Lieder für eine bessere Welt SB, S. 98

Politische Lieder | Ein Lied der Bürgerrechtsbewegung
Lieder für eine bessere Welt
 SB, S. 98
Bob Dylan: The Times They Are A-Changing (1964)
Die S erschließen einen Song von Bob Dylan im Zusammenhang mit der Geschichte
der USA zwischen 1955 und 1973. Sie erkennen dabei eine potenzielle Doppelfunktion politischer Lieder als Indikatoren und Faktoren historischer Entwicklungen.
Die Module sind Teile einer Unterrichtsreihe „Musik im Dienst politischer Ideen“.
Eine Koppelung mit dem folgenden Kapitel „Ein Antikriegslied“ ( SB, S. 102 f.)
liegt aus inhaltlichen Gründen nahe. Gegebenenfalls bietet sich ein Projekt „Geschichte der USA in Songs“ an, in dem Fächer wie Englisch, Geschichte und Sozialkunde kooperieren. Des Weiteren kann im Rahmen des Moduls „Historischer Kontext (1965–1973)“ ( A 4) ein Fokus auf deutsche Geschichte gelegt werden („Das
Jahr 1968 und die Folgen“).
Zeitbedarf
Je nach Anzahl der thematisierten Module 1–2 Unterrichtsstunden
Vorbereitete Schülerbeiträge
Folgende Arbeitsaufträge können als HA vorab vergeben werden und von S (gegebenenfalls auch in Zusammenarbeit mehrerer) als Referate vorgetragen werden:
• Ziele und Strategien des Civil Rights Movement ( A 1)
• Politische Entwicklungen in den USA zwischen 1955 und 1965 ( A 2)
• Bob Dylans Voraussagen und die politischen Entwicklungen in den USA zwischen
1965 und 1973 ( A 4)
Musik im Dienst
politischer Ideen
Musik und Religion
Lernziel und Einordnung in
Unterrichtssequenzen
Module
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Ziele und Strategien des Civil Rights Movement
Aus den Bildern und Texten ( SB, S. 98 f.) und aus ihrem Vorwissen können die S Ziele und Strategien des
Civil Rights Movement in Grundzügen erschließen:
Ziele des Civil Rights Movement:
– Gleichstellung und Gleichberechtigung von Afroamerikanern
– Aufhebung von Rassentrennung und Rassendiskriminierung; Aufgabe des Rechtsgrundsatzes „separate
but equal“ (getrennt, aber gleich), der die Segregationspolitik stützte und zahlreiche Gesetze zur Benachteiligung von Afroamerikanern insbesondere in den Südstaaten untermauerte.
Strategien des Civil Rights Movement:
– Gewaltfreiheit: juristische Verfahren, Appelle, Ansprachen (Martin Luther King), Friedensmärsche
(vgl. „Marsch nach Washington“), „Freedom Rides“ (Busfahrten)
– „Ziviler Ungehorsam“ (vgl. „Montgomery Bus Boycott“)
r
Historischer Kontext (1955–1965)
Histo
Für diesen Arbeitsauftrag eignen sich verschiedene Unterrichtsformen. Neben dem vorbereiteten Referat
( Vorbereitete Schülerbeiträge) kann z. B. eine Zusammenstellung der Ereignisse im Unterricht gelesen und
besprochen werden ( Zusätzliche Materialien, Zeittafel 1), bei der der Akzent auf der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung liegt.
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II, 18
Singen und Musizieren des Songs
Singe
Die Originalinterpretation des Songs zeichnet sich durch Bob Dylans unverwechselbaren Personalstil aus: Im
Zentrum steht ein Text von literarischer Qualität, der politisch Stellung bezieht. Der Song trägt Bob Dylans
höchst persönliche, individuelle Prägung, die von anderen Interpreten – zumal beim Singen in der Gruppe –
vermutlich nicht zu treffen ist. Das schließt den Versuch nicht aus, zu einer Singhaltung zu finden, die dem
Anliegen und Anspruch des Songs Rechnung trägt. Zum Verständnis des Textes kann eine Übersetzung beitragen ( Zusätzliche Materialien).
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Politische Lieder | Ein Lied der Bürgerrechtsbewegung
Historischer Kontext (1965–1973)
Histo
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Hier bieten sich die gleichen Vorgehensweisen wie bei A 2 an. In Zeittafel 2 sind einige der wichtigsten Ereignisse zusammengestellt ( Zusätzliche Materialien).
Zusätzliche Materialien
Zusä
Bob Dylan: The Times They Are A-Changing
(Übersetzung: Bernhard Hofmann)
Musik im Dienst
politischer Ideen
1. Kommt, Leute, schließt euch zusammen, wo immer ihr herumstreunt,
Und gebt zu, dass rings um euch das Wasser gestiegen ist.
Und seht ein, dass ihr bald bis auf die Knochen nass sein werdet.
Wenn euch euer Leben lieb ist, dann fangt besser an zu schwimmen,
Oder ihr geht unter wie ein Stein.
Denn die Zeiten, sie ändern sich.
2. Kommt, ihr Schreiberlinge und Kritiker,
Ihr Griffelpropheten, haltet die Augen weit offen.
Eine solche Chance kommt nie wieder.
Und redet nicht zu früh los, denn das Rad dreht sich noch.
Man kann noch nicht sagen, bei welchem Namen es stehen bleiben wird.
Wer jetzt verliert, wird später der Gewinner sein.
Denn die Zeiten, sie ändern sich.
3. Kommt, Senatoren, Kongressabgeordnete,
Bitte beachten Sie die Durchsage:
Nicht im Eingang stehen, nicht den Gang verstellen.
Denn: Es trifft denjenigen empfindlich, der blockiert hat.
