01 2 0 1 7 125 Jahre Ärztekammer für Wien Am 25. November 1891 wurde mit Zustimmung beider Häuser des Reichsraths der k.k. Monarchie das Gesetz betreffend die Errichtung von Ärztekammern beschlossen. Es war dies die Geburtsstunde der Ärztekammer für Wien. Illustration: ZS communication + art P.b.b. Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien/GZ 02Z032618 M Postaufgabenummer: 01 MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN schulterwurf Gynäkologin ohne Grenzen Antonia Rau Die Wienerin war zuletzt in Nigeria im Einsatz. Sie ist überzeugt: „Jeder Mensch in Not hat ein Recht auf Hilfe.“ Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch. Ärzte ohne Grenzen wirkt weltweit. Wirken Sie mit. Erste Bank IBAN AT43 2011 1289 2684 7600 MSF_ANZ-Gyn_Springer_270x297_8-2016.indd 1 www.aerzte-ohne-grenzen.at 31.08.16 14:33 BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Ein solidarisches 2017 ► Erlauben sie mir, Ihnen zu Beginn des neuen Jahres alles Gute für 2017 zu wünschen, insbesondere Gesundheit und Zufriedenheit. Ich möchte Ihnen auch danken für die Solidarität unter den Ärztinnen und Ärzten. Diese Solidarität war und ist notwendig, da sowohl im angestellten Bereich als auch bei den Niedergelassenen die Politik versucht, auf unterschiedliche Weise Druck auf das Gesundheitssystem und damit auf uns Ärztinnen und Ärzte auszuüben. Unheilige Allianz aus rot und schwarz „Geschlossen bedeutet, dass sowohl angestellte als auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte an einem Strang ziehen und weiterhin so vorbildlich wie 2016 zusammenarbeiten und sich an Aktionen gemeinsam beteiligen und diese auch gemeinsam umsetzen.“ In angestellten Bereich hat insbesondere der Krankenanstaltenverbund versucht, die Rahmenbedingungen so zu verschlechtern, dass eine adäquate Versorgung kaum mehr möglich gewesen wäre. Nur durch mehrfache Protestmaßnahmen bis hin zum Warnstreik war es möglich, das Schlimmste zu verhindern. Im niedergelassenen Bereich versuchen Hauptverband und Politik, das Kassensystem i mmer mehr unter Druck zu setzen. Einzelverträge anstatt Gesamtvertrag und Ambulatorien im Eigentum von Investoren anstatt wohnortnahen Arztordinationen scheint für viele die Lösung darzustellen. Es ist dies eine Entwicklung, die wir so nicht akzeptieren können, da sie die bereits existente Zwei-Klassen-Medizin nur verschärft und den Zugang finanziell schlechter gestellter Mitmenschen zur Medizin erschwert. Auch sehen wir das vorsätzliche Schwächen der Versorgung durch Hausärzte als unbegründeten Angriff auf die Versorgungsform, die bei mehr als 90 Prozent der Patienten die beliebteste ist. Offensichtlich hat sich eine unheilige Allianz aus rot und schwarz ergeben. Die ÖVP, insbesondere die Vertreter der Wirtschaft, möchten verstärkt in den Gesundheitsmarkt eindringen und konjunkturunabhängig mitkassieren. Die SPÖ hat die vermeintlich reiche Ärzteschaft als Klassenfeind erkannt, nicht anders kann man den Wunsch des roten Gesundheits sprechers interpretieren, die Wahlarztkostenrückerstattung abzuschaffen und über die angestellten Ärztinnen und Ärzte ein generelles Nebenbeschäftigungsverbot auszusprechen. Beide Maßnahmen konnten abgewendet werden. Allein das Ansinnen offenbart aber die Haltung der Politik uns Ärztinnen und Ärzten gegenüber. In der Sache geschlossen bleiben Foto: Stefan Seelig Ich bin überzeugt, dass auch 2017 nur eine starke, geschlossene Ärzteschaft die Verschlechterung der Gesundheitsversorgung sowie patienten- und ärztefeindliche Maßnahmen abwenden kann. Geschlossen bedeutet, dass sowohl angestellte als auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte an einem Strang ziehen und weiterhin so vorbildlich wie 2016 zusammenarbeiten und sich an Aktionen gemeinsam beteiligen und diese auch gemeinsam umsetzen. Auch im Hinblick auf den Ärztekammerwahlkampf 2017 sollten wir nicht vergessen, in der Sache geeint zu bleiben. Die Versuche der Politik waren bereits im vergangenen Jahr zahlreich, uns auf plumpe Art und Weise auseinanderzudividieren. Deshalb appelliere ich an Sie alle, auch weiter solidarisch zu bleiben, damit wir undifferenziertes Sparen und eine weitere Verschärfung der bereits jetzt nicht mehr so rosigen Situation – Wartezeiten auf Termine und Operationen, Gangbetten et cetera – auch in Zukunft abwenden können. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollen auch weiterhin Ihre ausgezeichnete Arbeit fortsetzen können, damit Österreich auch 2017 und die Jahre danach gesund bleibt. In diesem Sinne wünsche ich ein solidarisches und glückliches 2017. Besuchen Sie auch meinen Blog: blog.szekeres.at. Herzlichst, Ihr Thomas Szekeres 01_2017 doktor in wien 3 SAMMELN SIE PUNKTE! Termine in Wien 2017 9. September SAVE THE DATE! NEU! Fachthemen für die Allgemeinmedizin-Ordination: 27. April 20. Mai Änderungen vorbehalten Informationen/Anmeldung (ab Jänner 2017): www.fortbildungampunkt.at FORTBILDUNG AM PUNKT APPROBIERT eine Marke der BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Ein schwieriges Jahr ► Ich weiß nicht, wie Sie das Jahr 2016 im gesundheitspolitischen Rückblick erlebt haben. Für mich war es ein Jahr, das für uns Ärztinnen und Ärzte Herausforderungen in bisher nicht bekannter Breite und Tiefe gebracht hat. Wir alle erinnern uns an die unheilvollen Konsequenzen des Ärztearbeitszeitgesetzes, das, obwohl es absehbar war, von der Politik und vielen Spitalsbetreibern weitgehend verschlafen wurde. Wir erinnern uns an die Zumutung des „Mystery Shoppings“, das uns bei der Arbeit behindert und unter einen Generalsverdacht stellt. Wir erinnern uns an das geplante Primärversorgungs- oder PHC-Gesetz mit den durchsichtigen Motiven der Marginalisierung der Ärzteschaft. Ganz besonders rufe ich die am 14. Dezember 2016 im Parlament beschlossene Art. 15a-Vereinbarungen in Erinnerung, die Anlass gaben für einen österreichweiten Streik- und Aktionstag. Dass das gesundheitspolitische Jahr 2016 gleichsam mit landesweiten Protestaktionen der Ärztekammer zu Ende gegangen ist, ist richtungsweisend und symbolträchtig. Diese Aktionen sind ein Symbol dafür, dass es vielen Ärztinnen und Ärzten reicht. Sie sind der Bespitzelungen, Demütigungen und Verhöhnungen durch manche Repräsentanten der Politik, der Krankenkassen und der Patientenanwaltschaft schon lange überdrüssig – das Jahr 2016 brachte das Fass aber zum Überlaufen. Und richtungsweisend sind sie deshalb, weil die rauer werdenden Umgangsformen von Gesundheitspolitikern und der zunehmende Wunsch, uns Ärztinnen und Ärzte weitest reichend zu kontrollieren und aus Entscheidungsprozessen auszuschließen, immer uner träglicher werden. Wir werden also den Protest, der am 14. Dezember 2016 einen ersten Höhepunkt gefunden hat, weiterführen. „Unsere Aktionen sind ein Symbol dafür, dass es vielen Ärztinnen und Ärzten reicht. Sie sind der Bespitzelungen, Demütigungen und Verhöhnungen durch manche Repräsentanten der Politik, der Krankenkassen und der Ideologie und Machttrieb sind die treibenden Motive Patientenanwaltschaft schon Für diese Weiterführung gibt es viele Gründe: Seit Jahren ist unsere Freiberuflichkeit lange überdrüssig.“ massiven Attacken ausgesetzt durch eine gesundheitspolitische Obrigkeit, die uns lieber am Foto: AEK Wien Gängelband führen möchte – am besten in Zentren, wie sie seit Jahren diskutiert wurden und aktuell wieder werden. In keinem einzigen Vorschlag des Gesundheitsministeriums zu einem Versorgungszentrum war bisher ein Bemühen um eine Verbesserung der Versorgung erkennbar. Sehr wohl spürbar war allerdings das Bestreben, den Gesamtvertrag auszuhebeln und das bewährte niedergelassen Versorgungssystem durch Zentren zu ersetzen. Auf den Punkt gebracht: Hier sind Ideologie und Machttrieb die treibenden Motive. Die Auseinandersetzungen um ein PHC-Gesetz werden nach den Art. 15a-Vereinbarungen bald weitergehen. Die Motive unseres Gegenübers haben sich nicht geändert, ein Prolongieren der politischen Auseinandersetzungen zu diesem Thema ist also absehbar, zumal die zuletzt beschlossenen Gesetze die Kontrollbedürfnisse des Gesetzgebers deutlich erkennen lassen. Seit Jahren fordern wir angesichts der überbordenden Probleme im Gesundheitswesen einen Gesundheitsgipfel, bei dem alle Beteiligten so lange diskutieren und verhandeln, bis gute Lösungen gefunden werden. Der Streik- und Aktionstag am 14. Dezember 2016 war der Auftakt zu einer Serie von Aktionen, im Rahmen derer wir auf gesundheitspolitische Fehlentscheidungen hinweisen wollen und müssen. Bitte unterstützen Sie mich bei meinen Bemühungen, damit unser Gesundheitssystem nicht durch Ideologie, Machstreben und Reformen um der Reform willen weiter Schaden nimmt. Weitere Kurienthemen ab Seite 10. Herzlichst, Ihr Johannes Steinhart 01_2017 doktor in wien 5 Ihr medizinisches Service- und Fortbildungsportal Diagnose: Lesenswert! www.medonline.at Anzeige Din A4.indd 1 02.12.16 09:19 BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Den Druck aufrechterhalten ► Das vergangene Jahr war intensiv und ereignisreich. Durch Ihre Solidarität und Entschlossenheit wurde vieles erreicht. Im neuen Jahr gilt es nun, den Druck aufrechtzuerhalten und auf vergangenen Erfolgen aufzubauen. Die Arbeitsgruppen im Wiener Krankenanstaltenverbund zu den unterschiedlichsten Themen tagen noch – erste konstruktive Lösungen und Ergebnisse werden mit Ende dieses Monats erwartet. Die Betriebsvereinbarung über verlängerte Dienste steht kurz vor einem positiven Abschluss. Das Thema Rufbereitschaft für den KAV wird höchstwahrscheinlich noch im Jänner – wie in den anderen Bundesländern schon jetzt – auf eine gesetzliche Basis gestellt. Eine mögliche Auslagerung des KAV betrachtet die Ärztekammer kritisch, bringt sich j edoch aktiv in diesen möglichen Schritt ein. Sie hat den Verantwortlichen der Stadt Wien eine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „KAV-Auslagerung“ angeboten, um so gemeinsam L ösungen zu finden. Deutliches Signal in den Ordensspitälern „Auch das neue Jahr wird wieder ein sehr arbeitsreiches werden. Das Ziel der Ärztekammer ist und bleibt ein fairer und respektvoller Umgang der Dienstgeber mit der Kollegenschaft zum gegenseitigen Wohl und damit in weiterer Folge auch zum Wohl unserer Patienten.“ Hat man im KAV also wieder zu einem gemäßigten Gesprächsklima zurückgefunden, äußern nun die Kolleginnen und Kollegen in den Ordensspitälern, vornehmlich in denen der Vin zenz-Gruppe, ihren Unmut gegenüber ihrem Dienstgeber. Gelang zu Beginn des letzten Jahres der Meilenstein eines gemeinsamen Kollektivvertrags für alle Ordensspitäler, mussten die neuen Vertragsverhandlungen – diesmal für alle Berufsgruppen – bereits nach der zweiten Runde abgebrochen werden. Die zugesagte Valorisierung der Gehälter war plötzlich kein Thema mehr, und auch die weiteren Angebote der Arbeitgeberseite standen in solcher Diskrepanz zu den Forderungen der Dienstnehmer, dass vorerst keine weitere Gesprächsbasis mehr vorhanden war. Zudem waren die Angebote der Arbeit geber vielfach für alle Berufsgruppen – mit Ausnahme der Ärztinnen und Ärzte – vorgesehen, was die Situation noch zusätzlich verkomplizierte. Anfang Dezember letzten Jahres hatten daher die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, über Protestmaßnahmen bis hin zu einem Streik abzustimmen. Das Ergebnis ließ absolut aufhorchen: Mehr als 90 Prozent der Wählenden sprachen sich für mögliche Protestmaßnahmen aus. Das ist ein deutliches Signal an die Arbeitgeber. Als Konsequenz tagte bereits ein für die Ordensspitäler eingesetztes Streik- und Aktionskomitee, um erste Maßnahmen vorzubereiten, sollten die Fronten bei der nächsten Verhandlungsrunde noch immer so stark verhärtet sein. Nach einer Sitzung der Betriebsräte liegt der Fokus neben einer bereits zugesagten Valorisierung der Schemata auf einer Anpassung der Urlaubszeiten an die Gegebenheiten im KAV sowie einer entsprechenden Anpassung der Feiertagszulagen. Am 10. Jänner 2017 findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Ärztekammer, Gewerkschaft vida und den Arbeitgebervertretern statt. Wir sind gespannt, ob diesmal mehr Kooperationsbereitschaft gezeigt wird. Fairer Umgang mit der Ärzteschaft gefordert Foto: Stefan Seelig Insgesamt scheint es, als sollten die Hemdsärmel offenbar hochgekrempelt bleiben, denn auch das neue Jahr wird wieder ein sehr arbeitsreiches werden. Das Ziel der Ärztekammer ist und bleibt ein fairer und respektvoller Umgang der Dienstgeber mit der Kollegenschaft zum gegenseitigen Wohl und damit in weiterer Folge auch zum Wohl unserer Patienten. Weitere Kurienthemen auf Seite 13. Herzlichst, Ihr Hermann Leitner 01_2017 doktor in wien 7 Inhalt Editorial 3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten Orchesterprobe 5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns 7 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns Intern 9 Ausschreibungen 10 News Mehr als 600 geschlossene Ordinationen und ein Marsch mit 200 Ärztinnen und Ärzten durch die Wiener Innenstadt haben am 14. Dezember 2016 ein deutliches Zeichen für eine starke hausärztliche Versorgung sowie ein patientenfreundliches Gesundheitssystem gesetzt. 14Kammerbereich Coverstory 1 6 125 Jahre Ärztekammer für Wien „Wahrheit und Klarheit sind die ethischen Fundamente der Naturwissenschaften, wie diejenigen des socialen Lebens“, sagte der weltbekannte Chirurg Theodor Billroth in seiner Rede am 25. November 1891 im Rahmen der Generaldebatte zur Beschlussfassung von Ärztekammern im Hohen Herrenhaus der k.k. Monarchie. Diese Worte haben auch 125 Jahre danach nichts an Gültigkeit verloren: Am 13. Dezember 2016 fand der offizielle Festakt zum 125-Jahr-Jubiläum der Ärztekammer für Wien statt. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres verwies dabei auf den „besonderen Stolz, heute auf einen gesellschaftlich und sozial fest verankerten ärztlichen Stand blicken zu können, der trotz mannigfachen Konfliktpotenzials in guter Zusammenarbeit mit seinen Partnern stets neue Lösungen schaffen konnte und wohl auch in Zukunft schaffen wird“. Damals wie heute sei die besondere Bedeutung der Ärzteschaft ein Abbild des Umgangs mit dem körperlichen und geistigen Wohl der Gesellschaft. „Und für dieses Wohl setzen wir uns ein, ohne die Vergangenheit zu vergessen.“ In den prunkvollen Räumlichkeiten der Nationalbibliothek fanden sich mehr als 250 Gäste ein, um diesen besonderen Anlass zu feiern. Spitzen aus der Politik, allen voran Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, und Granden aus Wirtschaft und Wissenschaft besuchten die Fest veranstaltung. Höhepunkt war der Auftritt des aus Wien stammenden amerikanischen Neurowissenschafters und Nobelpreisträgers Eric Kandel. Schauspieler Cornelius Obonya trug Teile der legendären Rede Theodor Billroths vor. Service 32Medizin 36Diensthabende Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde 37Fortbildung Vorträge, Tagungen, Symposien 38Kleinanzeigen IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: [email protected]. Redaktionsvorsitz: Dr. Stefan Ferenci. Stellvertreter: Dr. Franz Mayrhofer. Redaktion: Dr. Hans-Peter Petutschnig (Chef vom Dienst), Mag. Alexandros Stavrou, Lisa Sophie Dittlbacher, BA, Alexandra Wolffinger (Sekretariat, Fotos). Verleger: Medizin Medien Austria GmbH, Forum Schönbrunn, 1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 50 531, Mail: [email protected]. 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Selbstverständlichkeiten, etwa, dass weniger eben nicht zugleich mehr ist, bedürfen einer PR-Aktion, um im Bewusstsein zurecht gerückt zu werden. Aber auch die unmittelbar betroffenen Kolleginnen und Kollegen – so lassen es jedenfalls die zahlreichen Fragen in persönlichen Gesprächen und in den sozialen Medien vermuten – haben unklare und im Wesentlichen von einem drastischen Mangel an Faktenwissen bestimmte Urteile und Vorurteile, welches die tatsächlichen Auswirkungen der Gesetzesform auf ihr persönliches Arbeitsfeld sind. Ängste beherrschen die Debatte, Chancen und Möglichkeiten auszuloten hat den Geruch des Verrats. Um bei all den grotesken und schmerzhaften Dissonanzen in der politischen Performance unserer Reformer im Bild der Musik zu bleiben: Es braucht dringend eine Probe, in der alle Beteiligten ihre Instrumente neu stimmen, sich über das Stück einig sind, das sie dem zahlenden Publikum präsentieren wollen, und es muss der Wille vorherrschen, sich nicht über Buhrufe für die anderen, sondern auf einen Applaus für das gemeinsam Dargebotene zu freuen. Ihr Franz Mayrhofer Foto: AEK Wien Eigentlich betrifft es alle, aber nur die wenigsten fühlen sich betroffen. Für die Nichtinsider, für diejenigen, die nicht von vorneherein dafür oder dagegen sind, für Menschen, die nur die Schlagzeilen wahrnehmen, die Topmeldungen, die zwei, drei Gesichter kennen, Sabine Oberhauser, Johannes Steinhart, Thomas Szekeres, und wer war da noch, ah ja, die Frau Wehsely – für diese Menschen ist die Debatte um die Gesundheitsreform dissonanter Lärm aus einem dicken, undurchdringlichen Nebel. AUSSCHREIBUNGEN INTERN Ausschreibung von Gruppenpraxisstellen Ausschreibung von Vertragsarztstellen Die Wiener § 2-Krankenversicherungsträger schreiben gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA), der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB), der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien folgende Gruppenpraxisstellen aus: Die Wiener § 2-Krankenversicherungsträger schreiben gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärzten für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärzten iVm § 6 Abs. 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA), der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB), der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien folgende Vertragsarztstellen aus: Originäre Neugründung (nur Teambewerbungen von zwei Ärztinnen oder Ärzten möglich) Fach: Allgemeinmedizin Ort: Wien 10. Achtung: Ausschreibefrist bis 31. Mai 2017 Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Berufssitz in Wien 10. Neugründung: Fach: Allgemeinmedizin Ort: Wien 11. (Dr. Thomas Freyschlag) Neugründung: Fach: Frauenheilkunde und Geburtshilfe Ort: Wien 5. (MR Dr. Friedrich Gill) Gesellschafterwechsel: Fach: Orthopädie und orthopädische Chirurgie Ort: Wien 23. (Vertrebralia GP für Orthopädie und orthopädische Chirurgie Dr. Kraft & Dr. Sahin OG) Bewerbungen sind bis zum 31. Jänner 2017 zu richten an: Sekretariat der Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin: Mag. Gabriella Milinski 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Tel.: 515 01/1222 DW E-Mail: [email protected] Sekretariat der Sektion Fachärzte: Angela Rupprecht 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Tel.: 515 01/1259 DW E-Mail: [email protected] Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, Punktesystem und Bewerbungsformulare finden Sie auch im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien (www. aekwien.at) unter der Rubrik Stellenbörse → Kassenplanstellen. Die Ärztekammer für Wien und die Wiener Gebietskrankenkasse treffen gemeinsam die Entscheidung über die Besetzung der ausgeschriebenen Vertragsarztstellen. Die ausschreibenden Institutionen weisen ausdrücklich darauf hin, dass gemäß den Bestimmungen des Gruppenpraxengesamtvertrags die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen nur an jene Bewerber vergeben werden können, die bei der Punktebewertung nach den geltenden Richtlinien eine Quote von mindestens 80 Prozent der Punkte des bestgereihten Bewerbers erreichen. Die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen können jeweils nur an einen Bewerber vergeben werden, der auch den Gesellschaftsanteil an der Vertragsgruppenpraxis erwerben muss. Der Gesellschaftsvertrag ist nicht Gegenstand der Ausschreibung – die rechtlichen Beziehungen (das heißt: die Bedingungen des Gesellschaftsvertrags, insbesondere die Gesellschaftsanteile) sind zwischen den Bewerbern und dem Ordinationsinhaber beziehungsweise den Gesellschaftern der bestehenden Gruppenpraxis zu vereinbaren. Mit der Bewerbung um die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen entsteht kein Rechtsanspruch der Bewerber auf den Erwerb eines Gesellschaftsanteils an der ausgeschriebenen Gruppenpraxis. Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Berufssitz in Wien 21. (Stelle nach MR Dr. Peter Kogelbauer) Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Berufssitz in Wien 23. (Stelle nach Dr. Maria Elisabeth Fellner) Facharzt/Fachärztin für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Berufssitz in Wien 2. (Stelle nach Ludwig Pichler) Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin Berufssitz in Wien 4. (Stelle nach MR Dr. Said Roschan) Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin Berufssitz in Wien 14., Unter St. Veit – stadteinwärts (Stelle nach Dir. Dr. Georg Wense) Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Berufssitz in Wien 5. (Stelle nach Dr. Wolfgang Herzel) Achtung: Ausschreibefrist Jänner bis Ende Februar 2017 Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Berufssitz in Wien 13. (neue Kassenplanstelle) Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Berufssitz in Wien 14. (Stelle nach MR Dr. Angelika Gruber-Vogt) Achtung: Ausschreibefrist Jänner bis Ende Februar 2017 Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Berufssitz in Wien 23., In der Wiesen Süd (neue Kassenplanstelle) Facharzt/Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie Berufssitz in Wien 16. (Stelle nach OMR Dr. Aris Enislidis) Bewerbungen sind bis zum 31. Jänner 2017 (sofern nicht anders angegeben) zu richten an: Sekretariat der Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin: Mag. Gabriella Milinski 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Tel.: 515 01/1222 DW E-Mail: [email protected] Sekretariat der Sektion Fachärzte: Angela Rupprecht 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Tel.: 515 01/1259 DW E-Mail: [email protected] Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertrag nahme, Punktesystem und Bewerbungsformulare finden Sie auch im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien (www.aek wien.at) unter der Rubrik Ärztliche Tätigkeit → Kassenplanstellen. Die Ärztekammer für Wien und die Sozialversicherungsträger treffen gemeinsam die Entscheidung über die Besetzung der ausgeschriebenen Vertragsarztstellen. Die Ärztekammer für Wien erlaubt sich weiters darauf hinzuweisen, dass gemäß den Vereinbarungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse eine Tätigkeit als angestellte(r) Ärztin (Arzt) bei Abschluss eines Einzelvertrags mit der Wiener Gebietskrankenkasse nicht weitergeführt werden kann und zu beenden ist. 01_2017 doktor in wien 9 INTERN NEWS Hausärztestreik Starkes Zeichen ganz in Weiß Mehr als 600 geschlossene Ordinationen und ein Marsch mit 200 Ärztinnen und Ärzten durch die Wiener Innenstadt haben am 14. Dezember 2016 ein deutliches Zeichen für eine starke hausärztliche Versorgung sowie ein patientenfreundliches Gesundheitssystem gesetzt. Von Lisa Sophie Dittlbacher ► Es war ein lautstarker Protest in Protest mit Trillerpfeifen Mit dem Hausärztestreik wurde ein flächendeckendes Zeichen gegen die drohenden Einschnitte in der Gesundheitsversorgung gesetzt. „Wir sind von der Welle der Solidarität beeindruckt. Ich möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz bedanken. Sie haben ein lautes Signal ausgesendet, dass auch bei den Politikern angekommen sein muss“, ist Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres von der Signalwirkung überzeugt. Die Ordinationsschließungen und der Protestaufmarsch haben auch der Bevölkerung deutlich gemacht, dass der niedergelassene Ärztebereich, insbesondere die Hausärzte, durch die im Nationalrat beschlossenen Vereinbarungen gefährdet wird. Denn unter 10 doktor in wien 01_2017 „Die Haus ärzte haben einen wichtigen Schritt gesetzt, dem weitere folgen werden, und zwar so lange, bis man mit uns am runden Tisch wieder in die richtige Richtung verhandelt.“ Ausschluss der Ärzteschaft geplante Versorgungszentren und Ambulatorien könnten schon bald die klassischen Hausarztordinationen ersetzen. „Die Patienten verlieren damit ihren persönlichen, wohnortnahen Haus- und Vertrauensarzt und ihre freie Arztwahl, und die Ärztinnen und Ärzte ihre Freiberuflichkeit sowie Autonomie vor anonymen Investoren“, warnt auch Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, eindringlich. Allein in Wien versorgen 750 Hausarztordinationen mit Kassenvertrag die Bevölkerung auf höchstem Niveau – wie internationale Vergleiche zeigen. Laut Kassenvertrag müssen sie nur in der Ordinationszeit erreichbar sein. Tatsächlich sind aber viele den ganzen Tag für ihre Patienten erreichbar, und Fotos: Philipp Lipiarski, Michaela Obermair weißen Mänteln: Am Mittwoch, den 14. Dezember 2016 haben mehr als 80 Prozent der Hausärzte ihre Ordinationen zugesperrt und gestreikt – während sich Hunderte Ärztinnen und Ärzte im Billrothhaus der Gesellschaft der Ärzte in Wien versammelten, um anschließend durch die Innenstadt zu marschieren. Die Wiener Hausärzte haben mit ihrem Protest in eindrucksvoller Weise vor den massiven negativen Folgen der Art. 15a-Vereinbarungen und des Vereinbarungsumsetzungsgesetzes 2017, das bereits im Nationalrat beschlossen wurde, gewarnt – eine Warnung, die in Form von 40 Ärztinnen und Ärzten auf der Zuschauertribüne des Hohen Hauses auch im Parlament deutlich sichtbar war und auch in den Medien große Beachtung fand. „Der Beschluss des Nationalrats darf zu keinem Ausverkauf der Gesundheit, auf Kosten des Haus- und Vertrauensarztes, führen“, lautete der Tenor der Protestveranstaltungen. NEWS INTERN zwar unentgeltlich. „Hier soll ein funktionierendes System zerstört werden“, zeigt sich Steinhart empört. „Statt an die Hausärzte heranzutreten und mit ihnen bereits vorliegende Konzepte zum Ausbau der wohnortnahen Versorgung zu realisieren, steckt die Politik lieber 200 Millionen Euro Steuergeld in wesentlich teurere Ambulanzen.“ Denn dass die Versorgung durch Freiberufler effizienter als durch vom Steuerzahler subventionierte Gemeinverwaltung gestaltet wird, zeigen Vergangenheit und Gegenwart. „Der Vergleich macht sicher, egal ob bei AKH, Skylink oder der Krankenhausbaustelle Wien Nord. Und auch die von uns aufgezeigten Missstände im Wiener Krankenanstaltenverbund zeichnen dasselbe Bild“, zählt Szekeres auf. Ob „sündhaft teure“ Gesundheitszentren in Gebieten, wo sie gar nicht b enötigt werden, beim Patienten tatsächlich ohne Einsparungen ankommen, ist für Szekeres „mehr als fraglich“. Sicher ist hingegen, dass die politischen Pläne, das bewährte System der wohnort nahen Versorgung durch Haus- und Vertrauensärzte auszuhebeln, auch von den Österreichern vehement abgelehnt werden. Das bestätigt auch das Gesundheitsbarometer der Wiener Ärztekammer: 95 Prozent der Patienten empfinden demnach den klassischen Hausarzt als extrem wichtig und finden, dass dieser unbedingt erhalten bleiben müsste. Ärztestreik als erster Aufschrei Die Politik spricht von „Kostendämpfung“ und will damit den Anschein erwecken, dass es keine Einsparungen und keine Verschlechterung der Versorgungsqualität geben wird. Tatsächlich ist aber der von der Politik gewählte Maßstab für die Entwicklung des Gesundheitsbudgets nicht der reale Versorgungsbedarf der Bevölkerung, sondern das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Steigerungen im Gesundheitsbudget von derzeit 3,6 Prozent des BIP werden auf 3,2 Prozent im Jahr 2021 reduziert. Real lagen die Steigerungen aber in den letzten Jahren bei knapp 5 Prozent pro Jahr. Im Ergebnis werden damit den Patienten in den kommenden Jahren 4,3 Milliarden Euro für die Gesundheit vorenthalten. Jene 200 Millionen Euro, die von der Politik für den Ausbau der Primär- versorgung vorgesehen sind, sind außerdem kein zusätzliches Geld. Sie werden aus dem Budget der Kranken ver sicherung, und damit allen bestehenden Kassenärzten, genommen. Um diese Lücke zu füllen, wird bei anderen Kassenleistungen gespart werden müssen. „Diese sogenannte Gesundheitsreform ist eine reine Mogelpackung, gegen die wir uns weiter mit aller Macht wehren werden, denn es geht dieses Mal um nicht weniger als um die Zukunft des niedergelassenen Ärztestands“, zieht Szekeres sein Fazit. Die Forderungen der Ärztekammer lauten: keine weiteren Einsparungen und ein breites wohnortnahes Angebot statt einheitlicher Staatsmedizin. Steinhart: „Der Hausärztestreik und die Protestmaßnahmen haben eine deutliche Marschrichtung vorgegeben. Die Reise muss Richtung einer hausarztzentrierten, wohnortnahen Patientenversorgung mit gesunder F inanzierung gehen.“ Funktionierende Versorgungssysteme müssten endlich weiter ausgebaut und entwickelt werden. Sollten sich die politischen Partner nicht weg von ihren Plänen anonymer, konzerngeführter Versorgungszentren bewegen und damit einer sozial ausgewogenen Gesundheitsfinanzierung weiter im Weg stehen, „sind wir nicht mit an Bord, das wurde heute in bemerkenswerter Art und Weise von der Ärzteschaft bewiesen“, so Szekeres, der sich mit Steinhart einig zeigt: „Die Haus ärzte haben einen wichtigen Schritt gesetzt, dem weitere folgen werden, und zwar so lange, bis man mit uns am runden Tisch wieder in die richtige Richtung verhandelt.“ 20 Fakten zu den aktuellen Problemen im Gesundheitswesen Es reicht uns, 1. dass die Hausärzte seit Jahren mangelnde Wertschätzung durch die Politik erfahren, 2. dass man offensichtlich glaubt, im Gesundheitsbereich auf medizinische Fachkompetenz verzichten zu können, 3. dass wir durch die bürokratische Belastung kaum mehr Zeit für die Patienten haben, 4. dass seit Jahren unser gutes System nur rationiert und dadurch zerstört wird, 5. dass man immer wieder versucht, den Wahlarztkostenrückersatz zu streichen, um Ärztinnen und Ärzte sowie Patienten unter Druck zu setzen, 6. dass unsere Patienten wochenlang auf einen MRT-Termin oder eine Szintigraphie warten müssen, 7. dass es im 21. Jahrhundert, in einer Weltstadt wie Wien, Gangbetten geben muss, 8. dass Patienten mit kranken Kindern stundenlange Wartezeiten in den Ambulanzen auf sich nehmen müssen, 9. dass die Krankenkassen seit zig Jahren chronisch unterfinanziert sind, 10. dass die Honorarkataloge teilweise völlig überaltert sind und dem medizinischen Fortschritt nicht mehr Rechnung getragen wird, 11. dass der dringende Ausbau des kassenärztlichen Bereichs seit Jahren verschleppt wird und allein in Wien mehr als 300 Kassenstellen fehlen, 12. dass Spitzeltum, genannt Mystery Shopping, uns in unserer Arbeit behindert, 13. dass manche Ärztegruppen massiv unterbezahlt sind, 14. dass die aktuellen Reformvorhaben das Ende der freien Arztwahl bedeuten, 15. dass Jungärzte in die Anstellung gezwungen werden, 16. dass die Politik seit Jahren bei der Lehrpraxisfinanzierung versagt und den Nachwuchs dadurch demotiviert, 17. dass durch die Zentralisierungswut vor allem ältere und chronisch Kranke durch den Verlust ihrer Autonomie ihre Würde verlieren (DDR 2.0), 18. dass die aktuelle Gesundheitsreform gewinnorientierten Privatinvestoren und internationalen Ketten Tür und Tor öffnet, 19. dass uns eine völlig unnötige Chefarztpflicht wertvolle Zeit am Patienten stiehlt, 20. dass die Patienten von der Politik seit Jahren hinters Licht geführt werden, obwohl alle die Verschlechterungen bereits am eigenen Leib spüren, Deshalb fordern wir zum wiederholten Male einen Gesundheitsgipfel mit Bundeskanzler Christian Kern und Bürgermeister Michael Häupl, um endlich dieser Kulmination an Fehlentscheidungen entgegenzusteuern. 01_2017 doktor in wien 11 INTERN NEWS 103 Gruppenpraxen für wohnortnahe Versorgung werden. Ausschließlich berufsberechtigte Ärztinnen und Ärzte dürfen Gesellschafter in Gruppenpraxen sein – ganz im Gegensatz zu Ambulatorien, die dem Krankenanstaltengesetz unterliegen und damit jederzeit an einen nicht ärztlichen Höchstbieter verkauft werden können. In der Praxis scheint dann ein Unternehmen oder Fonds als Eigentümer auf, Rendite und Profit stünden damit im Vordergrund. Während in Ambulatorien Ärztinnen und Ärzte in Abhängigkeit zu profitorientierten Eigentümern stehen, wird durch Gruppenpraxen die Unabhängigkeit der Ärzteschaft garantiert. „Gruppenpraxen schützen den Arzt als freien Beruf, Ambulatorien sind ein Ärztekammer strikt gegen Chefarztpflicht bei den Krankenkassen 10 Prozent der verschreibungspflichtigen Medikamente müssen Österreichs Kassenärzte von der Krankenkasse bewilligen lassen. Dazu kommt eine spezielle Dokumentationspflicht für viele nicht bewilligungspflichtige Medikamente. Dieser bürokratische Aufwand steht aus Sicht der Ärztekammer in keinem Verhältnis zum Nutzen für die Versicherten und ist daher abzuschaffen, meint der Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Johannes Steinhart. „Entbürokratisierung bedeutet auch Deregulierung in allen Bereichen. Dazu gehört jedenfalls der Umgang mit chefarztpflichtigen Medikamenten“, so Steinhart. Ob ein Medikament chefarztpflichtig ist oder nicht, ist im Erstattungskodex geregelt, der alle Medikamente enthält, deren Kosten die Krankenkassen grundsätzlich übernehmen. Den Großteil der Chefarztbewilligungen – in 12 doktor in wien 01_2017 etwa drei Millionen pro Jahr – holen die Ärztinnen und Ärzte elektronisch über die Formulare des Arzneimittel-Bewilligungsservices ABS ein. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger knapp sechs Minuten. Steinhart: „Selbst wenn man nur fünf Minuten kalkuliert, kommt man auf 4560 Stunden, die nicht nur die Vertragsärzte, sondern auch die Patienten Woche für Woche mit dem Warten auf Medikamentenbewilligungen vergeuden.“ Es stelle sich daher die Frage, wofür man das ABS brauche. Denn dessen Zweck sei es ja zu prüfen, ob die Diagnose das verschriebene Medikament rechtfertige. Genau das geschehe aber ohnehin bei der Abrechnungskontrolle, die für Ärztinnen und Ärzte schon genug Aufwand und die Beantwortung sinnloser Fragen mit sich bringe, so Steinhart. Anschlag auf diese Freiberuflichkeit“, stellt Steinhart klar und fordert: „Bereits 40 weitere Gruppenpraxen stehen in Wien in der Pipeline und warten auf Bewilligung der Gebietskrankenkasse. Statt unnötig Ambulatorien zu planen und zu finanzieren, sollte die Wiener Gebietskrankenkasse endlich entsprechend handeln und ihre Versorgungsblockade lösen.“ Sollten die politischen Pläne, die im Zuge des Finanzausgleichs ohne öffentlichen Diskurs geschmiedet wurden, Realität werden, würde der Kassenarzt endgültig verdrängt und ausgehungert werden, da Ärztinnen und Ärzte mit Großinvestoren aus dem In- und Ausland nicht mithalten könnten. Für die Patienten bedeutet das ebenso drastische Einschnitte, wie für die Ärzteschaft: Durch Ambulatorien wäre ein Ende der freien Arztwahl und der Haus- und Vertrauens ärzte eingeläutet und damit der Weg hin zur „Fließbandabfertigung“ durch ständig wechselnde Ärztinnen und Ärzte in Ambulatorien frei. Ärztliche Leistungen würden weiter eingeschränkt, denn bei Ambulatorien steigen die Kosten für den Steuerzahler, da neben Ärztinnen und Ärzten, die finanziert werden müssten, auch ein Investor Gewinne abschöpfen würde. Ärztekammer-Wahl 2017 angeordnet Die Vollversammlung der Ärztekammer für Wien hat in ihrer letzten Sitzung rechtzeitig vor Ablauf der fünfjährigen Funktions periode und den gesetzlichen Vorgaben entsprechend die Durchführung von Wahlen angeordnet. Der genaue Wahltermin wird erst Anfang Jänner 2017 von der Wahlkommission festgesetzt. Die Vollversammlung hat der Wahlkommission jedoch empfohlen, die Wahl am 25. März 2017 durchzuführen. Aufgrund einer Novelle der ÄrztekammerWahlordnung werden dieses Mal alle Wahlkundmachungen nur mehr im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien erfolgen. Die Ärztekammer wird aber über jeden Kundmachungsvorgang mittels gesondertem Rundschreiben informieren. Service: Für Auskünfte zur ÄrztekammerWahl steht Ihnen die Stabsstelle Recht, Mag. Claus Penz, 515 01/1220 DW, E-Mail: penz@ aekwien.at, zur Verfügung. Fotos: skynesher/iStock, londoneye/iStock 103 Gruppenpraxen in der Bundeshauptstadt bieten den Patienten eine wohnortnahe Versorgung sowie ein breites Leistungsspektrum mit freier Arztwahl. Es ist dies ein Zukunftsmodell, dessen Ausbau und Weiterentwicklung von der Ärztekammer vehement gefordert wird. „Gemeinsam mit den Einzelordinationen bieten Gruppenpraxen den idealen Gesundheitsversorgungsmix für Ballungsräume wie Wien“, zeigt sich Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, erfreut. Statt völlig unnötig ausschließlich profitorientierte Ambulatorien zu subventionieren, müssten diese ärztlichen Zusammenschlüsse viel stärker gefördert werden, fordert er. Gruppenpraxen garantieren den Patienten alle notwendigen Vorteile eines ärztlichen Zusammenschlusses, ohne dass die Ärzteschaft aus der Eigentümerposition und der Freiberuflichkeit verdrängt wird. In Wien existieren derzeit 97 Gruppenpraxen mit Kassenvertrag sowie sechs Wahlarztgruppenpraxen, geführt von insgesamt 249 ärztlichen Gesellschaftern. All diese Einrichtungen stehen im 100-prozentigen Eigentum der Ärzteschaft und können entweder als OG oder als GmbH geführt NEWS INTERN Junge Ärzte diskutierten über ihre Zukunft Die Zukunft des ärztlichen Berufs und die Zukunft der jungen Kolleginnen und Kollegen stand am 26. November 2016 im Mittelpunkt der zweiten Auflage von #wirsinddiezukunft, einer von der Bundeskurie angestellte Ärzte organisierten Konferenz. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass das österreichische Gesundheitssystem stagniere und womöglich durch Einsparungen verschlechtert werde. „Um etwas zu ändern, müssen wir alle die Ärmel hochkrempeln und das System neu denken. Das ist mit ein Grund, warum es #wirsinddiezukunft nun bereits zum zweiten Mal gibt“, sagte Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte und Obmann der Bundessektion Turnusärzte. Wenn man als junger Arzt das Studium beende, werde man derzeit in ein System katapultiert, das nicht mehr zeitgemäß sei. Kornhäusl: „Ärztinnen und Ärzte haben heute andere Vorstellungen als vor 20, 30 Jahren.“ Kornhäusl verwies in seinem Vortrag auf die zahlreichen Wandlungen, die das Arztbild im Laufe der Jahrhunderte bereits durchgemacht hatte. „Das Bild des gesunden Arztes, der tunlichst nicht krank werden durfte, hat sich seit Hippokrates erstaunlich lange in der öffentlichen Wahrnehmung gehalten. Erst ab den 1970er-Jahren ist das Bewusstsein dafür entstanden, dass Ärztinnen und Ärzte auch nur Menschen sind, dass auch sie krank werden können, dass ihr Beruf sie auch überfordern kann“, zeigte Kornhäusl auf. Dazu kämen moderne Klischees, wie etwa die Vorstellung, dass Ärztinnen und Ärzte ihre Zeit lieber am Golfplatz als in den Spitälern oder Ordinationen verbrächten oder dass jeder Arzt sich mindestens einen Porsche leisten könne. „Von den Arztserien, die größtenteils ein unrealistisches Arztbild vermitteln, fange ich lieber gar nicht an“, so Kornhäusl, der auch die Frage aufwarf, wie sich die teils einander widersprechenden Arztbilder auf die Realität und vor allem auf die Berufserwartungen junger Mediziner auswirken würden. Kornhäusl: „Das Arztbild befindet sich im Wandel. Es liegt an uns, diese Veränderungen mitzugestalten, denn: Wer sich nicht verändert, der wird verändert.“ Als essenzielle Bestandteile des Arztbildes der Zukunft erachtet er die Freiberuflichkeit, die Vertrauensstellung der Ärzteschaft und die hohe Ordensspitäler: Ärztekammer unterstützt Kampfmaßnahmen Nach dem Ärzteprotest der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte am 14. Dezember 2016 machen sich auch die Mitarbeiter der Ordensspitäler bereit: Sie kämpfen um eine faire Lohnerhöhung. Dass sie nach monatelangen Kollektivvertragsverhandlungen mit einer Nulllohnrunde abgespeist werden sollen, wird nun mit Protestmaßnahmen bis hin zu einem Streik beantwortet. Bei einer Betriebsrätekonferenz der Ordensspitäler am 15. Dezember 2016 waren auch Vertreter der Ärztekammer anwesend. „Wir stehen als Standesvertretung voll hinter der Entscheidung der Kolleginnen und Kollegen und werden sie bei ihrem Protest für ein faires Einkommen bestmöglich unterstützen“, betont der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Hermann Leitner.