Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag Elektronische Zeitung Schattenblick Sonntag, 25. Dezember 2016 POLITIK / REDAKTION 21. Linke Literaturmesse - basiseuropäisch ... Waffen an Südsudan Bevölkerung zwischen den Mahlsteinen der Geopolitik Referenzprojekt der europäischen Linken zieht Protest die Zähne Keine Mehrheit im UNSicher heitsrat für Waffenembargo gegen Südsudan Die USA sind mit ihrem Vorstoß im UN-Sicherheitsrat, ein Waffenembargo gegen Südsudan zu verhängen, knapp gescheitert. Nur sieben der fünfzehn Staaten stimmten dafür. Acht Mitglieder enthielten sich, darunter Rußland und China sowie die drei afrikanischen Staaten Angola, Ägypten und der Senegal. [1] In dem jüngsten Staat Afrikas, der sich 2011 von Sudan abgespalten hat, tobt seit Jahren ein blutiger Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar. Dabei kamen Zehntausende Einwohner ums Leben, mehrere Millionen wurden vertrieben. Im vergangenen Jahr ... "Der kurze griechische Frühling Das Scheitern von Syriza und seine Konsequenzen" (SB) (Seite 5) SCHACH-SPHINX Kein Erdreich für Wurzeln (SB) Schachspieler mit einem großen Potential an Talent, Scharf- und Spürsinn hat es viele in der langen Geschichte der Schachkunst gegeben. Doch nicht alle blieben Caissas Wegen treu. Einer unter diesen Begnadeten war der Exilrusse ... (Seite 6) (SB) 24. Dezember 2016 Kreuzt man den von der deutschen und europäischen Linken weithin erhobenen Ruf nach einem demokratischen und sozialen Europa mit dem tragischen Scheitern Syrizas in Griechenland, zeichnet sich ein unüberbrückbarer Widerspruch ab. Wer die Version favorisiert, Alexis Tsipras und seine Regierung seien im erpresserischen Würgegriff der EU in die Knie gezwungen worden, wird weiter der Vorstellung anhängen, ein neuer Anlauf nach demselben Muster einer reformierbaren Europäischen Union sei die einzige und unabweisliche Option. Zieht man hingegen die Schlußfolgerung, daß mit der Hinnahme des insbesondere von Berlin durchgesetzten Spardiktats durch die Syriza-Regierung der griechischen Bevölkerung, deren Protestbewegung und der gesamten europäischen Linken eine schwere Niederlage beigebracht worden sei, kommt man nicht umhin, ein demokratisches und soziales Europa unter den Bedingungen des Euro und der EU als Illusion auszuweisen. Letzteres ist eine Position, die Andreas Wehr seit Jahren auf fundierte Weise geltend macht und in seinem neuesten Buch "Der kurze griechische Frühling - Das Scheitern von Syriza und seine Konsequenzen" [1], das er im Rahmen der 21. Linken Literaturmesse in prägnanten Auszügen vorgestellt hat, belegt und vertieft. Der Autor weiß aus eigener langjähriger Erfahrung als Mitarbeiter in der Konföderalen Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke im Europaparlament, wovon er spricht. Er hat die verheerende Entwicklung seit dem Ausbruch der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 intensiv verfolgt und in einer Reihe von Beiträgen und Büchern publizistisch aufbereitet. Wenngleich die immer engere Taktfolge multipler Krisen und Konflikte die griechische Gemengelage weitgehend aus der tagesaktuellen Berichterstattung verdrängt hat, ist die Problematik keinesfalls ausgestanden. Die Linke sollte nicht darauf verzichten, sich substantiell mit dem De- Elektronische Zeitung Schattenblick saster in Griechenland und dem Schicksal Syrizas zu befassen. Zum einen hat der IWF seinen Rückzug angekündigt, sofern kein Schuldenschnitt kommt. Demzufolge wird die Problematik mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut auf die deutsche Innenpolitik zurückschlagen, wenn kein Weg