Da draußen wird gekämpft, und die Schlacht tobt.
Bald werden davon eure Fenster zittern und eure Wände erbeben.
Denn die Zeiten, sie ändern sich.
4. Kommt, Mütter und Väter im ganzen Land,
Gebt kein Urteil über das ab, was ihr nicht begreift.
Eure Söhne und Töchter stehen nicht mehr unter eurem Kommando.
Eure eingefahrenen Bahnen altern rapide.
Bitte macht wenigstens den neuen Weg frei,
Wenn ihr schon sonst keine Hilfe bietet.
Denn die Zeiten, sie ändern sich.
5. Der Strich ist gezogen, der Fluch gesprochen.
Wer jetzt trödelt, wird es später sehr eilig haben.
Denn das Hier und Jetzt wird künftig Vergangenheit.
Die Ordnungen schwinden zusehends dahin.
Und wer heute der Erste ist, wird morgen der Letzte sein.
Denn die Zeiten, sie ändern sich.
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Politische Lieder | Ein Lied der Bürgerrechtsbewegung
Zeittafel 1
In Money/Mississippi ermorden zwei Weiße den 14-jährigen Afroamerikaner Emmett Till. Der
Junge hatte sich in einem Lebensmittelladen von einer weißen Verkäuferin mit den Worten „Bye,
Baby“ verabschiedet.
In Montgomery/Alabama wird die Näherin Rosa Parks verhaftet. Sie hatte sich geweigert, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen, so wie es die städtischen Statuten der Rassentrennung verlangen.
1955/56 In Montgomery organisieren Bürgerrechtler unter der Leitung des Baptistenpfarrers Martin Luther
King einen Boykott der städtischen Buslinien. Der Boykott endet erst 13 Monate später, nachdem der
Oberste Gerichtshof die Rassentrennung im öffentlichen Nahverkehr per Urteil aufhebt.
1957
Für Arkansas wird die Rassenintegration an Schulen angeordnet. Der Gouverneur des Staates lässt
daraufhin die „Central High School“ in Little Rock von der Nationalgarde umstellen und farbigen
Schülern den Zutritt verwehren. Nachdem neun farbige Schüler durch einen Hintereingang in die
Schule geschleust werden, kommt es zu schweren Unruhen. Präsident Eisenhower schickt Bundestruppen und stellt die Nationalgarde unter seinen Befehl, um die Ruhe wiederherzustellen.
1960
Mit „Sit-ins“, Besetzungen von Restaurants für Weiße, beginnen Studenten in North Carolina mit
einer Serie gewaltloser Aktionen gegen die Rassentrennung. „Teach-ins“ folgen.
1961
John F. Kennedy wird zum Präsidenten der USA gewählt. Er kündigt weitreichende Reformen an.
Bürgerrechtler unternehmen den ersten „Freedom Ride“, eine Fahrt mit öffentlichen Überlandbussen von Washington nach New Orleans. Freedom Riders müssen Bedrohungen, Verhaftungen, Angriffe über sich ergehen lassen. Medienberichte über solche Vorfälle ziehen eine Welle öffentlicher
Empörung nach sich.
1962
Der Kalte Krieg zwischen den USA und der UdSSR spitzt sich dramatisch zu. In der Kuba-Krise
gerät die Welt an den Rand eines Atomkriegs.
1963
Um der Forderung nach einem Bürgerrechtsgesetz für Afroamerikaner Nachdruck zu verleihen, demonstrieren 250 000 Bürger beim „Marsch nach Washington“. Bei der Schlusskundgebung entwirft
Martin Luther King in seiner berühmten Rede „I have a dream“ die Vision einer friedlichen, integrierten und humanen Gesellschaft.
John F. Kennedy wird in Dallas ermordet.
1964
Der „Civil Rights Act“ wird verabschiedet; das Gesetz markiert das juristische Ende der Rassentrennung in den USA. Martin Luther King erhält den Friedensnobelpreis.
Musik im Dienst
politischer Ideen
Musik und Religion
1955
Zeittafel 2
1965
1966
1967
1968
1969
1973
Der amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson schickt Soldaten nach Vietnam und ordnet Bombenangriffe an. Ohne offizielle Kriegserklärung bricht der Vietnamkrieg aus.
Malcolm X, Führer der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, wird erschossen.
Beginn der sogenannten Kulturrevolution in China, mit der Mao Zedong in China seine Macht sichern will. Drastische Maßnahmen richten sich gegen traditionelle chinesische Kultur und ihre Repräsentanten; es kommt zu Folter, Morden, Terror und Zerstörung.
Während eines Staatsbesuchs des Schahs von Persien kommt es in Berlin zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Der Student Benno Ohnesorg wird von einem Polizisten erschossen.
Nach der sogenannten Tet-Offensive und dem Massaker von My Lai kommt es weltweit zu Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg.
Martin Luther King fällt einem Attentat zum Opfer. Das führt in mehreren Städten der USA zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen.
Der Studentenführer Rudi Dutschke wird niedergeschossen und schwer verletzt; daraufhin kommt
es in der BRD zu mehreren Demonstrationen und Unruhen.
Während der Maiunruhen in Paris besetzen Studenten die Sorbonne; in Frankreich wird ein Generalstreik ausgerufen.
Senator Robert Kennedy wird erschossen.
„Prager Frühling“: Truppen des Warschauer Pakts marschieren in die ČSSR ein und unterdrücken
gewaltsam den Versuch, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen.
Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond.
Das Woodstock-Musikfestival bildet den Höhepunkt der „Flower-Power-Bewegung“.
Ende des Vietnamkriegs. Mindestens 1,5 Millionen Vietnamesen und 60 000 amerikanische Soldaten sind als Opfer zu beklagen.
(BH)
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