Schattenblick Druckausgabe

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MA-Verlag
POLITIK / REPORT
Elektronische Zeitung Schattenblick
Freitag, 23. Dezember 2016
EU Gleichung - Aufrüstungsreigen ...
Norman Paech im Gespräch
Frage von Krieg und Frieden ­
Ein Kernelement linker Politik
EU Gleichung - Schimpfwort
Populismus ... Luc Jochimsen
im Gespräch
Interview am 13. Dezember 2016 in Hamburg­Barmbek
litischer Sprecher der Linksfraktion. [1]
Gerade jetzt die Stimme erhe­
ben ...
Interview am 13. Dezember
2016 im Museum der Arbeit in
Hamburg­Barmbek
Die Soziologin, Autorin
und langjährige Rundfunkjournalistin Luc Jochimsen saß für Die
Linke im Bundestag und wurde
2010 als Präsidentschaftskandidaten der Linkspartei aufgestellt.
Vor zwei Jahren veröffentlichte
sie ihre Autobiographie, deren Titel Die Verteidigung der Träume
kaum zeitgemäßer sein könnte.
Nach dem von ihr moderierten
Gesprächsabend mit Sahra Wagenknecht und ... (Seite 4)
(SB) ­
DIENSTE / KALENDER
... (Seite 13)
Norman Paech
Foto: © 2016 by Schattenblick
(SB) 22. Dezember 2016 ­ Der Völ-
kerrechtler Norman Paech war von
1975 bis 1982 Professor für Politische Wissenschaft an der Einstufigen Juristenausbildung der Universität Hamburg, 1982 bis 2003 für
öffentliches Recht an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in
Hamburg. Von 1969 bis 2001 gehörte er der SPD an, 2007 trat er in
die Partei Die Linke ein. Er war von
2005 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und Außenpo-
Norman Paech eröffnete mit einem
Grußwort die von der Journalistin
Luc Jochimsen moderierte Podiumsdiskussion "EU am Abgrund?
Wohin steuert die EU zwischen Brexit, CETA, Euro- und Flüchtlingskrise?" mit Sahra Wagenknecht,
Vorsitzende der Partei Die Linke
im Bundestag, und dem Europaabgeordneten Fabio Di Masi im Museum der Arbeit in HamburgBarmbeck. [2] Im Anschluß daran
beantwortete er dem Schattenblick
einige Fragen zu diesem Themenkomplex.
Schattenblick (SB): Eine immer
wieder diskutierte Kernfrage lautet:
War die Europäische Union am
Anfang ein demokratisches Projekt
oder, wie Kritiker meinen, ein Projekt bestimmter Nationalstaaten
und deren Eliten sowie Kapitalfraktionen?
Norman Paech (NP): Ich bin der
Überzeugung, daß es zu Anfang
wirklich ein demokratisches Projekt - allerdings mit schweren Geburtsfehlern - war. Die Idee Euro-
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pas ist sehr alt, aber als sie sich
dann von der Montanunion allmählich zu einer politischen Union
durchentwickelte, hat es sehr starke Fehler gegeben, die jetzt einen
Zustand hervorgerufen haben, in
dem sie mehr als reparaturbedürftig ist. Es gibt auch Stimmen, die
eine Neugründung fordern.
SB: Wie könnte man die EU denn
neu gründen? Einer These aus deutscher Sicht zufolge könnte man sie
eher in Berlin als in Brüssel reparieren.
NP: Im Augenblick würde ich sagen, daß die Situation in Berlin
nicht günstig ist, denn die Regierung Merkel/Schäuble ist für den
derart elenden Zustand der EU
durchaus mit verantwortlich. Sie ist
diejenige treibende Kraft gewesen,
die zum Beispiel TTIP fast durch
die Staaten durchgepeitscht und
den unseligen Griechen nicht etwa
geholfen, sondern sie stranguliert
hat. Das heißt, Berlin als Stadt geht
ohne weiteres in Ordnung, aber gegenwärtig würde ich davor warnen,
Berlin als politischem Ort den Hut
aufzusetzen, um die EU zu reformieren. Damit würde man eigentlich den Bock zum Gärtner machen.