mehr an Abschreibungen vorbeiführt. Zum anderen setzt Griechenland ein geradezu kategorisches Zeichen des Umgangs der EU mit Staaten, die diszipliniert werden sollen. Das gilt für Portugal, Spanien und vielleicht eines Tages auch für Italien. Verhängnisvolle Verklärung der Europäischen Union Regierungsmacht dürfte auch der Abstieg dieser Partei vonstatten gehen. Sie liegt in Umfragen bereits deutlich hinter der konservativen Nea Dimokratia, und auch die Rechtsradikalen sind auf dem Vormarsch. Wesentlich für das Verständnis Syrizas ist deren Einschätzung Europas. Auf dem letzten Parteitag wurde die Position von Alexis Tsipras noch einmal bestätigt. Andreas Wehr zitiert in diesem wie auch allen folgenden Beispielen aus seinem jüngsten Buch. Im Dezember 2013 stellte Tsipras in der Le Monde Diplomatique dar, wie er die EU sieht: Das heutige Europa, der gemein same Markt und die Europäische Union wurden auf dem Fundament bestimmter Prinzipien errichtet: Kein Krieg mehr in Europa, uni verselle Menschenrechte und ein Gemeinschaftsvertrag, der auf mehreren Säulen ruht. Soziale In klusion und Absicherung, ein öf fentliches Bildungs und Gesund heitswesen und eine allgemeine Sozialfürsorge, schließlich die schrittweise Annäherung des Le bensstandards der ärmeren Regio nen an das Niveau der erfolgrei chen Länder. Das alles ist keines wegs die neue europäische Idee, es ist die alte europäische Idee, aber die wurde vor Jahren von einer Ideologie der Märkte und der be dingungslosen Konkurrenz ver drängt, von der neuen europäi schen Idee namens Neoliberalis mus. Und jetzt geht es darum, un sere Partner davon zu überzeugen, daß der heute verfolgte Kurs uns alle, das heißt alle Europäer, in ei ne schreckliche Sackgasse führt. so Wehr, doch eine solche EU sei ihm nie begegnet. Er habe es stets mit einer EU zu tun gehabt, die von Anfang an eine neoliberale gewesen sei und dieses Grundmuster mit dem Maastrichter Vertrag und dem Euro um so mehr verfestigt habe. Grundlage der Politik Syrizas sei eine illusionäre Vorstellung von Europa, verbunden mit der Hoffnung, daß man "die Partner" von einer anderen Politik überzeugen könne. Dabei sei nach der Regierungsübernahme Ende Januar 2015 relativ schnell klar geworden, daß das nicht funktionieren würde. Tsipras, Varoufakis und andere reisten in die europäischen Hauptstädte, um die Sozialdemokraten zu überzeugen. Überall wurden sie damit konfrontiert, daß es für ihre Politik, mit der sie die Wahlen gewonnen hatten, nämlich Schuldenschnitt und Ende der Austeritätspolitik, keine Zustimmung gebe. Sigmar Gabriel nahm diesbezüglich im Juni 2015 in der Bild-Zeitung kein Blatt vor den Mund: Andreas Wehr zeichnet den erstaunlichen Höhenflug Syrizas nach, die aus der kleinen und schon lange existierenden Partei Synaspismos heraus einen beispiellosen Aufstieg zu einer Partei vollzogen hat, die bei den Wahlen im Januar 2015 35 Prozent erreichte. Eine ähnlich rasante Umgruppierung des politischen Würden sich die Hardliner in Spektrums in der Krise zeigt auch Griechenland durchsetzen, wäre Podemos in Spanien, die jedoch das kein Sieg der Linken, sondern nicht auf eine Vorgängerpartei zuder rechtsextremen Nationali rückgreifen konnte, sondern erst sten. Es wäre das Zeichen, daß 2014 gegründet wurde. Der Aufman mit nationalen Interessen stieg Syrizas ging mit dem AbEuropa erpressen kann, gerade stieg der klassischen Sozialdemozu ein Aufbruchssignal für die kratie einher. Kam die PASOK Rechten wie Le Pen in Frank unter Giorgos Papandreou im reich. Deshalb werden sich Eu Herbst 2009 noch auf 45 Prozent, ropa und Deutschland nicht er so stürzte