Weihnachten an der Islam-Front

Weihnachten an der Islam-Front
Die Legende vom Kampf gegen den Terror
Autor: U. Gellermann
Datum: 26. Dezember 2016
Da war er wieder, der deutsche Rache-Engel: Auf dem Adventsmarkt im
Feldlager von Masar-i-Scharif in Afghanistan lief Frau von der Leyen durch die
weihnachtliche Gegend. Die Dame war schon mehrfach zum Fest dort: ?Die
Besuche der Verteidigungsministerin kurz vor Weihnachten haben Tradition?,
teilt die Bundeswehr mit. Denn der deutsche Recke steht dort auf Wacht gegen
den Terrorismus. Und das schon seit 15 Jahren. Da gab es in Deutschland noch
gar nichts zu rächen. Aber an der Seite der USA wurde tapfer der Terror
bekämpft. Mit dem bekannten Erfolg: Mehr Terror, mehr Tote. In Afghanistan
ohnehin. Aber natürlich auch in allerlei anderen Ländern.
Ziemlich pünktlich, nach dem Ende des Sozialismus, als dem Kapitalismus ein
prima Feind abhanden gekommen war, warf Samuel Huntington 1996 sein Buch
?The Clash of Civilizations? auf den Markt. Mit dem ?Kampf der Kulturen? war
in den Machtzentralen des Westens ein neuer Feind gefunden: Der Islam. Ein
Gespenst, mit dem die Massen geängstigt und diszipliniert werden konnten. Ein
Widersacher, der zudem über den Treibstoff verfügte, der nicht nur die
Wirtschaft antrieb sondern auch den Rohstoff-Hunger des Westens gieren ließ:
Öl. Und weil ?unsere? Kultur als die überlegene verkauft wurde, musste das
auch bewiesen werden: Im Irak, in Afghanistan, in Libyen und in Syrien. Die
Zahl der Toten, primär auf der Seite der islamisch geprägten Länder, ist ohne
Ende. Mehr als 700 Luftangriffe haben die USA im Jahr 2016 allein in
Afghanistan geflogen. Aber die kaputten Hütten, die ermordeten Ziegenhirten
und deren Familien sind nie auf TV-Bildern zu sehen.
?Sie stehen dafür ein, dass wir uns nicht unterkriegen lassen vom Terror, dass
wir uns wehren gegen diejenigen, die die Menschen terrorisieren?, glaubte Frau
von der Leyen vor ein paar Tagen auf dem Bundeswehr-Adventsmarkt den
Soldaten in Afghanistan sagen zu müssen. Flankiert wird diese sonderbare Frau
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von der BILD-Zeitung: ?Fast 3.300 deutsche Soldaten sind momentan im
Auslandseinsatz. Drei der Einsatzgebiete sind das afrikanische Mali, der
Balkanstaat Kosovo und der arabische Staat Libanon im Norden Afrikas. Von
dort haben sechs Kameraden für BILD über ihr Weihnachten im Einsatz
berichtet?. DAS SIND UNSERE WEIHNACHTSHELDEN schreibt das Blatt. Unsere
Weihnachtshelden leiden unter einem schweren Weihnachtsbaum-Mangel: Mal
ist er nur künstlich teilt Stephan G. aus dem Libanon mit, dann zu sperrig ?da
die Feldpost so große Sendungen nicht verschicken kann? berichtet die
Soldatin Nicole B. aus Mali.
Ob es auch ein Weihnachtsmarkt war, den der Generalinspekteur der
Bundeswehr, General Volker Wieker vor ein paar Tagen im türkischen Incirlik
besuchte? Nein, der ranghöchste Soldat der Bundeswehr traf sich dort mit
Brigadegeneral Ismail Günaydin, dem Kommandeur der türkischen
Luftwaffenbasis. Um diese Sätze abzusondern: ?Die Hydra des Terrorismus
beschränkt sich nicht nur auf ein einzelnes Gebiet. Umso wichtiger ist die
Entschlossenheit der internationalen Staatengemeinschaft, dagegen
vorzugehen.? Das erzählte der General auf einem Stützpunkt der türkischen
Diktatur, die munter das eigene Volk terrorisiert. Doch General Wieker hat für
solche Einzelheiten keine Zeit. Er muss schnell weiter nach Katar zur
Außenstelle des deutschen Einsatzkontingents im dortigen CAOC (Combined
Air Operations Centre). Denn dort befindet sich unter Führung der Vereinigten
Staaten auf der Al Udeid Air Base der ?Einsatzgefechtsstand der alliierten
Luftstreitkräfte in Afghanistan?.
Katar ist einer der wesentlichen Finanziers des arabischen Terrorismus.
Besonders viel katarisches Geld fließt nach Syrien. Dort finanziert das Emirat
die terroristische ?Nusrah Front?, einen al-Qaida Ableger. Das Geld ist gut
angelegt, falls der syrische Präsident Assad weichen sollte, kann Katar endlich
seine Erdgas-Pipeline zur Türkei bauen. Katar aber kann nichts mit dem
internationalen Terror zu tun haben, erklärte die Kanzlerin jüngst, als solche
Nachrichten auftauchten. Denn Katar, so schreibt das Auswärtige Amt,
?engagiert sich mit Investitionen in Deutschland und hält u.a. Beteiligungen an
Volkswagen, Hochtief und Siemens.? Dass in diesem Land des Terrors, der
Sklavenarbeit und des religiösen Fanatismus die Fußball-Weltmeisterschaft
2022 mit deutscher Hilfe ausgerichtet wird, kann den ranghohen Besucher aus
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Deutschland nicht kümmern. Wahrscheinlich musste der General die
Unterkünfte deutscher Soldaten mit Tannenzweigen schmücken.
?Unsere Werte werden siegen?, behauptete die Kanzlerin nach dem Anschlag
auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. ? Auf dem Speiseplan der
Truppenverpflegung im Kosovo, dem Bundeswehr-Feldlager Prizren, stand für
Mittag am 24. Dezember: ?Vorspeise Festtagssuppe, Hauptmahlzeit Rumpsteak
oder Kalbsbraten, für die Vegetarier Gemüsefrikadelle, und zum Nachtisch
Vanillecreme mit Himbeersoße.? Seit dem 12. Juni 1999 ist die Bundeswehr im
Kosovo. Dieser Staat wurde damals mit den Luftangriffen der NATO auf
Jugoslawien geboren. Seit der ?Befreiung? des Kosovo sind dort mit saudischem
Geld 240 neue Moscheen gebaut worden. Streng fundamentalistisch
wahabitischer Provenienz, versteht sich. Rund 360 Dschihadisten stellt das
kleine Land für die Terror-Gruppen in Syrien.
Wo siegen welche Werte? Die wertvollen westlichen Bomben treffen zumeist
islamische Köpfe. Die wertvollen deutschen Beziehungen zu Katar und Saudi
Arabien wurden und werden zu keiner Zeit in Frage gestellt. Der Kampf gegen
den Terror zeugt nur neuen Terror. Das Weihnachtsgeschwätz der deutschen
politischen und militärischen Führung soll mit seinem Lametta die Paten des
Terrors in Kanzleramt und dem Verteidigungsministerium tarnen. Stille Nacht
allerseits. Der Baum brennt.
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