Aufgrund der im Juli kundgemachten
„Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ erloschen mit 30. September
1938 die Approbationen derjenigen Ärztinnen und Ärzte, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als jüdisch galten. Zum Zeitpunkt des „Anschlusses“
waren in Wien in etwa 4500 Ärztinnen
und Ärzte tätig, somit mussten mehr als
2600 Mitglieder, darunter ungefähr ein
Sechstel Frauen, ausscheiden.
Bereits am 1. Oktober 1938 konnte der
Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit und des Rassenpolitischen
Amts, Rudolf Ramm, somit die „erfolgreiche Entjudung des Ärztestands“
verkünden. Lediglich ein kleiner Anteil wurde als „Jüdische Krankenbehandler“ zugelassen, diese durften nur
­„Juden“ medizinisch betreuen und sich
auch nicht als Ärztinnen oder Ärzte
­beeichnen.
Dem Großteil, nämlich mindestens
1700 der aus der Ärztekammer entfernten Ärztinnen und Ärzte, gelang
die Flucht, darunter dem von 1919 bis
1938 fungierenden Präsidenten der
Wiener Ärztekammer, Josef Thenen,
der in seinem Geburtsland Rumänien
den Zweiten Weltkrieg überlebte. Als
bedeutendstes Ziel der Emigration sind
die USA zu nennen, wohin in etwa die
Hälfte der aus Wien vertriebenen Ärztinnen und Ärzte gelangte, gefolgt von
Großbritannien, wo der wohl berühmteste vertriebene Arzt, Sigmund Freud,
sein letztes Lebensjahr verbrachte, und
Palästina/Israel.
>
01_2017 doktor in wien 27
AM PULS COVERSTORY
> Die Vertriebenen gelangten jedenfalls
in eine Vielzahl von Ländern, darunter
so manches, von dessen Existenz man
in Wien zuvor kaum gewusst hatte. Bislang konnten folgende Aufnahmeländer für aus Wien geflüchtete Ärztinnen
und Ärzte identifiziert werden: Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien,
Bolivien, Brasilien, Chile, China (nicht
ausschließlich Shanghai), Dänemark,
Ecuador, Frankreich, Großbritannien,
Honduras, Indien, Indonesien, Irak,
Irland, Italien, Jugoslawien, Kanada,
Kenia, Kolumbien, Kongo (damals noch
belgisch), Kuba, Litauen, Luxemburg,
Mexiko, Neuseeland, die Niederlande,
Palästina/Israel, Panama, Peru, Philippinen, Portugal, Rumänien, Schweden,
Schweiz, Südafrika, Tschechoslowakei,
Türkei, Ungarn, Uruguay und USA.
Weniger als 10 Prozent der Vertriebenen kehrten nach 1945 zurück, sei es,
dass sie sich in den Aufnahmeländern
in der Zwischenzeit bereits neue Existenzen geschaffen hatten, sei es, dass
sie aufgrund der erlittenen Verfolgung
nichts mehr von Österreich und einer
Rückkehr wissen wollten.
Ungefähr 10 Prozent der als „Juden“
aus der Ärztekammer ausgeschlossenen
wurde deportiert, zumeist aus Wien, in
einigen Fällen aber auch aus den Ländern, wo sie Zuflucht gesucht hatten,
wie Frankreich, den Niederlanden, Belgien oder der Tschechoslowakei. Nur
wenige, wie zum Beispiel Viktor Frankl,
überlebten die Deportation, die weitaus
meisten von ihnen wurden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern
ums Leben gebracht. Einer relativ kleinen Gruppe war es möglich, in Wien in
sogenannten Mischehen, durch loyale
„arische“ Ehepartner geschützt, die NSZeit zu überleben, und ganz wenigen
gelang es, untergetaucht als sogenannte
U-Boote bis zum Ende der Nazi-Herrschaft durchzuhalten.
Abgesehen von denjenigen, die als
„Juden“ ihre Approbationen verloren,
28 doktor in wien 01_2017
wurden zahlreiche Ärztinnen und Ärzte
aus anderen Gründen vom NS-Regime
verfolgt. Politisch Missliebige, „Mischlinge“ und mit „jüdischen“ Ehepartnern
Verheiratete konnten zwar weiter ihren Beruf ausüben, verloren aber ihre
Stellen im öffentlichen Dienst. Strafrechtliche Verurteilungen, etwa wegen
Homosexualität, der Zugehörigkeit zu
bestimmten Religionsgemeinschaften
oder Widerstandstätigkeit, führten zur
Ärztegesetz 1998
Am 8. Oktober 1998 beschloss der Nationalrat ein
neues Ärztegesetz. Im Mittelpunkt stand dabei eine
umfassende Reform der
Ärztekammer. Die Reform
war insbesondere deshalb
notwendig geworden, als
sich die Strukturen der
Ärzteschaft in den Jahrzehnten davor erheblich verändert
haben. In der Nachkriegszeit überwogen Ärztinnen und
Ärzte in Ordinationen, 1998 waren aber bereits mehr als
50 Prozent der Ärztinnen und Ärzte großteils in Spitälern
angestellt. Die im neuen Ärztegesetz vorgesehenen Kurien
für niedergelassene und angestellte Ärzte wurden diesem
Umstand gerecht (Anm.: Die damals ebenfalls beschlossene Kurie der Zahnärzte wurde mit Gründung einer
eigenen Zahnärztekammer per 1. Jänner 2006 obsolet).
Aberkennung der akademischen Grade
und somit der Approbationen.
Alle diese Maßnahmen führten zu
einem massiven Ärztemangel in Wien,
der seitens der nationalsozialistischen
Behörden durch verschiedene Maßnahmen kompensiert werden sollte,
vor allem durch Zuzug von Medizinern
aus anderen Regionen des Deutschen
Reichs. Doch mit Kriegsausbruch verschärfte sich die Situation neuerlich, als
zahlreiche – vor allem jüngere – Ärzte
zum Kriegsdienst eingezogen wurden,
viele kamen ums Leben oder gerieten in
Gefangenschaft.
Mitglieder der Wiener Ärztekammer
sind jedoch auch auf Seiten der Täter
im Nationalsozialismus zu finden. Als
bedeutendstes Medizinverbrechen in
Wien ist die Euthanasie in der Psychiatrie „Am Steinhof“ (Spiegelgrund) zu
nennen. Wiener Ärztinnen und Ärzte
waren aber auch bei Verbrechen in
anderen Anstalten und in Konzentrationslagern wesentlich beteiligt, ebenso
wie als Träger politischer Funktionen.
Einige der wichtigsten NS-Medizinverbrecher, darunter den wegen der Dachauer Meerwasserversuche angeklagten
Österreicher Wilhelm Beiglböck, zogen
die USA im Nürnberger Ärzteprozess
zur Verantwortung, doch konnte ein erheblicher Anteil ihre Karrieren weitgehend ungehindert fortsetzen, zumal die
Entnazifizierung mit dem Beginn des
Kalten Kriegs zusehends an Bedeutung
verlor beziehungsweise gänzlich eingestellt wurde.
In einer – freilich nur kurz währenden
– antifaschistischen Periode 1945/46
kam es auch in Österreich zu einer
konsequenten strafrechtlichen Verfolgung von NS-Tätern, darunter waren
auch einige Verantwortliche der NSEuthanasie. So wurde etwa der Leiter
der Kinderklinik „Am Steinhof“, Ernst
Illing, 1946 vom Volksgericht Wien
zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Sein Vorgänger, Erwin Jekelius, kam in
sowjetischer Haft um. Auch Franz Niedermoser, der Hauptverantwortliche für
den Massenmord in der Anstalt Klagenfurt, entging der Todesstrafe nicht.