die Partei bei den letzpressen lassen, und wir werden ten Wahlen auf kaum mehr als 5 nicht die überzogenen Wahlver Prozent ab. Dieser gewaltige Umsprechen einer zum Teil kommu bruch ist nur im Zusammenhang nistischen Regierung durch die des beispiellosen sozialen Desadeutschen Arbeitnehmer und ihre sters erklärlich, welches das sogeFamilien bezahlen lassen. nannte Rettungsprogramm der EU herbeigeführt hat. So rasch Er sei 15 Jahre Mitarbeiter im Eu- Man könne sich darüber empören wie der Aufstieg Syrizas an die ropäischen Parlament gewesen, und anprangern, die SozialdemoSeite 2 www.schattenblick.de So, 25. Dezember 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick kraten hätten die Syriza-Regierung hängen lassen, doch gehörten zwei dazu, so Andreas Wehr. Wer sich der Vorstellung hingebe, man könne mit den Sozialdemokraten ins Geschäft zu kommen, müsse sich Kritik gefallen lassen. Die Sozialdemokraten haben die Memoranden mit unterzeichnet, zusammen mit den Grünen diese Politik akzeptiert und damit das Urteil über Alexis Tsipras und seine Regierung gesprochen. Syriza schafft sich als Hemmschuh der Austeritätspolitik ab Im Innern ist Tsipras' Spielraum unverändert klein. Seine unreali stischen Wahlversprechen und die roten Linien der Regierung fes seln ihn weiter. Einen Ausweg soll ihm die Drohung mit einem Refe rendum verschaffen. Denn mit je dem Zugeständnis müßte er ein Wahlversprechen brechen. Ein Referendum würde weitere wert volle Zeit verschlingen, aber den Kurswechsel legitimieren, ohne daß dafür Neuwahlen abgehalten werden müßten. Syriza hatte nie einen Plan B in petto, und nach ihrem Willen sollte es auch keinen geben: Ein Austritt aus dem Euro war kein Thema. Auf Grundlage des Wahlergebnisses vom Januar 2015 gab es kein Mandat, Griechenland aus dem Euro zu führen. Syriza hat aber auch nicht das geringste unternommen, um die Bevölkerung über die Möglichkeiten und Grenzen aufzuklären, innerhalb der Griechenland war durch die Eurozone Kritik zu üben. Tsipras hätte das Ergebnis des Aufgabe der eigenen Währung Referendums als Votum für die absolut abhängig von der EU, Das "Nein" des Referendums vom Souveränität auslegen können, was man nicht ausgleichen 5. Juli 2015 schien eine klare Li- aber das wollte er nicht. Das könne, indem man in Moskau nie der Abgrenzung von jeglichen "Nein" wurde als "Ja" zu den Pläund Peking um einen Kredit fruchtlosen Verhandlungen zu zie- nen der Regierung ausgelegt, obbittet, so der Referent. Dieser hen. Hatten Tsipras und Varoufa- gleich diese weit von dem entwürde nichts daran ändern, daß kis das Volk befragt, um Rücken- fernt waren, was sie noch im Jaman keine Abwertung der eige- wind für einen entschiedenen Wi- nuar erklärt hatte. Der eigentümnen Währung vornehmen kann, derstand gegen die Grausamkeiten liche Doppelcharakter des Refeweil man keine mehr hat. Die zu bekommen, die ihnen diktiert rendums war einer der maßgeblirussische Regierung habe wurden? Daß dem nicht so war, chen Wendepunkte, an denen Tsinichts zu verschenken und mutmaßte die FAZ bereits im pras einen neuen Kurs anlegte. pragmatisch gefordert, Tsipras April 2015 mit Blick auf Äuße- Noch in der Nacht wurde Varoufsolle zuerst einmal nein zu den rungen der Athener Regierung akis entlassen, der in der vorderSanktionen sagen. Griechen- über ein mögliches Referendum: sten Reihe gestanden hatte. Am land ist Mitglied der NATO und folgenden Tag lud Tsipras die trägt die Sanktionen gegen Zu einem Referendum, so der Mi Parteiführer der Opposition mit Rußland mit, Mitglied der Eu- nisterpräsident, werde es nur Ausnahme der KKE ein, um ein