“ Seitens der Arbeitgeber hätte es keinerlei Bereitschaft für konstruktive Verhandlungen gegeben. „Der nun eingeschlagene Weg, mit Protestmaßnahmen für eine angemessene Lohnerhöhung zu kämpfen, ist daher auch aus unserer Sicht unumgänglich“, so Leitner. Leitner kritisiert, dass man die Ärzteschaft in den Ordenshäusern mit einer Nullrunde abspeisen und damit im Rahmenrecht schlechterstellen wolle als andere Berufsgruppen. Denn bereits jetzt klaffe zwischen den geringen Einkommen in den Ordensspitälern und jenen im öffentlichen Bereich eine große Lücke. Daher ist auch für Leitner eine Nulllohnrunde „schlichtweg inakzeptabel“. Da die Arbeitgeber nicht bereit seien, für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen, stünde die Ärztekammer hinter der Entscheidung der Betriebsrätekonferenz, einen konkreten Fahrplan für Protestmaßnahmen einzuleiten. Verantwortung. „Wie überall gibt es natürlich auch weniger schöne Seiten unseres Berufs. Um unsere Verantwortung gegenüber den Patienten wahrnehmen zu können, müssen wir entsprechende Rahmenbedingungen vorfinden. Stattdessen versucht die Politik, uns in ein Korsett zu schnüren, das uns über kurz oder lang die Luft nimmt“, betonte Kornhäusl. Die Spitalsärzteschaft kämpfe seit Jahren mit einem Übermaß an Bürokratie und, seit der EUkonformen Verkürzung der Arbeitszeiten, auch mit einer wachsenden Arbeitsverdichtung. Die Ambulanzen seien noch immer überlaufen. Dazu käme die Migration vieler junger Menschen ins Ausland. Kornhäusl: „Wir dürfen auch nicht darauf vergessen, dass die so genannte Generation Y – also meine Generation – andere Vorstellungen vom ärztlichen Beruf hat als unsere älteren Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen nicht, dass unser Leben nur aus unserem Beruf besteht, wie das bei zahlreichen Generationen vor uns der Fall war.“ KAV-Auslagerung: Ärztekammer will eingebunden sein Positiv nimmt die Wiener Ärztekammer die Aussage von der Stadt Wien und Bürgermeister Michael Häupl auf, das weitere Vorgehen hinsichtlich einer möglichen Auslagerung des Wiener Krankenanstaltenverbunds „nur in Diskussion mit Personalvertretern, dem Koalitionspartner und der Opposition“ zu unternehmen. Die Ärztekammer stehe jedenfalls bereit, in dieser essenziellen gesundheitspolitischen Entscheidung für Wien „konstruktive Beiträge beizusteuern“, sagt Ärztekammer präsident Thomas Szekeres. Vor allem aufgrund der „Vergangenheitsbewältigung“ und um einen endgültigen Schlussstrich unter die bisherige problematische Bilanz des KAV zu ziehen, sei es wichtig, die Ärztekammer, „die bis dato am stärksten für die Interessen der Ärzte- und Patientenschaft eingetreten ist“, in die Diskussion miteinzubeziehen. 01_2017 doktor in wien 13 INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH ERNENNUNGEN Univ.-Doz. Dr. Philip Eisenburger, MBA, Innere Medizin Dr. Brigitte Engelbert, Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation Dr. Michaela Gabriel, Innere Medizin Dr. Hans Gerihäuser, Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr. Klaus Hellwagner, LL.M., Anästhesiologie und Intensivmedizin MR Dr. Helmuth Howanietz, Kinder- und Jugendheilkunde OR Dr. Hermine Obermair, Lungenkrankheiten Dr. Helmut Klein, Urologie MR Dr. Frederick Mayrhofer-Krammel, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Dr. Gerhard Schager, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Dir. Dr. Ernst Schenk, MBA, Innere Medizin Dr. Bettina Schreder, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Dir. Prim. Priv.-Doz. Mag. DDr. Manfred Wonisch, Innere Medizin Primarius im SMZ Floridsdorf (Abteilung für Notfallmedizin) Stellvertretende ärztliche Leiterin im Institut für physikalische Medizin Stellvertretende ärztliche Leiterin im Wiener Dialysezentrum GmbH Medizinalrat Professor Ärztlicher Leiter im Kindermedizinischen Zentrum Medizinalrätin Stellvertretender ärztlicher Leiter im Gesundheitszentrum Wien-Nord Stellvertretender zahnärztlicher Leiter der Krankenanstalt Dr. Wilhelm Brenner-Institut Medizinalrat Ärztlicher Leiter im SMZ Baumgartner Höhe/Otto-Wagner Spital Zahnärztliche Leiterin der Krankenanstalt Dr. Wilhelm Brenner-Institut Ärztlicher Leiter im St. Elisabeth-Spital NAMENSÄNDERUNGEN Dr. Babak Safdari Ghandehari 1110, Simmeringer Platz 1/Top 11 in: Dr. Babak Safdari PRAXISERÖFFNUNGEN Allgemeinmedizin Dr. Martin Asboth 1180, Blumgengasse 18 1120, Singrienergasse 29 Dr. Markus Kolm 1160, Johann-Staud-Straße 32 ** Dr. Elisabeth Komarek Dr Lothar Krenner 1080, Piaristengasse 1/6 Dr. Roland Rauch 1160, Hettenkofergasse 21/6 Dr. Bernhard Stark 1020, Praterstraße 22/20 1140, Sonnenweg 146 ** Dr. Franziska Zies Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie Dr. Matthias Grünbeck 1010, Schreyvogelgasse 3 ** 1130, Auhofstraße 189 ** Dr. Florian Schneider 1100, Davidgasse 87-89 Dr. Manuela Schwartz Augenheilkunde und Optometrie Dr. John Falasinnu 1220, Stadlauer Straße 62/1/3 1090, Spitalgasse 1 A MUDr. Jitka Kalinova Dr. Naresh Sheetal 1220, Erzherzog-Karl-Straße 164a Frauenheilkunde und Geburtshilfe Univ.-Doz. Dr. Murat Gürkan Arikan1130, Lainzer Straße 6 Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Dr. Michael Pichelmaier 1090, Mariannengasse 1/17 ** Dr. Bernhard Stark 1020, Praterstraße 22/20 1170, Jörgerstraße 41 dr. med. Tin Znaor Dr. Michaela Zumtobel 1130, Hietzinger Kai 67-69 Kinder- und Jugendheilkunde Dr. Miklos Pinter 1210, Stadlweg 42/1 ** Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Helmut Krönke 1180, Antonigasse 1/1 Neurologie Dr. Elisabeth Lindeck-Pozza 1040, Goldeggasse 6/1 Orthopädie und orthopädische Chirurgie Dr. Gerhard Kainz 1130, Elisabethallee 61 ** 1160, Johann-Staud-Straße 32 ** Dr. Elisabeth Komarek Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie Dr. Barbara Iris Greibl 1080, Kupkagasse 5/1 Psychiatrie Dr. Manuela Birk 1050, Wiedner Hauptstraße 105 Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin Dr. Simone Mejzlik 1050, Ziegelofengasse 41/14 1010, Naglergasse 11/1 ** Dr. Oleg Kheyfets 1050, Ziegelofengasse 41/14 Dr. Markus Riedl Zahnärzte/Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde dr. med. dent. Laszlo Kerner 1010, Singerstraße 4 Dr. Bo-Sung Kim 1090, Liechtensteinstraße 104 Dr. Jennifer Maier 1030, Salesianergasse 4/3 Dr. Tijana Tosic 1220, Zschokkegasse 140/OG 2 (** Zweitpraxis) PRAXISVERLEGUNGEN Allgemeinmedizin Dr. Herbert Rainer Dworak, MPH 1230, Erlaaer Straße 55-63/2 Dr. Karin Hartelmüller 1210, Schwaigergase 35 Dr. Alexandra Lang-Adolph 1030, Landstraßer Hauptstraße 18/6 Dr. Kerstin Ortlechner 1010, Morzinplatz 4 Univ.-Prof. Dr. Konrad Pillwein 1170, Ortliebgasse 50/2 Dr. Elisabeth Christine Yao 1180, Pötzleinsdorfer Straße 6 Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie Dr. Gunther Arco 1010, Tuchlauben 7a/4/9 Anästhesiologie und Intensivmedizin Dr. Karin Hartelmüller 1210, Schwaigergase 35 Frauenheilkunde und Geburtshilfe MR Dr. Hans Gerihäuser 1100, Laxenburger Straße 1-5/4/4/20 Dr. Hediye Güner 1100, Laxenburger Straße 1-5/4/4/20 14 doktor in wien 01_2017 1230, Kellerberggasse 55-57/1/3 1210, Weißenwolffgasse 78 1010, Rotenturmstraße 25/13 1010, Wollzeile 9/4. Stock 1170, Hernalser Hauptstraße 71 1180, Gentzgasse 70/1/7 1010, Weihburggasse 30 1210, Weißenwolffgasse 78 1100, Favoritenstraße 82/4 1100, Favoritenstraße 82/4 MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN PRAXISVERLEGUNGEN (FORTS.) Haut- und Geschlechtskrankheiten Dr. Ulrike Just 1180, Gersthofer Straße 16/15 Dr. Nicole Nönnig 1130, Amalienstraße 36/1 Innere Medizin Dr. Herbert Rainer Dworak, MPH 1230, Erlaaer Straße 55-63/2 Dr. Katja Schütz 1120, Oswaldgasse 65 1140, Leegasse 2/8 Dr. Daniel Spielmann Kinder- und Jugendheilkunde Univ.-Prof. Dr. Konrad Pillwein 1170, Ortliebgasse 50/2 Dr. Miklos Pinter 1190, Heiligenstädter Straße 57-63 Psychiatrie Dr. Simon Colins de Tarsienne-Dick 1230, Valentingasse 3/2 Radiologie Univ.-Doz. Dr. Gerd Bodner 1180, Währinger Straße 138/Top 15 1180, Gentzgasse 21/2/12 1130, Hietzinger Kai 169/Top 202 1230, Kellerberggasse 55-57/1/3 1120, Stüber-Gunther-Gasse 7 1020, Große Pfarrgasse 23 1170, Hernalser Hauptstraße 71 1190, Heiligenstädter Straße 46-48 1130, Hietzinger Hauptstraße 36/10 1010, Schottengasse 7/5 PRAXISABMELDUNGEN Allgemeinmedizin Dr. Sedigheh Golriz Amin1220 Mag. Dr. Daniela Gollowitzer 1010 ** Dr. Sophie Höretzeder1170 Dr. Lothar Krenner1080 Dr. Zahra Malekzadeh1150 1080 ** Dr. Gerda Prinz Dr. Hildegard Stieglitz1200 Mag. Dr. Iris Weinberger1060 Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie Dr. Nehad Saleh1100 Augenheilkunde und Optometrie Dr. Nesrin Cakmak1020 Innere Medizin Dr. Thomas Höchtl-Hainzl1130 Univ.-Prof. Dr. Klaus Lechner1050 Kinder- und Jugendheilkunde Dr. Stefan Rippel1090 Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Marihan Abensperg-Traun1090 Zahnärzte/Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Dr. Werner Deutschmann1020 Dr. Peter Jakel1230 DDr. Marielena Rusu1160 Dr. Brigitte Seklehner1020 (** Zweitpraxis) GEBURTSTAGE Dr. Dietmar Altmann, Dr. Dietmar Bernhofer, Dr. Eva Marie Eckhard, Dr. Susanne Endl, Univ.-Prof. Dr. Georg Grubhofer, Dr. Monika Hinterberger, Dr. Herbert Hoffmann, Univ.-Doz. Dr. Siegfried Hofmann, Dr. Bozena Ickowicz, Dr. Julius Junez, Dr. Doris Kirchnawy, Dr. Eva Kratina, Dr. Konstanze Korpatschek, Univ.-Prof. Dr. Heinz Kölbl, Dr. Christine Lichtenegger, Dr. Eleonore E. Macek, Dr. Gabriela Mair-Wagner, Dr. Maria Nontserrat Masats, Dr. Ingrid Mayer, Dr. Roswitha Anna Osso, Dr. Herbert Peternel, Dr. Katharina Pokieser, Dr. Margit Raggam-Galgoczy, Dr. Elisabeth Ranftler-Lohninger, Dr. Joachim Renner, Dr. Lucia Rieder, Dr. Peter Riener, Dr. Suzanne Rödler, Dr. Alfred Röggla, Dr. Astrida Rosenbaum-Arh, Dr. Gerhard Rössler, Dr. Christine Rudolf, Dr. Monika Saxa-Enenkel, Dr. Harald Schiesbühl, Dr. Gabriele Josefine Seledec, Dr.-medic Iren Szamtarto, Dr. Richard Szlezak, Dr. Cäzilia Weisser, Dr. Karl Woditschka, Univ.-Prof. Dr. Gerald Wozasek (alle 60) Dr. Nasim Ahmed, Dr. Nazir Ahmed, Prim. Dr. Otto Braun, Dr. Gebhard Breuss, Dr. Barbara Burian-Langegger, Dr. Michael Dolna, Dr. Konrad Drucker, Dr. Irmtraut Falasinnu, Dr. Barbara Hafdhulla, Dr. Walter Hammerschmied, Univ.-Doz. Dr. Leonore Handl-Zeller, PhysR Dr. Edith Häusler, Dr. Jutta Helesic, Dr. Wolfgang Herzel, Univ.-Prof. Dr. Ihor Huk, Dr. Sin Ngoh Kemetmüller-Tjhin, Dr. Martin Krösl, Dr. Alfred Meguscher, Dr. Andrea Muck, Dr. Neoklis Nadiotis, Dr. Branka Obradovic, Dr. Gerhard Polak, Dr. Edith Rammer, MR Dr. Hans Steinböck, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Steininger, MR Dr. Karl Vosicky, Dr. Reinhard Zimmermann (alle 65) MR Dr. Eva-Maria Bachinger-Scholda, MR Dr. Hans-Otto Bendl, Dr. Ernst Breitegger, Univ.-Prof. Dr. Klaus Böheim, Dr. Kurt Eckelberg, Dr. Heber Ferraz Leite, Univ.-Prof. Dr. Franz Fischl, Dr. Renate Elisabeth Hoyer, Dr. Franz Huber, Dr. Marina Kolacny, Dr. Heinz Königswieser, Dr. Susanne Lentner, Dr. Thomas Löwe, OMR Dr. Franz Niederekker, Dr. Jutta Pflüger, Dr. Peter Prusa, MR Dr. Salam Salomy, Prim. Univ.-Prof. Dr. Sylvia Schwarz, Univ.-Doz. Dr. Gerhard Wagner, MR Prim. Dr. Rudolf Widhalm, Dr. Gerhard Witzmann, Dr. Georg Wollmann, Dr. Walter Zehetbauer (alle 70) OR Dr. Egon Balzar, MR Dr. Wilhelm Brilli, Dr. Heinrich Donat, MR Dr. Usama El-Azzeh, Univ.-Prof. Dr. Slobodan Gasic, Dr. Martin Jancuska, Dr. Olga Kovac, Univ.-Prof. Dr. Mathias Müller, MR Dr. Thomas Neufeld, MR Dr. Inga-Maria Neumann, Dr. Monika Riedl, Dr. Marwan Schumann, OMR Dr. Hannelore Steinböck, Univ.-Prof. DDDr.hc Dr. Vilmos Vecsei, Dr. Sieglinde Völker (alle 75) Dr. Nosratollah Ghazanfari-Sawadkuhi, Dr. Jörg Hugeneck, Univ.-Prof. Dr. Dietrich Kraft, Dr. Michael Kuhn, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Lechner (alle 80) Dr. Herbert Frank, Dr. Franz August Ingerle, WOR MR Dr. Paul Kohn, Dr. Semjon Kravtschenko (alle 85) Dr. Inge Neugebauer (90) MR Dr. Erwin Windischbauer, Dr. Helmut Wittich (beide 91) OMR Dr. Anton Breitner, Dr. Annemarie Romig (beide 92) Univ.-Prof. Dr. Hermann Aichmair, Dr. Ilse Annemarie König, Dr. Margith Luger, Dr. Ernestine Puschacher, MR Dr. Maria Smicka (alle 93) MR Dr. Maria Christine Mentasti (94) Univ.-Prof. Dr. Vincent Grunert (97) MR Dr. Johann Wutzl (98) TODESFÄLLE R.I.P. OMR Dr. Andreas Kyriakoulis 05.03.1935 08.11.2016 Dr. Claudia Maria Paral-Jenny 05.04.1956 07.10.2016 01_2017 doktor in wien 15 125 Jahre Ärztekammer für Wien Am 25. November 1891 wurde mit Zustimmung beider Häuser des Reichsraths der k.k. Monarchie das Gesetz betreffend die Errichtung von Ärztekammern beschlossen. Es war dies die Geburtsstunde der Ärztekammer für Wien. in wien 01_2017 16 18 12 wien 05_2016 Dieserdoktor Briefmarkensatz wurde anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Ärztekammer für Wien von der Österreichischen Post aufgelegt. Fotos: iDymax/iStock, Oktay Ortakcioglu/iStock; Artwork: siduIllustration: ZS communication + art AM PULS PULS COVERSTORY COVERSTORY COVERSTORY AM PULS Alle Fotos: Stefan Seelig ► „Wahrheit und Klarheit sind die ethischen Fundamente der Naturwissenschaften, wie diejenigen des socialen Lebens“, sagte der weltbekannte Chirurg Theodor Billroth in seiner Rede am 25. November 1891 im Rahmen der Generaldebatte zur Beschlussfassung von Ärztekammern im Hohen Herrenhaus der k.k. Monarchie. Diese Worte haben auch 125 Jahre danach nichts an Gültigkeit verloren. Wahrheit und Klarheit bleiben im medizinischen, wie auch im politischen, Diskurs das höchste Gut, das vor allem von den Patienten zu Recht erwartet und auch eingefordert wird. Denn, so Billroth weiter: „Für den naturwissenschaftlichen Bau sind diese Fundamente stark genug, den kühnsten und höchsten Tempel zu tragen. Für den socialen Bau müssen wir freilich mit der Gebrechlichkeit des Materials und dem weichen Untergrunde – der mensch lichen Empfindung – rechnen.“ Am 13. Dezember 2016 fand in den Festräumen der Nationalbibliothek der offizielle Festakt zum 125-JahrJubiläum der Ärztekammer für Wien statt. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres verwies dabei auf den „beson deren Stolz, heute auf einen gesellschaftlich und sozial fest verankerten ärztlichen Stand blicken zu können, der trotz mannigfachen Konflikt potenzials in guter Zusammenarbeit mit seinen Partnern stets neue Lösungen schaffen konnte und wohl auch in Zukunft schaffen wird“. Damals wie heute sei die besondere Bedeutung der Ärzteschaft ein Abbild des Umgangs mit dem körperlichen und geistigen Wohl der Gesellschaft. „Und für dieses Wohl setzen wir uns ein, ohne die Vergangenheit zu vergessen.“ Wien kann auf eine lange und erfolgreiche Tradition in Medizin und Gesundheitsversorgung zurückblicken sowie auf eine gelebte Solidarität. Diese hat, trotz vieler Widrigkeiten und mwälzungen, auch heute noch BeU stand. Das zeigt auch der Blick in die Vergangenheit. Szekeres: „Die furchtbaren Ereignisse der Jahre 1938 bis 1945, an denen österreichische Ärztinnen und Ärzte als Täter beteiligt und als Opfer betroffen waren, haben das soziale und naturwissenschaftliche Fundament in unglaublichem Ausmaß beschädigt – ein Schaden, dem wir auch heute noch entschlossen mit Theodor Billroth (geb. 26. April 1829 in Bergen auf Rügen, Deutschland; gest. 6. Februar 1894 in Opatija, Kroatien) war ein deutschösterreichischer Mediziner und einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts, dessen Errungenschaften bis in die heutige Zeit hineinwirken. Nach tierexperimentellen Speiseröhrenresektionen und der ersten Entfernung eines Kehlkopfs beim Menschen (1873) setzte er seine Studien über Wundinfektionen fort und begründete mit der von ihm 1881 erstmals erfolgreich am Menschen ausgeführten Entfernung eines Karzinoms im Magenausgangsgebiet (Pylorusresektion) die moderne Bauchchirurgie. Heute noch werden die beiden diesbezüglich von ihm angegebenen operativen Verfahren als „Billroth I” und „Billroth II” bezeichnet. Wahrheit und Klarheit begegnen müssen, denn, wie es einmal der deutsche Arzt, Psychoanalytiker, Hochschullehrer und Schriftsteller Alexander Mitscherlich formuliert hat: ‚Bewältigung der Schuld kann nichts anderes heißen, als der Wahrheit ins Auge zu sehen.‘“ DER BEGINN: GRÜNDUNG UND STRUKTUREN Als Bestandteil der 1365 gegründeten Alma Mater Rudolphina war die medizinische Fakultät bereits im Mittel- alter eine weithin anerkannte Instanz in Fragen des Gesundheitswesens. Ab 1399 sind Fakultätsakten erhalten, die belegen, dass die Fakultät bei Streitigkeiten zwischen Badern, Hebammen und Grundherren als Schlichtungsstelle angerufen wurde. Zu Zeiten der Regierung Maria Theresias erlangte die Wiener Medizin erstmals internationale Bedeutung, als der Holländer Gerard van Swieten nach Wien berufen wurde. Er legte den Grundstein zur „Ersten Wiener Medizinischen Schule“. Kapazitäten wie Anton de Haen, Maximilian Stoll, Johann Lorenz Gasser, Anton von Störck oder der Entdecker der Perkussion, Leopold Auenbrugger, lehrten und forschten nun in Wien. Auf der Grundlage von bereits weit zurückreichenden Traditionen wurde das heute so bezeichnete BedsideTeaching in dieser Zeit zur paradigmatischen Methode in der Ausbildung. Das 1784 eröffnete Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien wurde für die Mediziner zu einer neuen Wirkungsstätte, die sich mehr und mehr zum wichtigsten Forschungszentrum entwickelte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand durch Ärzte wie Carl von Rokitansky, Josef Skoda, Ferdinand von Hebra oder auch Ignaz Philipp Semmelweis die „Zweite Wiener Medizinische Schule“. Die Grundlagenwissenschaft in der Medizin wurde ausgebaut und die Spezialisierung vorangetrieben: Die ersten Haut-, Augen- und Hals-NasenOhren-Kliniken der Welt wurden in Wien gegründet. Anfang des 20. Jahrhunderts zählte die Medizin in Wien zur internationalen Spitzenklasse. Clemens von Pirquet definierte die Begriffe der Allergie und der Serumkrankheit, Ernst Peter Pick führte bedeutende Versuche zur chemischen Spezifität der immunologischen Reaktionen durch. Alle vier Nobelpreise, die in den nächsten Jahrzehnten an (ehemalige) Wiener Medi- > 01_2017 doktor in wien 17 AM PULS COVERSTORY > ziner vergeben wurden – Robert Bárány (1914), Julius Wagner-Jauregg (1927), Karl Landsteiner (1930) und Otto Loewi (1936) – fußten auf grundlegenden Arbeiten aus dieser Zeit. Als letztes erreichte noch die Wiener Schule der Zahnmedizin (gegründet von Bernhard Gottlieb) in den 1920er-Jahren ihren Höhepunkt. Diese Tradition strahlte noch in die Erste Republik aus. Die American Medical Association of Vienna wurde gegründet, und gut besuchte postpromotionelle Kurse für Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt wurden noch bis in die 1930er-Jahre organisiert. Als erste Vorläuferorganisation der „Ärztekammer für Wien“ wurde mit Zustimmung von Kaiser Ferdinand I. eine Vereinigung zur Förderung der Heilkunde als Kunst und Wissenschaft, die „k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien“, gegründet, sie hielt am 24. März 1838 ihre Eröffnungssitzung ab. In weiterer Folge kam es in den 1860er-Jahren aufgrund des Vereinspatents von 1852 zur Entstehung mehrerer Ärztevereine, die auch bereits weitgehend die Aufgaben einer Standesvertretung wahrgenommen haben. Nach ausländischem Vorbild verabschiedete der „Erste Österreichische Ärzte-Vereinstag“ 1873 eine Petition an das Abgeordnetenhaus, die Schaffung einer gesetzlichen Standesvertretung zu ermöglichen; auch der „Zweite Österreichische ÄrzteVereinstag“ (1876) beschäftigte sich mit der Frage der Gründung von Ärztekammern in den Kronländern. Im Herrenhaus beschlossen Nach langjährigen Bemühungen wurde die Gründung von Ärztekammern schließlich am 25. November 1891 vom Herrenhaus (= Oberhaus des Reichsrates) beschlossen (Reichsgesetzblatt Nummer 6/1892 vom 14. Jänner 1892). Zuvor hatte der Chirurg Theodor Billroth eine Rede gehalten. 18 doktor in wien 01_2017 Auf Basis dieses Gesetzes gründete die Ärzteschaft in den folgenden Jahren nicht nur in Wien, sondern auch in den Kronländern Österreich-Ungarns, darunter die heutigen österreichischen Bundesländer, Ärztekammern. Im Gefolge der Revolution von 1848 war bereits 1850 die Rechtsanwaltskammer in Wien gegründet worden. Der neben den Ärzten zweite große freie Berufsstand hatte seine Standesvertretung so- Gabriele Possanner (geb. 27. Jänner 1860 in Pest, Kaisertum Österreich; gest. 14. März 1940 in Wien) war eine österreichische Ärztin. Nach langen Kämpfen war sie die erste Frau, die an einer Universität ÖsterreichUngarns promovieren durfte. Mit zahlreichen Gesuchen und Bittbriefen an die verschiedensten Stellen beschäftigte sie insgesamt zwei Innenminister, drei Minister für Kultus und Unterricht, vier Rektoren, vier Dekane der Medizinischen Fakultät und zuletzt Kaiser Franz Joseph I. persönlich. Dieser ermächtigte schließlich den Innenminister, ihre Zulassung als Ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu befürworten, falls der Vorstand der 1. geburtshilflichen Klinik die fachliche Kompetenz bestätigen würde. mit mehr als 40 Jahre früher erhalten. Am 7. Mai 1894 fanden in Wien die ersten Ärztekammerwahlen statt, am 30. Mai 1894 erfolgte im Sitzungssaal der Niederösterreichischen Statthalterei die Konstituierung der „Wiener Ärzte kammern“. Zum ersten Präsidenten war Moriz Gauster gewählt worden, der bis zu seinem Tod 1895 amtierte. Ihm folgte Josef Heim nach, dessen erste Funktionsperiode bis 1899 dauerte. Am 4. Oktober 1898 war Carl Gussenbauer bei der konstituierenden Sitzung der neugewählten Ärztekammer zu seinem Nachfolger erkoren worden. Diese Wahl wurde jedoch durch ein Urteil des k.k. Verwaltungs-Gerichtshofs vom 15. Juni 1899 gekippt. Es folgte ein Provisorium, wie in der Wiener Zeitung nachzulesen ist: „Zur Durchführung der Neuwahlen, sowie zur einstweiligen Besorgung der Geschäfte der Wiener Ärztekammer im Sinne des Gesetzes vom 22. December 1891, R.G.Bl. Nr. 6 ex 1892, betreffend die Errichtung von Aerztekammern, wird der in Verwendung der k.k. Statthalterei k.k. Bezirksarzt Dr. Thomas Edler von Resch bestellt.