Wiedergutmachung vorenthalten
Im Zuge des Kalten Kriegs und der gesellschaftlich-politischen Reintegration der ehemaligen Nationalsozialisten
wurde die Strafverfolgung auch der
NS-Medizintäter immer mehr abgeschwächt, um schließlich vollends zum
Erliegen zu kommen. Nicht nur Hans
Bertha, einer der Hauptverantwortlichen der NS-Euthanasie in Österreich
COVERSTORY AM PULS („T4“-Gutachter und Steinhof-Anstaltsleiter 1944/45), sondern auch der Kindereuthanasiearzt Heinrich Gross entgingen der gerichtlichen Verurteilung.
Während Hans Bertha, Heinrich Gross
und andere belastete Ärzte ihre berufliche Laufbahn fortsetzen konnten,
wurde den Opfern der NS-Medizin im
Unterschied zu den politisch oder rassistisch Verfolgten jegliche staatliche
Anerkennung und Wiedergutmachung
vorenthalten. Erst das durch den Generationenwechsel und andere Faktoren
(Waldheim-Diskussion)
veränderte
politisch-gesellschaftliche Klima Anfang
der 1990er-Jahre, das nicht zuletzt durch
die Erklärung des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky von 1991 über
die Mittäterschaft der Österreicher zum
Ausdruck kam, hatte auch für die Opfer
der nationalsozialistischen Verfolgung
positive Folgen: 1995 wurde im Nationalrat einstimmig die Einrichtung des
„Nationalfonds der Republik Öster­
reich für Opfer des Nationalsozialismus“
beschlossen, in dem erstmals auch die
Opfer der NS-Rassenhygiene Berücksichtigung fanden. Nach langwierigen
Bemühungen wurden schließlich auch
die behinderten sowie die als „asozial“
abqualifizierten Kinder und Jugendlichen in der Opferfürsorge anerkannt.
Im Zuge der Entnazifizierung wurden
1949 in etwa 75 Prozent der medizinischen Hochschullehrer an der Universität Wien wegen nationalsozialistischer Belastung entlassen.
2000 wurde im Foyer des Gebäudes der
Wiener Ärztekammer eine Gedenk­
tafel für die im Nationalsozialismus
verfolgten ehemaligen Mitglieder angebracht. Durch den Terminus „ethnisch“
wird hier allerdings unhinterfragt das
nationalsozialistische Konstrukt einer
„Rassenzugehörigkeit“ übernommen, die
Begriffe „Rassismus“ oder „rassistisch“
aber ebenso sorgfältig vermieden wie
„Jude“/“Jüdin“/“jüdisch“ und „Antisemitismus“. Aus anderen Gründen vom
NS-Regime Verfolgte werden gar nicht
erwähnt. Der aus heutiger Sicht daher
vielleicht nicht unproblematische Text
lautet: „1938-1945. Aus den finsteren
Jahren der Unmenschlichkeit ragt das
­
Leid unserer Kolleginnen und Kollegen,
die aus ethnischen und Glaubensgründen verfolgt und getötet wurden. Das
Band der Humanität war gerissen. Ihr
Leid bewirke Gedenken und Mahnung
und stärke unsere Wachsamkeit.“
NEUANFANG: ANKNÜPFEN AN TRADITIONEN
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren in der Republik Österreich die deutschen Verwaltungsgesetze – soweit sie
den ärztlichen Bereich betrafen – noch
in Kraft geblieben, doch bildeten sich in
allen Bundesländern in Anlehnung an
die Vorschriften des Österreichischen
Ärztekammergesetzes aus dem Jahr
1891 vorläufige Standesvertretungen
der Ärztinnen und Ärzte, die dann
im Wesentlichen durch das Österreichische Ärztegesetz vom 30. März 1949
legalisiert wurden. Mit diesem Gesetz
wurde erstmals auch eine gemeinsame
Dachorganisation in Form der Österreichischen Ärztekammer mit Sitz in
Wien zur Vertretung der gemeinsamen
Interessen der Landesärztekammern
eingerichtet. Die Österreichische Ärztekammer hat seit ihrer Gründung ihren Sitz im Haus der Wiener Ärztekammer. Auch legte das Gesetz nun wieder
die Wahl für das Präsidium der Ärztekammer fest, sodass der durch das Bundesministerium für soziale Verwaltung
bestimmte Präsident Wilhelm Demuth
nun auch gewählt werden konnte. Des
Weiteren gab es aufgrund des Ärztegesetzes auch endlich eine verbindliche
Fachärzteordnung, nachdem diese Frage seit ungefähr einem halben Jahrhundert ergebnislos diskutiert worden war.
Zunächst jedoch war eine Wahl nach
den bestehenden Gesetzen nicht vorge-
1949: Durch
das Österreichische
Ärztegesetz wurde
erstmals
auch eine
gemeinsame
Dachorganisation in
Form der
Österreichischen Ärztekammer zur
Vertretung
der gemeinsamen Interessen der
Landesärzte­
kammern
eingerichtet.
Auch eine
verbindliche
Fachärzte­
ordnung
wurde erstmals erlassen.
sehen, und so wurde der erste Wiener
Ärztekammerpräsident der Zweiten Republik 1946 vom Ministerium ernannt:
Alexander Hartwich. Nach schweren
Angriffen gegen seine Person demissionierte er bereits im darauffolgenden Jahr.
Eine der zentralen Fragen für die Ärzteschaft bildete in jenen Jahren der Themenkomplex der Krankenkassen. Sollte
das 1938 auch hierzulande eingeführte
System der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD-System)
beibehalten werden? Dies kam für die
Krankenkassen nicht infrage. Andererseits war sich die Ärzteschaft einig,
nicht zum beschränkt freien Arztsystem
mit Fixanstellungen von Ärztinnen und
Ärzten zurückkehren zu wollen. Alexander Hartwich schrieb einleitend:
„Der Vorstand der Wiener Ärztekammer hat […] einstimmig beschlossen,
an die Wiener Ärzteschaft ein vom
Präsidium verfaßtes Rundschreiben
hinausgehen zu lassen, das objektiv
­
und pragmatisch die Geschichte und
die Ergebnisse der bisher mit den Krankenkassen geführten Verhandlungen
zu enthalten hat, also im Gegensatz zu
allerhand anderen Veröffentlichungen
nur beweisbare und belegbare Fakten,
aber keine Werturteile und subjektiven
Meinungen. Da ich derzeit, nach meiner Demission, nur mehr die laufenden
Geschäfte der Kammer zu führen habe,
verfüge ich über genügend Zeit und
­Ruhe zur Abfassung des Textes.“ Ergebnis der langwierigen und komplizierten
Verhandlungen war ein Rahmenvertrag,
der ein neues System definierte, das
nach zahlreichen Modifikationen der
letzten Jahrzehnte bis heute fortbesteht.
Zu Hartwichs Nachfolger als Präsident
wurde Wilhelm Demuth bestellt, der
nach Inkrafttreten des Ärztegesetzes
durch eine Wahl in dieser Funktion, die
er bis zu seinem Tod ausüben sollte, bestätigt wurde.
In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – und hier bildete die >
01_2017 doktor in wien 29
AM PULS COVERSTORY
> Ärzteschaft durchaus keine Ausnahme
– war man nach Kriegsende in der neubeziehungsweise wiederbegründeten
Republik bemüht, an den Status quo
ante anzuknüpfen. Daher erfolgte auch
die Wiederbegründung der „Gesellschaft der Ärzte“, die zum Zeitpunkt des
„Anschlusses“ in etwa 1000 Mitglieder gehabt hatte, und nun weniger als
200 Mitglieder, unter ausdrücklichem
Bezug auf die frühere Vereinigung
und Ausblendung der nationalsozialistischen Nachfolgeorganisation, der
„Wiener medizinischen Gesellschaft“.