rozone und hat sich die Proble- dann kommen, wenn die zu tref gemeinsames Papier zu formulieme selbst auf den Hals geholt. fende Vereinbarung über die künf ren, das dann nach Brüssel geWarum sollte Moskau helfen, tige Finanzierung Griechenlands schickt wurde. Am 12. Juli ließen obgleich Tsipras den Russen im die roten Linien mißachtet, die sich Berlin und Brüssel von dieGegenzug nicht helfen konnte das griechische Volk bei der Par sen Forderungen nicht beeinund wollte? Die Chinesen lamentswahl am 25. Januar gezo drucken, und seitdem war Syriza dächten noch mehr an sich als gen habe. Gestärkt durch eine er als grundlegende oppositionelle alle anderen, was man ihnen folgreiche Volksabstimmung Kraft gegen die Austeritätspolitik auch nicht verdenken könne. könnte Tsipras sich nach dem un verschwunden. In der Nacht vom Sie wollten den Hafen in Pirä- ausweichlichen Bruch eines 12. auf den 13. Juli mußte Tsipras us und haben dafür keinen großen Teils seiner Wahlverspre mehr Auflagen hinnehmen, als Freundschaftspreis gezahlt. chen besser für den Kampf gegen die nationale Einheit zuvor auf Ohnehin sei bei diesen Gesprä- die wachsende Unzufriedenheit in den Weg gebracht hatte. chen kaum ernsthaft verhandelt den eigenen Reihen wappnen. worden, sie dienten wohl eher Es kam zu einem Putsch in Syridem Zweck, die Linke in der ei- Die FAZ hatte den Braten gerochen za mit dem Austritt wichtiger Miund legte in einem Kommentar nach: nister und Kader, die die Partei genen Partei ruhigzustellen. So, 25. Dezember 2016 www.schattenblick.de Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick unter dem Beifall der EU-Kommission und der bürgerlichen Medien in Deutschland verließen: Endlich seien die Blockierer verschwunden. Mit der Volkseinheit wurde eine neue Partei gegründet, die bei den Wahlen am 20. September jedoch den Einzug ins Parlament verfehlte. Dieser Aderlaß an Kadern und Mitgliedern hat die Partei bis heute geschwächt. Die Neuausrichtung der kleinen Gruppe um Tsipras und die Ausrufung von Neuwahlen fand bemerkenswerterweise ohne Parteitag statt. Der Parteitag im Herbst 2016 war der erste seit der Machtübernahme 2015. Trotz des Scheiterns des ursprünglichen Programms, mit dem man die Wahlen gewonnen hatte, und der Formulierung eines im Grunde diametral entgegengesetzten Programms wurde die Parteibasis nicht befragt. Es gab zwar eine Bewegung, einen Parteitag einzuberufen, und eine Mehrheit dafür im Zentralkomitee, die jedoch übergangen wurden. Das führt zur Frage nach dem Charakter solcher linkspopulistischen Parteien, die im Falle Syrizas wie autoritäre Veranstaltungen mit einem charismatischen Führer anmuten. Sind es nicht Schaumgebilde, die einen Aufstieg und Abstieg erleben, aber keine Demokratie innerhalb der Partei praktizieren?, fragt der Referent. Mit Blick auf die weithin favorisierte These, Tsipras' Handlungsweise sei alternativlos gewesen, gibt Wehr zu bedenken, daß der Ökonom Costas Lapavitsas bereits 2012 gesagt habe, die Zukunft Griechenlands liege außerhalb der Euro-Zone. Wenngleich das ein schwieriger und mit erheblichen Härten verbundener Schritt sei, führe er doch aus der Seite 4 nicht minder entbehrungsreichen, aber ausweglosen Zwangslage des Euro-Regimes heraus. Lapavitsas, der zeitweise Abgeordneter Syrizas war und heute als Professor an einer Londoner Universität lehrt, stand mit dieser Auffassung jedoch allein. Soziale Bewegung angeführt, kanalisiert, neutralisiert Andreas Wehr hat in seinem Buch diverse weitere wesentliche Themen wie insbesondere die Strategien der EU, um die Syriza-Regierung weichzukochen, und die Unnachgiebigkeit, auf