“ Dieses Provisorium sollte länger bestehen: So findet sich im Adressverzeichnis für das Jahr 1900, dessen Redaktionsschluss im November 1899 gelegen war, weder ein Name des Präsidenten noch des Vizepräsidenten, vielmehr der Hinweis: „Neuwahlen ausgeschrieben“. Im darauffolgenden Jahrgang ist beim Eintrag der Ärztekammer zu lesen: „Neuconstituierung bevorstehend, derzeit bestellter Geschäftsführer Dr. Thomas Edl[er] von Resch“. Erst mit der Wiederwahl Heims wurde dieser Zustand schließlich beendet. In wirtschaftlichen Fragen hatte die Kammer jedoch wenig Kompetenz, insbesondere was die Verhandlung von Honoraren für die in jenen Jahren stark steigende Anzahl von Kassenärzten anbelangte. Daher wurden diese Auf gaben zunächst von den weiter bestehenden Ärztevereinen übernommen. Schließlich wurde 1906 die „Wirtschaftliche Organisation der Ärzte Wiens“ (W.O.) gegründet, die ab 1913 auch eine eigene Zeitschrift publizierte. Die Mitgliedschaft war im Gegensetz zu jener in der Kammer zwar freiwillig, doch hatte die W.O. bis 1938 in vielerlei Hinsicht größere Bedeutung als die Ärztekammer. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der mächtige langjährige Obmann der W.O. ,Eugen Petco (1894-1948), zu nennen. Eine große Anzahl mehr oder minder COVERSTORY AM PULS langlebiger Periodika, die medizinische und/oder standespolitische Themen behandelten, erschien in Wien. Die Etablierung der Ärztekammer wie auch tief greifende Veränderungen im Gesundheitswesen, insbesondere hinsichtlich der Krankenkassen, scheinen die Neugründung ärztlicher Zeitschriften rund um die vorletzte Jahrhundertwende stark begünstigt zu haben. Zu nennen ist hier beispielsweise die Ärztliche Reformzeitung. Monatsblatt für praktische Heilkunde und Vertretung der Interessen des ärztlichen Standes, die ab 1899 erschienen ist, oder die Österreichische Ärzte-Zeitung. Zentralorgan für praktische Ärzte und die Interessen des ärztlichen Standes ab 1904, anfangs von Heinrich Keller redigiert. Doch auch hinsichtlich der ärztlichen Vereine fällt auf, dass die Errichtung der Ärztekammern mit einer Vielzahl an Neugründungen zeitlich zusammenfällt, während die älteren Vereinigungen durchwegs weiterbestanden. Die 1903 erfolgte Wahl Karl Ewalds zum Präsidenten markierte eine Richtungsentscheidung, indem sich eine Liberale Mehrheit gegen die Antisemiten durchsetzte. Sein Nachfolger wurde 1907 Ernest Finger, in dessen lange Funktionsperiode die Jahre des Ersten Weltkriegs fielen, die für die Ärzteschaft eine ganze Reihe außer ordentlicher Herausforderungen, wie die Einziehung zahlreicher Mitglieder zum Militärdienst, die Versorgung überaus zahlreicher verwundeter Soldaten, aber auch der Zivilbevölkerung, und Veränderungen, wie beispielsweise die ausgedehntere ärztliche Tätigkeit von Frauen, mit sich brachten, sowie an deren Ende der Zerfall Österreich-Ungarns und die Gründung der Republik Österreich. Zu Fingers Nachfolger wurde 1919 Josef Thenen gewählt, der dieses Amt bis 1938 ausüben und somit der Präsident mit der längsten Funktionsperiode werden sollte. DER WANDEL: FRAUEN IN DER MEDIZIN Frauen war der Zugang zum Medizinstudium und somit zum Arztberuf hierzulande lange verwehrt, während zum Beispiel in den USA und St. Petersburg längst eigene Ausbildungsstätten für weibliche Ärzte existierten. Zwar war aufgrund einer Ausnahmegenehmigung von Friedrich dem Großen bereits 1755 Dorothea Erxleben an der Universität Halle zum Doktor der Medizin promoviert worden, doch sollte es noch mehr als 100 Jahre dauern, bis im deutschen Sprachraum Frauen regulär zum Studium zugelassen wurden. Die Vorreiterrolle hatte dabei die Universität Zürich, an der sich ab 1863 Studentinnen inskribieren konnten. 1867 wurde die Russin Nadeschda Prokofjewna Suslowa als erste Frau in der Schweiz an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich promoviert. In Österreich-Ungarn konnten Frauen ab 1878 Vorlesungen als Gasthörerinnen besuchen, ab 1896 wurden im Ausland erworbene Doktordiplome unter der Bedingung der Nostrifikation anerkannt, was bedeutete, dass sämtliche Rigorosen nochmals abgelegt werden mussten. Vier Jahre, nachdem sie einen Abschluss in der Schweiz erworben hatte, promovierte Gabriele Possanner (1860-1940) als erste Frau in Österreich am 2. April 1897 im Fach Medizin in Wien. Sie wurde daraufhin als Spitalsärztin tätig und eröffnete eine Praxis in Wien. Damit war sie auch das erste weibliche Mitglied der Wiener Ärztekammer, jedoch war ihr als Frau zunächst das Stimmrecht bei der Ärztekammerwahl versagt. 1904 durfte sie dann aber nicht nur von ihrem aktiven, sondern bereits auch vom passiven Wahlrecht Gebrauch machen und wurde daraufhin zur Funktionärin („Ersatzmitglied“) bestimmt. Dies geschah vor dem Hintergrund einer hoch emotionalisierten Debatte 1878: In ÖsterreichUngarn konnten Frauen ab diesem Jahr Vorlesungen als Gasthörerinnen besuchen, ab 1896 wurden im Ausland erworbene Doktordiplome unter der Bedingung der Nostrifikation anerkannt, was bedeutete, dass sämtliche Rigorosen nochmals abgelegt werden mussten. über die Frage des Frauenstudiums im Allgemeinen und desjenigen der Medizin im Besonderen. So publizierte der überaus einflussreiche Vorstand der 1. Chirurgischen Klinik, Eduard Albert (1841-1900), in Wien eine Broschüre, in der er sich gegen das Frauenstudium wendete, während der bedeutende Anatom Emil Zuckerkandl (1849-1910) sich ausdrücklich dafür aussprach und auch mit Gertrude Bien 1904 die erste Assistentin einstellen sollte, somit also nicht nur wertvolle argumentative Unterstützung für das Anliegen der Frauen, zum Studium zugelassen zu werden, lieferte, sondern dieser auch konkrete praktische Förderung am Weg zur tatsächlichen Berufsausübung folgen ließ. Ab 1897 ließen die Universitäten Wien sowie Prag, Graz und Innsbruck Frauen regulär zum Studium zu, zunächst jedoch nur an den philosophischen Fakultäten, erst ab 1900 auch zum Medizinstudium. Der Zugang zu den anderen Fächern wurde überhaupt erst in der Republik möglich, so 1919 an der juridischen Fakultät, 1928 an der evangelisch-theologischen und ab 1945 an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. 1903 konnte mit Margarete Hönigsberg, später verehelichte Hilferding (1871-1942), erstmals eine Frau das Medizinstudium an der Universität Wien abschließen. Es folgten 1904 ihre Schwester Klara Hönigsberg, später verehelichte Scherer (1879-1942), Bianca Bienenfeld (1879-1929), Anna Pölzl (1872-1947) und Dora Teleky (18791963), später verehelichte Brücke. Auffallend hoch war unter den ersten Medizinstudentinnen an der Universität Wien der Anteil an Frauen, die aus jüdischen Familien stammten. Von den erwähnten ersten fünf Absolventinnen traf dies auf vier zu, lediglich Anna P ölzl kam aus einem katholischen Elternhaus. Dies zeigt sich auch, wenn man die Lebensläufe dieser Pionierinnen bis > 01_2017 doktor in wien 19 AM PULS COVERSTORY > in die NS-Zeit verfolgt: Margarete Hilferding kam am Transport in das Vernichtungslager Treblinka ums Leben, Dora Teleky-Brücke musste flüchten, Klara Scherer-Hönigsberg starb, vielfältigen Verfolgungen und Diskriminierungen ausgesetzt, in Wien. Sie alle waren als Ärztinnen jahrzehntelang berufstätig gewesen, was durchaus nicht selbstverständlich war, denn mit dem mühsam erkämpften Zugang zum Medizinstudium waren bei Weitem noch nicht alle Hürden genommen, wollten doch die meisten dieser Frauen nicht nur einen Abschluss erwerben, sondern auch tatsächlich als Ärztinnen arbeiten. Hier zeigte sich die strukturelle und institutionelle Benachteiligung von Frauen besonders deutlich: Ernüchtert mussten sie feststellen, dass ihre Anwesenheit an den Wiener Kliniken unerwünscht war. „Als unbezahlte Aspirantinnen oder in Ausnahmesituationen auch als provisorische Sekundarärztinnen während der Urlaubszeit waren Frauen akzeptiert – ihre definitive Anstellung allerdings wurde lange Zeit von den Spitalsleitungen abgelehnt.“ Dienst als Aspirantin Wie bereits erwähnt, war den jungen Absolventinnen vorerst nur der Dienst als Aspirantin erlaubt. Nur in Ausnahmefällen wurden sie provisorisch als Sekundarärztinnen eingesetzt. Erstmals gelang dies Stephanie Weiss-Eder, die ab Anfang 1906 Sekundarärztin im Karolinen-Kinderspital war. Im Allgemeinen Krankenhaus wurde mit Anfang 1909 Anna Pölzl die erste weibliche Sekundarärztin. Dieser unbefriedigenden Situation wurde 1907 ein Ende gesetzt, als im Oktober ein Erlass des Ministeriums für Inneres Frauen offiziell gestattete, die Position einer Sekundarärztin einzunehmen. Allerdings vergaß man nicht darauf hinzuweisen, dass „aus der Ernennung zu Sekundarärzten den 20 doktor in wien 01_2017 weiblichen Ärzten keinerlei Anrecht auf die nächsthöheren Dienststellen der Wiener k.k. Krankenanstalten“ erwüchse. So wurden weiteren Aufstiegschancen für Ärztinnen der Riegel vorgeschoben – bis der Erste Weltkrieg ausbrach. Durch die Einberufung von Ärzten zum Kriegsdienst kam es an den Wiener Kliniken zu einem eklatanten Personalmangel. Zusätzlich wurden Schulen, Klöster und andere Gebäude als Sigmund Freud Die Psychoanalyse (von griechisch ψυχή psychḗ psyche „Atem, Hauch, Seele“ und ἀνάλυσις analysis „Zerlegung“, im Sinne von „Untersuchung, Enträtselung der Seele“) ist eine psychologische Theorie und psychotherapeutische Behandlungsform, die um 1890 vom Wiener Neurologen Sigmund Freud (Abbildung) begründet wurde. Aus der Psychoanalyse haben sich später die verschiedenen Schulen der Tiefenpsychologie entwickelt. Der Begriff Psychoanalyse steht sowohl für das auf Freuds Theorien über die Psychodynamik des Unbewussten gegründete Beschreibungs- und Erklärungsmodell der menschlichen Psyche als auch für die analytische Psychotherapie und die psychoanalytische Methodik, die sich auch mit der Untersuchung kultureller Phänomene beschäftigt. In allen drei Aspekten wird die Psychoanalyse bis heute von Klinikern und Forschern weiterentwickelt und verändert. Reservespitäler verwendet, um dort die verwundeten Soldaten behandeln zu können. Um die Versorgung in den Krankenanstalten und Reservespitälern gewährleisten zu können, wurde der P osten der „Vertragsärzte“ auf Kriegsdauer geschaffen, Dienstverträge wurden über die gesetzliche Maximaldauer hinaus verlängert sowie Medizinstudentinnen und -studenten aus den höheren Semestern zum Dienst in den Spitälern herangezogen. In dieser Situation bot sich für Spitalsärztinnen die Möglichkeit, Assistentenstellen anzunehmen. Wenn diese Posten auch nur stellvertretend waren, ergab sich hier für die Frauen eine Aufstiegs chance, die ihnen in Friedenszeiten verwehrt geblieben wäre. Mit Ende des Kriegs jedoch schloss sich dieses kurze Zeitfenster, das eine gewisse Gleichstellung von Ärztinnen mit Ärzten gebracht hatte. Ein Erlass des Staatsamts für Volksgesundheit vom 15. Dezember 1918 wies an, Spitalsärztinnen aus ihrem Dienst zu entlassen: „[…] freie oder frei werdende Stellen von Hilfsärzten sind grundsätzlich mit heimkehrenden Kriegsärzten zu besetzen. Im Hinblick auf die unverhältnismäßig große Anzahl der Bewerber erweist es sich als notwendig, das Dienstverhältnis […] der deutschösterreichischen weiblichen Sekundarärzte […] ehetunlichst zu lösen.“ Es sollte sich zeigen, dass ungefähr 25 Jahre später, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, neuerlich in allen Bereichen der Gesellschaft – nicht nur der Ärzteschaft – von denjenigen Frauen, die unter den erschwerten Bedingungen des Kriegs als Ersatz- und Aushilfskräfte verwendet worden waren, erwartet wurde, dass sie den heimkehrenden Männern ihre Stellen überließen und sich wieder ins häusliche Leben zurückzogen. Unter den Interessenvertretungen der Ärztinnen ist in erster Linie die 1919 in New York gegründete „Medical Women International Assoziation“ (MWIA) zu nennen, beziehungsweise auf nationaler Ebene die im selben Jahr konstituierte „Organisation der Ärztinnen Österreichs“. Diese wurde 1919, als die während des Kriegs beschäftigten Ärztinnen vielfach durch heimkehrende Kollegen ersetzt wurden, von Dora Teleky gegründet. Die MWIA ist eine der ältesten ärztlichen Organisationen, die heute als globale Dachorganisation auf allen fünf Kontinenten fungiert. 90 COVERSTORY AM PULS Mitgliedsländer sowie Einzelmitglieder aus weiteren 45 Ländern gehören dazu. Die „Organisation der Ärztinnen Österreichs“ schloss sich 1926 im Rahmen des Weltkongresses in Prag dem Dachverband an. In der NS-Zeit wurde diese Vereinstätigkeit, wie viele andere auch, verboten und konnte erst 1946 wieder aufgenommen werden. Lore Antoine – jahrzehntelang Vereinsmitglied, Vorsitzende und schließlich Präsidentin der MWIA – ist Namensgeberin eines jährlich ausgeschriebenen Wissenschaftspreises. „Höhepunkte des Vereinslebens waren der Kongress der MWIA in Wien 1968 und der Bau eines vereinseigenen Altersheims 1973.“ Als Alternative zu der unbefriedigenden Situation im Spitalsdienst und auch im universitären Bereich, wo Ärztinnen eine Karriere verwehrt beziehungsweise erschwert wurde, bot sich für Frauen die Möglichkeit zur Niederlassung als praktische Ärztinnen oder die Etablierung in Nischenbereichen des Gesundheitswesens. So waren „die sozialen Einrichtungen der Stadt Wien, das Schulärztewesen sowie die Zahnmedizin typisch frauenbesetzte Gebiete. Dabei handelte es sich entweder um neue oder um weniger angesehene und dotierte Bereiche der Medizin“. Eine weitere Möglichkeit bot auch die Tätigkeit als Fachärztin. Ein Großteil der Fachärztinnen spezialisierte sich auf Frauen und Kinder, wie auch die beiden ersten Fachärztinnen Wiens, Bianca Bienenfeld und Dora Teleky, die sich beide als Fachärztinnen der Frauenkunde bezeichneten. Für die Facharztausbildung gab es keine gesetzliche Grundlage, jeder Arzt und jede Ärztin konnte sich als Facharzt bezeichnen, wenn er oder sie sich in einem Fach ausreichend ausgebildet erachtete. „Wenn man eine gewisse Zeit an einer Spezialabteilung oder Klinik verbracht hatte, konnte man sich als Spezialarzt dieses Fachs bezeichnen.“ Auch für die Fach- bezeichnung gab es keine einheitliche Regelung. „So existierten synonyme Bezeichnungen wie Spezialistin für Geburtshilfe, Frauen- und Kinderärztin, Ärztin für Frauenheilkunde.“ Aus dem Erwerbsleben verdrängt Die erste Habilitation einer Frau an der Universität Wien erfolgte im Jänner 1930, als Helene Wastl (1896-1948) die venia legendi verliehen wurde. Sie war in Innsbruck Schülerin Ernst Theodor von Brückes (1880-1941) gewesen, der dem Frauen(medizin-)studium generell positiv gegenüber gestanden ist und auch in zweiter Ehe mit einer der ersten promovierten Ärztinnen, Dora Teleky, verheiratet war. Wastl verließ kurz darauf Österreich endgültig, nachdem ihr eine äußerst attraktive Stelle in den USA angeboten worden war. Noch im selben Jahr wurde Carmen Coronini-Kronberg (1885-1968) an der Universität Wien habilitiert, und 1931 Anna Simona Spiegel-Adolf (1893-1983). Auffällig ist bei Betrachtung ihrer Lebensläufe, dass die ersten habilitierten Frauen sämtlich die nicht klinischen Fächer gewählt hatten. Im Austrofaschismus änderte sich die Situation der Ärztinnen neuerlich. So wurde durch die „Doppelverdienerregelung“ bestimmt, dass im Fall von Ehepaaren nur ein Teil (der männliche) ein Gehalt von der öffentlichen Hand beziehen durfte. Frauen wurden somit aus dem Erwerbsleben gedrängt. Des Weiteren kam es zu einer Reihe von Entlassungen sowie Kündigungen beziehungsweise Nichtverlängerungen von Verträgen wegen tatsächlicher oder angeblicher politischer Aktivitäten, die einen unverhältnismäßig hohen Anteil jüdischer Ärztinnen betrafen. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 veränderte sich die Situation der Frauen in der Medizin neuerlich. Unter denjenigen Mitgliedern der Ärztekammer, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als „jüdisch“ galten und daher ihre Ap- Um 1925: Als Alternative zu der unbefriedigenden Situation im Spitalsdienst und im universitären Bereich, wo Ärztinnen eine Karriere verwehrt beziehungs weise erschwert wurde, bot sich für Frauen die Möglichkeit zur Niederlassung als praktische Ärztinnen oder die Etablierung in Nischenbereichen des Gesundheitswesens. probationen verloren, war ein Sechstel Frauen. Mehr als die Hälfte der in Wien tätigen Ärztinnen musste ausscheiden. An den Universitäten galt nun auch hierzulande ein Numerus clausus von 10 Prozent für Studentinnen der Medizin, der jedoch aufgrund des Kriegsausbruchs bald nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Die Ärztin wurde im Nationalsozialismus im Gegensatz zum „Gesundheitsführer“ als „Volksmutter“ beziehungsweise „Ärztin-Mutter“ angesehen und aufgrund der NS-Geschlechterkonzeption als besonders für die Betreuung von Frauen und Kindern geeignet befunden. Insbesondere sollte sie im Dienst der „Volksgesundheit“ ihre Geschlechtsgenossinnen aufgrund des „besonderen Vertrauensverhältnis[ses] von Frau zu Frau“ in den Bereichen Eugenik und Rassenlehre „aufklären und erziehen“. Aufgrund der beschriebenen Schwierigkeiten, dauerhaft im Spitalsdienst tätig zu werden oder gar die Karriereleiter hinaufzuwandern, ließen sich die meisten Ärztinnen nieder. Hier stiegen die Zahlen kontinuierlich an: Im Adressbuch für das Jahr 1910 finden sich unter den im 1. Wiener Gemeindebezirk niedergelassenen Ärzten sechs Frauen, in dem für 1920 sind es zehn, in dem für 1930 bereits 37. Auf diesem Niveau stagnierte die Anzahl in den folgenden Jahren, um dann von 1938 auf 1939 von 37 auf zwölf zu sinken. Hier zeigt sich der besonders hohe Anteil an Frauen jüdischer Herkunft unter den Ärztinnen. In weiterer Folge verringerte sich die Menge der Ärztinnen im ersten Bezirk bis 1943 auf drei. 1948 war mit 19 in der Innenstadt niedergelassenen Medizinerinnen knapp die Hälfte der Zahl von zehn Jahre zuvor erreicht. Wie Birgit Bolognese-Leuchtenmüller in der anlässlich „100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich“ erschienenen Publikation im Jahr 2000 feststellte, lässt sich seit der Appro- > 01_2017 doktor in wien 21 AM PULS COVERSTORY > bation der ersten Medizinerinnen in Österreich ein zwar langsamer, aber – bezogen auf die Länge des Beobachtungszeitraums – sehr gleichmäßiger Anstieg des Frauenanteils an der Ärzteschaft feststellen. Beschleunigt wurde dieser lediglich während der beiden Weltkriege. So zeigte die Ärzteliste der Österreichischen Ärztekammer aus dem Jahr 1990 das Verhältnis von 18.177 männlichen zu 7691 weiblichen Mitgliedern, das entspricht 70,3 Prozent Ärzten und 29,7 Prozent Ärztinnen. Mit Stichtag 29. November 2016 finden sich unter den 12.436 Mitgliedern der Wiener Ärztekammer 6065 Männer und 6371 Frauen, das entspricht einem Anteil von 48,77 Prozent Ärzten und 51,23 Prozent Ärztinnen. DAS GEBÄUDE: WIEN 1., WEIHBURGGASSE 10-12 Die ersten ungefähr 40 Jahre ihres Bestehens hatte die Ärztekammer ihren Sitz in der Wiener Innenstadt an der Adresse Börsegasse 1, in einem damals gerade fertiggestellten modernen fünfstöckigen Zinshaus. Dieses war von dem Architekten Hugo Steiner geplant worden und befand sich in Privatbesitz. In den frühen 1930er-Jahren erfolgte die Übersiedlung in das heute noch genutzte sechsgeschoßige Gebäude Weihburggasse 10-12. Dieses war in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg durch den Stadtbaumeister Guido Gröger (1874-1950) errichtet und 1914 fertiggestellt worden. Die Eisenbetonkonstruktionen, wie zum Beispiel die Geschoßdecken, wurden dabei durch die Firma Rella und Neffe ausgeführt. Wie in mehreren anderen Fällen war Gröger auch Bauherr, bis 1918 stand die Immobilie