SB: Sie hatten in Ihrer Vorrede die
Militarisierung der EU angesprochen. Aus deutscher Perspektive
gibt es seit mehreren Jahren Pläne
dazu, sei es im Konzept "Neue
Macht. Neue Verantwortung" oder
im aktuellen Weißbuch der Bundeswehr. Wie sind die deutschen
Ambitionen zu bewerten?
NP: Die deutschen Ambitionen
sind unter der Zwei-Frauen-Führung Merkel/von der Leyen sehr
unverdaulich. Beide gehen im
Grunde davon aus - was auch
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Gauck angesprochen hat und leider
von Steinmeier übernommen worden ist -, die politische Verantwortung, die wir zweifelsohne in Europa aufgrund unserer politischen
und ökonomischen Gesamtstärke
haben, im wesentlichen mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Das
halte ich für den grundlegenden
Fehler. Wir sollten unsere kulturellen, politischen und auch ökonomischen Fähigkeiten statt dessen einsetzen, um aus diesem Projekt der
EU wirklich ein demokratisches,
soziales und friedliches zu machen.
Doch die Deutschen wollen ihre
Verantwortung militärisch umsetzen und damit natürlich auch eine
imperialistisch unantastbare Position innerhalb Europas einnehmen
und so zum Juniorpartner der USA
im imperialistischen scramble for
europe aufsteigen.
SB: Wie steht es aus Ihrer Sicht um
das Verhältnis zwischen den USA
und Europa bzw. Deutschland?
NP: Die USA haben nicht erst seit
Trump die Forderung America first
aufgestellt. Auch alle Vorgängerregierungen haben zugesehen, daß
die Amerikaner in ihrer ökonomischen und vor allen Dingen in ihrer
militärischen Stärke unantastbar
sind. Ihr Militäretat ist größer als
der gesamte europäische und auch
russische und chinesische zusammen. Das ist die Grundbasis für ihre imperialistische Dominanz in der
Welt, auch gegenüber Europa, die
sie für sich dauerhaft beanspruchen. Natürlich brauchen sie Europa auch innerhalb der NATO, um
ihre Ziele, ob nun im Nahen Osten,
Südamerika, Afrika oder Asien, arbeitsteilig durchführen zu können.
Die Unantastbarkeit ihrer Dominanz in dieser Zusammenschau ist
für alle US-Regierungen immer ohne Frage gewesen.
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SB: Die Orientierung der USA auf
den pazifischen Raum wurde bereits unter Obama vorangetrieben.
Nun hat Trump sehr schnell nachgelegt. Wird damit China massiv
ins Visier genommen?
NP: Eine Konkurrenz ist möglich,
aber ich halte es für sehr gefährlich,
eine Konfrontation mit China aufzubauen. Denn China wird in der
Zukunft eine viel stärkere ökonomische und damit auch politische
Rolle spielen. Ich bin der Überzeugung, daß, wenn Trump mit seinem
neuen Außenminister eine Entspannung des Verhältnisses zu
Rußland hinbekommt, dies auch
gegenüber China notwendig ist.
Aber seine Vorgaben sind sehr widersprüchlich. Nehmen wir als
Beispiel das Handelsabkommen
TTIP, das er nicht mehr haben will.
TTIP war ein Projekt, das Rußland
und China isolieren sollte und ganz
eindeutig gegen diese beiden Staaten gerichtet war. Jetzt will Trump
mit den Russen verhandeln, aber
die Konkurrenz bzw. Konfrontation mit China aufrechterhalten. Ich
weiß noch nicht, wie das ausgehen
wird, aber ich würde davor warnen
zu glauben, daß es eine positivere
Entwicklung nimmt als die, die wir
bisher gehabt haben.