die Varoufakis in der Eurogruppe gestoßen ist, keineswegs ausgespart. Ähnliche Zwangsmaßnahmen hätten sich in Portugal wiederholt und jetzt auch in Ungarn, Spanien und Italien. Verliere ein Land seine Souveränität über die eigene Währung, sei es vollkommen erpreßbar geworden. Beim faktisch sozialdemokratisch ausgerichteten Südländergipfel, der im Herbst in Athen stattfand, erklärte Tsipras, er suche die Nähe zu den Sozialdemokraten und Grünen in Europa, weil das die einzige Chance sei, ein anderes europäisches Projekt zu realisieren. Er unterschlug dabei, daß die Sozialdemokraten keinerlei Veranlassung haben, mit ihm darüber zu reden, und sich ein solches Vorhaben im sozialdemokratischen Milieu ohnehin nicht etablieren ließe. Eine grundlegend andere Politik wird innerhalb der Eurozone nicht möglich sein. Selbst die FAZ diskutiert inzwischen darüber, daß es im Falle eines Ausstiegs des IWF besser wäre, die Griechen aus der Eurozone zu entlassen, damit sie wieder über eine eigene Währung verfügen. www.schattenblick.de Syriza hat zweifellos von der sozialen Bewegung profitiert. Ihr Aufstieg als Partei war politischer Ausdruck der Unrast und Unwilligkeit der Bevölkerung, die dramatische Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse weiter zu ertragen. Syriza ist auf einer Woge des sozialen Protests an die Regierung gekommen, den sie mit befördert hat. Alexis Tsipras war Spitzenkandidat der Europäischen Linkspartei bei der Wahl zum Europaparlament 2014 mit dem Anspruch, dieses Europa zu ändern. Was ist daraus geworden? Syriza trägt mit der Übernahme der Regierung eine große historische Verantwortung. Daß sie an der Regierung geblieben ist und das Austeritätsprogramm umsetzt, kommt einer Katastrophe gleich. Indem diese Partei das Programm der Gläubiger übernommen hat, trifft sie den sozialen Protest ins Mark. Zwangsläufige Folge ist eine Rechtsentwicklung, da keine Antworten von links kommen. Das heißt für die deutsche und europäische Linke, Konsequenzen zu ziehen. Sie müßte wesentlich nachdenklicher werden, da Syriza ihr gefeiertes Referenzprojekt war. "Heute Athen, morgen Madrid, übermorgen Berlin!" - diese vielzitierte Parole, in Griechenland anzufangen und von dort aus Zug um Zug einen anderen Kurs Europas anzulegen, wurde zur Makulatur. Nach dem 13. Juli 2015 hieß es entschuldigend, Tsipras habe keine andere Wahl gehabt, seither herrsche weithin Schweigen im Walde, so Wehr. Eine selbstkritische und vorwärtsweisende Diskussion, woran dieses Experiment gescheitert ist, sei Mangelware. So, 25. Dezember 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick Anmerkung: [1] Andreas Wehr: Der kurze griechische Frühling - Das Scheitern von Syriza und seine Konsequenzen, Neue Kleine Bibliothek 222, PapyRossa Verlag, Köln 2016, ISBN 9783-89438-602-3 Berichte und Interviews zur 21. Linken Literaturmesse in Nürn berg im Schattenblick unter www.schattenblick.de → INFOPOOL → DIE BRILLE → REPORT: BERICHT/059: 21. Linke Literaturmesse - und nicht vergessen ... (1) (SB) BERICHT/060: 21. Linke Literaturmesse - und nicht vergessen ... (2) (SB) BERICHT/061: 21. Linke Literaturmesse - und was wirklich geschah ... (SB) BERICHT/062: 21. Linke Literaturmesse - Triumph der Verkennung (SB) BERICHT/063: 21. Linke Literaturmesse - der Straßenfreiheit Zähmung ... (SB) BERICHT/064: 21. Linke Literaturmesse - Mut macht die Stimme ... (SB) BERICHT/065: 21. Linke Literaturmesse - Elitentausch ... (SB) INTERVIEW/077: 21. Linke Literaturmesse - Debattenknigge ... Walter Bauer im Gespräch (SB) INTERVIEW/078: 21. Linke Literaturmesse - Aktionskunst kollektiv ... Bernd