So erschien Ende Jänner 1946 erstmals
wieder die Wiener klinische Wochenschrift, unter der Schriftleitung von
Leopold Arzt (1883-1955) und Richard
Übelhör (1901-1977), beide zählten zu
den aufgrund ihrer Involvierung in das
Dollfuß-Schuschnigg-Regime
Verfolgten des NS-Regimes. Einleitend
schrieb Arzt, der bereits 1928 bis 1938
Schriftleiter der Zeitschrift gewesen
war: „Als endlich nach sieben furchtbaren Jahren im April 1945 die Stunde der Befreiung schlug, wurde nach
Einsetzung einer provisorischen Leitung und längeren Verhandlungen den
Sommer über am 19. Oktober mit der
Wahl eines neuen Verwaltungsrates
die Tätigkeit der Gesellschaft der Aerzte
wieder aufgenommen. Um aber die
wieder begonnene Arbeit erfolgreich
weiterführen zu können, ist ein Organ
notwendig, und so wurde auch gleich
zu Beginn das Wiedererscheinen der
alten Wiener klinischen Wochenschrift
beschlossen. In dem von dem vorbereitenden Ausschuß, von dem neuen
­Verwaltungsrat und auch vom Plenum
der Gesellschaft der Ärzte stets vertretenen Standpunkt, daß ja die Gesellschaft der Aerzte seit dem März 1938
niemals zu existieren aufgehört habe,
sondern ihre Tätigkeit nur ruhte, ist
auch das Programm für die wieder­
erscheinende Wiener klinische Wochenschrift gegeben.“
30 doktor in wien 01_2017
Diesem Beitrag folgte der Abdruck einer
Trauerrede „In memoriam. Den Opfern
der Jahre 1938 bis 1945“, die Fritz Reuter
gehalten hatte: „Wir wollen heute eine
Stunde treuen Gedenkens den Kollegen
widmen, die ein grausames Schicksal in
den Jahren 1938 bis 1945 aus unseren
Reihen gerissen hat. Viele unter ihnen
sind Opfer des fürchterlichen Ringens
im größten Kampfe der Geschichte
der Menschheit geworden, zum Teil in
MedUni Wien
2004 entstand die Medizinische Universität Wien
(MedUni Wien) als eigene
Universität, unabhängig
von der Universität Wien.
Heute gilt die MedUni
Wien als eine der besten
medizinischen Universitäten der Welt, deren
Forscher in Top-Journals publizieren und hervorragende
Forschungsleistungen erbringen. Im 2014-15 Times Higher
Education Ranking ist die MedUni Wien unter den besten
50 Universitäten der Welt im Bereich Clinical, Pre-Clinical
and Health angeführt.
Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit
in Spitälern, zum Teil in Konzentrationslagern als zum Verbrecher gestempelte Volksfeinde. Ein Teil starb eines
natürlichen Todes, nach einem arbeitsreichen, dem Wohle der Mitmenschen
gewidmeten Leben.“ Wegen der zu Gebote stehenden Kürze schien es Reuter
nicht möglich, jedes einzelnen der verstorbenen Mitglieder der Gesellschaft
der Ärzte ausführlich zu gedenken. Auf
die Würdigung des Ehrenpräsidenten
Julius Wagner-Jauregg und des letzten
Präsidenten Anton (von) Eiselsberg
folgt eine Aufzählung derjenigen Mitglieder, die der Gesellschaft „in den
Jahren 1938 bis 1945 durch den Tod uns
entrissen“ worden waren. Keinerlei Erwähnung fanden die zahlreichen ins
Exil Getriebenen, dies sollte erst 1947
durch einen Beitrag des KZ-Überlebenden Viktor Frankl erfolgen.
Auch die Wiener Ärztekammer gab ab
1948 wieder ein Periodikum heraus,
knüpfte dabei jedoch nicht direkt an die
frühere Tradition an. Waren bis 1938
neben den Mitteilungen der Wiener
Ärztekammer auch die Mitteilungen der
W.O. (Wirtschaftlichen Organisation,
Anm.) der Ärzte Wiens“ erschienen, gab
man nunmehr seitens der Standesvertretung ausschließlich die Mitteilungen
der Wiener Ärztekammer heraus.
Ein Periodikum der W.O. sollte dann
erst ab 1953 wieder erscheinen und
bereits 1958 endgültig eingestellt
­
werden. Hier zeigt sich auch die bereits angesprochene Veränderung:
Während die Ärztekammer bis 1938
vorwiegend repräsentative Aufgaben
erfüllt hatte, übernahm sie nun sämtliche Agenden der ärztlichen Standesvertretung, die W.O. büßte deutlich an
Bedeutung ein.
Die neuen Mitteilungen der Wiener
Ärztekammer erschienen ab Dezember
1948, im Gegensatz zur zitierten ersten
Ausgabe der wiedererstandenen Wiener
klinischen Wochenschrift, jedoch ohne
jedwede Einleitung oder Bezugnahme
auf Vergangenes, aber auch ohne jedwedes Pathos. Unter dem Titel „Aktuelle Tagesfragen“ ist auf der ersten Seite
zu lesen: „In einer sehr gut besuchten
Versammlung der Ärzte des 2. und 20.
Bezirks, an welcher sich auch Kollegen
aus dem 1. Bezirk beteiligten, nahm
Präsident Dr. W. Demuth zu wichtigen
ärztlichen Standesproblemen der Gegenwart Stellung. ‚[…] Leider bin ich
seit fünfviertel Jahren in der unangenehmen Situation, auf Grund der noch
bestehenden Vorschriften des Reichs­
ärztegesetzes als ernannter Präsident
die Geschäfte führen zu müssen. Es ist
für mich als überzeugten Demokraten
sehr schwer, die berechtigten Wünsche
nach demokratischer Führung der Ge-
COVERSTORY AM PULS schäfte in Einklang zu bringen mit der
bestehenden Rechtslage. Angesichts
der Größe der Wiener Kammer ist es
bei einem Mitgliederstand von 4500
Ärzten nicht möglich, in einer Vollversammlung über alle Fragen zu diskutieren, die für das ärztliche Standesleben
von Bedeutung sind.‘“
Zahlreiche Titeländerungen
Die Mitteilungen der Wiener Ärztekammer erschienen unter diesem Namen
bis zur Jänner-Ausgabe des Jahres 1955,
ab dem Folgemonat Februar 1955 hieß
die Zeitschrift Mitteilungsblatt der Ärztekammer für Wien. Mit dem Jahreswechsel 1966/67 wurde der Name des
Periodikums in Mitteilungen der Ärztekammer für Wien geändert.
Mit der Juni-Ausgabe 1992 erfolgte die
nächste Umbenennung der Zeitschrift
in Wiener Arzt mit dem Untertitel Mitteilungen Ärztekammer für Wien. Die
erste Ausgabe unter der neuen Bezeichnung – die Nummerierung wurde bei
allen Änderungen fortlaufend weitergeführt – war ein Doppelheft mit dem
Schwerpunktthema Fortpflanzungsmedizingesetz, in dem vorangestellten
„Brief des Präsidenten“ befasste sich
Michael Neumann mit dem zu jener
Zeit heftig diskutierten allfälligen Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft und der neu eingerichteten
EG-Servicestelle der Ärztekammer.
Georg Pakesch als deren Referent für
Öffentlichkeitsarbeit befasste sich im
Editorial mit dem Hauptthema Fortpflanzungsmedizingesetz. Die erfolgte
Umbenennung fand keinerlei Erwähnung, was deshalb bemerkenswert
scheint, weil es sich bei den vorangegangenen Änderungen des Titels nur
um relativ unbedeutende Modifikationen handelte, hier aber der Fokus klar
von der Ärztekammer hin zu ihren Mitgliedern verschoben wurde.