in seinem Eigentum. Sofort nach Fertigstellung des Hauses übersiedelte er mit seinem Büro hierher und betrieb die Firma – später gemeinsam mit seinem Bruder Gustav 22 doktor in wien 01_2017 und anderen Familienmitgliedern – bis in die 1940er-Jahre an dieser Adresse. Guido Gröger konzipierte Wohnbauten mit sehr unterschiedlichem Erscheinungsbild. Er gehörte zu den erfolgreichsten Bauunternehmern, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien sowohl ausführend als auch planerisch tätig waren. Ihn zeichnete offenkundig nicht nur großes handwerkliches Können sowie ein profundes ASVG 1956 Das ab 1. Jänner 1956 geltende Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) löste die bis dahin geltenden Gesetze auf dem Gebiet der Sozialversicherung ab. Es fasste die Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung für die Arbeiter und Angestellte in Industrie, Bergbau, Gewerbe, Handel, Verkehr und Land- und Forstwirtschaft zusammen und regelte außerdem die Krankenversicherung der Pensionisten. In der Zwischenzeit wurden in Anpassung an die fortschreitende gesellschafts- und sozialpolitische Entwicklung zahlreiche Änderungen und Gesetzesnovellen vorgenommen. Organisationstalent aus, sondern auch architekturästhetisches Verständnis, das repräsentative Gebäude entstehen ließ, die dem Geschmack dieser prosperierenden Periode entgegenkamen. Es ist allerdings möglich, dass – wie damals häufig praktiziert – die Fassade von akademischen Architekten entworfen wurde und nur die Grundrissdispositionen von der Baufirma erstellt waren. In einem Nachruf auf Oskar Czepa (1883-1956) findet sich der Hinweis, dass er gemeinsam mit Arnold Wiesbauer (1874-1957) an der Gestaltung des Gebäudes beteiligt war. Aufgrund der derzeit verfügbaren Unterlagen kann die Frage der Planverfas- sung nicht eindeutig geklärt werden. Im Akt der Baupolizei (MA 37) fehlen – offenbar bereits seit Jahrzehnten – alle Pläne der Fassade. Auch erscheint fraglich, ob die Namen der beiden am Anfang ihrer Karrieren stehenden Architekten überhaupt dort zu finden wären, selbst wenn es sich bei ihnen um die Planverfasser handelte. Die Suche nach den fehlenden Plänen im Wiener Stadt- und Landesarchiv verlief ebenso ergebnislos wie im Bundesdenkmalamt. Stilistisch entspricht das Gebäude Weihburggasse 10-12 durchaus dem Oeuvre von Arnold Wiesbauer und Oskar Czepa. Der Einsatz von Lisenen und dreiteiligen Fenstern verleiht der Straßenfront eine betont vertikale Ausrichtung, die dem eingeschränkten Blickwinkel in der schmalen Gasse angepasst ist. Der Belebung der Fassade dienen vorschwingende Bay Windows und dezent verteilter Dekor. Doch nicht nur in der Außengestaltung, auch in dem äußerst nobel gestalteten Vestibül manifestierte sich der ausgeprägte Repräsentationsanspruch. Um 1907 ist Arnold Wiesbauer in Wien als Architekt nachweisbar, wobei er von Anbeginn an mit Oskar Czepa zusammengearbeitet hat. Einiges scheint darauf hinzuweisen, dass Wiesbauer im Atelier von Friedrich Ohmann gearbeitet hat, wo er auch seinen Partner Czepa kennengelernt haben könnte. Wiesbauer, der offenbar schon einiges an Erfahrung aufzuweisen hatte, und der um fast zehn Jahre jüngere Czepa, der gerade seine Ausbildung an der Akademie abgeschlossen hatte, waren in der Folge ein sehr erfolgreiches Team. In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg konnten sie eine Reihe von äußerst repräsentativen Miethäusern errichten. Spätsecessionistischer Bau Das Werk von Arnold Wiesbauer und seinem Partner Oskar Czepa umfasst – soweit es Wien betrifft – zumeist COVERSTORY AM PULS Wohn- und Geschäftshäuser und konzentriert sich auf die letzten Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, als eine ungemein gute Baukonjunktur eine Unzahl von Architekturbüros aus dem Boden schießen ließ. Als Schüler und möglicherweise auch Mitarbeiter waren die beiden in ihrer Ausrichtung dem romantischen Secessionismus Friedrich Ohmanns verpflichtet, der sich, im Gegensatz zu der damals aktuellen Schule Otto Wagners, durch eine plastische Durchgestaltung des Baukörpers, eine ausgeprägte Gliederung der Fassaden und den gezielten Einsatz von Dekor elementen auszeichnet, oftmals in Anlehnung an eine barocke oder biedermeierliche Formensprache. Das heute von der Ärztekammer genutzte Haus zählt somit zu der relativ kleinen Gruppe spätsecessionistischer Bauten in Wien, die aufgrund der Fassadengestaltung und Verwendung kostbarer Materialien als ausgesprochen großstädtische Lösung wirken. Das zunächst als Wohn- und Geschäftshaus errichtete Gebäude beherbergte eine Vielzahl unterschiedlicher Mieter: Bereits im Plan von 1911 waren im damaligen zweiten Stock (welcher dem heutigen fünften Geschoß entspricht) eine Direktionskanzlei, Unterrichtsräume, Lehrmittelzimmer et cetera vorgesehen gewesen, woraus sich schließen lässt, dass schon während der Errichtung der Einzug einer Schule vorgesehen war. Tatsächlich war die „Mädchen Lehr- und Erziehungsanstalt Hanausek-Stonner“ hier bis in die späten 1930er-Jahre angesiedelt. In der Erdgeschoßzone waren neben verschiedenen Geschäften wie zum Beispiel der Stadtrestenmesse zunächst zwei Kaffeehäuser untergebracht: das „Piccadilly“ sowie das von Karoline Adler betriebene „Kaiser Wilhelm“. Um 1926 wurde das links des Eingangs befindliche Lokal dann von der „Kasinoküche der Studienfürsorge und der geistigen Arbeiter“ genutzt. Aus den wechselnden Namen der Lokale werden die zahlreichen politischen Veränderungen jener Jahre ersichtlich: Nachdem es Anfang der 1930er-Jahre den unverfänglichen Namen „Weihburg“ getragen hatte, hieß das Lokal 1941 dann „Atlantik“. Unter den wechselnden Mietern fanden sich aber auch ein Postkartenverlag, eine Rechtsanwaltskanzlei mit angeschlossener Wohnung, der Internationale Konversationsclub „Polyglott“ und mehrere Bügelanstalten. Der Großteil des Gebäudes war jedoch als Wohnungen vermietet, erst in den 1940er-Jahren überwogen dann die verschiedenen ärztlichen und medizinischen Einrichtungen, und seit ihrer Gründung ist auch die Österreichische Ärztekammer hier untergebracht. Dennoch gab es in dem Gebäude bis vor relativ kurzer Zeit private Mieter, die sowohl Wohn- als auch Geschäftsräume nutzten. 1918 verkaufte Guido Gröger das Grundstück einem Herrn Altaras, der es bis 1932 besaß, bevor es die „Wirtschaftliche Organisation der Ärzte Wiens“ erwarb. Die verschiedenen ärztlichen Einrichtungen nutzten zunächst nur ein Stockwerk, erst in den folgenden Jahrzehnten wurden, offenbar aufgrund gestiegenen Platzbedarfs und auslaufender Mietverträge, weitere Räumlichkeiten in anderen Geschoßen für die ärztlichen Standes organisationen adaptiert. Schließlich ging die Immobilie 1934 in das Eigentum der „Alterswohlfahrtsstiftung der Wiener Ärzte“ über. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde es 1939 der „Reichsärztekammer München“ einverleibt. Im Adressverzeichnis für 1941 finden sich – neben gewerblichen und privaten Mietern – unter der Adresse „Weihburggasse 10-12“ folgende medizinische Organisationen: Aesculap Kameradschaft; NSDAP Amt für Volksgesundheit; NS-Ärztebund; Reichsstelle gegen Alkohol und Nikotin; Kassenärztliche Vereinigung Deutsch- lands, Reichsführung; Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands, Landstelle Wien; Reichsärztekammer Abteilung Fürsorge und Versorgung, Geschäftsstelle; Ärzte Genehmigungsstelle zusätzliche Lebensmittel; Reichshebammenschaft Gau Wien; Zentrale Stelle zur Bekämpfung der Suchtmittel; Sparund Vorschusskassa deutscher Ärzte in Österreich Ges.m.b.H. 1954 kam es zur Einleitung eines Rückstellungsverfahrens, das 1956 mit einem Vergleich abgeschlossen wurde, sodass seither die Wiener Ärztekammer Eigentümerin ist. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schlug am 8. April 1945 eine Bombe in das Dach des Hauses ein, richtete aber nur mäßige Schäden an. Um 1930: In der Erdgeschoßzone des Hauses Weihburggasse 10-12 waren neben verschiedenen Geschäften wie Vielzahl an Renovierungen zum Beispiel In den etwas mehr als 100 Jahren seit seiner Errichtung hat das Gebäude eine der Stadt Vielzahl von Renovierungen, Umbauten restenmesse und Adaptierungen erfahren: Nach der 1932 erfolgten Erwerbung des Gebäudes zunächst durch die „Wirtschaftliche Organisatizwei Kaffee- on der Ärzte Wiens“ wurde das Mezzahäuser unnin, das bis dahin vom Kaffeehaus getergebracht: nutzt worden war, von den Architekten Schlosser und Trost für die Zwecke der das „Piccaärztlichen Organisationen adaptiert, dilly“ sowie indem man Büros und Sitzungsräume einrichtete. 1937 erfolgte ein Umbau das „Kaiser durch Guido Gröger, der zu dieser Zeit Wilhelm“. bereits mit seinem Adoptivsohn Walter Der Großteil zusammenarbeitete, 1940 wurde das rechte Gassenlokal in eine Garage umdes Gegewandelt. Bei dem Umbau 1963 durch bäudes war den Architekten Ernst W. Irsigler wurjedoch als den die Raumaufteilungen verändert, Wohnungen die aus der Erbauungszeit stammende Liftkabine ausgetauscht und „historisievermietet. rende“ Einbauten vorgenommen. Bereits 1970 folgte eine weitere Veränderung durch den Architekten Hannes Lintl, als das Haus auf neue Stahl piloten gestellt und der Einbau einer Tiefgarage sowie einer Ölheizung vorgenommen wurden. > 01_2017 doktor in wien 23 AM PULS COVERSTORY > Im Rahmen der großen Sanierung der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre durch die Architekten Fritz Fessler und Pfeffer sowie das Büro „Schwalm & Theiss“ wurden die damals noch existierenden Dienstwohnungen in Büros umgebaut. Zur Zeit der „Wiederentdeckung des Jugendstils“ wurde in den Jahren 1982 und 1983 die Fassade gründlich saniert, und im Rahmen von Adaptierungsmaßnahmen wurden die Möblierung und die Deckenleuchten in secessionistischen Formen nach Entwürfen des Architekten Stefan Passini erneuert. Noch vor Abschluss der Renovierung enthüllte man 1983 im Foyer eine Gedenktafel in historisierenden Jugendstilformen mit folgendem Text: „Auf diesem Platz standen um 1200 n.Chr. die Häuser Nr. 922, 923 und 924. Nr. 924 gehörte Dr. Hebreinstorf, genannt ‚Niklas, der Bucharzt‘, der das Haus und seine Bibliothek 1419 der medizinischen Fakultät vermachte. Durch 106 Jahre kamen ‚die Medicin ihrem eygen Haus zusammen, um ihre Sachen abzuhandeln‘. 1525 sind alle drei Häuser ‚verprunnen und verdorben‘. Wiederaufbau im Barock als Nr. 10, 10A und 12. 1531 erhielt das Haus Nr. 10 den Schildnamen ‚Zum gelben Adler‘. 1911 errichtete Baumeister Guido Gröger an Stelle der drei Barockhäuser das große Haus Nr. 10-12 im Jugendstil. Seit 1956 aufgrund des österreichischen Staatsvertrages Eigentum der Ärztekammer für Wien. Renoviert 1979-1984.“ Hier sollte also ein Erinnerungsort geschaffen werden, indem auf eine „medizinische Tradition“ verwiesen wurde. Vermutlich ließe sich allerdings für die meisten Häuser in der Wiener Innenstadt ein ähnlicher Bezug herstellen. Davon abgesehen, weist der Text eine Reihe sachlicher Fehler und Ungenauigkeiten auf: So wurden Conscriptionsnummern wie die hier erwähnten 922, 923 und 924 in Wien erst ab Ende des 18. Jahrhunderts vergeben, Orientie- 24 doktor in wien 01_2017 rungsnummern wie 10, 10a und 12 erst ab 1860. Der 1956 tatsächlich erfolgte Übergang des Gebäudes in das Eigentum der Wiener Ärztekammer wiederum basierte nicht auf dem Staatsvertrag von 1955, sondern vielmehr – wie zuvor beschrieben – auf den ab 1945 beschlossenen Rückstellungsgesetzen. Diese zum Zeitpunkt der Ausführung der Gedenktafel bestimmt bekannte Tatsache zu erwähnen, hätte jedoch Wohlfahrtsfonds Der Wohlfahrtsfonds der Ärztekammer dient der sozialen Absicherung aller Ärztinnen und Ärzte. Er umfasst die Altersvorsorge sowie weitere wichtige Leistungen, wie unter anderem Invaliditätsversorgung, Kinder-, Hinterbliebenen- und Krankenunterstützung. Er finanziert sich ausschließlich aus Beiträgen der Ärztinnen und Ärzte. Die Beschlussfassung des Wohlfahrtsfonds obliegt der erweiterten Vollversammlung. bedeutet, dass man auf die Zeit des Nationalsozialismus Bezug hätte nehmen müssen, was Anfang der 1980er-Jahre offenbar nicht opportun erschien. Somit sagt diese Gedenktafel aus heutiger Sicht wesentlich mehr über ihre Entstehungszeit als über das Bauwerk aus. Die letzte Renovierung erfolgte in den Jahren 2010 bis 2012. Vor Beginn der tatsächlichen Arbeiten wurde ein Gutachten über den Zustand der Fassade und der Attikafiguren in Auftrag gegeben. Der Befund des Experten Klaus Wedenig ergab, dass die Wandflächen ursprünglich putzsichtig belassen und Zierteile, wie zum Beispiel die Fensterdekorationen im Bereich der Bay Windows, als Kunststeingüsse ausgeführt wurden. Die vier überlebensgroßen Attikafiguren – ursprünglich aus Marmor – waren im Krieg schwer beschädigt und später unter Verwendung der Reste in Kunststeinguss erneuert worden, was nun eine neuerliche Restaurierung erforderlich machte. „So hat sich die Fassade als Beispiel des Secessionismus in Wien erhalten, im Inneren sind aber die meisten Ausstattungsteile der Entstehungszeit verloren gegangen. Lediglich die Portalnische mit originalem Gittertor und den verglasten Windfangtüren, das Stiegenhaus mit der Steinplattenverkleidung und den Putzfeldern, die steinverkleideten Sitznischen unter den Fenstern und die originalen Geländer sind noch bemerkenswerte Zeugnisse der secessionistischen bauzeitlichen Ausstattung.“ Das Gebäude wurde mit 1. Juli 2009 nach § 2a Denkmalschutzgesetz unter Denkmalschutz gestellt. DIE DIKTATUREN: OPFER UND TÄTER Bereits im Austrofaschismus kam es zu Eingriffen in die Selbstständigkeit und Selbstverwaltung der Kammern. So wurden im November 1935 die Mandate der Ausschussmitglieder der Rechtsanwaltskammer in Wien – wie sie zu dieser Zeit offiziell bezeichnet wurde – mit Erlass des Bundesministeriums für Justiz für erloschen erklärt, wodurch auch deren Präsident Siegfried Kantor ausschied. Das nachfolgende Präsidium, wie auch der Ausschuss, wurden vom Ministerium ernannt. In der Ärztekammer hingegen konnte der 1919 gewählte, wie Kantor ebenfalls jüdische, Präsident Josef Thenen bis 1938 durchgehend fungieren. Politisch Missliebige wurden bereits ab 1933 aus öffentlichen Einrichtungen entlassen, Kassenverträge gekündigt. Zu den bekanntesten Opfern dieser Maßnahmen zählt die erste Frau, die an der Universität Wien ein Medizinstudium > Fotocredit: Tomas Sereda, iStock 67. SAMSTAG, 28. JÄNNER 2017 IN DER HOFBURG EINLASS: 20.00 UHR FESTLICHE ERÖFFNUNG: 21.30 UHR (FANFAREN, EINZUG DER EHRENGÄSTE UND ERÖFFNUNGSKOMITEE) MITTERNACHTSEINLAGE: 00.00 UHR PUBLIKUMSQUADRILLE: 03.00 UHR EINTRITTSPREISE Damen- und Herrenkarte € 120,– , StudentInnen € 50,–* KLEIDUNG Ausschließlich bodenlanges Abendkleid, schwarzer Frack mit Dekoration, schwarzer Smoking, Gala-Uniform. Eintritt nur mit vorschriftsmäßiger Kleidung. BALLBÜRO in der Ärztekammer für Wien 1010 Wien, Weihburggasse 10-12, Telefon +43 1 51501 1234, Fax +43 1 512 60 23-1259. Öffnungszeiten ab 11. Jänner bis 27. Jänner 2017: Mi. 10-17 Uhr, Do. 11-20 Uhr, Fr. 10-17 Uhr [email protected] | www.aerzteball.at RESERVIERUNGEN (Tische und Karten) werden schriftlich an [email protected] entgegengenommen. Das Online-Reservierungssystem über die Homepage www.aerzteball.at beginnt im Oktober 2016. * Eintritt nur mit gültigem Studentenausweis (bis zum vollendeten 26. Lebensjahr). AM PULS COVERSTORY > absolviert hatte, Margarete Hilferding, geborene Hönigsberg. Sie hatte 1904 den marxistischen Politiker Rudolf Hilferding geheiratet und war mit ihm nach Deutschland gegangen, kehrte jedoch schon 1909 mit den beiden Söhnen nach Wien zurück und praktizierte hier ab 1910 als Kassenärztin im Arbeiterbezirk Favoriten, wo sie von 1927 bis 1934 auch als Bezirksrätin tätig war. Sowohl auf wissenschaftlichem als auch volksbildnerischem Gebiet war sie in der Sozial- und Bildungspolitik des Roten Wiens engagiert gewesen, insbesondere hinsichtlich Frauenfragen, Sexualität, Geburtenregelung, Aufklärung und Erziehung. Darüber hinaus wirkte sie als Leiterin einer im Rahmen der Wiener Schulreform errichteten individualpsychologischen Erziehungsberatungsstelle und arbeitete am Mariahilfer Ambulatorium. 1926 war ihr Buch „Geburtenregelung“ erschienen, in dem sie für eine Liberalisierung der Abtreibung eintrat. Aufgrund dieses sehr deutlichen politischen Engagements, aber auch aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, überrascht es kaum, dass Hilferding zu denjenigen zählte, denen die Kassenverträge entzogen wurden, hatten diese Maßnahmen doch oftmals einen – wenn auch unausgesprochenen – antisemitischen Aspekt und trafen unverhältnismäßig oft diejenigen Kassenärzte, die nicht nur der Sozialdemokratie angehörten, sondern auch aus jüdischen Familien kamen. Hilferding, die als Jüdin im Sinne der Nürnberger Rassengesetze galt, wurde 1938 die Approbation entzogen, sie durfte daher fortan nur noch „Juden“ behandeln. 1942 wurde sie in das KZ Theresienstadt deportiert und starb auf dem Weitertransport in das Vernichtungslager Treblinka. Ärztliche (wie auch anwaltliche) Vereine wurden im Austrofaschismus zwar überprüft, vorderhand jedoch noch nicht ausgeschaltet, wie beispielswei- 26 doktor in wien 01_2017 se die „Soziale Vereinigung jüdischer Ärzte“. Diese war bereits 1913 gegründet worden, im darauffolgenden Jahr hatte sie ihren Namen in „Vereinigung jüdischer Arzte“ geändert. Sitz des Vereins war das Rothschildspital an der Adresse Wien 18., Währingergürtel 97. Als erster Obmann fungierte der 1861 geborene Markus Hajek, der als Professor für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten bereits 1932 pensioniert worden Ärztefunkdienst Der Ärztefunkdienst stellt die hausärztliche Versorgung während der Nacht sowie an Wochenenden und Feiertagen ganztägig sicher. Gegründet österreichweit 1968, führt der Ärztefunkdienst allein in Wien derzeit mehr als 65.000 Visiten jährlich durch. Weitere knapp 9000 Patienten suchen die Ärztefunkdienstordinationen auf. Im Patientenservice, das ebenfalls Teil des Ärztefunkdienstes ist, werden jährlich mehr als 15.000 Anfragen telefonisch beantwortet. war und unter anderem auch dafür bekannt ist, dass er Franz Kafka behandelte. 1939 flüchtete er nach Großbritannien und starb 1941 in London. Als der Verein im Februar 1936 von der Bundespolizeidirektion Wien überprüft wurde, weil der Verdacht bestand, dass es sich hier um „eine Gruppe jüdischer Akademiker [handle], die unter kommunistischer Führung steht und gute Verbindungen zu politisch tätigen Personen in der Cechoslowakei haben soll“, ergab die Erhebung bei der Vereins polizei, dass der Verein nach § 2 der Statuten den Zweck hatte, „mit Ausschluss jeder politischen Tendenz die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der jüdischen Ärzte zu fördern“. Der Vorstand erschien den Beamten weitgehend unverdächtig: Zum Zeitpunkt der Überprüfung fungierte als Vereins präsident der 1867 geborene Internist Ludwig Braun, seit 1911 ao. Professor an der Wiener Universität, der als Primararzt am Rothschildspital tätig war. Zwar schien sein Name nicht im Verzeichnis der sozialistischen Ärzte auf, doch gab es Gerüchte, dass er mit dem seit 1935 im russischen Exil lebenden ehemaligen Wiener Gesundheitsstadtrat Julius Tandler gut bekannt sein sollte. Als Kassier fungierte der 1893 geborene Facharzt für Geschlechtskrankheiten Alois Heller, der zwar in der Karthotek der sozialdemokratischen Ärzte 1929 erfasst worden war, über eine Verbindung zu „politisch exponierten Personen der kommunistischen Partei“ den Behörden jedoch nichts bekannt geworden war. Im September 1938 flüchtete Heller nach Großbritannien, wo er bis zu seinem Tod 1956 lebte. Schriftführer des Vereins war zum Zeitpunkt der Überprüfung der Leiter der medizinischen Laboratorien der Arbeiterkrankenkasse, Josef Güdemann, 1897 in Wien geboren, Labor im Sanatorium Fürth. Als Sohn des bereits 1918 verstorbenen Oberrabbiners von Wien und religiöser Jude galt er als „vaterländisch gesinnt“ und war in politischer Hinsicht bis dahin nicht aufgefallen. Nach Schätzung der Polizei gehörten dem Verein 1936 in etwa 60 Prozent der jüdischen Ärztinnen und Ärzte Wiens an. Nachteilige Wahrnehmungen über den Verein hatten die Behörden bis dahin nicht gemacht, es war ihnen über politische Betätigung innerhalb des Vereins auch nichts bekannt geworden. Der Verein konnte somit vorerst weiter bestehen und wurde ungefähr zwei Jahre später, nach dem „Anschluss“, aufgrund des Gesetzes vom 17. Mai 1938 über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden aufgelöst. COVERSTORY AM PULS Für jüdische Ärztinnen und Ärzte war es ab 1933 kaum mehr möglich, bezahlte Stellen im öffentlichen Dienst zu erhalten. Zu der geplanten Errichtung des Stands der Freien Berufe kam es nicht mehr, ebenso wenig trat das bereits beschlossene Ärztegesetz am 1. Mai 1938 in Kraft. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 erfolgte in der Zeit des Nationalsozialismus eine Reihe gravierender Einschnitte: Die österreichischen Ärztekammern funktionierten bis zum 1. Mai 1938. Ab diesem Tag galten die Bestimmungen der deutschen Reichsärzteordnung auch in Österreich, die österreichischen Ärztekammern wurden aufgelöst und der Reichsärztekammer München unterstellt. Wenige Tage nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 bat Rudolf Ramm, „alter Parteigenosse“, unter anderem „Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit und des Rassen politischen Amts“ sowie Mitglied des sogenannten „pfälzischen Teams“ um den „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“, Josef Bürckel, als Beauftragter des Reichsärzteführers Gerhard Wagner die „deutschösterreichischen Ärzte […] um vertrauensvolle und kameradschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Gesundheitsführung der österreichischen Volksgenossen und der Reorganisation der Ärzteschaft“. Welle von Kündigungen Die Gleichschaltung betraf auch sämtliche (ärztlichen) Vereinigungen. So wurde beispielsweise die „Gesellschaft der Ärzte“ wegen „volks- und blutsfremder, liberalistisch und individualistischer Tendenzen“ aufgelöst, und als „Wiener Medizinische Gesellschaft“ ab Anfang 1939 völlig verändert weitergeführt. Die Gründungssitzung dieser nationalsozialistischen Nachfolgeorganisation eröffnete der Gauärzteführer und Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit, Otto Planner-Plann (18931975), mit einer Ansprache, worauf ein Festvortrag „Nationalsozialismus und Medizin“ des Präsidenten des „Wissenschaftlichen Senats der Akademie für ärztliche Fortbildung in Wien“, Franz Hamburger (1874-1954), folgte. Hinsichtlich der Wiener klinischen Wochenschrift erfolgte umgehend die Entlassung des seit 1928 tätigen Schriftleiters, des mehrfachen Dekans der medizinischen Fakultät, Leopold Arzt, der als konservativ-katholischer Patriot noch Anfang 1938 entsprechende Beiträge veröffentlicht hatte. Der die Zeitschrift herausgebende und in jüdischem Eigentum stehende Springer-Verlag wurde, wie viele andere Betriebe auch, einer kommissarischen Leitung unterstellt, aber unter unverändertem Namen weitergeführt. Innerhalb weniger Tage wurde eine neue „Vorläufige Schriftleitung“ nominiert, die die folgenden Hefte 1938 betreute. Im Gegensatz zur Wiener medizinischen Wochenschrift wurden „Arisierung“ des Verlags und Gleichschaltung der Schriftleitung hier jedoch nicht kommentiert. Bereits am 20. März 1938 veröffentlichte Eduard Pernkopf einen „mehrseitigen pathetischen Grundsatzartikel“ unter dem Titel „Wissenschaft und Nationalsozialismus“. Als Organ der Standesvertretung erschien nunmehr die neu geschaffene Deutschösterreichische Ärztezeitung. Sofort nach dem „Anschluss“ setzte eine Welle von Beurlaubungen und Kündigungen der „jüdischen“ Ärztinnen und Ärzte ein, sowohl im universitären Bereich und in den Krankenhäusern als auch bei sonstigen Dienstverhältnissen der öffentlichen Hand, wie zum Beispiel Ambulatorien, Schulen oder Militär. Verträge mit den Krankenkassen wurden so rasch wie möglich beendet. Ebenso schnell begann der Vermögensentzug, sowohl hinsichtlich der „Arisierung“ von Sanatorien und Praxiseinrichtungen 1938: Am 1. Oktober verkündete der Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit und des Rassenpolitischen Amts, Rudolf Ramm, die „erfolgreiche Entjudung des Ärztestands“. Lediglich ein kleiner Anteil wurde als „Jüdische Krankenbehandler“ zugelassen, diese durften nur „Juden“ medizinisch betreuen. als auch Bargeld, Konten, Wertgegenständen und Immobilien. Autos wurden nahezu ausnahmslos bereits Mitte März 1938 beschlagnahmt. Vielfach wurden Ärztinnen und Ärzte im Zuge des „Anschlusspogroms“ verhaftet, gezwungen, die Straßen von den Parolen des Schuschnigg-Regimes zu reinigen (sogenannte „Reibepartien“), oder auf andere Weise gedemütigt. Folglich kam es zu einer Reihe von Suiziden. Aufgrund der im Juli kundgemachten „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ erloschen mit 30. September 1938 die Approbationen derjenigen Ärztinnen und Ärzte, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als jüdisch galten. Zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ waren in Wien in etwa 4500 Ärztinnen und Ärzte tätig, somit mussten mehr als 2600 Mitglieder, darunter ungefähr ein Sechstel Frauen, ausscheiden. Bereits am 1. Oktober 1938 konnte der Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit und des Rassenpolitischen Amts, Rudolf Ramm, somit die „erfolgreiche Entjudung des Ärztestands“ verkünden. Lediglich ein kleiner Anteil wurde als „Jüdische Krankenbehandler“ zugelassen, diese durften nur „Juden“ medizinisch betreuen und sich auch nicht als Ärztinnen oder Ärzte beeichnen. Dem Großteil, nämlich mindestens 1700 der aus der Ärztekammer entfernten Ärztinnen und Ärzte, gelang die Flucht, darunter dem von 1919 bis 1938 fungierenden Präsidenten der Wiener Ärztekammer, Josef Thenen, der in seinem Geburtsland Rumänien den Zweiten Weltkrieg überlebte. Als bedeutendstes Ziel der Emigration sind die USA zu nennen, wohin in etwa die Hälfte der aus Wien vertriebenen Ärztinnen und Ärzte gelangte, gefolgt von Großbritannien, wo der wohl berühmteste vertriebene Arzt, Sigmund Freud, sein letztes Lebensjahr verbrachte, und Palästina/Israel. > 01_2017 doktor in wien 27 AM PULS COVERSTORY > Die Vertriebenen gelangten jedenfalls in eine Vielzahl von Ländern, darunter so manches, von dessen Existenz man in Wien zuvor kaum gewusst hatte. Bislang konnten folgende Aufnahmeländer für aus Wien geflüchtete Ärztinnen und Ärzte identifiziert werden: Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, China (nicht ausschließlich Shanghai), Dänemark, Ecuador, Frankreich, Großbritannien, Honduras, Indien, Indonesien, Irak, Irland, Italien, Jugoslawien, Kanada, Kenia, Kolumbien, Kongo (damals noch belgisch), Kuba, Litauen, Luxemburg, Mexiko, Neuseeland, die Niederlande, Palästina/Israel, Panama, Peru, Philippinen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Südafrika, Tschechoslowakei, Türkei, Ungarn, Uruguay und USA. Weniger als 10 Prozent der Vertriebenen kehrten nach 1945 zurück, sei es, dass sie sich in den Aufnahmeländern in der Zwischenzeit bereits neue Existenzen geschaffen hatten, sei es, dass sie aufgrund der erlittenen Verfolgung nichts mehr von Österreich und einer Rückkehr wissen wollten. Ungefähr 10 Prozent der als „Juden“ aus der Ärztekammer ausgeschlossenen wurde deportiert, zumeist aus Wien, in einigen Fällen aber auch aus den Ländern, wo sie Zuflucht gesucht hatten, wie Frankreich, den Niederlanden, Belgien oder der Tschechoslowakei. Nur wenige, wie zum Beispiel Viktor Frankl, überlebten die Deportation, die weitaus meisten von ihnen wurden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ums Leben gebracht. Einer relativ kleinen Gruppe war es möglich, in Wien in sogenannten Mischehen, durch loyale „arische“ Ehepartner geschützt, die NSZeit zu überleben, und ganz wenigen gelang es, untergetaucht als sogenannte U-Boote bis zum Ende der Nazi-Herrschaft durchzuhalten. Abgesehen von denjenigen, die als „Juden“ ihre Approbationen verloren, 28 doktor in wien 01_2017 wurden zahlreiche Ärztinnen und Ärzte aus anderen Gründen vom NS-Regime verfolgt. Politisch Missliebige, „Mischlinge“ und mit „jüdischen“ Ehepartnern Verheiratete konnten zwar weiter ihren Beruf ausüben, verloren aber ihre Stellen im öffentlichen Dienst. Strafrechtliche Verurteilungen, etwa wegen Homosexualität, der Zugehörigkeit zu bestimmten Religionsgemeinschaften oder Widerstandstätigkeit, führten zur Ärztegesetz 1998 Am 8. Oktober 1998 beschloss der Nationalrat ein neues Ärztegesetz. Im Mittelpunkt stand dabei eine umfassende Reform der Ärztekammer. Die Reform war insbesondere deshalb notwendig geworden, als sich die Strukturen der Ärzteschaft in den Jahrzehnten davor erheblich verändert haben. In der Nachkriegszeit überwogen Ärztinnen und Ärzte in Ordinationen, 1998 waren aber bereits mehr als 50 Prozent der Ärztinnen und Ärzte großteils in Spitälern angestellt. Die im neuen Ärztegesetz vorgesehenen Kurien für niedergelassene und angestellte Ärzte wurden diesem Umstand gerecht (Anm.: Die damals ebenfalls beschlossene Kurie der Zahnärzte wurde mit Gründung einer eigenen Zahnärztekammer per 1. Jänner 2006 obsolet). Aberkennung der akademischen Grade und somit der Approbationen. Alle diese Maßnahmen führten zu einem massiven Ärztemangel in Wien, der seitens der nationalsozialistischen Behörden durch verschiedene Maßnahmen kompensiert werden sollte, vor allem durch Zuzug von Medizinern aus anderen Regionen des Deutschen Reichs. Doch mit Kriegsausbruch verschärfte sich die Situation neuerlich, als zahlreiche – vor allem jüngere – Ärzte zum Kriegsdienst eingezogen wurden, viele kamen ums Leben oder gerieten in Gefangenschaft. Mitglieder der Wiener Ärztekammer sind jedoch auch auf Seiten der Täter im Nationalsozialismus zu finden. Als bedeutendstes Medizinverbrechen in Wien ist die Euthanasie in der Psychiatrie „Am Steinhof“ (Spiegelgrund) zu nennen. Wiener Ärztinnen und Ärzte waren aber auch bei Verbrechen in anderen Anstalten und in Konzentrationslagern wesentlich beteiligt, ebenso wie als Träger politischer Funktionen. Einige der wichtigsten NS-Medizinverbrecher, darunter den wegen der Dachauer Meerwasserversuche angeklagten Österreicher Wilhelm Beiglböck, zogen die USA im Nürnberger Ärzteprozess zur Verantwortung, doch konnte ein erheblicher Anteil ihre Karrieren weitgehend ungehindert fortsetzen, zumal die Entnazifizierung mit dem Beginn des Kalten Kriegs zusehends an Bedeutung verlor beziehungsweise gänzlich eingestellt wurde. In einer – freilich nur kurz währenden – antifaschistischen Periode 1945/46 kam es auch in Österreich zu einer konsequenten strafrechtlichen Verfolgung von NS-Tätern, darunter waren auch einige Verantwortliche der NSEuthanasie. So wurde etwa der Leiter der Kinderklinik „Am Steinhof“, Ernst Illing, 1946 vom Volksgericht Wien zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sein Vorgänger, Erwin Jekelius, kam in sowjetischer Haft um. Auch Franz Niedermoser, der Hauptverantwortliche für den Massenmord in der Anstalt Klagenfurt, entging der Todesstrafe nicht. Wiedergutmachung vorenthalten Im Zuge des Kalten Kriegs und der gesellschaftlich-politischen Reintegration der ehemaligen Nationalsozialisten wurde die Strafverfolgung auch der NS-Medizintäter immer mehr abgeschwächt, um schließlich vollends zum Erliegen zu kommen. Nicht nur Hans Bertha, einer der Hauptverantwortlichen der NS-Euthanasie in Österreich COVERSTORY AM PULS („T4“-Gutachter und Steinhof-Anstaltsleiter 1944/45), sondern auch der Kindereuthanasiearzt Heinrich Gross entgingen der gerichtlichen Verurteilung. Während Hans Bertha, Heinrich Gross und andere belastete Ärzte ihre berufliche Laufbahn fortsetzen konnten, wurde den Opfern der NS-Medizin im Unterschied zu den politisch oder rassistisch Verfolgten jegliche staatliche Anerkennung und Wiedergutmachung vorenthalten. Erst das durch den Generationenwechsel und andere Faktoren (Waldheim-Diskussion) veränderte politisch-gesellschaftliche Klima Anfang der 1990er-Jahre, das nicht zuletzt durch die Erklärung des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky von 1991 über die Mittäterschaft der Österreicher zum Ausdruck kam, hatte auch für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung positive Folgen: 1995 wurde im Nationalrat einstimmig die Einrichtung des „Nationalfonds der Republik Öster reich für Opfer des Nationalsozialismus“ beschlossen, in dem erstmals auch die Opfer der NS-Rassenhygiene Berücksichtigung fanden. Nach langwierigen Bemühungen wurden schließlich auch die behinderten sowie die als „asozial“ abqualifizierten Kinder und Jugendlichen in der Opferfürsorge anerkannt. Im Zuge der Entnazifizierung wurden 1949 in etwa 75 Prozent der medizinischen Hochschullehrer an der Universität Wien wegen nationalsozialistischer Belastung entlassen. 2000 wurde im Foyer des Gebäudes der Wiener Ärztekammer eine Gedenk tafel für die im Nationalsozialismus verfolgten ehemaligen Mitglieder angebracht. Durch den Terminus „ethnisch“ wird hier allerdings unhinterfragt das nationalsozialistische Konstrukt einer „Rassenzugehörigkeit“ übernommen, die Begriffe „Rassismus“ oder „rassistisch“ aber ebenso sorgfältig vermieden wie „Jude“/“Jüdin“/“jüdisch“ und „Antisemitismus“. Aus anderen Gründen vom NS-Regime Verfolgte werden gar nicht erwähnt. Der aus heutiger Sicht daher vielleicht nicht unproblematische Text lautet: „1938-1945. Aus den finsteren Jahren der Unmenschlichkeit ragt das Leid unserer Kolleginnen und Kollegen, die aus ethnischen und Glaubensgründen verfolgt und getötet wurden. Das Band der Humanität war gerissen. Ihr Leid bewirke Gedenken und Mahnung und stärke unsere Wachsamkeit.“ NEUANFANG: ANKNÜPFEN AN TRADITIONEN Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren in der Republik Österreich die deutschen Verwaltungsgesetze – soweit sie den ärztlichen Bereich betrafen – noch in Kraft geblieben, doch bildeten sich in allen Bundesländern in Anlehnung an die Vorschriften des Österreichischen Ärztekammergesetzes aus dem Jahr 1891 vorläufige Standesvertretungen der Ärztinnen und Ärzte, die dann im Wesentlichen durch das Österreichische Ärztegesetz vom 30. März 1949 legalisiert wurden. Mit diesem Gesetz wurde erstmals auch eine gemeinsame Dachorganisation in Form der Österreichischen Ärztekammer mit Sitz in Wien zur Vertretung der gemeinsamen Interessen der Landesärztekammern eingerichtet. Die Österreichische Ärztekammer hat seit ihrer Gründung ihren Sitz im Haus der Wiener Ärztekammer. Auch legte das Gesetz nun wieder die Wahl für das Präsidium der Ärztekammer fest, sodass der durch das Bundesministerium für soziale Verwaltung bestimmte Präsident Wilhelm Demuth nun auch gewählt werden konnte. Des Weiteren gab es aufgrund des Ärztegesetzes auch endlich eine verbindliche Fachärzteordnung, nachdem diese Frage seit ungefähr einem halben Jahrhundert ergebnislos diskutiert worden war. Zunächst jedoch war eine Wahl nach den bestehenden Gesetzen nicht vorge- 1949: Durch das Österreichische Ärztegesetz wurde erstmals auch eine gemeinsame Dachorganisation in Form der Österreichischen Ärztekammer zur Vertretung der gemeinsamen Interessen der Landesärzte kammern eingerichtet. Auch eine verbindliche Fachärzte ordnung wurde erstmals erlassen. sehen, und so wurde der erste Wiener Ärztekammerpräsident der Zweiten Republik 1946 vom Ministerium ernannt: Alexander Hartwich. Nach schweren Angriffen gegen seine Person demissionierte er bereits im darauffolgenden Jahr. Eine der zentralen Fragen für die Ärzteschaft bildete in jenen Jahren der Themenkomplex der Krankenkassen. Sollte das 1938 auch hierzulande eingeführte System der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD-System) beibehalten werden? Dies kam für die Krankenkassen nicht infrage. Andererseits war sich die Ärzteschaft einig, nicht zum beschränkt freien Arztsystem mit Fixanstellungen von Ärztinnen und Ärzten zurückkehren zu wollen. Alexander Hartwich schrieb einleitend: „Der Vorstand der Wiener Ärztekammer hat […] einstimmig beschlossen, an die Wiener Ärzteschaft ein vom Präsidium verfaßtes Rundschreiben hinausgehen zu lassen, das objektiv und pragmatisch die Geschichte und die Ergebnisse der bisher mit den Krankenkassen geführten Verhandlungen zu enthalten hat, also im Gegensatz zu allerhand anderen Veröffentlichungen nur beweisbare und belegbare Fakten, aber keine Werturteile und subjektiven Meinungen. Da ich derzeit, nach meiner Demission, nur mehr die laufenden Geschäfte der Kammer zu führen habe, verfüge ich über genügend Zeit und Ruhe zur Abfassung des Textes.“ Ergebnis der langwierigen und komplizierten Verhandlungen war ein Rahmenvertrag, der ein neues System definierte, das nach zahlreichen Modifikationen der letzten Jahrzehnte bis heute fortbesteht. Zu Hartwichs Nachfolger als Präsident wurde Wilhelm Demuth bestellt, der nach Inkrafttreten des Ärztegesetzes durch eine Wahl in dieser Funktion, die er bis zu seinem Tod ausüben sollte, bestätigt wurde. In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – und hier bildete die > 01_2017 doktor in wien 29 AM PULS COVERSTORY > Ärzteschaft durchaus keine Ausnahme – war man nach Kriegsende in der neubeziehungsweise wiederbegründeten Republik bemüht, an den Status quo ante anzuknüpfen. Daher erfolgte auch die Wiederbegründung der „Gesellschaft der Ärzte“, die zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ in etwa 1000 Mitglieder gehabt hatte, und nun weniger als 200 Mitglieder, unter ausdrücklichem Bezug auf die frühere Vereinigung und Ausblendung der nationalsozialistischen Nachfolgeorganisation, der „Wiener medizinischen Gesellschaft“. So erschien Ende Jänner 1946 erstmals wieder die Wiener klinische Wochenschrift, unter der Schriftleitung von Leopold Arzt (1883-1955) und Richard Übelhör (1901-1977), beide zählten zu den aufgrund ihrer Involvierung in das Dollfuß-Schuschnigg-Regime Verfolgten des NS-Regimes. Einleitend schrieb Arzt, der bereits 1928 bis 1938 Schriftleiter der Zeitschrift gewesen war: „Als endlich nach sieben furchtbaren Jahren im April 1945 die Stunde der Befreiung schlug, wurde nach Einsetzung einer provisorischen Leitung und längeren Verhandlungen den Sommer über am 19. Oktober mit der Wahl eines neuen Verwaltungsrates die Tätigkeit der Gesellschaft der Aerzte wieder aufgenommen. Um aber die wieder begonnene Arbeit erfolgreich weiterführen zu können, ist ein Organ notwendig, und so wurde auch gleich zu Beginn das Wiedererscheinen der alten Wiener klinischen Wochenschrift beschlossen. In dem von dem vorbereitenden Ausschuß, von dem neuen Verwaltungsrat und auch vom Plenum der Gesellschaft der Ärzte stets vertretenen Standpunkt, daß ja die Gesellschaft der Aerzte seit dem März 1938 niemals zu existieren aufgehört habe, sondern ihre Tätigkeit nur ruhte, ist auch das Programm für die wieder erscheinende Wiener klinische Wochenschrift gegeben.“ 30 doktor in wien 01_2017 Diesem Beitrag folgte der Abdruck einer Trauerrede „In memoriam. Den Opfern der Jahre 1938 bis 1945“, die Fritz Reuter gehalten hatte: „Wir wollen heute eine Stunde treuen Gedenkens den Kollegen widmen, die ein grausames Schicksal in den Jahren 1938 bis 1945 aus unseren Reihen gerissen hat. Viele unter ihnen sind Opfer des fürchterlichen Ringens im größten Kampfe der Geschichte der Menschheit geworden, zum Teil in MedUni Wien 2004 entstand die Medizinische Universität Wien (MedUni Wien) als eigene Universität, unabhängig von der Universität Wien. Heute gilt die MedUni Wien als eine der besten medizinischen Universitäten der Welt, deren Forscher in Top-Journals publizieren und hervorragende Forschungsleistungen erbringen. Im 2014-15 Times Higher Education Ranking ist die MedUni Wien unter den besten 50 Universitäten der Welt im Bereich Clinical, Pre-Clinical and Health angeführt. Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit in Spitälern, zum Teil in Konzentrationslagern als zum Verbrecher gestempelte Volksfeinde. Ein Teil starb eines natürlichen Todes, nach einem arbeitsreichen, dem Wohle der Mitmenschen gewidmeten Leben.