Möglichkeiten und Grenzen der chemischen Bodenuntersuchung - Kationenaustauschkapazität BioNet – Ackerbautage 14. und 15.12.2015 Bildungswerkstatt Mold und BBK Bruck/Leitha Georg Dersch, NPP-BGPE www.ages.at Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH Probenahme - Durchführung • Nmin: vor oder während der Kultur • Nmin: 3 Tiefenstufen (0 - 30 - 60 - 90cm), Transport! • • • • • Kühlkette darf nicht unterbrochen werden! Boden soll bearbeitbar sein !!!!!! Ackerbau: Pflugtiefe (mindestens 20 cm), Grünland: 10 cm Weinbau: 0-25cm, 25-50 cm (0-30, 30-60 cm) Probemenge: 300 g – 500 g feldfrischer Boden Kühl lagern u. innerhalb von 2-3 Wochen ans Labor liefern oder bei Raumtemp. trocknen lassen • Bei Fläche von 3 ha soll eine Aussage über den Bodenzustand von 7.500 m3 Boden gemacht werden, repräsentative Beprobung !!!!!!! 2 Alternative Beprobung: Teilfläche “Tschernosem aus kalkhaltigen Feinsedimenten“ mäßig trocken, mäßige Speicherkraft, mäßige Durchlässigkeit : Hochwertiges Ackerland 4,5 ha 5,2 ha Als Untersuchsfläche wird nur eine Teilfläche beprobt (weitgehend repräsentativ und einheitlich für den Schlag) Repräsentative Beprobung mit 25 Einstichen einer Teilfläche von 900 m2 , für Wiederholungsuntersuchung ist die beprobte Fläche eindeutig zu markieren 3 Bodenprobenvorbereitung Zuordnen der Probe nach Auftragsschreiben und Vergabe einer internen Kennzeichnung: Trocknen bei 40°C für 2-4 Tage Mechanisches Zerkleinern der Aggregate durch Sieben durch ein Sieb mit Maschenweite 2 mm, Kies und Steine (und org. Teile (Strohhalme) werden dabei entfernt Feinboden (Bestandteile kleiner 2 mm) werden untersucht, Ergebnis bezieht sich immer auf getrockneten Feinboden: Einwaage je nach Unter-suchung zw. 1 – 10 g Feinboden BGP - Institut für Bodengesundheit Bodenuntersuchung Extraktion und Filtration: Boden wird in eine Dose genau eingewogen, eine exakt dosierte Menge an Extraktionslösung wird zugegeben, anschließend wird eine exakt definierte Dauer horizontal geschüttelt (bei NminExtraktion mit „ÜberkopfSchüttler“) und anschließend filtriert. Simulation der Nährstoffverfügbarkeit, Methoden sind mit Feldversuchen geeicht und geprüft. BGP - Institut für Bodengesundheit Bodenuntersuchung: Säuregrad, Nährstoffe und Schwermetalle. Herstellen einer Suspension (z.B. in CaCl2) für pHMessung oder Schütteln in einer Extraktionslösung (Wasser, CAL, BaCl2, EDTA) in einem genau def. Verhältnis (z.B. 5 g Boden in 100 ml) für eine best. Dauer (1-2 Stunden) und anschließendes Filtrieren. Das Filtrat wird untersucht: Bestimmung der Konzentration der in Lösung befindlichen Nährstoffe (Phosphat, Kalium, Mg, ….) Schwermatalle: Aufschluss in Königswasser (Salz- und Salpetersäure) 2 h bei 140°C BGP - Institut für Bodengesundheit Bodenuntersuchung:Humus und Nges mittels Elementaranalyse Humus: Die Bodenprobe (etwa 1 g) wird im Sauerstoffüberschuss bei 650°C verbrannt und das dabei entstehende Kohlendioxid (CO2) mittels IRDetektoren im Durchfluss-verfahren erfasst. Humus besteht ca. zu 58% aus org. Kohlenstoff Gesamt-Stickstoff: Zur Bestimmung der Probe (etwa 1 g) erfolgt auf trockenem Weg im Sauerstoffstrom bei 1250°C eine thermische Dissoziation, bei der die vorhandenen Stickstoffverbindungen in Stickstoffoxide (NOx) bzw. in molekularen Stickstoff überführt werden. Die Nitrosen-Gase werden am Katalysator zu N2 reduziert und mit einer Wärmeleitfähigkeitsmeßzelle detektiert. BGP - Institut für Bodengesundheit Nähr- und Schadelemente mittels Säureextraktion, Kationenaustauschkapazität in Barium-Chlorid - Extraktion, Säureaufschluss (Königswasser, …) - Analyten: Pb, Ni, Cu, Zn, Cr, Mn, Fe, Co, K, Na, Ca, Mg, Mo, P,As,Cd, V,Se,Hg, Al - Bestimmung o ICP-OES o Flammen-AAS o Hydrid-AAS o Graphitrohr-AAS Bodenarchiv: Aufbewahren von Rückstellproben Im getrockneten Zustand werden die Proben noch mindestens 