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Aktuelle Informationen zur rationalen und rationellen
Arznei- und Heilmittelltherapie
Topische Glukokortikoide – Meningokokken- und PneumokokkenImpfungen – Wer verordnet, Haus- oder Facharzt?
Nr. 5 I Dezember 2016
Sehr geehrte Kollegin,
sehr geehrter Kollege,
sehr geehrte Damen und Herren,
Topische Glukokortikoide als OTC-Präparate zur Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis
Zur medikamentösen Therapie der saisonalen allergischen Rhinitis des
Erwachsenen sind neben H1-Antihistaminika Glukokortikoid-Nasensprays
Mittel der ersten Wahl. Bereits seit 1997 stehen Beclometason Nasensprays zur Therapie der saisonalen allergischen Rhinitis als OTC-Präparat
zur Verfügung. Seit dem 1. Oktober 2016 unterliegen die Wirkstoffe Mometasonfuroat und Fluticasonpropionat nicht mehr der Verschreibungspflicht
und sind zur Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis des Erwachsenen nach vorangegangener Erstdiagnose durch einen Arzt und für maximale Tagesdosen von 200 µg als OTC-Präparate erhältlich. Dies bedeutet, dass Sie verschreibungspflichtige Glukokortikoid-Nasensprays bei der
Indikation saisonale allergische Rhinitis des Erwachsenen nicht mehr zu
Lasten der GKV verordnen können. Die Verordnung verschreibungspflichtiger Glukokortikoid-Nasensprays bei der Indikation saisonale allergische
Rhinitis des Erwachsenen kann zu einem Arzneimittelregress führen. Der
Patient muss die nichtverschreibungspflichtigen Glukokortikoid-Nasensprays selber bezahlen.
Neben den nichtverschreibungspflichtigen Beclometason-Nasensprays zur
Therapie der saisonalen allergischen Rhinitis des Erwachsenen wie OtriAllergie®, ratioAllerg® gibt es mit Mometahexal® sowie Momeallerg® die
beiden ersten Mometason-haltigen Nasensprays, weitere werden folgen.
Für Fluticason gibt es zurzeit noch keine OTC-Präparate.
Bei der Meningokokken-Impfung ist neu, dass bei einem bestimmten
Patientenklientel die Impfung gegen Meningokokken-B eine Kassenleis-
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Sollten Sie Fragen zum Thema haben
oder eine Beratung zu Ihren Arznei- oder
Heilmittelverordnungen wünschen,
wenden Sie sich bitte an die KV Hessen,
Team Arznei-, Heil- und Hilfsmittel unter
Tel 069 24741 7333
Fax 06924741 68835
[email protected]
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Europa-Allee 90 l 60486 Frankfurt
www.kvhessen.de
tung ist.
Die Meningokokken-Regelimpfung ist die Grundimmunisierung im
2. Lebensjahr mit einer Dosis Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff. Wurde
die Meningokokken-C-Impfung in diesem Lebensabschnitt versäumt, dann
kann die Impfung bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Abrechnung: GOP 89114 – Meningokokken-Konjugatimpfstoff (Standardimpfung), Kinder
Bei Kindern und Erwachsenen gibt es eine MeningokokkenIndikationsimpfung wenn es sich bei diesen Patienten um Personen mit
einer gesundheitlichen Gefährdung durch angeborene oder erworbene
Immundefizienz bzw. –suppression mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion handelt.