“ Wegen der zu Gebote stehenden Kürze schien es Reuter nicht möglich, jedes einzelnen der verstorbenen Mitglieder der Gesellschaft der Ärzte ausführlich zu gedenken. Auf die Würdigung des Ehrenpräsidenten Julius Wagner-Jauregg und des letzten Präsidenten Anton (von) Eiselsberg folgt eine Aufzählung derjenigen Mitglieder, die der Gesellschaft „in den Jahren 1938 bis 1945 durch den Tod uns entrissen“ worden waren. Keinerlei Erwähnung fanden die zahlreichen ins Exil Getriebenen, dies sollte erst 1947 durch einen Beitrag des KZ-Überlebenden Viktor Frankl erfolgen. Auch die Wiener Ärztekammer gab ab 1948 wieder ein Periodikum heraus, knüpfte dabei jedoch nicht direkt an die frühere Tradition an. Waren bis 1938 neben den Mitteilungen der Wiener Ärztekammer auch die Mitteilungen der W.O. (Wirtschaftlichen Organisation, Anm.) der Ärzte Wiens“ erschienen, gab man nunmehr seitens der Standesvertretung ausschließlich die Mitteilungen der Wiener Ärztekammer heraus. Ein Periodikum der W.O. sollte dann erst ab 1953 wieder erscheinen und bereits 1958 endgültig eingestellt werden. Hier zeigt sich auch die bereits angesprochene Veränderung: Während die Ärztekammer bis 1938 vorwiegend repräsentative Aufgaben erfüllt hatte, übernahm sie nun sämtliche Agenden der ärztlichen Standesvertretung, die W.O. büßte deutlich an Bedeutung ein. Die neuen Mitteilungen der Wiener Ärztekammer erschienen ab Dezember 1948, im Gegensatz zur zitierten ersten Ausgabe der wiedererstandenen Wiener klinischen Wochenschrift, jedoch ohne jedwede Einleitung oder Bezugnahme auf Vergangenes, aber auch ohne jedwedes Pathos. Unter dem Titel „Aktuelle Tagesfragen“ ist auf der ersten Seite zu lesen: „In einer sehr gut besuchten Versammlung der Ärzte des 2. und 20. Bezirks, an welcher sich auch Kollegen aus dem 1. Bezirk beteiligten, nahm Präsident Dr. W. Demuth zu wichtigen ärztlichen Standesproblemen der Gegenwart Stellung. ‚[…] Leider bin ich seit fünfviertel Jahren in der unangenehmen Situation, auf Grund der noch bestehenden Vorschriften des Reichs ärztegesetzes als ernannter Präsident die Geschäfte führen zu müssen. Es ist für mich als überzeugten Demokraten sehr schwer, die berechtigten Wünsche nach demokratischer Führung der Ge- COVERSTORY AM PULS schäfte in Einklang zu bringen mit der bestehenden Rechtslage. Angesichts der Größe der Wiener Kammer ist es bei einem Mitgliederstand von 4500 Ärzten nicht möglich, in einer Vollversammlung über alle Fragen zu diskutieren, die für das ärztliche Standesleben von Bedeutung sind.‘“ Zahlreiche Titeländerungen Die Mitteilungen der Wiener Ärztekammer erschienen unter diesem Namen bis zur Jänner-Ausgabe des Jahres 1955, ab dem Folgemonat Februar 1955 hieß die Zeitschrift Mitteilungsblatt der Ärztekammer für Wien. Mit dem Jahreswechsel 1966/67 wurde der Name des Periodikums in Mitteilungen der Ärztekammer für Wien geändert. Mit der Juni-Ausgabe 1992 erfolgte die nächste Umbenennung der Zeitschrift in Wiener Arzt mit dem Untertitel Mitteilungen Ärztekammer für Wien. Die erste Ausgabe unter der neuen Bezeichnung – die Nummerierung wurde bei allen Änderungen fortlaufend weitergeführt – war ein Doppelheft mit dem Schwerpunktthema Fortpflanzungsmedizingesetz, in dem vorangestellten „Brief des Präsidenten“ befasste sich Michael Neumann mit dem zu jener Zeit heftig diskutierten allfälligen Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft und der neu eingerichteten EG-Servicestelle der Ärztekammer. Georg Pakesch als deren Referent für Öffentlichkeitsarbeit befasste sich im Editorial mit dem Hauptthema Fortpflanzungsmedizingesetz. Die erfolgte Umbenennung fand keinerlei Erwähnung, was deshalb bemerkenswert scheint, weil es sich bei den vorangegangenen Änderungen des Titels nur um relativ unbedeutende Modifikationen handelte, hier aber der Fokus klar von der Ärztekammer hin zu ihren Mitgliedern verschoben wurde. Seit März 2001 erscheint die Zeitschrift nun unter dem Namen doktorinwien, seit Jänner 2011 auch online als Flashbook. Doch auch hinsichtlich des gesellschaftlichen Lebens war man im Wien der Nachkriegszeit um Normalisierung bemüht. Beim Ärzteball, der am 24. Februar 1949 von der Sektion Spitalsärzte in den Räumen des Konzerthauses veranstaltet wurde, gab es eine „Mitternachtsdarbietung unter der Leitung des Kollegen Dr. Gunter Philipp (Plachetta): DIE KLEINEN VIER mit Hedy Faßler, Fred Kraus, Gunther Philipp, Willi Hufnagel.“ Die Wiener Ärztekammer ist die gesetzliche Standesvertretung aller in Wien tätigen Ärztinnen und Ärzte und nimmt deren Vertretung in allen sozialen, wirtschaftlichen und berufs relevanten Belangen wahr. Ihre Organe werden alle fünf Jahre gewählt, wobei alle wahlberechtigt sind, die zu einem entsprechenden Zeitpunkt in die Ärzteliste für Wien eingetragen sind. Zu den Aufgaben der Wiener Ärztekammer gehören insbesondere die Zusammenarbeit mit der Österreichischen Ärztekammer zur Führung der Ärzteliste. Weitere Agenden, die für Wiener Ärztinnen und Ärzte von der Wiener Ärztekammer in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Ärztekammer wahrgenommen werden, sind die Ausstellung der Diplome zum Arzt für Allgemeinmedizin beziehungsweise zum Facharzt eines Sonderfachs, die Anerkennung ausländischer Ausbildungszeiten sowie die Führung einer eigenen Disziplinargerichtsbarkeit. Autonome Kompetenzen der Wiener Ärztekammer betreffen den Abschluss von Verträgen mit den Sozialversicherungen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, vor allem mit der Wiener Gebietskrankenkasse inklusive der Organisation der ärztlichen Nachtversorgung in Wien durch den Ärztefunkdienst, sowie die Führung einer Pensionsvorsorgeeinrichtung für Ärztinnen und Ärzte (Wohlfahrtsfonds). Um 1980: Die notwendige Äquivalenz von Beiträgen und Leistungen des Wohlfahrtsfonds führte zu schmerzhaften Einschnitten für die Ärzteschaft. Mittlerweile steht der Wohlfahrtsfonds auf einer soliden finanziellen Basis, zuletzt wurden auch wieder Pensionsanpassungen vorgenommen. Die Interessenvertretung betrifft die allgemeine sowie – soweit berufsassoziiert – auch individuelle Interessenvertretung für alle angestellten und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die Führung einer Schiedsstelle für (vermeintliche) Kunstfehler, den Abschluss von Verträgen mit den Privatversicherungen und die Abrechnung von ärztlichen Honoraren mit diesen sowie die Organisation von Fortbildungsveranstaltungen. Aufregungen verursachte um 1980 die nötige grundlegende Reform des Wohlfahrtsfonds. In den ersten beiden Jahrzehnten seines Bestehens stand einer noch relativ kleinen Pensionistenzahl eine große Zahl von aktiven einzahlenden Kolleginnen und Kollegen gegenüber. Erst als sich in den 1980er-Jahren ein Gleichgewicht zwischen Einzahlern und Leistungsempfängern eingestellt hatte, erkannte man die Notwendigkeit einer langfristigen Äquivalenz von Beiträgen und Leistungen. Die Folgen waren schmerzhafte Einschnitte in Form von Beitragserhöhungen, die Einführung eines sogenannten „Altlastenbeitrags“ sowie das Einfrieren der Pensionen. Letztlich waren die Maßnahmen erfolgreich. Langfristige versicherungsmathematische Prognosen erlauben es, Beiträge und Leistungen im Gleichgewicht zu halten, der Wohlfahrtsfonds steht damit auf einer soliden finanziellen Basis. Mittlerweile wurden sowohl der Alt lastenbeitrag abgeschafft als auch Pensionsanpassungen vorgenommen. 2005 wurde in Wien eine eigene Kammer für die Zahnärzte etabliert, somit schieden in etwa 10 Prozent der Mitglieder aus, weil sie nunmehr eine eigene Standesvertretung hatten. Der Text basiert auf einer von Mag. Barbara Sauer vom Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien erstellten Festschschrift „125 Jahre Ärztekammer für Wien; Literatur bei der Verfasserin. 01_2017 doktor in wien 31 SERVICE MEDIZIN Die Zahl der auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführenden Todesfälle ist in den vergangenen Jahren in Österreich massiv zurückgegangen. Grund dafür sind vor allem Fortschritte in der Medizin, während es in der Prävention noch Defizite gibt. Darauf machten Experten in Wien bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltherztags am 29. September 2016 aufmerksam. Laut Todesursachenstatistik sind 1997 in Österreich fast 43.000 Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankungen gestorben. 2014 waren es 35.537, also beträchtlich weniger trotz einer höheren Bevölkerungszahl und gestiegener Lebenserwartung. Anfang der 1970er-Jahre betrug die Lebenserwartung knapp 70 Jahre, bis 2014 stieg sie auf fast 82 Jahre. In etwa die Hälfte dieser gewonnenen Jahre gingen auf die Fortschritte in der Kardiologie zurück, sagte Otmar Pachinger, Präsident des vor 45 Jahren gegründeten Österreichischen Herzfonds. „Heute laufen wir Gefahr, einen Teil dieser gewonnenen Lebensjahre durch einen ungesunden Lebensstil und dessen negative gesundheitliche Auswirkungen wieder zu verlieren“, mahnte der ehemalige Vorstand der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III / Kardiologie und Angiologie. Nikotin, ungesunde Ernährung und dadurch bedingtes Übergewicht sind wesentliche Faktoren, die das Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen erhöhen. Und diese Gefahren ließen sich theoretisch auf einfache Weise reduzieren. „Leider haben die Verantwortlichen im Gesundheitssystem noch immer nicht erkannt, welches Potenzial in sinnvollen Präventionsmaßnahmen steckt“, kritisierte Pachinger. Vorbeugung könnte nicht nur menschliches Leid ersparen, sondern auch Budgetmittel. Das Problem aus der Sicht des Kardiologen: Die Ersparnisse lassen sich nicht innerhalb einer Legislaturperiode realisieren. Als oberste Priorität sieht Pachinger Maßnahmen gegen das zunehmende Überge32 doktor in wien 01_2017 wicht. In Österreich sind mehr als 20 Prozent der Heranwachsenden davon betroffen. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Hälfte dieser übergewichtigen jungen Menschen fünf bis sieben Jahre früher sterben wird als die Generation ihrer Eltern“, erklärte Pachinger. Dass es durchaus gelingen kann, das Ernährungsverhalten junger Menschen zu ändern, zeigt das Projekt Eddy, bei dem Schüler im Alter von elf bis 14 Jahren zwei Semester lang geschult wurden und mehr Bewegung machten. Die Kinder nahmen weniger Fast-Food-Produkte, Süßigkeiten oder salzige Snacks zu sich und senkten ihren Körperfettanteil. Die Forschung hat jedenfalls ihre Aufgaben gemacht, was die Behandlung von Diabetes und überhöhter Cholesterinwerte als Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen betrifft. Bei Diabetes stehen zwei neue Substanzklassen zur Verfügung, die einen wesentlichen Fortschritt darstellen. Die sogenannten SGLT2Inhibitoren bewirken ein verstärktes Ausscheiden von Glucose über den Harn. Das senkt nicht die Blutzuckerkonzentration und führt zu einem Kalorienverlust, das heißt, die Patienten verlieren an Gewicht und haben auch bessere Blutdruckwerte. Die zweite Gruppe, die GLP1-Agonisten, führen zu einer verstärkten Insulinausschüttung, aber nur dann, wenn der Spiegel zu hoch ist. Ebenso senken sie die Ausschüttung des Hormons Glucagon nur dann, wenn die Blutzuckerkonzentration nicht ohnehin schon zu tief ist. Mit PCSK9-Inhibitoren stehen monoklonale Antikörper zur Verfügung, die einen verstärkten Abbau des schädlichen LDL-Cholesterins bewirken. Diese teuren Medikamente werden auch Kassenpatienten zur Verfügung stehen. Bezahlt werden sie dann, wenn der Patient bereits einen Infarkt oder eine Stent-Implantation hinter sich hat und herkömmliche Cholesterinsenker nicht wirken oder vertragen werden. APA Häufigkeit für Bluthochdruck signifikant gesunken Die Häufigkeit für Bluthochdruck unter Österreichern ist im langfristigen Vergleich von 1975 bis 2015 signifikant gesunken. Bei Männern ging das Vorkommen von Bluthochdruck von 40,8 auf 25,2 Prozent zurück, bei Frauen von 31,0 auf 16,8 Prozent, so die Ergebnisse einer neuen weltweiten Studie der NCD Risk Factor Collaboration. Damit liege Österreich im Trend westlicher Industriestaaten, teilte die MedUni Innsbruck in einer Aussendung mit. Im internationalen Ranking der Länder rangiere Österreich bei den Frauen im vorderen Viertel, fügte Hanno Ulmer, Leiter des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie der MedUni Innsbruck, hinzu. Ulmer hatte gemeinsam mit seinem Vorarlberger Kollegen Hans Concin vom Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin federführend für Österreich Blutdruckdaten von ungefähr 65.000 Personen für die weltweite Studie beigesteuert. „Vor dem Hintergrund des WHO-Ziels, die Bluthochdruckprävalenz bis 2025 um 25 Prozent zu senken, erreichen die Frauen damit ein akzeptables, Männer ein optimierbares Niveau“, erklärte Concin. The Lancet Mangelernährung in Krankenhäusern Erstmals wurde weltweit bei ungefähr 92.000 stationär aufgenommenen Spitalspatienten in 56 Ländern das Essverhalten im Krankenhaus exakt analysiert: Die schwerwiegendsten Risikofaktoren für Mangelernährung in Kliniken und damit eine erhöhte Mortalität und Morbidität sind demnach laut einer jetzt veröffentlichten Studie überall ziemlich gleich – egal ob in Europa oder in den USA. Die Auswertung der Erhebung wurde von Wissenschaftern und Klinikern der MedUni Wien durchgeführt. „Eine adäquate Ernährungsversorgung von Patienten sollte Teil eines ganzheitlichen Therapiekonzepts sein“, sagte Karin Schindler, Ernährungsexpertin der Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin III. Bei mangelernährten Patienten ist die Morbidität und Mortalität bis zu achtmal höher, die Krankenhausaufenthalte dauern länger. APA Foto: 13UG13th/iStock Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Defizite in der Prävention MEDIZIN SERVICE Spezielle Impfempfehlungen für Immungeschwächte Weltweit gibt es kaum gesichertes Wissen zu Impfungen bei Immungeschwächten. Das soll sich mit einer neuen Faktenzusammenstellung samt Empfehlungen von österreichischen Topexperten ändern. „Impfungen bei Immundefekten/Immundepression“ heißt das neue Dokument vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie. „Es gibt immer mehr Menschen, die therapiebedingt ein geschwächtes Immunsystem aufweisen. Das sind zum Beispiel Patienten, die mit sogenannten Biologika (zum Beispiel monoklonale Antikörper, Anm.) oder anderen immunsuppressiven Medikamenten gegen chronische Polyarthritis, Multiple Sklerose oder chronische Hauterkrankungen (schwere Psoriasis, Anm.) behandelt werden“, sagte die Leiterin des Instituts, Ursula WiedermannSchmidt. Es sind nicht mehr „nur“ Patienten nach Organtransplantationen oder während beziehungsweise nach einer hochwirksamen Chemotherapie et cetera, bei denen sich Fragen rund um den Impfschutz stellen. Viele Menschen und auch manche Ärztinnen und Ärzte fürchten allfällige Komplikationen durch Impfungen bei „Immungeschwächten“. Teilweise wird die Gefährdung zu hoch angesetzt und auf wirksamen Infektionsschutz verzichtet. Laut den Experten kommt es jeweils auf eine maßgeschneiderte Vorgangsweise an, weil Menschen unter einer immunsuppressiven Therapie von sich aus durch Infektionen mehr gefährdet sind, womit eigentlich auf einen möglichst guten Impfschutz zu achten wäre. „Umso wichtiger ist es, wie man bei den Impfungen vorgeht“, sagte Wiedermann-Schmidt. Andererseits können bei manchen dieser Menschen Impfungen auch schlechter wirken. Auch hier bedürfe es spezieller Überlegungen. Grundsätzlich gilt, dass alle Impfungen, die im Österreichischen Impfplan empfohlen werden, vor dem geplanten Start einer immunsuppressiven Therapie und bei chronischen Erkrankungen überhaupt so früh wie möglich durchgeführt werden sollten. Das von ungefähr 20 Experten erstellte Statement unterscheidet dann zwischen drei Stadien einer Abwehrschwäche. Keine oder eine für Impfungen nicht relevante Immunsuppression liegt zum Beispiel bei einer kurzzeitigen Kortisontherapie oder bei Verwendung von inhalierbaren Kortisonpräparaten vor, ebenso nicht bei einem gut eingestellten Diabetes mellitus. Unter die Gruppe der Patienten mit leichter bis mittelgradiger Immunschwäche fallen Personen mit niedrig dosierten Immunsuppressiva, zum Beispiel Methotrexat bei rheumatischen Erkrankungen. Schwere hämatologische Erkrankungen, der Zustand nach Transplantation oder zum Beispiel die Behandlung mit den in der Rheuma- oder Psoriasistherapie eingesetzten Biologika bedeuten eine starke Immunsuppression. Wiedermann-Schmidt stellt dazu grund sätzlich fest: „Insgesamt geht es bei den Impfungen am ehesten um die Lebendimpfstoffe (vor allem Masern, Mumps und Röteln sowie Varicellen, Anm.).“ So kann es notwendig sein, einen Abstand zwischen der immunschwächenden Therapie und einer neuen Impfung einzuhalten. Das ist von der jeweils durchgeführten Therapie abhängig. APA Zahl der Tuberkulosefälle in Österreich zurückgegangen Die Tuberkulose wird weiterhin für Österreich ein immer kleineres Problem. Die Zahl der Fälle ist 2015 zurückgegangen. Das stabile Bild wird auch nicht durch die Kriegsflüchtlinge beeinträchtigt. Das zeigt der gerade fertig gewordene Jahresbericht der „Nationalen Referenzzentrale für Tuberkulose“ der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). „Im Jahr 2015 wurden 583 Fälle von Tuberkulose (451 bestätigte, 52 wahrscheinliche und 80 mögliche Fälle) in der österreichischen Bevölkerung registriert, das entspricht einer Inzidenz von 6,8 je 100.000 Einwohner“, heißt es in dem Report von Alexander Indra und Daniela Schmid von der AGES. An deren Labor laufen die Untersuchungen zur Bestätigung eines TB-Verdachts, auch die per Gensequenzierung durchgeführte Klassifikation der Erregerstämme und ihres allfälligen Resistenzmusters. 2014 waren es 586 Erkrankungen (446 bestätigte, 74 wahrscheinliche, 66 mögliche) gewesen. Im Grunde genommen wird in Österreich seit Jahrzehnten ein Rückgang der Tuberkulose erkrankungen beobachtet. Die TB ist die Krankheit der Armut, des Krieges und der Geflüchteten. So waren beispielsweise auf dem Gebiet der nunmehrigen Republik Österreich noch 1914 in der Habsburger monarchie in etwa 25 Prozent der Todesfälle auf die „Schwindsucht“ zurückzuführen. Die Kriegsflüchtlinge, die vergangenes Jahr zum größten Teil durch Österreich nach Deutschland gelangten – dort kamen ungefähr 900.000 Menschen an – beziehungsweise die ungefähr 90.000 Asylwerber in Österreich haben in der Gesamtbevölkerung und auch bei der Gruppe der Menschen ohne österreichischem Geburtsort zu keiner negativen Entwicklung geführt. Unter den in Österreich Geborenen ist die Häufigkeit einer neu registrierten TB-Erkrankung pro 100.000 Einwohner von 6,8 im Jahr 2008 auf beispielsweise 4,6 im Jahr 2011 und weiter stetig nach unten gegangen. 2015 erreichte sie einen Wert von 2,6. In der Gesamtbevölkerung ist ein ähnlicher, etwas schwächerer Abwärtstrend zu beobachten: 2008 waren es 9,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, 2011 dann 8,1 und 2015 schließlich 6,7. Damit zählt Österreich zu den Ländern mit geringer TB-Häufigkeit. Unter Menschen, die nicht in Österreich geboren worden sind, zeigt sich eine deutlich höhere TB-Inzidenz, doch die ist trotz der Vielzahl der Flüchtlinge in der jüngeren Vergangenheit stabil geblieben. Die Daten der AGES zeigen eine Neuerkrankungshäufigkeit von 25,5 pro 100.000 im Jahr 2008. Nach einem Rückgang erreichte diese Quote dann 26,9/100.000 im Jahr 2011, um 2015 einen Wert von 25 je 100.000 zu erreichen. 32 Prozent der TB-Fälle wurden 2015 unter den in Österreich Geborenen registriert, 31 Prozent unter Menschen aus der WHO-Region Europa. Auch in der zweiten Gruppe zeigte sich eine Verringerung der TB-Häufigkeit. APA In eigener Sache Der für die Jännerausgabe angekündigte Bericht über die Arbeiten der Preisträger des Forschungsförderungspreises der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG wird wegen der Länge der aktuellen Titelgeschichte in der Februarausgabe nachgereicht. Red. 01_2017 doktor in wien 33 Anti-Malaria-Wirkstoff ändert Charakter von Pankreaszellen Oxidationsprozesse bei Fettleber begünstigen Karzinome Die am häufigsten gegen die Malaria eingesetzten Wirkstoffe – Artemisinine – könnten laut Experten vom Wiener Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) auf ein neues Therapieprinzip gegen Typ 1-Diabetes hinweisen. Sie bewirken eine Umwandlung von Alpha-Zellen des Pankreas. Statt den Blutzucker über ihre Glukagonproduktion zu steigern, werden sie zu insulinproduzierenden Beta-Zellen. 