Langer im Gespräch (SB) INTERVIEW/079: 21. Linke Literaturmesse - Bilder, Medien und Dokumente ... Gabriele Senft im Gespräch (SB) INTERVIEW/080: 21. Linke Literaturmesse - Debattenimporte zu Karl Marx ... Mahaboob Hassan im Gespräch (SB) INTERVIEW/081: 21. Linke Litera- turmesse - Kapitalismusforcierte Phänomene ... Gert Wiegel im Gespräch (SB) INTERVIEW/082: 21. Linke Literaturmesse - Halbherzig ... Stefan Hirsch im Gespräch (SB) INTERVIEW/083: 21. Linke Literaturmesse - Primatentaktik ... Colin Goldner im Gespräch (SB) INTERVIEW/084: 21. Linke Literaturmesse - zurück auf die Straße ... Nikolai Huke im Gespräch (SB) INTERVIEW/085: 21. Linke Literaturmesse - IT und die einstürzenden Versprechen ... Werner Seppmann im Gespräch (SB) INTERVIEW/086: 21. Linke Literaturmesse - wo leben ohne Wohnung ... Matthias Coers im Gespräch (SB) INTERVIEW/087: 21. Linke Literaturmesse - Strafökonomie ... Michael Schiffmann im Gespräch (SB) http://www.schattenblick.de/ infopool/dbrille/report/ dbrb0066.html POLITIK / REDAKTION / AFRIKA Waffen an Südsudan Bevölkerung zwischen den Mahlsteinen der Geopolitik Keine Mehrheit im UNSicherheitsrat für Waffenembargo gegen Südsudan Die USA sind mit ihrem Vorstoß im UN-Sicherheitsrat, ein Waffenembargo gegen Südsudan zu verhängen, knapp gescheitert. Nur sieben der fünfzehn Staaten stimmten dafür. Acht Mitglieder enthielten sich, darunter Rußland und China sowie die drei afrikanischen Staaten Angola, Ägypten und der Senegal. [1] Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar. Dabei kamen Zehntausende Einwohner ums Leben, mehrere Millionen wurden vertrieben. Im vergangenen Jahr verhängte die EU ein Waffenembargo gegen Südsudan, doch vor allem die Ukraine, Israel und China liefern weiter Waffen ins Land. Im vergangenen In dem jüngsten Staat Afrikas, der Jahr wurden 70 Prozent des sich 2011 von Sudan abgespalten Staatshaushalts Südsudans fürs hat, tobt seit Jahren ein blutiger Militär ausgegeben. [2] (SB) So, 25. Dezember 2016 www.schattenblick.de Ein Waffenembargo, so es trotz der endlos langen, kaum bewachten Grenze dieses rund 644.000 Quadratkilometer großen Binnenstaats überhaupt durchgesetzt werden könnte, würde bestenfalls das Ausmaß der Massaker begrenzen, nicht aber die Voraussetzungen. Hier tragen geopolitische, regionale und innerstaatliche Akteure ihren Konflikt aus. Südsudan war von Anfang an ein "failed state", ein gescheiterter Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick Staat, bei dem sich die USA als Geburtshelfer hervorgetan hatten. Sie wollten den erdölreichen Süden aus dem Gesamtsudan heraustrennen, um China den Zugriff auf die Erdölfelder zu entwinden. Die Abspaltung ist gelungen, doch China treibt nun mit dem Süden weiter Handel. Es geht beim Bürgerkrieg in Südsudan jedoch nicht allein um die Sicherung von Ressourcen bzw. das Vereiteln des Zugriffs anderer darauf. Beides sind Begleiterscheinungen des ständigen Versuchs, die eigene Einflußsphäre durch Bündnisse oder Unterwerfung zu erweitern, um sie unter die eigene politische, wirtschaftliche und kulturelle Kontrolle zu bekommen. Die gegenwärtige Destabilisierung Südsudans hat mit diesem Ansinnen der geopolitische Interessen verfolgende Staaten wie USA, China, Rußland sowie der EU zu tun. Deswegen wurde im UN-Sicherheitsrat über vieles abgestimmt, das nicht unmittelbar oder überhaupt nicht mit der verzweifelten Lage der Menschen in Südsudan zu tun hat. Die geopolitische Ebene ist nicht die einzige dieses Konflikts. Auch nachbarschaftliche und nicht zuletzt innerstaatliche Konkurrenz im Versuch, eine Vorteilsposition zu erlangen und