6 Monate nach Abschluss der Untersuchung aufbewahrt (Wiederholungen oder zusätzliche Untersuchungen möglich) Proben von Bodenzustandsinventuren werden in geschlossenen Behältnissen archiviert. Bodenporen-BodenwasserKationenaustausch • 30 – 50% Porenanteil • Größe/Verteilung Wasser- und Luftführung • Grobporen (> 0,01 mm) – Luft/Wasser • Mittel-/Feinporen (< 0,01 mm) – Wasser • Feldkapazität – Wasseranteil, der entgegen der Schwerkraft gebunden werden kann • Kationenaustausch durch Diffusion der Kationen zw. der Bodenlösung und der Austauscheroberfläche ist eingeschränkt durch Verdichtung und Trockenheit 10 Auswaschung von Calcium und Magnesium auf 4 Standorten Wien,östl WeihenstephanWolfpassing, RauischholzRand des bei München N.Ö. Alpen- hausen 1 2 3 2 Marchfeldes (Bayern) vorland (Hessen) pH-Wert 7,6 6,9 6,0 5,6 Sickerwasser (mm/Jahr) 81 285 294 133 Calcium-Austrag (kg/ha und Jahr) 182 350 162 71 Ca-Gehalt im Sickerwasser (mg/l) 225 123 55 53 Magnesium-Austrag (kg/ha u. Jahr) 13 70 30 12 Mg-Gehalt im Sickerwasser (mg/l) 15 25 10 9 1) Lysimeterstation Hirschstetten (sandiger Tschernosem); 2) Scheffer/Schachtschabel 1976 3) Böhm et al. 1999 (Gumpensteiner Lysimetertagung) 11 Erhaltungskalkung, Verbesserung der Bodenstruktur • Ackerland pH-Wert kleiner kg CaO/ha leicht 5,75 500 mittel 6,25 1250 schwer 6,75 2000 • Grünland pH-Wert kleiner kg CaO/ha leicht 5,25 500 mittel 5,75 750 schwer 6,25 1000 BGP - Institut für Bodengesundheit Verdacht auf Salzschäden Veränderungen des pH-Wertes in den Experimenten in Rothamsted (GB) n. Goulding & Annis 8,0 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 Silikat-Verwitterung: Protonen werden verbraucht, aber Al 3+ freigesetzt 3,0 1850Start 5 1870 10 Kalkhaltiger Boden 15 1890 20 25 1910 30 35 1930 kalkzehrende Dg. 40 45 1950 mit Kalk 50 55 1970 60 65 Jahre 1990 Austausch-Puffer 14 Auf sauren Standorten wirkt vor allem Aluminium (in % KAKeff) toxisch für die Pflanzen Waldviertler Standorte: Basensättigung in % von KAKeff B as ens ättig ung (S umme von C a, Mg , K + Na in % ) von K A K eff 100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 4,00 4,25 4,50 4,75 5,00 5,25 5,50 pH-Wert (in C a-C hlorid ) 5,75 6,00 6,25 6,50 Effektive KAK in Abhängigkeit von der Bodenschwere bei mittleren Humusgehalt (2,5 – 3,5%) von oö. Ackerflächen 28 26 24 anzustrebebender pH-Bereich durch Verbesserungsund/oder Erhaltungskalkung 22 KAK-eff (cmolc/kg) 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 Ton < 15% 0 4,50 4,75 5,00 5,25 Ton 15 - 25% 5,50 5,75 pH-Wert 6,00 Ton > 25% 6,25 6,50 6,75 Im Bereich der anzustrebenden pHWerte werden auf leichten Böden mind. 70%, auf mittleren Böden mind. 85% und auf schweren Böden mindestens etwa 9095% der potentiellen KAK (Best. in einer auf pH über 7 gepufferten Ba-Chlorid-Lösung) erreicht Effektive KAK in Abhängigkeit vom Humusgehalt bei mittelschweren Böden (15-25% Ton) von oö. Ackerflächen 30 28 26 24 anzustrebebender pH-Bereich durch Verbesserungs- und/oder Erhaltungskalkung KAK-eff (cmolc/kg) 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 4,50 Humus < 2,0% 4,75 5,00 5,25 Humus 3-4% 5,50 5,75 pH-Wert 6,00 Humus > 5,0% 6,25 6,50 6,75 Im Bereich des anzustrebenden pHWertes werden auf humusarmen Böden mind. 80%, auf Böden mit höheren und sehr hohen Humuswerten mind. 75% der potentiellen KAK (Best. in einer auf pH über 7 gepufferten BaChlorid-Lösung) erreicht ALVA-Ringversuche 2000-2016: 15-20 Labors; 51 Böden (3 pro Jahr): CaAnteil an KAKeff und pH-Wert 100 95 Ca-Anteil an KAKeff in % 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 4,5 4,75 5 5,25 5,5 5,75 6 6,25 pH-Wert 6,5 6,75 7 7,25 7,5 7,75 Datensätze von 39 BioNet-Ackerstandorten: Ca-Anteil an KAKeff in % und pH-Wert 100 Ca-Anteil an KAKeff in % 95 90 85 80 75 70 65 60 4,5 4,75 5 5,25 5,5 5,75 6 6,25 pH-Wert 6,5 6,75 7 7,25 7,5 