Seit März 2001 erscheint die Zeitschrift
nun unter dem Namen doktorinwien, seit
Jänner 2011 auch online als Flashbook.
Doch auch hinsichtlich des gesellschaftlichen Lebens war man im Wien
der Nachkriegszeit um Normalisierung
bemüht. Beim Ärzteball, der am 24. Februar 1949 von der Sektion Spitalsärzte
in den Räumen des Konzerthauses
veranstaltet wurde, gab es eine „Mitternachtsdarbietung unter der Leitung
des Kollegen Dr. Gunter Philipp (Plachetta): DIE KLEINEN VIER mit Hedy
Faßler, Fred Kraus, Gunther Philipp,
Willi Hufnagel.“
Die Wiener Ärztekammer ist die gesetzliche Standesvertretung aller in
Wien tätigen Ärztinnen und Ärzte
und nimmt deren Vertretung in allen
sozialen, wirtschaftlichen und berufs­
relevanten Belangen wahr. Ihre Organe
werden alle fünf Jahre gewählt, wobei
alle wahlberechtigt sind, die zu einem
entsprechenden Zeitpunkt in die Ärzteliste für Wien eingetragen sind.
Zu den Aufgaben der Wiener Ärztekammer gehören insbesondere die
Zusammenarbeit mit der Österreichischen Ärztekammer zur Führung der
Ärzteliste. Weitere Agenden, die für
Wiener Ärztinnen und Ärzte von der
Wiener Ärztekammer in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Ärztekammer wahrgenommen werden, sind
die Ausstellung der Diplome zum Arzt
für Allgemeinmedizin beziehungsweise zum Facharzt eines Sonderfachs, die
Anerkennung ausländischer Ausbildungszeiten sowie die Führung einer
eigenen Disziplinargerichtsbarkeit.
Autonome Kompetenzen der Wiener
Ärztekammer betreffen den Abschluss
von Verträgen mit den Sozialversicherungen für niedergelassene Ärztinnen
und Ärzte, vor allem mit der Wiener
Gebietskrankenkasse inklusive der
Organisation der ärztlichen Nachtversorgung in Wien durch den Ärztefunkdienst, sowie die Führung einer
Pensionsvorsorgeeinrichtung für Ärztinnen und Ärzte (Wohlfahrtsfonds).
Um 1980:
Die notwendige Äquivalenz von
Beiträgen
und Leistungen des
Wohlfahrtsfonds führte
zu schmerzhaften
Einschnitten für die
Ärzteschaft.
Mittlerweile steht der
Wohlfahrtsfonds auf
einer soliden
finanziellen
Basis, zuletzt wurden
auch wieder
Pensionsanpassungen
vorgenommen.
Die Interessenvertretung betrifft die allgemeine sowie – soweit berufsassoziiert
– auch individuelle Interessenvertretung
für alle angestellten und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die Führung
einer Schiedsstelle für (vermeintliche)
Kunstfehler, den Abschluss von Verträgen mit den Privatversicherungen und
die Abrechnung von ärztlichen Honoraren mit diesen sowie die Organisation
von Fortbildungsveranstaltungen.
Aufregungen verursachte um 1980 die
nötige grundlegende Reform des Wohlfahrtsfonds. In den ersten beiden Jahrzehnten seines Bestehens stand einer
noch relativ kleinen Pensionistenzahl eine große Zahl von aktiven einzahlenden
Kolleginnen und Kollegen gegenüber.
Erst als sich in den 1980er-Jahren ein
Gleichgewicht zwischen Einzahlern und
Leistungsempfängern eingestellt hatte,
erkannte man die Notwendigkeit einer
langfristigen Äquivalenz von Beiträgen und Leistungen. Die Folgen waren
schmerzhafte Einschnitte in Form von
Beitragserhöhungen, die Einführung
eines sogenannten „Altlastenbeitrags“
sowie das Einfrieren der Pensionen.
Letztlich waren die Maßnahmen erfolgreich. Langfristige versicherungsmathematische Prognosen erlauben es, Beiträge und Leistungen im Gleichgewicht
zu halten, der Wohlfahrtsfonds steht
damit auf einer soliden finanziellen Basis. Mittlerweile wurden sowohl der Alt­
lastenbeitrag abgeschafft als auch Pensionsanpassungen vorgenommen.
2005 wurde in Wien eine eigene Kammer für die Zahnärzte etabliert, somit
schieden in etwa 10 Prozent der Mitglieder aus, weil sie nunmehr eine eigene Standesvertretung hatten. 
Der Text basiert auf einer von Mag. Barbara Sauer vom Institut für Rechts- und
Verfassungsgeschichte der Universität
Wien erstellten Festschschrift „125 Jahre
Ärztekammer für Wien; Literatur bei der
Verfasserin.
01_2017 doktor in wien 31
SERVICE MEDIZIN
Die Zahl der auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführenden Todesfälle ist in
den vergangenen Jahren in Österreich massiv
zurückgegangen. Grund dafür sind vor allem
Fortschritte in der Medizin, während es in
der Prävention noch Defizite gibt. Darauf
machten Experten in Wien bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltherztags am 29.
September 2016 aufmerksam.
Laut Todesursachenstatistik sind 1997 in
Österreich fast 43.000 Menschen an einer
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gestorben.
2014 waren es 35.537, also beträchtlich
weniger trotz einer höheren Bevölkerungszahl und gestiegener
Lebenserwartung. Anfang der
1970er-Jahre betrug die
Lebenserwartung knapp
70 Jahre, bis 2014 stieg
sie auf fast 82 Jahre. In
etwa die Hälfte dieser
gewonnenen Jahre gingen auf die Fortschritte
in der Kardiologie
zurück, sagte Otmar
Pachinger, Präsident
des vor 45 Jahren
gegründeten Österreichischen Herzfonds. „Heute
laufen wir Gefahr, einen Teil
dieser gewonnenen Lebensjahre
durch einen ungesunden Lebensstil
und dessen negative gesundheitliche
Auswirkungen wieder zu verlieren“, mahnte
der ehemalige Vorstand der Innsbrucker
Universitätsklinik für Innere Medizin III /
Kardiologie und Angiologie.
Nikotin, ungesunde Ernährung und dadurch
bedingtes Übergewicht sind wesentliche
Faktoren, die das Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen erhöhen. Und diese Gefahren
ließen sich theoretisch auf einfache Weise
reduzieren. „Leider haben die Verantwortlichen im Gesundheitssystem noch immer
nicht erkannt, welches Potenzial in sinnvollen
Präventionsmaßnahmen steckt“, kritisierte
Pachinger. Vorbeugung könnte nicht nur
menschliches Leid ersparen, sondern auch
Budgetmittel. Das Problem aus der Sicht
des Kardiologen: Die Ersparnisse lassen
sich nicht innerhalb einer Legislaturperiode
realisieren.
Als oberste Priorität sieht Pachinger Maßnahmen gegen das zunehmende Überge32 doktor in wien 01_2017
wicht. In Österreich sind mehr als 20 Prozent
der Heranwachsenden davon betroffen. „Wir
müssen davon ausgehen, dass die Hälfte dieser übergewichtigen jungen Menschen fünf
bis sieben Jahre früher sterben wird als die
Generation ihrer Eltern“, erklärte Pachinger.
Dass es durchaus gelingen kann, das Ernährungsverhalten junger Menschen zu ändern,
zeigt das Projekt Eddy, bei dem Schüler im
Alter von elf bis 14 Jahren zwei Semester lang geschult wurden und
mehr Bewegung machten.