andere davon abzuhalten, haben einen wesentlichen Einfluß auf die Lage des Landes. Der Konflikt entzündet sich häufig, aber nicht ausschließlich an ethnischen Differenzen, da Salva Kiir zum Volk der Mayardit-Dinka und Riek Machar zu den Dok-Nuer gehört. Da jedoch auch innerhalb der von einzelnen Ethnien kontrollierten Gebiete Mord und Totschlag auftreten, eiSeite 6 nige Menschen hungern, andere nicht, greift es zu kurz, allein ethnische Unterschiede für den Konflikt verantwortlich machen zu wollen. Der größte Waffenexporteur der Welt ist mit seinem Resolutionsentwurf für ein Waffenembargo (sowie die Verhängung eines Reiseverbots und das Einfrieren der Konten dreier hochrangiger Funktionäre) gescheitert. "Dies hätte keine kontroverse Resolution sein dürfen", ärgerte sich die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power. [3] Nun, wenn es ihr ein Herzensanliegen wäre, Menschen zu schützen, kann sie sich ja bei der nächsten Abstimmung, bei der es um ein Waffenembargo gegen ein Land geht, an das die USA Waffen liefern, dafür starkmachen. Oder noch besser: Warum nicht die Waffenschmieden im eigenen Land schließen? Dadurch würde das Problem tiefer an der Wurzel gepackt als durch ein partielles, zeitlich befristetes Embargo gegen eine einzelne Nation. Anmerkungen: [1] https://www.taz.de/Votum-imUN-Sicherheitsrat/!5369677/ [2] https://dgap.org/de/thinktank/publikationen/fuenf-fragen/dierepublik-suedsudan-kommt-nichtzur-ruhe [3] http://www.spiegel.de/politik/ausland/sicherheitsrat-kein-waffenembargo-gegen-suedsudan-a1127446.html http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/redakt/ afka2137.html www.schattenblick.de SCHACH - SPHINX Kein Erdreich für Wurzeln Schachspieler mit einem großen Potential an Talent, Scharf- und Spürsinn hat es viele in der langen Geschichte der Schachkunst gegeben. Doch nicht alle blieben Caissas Wegen treu. Einer unter diesen Begnadeten war der Exilrusse Roman Dzindzichashvili. Seine Schwäche war allerdings, daß er sich nie an einem Ort heimisch fühlen konnte. Nach einer gewissen Zeit packte ihn der Wandertrieb. Dieses Nomandenleben schien seiner Seele Nahrung zu sein. Als er in den 1970er Jahren von Georgien nach Israel emigrierte, hoffte der Staat der Juden auf eine willkommene Verstärkung seiner Schachnationalmannschaft. Dzindzichashvili schlug dort jedoch keine Wurzeln und reiste bald schon in die Niederlande weiter. Doch auch dort fand er kein neues Heim, weiter ging es für ihn ins Hessenland, wo die Frankfurter Königsspringer mit ihm einen Talentschuppen aufmachen wollten. Aber aus der gewiß trächtigen Zukunft wurde nichts. Die Wanderlust ergriffvon Dzindzichashvili erneut Besitz. Ab ging es in die Vereinigten Staaten, wo er in vielen Partien glänzen konnte, dann jedoch spurlos von der Bildfläche verschwand. Die Wurzellosigkeit, die sein Leben auszeichnete, hatte zuletzt auch das Schachspiel zurückgelassen. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll an diesen genialen Schachdenker erinnert werden, der Partien spielte wie ein Gott, doch keinen Olymp für sich anerkannte. Der damalige Deutsche Meister Eric Lobron schien infolge der Drohung Ta1(SB) So, 25. Dezember 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick h1 die Oberhand zu gewinnen, doch der Wandervogel Dzindzichashvili hatte noch eine Überraschung parat. Also, Wanderer, wie gewann Caissas verlorener Sohn? MUSIK / VERANSTALTUNGEN / JAZZ Kulturcafé Komm du Januar 2017 Cookbook: Grooviger Jazz mit Einflüssen von Hardbob und Souljazz Konzert am Freitag, 27. Januar 2017, 20.00 bis 22.00 Uhr im Kulturcafé Komm du Platzreservierungen per Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder EMail: [email protected] Eintritt frei / Hutspende Hamburger Jazzszene, um die Band Cookbook zu gründen. Inspiriert von George Bensons legendärem Jazz-Album "Cookbook" lassen sie die Orgel-Combos der 1950er und -60er Jahre wieder aufleben. Mit Einflüssen von Hardbob, Souljazz und Eigenkompositionen bietet die Band ein kontrastreiches Programm, das groovt und Spaß bringt. Viele Hamburger Jazzfans werden die Band kennen, Cookbook spielte bereits in zahlreichen Klubs - nun auch jenseits der Elbe! Lobron - Dzindzichashvili Maintal-Open 1979 Auflösung des letzten SphinxRätsels: Der rustikale Feinschmecker stellte seinen Kontrahenten Stern mit 1.Kc1-b1!! vor unlösbare Probleme. Nach 1...b7-b5 2.a4xb5 a5-a4 3.b5- b6! wäre der weiße Vorteil unstrittig gewesen. Also ging Stern mit 1...Tc3-c5 zur Verteidigung über, doch nach 2.f3-f4 Ld7-c6 - 2...Te8xe4 3.Tg1xg6+! - 3.Dh6xh7+ Kg8-f8 4.Tg1xg6! Te8xe4 - 4...Lc6xe4 5.Tg6-g8+ Kf8-e7 6.Dh7xe4+ oder 4...Kf8-e7 5.Tg6xf6! Ke7xf6 6.Dh7-h4+ Kf6-g7 7.Dh4-h6+ 5.Dh7-h8+ Kf8-e7 6.Dh8xf6+ Ke7-d7 7.Df6xf7+ Te4-e7 8.Df7xe7+ gab es nichts mehr zu retten. http://www.schattenblick.de/ infopool/schach/schach/ sph06059.html So, 25. Dezember 2016 Das Komm du lädt ein zu einem Konzert am Freitag, den 27.01.2017, 20.00 bis 22.00 Uhr: Cookbook Grooviger Jazz aus Hamburg Viele Köche verderben den Brei, sagt ein Sprichwort. Was für den Suppentopf gelten mag, trifft musikalisch nicht unbedingt zu. Vor einiger Zeit taten sich Swen Enge (Gitarre), Alexander Hopff (Hammondorgel SK2), Till Pape (Schlagzeug) und Bernd Reincke (Baritonsaxofon) zusammen, allesamt gestandene Musiker der www.schattenblick.de Mit den Einflüssen von Hardbob, Souljazz und Eigenkompositionen bietet die Band Cookbook ein kon trastreiches Programm, das vor allem groovt und Spass bringt! Foto: © by Cookbook Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick Zu Cookbook gehören: __I n h a l t_______Ausgabe 2049 / Sonntag, den 25. Dezember 2016__ Swen Enge (Gitarre) Alexander Hopff (Hammondorgel SK2) Till Pape (Schlagzeug) Bernd Reincke (Baritonsaxofon) 1 DIE BRILLE - REPORT: 21. Linke Literaturmesse - basiseuropäisch ... 5 POLITIK - REDAKTION: Waffen an Südsudan Bevölkerung zwischen den Mahlsteinen der Geopolitik 6 SCHACH-SPHINX: Kein Erdreich für Wurzeln 7 VERANSTALTUNG: Grooviger Jazz mit Einflüssen von Hardbob und Souljazz 8 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 25. Dezember 2016 Weitere Informationen zu Cookbook: DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 25. Dezember 2016 http://alexander-hopff.de/aktuelle-projekte/ +++ Vorhersage für den 25.12.2016 bis zum 26.12.2016 +++ * Das Kulturcafé Komm du in Hamburg-Harburg: Kunst trifft Genuss Auch am ersten Feiertag Wolken, Sturm und Regen, Wetter, so wie Jean es mag, auch beim Schlaf gelegen. Hier vereinen sich die Frische der Küche mit dem Feuer der Künstler und einem Hauch von Nostalgie Das Komm du ist geöffnet: von Montag bis Freitag 7:30 bis 17:00 Uhr, Samstag von 9:00 bis 17:00 Uhr und an Eventabenden open end. © 2016 by Schattenblick Näheres unter: http://www.komm-du.de http://www.facebook.com/KommDu Kontakt: Kulturcafé Komm du Buxtehuder Straße 13 21073 Hamburg E-Mail: [email protected] Telefon: 040 / 57 22 89 52 Komm duEventmanagement: Telefon: 04837/90 26 98 E-Mail: [email protected] http://www.schattenblick.de/ infopool/musik/veranst/ jazz2026.html Seite 8 IMPRESSUM Elektronische Zeitung Schattenblick Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K. 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