SB: Steht möglicherweise zu befürchten, daß die Konstellation der
Machtblöcke, wie wir sie jahrzehntelang hatten, völlig neu aufgerollt
wird und es zu neuen Bündnissen
und Freundschaften kommt?
NP: Alles ist möglich, weil man so
gar nicht weiß, was Trump eigentlich umtreibt und was er sich von
einem Tweet zum anderen Tweet
überlegt. Im Augenblick weiß man
nur, daß er sein Kabinett fast ausschließlich mit Milliardären besetzt
hat, und das bedeutet eigentlich
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Wall Street, obwohl sein populistischer Wahlkampf gegen die
Wall Street gerichtet war. Und
jetzt sehen wir alle Kerngranden
der Wall Street in seinem Kabinett. Insofern ist es außerordentlich schwierig, hier Voraussagen
zu machen. Nur eines ist ganz
klar: Auch innerhalb des, sagen
wir es mal so, imperialistischen
Lagers NATO wird es zwischen
den USA und Europa in Zukunft
enorme Auseinandersetzungen
und Reibungen geben, und das
ist für die Gesamtsituation in der
Welt außerordentlich schädlich.
SB: Im Moment wird kontrovers
diskutiert, ob man die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei
weiter in der Schwebe halten
oder ganz abbrechen soll. Was
ist Ihre Sicht dazu?
NP: Allmählich ist das, was Erdogan macht, jenseits jeglicher Duldung, die wir aufbringen können.
Nicht nur, daß er die demokratischen Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit aufs gröbste verletzt, er
führt auch einen regelrechten
Krieg gegen den kurdischen Bevölkerungsanteil in Südostanatolien und interveniert darüber hinaus
in Syrien absolut völkerrechtswidrig. Ich bin der Überzeugung, daß
man sich jetzt ein grundsätzlich anderes Kooperations- und, sagen
wir mal, Erziehungsmodell überlegen sollte. Vor allem jedoch muß
das Militär aus Incirlik abgezogen
werden. Es kann nicht mehr um die
Verwirklichung von Plänen gehen,
dort einen deutschen Standort zu
etablieren. Dann sollte man - und
da bin ich mit den Österreichern einer Meinung - zunächst einmal die
Beitrittsverhandlungen sistieren
und damit klar zum Ausdruck bringen: So geht das nicht weiter.
Wenn die Europäische Union und
Fr, 23. Dezember 2016
die Amerikaner eindeutig und einhellig gegen die Türkei Position
bezögen, würde das etwas verändern und die demokratischen Kräfte in diesem Lande stärken. Im Augenblick sind sie völlig aufsich allein gestellt und wissen nicht, auf
wen sie sich verlassen können. Nur
auf ein paar Intellektuelle und
Journalisten aus Deutschland und
Frankreich können sie sich noch
stützen, aber aufkeine Regierung.
Das ist ein großes Defizit und ein
echter Skandal.
SB: Erdogan droht indessen damit, unter Umständen den
Flüchtlingsdeal mit der EU aufzukündigen. Wie ist diese Drohkulisse in bezug aufdie europäische Flüchtlingspolitik einzuschätzen?
NP: Allmählich hat die EU Zeit
genug gehabt, sich ein alternatives
Modell, quasi einen Plan B zu
überlegen. Sie könnte zum Beispiel das gesamte Geld, das im Augenblick an die Türken überwiesen werden soll, den Griechen zukommen lassen, um sie zu entlasten. Die Türkei müßte dann zusehen, was sie mit den Flüchtlingen
macht. Eventuell müßte sie auch in
den Nachbarländern, sei es Jordanien oder Libanon, Strukturen aufbauen, damit die Flüchtlinge nahe
ihrer Heimat versorgt werden können. Aber vor allen Dingen müssen sie den Krieg beenden und in
enger Zusammenarbeit mit den
Russen eine politische Lösung für
Syrien finden, anders geht es nicht.
ner Nichtkriegsbeteiligung aufzugeben?