Die Kinder nahmen weniger
Fast-Food-Produkte, Süßigkeiten oder salzige Snacks
zu sich und senkten ihren
Körperfettanteil.
Die Forschung hat
jedenfalls ihre Aufgaben gemacht, was
die Behandlung von
Diabetes und überhöhter
Cholesterinwerte als Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen betrifft.
Bei Diabetes stehen zwei
neue Substanzklassen
zur Verfügung, die einen
wesentlichen Fortschritt
darstellen.
Die sogenannten SGLT2Inhibitoren bewirken ein verstärktes Ausscheiden von Glucose
über den Harn. Das senkt nicht die
Blutzuckerkonzentration und führt zu einem
Kalorienverlust, das heißt, die Patienten
verlieren an Gewicht und haben auch bessere
Blutdruckwerte. Die zweite Gruppe, die
GLP1-Agonisten, führen zu einer verstärkten
Insulinausschüttung, aber nur dann, wenn
der Spiegel zu hoch ist. Ebenso senken sie
die Ausschüttung des Hormons Glucagon
nur dann, wenn die Blutzuckerkonzentration
nicht ohnehin schon zu tief ist.
Mit PCSK9-Inhibitoren stehen monoklonale
Antikörper zur Verfügung, die einen verstärkten Abbau des schädlichen LDL-Cholesterins
bewirken. Diese teuren Medikamente werden
auch Kassenpatienten zur Verfügung stehen.
Bezahlt werden sie dann, wenn der Patient
bereits einen Infarkt oder eine Stent-Implantation hinter sich hat und herkömmliche
Cholesterinsenker nicht wirken oder vertragen werden. 
APA
Häufigkeit für Bluthochdruck signifikant
gesunken
Die Häufigkeit für Bluthochdruck unter
Österreichern ist im langfristigen Vergleich
von 1975 bis 2015 signifikant gesunken. Bei
Männern ging das Vorkommen von Bluthochdruck von 40,8 auf 25,2 Prozent zurück,
bei Frauen von 31,0 auf 16,8 Prozent, so die
Ergebnisse einer neuen weltweiten Studie der
NCD Risk Factor Collaboration.
Damit liege Österreich im Trend westlicher
Industriestaaten, teilte die MedUni Innsbruck in einer Aussendung mit. Im internationalen Ranking der Länder rangiere Österreich bei den Frauen im vorderen Viertel, fügte
Hanno Ulmer, Leiter des Departments für
Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie der MedUni Innsbruck,
hinzu. Ulmer hatte gemeinsam mit seinem
Vorarlberger Kollegen Hans Concin vom
Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin
federführend für Österreich Blutdruckdaten
von ungefähr 65.000 Personen für die weltweite Studie beigesteuert. „Vor dem Hintergrund des WHO-Ziels, die Bluthochdruckprävalenz bis 2025 um 25 Prozent zu senken,
erreichen die Frauen damit ein akzeptables,
Männer ein optimierbares Niveau“, erklärte
Concin. 
The Lancet
Mangelernährung in
Krankenhäusern
Erstmals wurde weltweit bei ungefähr 92.000
stationär aufgenommenen Spitalspatienten
in 56 Ländern das Essverhalten im Krankenhaus exakt analysiert: Die schwerwiegendsten Risikofaktoren für Mangelernährung in
Kliniken und damit eine erhöhte Mortalität
und Morbidität sind demnach laut einer jetzt
veröffentlichten Studie überall ziemlich gleich
– egal ob in Europa oder in den USA.
Die Auswertung der Erhebung wurde von
Wissenschaftern und Klinikern der MedUni
Wien durchgeführt. „Eine adäquate Ernährungsversorgung von Patienten sollte Teil
eines ganzheitlichen Therapiekonzepts sein“,
sagte Karin Schindler, Ernährungsexpertin der
Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin
III. Bei mangelernährten Patienten ist die
Morbidität und Mortalität bis zu achtmal
höher, die Krankenhausaufenthalte dauern
länger. 
APA
Foto: 13UG13th/iStock
Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
Defizite in der Prävention
MEDIZIN SERVICE
Spezielle Impfempfehlungen für Immungeschwächte
Weltweit gibt es kaum gesichertes Wissen zu
Impfungen bei Immungeschwächten. Das
soll sich mit einer neuen Faktenzusammenstellung samt Empfehlungen von österreichischen Topexperten ändern. „Impfungen
bei Immundefekten/Immundepression“
heißt das neue Dokument vom Institut für
Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin
der MedUni Wien und der Österreichischen
Gesellschaft für Vakzinologie.
„Es gibt immer mehr Menschen, die therapiebedingt ein geschwächtes Immunsystem
aufweisen. Das sind zum Beispiel Patienten,
die mit sogenannten Biologika (zum Beispiel
monoklonale Antikörper, Anm.) oder anderen
immunsuppressiven Medikamenten gegen
chronische Polyarthritis, Multiple Sklerose
oder chronische Hauterkrankungen (schwere
Psoriasis, Anm.) behandelt werden“, sagte die
Leiterin des Instituts, Ursula WiedermannSchmidt. Es sind nicht mehr „nur“ Patienten
nach Organtransplantationen oder während
beziehungsweise nach einer hochwirksamen
Chemotherapie et cetera, bei denen sich
Fragen rund um den Impfschutz stellen.
Viele Menschen und auch manche Ärztinnen
und Ärzte fürchten allfällige Komplikationen
durch Impfungen bei „Immungeschwächten“.
Teilweise wird die Gefährdung zu hoch angesetzt und auf wirksamen Infektionsschutz
verzichtet.
Laut den Experten kommt es jeweils auf eine
maßgeschneiderte Vorgangsweise an, weil
Menschen unter einer immunsuppressiven
Therapie von sich aus durch Infektionen mehr
gefährdet sind, womit eigentlich auf einen
möglichst guten Impfschutz zu achten wäre.
„Umso wichtiger ist es, wie man bei den Impfungen vorgeht“, sagte Wiedermann-Schmidt.
Andererseits können bei manchen dieser
Menschen Impfungen auch schlechter wirken.
Auch hier bedürfe es spezieller Überlegungen.
Grundsätzlich gilt, dass alle Impfungen, die
im Österreichischen Impfplan empfohlen
werden, vor dem geplanten Start einer immunsuppressiven Therapie und bei chronischen Erkrankungen überhaupt so früh wie
möglich durchgeführt werden sollten. Das
von ungefähr 20 Experten erstellte Statement
unterscheidet dann zwischen drei Stadien
einer Abwehrschwäche. Keine oder eine für
Impfungen nicht relevante Immunsuppression liegt zum Beispiel bei einer kurzzeitigen
Kortisontherapie oder bei Verwendung von
inhalierbaren Kortisonpräparaten vor, ebenso
nicht bei einem gut eingestellten Diabetes
mellitus. Unter die Gruppe der Patienten mit
leichter bis mittelgradiger Immunschwäche
fallen Personen mit niedrig dosierten Immunsuppressiva, zum Beispiel Methotrexat
bei rheumatischen Erkrankungen. Schwere
hämatologische Erkrankungen, der Zustand
nach Transplantation oder zum Beispiel die
Behandlung mit den in der Rheuma- oder
Psoriasistherapie eingesetzten Biologika bedeuten eine starke Immunsuppression.
Wiedermann-Schmidt stellt dazu grund­
sätzlich fest: „Insgesamt geht es bei den Impfungen am ehesten um die Lebendimpfstoffe
(vor allem Masern, Mumps und Röteln sowie
Varicellen, Anm.).“ So kann es notwendig
sein, einen Abstand zwischen der immunschwächenden Therapie und einer neuen
Impfung einzuhalten. Das ist von der jeweils
durchgeführten Therapie abhängig.  APA
Zahl der Tuberkulosefälle in Österreich zurückgegangen
Die Tuberkulose wird weiterhin für Österreich ein immer kleineres Problem. Die Zahl
der Fälle ist 2015 zurückgegangen. Das stabile
Bild wird auch nicht durch die Kriegsflüchtlinge beeinträchtigt. Das zeigt der gerade
fertig gewordene Jahresbericht der „Nationalen Referenzzentrale für Tuberkulose“ der
Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).
