29. werkstatt für musiktherapeutische forschung Abstract - Phil.-So.

29. werkstatt für musiktherapeutische forschung
Abstract
Annegret Körber
Die Anwendung klinischer Instrumente (OPD, EBQ) zum Verständnis der
musiktherapeutischen Beziehungssituation und zur Konzeption von
Interventionen
Hintergrund: Psychotherapiepatient_innen leiden häufig unter defizitären
Beziehungserfahrungen sowie Problemen in sozialen Zusammenhängen. Für die
Behandlung erweist sich die therapeutische Beziehung als wesentlich, deren Qualität
unter anderem entscheidend davon abhängt, wie die Abstimmung zwischen
Patient_innen und Therapeut_innen gelingt. Insofern ist eine sorgfältige
Beziehungsdiagnostik bereits zu Beginn einer Psychotherapie effektiv. Die
musiktherapeutische Diagnostik kann hierbei spezifische Befunde erbringen, da sich
in Verbindung mit Musik typische Beziehungsdynamiken abbilden. Zentraler
Gegenstand der Musiktherapieforschung ist die musikalische Improvisation, in der
sich psychodynamische Aspekte anhand musikalischer Parameter zeigen.
Methode: Für die Studie wurden erwachsene Patient_innen aus der stationären
Psychotherapie gewonnen (n=210). Untersucht wurde die Beziehungsdynamik
anhand einer ersten musikalischen Improvisation und mit Hilfe des semistrukturierten
Interviews im Erstkontakt. Die Improvisationen wurden hinsichtlich bedeutsamer
musikalisch-emotionaler Momente in der Beziehungsgestaltung analysiert
(Einschätzung der Beziehungsqualität in der Musiktherapie, EBQ) und mit den
Befunden der verbalen Beziehungsdiagnostik (Operationalisierte Psychodynamische
Diagnostik, OPD-2) verglichen. Zum gleichen Messzeitpunkt wurden die
Patient_innen schriftlich zur psychischen Struktur (OPD-Strukturfragebogen) befragt.
Diskussion/Ergebnisse: Die Analyse musikalischer Improvisationen ermöglicht die
Evaluation von Beziehungsqualitäten und deren Operationalisierung. Die
vergleichende Auswertung der Daten aus den Fremd- und Selbsteinschätzungen des
Beziehungserlebens erlaubt den Transfer der Befunde in die interdisziplinäre
Behandlung sowie die Konzeption adäquater Interventionen.