NP: Das hängt von den anderen
Kräften ab, mit denen wir koalieren wollen. Aufdieser Veranstaltung ist ja sehr deutlich geworden,
daß es nicht auf Personen, sondern wirklich auf Inhalte ankommt. Wenn auf seiten der anderen Kräfte bei Sondierungsgesprächen einige der grundsätzlichen Positionen der Linken vollkommen ausgeschlossen werden,
wird es keine Koalition geben. Ich
bin davon überzeugt, daß gerade
die Frage von Krieg und Frieden
ein ganz entscheidendes Merkmal
unserer Partei und damit auch ein
Kernelement unserer Politik ist.
Da darf es kein Zappeln und
Zucken geben. Vielmehr sollten
sich die Grünen und auch die SPD
einmal überlegen, ob sie nicht
eventuell ihre Politik verändern.
Es wird immer nur davon gesprochen, daß die Linken sich ändern
sollen. In der Frage von Krieg und
Frieden ist es jetzt an der Zeit, daß
sich die SPD und auch die Grünen
einmal bewegen.
SB: Herr Paech, vielen Dank für
das Gespräch.
Anmerkungen:
[1] http://norman-paech.de/zurperson/
[2] Siehe dazu BERICHT:
EU Gleichung - Primat der Verteilungsökonomie ... (SB)
Schattenblick → INFOPOOL →
POLITIK → REPORT
SB: Im kommenden Jahr ist Bun- http://www.schattenblick.de/
destagswahlkampf, und damit infopool/politik/report/
stellt sich für die Partei Die Linke prbe0253.html
natürlich die Frage nach der Kohttp://www.schattenblick.de/
alition. Ist es für Sie vorstellbar,
infopool/politik/report/
daß die Linke regierungsfähig
prin0331.html
wird, ohne die Grundposition eiwww.schattenblick.de
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EU Gleichung - Schimpfwort Populismus ...
Luc Jochimsen im Gespräch
Gerade jetzt die Stimme erheben ...
Interview am 13. Dezember 2016 im Museum der Arbeit in Hamburg­Barmbek
(SB) 22. Dezember 2016 ­ Die So-
ziologin, Autorin und langjährige
Rundfunkjournalistin Luc Jochimsen saß für Die Linke im Bundestag und wurde 2010 als Präsidentschaftskandidaten der Linkspartei
aufgestellt. Vor zwei Jahren veröffentlichte sie ihre Autobiographie,
deren Titel Die Verteidigung der
Träume kaum zeitgemäßer sein
könnte. Nach dem von ihr moderierten Gesprächsabend mit Sahra
Wagenknecht und Fabio De Masi,
bei dem im Museum für Arbeit in
Hamburg-Barmbek die Frage "EU
am Abgrund? Wohin steuert die
EU zwischen Brexit, CETA, Euround Flüchtlingskrise?" [1] erörtert
wurde, stellte sich Luc Jochimsen
für einige Fragen zur Verfügung.
Schattenblick (SB): Frau Jochimsen,
Sie waren selbst Präsidentschaftskandidatin der Linkspartei. Was sagen Sie zu der diesjährigen Aufstellung von Herrn Butterwegge?
Luc Jochimsen (LJ): Ich bin sehr
froh, daß wir mit Professor Butterwegge wirklich eine Person gefunden haben, die zu Steinmeier absolut im Kontrast steht. Steinmeier ist in vieler Hinsicht ein durchaus guter Außenminister, und es
gibt Leute, die der Meinung sind,
daß er damals die Agenda 2010 organisiert, betrieben und koordiniert hat, sei jetzt so lange her, daß
es auch einmal vorbei sein müsse.