„Im Jahr 2015 wurden 583 Fälle von Tuberkulose (451 bestätigte, 52 wahrscheinliche und
80 mögliche Fälle) in der österreichischen
Bevölkerung registriert, das entspricht einer
Inzidenz von 6,8 je 100.000 Einwohner“,
heißt es in dem Report von Alexander Indra
und Daniela Schmid von der AGES. An
deren Labor laufen die Untersuchungen zur
Bestätigung eines TB-Verdachts, auch die per
Gensequenzierung durchgeführte Klassifikation der Erregerstämme und ihres allfälligen
Resistenzmusters. 2014 waren es 586 Erkrankungen (446 bestätigte, 74 wahrscheinliche,
66 mögliche) gewesen.
Im Grunde genommen wird in Österreich seit
Jahrzehnten ein Rückgang der Tuberkulose­
erkrankungen beobachtet. Die TB ist die
Krankheit der Armut, des Krieges und der
­Geflüchteten. So waren beispielsweise auf
dem Gebiet der nunmehrigen Republik
­Österreich noch 1914 in der Habsburger­
monarchie in etwa 25 Prozent der Todesfälle
auf die „Schwindsucht“ zurückzuführen.
Die Kriegsflüchtlinge, die vergangenes Jahr
zum größten Teil durch Österreich nach
Deutschland gelangten – dort kamen ungefähr
900.000 Menschen an – beziehungsweise die
ungefähr 90.000 Asylwerber in Österreich
haben in der Gesamtbevölkerung und auch
bei der Gruppe der Menschen ohne österreichischem Geburtsort zu keiner negativen
Entwicklung geführt. Unter den in ­Österreich
Geborenen ist die Häufigkeit einer neu
registrierten TB-Erkrankung pro 100.000
Einwohner von 6,8 im Jahr 2008 auf beispielsweise 4,6 im Jahr 2011 und weiter stetig nach
unten gegangen. 2015 erreichte sie einen Wert
von 2,6. In der Gesamtbevölkerung ist ein
ähnlicher, etwas schwächerer Abwärtstrend zu
beobachten: 2008 waren es 9,6 Erkrankungen
pro 100.000 Einwohner, 2011 dann 8,1 und
2015 schließlich 6,7. Damit zählt Österreich zu
den Ländern mit geringer TB-Häufigkeit.
Unter Menschen, die nicht in Österreich
geboren worden sind, zeigt sich eine deutlich höhere TB-Inzidenz, doch die ist trotz
der Vielzahl der Flüchtlinge in der jüngeren
Vergangenheit stabil geblieben. Die Daten der
AGES zeigen eine Neuerkrankungshäufigkeit
von 25,5 pro 100.000 im Jahr 2008. Nach
einem Rückgang erreichte diese Quote dann
26,9/100.000 im Jahr 2011, um 2015 einen
Wert von 25 je 100.000 zu erreichen. 32 Prozent der TB-Fälle wurden 2015 unter den in
Österreich Geborenen registriert, 31 Prozent
unter Menschen aus der WHO-Region Europa. Auch in der zweiten Gruppe zeigte sich
eine Verringerung der TB-Häufigkeit.  APA
In eigener Sache
Der für die Jännerausgabe angekündigte
Bericht über die Arbeiten der Preisträger des
Forschungsförderungspreises der Erste Bank
der oesterreichischen Sparkassen AG wird
wegen der Länge der aktuellen Titelgeschichte in der Februarausgabe nachgereicht. Red.
01_2017 doktor in wien 33
Anti-Malaria-Wirkstoff ändert
Charakter von Pankreaszellen
Oxidationsprozesse
bei Fettleber begünstigen Karzinome
Die am häufigsten gegen die Malaria eingesetzten Wirkstoffe – Artemisinine – könnten
laut Experten vom Wiener Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM)
auf ein neues Therapieprinzip gegen Typ
1-Diabetes hinweisen. Sie bewirken eine Umwandlung von Alpha-Zellen des Pankreas.
Statt den Blutzucker über ihre Glukagonproduktion zu steigern, werden sie
zu insulinproduzierenden
Beta-Zellen.
15 Prozent der Zuckerkranken leiden an Typ
1-Diabetes, bei dem
durch Autoimmun­
reaktionen die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der
Bauchspeicheldrüse zugrunde gehen. Versuche, Stamm- oder ausdifferenzierte Körperzellen als potenzielle Therapie in ­solche
Beta-Zellen zu verwandeln, haben bisher zu
keiner neuen anwendbaren Behandlungsform
geführt. Beobachtet wurde allerdings, dass
sich Alpha-Zellen des Pankreas bei Mangel
Leberschäden werden oft mit Alkoholkonsum und Virusinfektionen in Verbindung
gebracht. Aber übergewichtige Österreicher,
selbst wenn sie keinen Alkohol trinken, leiden
in der Mehrzahl ebenfalls an einem Leberschaden. Die nicht alkoholische Fettleber
kann ebenfalls für Leberzellkarzinome anfällig machen. Dahinter dürften laut Wiener
Wissenschaftern oxidative Prozesse stecken.
Schätzungen besagen, dass mehr als 30
Prozent der heimischen Bevölkerung an
Fettleber leiden. Solchen Patienten wird
geraten, wenigsten 10 Prozent ihres Gewichts
abzunehmen, um ihr Risiko, an Leberkrebs
zu erkranken, zu reduzieren. Ein Forschungsteam um Richard Moriggl am LudwigBoltzmann-Institut für Krebsforschung, der
VetmedUni Wien und der MedUni Wien
hat jetzt entdeckt, dass oxidativer Stress ein
Ansatzpunkt für neue Therapien sein könnte.
Oxidativer Stress bezeichnet einen Zustand,
in dem in der Zelle reaktionsfreudige Moleküle gebildet werden, die dann mit Zellbestandteilen unkontrolliert reagieren und
möglicherweise Mutationen auslösen. Diese
reaktionsfreudigen Moleküle bezeichnet man
als freie Radikale, weil in diesen chemischen
Verbindungen ein freies Elektron vorliegt, das
besonders aggressiv nach chemischen Reaktionspartnern sucht. Um freie Radikale abzufangen und ihren Schaden abzuwenden, gibt
es in den Zellen besondere Verbindungen.
Wenn diese Antioxidantien nicht ausreichend
vorliegen oder zu viele freie Radikale im Zellstoffwechsel gebildet werden, spricht man von
oxidativem Stress.
Gemeinsam mit seinem Team hat Moriggl
belegt, dass das Fettlebermodell einen hohen
Grad an oxidativem Stress aufweist und relativ
schnell Lebertumoren bildet. Mit einem
genetischen Trick ist es den Forschenden gelungen, den oxidativen Stress in der Fettleber
zu reduzieren. „Wir haben festgestellt, dass
Fettlebern ohne oxidativen Stress wesentlich
langsamer und deutlich weniger Tumoren
entwickeln“, wurde der Wissenschafter in
einer Aussendung zitiert.
Die Experten forschen seit Jahren an
­Signalwegen, die die Familie der STATTranskriptionsfaktoren einschalten. Das stellt
einen Schutz dar. Wird dieses Molekül aber
genetisch entfernt, entsteht eine Fettleber, die
sich dann schnell zu Lebertumoren weiterentwickelt. 