15 Prozent der Zuckerkranken leiden an Typ 1-Diabetes, bei dem durch Autoimmun reaktionen die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zugrunde gehen. Versuche, Stamm- oder ausdifferenzierte Körperzellen als potenzielle Therapie in solche Beta-Zellen zu verwandeln, haben bisher zu keiner neuen anwendbaren Behandlungsform geführt. Beobachtet wurde allerdings, dass sich Alpha-Zellen des Pankreas bei Mangel Leberschäden werden oft mit Alkoholkonsum und Virusinfektionen in Verbindung gebracht. Aber übergewichtige Österreicher, selbst wenn sie keinen Alkohol trinken, leiden in der Mehrzahl ebenfalls an einem Leberschaden. Die nicht alkoholische Fettleber kann ebenfalls für Leberzellkarzinome anfällig machen. Dahinter dürften laut Wiener Wissenschaftern oxidative Prozesse stecken. Schätzungen besagen, dass mehr als 30 Prozent der heimischen Bevölkerung an Fettleber leiden. Solchen Patienten wird geraten, wenigsten 10 Prozent ihres Gewichts abzunehmen, um ihr Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, zu reduzieren. Ein Forschungsteam um Richard Moriggl am LudwigBoltzmann-Institut für Krebsforschung, der VetmedUni Wien und der MedUni Wien hat jetzt entdeckt, dass oxidativer Stress ein Ansatzpunkt für neue Therapien sein könnte. Oxidativer Stress bezeichnet einen Zustand, in dem in der Zelle reaktionsfreudige Moleküle gebildet werden, die dann mit Zellbestandteilen unkontrolliert reagieren und möglicherweise Mutationen auslösen. Diese reaktionsfreudigen Moleküle bezeichnet man als freie Radikale, weil in diesen chemischen Verbindungen ein freies Elektron vorliegt, das besonders aggressiv nach chemischen Reaktionspartnern sucht. Um freie Radikale abzufangen und ihren Schaden abzuwenden, gibt es in den Zellen besondere Verbindungen. Wenn diese Antioxidantien nicht ausreichend vorliegen oder zu viele freie Radikale im Zellstoffwechsel gebildet werden, spricht man von oxidativem Stress. Gemeinsam mit seinem Team hat Moriggl belegt, dass das Fettlebermodell einen hohen Grad an oxidativem Stress aufweist und relativ schnell Lebertumoren bildet. Mit einem genetischen Trick ist es den Forschenden gelungen, den oxidativen Stress in der Fettleber zu reduzieren. „Wir haben festgestellt, dass Fettlebern ohne oxidativen Stress wesentlich langsamer und deutlich weniger Tumoren entwickeln“, wurde der Wissenschafter in einer Aussendung zitiert. Die Experten forschen seit Jahren an Signalwegen, die die Familie der STATTranskriptionsfaktoren einschalten. Das stellt einen Schutz dar. Wird dieses Molekül aber genetisch entfernt, entsteht eine Fettleber, die sich dann schnell zu Lebertumoren weiterentwickelt. Scientific Reports an Beta-Zellen offenbar in letztere um wandeln können. Dem internationalen Wissenschafterteam unter der Leitung von Stefan Kubicek vom CeMM gelang es, durch ein voll automatisiertes Testverfahren, das die Effekte zugelassener Arzneimittelwirkstoffe an AlphaZellkulturen untersucht, einen bisher völlig unbekannten Effekt der Artemisinine zu ent decken. Der Wissenschafter wurde in der Aussendung so zitiert: „Wir konnten mit unserer Arbeit zeigen, dass diese Substanzen auch das genetische Programm von Alpha-Zellen, die Glukagon produzierenden Gegenspieler der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, verändern.“ Das erfolgt über einen „Schalter“ der Alpha-Zellen, das Arx-Gen. Wird dieses Gen blockiert, wandeln sich Alpha-Zellen in Beta-Zellen um. Cell Trabectedin könnnte auch bei Rippenfellkrebs wirken Wissenschafter am Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien haben eine mögliche neue Therapieoption für Rippenfellkrebs (malignes Pleuramesotheliom) entdeckt. Es handelt sich dabei um ein Chemotherapeutikum, das bereits bei anderen Krebsarten eingesetzt wird. In einer präklinischen Studie konnte sowohl in der Zellkultur als auch im Tiermodell gezeigt werden, dass Trabectedin auch beim Rippenfellkrebs wirkt. Der Wirkstoff kommt ursprünglich in der karibischen Seescheide, einem im Meer lebenden Manteltier, vor. Rippenfellkrebs zählt mit ungefähr 90 Neuerkrankungen pro Jahr in Österreich zu den seltenen Krebserkrankungen. Die Prognose der Patienten ist allerdings ausgesprochen schlecht. Das Mesotheliom ist eine sehr aggressive Krebserkrankung, die mit Asbest in Zusammenhang gebracht und standard34 doktor in wien 01_2017 mäßig mit einer Kombination aus Chemotherapie, Chirurgie und Strahlentherapie behandelt wird. Das Tumorleiden entwickelt schnell Resistenzen gegen die vorhandenen Therapien. In ihrer neuesten präklinischen Arbeit untersuchten die Wiener Wissenschafter die Wirkung von Trabectedin bei Rippenfellkrebs. Die Substanz wird mittlerweile als Chemotherapeutikum synthetisch hergestellt und bei bösartigen Tumoren des Weichteilgewebes und bei Eierstockkrebs eingesetzt. Walter Berger, stellvertretender Leiter des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien, und Alireza Hoda von der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Wiener Universitätsklinik für Chirurgie konnten bereits in früheren Arbeiten nachweisen, dass Trabectedin sehr gut gegen Tumorzellen wirkt, gesunde Zellen des Rippenfells aber nur wenig beeinflusst. Molecular Cancer Therapeutics Fotos: abadonian/iStock, magicmine/iStock, SERVICE MEDIZIN MEDIZIN SERVICE Eierstocktransplantation im Tierversuch möglich Bei einem Versagen der Eierstöcke – zum Beispiel bei Chemotherapie – könnte bei Kinderwunsch theoretisch eine Eierstocktransplantation eine Option darstellen. Im Tierversuch an Pavianen ist ein solcher Eingriff jetzt unter Mitwirkung eines Wiener Wissenschafters geglückt, teilte die MedUni Wien mit. Knackpunkt für die Etablierung der Methode ist aber die notwendige Immunsuppression. „Durch die verfrühte Menopause kann einerseits ein sehnlicher Kinderwunsch nicht erfüllt werden, andererseits können durch den entstehenden Hormonmangel eine Osteoporose oder andere Menopausenkomplikationen frühzeitig ausgelöst werden“, wurde Michael Feichtinger von der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Erstautor der Studie, zitiert. Im Tiermodell wurde versucht, erstmals eine allogene Eierstocktransplantation (von einem Individuum zum anderen) durchzuführen – und zwar unter Zuhilfenahme einer neuen Immunsuppression namens PIF (Preimplantation Factor). Das erfolgte an einem Institut der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Institute of Primate Research in Nairobi, bei zwei Pavianen. Vor und nach der Transplantation wurden sie mit PIF behandelt. Das Ergebnis: Bei einem der Tiere war die Transplantation erfolgreich, ein funktionierender Monatszyklus wurde angestoßen – beim anderen blieb dieser Erfolg allerdings aus. Kritischer Punkt wäre bei solchen Eingriffen am Menschen die notwendige Immunsuppression nach der Transplantation von Fremdgewebe. Bisher gibt es keine Methode, die längerfristig keine zum Teil schweren Nebenwirkungen aufweist. Beim Preimplantation Factor handelt es sich um ein Protein, das wahrscheinlich von Nicht nur Nervenzellen machen Schmerz, sondern auch Gliazellen Wenn man sich tief in den Finger schneidet, schmerzt zunächst bloß die Wunde, bald kann aber die ganze Hand schmerzen. Daran sind nicht Nervenzellen schuld, sondern Gliazellen, die diese umhüllen, fanden Wiener Forscher heraus. Sie verstärken den Schmerz und tragen ihn in Körperteile, die gar nicht geschädigt sind. Bisher hat man angenommen, dass Schmerzen eine Nervensache sind, erklärte Jürgen Sandkühler vom Department für Neurophysiologie der MedUni Wien, der die Studie geleitet hat. Bei einer Entzündung oder Verletzung leiten Nervenbahnen eine Erregung an das Rückenmark und von dort an das Gehirn, wo der Sinneseindruck „Schmerz“ entsteht. „Bei der Kommunikation zwischen Nervenzellen besteht aber eine hohe räumliche Präzision“, sagte er, damit ist also nur der Schmerz genau an der betroffenen Stelle zu erklären. Mit Kollegen hat er nun herausgefunden, dass nicht zu den Nervenzellen zählende Zellen die körperliche Pein verstärken und ausweiten. Diese Gliazellen umgeben die Nervenzellen, unterstützen ihren Stoffwechsel und sorgen dafür, dass das Nervensystem in Ordnung bleibt, so der Forscher. Sie werden durch Neurotransmitter wie Glutamat und Adenosintriphosphat, einem wichtigen Energieträger in allen Lebewesen, aktiviert. Daraufhin setzen sie selbst Botenstoffe frei, die entzündungsfördernd sind und andere Gliazellen auf den Plan rufen. Die Gliazellen bilden ein Netzwerk, in dem eine jeweils ihre Nachbarn aktiviert, erklärte Sandkühler. Am Ende reizen sie wiederum die Nervenzellen, die das Signal ins Gehirn weiterleiten. Auf diese Art können sie den Schmerz verstärken und sorgen dafür, dass er sich in Körpergegenden ausbreitet, die vom Auslöser gar nicht betroffen waren. Science Säugetier-Frühembryonen gebildet wird. Es führt dazu, dass die Embryonen bei der Einnistung in die Gebärmutter nicht abgestoßen, sondern vom Immunsystem der Mutter toleriert werden, obwohl es sich bei ihnen um „Fremdmaterial“ handelt. In der Frühschwangerschaft ist PIF im Blut der Schwangeren zu finden. PIF moduliert verschiedene Regelsysteme, zum Beispiel auch die Aktivität von Enzymen, die bei der Einnistung des Embryos die Gebärmutterschleimhaut auflockern. Mittlerweile kann man das Protein auch künstlich herstellen. In Experimenten wurden verschiedene Effekte auf Immunzellen et cetera belegt. Feichtinger: „Auf Basis dieser Ergebnisse scheint eine erfolgreiche Eierstocktransplantation in der Zukunft möglich. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die neue Immunsuppression PIF ohne Nebenwirkungen gut funktioniert, das könnte Einsatzgebiete auch bei anderen Transplantationen eröffnen.“ Mit weiteren Studien soll nun gezeigt werden, welche Faktoren exakt wichtig sind, um die Transplantation erfolgreich gestalten zu können. APA 15 Mikrobenarten im Darm schützen Mäuse vor Salmonellen Ein Team mit österreichischen Forschern hat herausgefunden, dass nur 15 verschiedene Bakterienarten nötig und ausreichend sind, um Salmonelleninfektionen zu verhindern. Unter der Leitung von Bärbel Stecher von der Universität München haben die Wissenschafter zunächst zwölf der in Mäusedärmen verbreitetsten Bakterienarten in steril gehaltene Nager verpflanzt. Dann testeten sie, ob diese Mäuse anfällig für eine Infektion durch Salmonellen sind. Die Forscher haben die Erbgutsequenzen der zwölf Mikrobenarten ermittelt und dahin gehend untersucht, wer und was wohl noch fehlen könnte. Daraufhin setzten sie zusätzlich drei Bakterienarten, die sowohl mit als auch ohne Sauerstoff gut leben können (fakultativ anaerobe Bakterien), in die Mäusedärme ein, und prompt war der Schutz gegen Salmonellen dort so gut wie bei „normalen“ Mäusen. Nature Microbiology 01_2017 doktor in wien 35 SERVICE NOTDIENSTE DIENSTHABENDE FACHÄRZTE FÜR ZAHN-, MUND- UND KIEFERHEILKUNDE (VON 20.00 – 1.00 UHR FRÜH) FEBRUAR 2017 01.Dr. Francan-Putz Angelika 292 03 35 21., Stammersdorfer Straße 96a 02.Dr. Hussein Muaiad 544 57 97 05., Schußwallgasse 5/9 03.Dr. Hertlein-Ransmayr Susanne 332 15 56 20., Stromstraße 36/14/1/5 04.Dr. Lin-Pilz Katharina 216 21 71 02., Rueppgasse 17/1 05.Dr. Horngacher Grazia 485 65 33 16., Maroltingergasse 102/2 06.Dr. Albu Horia-Dan 523 71 38 07., Neustiftgasse 104/6 07. Dr. Augustin Walter 768 80 88 11., Wopenkastraße 6/6/1-2 08.DDr. Geyerhofer Ursula 486 36 35 16., Neulerchenfelder Straße 75-77 09.Dr. Mirea Emanuel 523 44 99 07., Kirchengasse 39/10 10.DDr. Wagesreither Stefan 317 93 66 09., Nordbergstraße 6/3 11.DDr. Aigner Alla 600 39 64 10., Laxenburger Straße 83/3-4 12.d-r Reiter-Vasilcin Marija 269 06 16 22., Bellegardegasse 24 13.Dr. Beck Brigitte 406 25 76 08., Florianigasse 50/2/3 Dr. Kova Martin 920 60 76 11., Guglgasse 6/3/6/6 15.Dr. Novak Mladen 813 95 65 12., Vivenotgasse 17/12 16.DDr. Klimscha Johannes 269 87 77 22., Leonard-Bernstein-Straße 4-6/Stg. 10 14. 17. MR Dr. Grünberger Doris 712 44 28 03., Parkgasse 15/2 18. MR Dr. Geyer Walter 877 15 50 13., Hietzinger Hauptstraße 82-84/1 19.Dr. Tahvildari Shadi 603 20 72 10., Quellenstraße 160/10 20.Dr. Raabe Gerd 602 33 07 10., Senefeldergasse 49/7 21. Priv.-Doz. DDr. Wanschitz Felix 523 93 58 07., Schottenfeldgasse 39/2/6 22. Dr. Waldbauer Barbara 914 96 54 14., Gruschaplatz 8 406 88 50 08., Alser Straße 53/Top 6 505 43 06 01., Kärntner Ring 10/6 25.Dr. Achim Liviu 523 26 61 07., Lindengasse 31/2/7 26.Dr. Koristka Dusan 214 34 60 02., Praterstern 1 27.Dr. Sarukhanyan Roman 28.Dr. Melber Ulrike 486 02 83 271 33 12 16., Wurlitzergasse 13/10+11 21., Schlosshofer Straße 20/1/5 23.DDr. Weber-Bacican Mihaela 24. Dr.-medic stom. Hortolomei Armand-Romeo WOCHENEND- BZW. FEIERTAGSDIENST (SAMSTAG, SONN- UND FEIERTAG VON 9.00 – 18.00 UHR) FEBRUAR 2017 4. - 5. Februar 2017 Dr. Witzmann Natascha 214 57 92 02., Karmelitergasse 13/7 Dr.-medic stom. Dumitru Doina 596 17 15 06., Gumpendorfer Straße 115 DDr. Ziya Ghazvini Farzad 492 07 51 16., Menzelgasse 6/1 DDr. Sollinger Markus 405 32 13 01., Lichtenfelsgasse 1/5 Dr. Tafaj Ekrem 544 17 79 05., Schönbrunner Straße 89/2 Dr. Weigel Margarita 203 22 94 22., Wagramer Straße 93/6/2 Dr. Fuchs Nikolaus 713 62 30 03., Klimschgasse 14/3 Dr. Spanlang Silke 368 36 87 19., Döblinger Hauptstraße 66/9 Dr. Höhsl Stephan 667 22 19 23., Schwarzenhaidestraße 15 Dr. Sas Katharina 815 05 50 12., Steinbauergasse 34 Dr. Marinova Emilia 403 55 03 17., Hernalser Hauptstraße 24-26/4 d-r Reiter-Vasilcin Marija 269 06 16 22., Bellegardegasse 24 11. - 12. Februar 2017 18. - 19. Februar 2017 25. – 26. Februar 2017 36 doktor in wien 01_2017 KONGRESSE SERVICE ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG APRIL BIS JUNI 2017 ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien 1060 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW E-Mail: [email protected], [email protected] AGO 2017 26. Wissenschaftliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO), einer Arbeitsgemeinschaft der OEGGG 15. Österreichischer Kongress „Krebs bei der Frau“, Fortbildungsseminar für onkologisches Pflegepersonal Ort: Salzburg Congress, 5020 Salzburg, Auerspergstraße 6 Termin: 27. – 29.4.2017 Tagungssekretariat: Ingrid Zeimet-Kirchmair Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe 6020 Innsbruck, Anichstraße 35 Tel.: +43/512/504-23051 E-Mail: [email protected] Aufbaukurs – Manuelle und maschinelle Instrumentation im Rahmen der systematischen Parodontitisbehandlung (Seminar für diplomierte Prophylaxeassistentinnen, PAss Diplom der Österreichischen Zahnärztekammer) Dr. Axel Mory, Dr. Bettina Schreder 20. – 21.1.2017 Bogensequenzen: Wie, wann und in welchen Fällen? Prof. Dr. Birte Melsen 22.1.2017 Moderne Diagnostik und Therapie – Im Frühstadium der Karies Priv.-Doz. Dr. Alexander Welk 27.1.2017 Curriculum Ästhetische Zahnheilkunde Prof. Dr. Jürgen Manhart 27. – 28.1., 17. – 18.2., 10. – 12.3., 28. – 29.4., 19. – 21.5., 30.6. – 1.7., 1. – 2.9., 6. – 7.10., 15. – 16.12.2017 Postmoderne Behandlungsmechanik-oder-biegen: Man lernt nie aus Dr. Martin Baxmann 28.1.2017 Moderne Kieferorthopädie: Qualität und Effizienz Dr. Guido Sampermans 17. – 18.2., 10. – 11.3., 7. – 8.4., 19. – 20.5., 23. – 24.6., 15. – 16.9.2017 Notfallmedizin – Erste Hilfe (Seminar für Assistenten) Dr. Werner Deutschmann 25.2.2017 Assistenz in der Implantologie (Seminar für Assistenten) Ingrid Kröll 3.3.2017 Curriculum – Implantologie 1 Dr. Christian Schober, Prof. DDr. Raoul Polansky, Prof. DI DDr. Rudolf Seemann 3. – 4.3., 9. – 10.6.2017 Curriculum Prophylaxe – Diplomfortbildung (Seminar für PAss Assistenten) Dr. Michael Dieter, Dr. Hardy Haririan, Prof. Dr. Thomas Bernhart, MR Dr. Franz Hastermann, Dr. Knut Hufschmidt, Mag. Ralph Elser, Markus Tschann 17.3., 23.6., 8.9.2017 Kieferorthopädie für Fortgeschrittene (6-teilig) Dr. Martin Baxmann 17. – 18.3., 5. – 6.5., 23. – 24.6., 8. – 9.9., 10. – 11.11., 8. – 9.12.2017 Curriculum – Implantologie 2 Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. PhD Christos Perisanidis, Prim. Priv.-Doz. DDr. Paul Wolfgang Pöschl, Univ.-Prof. DDr. Christian Ulm, Priv.-Doz. DDr. Felix Wanschitz, Univ.-Prof. DDr. Arne Wagner, DDr. Polina Kotlarenko, DDr. Gerald Jahl, DDr. Florian Katauczek Kurs 1: 17. – 18.3., 6.10.2017 Kurs 2: 21. – 22.4., 7.10.2017 Kieferorthopädie Ausbildungskurs (6-teiliger KFO-Kurs) Dr. Martin Baxmann 19. – 20.3., 7. – 8.5., 25. – 26.6., 10. – 11.9., 12. – 13.11., 10. – 11.12.2017 Röntgen – Seminar für zahnärztliche Assistentinnen Univ.-Prof. Dr. Ales Celar 1.4.2017 Refresher für die PAss 2017 (Seminar für Prophylaxeassistenten) Anette Schmidt 7. – 8.4.2017 24. Atherosklerose Jahrestagung Ort: Parkhotel Billroth, 5340 St. Gilgen, Billrothstraße 2 Termin: 12. – 13.5.2017 Tagungspräsident: Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Föger Veranstalter: Österreichischen Gesellschaft für Athero sklerose, www.aas.at Information und Anmeldung: AZ med.info 1014 Wien, Helferstorferstraße 4 Tel.: +43/1/531 16-37, E-Mail: [email protected] 49. Wachauer Frühjahrssymposium der ÖGZMK Zweigverein Niederösterreich Zukunftstechnologien in der Zahnheilkunde Ort: Steigenberger Hotel & Spa, Krems/Donau Termin: 18. – 20.5.2017 Wissenschaftliche Organisation: Univ.-Prof. Dr. Thomas Bernhart Veranstalter: Dr. Wolfgang Gruber Information: AZ med.info 1014 Wien, Helferstorferstraße 4 Tel.: +43/1/531 16-48 DW, E-Mail: [email protected] Anmeldung: ÖGZMK NÖ, Sarah Eder Tel.: +43/664/424 84 26 E-Mail: [email protected] 50. Jahrestagung und 28. Fortbildungskurs der ÖGGH Ort: Design Center, 4020 Linz, Europaplatz 1 Termin: 8. – 10.6.2017 Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl, Univ.-Prof. Dr. Christoph Högenauer, Priv.-Doz. Dr. Andreas Maieron, Univ.-Prof. Dr. Peter Ferenci Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Gastro enterologie und Hepatologie, www.oeggh.at Information und Anmeldung: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft 1010 Wien, Freyung 6 Tel.: +43/1/531 16 70 E-Mail: [email protected] BITTE BEACHTEN SIE Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der Ärzte in Wien können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen. 01_2017 doktor in wien 37 Christina Schmidbauer (Hg.) Mikronährstoff-Coach� Das große BIOGENA� Kompendium der Mikronährstoffe Verlagshaus der Ärzte GmbH Nibelungengasse 13 1010 Wien TELEFON: 01/512 44 86-DW 19 FAX: 01/512 44 86 24 E-MAIL: [email protected] BESTELLSERVICE Ich bestelle Exemplar(e) (Bitte Anzahl eintragen!) à € 69,90 Christina Schmidbauer (Hg.) Mikronährstoff-Coach� Das große BIOGENA� Kompendium der Mikronährstoffe Mikronährstoffe — eine kompetente und brandaktuelle Übersicht Dieses Buch ermöglicht es, rasch und einfach zu fundierten Informationen über Mikronährstoffe und deren therapeutische Verwendung zu kommen. Es sind über 100 Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Fett- und Aminosäuren, bioaktive Pflanzenstoffe, Pflanzenextrakte und sonstige Naturstoffe erfasst und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufgearbeitet. Die Unterteilung nach Mikronährstoffen, Indikationen und Wechselwirkungen ermöglicht ein schnelles und gezieltes Auffinden der gewünschten Informationen. Spartenübergreifende Querverweise helfen zusätzlich, Zusammenhänge zu erkennen. So werden die Mikronährstoffe zum Beispiel mit jenen Medikamenten angegeben, mit denen sie bekanntermaßen wechselwirken, und für tiefergehende Informationen blättert man einfach im Abschnitt der zugehörigen Medikamentengruppe nach. Mikronährstoffen kommt in der modernen Medizin eine immer größere Bedeutung zu. Viele neueste Studien belegen, dass Vitamine, Spurenelemente & Co. nicht nur bei grippalen Infekten oder kleineren „Wehwehchen“ ihre Bedeutung haben, sondern auch bei lebensbedrohenden Erkrankungen wie etwa Krebs als Begleittherapeutika sinnvoll sind. Dieses Überblickswerk stellt die aktuellen Forschungsergebnisse vor und bietet eine sinnvolle Ergänzung des medizinischen Basiswissens, von der Patienten und Ärzte gleichermaßen profitieren. 824 Seiten | Format 16,5 × 23,8 cm | gebunden ISBN 978-3-99052-111-3 | Preis: € 69,90 www.aerzteverlagshaus .at Bitte Coupon vollständig ausfüllen: Vorname Zuname Straße / / Hausnummer Stiege Türnummer PLZ Ort Datum Unterschrift Bestellung zuzüglich € 3,90 Versandkosten KLEINANZEIGEN KONTAKT Gebrauchte Ultraschallgeräte von Siemens, Philips, Toshiba, Samsung/ Sonoace und anderen Herstellern günstig anzubieten. Verschiedene Applikationen. Nähere Information: Hr. Kundi, Tel.: 0676/786 57 46. Klavierstimmaktion € 100,– in Wien/€ 120,– außerhalb. Alles inkl. Erfahrener Fachmann besucht Sie! Tel.: 0676/686 61 62. Internet: www.pianoservice.at, E-Mail: [email protected]. Helfen Sie Helfen! www.fraubock.at/spenden Ute Bock ist die erste und letzte Anlaufstelle für jene Asylwerber, die nicht mehr weiter wissen. Sie braucht Ihre finanzielle Hilfe, um Menschen, für die sich sonst niemand zuständig fühlt, mit dem Notwendigsten zu versorgen. Ihre Spende wird sowohl für Nahrung, Kleidung und Medikamente als auch für Wohnungen, Bildung und Beratung dringend benötigt. Ziel der Arbeit ist es, Rechte und Kompetenzen von Flüchtlingen zu stärken sowie Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen. Die Finanzierung wird fast zur Gänze durch Spenden gewährleistet. Seit 1. Jänner 2009 sind Spenden an den Verein Ute Bock von der Steuer absetzbar. 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