Warum das für uns nicht vorbei
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die Belege zusammengetragen und
zeigt damit auch, wo Die Linke
steht, der es eigentlich um die
Schwachen und Armen in der Gesellschaft geht. Insofern finde ich
seine Wahl hervorragend und für
mich auch erfreulich. Die Linke in
Thüringen, für die ich zwei Perioden im Bundestag war, hat mich
als Wahlfrau nominiert, so daß ich
im Februar den Bundespräsidenten wählen darf, und ich werde
Butterwegge mit vollem Herzen
meine Stimme geben.
Luc Jochimsen
Foto: © 2016 by Schattenblick
sein kann, hängt damit zusammen,
daß es für die Menschen, die seit
damals und immer noch unter
Hartz IV-Bedingungen leben, ja
nicht vorbei ist. Das ist heute genauso wie damals ein Problem.
Tausende, ja Abertausende sind
von dieser Agenda 2010 betroffen.
Insofern kann man deren Erfinder
und Koordinator jetzt nicht einfach
zum Bundespräsidenten wählen.
Da ist Butterwegge ein fantastischer Gegenpol, weil er genau das
Gegenteil vertritt, und zwar nicht
durch irgendwelche Phantastereien, sondern durch seine Forschungen zur Armut als dem zentralen
Thema seiner Wissenschaft. Er hat
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SB: Das landläufige Wort von der
Lügenpresse ist von rechts besetzt.
Es ist bekannt, wo es herkommt
und warum es nicht adäquat ist.
Nun haben viele Menschen nicht
von ungefähr den Eindruck, von
Herrschaftsdiskursen oder Indoktrinationsversuchen in die Irre geführt zu werden. Wie würden Sie
die Rolle der etablierten Medien in
diesem Zusammenhang bewerten?
LJ: Ich würde von Lügenpresse
nicht reden, weil dieser Begriff
vergiftet und kontaminiert ist
durch den Nationalsozialismus.
Aber daß die Presse nicht wahrhaftig und umfassend informiert,
unterschreibe ich voll und ganz.
Ich habe dies bei dieser Veranstaltung an dem Punkt, wie wir mit
dem Referendum in Italien umgegangen sind, aufzuzeigen versucht. Es ist ja auffallend, daß uns
die Presse vor dem Brexit - wie
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auch immer man dazu steht - ständig und unisono Horrorszenarien
aufgetischt hat, die alle nicht eingetreten sind. Jetzt zeigt man sich
überrascht, daß all das nicht so gekommen ist wie vorausgesehen.
Daran kann man einiges ablesen.
Daniela Dahn hat jetzt in einem
Artikel im Freitag auf wirklich
großartige Weise daraufhingewiesen, wie viel Informationen über
den Krieg in Syrien von PentagonMitarbeitern geschrieben werden
und daß auffallenderweise immer
von guten und schlechten Oppositionelle bzw. guten und schlechten
Kämpfern die Rede ist [2]. Das hat
mit Information und Wahrhaftigkeit überhaupt nichts zu tun, sondern ist eine ständige Parteinahme
für das eine Lager. Natürlich machen die Russen Propaganda, aber
wenn man ihnen das vorwirft, muß
man auch einräumen, daß man
selbst genauso Propaganda macht.
Das ist das wirklich Schlimme.
SB: Sie waren einmal Chefredakteurin im Hessischen Rundfunk.
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Wie ist es um die inhaltliche Kontrolle der öffentlich-rechtlichen
Berichterstattung bestellt? Üben
die Rundfunkräte aus Ihrer Sicht
ernstzunehmenden Einfluß aus?