Scientific Reports
an Beta-Zellen offenbar in letztere um­
wandeln können.
Dem internationalen Wissenschafterteam
unter der Leitung von Stefan Kubicek vom
CeMM gelang es, durch ein voll automatisiertes Testverfahren, das die Effekte zugelassener Arzneimittelwirkstoffe an AlphaZellkulturen untersucht, einen bisher völlig
unbekannten Effekt der
Artemisinine zu ent­
decken. Der Wissenschafter wurde
in der Aussendung
so zitiert: „Wir
konnten mit unserer
Arbeit zeigen, dass diese Substanzen auch das genetische Programm von Alpha-Zellen,
die Glukagon produzierenden Gegenspieler
der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse,
verändern.“ Das erfolgt über einen „Schalter“
der Alpha-Zellen, das Arx-Gen. Wird dieses
Gen blockiert, wandeln sich Alpha-Zellen in
Beta-Zellen um. 
Cell
Trabectedin könnnte auch
bei Rippenfellkrebs wirken
Wissenschafter am Comprehensive Cancer
Center der MedUni Wien haben eine mögliche neue Therapieoption für Rippenfellkrebs
(malignes Pleuramesotheliom) entdeckt. Es
handelt sich dabei um ein Chemotherapeutikum, das bereits bei anderen Krebsarten
eingesetzt wird.
In einer präklinischen Studie konnte sowohl
in der Zellkultur als auch im Tiermodell
gezeigt werden, dass Trabectedin auch
beim Rippenfellkrebs wirkt. Der Wirkstoff
kommt ursprünglich in der karibischen
Seescheide, einem im Meer lebenden
­Manteltier, vor.
Rippenfellkrebs zählt mit ungefähr 90 Neuerkrankungen pro Jahr in Österreich zu den
seltenen Krebserkrankungen. Die Prognose
der Patienten ist allerdings ausgesprochen
schlecht. Das Mesotheliom ist eine sehr
aggressive Krebserkrankung, die mit Asbest
in Zusammenhang gebracht und standard34 doktor in wien 01_2017
mäßig mit einer Kombination aus Chemotherapie, Chirurgie und Strahlentherapie
behandelt wird. Das Tumorleiden entwickelt
schnell Resistenzen gegen die vorhandenen
Therapien.
In ihrer neuesten präklinischen Arbeit
untersuchten die Wiener Wissenschafter
die Wirkung von Trabectedin bei Rippenfellkrebs. Die Substanz wird mittlerweile als
Chemotherapeutikum synthetisch hergestellt
und bei bösartigen Tumoren des Weichteilgewebes und bei Eierstockkrebs eingesetzt.
Walter Berger, stellvertretender Leiter des
Instituts für Krebsforschung der MedUni
Wien, und Alireza Hoda von der Klinischen
Abteilung für Thoraxchirurgie der Wiener
Universitätsklinik für Chirurgie konnten
bereits in früheren Arbeiten nachweisen, dass
Trabectedin sehr gut gegen Tumorzellen wirkt,
gesunde Zellen des Rippenfells aber nur wenig
beeinflusst. 
Molecular Cancer Therapeutics
Fotos: abadonian/iStock, magicmine/iStock,
SERVICE MEDIZIN
MEDIZIN SERVICE
Eierstocktransplantation im Tierversuch möglich
Bei einem Versagen der Eierstöcke – zum
Beispiel bei Chemotherapie – könnte bei
Kinderwunsch theoretisch eine Eierstocktransplantation eine Option darstellen.
Im Tierversuch an Pavianen ist ein solcher
Eingriff jetzt unter Mitwirkung eines Wiener
Wissenschafters geglückt, teilte die MedUni
Wien mit. Knackpunkt für die Etablierung
der Methode ist aber die notwendige
Immunsuppression.
„Durch die verfrühte Menopause kann
einerseits ein sehnlicher Kinderwunsch
nicht erfüllt werden, andererseits können durch den entstehenden Hormonmangel eine Osteoporose oder andere
Menopausenkomplikationen frühzeitig
ausgelöst werden“, wurde Michael
Feichtinger von der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde und
Erstautor der Studie, zitiert.
Im Tiermodell wurde versucht, erstmals eine
allogene Eierstocktransplantation (von einem
Individuum zum anderen) durchzuführen –
und zwar unter Zuhilfenahme einer neuen
Immunsuppression namens PIF (Preimplantation Factor). Das erfolgte an einem Institut
der Weltgesundheitsorganisation (WHO),
dem Institute of Primate Research in Nairobi,
bei zwei Pavianen. Vor und nach der Transplantation wurden sie mit PIF behandelt. Das
Ergebnis: Bei einem der Tiere war die Transplantation erfolgreich, ein funktionierender
Monatszyklus wurde angestoßen – beim
anderen blieb dieser Erfolg allerdings aus.
Kritischer Punkt wäre bei solchen Eingriffen
am Menschen die notwendige Immunsuppression nach der Transplantation von
Fremdgewebe. Bisher gibt es keine Methode,
die längerfristig keine zum Teil schweren
Nebenwirkungen aufweist.
Beim Preimplantation Factor handelt es
sich um ein Protein, das wahrscheinlich von
Nicht nur Nervenzellen machen
Schmerz, sondern auch Gliazellen
Wenn man sich tief in den Finger schneidet,
schmerzt zunächst bloß die Wunde, bald
kann aber die ganze Hand schmerzen. Daran
sind nicht Nervenzellen schuld, sondern
Glia­zellen, die diese umhüllen, fanden
Wiener Forscher heraus. Sie verstärken den
Schmerz und tragen ihn in Körperteile, die
gar nicht geschädigt sind.
Bisher hat man angenommen, dass Schmerzen eine Nervensache sind, erklärte Jürgen
Sandkühler vom Department für Neurophysiologie der MedUni Wien, der die Studie
geleitet hat. Bei einer Entzündung oder
Verletzung leiten Nervenbahnen eine Erregung an das Rückenmark und von dort an das
Gehirn, wo der Sinneseindruck „Schmerz“
entsteht. „Bei der Kommunikation zwischen
Nervenzellen besteht aber eine hohe räumliche Präzision“, sagte er, damit ist also nur
der Schmerz genau an der betroffenen Stelle
zu erklären.
Mit Kollegen hat er nun herausgefunden, dass
nicht zu den Nervenzellen zählende Zellen die
körperliche Pein verstärken und ausweiten.
Diese Gliazellen umgeben die Nervenzellen,
unterstützen ihren Stoffwechsel und sorgen
dafür, dass das Nervensystem in Ordnung
bleibt, so der Forscher. Sie werden durch
Neurotransmitter wie Glutamat und Adenosintriphosphat, einem wichtigen Energieträger in allen Lebewesen, aktiviert. Daraufhin
setzen sie selbst Botenstoffe frei, die entzündungsfördernd sind und andere Gliazellen auf
den Plan rufen.
Die Gliazellen bilden ein Netzwerk, in dem
eine jeweils ihre Nachbarn aktiviert, erklärte
Sandkühler. Am Ende reizen sie wiederum
die Nervenzellen, die das Signal ins Gehirn
weiterleiten. Auf diese Art können sie den
Schmerz verstärken und sorgen dafür, dass er
sich in Körpergegenden ausbreitet, die vom
Auslöser gar nicht betroffen waren.  Science
­Säugetier-Frühembryonen gebildet wird.
Es führt dazu, dass die Embryonen bei der
Einnistung in die Gebärmutter nicht abgestoßen, sondern vom Immunsystem der
Mutter toleriert werden, obwohl es sich bei
ihnen um „Fremdmaterial“ handelt. In der
Frühschwangerschaft ist PIF im Blut der
Schwangeren zu finden. PIF moduliert verschiedene Regel­systeme, zum Beispiel
auch die Aktivität von Enzymen, die
bei der Einnistung des Embryos die
Gebärmutterschleimhaut auflockern.
