Enge Fahrstreifen in Baustellen, Standpunkt

Zur Sache
RESSORT VERKEHR
Enge Fahrstreifen in Autobahn Baustellen
Ein schmaler Fahrstreifen, links eine Schutzwand, rechts ein LKW. Die Folge: Stress pur sowie erhöhte Unfall- und Staugefahr. Da heute eine die Mehrzahl gängiger Serienfahrzeuge mit Außenspiegel die Breite von 2 m überschreitet, ist eine Beschränkung des linken Fahrstreifens in Baustellen
auf dieses Maß nicht mehr zeitgemäß. Damit Autofahrer sicher und stressfrei durch die Baustelle
kommen können, empfiehlt der ADAC geeignete Maßnahmen.
Verengte Fahrstreifen in Baustellen
Um Verkehrs- und Bauablauf nebeneinander zu
ermöglichen, müssen in Baustellenbereichen die
Fahrstreifen in der Regel aufgrund der räumlichen
Verhältnisse deutlich verengt werden. In zahlreichen Autobahnbaustellen ist der rechte Fahrstreifen
3,25 m, manchmal auch nur 3 m breit, der linke
Fahrstreifen häufig nur mehr 2,5 m breit. Unter
Berücksichtigung eines seitlichen Sicherheitsabstands von jeweils 0,25 m darf der linke Fahrstreifen dann von Fahrzeugen mit mehr als 2 Metern
Gesamtbreite nicht befahren werden. Dies wird
durch Verkehrszeichen 264 angezeigt. Bei Missachtung drohen 20 Euro Bußgeld.
Welche Fahrzeugbreite?
Ob die Fahrspur trotz des Zeichens 264 befahren
werden darf, hängt von der tatsächlichen Fahrzeugbreite ab. In den Fahrzeugpapieren steht nicht
die tatsächliche Breite, sondern die Breite ohne
Außenspiegel. Nach den Papieren ist beispielsweise der Audi Q 7 nur 1,98 m, mit Spiegeln aber tatsächlich 2,18 m breit. Der Kleintransporter Mercedes Sprinter ist laut Fahrzeugschein nur 1,99 m,
tatsächlich aber 2,43 m breit.
Derzeitige Regelungen nicht mehr zeitgemäß
Rund 70 Prozent der neu zugelassenen Pkw sind
mit Außenspiegel breiter als 2,0 Meter. Selbst der
VW Golf VI (2,04 m) ist zu breit für die engen Baustellenspuren. Daher dürften in vielen Baustellen
eigentlich nur mehr Kleinwagen und Motorräder auf
der linken Spur unterwegs sein. Für die ohnehin
staukritischen Baustellen würde das den endgültigen Verkehrskollaps bedeuten.
Breitere Fahrstreifen Maßnahmen
Dort, wo es die räumlichen Verhältnisse zulassen,
sollten im Baustellenbereich breitere Behelfsfahrstreifen angelegt werden, so dass die meisten Pkw
diese auch benutzen können. Dazu ist eine tatsächliche Fahrzeugbreite bis 2,1 m zuzulassen. Um im
Baustellenbereich sowohl die Anzahl der Fahrstreifen beizubehalten, als auch diese ausreichend breit
ADAC e. V.  Ressort Verkehr
Verkehrspolitik (VPO)
Hansastraße 19, 80686 München
zu markieren, kommen folgende Maßnahmen in
Betracht:

Wahl einer 3+1- anstatt 4+0-Verkehrsführung
auf vierstreifigen Autobahnen. So müssen weniger Fahrstreifen auf der zur Verfügung stehenden Breite untergebracht werden.

Provisorische Verbreiterung der Fahrbahn

Wahl geeigneter schmaler Stahlschutzwände
Da die beiden erstgenannten Maßnahmen längere
Bauzeiten und höhere Kosten verursachen, kommen diese nicht bei allen Baustellen in Betracht.
Enge Baustellen Versetzt fahren!
In Baustellen ist der seitliche Zusammenstoß mit
einem in gleicher Richtung fahrenden Fahrzeug
zweithäufigste Unfallursache. Durch den Verzicht
auf Überholmanöver lassen sich solche Unfälle
vermeiden. Da in Autobahnbaustellen die Höchstgeschwindigkeit meist auf 80 km/h begrenzt ist, ist
der Zeitgewinn durch Überholen ohnehin gering.
In beengten Baustellenbereichen, wo der linke
Fahrstreifen nur 2,5 m oder geringfügig breiter ist,
empfiehlt der ADAC, verstärkt das sogenannte
versetzte Fahren ggf. in Verbindung mit einem
Überholverbot anzuordnen. Die Beschilderung erfolgt mit einer entsprechenden Hinweistafel
"Versetzt fahren!". Das
versetzte Fahren ist
allerdings nur dann
sinnvoll, wenn der linke
Fahrstreifen von einer
ausreichenden Anzahl
von Fahrzeugen benutzt werden darf.
Die zulässige Nutzung für Pkw mit einer Breite bis
2,1 m ist aus ADAC Sicht ein vernünftiges Maß.
Somit können sich die Fahrzeuge zu etwa gleichen
Anteilen auf die beiden Fahrstreifen aufteilen.
Stand: Dezember 2016
[email protected]
www.adac.de/verkehrs-experten