LJ: Man hat die Gremien immer
sehr kritisiert, weil sie letztlich
auch parteiisch zusammengesetzt
sind. Aber jetzt hat der Rundfunkrat des WDR erstmalig und einmalig in der Geschichte der ARD
Sendungen des WDR über die
Ukraine und Ostukraine ganz
scharfkritisiert und auch eine Rüge ausgesprochen. Das hat es vorher so noch nicht gegeben. Man
hat die besonders gerügten Sendungen zwar in den Tagesthemen
aufgegriffen, aber danach lustig
weitergemacht und wartet jetzt sozusagen aufdas nächste Urteil der
Gremien. Insofern haben die Gremien einen Blick darauf. Nun können die Gremien natürlich aus gutem Grund immer erst, nachdem
gesendet worden ist, das Gesendete beurteilen und nicht vorher eingreifen. Das ist auch vollkommen
in Ordnung, weil es andersherum
Zensur wäre. Aber das Erschreckende ist, daß trotz der be-
rechtigten Kritik der Gremien und
ihres Tadels nach kurzer Zeit wieder weitergemacht wird wie bisher.
SB: An Frau Wagenknecht adressiert steht der Vorwurfdes Linkspopulismus im Raum, der mit der unterstellten Gleichsetzung von Links
und Rechts einhergeht. Ist es überhaupt zweckmäßig, wenn Linke
über den sogenannten Populismus
als Mittel einer politischen Durchsetzungsstrategie nachdenken?
LJ: Erstens finde ich es falsch, Populismus generell zu verteufeln,
denn was heißt Populismus? Populismus bedeutet doch, sich mit dem
Volk, also der Mehrheit der Bevölkerung auseinanderzusetzen. Dafür
steht Populismus eigentlich. Daran
kann ich in einer Demokratie, ehrlich gesagt, überhaupt nichts
Falsches sehen. Was wir an populistischer Politik kritisieren, ist eigentlich das demagogische, auf
Versimplifizierung hinarbeitende
Moment, sich die eigenen politischen Positionen gewissermaßen
als die des Volkes anzueignen und
sie ihm wieder zu servieren. Das ist
die populistische Politik, wie sie
von der Rechten betrieben wird.
Und zweitens habe ich mich gegen
die Gleichsetzung zwischen links
und rechts immer zur Wehr gesetzt. Hier gibt es keinen Vergleich. Linke Politik, wie auch immer sie sein will, setzt bei der Information, beim Lernen, beim
Willen, bei der Selbstbestimmung
an, rechte Politik ist etwas ganz
anderes. Die Gleichsetzung mit
den Rechten ist natürlich die berühmte Diffamierung und im Kern
auch Beschimpfung der Linken.
SB: Sie haben das Gespräch heute
abend moderiert. Werden Sie sich
Fr, 23. Dezember 2016
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auch im kommenden Wahlkampf
stärker einbringen?
LJ: Ich würde gerne Fabio De
Masi weiter unterstützen, weil ich
denke, daß Hamburg mit ihm eine großartige Person hätte. Er
bringt etwas Weltmännisches und
Europäisches mit, das auch
Hamburg gut ansteht. Gleichzeitig ist er ein Mensch, der nie den
Boden unter den Füßen verloren
hat. Er hat von schwarzen Limousinen für die Abgeordneten
gesprochen und verdient in Brüssel unglaublich viel. Die Europaabgeordneten werden ja geradezu
sediert, wenn man so will, durch
unglaubliche Diäten und Gelder.
Für den Fall, daß er nach Berlin
geht, würde er glatt aufdie Hälfte seiner Einnahmen verzichten.
Großartig bei ihm finde ich zudem, daß er über den Tellerrand
schaut. Und er hat recht, wenn er
sagt, wir müssen es selbst schaffen. Das ist auch die Lehre meines eigenen langen Lebens, meiner Erfahrung aus der Jugend und
den frühen Jahren nach dem
Krieg: Wenn wir es selbst nicht
wollen, dann dürfen wir uns auch
nicht beklagen.
SB: Frau Jochimsen, vielen Dank
für das Gespräch.