Komplement-/Properdindefekte,

Eculizumab-Therapie (monoklonaler Antikörper gegen die terminale
Komplementkomponente C5),

Hypogammaglobulinämie,

funktioneller oder anatomischer Asplenie.
Die Meningokokkenimmunisierung erfolgt hier mit dem 4-valenten Impfstoff,
der gegen die Serogruppen A, C, W, Y gerichtet ist.
Diese Patienten können auch gegen Meningokokken B (Impfstoff Bexsero)
immunisiert werden.
Abrechnung: GOP 89115 A – Meningokokken, sonstige Indikation
Sie können die GOP 89115 A für die Applikation des 4-valenten Impfstoffes
und zudem, wenn Sie die Meningokokken-B-Impfung bei dem gleichen
Patienten verabreichen, die GOP 89115 A ein weiteres Mal, ggf. am gleichen Tag, abrechnen.
Bei der Pneumokokken-Impfung stellt sich die Frage, wann nehmen Sie
den Impfstoff Prevenar 13® (Konjugatimpfstoff) und wann Pneumovax® 23
(Polysaccharidimpfstoff)?
Die Pneumokokken-Standardimpfung bei Säuglingen/Kleinkindern erfolgt
gemäß der STIKO-Empfehlung mit einem Konjugatimpfstoff. Die Impfung
kann bis zum 24. Lebensmonat des Patienten durchgeführt werden.
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Abrechnung: 89118 A oder B – Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (Standardimpfung), Kinder bis 24 Monate.
Die STIKO gibt die aktuelle Empfehlung, dass alle Patienten > 60 Lebensjahr (und ohne weitere relevante Erkrankung) mit PneumokokkenPolysaccharidimpfstoff geimpft werden sollen (Pneumovax® 23). Ggf erfolgt Wiederholung der Impfung mit Pneumovax® 23 nach frühestens 6
Jahren. Falls der Pneumokokkenimpfstoff Pneumovax® 23 zurzeit nicht
verfügbar sein sollte, warten Sie ab, bis die Lieferschwierigkeiten beseitigt
sind.
Abrechnung: 89119 – Pneumokokken (Standardimpfung), Personen über
60 Jahre.
Bei Patienten, die wegen relevanter Erkrankungen eine wiederholte
Pneumokokkenimpfung benötigen, rät die STIKO, Polysaccharid(Pneumovax® 23) und Konjugat-Impfstoff (Prevenar 13®) im Wechsel mit
einem Abstand von mindestens 6 – 12 Monate zu geben. Hier soll mit Prevenar 13® begonnen und dann Pneumovax® 23 bei der Auffrischung eingesetzt werden. Darüber hinaus wird für diese Personengruppe eine Auffrischung in allen Risikogruppen mit einem Mindestabstand von 6 Jahren
empfohlen.
Abrechnung: 89120 / 89120R - Personen mit erhöhter gesundheitlicher
Gefährdung
Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung sind Patienten infolge
angeborener oder erworbener Immundefekte bzw. Immunsuppression,
Patienten mit einer chronischen Krankheit oder infolge anatomischer und
Fremdkörper-assoziierter Risiken für eine Pneumokokkenmeningitis. Darüber hinaus Patienten mit weiterbestehender Indikation eines angeborenen
und erworbenen Immundefektes einschließlich funktioneller oder anatomischer Asplenie, chronischer Nierenkrankheiten/nephrotischem Syndrom.
Die Behandlung der COPD ist außerordentlich teuer und durch Einsatz
von Generika bzw. der Verordnung von Analogpräparaten lassen sich deutliche Einsparungen erzielen, ohne dass die Therapieeffektivität bzw. Sicherheit Ihrer Patienten gefährdet wird.
Tiotropiumbromid/Spiriva® ist ein bronchienerweiternder Wirkstoff aus
der Gruppe der Parasympatholytika zur Dauerbehandlung der COPD. Spiriva® wird als zuverlässiges Arzneimittel breit eingesetzt und im Jahr 2015
in Hessen nach den Daten von Insight Health ein Umsatz von ca. 20 Mio.
Euro erzielt.
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Der Patentschutz für Tiotropiumbromid ist nun abgelaufen und es gibt erste
generische Präparate wie beispielsweise Braltus® der Firma Teva. Die
Einsparungen betragen ca. 15 %.