7,75 ALVA-Ringversuche 2000-2016: 15-20 Labors; 51 Böden (3 pro Jahr): MgGehaltsstufen für mittelschwere Böden 400 375 mg Mg/kg in CaCl2 (Methode Schachtschabel) 350 325 300 275 y = 73,608x R2 = 0,938 250 225 200 175 150 125 100 75 50 25 0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 4,2 4,4 4,6 4,8 5,0 cmol Mg/kg - KAKeff Datensätze von 39 BioNet-Ackerstandorten: Mg-Gehaltsstufen für mittelschwere Böden mg Mg/kg in CaCl2 (Meth. Schachtschabel) 375 350 325 300 275 250 y = 72,834x R2 = 0,9248 225 200 175 150 125 100 75 50 25 0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 4,2 4,4 4,6 4,8 5,0 cmol Mg/kg - KAKeff mg K/kg - CAL ALVA-Ringversuche 2000-2016: 15-20 Labors; 51 Böden (3 pro Jahr): K-CALGehaltsstufen für mittelschwere Böden 440 420 400 380 360 340 320 300 280 260 240 220 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 y = 323,55x R2 = 0,9828 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 cmol K/kg - KAKeff 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 mg K-CAL/kg Datensätze von 39 BioNet - Ackerstandorten: K- CAL-Gehaltsstufen für mittelschwere Böden 420 400 380 360 340 320 300 280 260 240 220 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 y = 319,25x R2 = 0,9917 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 cmol K/kg -KAKeff 0,9 1 1,1 1,2 1,3 1,4 Vergleich: Austauschbare Mengen an Magnesium und Kalium mit Mg-CaCl2 und K-CAL • Mit KAKeff wird die 1,62-fache Menge an Mg erfasst im Vergleich zur Methode mit CaCl2 (Schachtschabel): cmol Mg/kg*12,16*10 = mg Mg/kg • Mit KAKeff wird die 1,22-fache Menge an Kalium erfasst im Vergleich zur Methode mit CAL: cmol K/kg*39,10*10 = mg K/kg • Mg in CaCl2 erfasst die in der Bodenlösung enthaltenen und Teile des austauschbaren Mg • Anteil des austauschbaren Mg von 5 – 25%, um 15% optimal für die Versorgung der Pflanzen (Lehrbuch Bodenkunde) Mg-Anteil an KAKeff in % ALVA-Ringversuche 2000-2016: 15-20 Labors; 51 Böden (3 pro Jahr): Anteil von Mg an KAKeff und Mg-Gehalt 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 y = 7,6486Ln(x) - 26,74 R2 = 0,5847 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 mg Mg/kg (CaCl2-Schachtschabel) Anteil Mg an KAKeff in % Datensätze von 39 BioNet-Ackerstandorten: Mg-Anteil an KAKeff und Mg-Gehalte 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 y = 6,9199Ln(x) - 23,846 R2 = 0,5233 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 mg Mg/kg (CaCl2-Schachtschabel) 300 320 340 360 380 400 ALVA-Ringversuche 2000-2016: 15-20 Labors; 51 Böden (3 pro Jahr): Anteil von K an KAKeff und K-CAL-Gehalt 12 y = 0,0179x + 0,0638 R2 = 0,6207 11 10 Kalium-Anteil an KAKeff in % 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 mg K/kg (CAL) Datensätze von 39 BioNet-Ackerstandorten: K-Anteil an KAKeff und K-CAL-Gehalte 12 y = 0,0096x + 1,087 R2 = 0,3132 11 Anteil K an KAKeff in % 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 mg K/kg (CAL) Zusammenfassung: 1. Die Methode ist vielseitig einsetzbar und erkennt sowohl extreme Versauerungen als auch Versalzung, sie ist universell verwendbar, daher wird sie auch ausführlich in allen Lehrbüchern beschrieben 2. Die KAK wird wesentlich vom pH-Wert und vom Ausgangssubstrat mitbestimmt. 3. Unter den österr. Standortbedingungen können die Beiträge von pH, Humus und Ton für die KAK gut abgeschätzt werden. 4. Sowohl die variable als auch die permanente Ladung von Humus und Ton sind unter österr. Verhältnissen gut vergleichbar. 5. Innerhalb der österr. Ackerböden kommen große Spannen der austauschbaren Kationen vor. 6. Wesentlich ist die optimale pH-Bereich je nach Bodenschwere 7.Extreme Abweichungen sind durch moderate Ergänzungen auszugleichen 8.Vergleiche mit den anderen chem. Parametern zeigen hohe Übereinstimmungen G.Dersch PK-Marchfeldp 30
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