Anmerkungen:
[1] BERICHT/253: EU Gleichung
- Primat der Verteilungsökonomie
... (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/politik/report/prbe0253.html
[2] http://www.danieladahn.de/
wp-content/uploads/2016/12/DieGuten-und-die-B%C3%B6sen.pdf
http://www.schattenblick.de/infopool/
politik/report/prin0332.html
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POLITIK / AUSLAND
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Guatemala - Ein bisschen Frieden
Von Markus Plate
Friedensdenkmal in Guatemala
Foto: Fernando Reyes Palencia,
cc­by­sa­2.0, via flickr
[https://creativecommons.org/licen
ses/by­sa/2.0/]
(Guatemala­Stadt/Berlin, 22.
Dezember 2016, npl) - Mit der
Unterzeichnung der Friedensabkommen am 29. Dezember 1996
endete in Guatemala ein über
drei Jahrzehnte langer, blutiger
Konflikt zwischen Militärdiktatur und Guerilla. Doch "Frieden"
herrscht nicht in Guatemala. Das
Land hat eine der höchsten Mordraten der Welt, der Rassismus
gegen die indigene Bevölkerung
ist nach wie vor präsent, Aktivist*innen werden bedroht. Das
liegt auch daran, dass die insgesamt zwölf Friedensabkommen
nie oder nur unzureichend umgesetzt wurden. Der Weg zum
Frieden, er bleibt auch in Guatemala holprig.
www.schattenblick.de
"La Voz Popular" - Mit Radio
gegen die Militärdiktatur
Alberto Ramirez, genannt Tino,
stammt aus einer Maya-Familie.
Es war das indigene Guatemala,
das am meisten unter der Militärdiktatur gelitten hat. Als Tinos Vater Anfang der 1980er Jahre von
der Armee verschleppt und ermordet wurde, flohen Mutter und Tino zu der Guerilla in die Berge.
Aus dem heranwachsenden Tino
wurde ein Guerillero - der gegen
Rassismus und ungleiche Besitzverhältnisse kämpfte. Aber Tinos
Waffen waren weder Gewehr noch
Dynamit, sondern ein Mikrofon
und ein Fahrrad. Anfang der
1980er war der Guerilla klar geworden, dass sie ein eigenes Medium brauchte - um aufzuklären,
anzuklagen, und zu mobilisieren.
"Mich hat man über die Grenze
nach Mexiko geschickt", erzählt
Fr, 23. Dezember 2016
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Tino. "Von dort aus habe ich produziert und die Tonkassetten mit
dem Fahrrad nach Guatemala geschmuggelt, die wir dann vom
Vulkan aus gesendet haben".
Neun Jahre lang sendete "La Voz
Popular" von den Hängen des
Vulkans Tajumulco. Für Tino war
das Guerrilla-Radio ein Sprachrohr der Stimmlosen, das von den
Mächtigen als Bedrohung empfunden wurde. Mehrere Militäroffensiven am Vulkan waren die
Folge. Doch der Friedensschluss
1996 bedeutete das Ende von La
Voz Popular.
"Keine freie Meinungsäußerung ohne eigene Medien"
Heute lebt der mittlerweile 50-jährige Tino in der Nähe von Quetzaltenango, der zweitgrößten Stadt
Guatemalas. Radio macht er weiterhin. Nach dem Friedensschluss
gründete er zusammen mit anderen ehemaligen Guerilla-Funker*innen die Nichtregierungsorganisation (NRO) Mujb'ab'l Yol.
Dort produzieren Jugendliche kulturelle, bildungsorientierte und
politische Programme. Dem Senderverbund Mujb'ab'l Yol gehören
mittlerweile 26 Community-Radios im Hochland an.