Spiriva® 90 Stück/169,48 €

Braltus® 90 Stück/143,23 €
Weitere generische Präparate werden kurzfristig folgen und Sie sollten,
insbesondere bei Neueinstellungen, die zunehmenden Möglichkeiten der
generischen Inhalationspräparate nutzen.
Die Leitlinien zum Krankheitsbild der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sieht ab Stadium II (mittelschwere COPD mit Einsekundenkapazität [FEV1] zwischen 50 % und 80 % vom erwarteten Wert) eine
Dauertherapie mit langwirkenden Bronchodilatatoren zusätzlich zur Bedarfsmedikation mit kurzwirkenden Bronchodilatatoren vor.
Bei schwerer und sehr schwerer COPD (Stadium III und IV, FEV1 < 50 %
bzw. < 30 %) und wiederholten Exazerbationen werden zusätzlich inhalative Kortikosteroide empfohlen.
Nun zu einem Punkt, der Folgeverordnung von fachärztlichen Verordnungen, wenn der Patient sich nach der fachärztlichen Mitbehandlung
wieder beim Überweiser, in der Regel dem Hausarzt, in Behandlung
befindet. Ist im Folgequartal eine Nachverordnung erforderlich, wird der
Patient in vielen Fällen ohne medizinische Notwendigkeit einer erneuten
fachärztlichen Mitbehandlung ausschließlich wegen der erforderlichen Arzneimittelverordnung zum Facharzt überwiesen. Dies in der Regel wegen
teurer Spezialpräparate, die der Hausarzt wegen Budgetbelastung/
Regressangst nicht verordnen möchte, der Facharzt aber auch aus den
gleichen Gründen nicht.
Findet sich der Patient mit Überweisung zur Mitbehandlung beim Facharzt
ein, muss dieser die Verordnung für das laufende Quartal sicherstellen und
den Patienten mit Brief und Therapieempfehlung an den Hausarzt zurück
schicken. Ist im nächsten Quartal eine Nachverordnung notwendig und
besteht beim Patient kein Grund zur Vorstellung beim Facharzt - unzureichender Therapieerfolg, Zustandsverschlechterung – verordnet der
Hausarzt die erforderlichen Arzneimittel. Hiervon gibt es eine Ausnahme:
Handelt es sich um hochspezifische Arzneimittel mit ggf. möglichen gravierenden Nebenwirkungen oder Interaktionen, die der Hausarzt nicht überblickt bzw. er mit dem Arzneimittel keinerlei Therapieerfahrung hat, bleibt
die Verordnung beim Facharzt und der Patient ist dann Quartal für Quartal
an den Facharzt zu überweisen. Beispiele sind Therapien mit monoklona-
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len Antikörpern – nicht nur bei der rheumatoiden Arthritis – die MSTherapie, die Therapie des Morbus Parkinson. Die genannten Krankheiten
sind keinesfalls eine abschließende Liste.
Die Überweisung ausschließlich wegen hoher Kosten des Arzneimittels
sollte nicht erfolgen. Hochpreisige Spezialpräparate wie beispielsweise die
erwähnten monoklonalen Antikörper sind eine eindeutige Praxisbesonderheit in der hausärztlichen Praxis, werden definitiv anerkannt, führen niemals
zu einem Regress. Falls Sie – der Hausarzt – sich eine derartige Therapie
fachlich zutraut, können Sie diese durchführen bzw. die entsprechenden
Arzneimittel verordnen. Zur Regressbedrohung/Angst darf ich Ihnen mitteilen, dass es seit 2010 keinen einzigen Arzneimittelregress gegen einen
Hausarzt gegeben hat. Die Zahl der Arzneimittelregresse bei 12.500 hessischen Ärztinnen und Ärzten hat im Prüfjahr 2012 drei, im Prüfjahr 2013 null,
sowie im Prüfjahr 2014 vier Regresse betragen. Dies zeigt wie wirtschaftlich und verantwortungsbewusst in Hessen verordnet wird.
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachtsfeiertage und für das kommende Jahr
alles Gute.
Mit freundlich kollegialen Grüßen
Dr. med. Wolfgang LangHeinrich
Vorstandsberater Arznei-, Heil- und Hilfsmittel
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