studien im fokus - Deutsches Ärzteblatt

MEDIZINREPORT
STUDIEN IM FOKUS
4,05; 95-%-KI: 2,52–6,50 vs. 1,77;
95-%-KI: 1,40–2,24). Damit ergab
sich für Frauen somit ein circa doppelt so hohes Risiko für einen
Schlaganfall als für Männer (RR:
1,99; 95-%-KI: 1,46–2,71).
Unterschiede gab es auch bei der
kardiovaskulären Mortalität mit
einem ebenfalls höheren Risiko
bei Frauen (RR: 1,93; 95-%-KI:
1,44–2,60) und bei der Häufigkeit
kardialer Ereignisse (RR: 1,55;
95-%-KI: 1,15–2,08) und schließlich auch beim Auftreten einer
Herzinsuffizienz (RR: 1,16; 95-%-KI:
1,07–1,27).
oder an einem Schlaganfall versterben“, kommentiert Priv.-Doz. Dr.
med. Friedhelm Späh, Helios-Klinikum Krefeld, das Studienergebnis. „Die dramatische Erhöhung des
Schlaganfallrisikos bei Frauen mit
Vorhofflimmern um 305 % gegenüber Männer mit nur 77 % unterstreicht die Bedeutung eines Extrapunktes im CHA DS -VASc-Score
2
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für das weibliche Geschlecht“, so
der Kardiologe. Bei einem doppelt
so hohen Mortalitätsrisiko der arrhythmischen Frauen im Vergleich
zu Männern fordern die Studienautoren aus Sicht von Späh zu Recht
eine aggressive Senkung kardiovaskulärer Risikofaktoren. „Bei Frauen
geschieht dies aber offenbar häufig
nicht.“
Christine Vetter
Fazit: „Die Studie steht im Einklang mit der Todesursachen-Statistik, wonach 75 % der Frauen an einer koronaren Herzkrankheit mit
nachfolgender
Herzinsuffizienz
Emdin CA, et al.: Atrial fibrillation as risk factor
for cardiovascular disease and death in women compared with men: systematic review
and meta-analysis of cohort studies, BMJ
2016; 352: h7013
VORHOFFLIMMERN
Frauen sind stärker gefährdet als Männer
Vorhofflimmern ist mit einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko assoziiert. Ob es dabei geschlechtsspezifische Unterschiede
gibt, ist in einer Metaanalyse von
30 Kohortenstudien mit insgesamt
mehr als 4,3 Millionen Teilnehmern
untersucht worden.
Das gepoolte relative Risiko
(RR) für die Gesamtmortalität war
bei Patienten mit Vorhofflimmern
verglichen mit solchen ohne die
Rhythmusstörung bei Frauen höher als bei Männern (RR: 1,69;
95-%-Konfidenzintervall
[KI]:
1,50–1,90 vs. 1,47, 95-%-KI:
1,32–1,65). Das gepoolte Risikoverhältnis war bei Frauen damit
12 % größer als bei Männern. Außerdem war bei Frauen das Risiko
für einen Schlaganfall signifikant
gegenüber Männern gesteigert (RR:
KORONARE HERZERKRANKUNG
Evolocumab verkleinert arteriosklerotische Plaques
PCSK9-Inhibitoren wie der monoklonale Antikörper Evolocumab
senken das LDL-Cholesterin. Ob
Evolocumab die Progression einer
Arteriosklerose der Herzkranzgefäße bei statinbehandelten Patienten
(mindestens eine epikardiale Koronarstenose [≥ 20 %]) beeinflusst, ist
in der randomisierten, doppelblinden GLAGOV-Studie untersucht
worden. Zu Beginn hatten die insgesamt 968 Teilnehmer ein durchschnittliches LDL-Cholesterin von
92 mg/dl.
Nach Kriterien in Europa wäre
hier keine Intensivierung der Therapie nötig. In der Studie aber erhielt die Hälfte der Patienten zusätzlich zum Statin alle 4 Wochen
Evolocumab (420 mg s.c.), die
Kontrollgruppe Placebo und ebenfalls weiterhin Statine. Schon nach
der ersten Injektion von Evolocu-
mab kam es zu einem deutlichen
Abfall des LDL-Cholesterins, der
nach weiteren Injektionen erhalten
blieb. Das durchschnittliche LDLCholesterin betrug 36,6 mg/dl, der
bislang niedrigste in einer größeren Studie untersuchte Wert, so die
Autoren.
Ziel der aggressiven Cholesterinsenkung war die Rückbildung der
koronaren Plaques. Deshalb wurde
vor Beginn der Behandlung und
nach 78 Wochen eine intravaskuläre Ultraschalluntersuchung durchgeführt. In beiden Untersuchungen
wurde an derselben Stelle das Volumen eines Plaques (Atherom) gemessen. Während es unter der ausschließlichen Statinbehandlung zu
einer leichten Zunahme des Atheromvolumens um 0,05 % kam, verkleinerten sich die Plaques unter
der intensivierten Cholesterin-Sen-
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 51–52 | 26. Dezember 2016
kung um 0,95 %. Die Differenz von
1,0 Prozentpunkten war mit einem
95-%-Konfidenzintervall [KI] von
-1,8 bis -0,64 % und p < 0,001 signifikant. Eine Verkleinerung wurde
unter Evolocumab bei 64,3 % der
Patienten erreicht und unter Placebo bei 47,3 % (Δ 17,0 %; 95-%-KI:
10,4–23,6 %; p < 0,001).
Fazit: Die GLAGOV-Studie belegt,
dass die aggressive Senkung des
LDL-Cholesterins die Chance auf
Rückbildung von Koronarplaques
erhöht. Diese ist offenbar umso ausgeprägter, je niedriger die Zielwerte
sind. Bei einem LDL-Cholesterin
< 20 mg/dl verminderte sich bei
81,2 % das Atheromvolumen. Noch
allerdings ist unklar, ob dies Patienten langfristig vor kardiovaskulären
Ereignissen schützt.
Rüdiger Meyer
Nicholls SJ, et al.: Effect of evolocumab on
progression of coronary disease in statin-treated patients. The GLAGOV randomized clinical
trial. JAMA 2016; DOI: 10-1001/
jama.2016.16951.
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