Mittlerweile kann man das Protein
auch künstlich herstellen. In Experimenten wurden verschiedene Effekte
auf Immunzellen et cetera belegt.
Feichtinger: „Auf Basis dieser Ergebnisse scheint eine erfolgreiche Eierstocktransplantation in der Zukunft
möglich. Außerdem konnte gezeigt
werden, dass die neue Immunsuppression
PIF ohne Nebenwirkungen gut funktioniert,
das könnte Einsatzgebiete auch bei anderen
Transplantationen eröffnen.“ Mit weiteren
Studien soll nun gezeigt werden, welche Faktoren exakt wichtig sind, um die Transplantation erfolgreich gestalten zu können.  APA
15 Mikrobenarten im
Darm schützen Mäuse
vor Salmonellen
Ein Team mit österreichischen Forschern hat
herausgefunden, dass nur 15 verschiedene
Bakterienarten nötig und ausreichend sind,
um Salmonelleninfektionen zu verhindern.
Unter der Leitung von Bärbel Stecher von
der Universität München haben die Wissenschafter zunächst zwölf der in Mäusedärmen
verbreitetsten Bakterienarten in steril gehaltene Nager verpflanzt. Dann testeten sie, ob
diese Mäuse anfällig für eine Infektion durch
Salmonellen sind.
Die Forscher haben die Erbgutsequenzen der
zwölf Mikrobenarten ermittelt und dahin
gehend untersucht, wer und was wohl noch
fehlen könnte. Daraufhin setzten sie zusätzlich drei Bakterienarten, die sowohl mit
als auch ohne Sauerstoff gut leben können
(fakultativ anaerobe Bakterien), in die Mäusedärme ein, und prompt war der Schutz gegen
Salmonellen dort so gut wie bei „normalen“
Mäusen. 
Nature Microbiology
01_2017 doktor in wien 35
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36 doktor in wien 01_2017
KONGRESSE SERVICE
ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG
APRIL BIS JUNI 2017
ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien
1060 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW
E-Mail: [email protected], [email protected]
AGO 2017
26. Wissenschaftliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft für
Gynäkologische Onkologie (AGO), einer Arbeitsgemeinschaft der OEGGG
15. Österreichischer Kongress „Krebs bei der Frau“, Fortbildungsseminar für onkologisches Pflegepersonal
Ort: Salzburg Congress, 5020 Salzburg, Auerspergstraße 6
Termin: 27. – 29.4.2017
Tagungssekretariat: Ingrid Zeimet-Kirchmair
Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
6020 Innsbruck, Anichstraße 35
Tel.: +43/512/504-23051
E-Mail: [email protected]
Aufbaukurs – Manuelle und maschinelle Instrumentation im Rahmen der
­systematischen Parodontitisbehandlung
(Seminar für diplomierte Prophylaxeassistentinnen, PAss Diplom der Österreichischen Zahnärztekammer)
Dr. Axel Mory, Dr. Bettina Schreder
20. – 21.1.2017
Bogensequenzen: Wie, wann und in welchen Fällen?
Prof. Dr. Birte Melsen
22.1.2017
Moderne Diagnostik und Therapie – Im Frühstadium der Karies
Priv.-Doz. Dr. Alexander Welk
27.1.2017
Curriculum Ästhetische Zahnheilkunde
Prof. Dr. Jürgen Manhart
27. – 28.1., 17. – 18.2., 10. – 12.3., 28. – 29.4., 19. – 21.5., 30.6. – 1.7., 1. – 2.9.,
6. – 7.10., 15. – 16.12.2017
Postmoderne Behandlungsmechanik-oder-biegen: Man lernt nie aus
Dr. Martin Baxmann
28.1.2017
Moderne Kieferorthopädie: Qualität und Effizienz
Dr. Guido Sampermans
17. – 18.2., 10. – 11.3., 7. – 8.4., 19. – 20.5., 23. – 24.6., 15. – 16.9.2017
Notfallmedizin – Erste Hilfe (Seminar für Assistenten)
Dr. Werner Deutschmann
25.2.2017
Assistenz in der Implantologie (Seminar für Assistenten)
Ingrid Kröll
3.3.2017
Curriculum – Implantologie 1
Dr. Christian Schober, Prof. DDr. Raoul Polansky, Prof. DI DDr. Rudolf Seemann
3. – 4.3., 9. – 10.6.2017
Curriculum Prophylaxe – Diplomfortbildung (Seminar für PAss Assistenten)
Dr. Michael Dieter, Dr. Hardy Haririan, Prof. Dr. Thomas Bernhart,
MR Dr. Franz Hastermann, Dr. Knut Hufschmidt, Mag. Ralph Elser, Markus Tschann
17.3., 23.6., 8.9.2017
Kieferorthopädie für Fortgeschrittene (6-teilig)
Dr. Martin Baxmann
17. – 18.3., 5. – 6.5., 23. – 24.6., 8. – 9.9., 10. – 11.11., 8. – 9.12.2017
Curriculum – Implantologie 2
Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. PhD Christos Perisanidis, Prim. Priv.-Doz. DDr. Paul
Wolfgang Pöschl, Univ.-Prof. DDr. Christian Ulm, Priv.-Doz. DDr. Felix Wanschitz,
Univ.-Prof. DDr. Arne Wagner, DDr. Polina Kotlarenko, DDr. Gerald Jahl,
DDr. Florian Katauczek
Kurs 1: 17. – 18.3., 6.10.2017
Kurs 2: 21. – 22.4., 7.10.2017
Kieferorthopädie Ausbildungskurs (6-teiliger KFO-Kurs)
Dr. Martin Baxmann
19. – 20.3., 7. – 8.5., 25. – 26.6., 10. – 11.9., 12. – 13.11., 10. – 11.12.2017
Röntgen – Seminar für zahnärztliche Assistentinnen
Univ.-Prof. Dr. Ales Celar
1.4.2017
Refresher für die PAss 2017 (Seminar für Prophylaxeassistenten)
Anette Schmidt
7. – 8.4.2017
24. Atherosklerose Jahrestagung
Ort: Parkhotel Billroth, 5340 St. Gilgen, Billrothstraße 2
Termin: 12. – 13.5.2017
Tagungspräsident: Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Föger
Veranstalter: Österreichischen Gesellschaft für Athero­
sklerose, www.aas.at
Information und Anmeldung: AZ med.info
1014 Wien, Helferstorferstraße 4
Tel.: +43/1/531 16-37, E-Mail: [email protected]
49. Wachauer Frühjahrssymposium der ÖGZMK
Zweigverein Niederösterreich
Zukunftstechnologien in der Zahnheilkunde
Ort: Steigenberger Hotel & Spa, Krems/Donau
Termin: 18. – 20.5.2017
Wissenschaftliche Organisation: Univ.-Prof. Dr. Thomas
Bernhart
Veranstalter: Dr. Wolfgang Gruber
Information: AZ med.info
1014 Wien, Helferstorferstraße 4
Tel.: +43/1/531 16-48 DW, E-Mail: [email protected]
Anmeldung: ÖGZMK NÖ, Sarah Eder
Tel.: +43/664/424 84 26
E-Mail: [email protected]
50. Jahrestagung und 28. Fortbildungskurs der ÖGGH
Ort: Design Center, 4020 Linz, Europaplatz 1
Termin: 8. – 10.6.2017
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer
Schöfl, Univ.-Prof. Dr. Christoph Högenauer, Priv.-Doz. Dr.
Andreas Maieron, Univ.-Prof. Dr. Peter Ferenci
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Gastro­
enterologie und Hepatologie, www.oeggh.at
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