"Es kann keine Demokratie ohne
freie Meinungsäußerung geben",
sagt Tino, und besteht darauf, dass
es auch "keine freie Meinungsäußerung geben kann ohne eigene
Medien". In Guatemala gebe es eine herrschende Klasse, die nicht
wolle, dass Indigene ihre eigene
Entwicklung gestalten. Community-Radios aber leisteten einen Beitrag zur lokalen Entwicklung, zur
Kultur, zur Bildung, auch zur Mobilisierung der Menschen. Vielleicht auch deshalb haben GuateFr, 23. Dezember 2016
malas Regierungen nach Friedensschluss die Legalisierung von indigenen Radios verhindert und diese
stattdessen kriminalisiert. Sprachrohre der Stimmlosen sind auch in
sogenannten Demokratien für die
Mächtigen eine Bedrohung.
Die Provinz Zacapa liegt im
trockenen, heißen Osten des Landes, doch durch zwei große Flüsse
ist Zacapa gleichzeitig wasserreich.
In Flussnähe werden Bananen,
Ananas, sogar Weintrauben angebaut, dazu Tomaten, Paprika und
Maniok. Die Viehwirtschaft hat
dort große Bedeutung. Die Flüsse
speisen sich aus den Bergen in der
Umgebung von Zacapa. Und in
diesen Bergen arbeitet Pfarrer José
Pilar Álvarez Cabrera. Die Gemeinde des 54-Jährigen zählt 350
Einwohner*innen, und fast alle
sind Indigene Maya Chort'i aus den
dortigen Bergdörfern.
gen die indigenen Gemeinden in
Form von Morddrohungen - aber
auch gegen Pfarrer José Pilar
selbst.
Profite aus illegalem Holzeinschlag scheinen wichtiger als
Wasser für alle. Frieden in Guatemala sehe anders aus, meint der
Pfarrer: "Die Friedensabkommen
sollten ja die Ursachen des Konfliktes beseitigen - Diskriminierung, Rassismus, die äußerst ungleiche Besitzverteilung. Aber das
hat man schnell beiseite gelegt.
Die Regierung hat stattdessen
einen neoliberalen Kurs eingeschlagen". So seien die Ursachen
für den Bürgerkrieg bis heute präsent: Diskriminierung, Rassismus,
äußerst ungleiche Besitzverteilung
und extreme Armut. Und es gebe
heute mehr gewaltsame Todesfälle als während des Krieges.
Gewalt gegen Frauen als
Ursachen des Bürgerkriegs be- Machtmittel
stehen weiter
Aus den Berglandschaften im
Doch die Bergwälder sind be- Osten Guatemalas stammt auch
droht. Zum einen durch den Be- Lorena Cabnal. Lorena ist Xincavölkerungszuwachs, vor allem Indígena und Feministin. Schon
aber durch die Großgrundbesit- in vorkolumbianischer Zeit habe
zer*innen, die dort seit Jahrzehn- sich der Machismo der Vorfahren
ten abholzen. Heute sind nur noch gegen die Frau gerichtet. Dann
20 Prozent der Wälder intakt. Das kamen Kolonialisierung und KirWasser ist spürbar weniger gewor- che, später Diktaturen und die
den. Es waren die Chort'i-Gemein- Aufstandsbekämpfungspolitik
den, die sich als erste gegen die während des Bürgerkriegs. Aus
Abholzung organisiert und dann Lorena Cabnals Sicht "haben sie
mit der katholischen und der luthe- alle ganz bewusst Gewalt gegen
rischen Kirche eine "Ökumenische Frauen als Machtmittel eingeund soziale Koordination zur Ver- setzt. Und nach Kriegsende hat
teidigung des Lebens" gründeten. der Neoliberalismus diese Situation sogar noch verschärft."
Die Bergwälder sollen endlich unter wirksamen Schutz gestellt wer- Seit Jahren zählt Guatemala zu
den - zum Nutzen aller. Doch was den Ländern mit den meisten Fälso einleuchtend erscheint, hat eine len von Femiziden auf der Welt:
Welle von Gewalt ausgelöst, ge- Fast 1.000 Frauen sind allein im
www.schattenblick.de
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letzten Jahr ermordet worden.
Auch Lorena hat mehrfach Todesdrohungen erhalten. Die Friedensverträge haben den Frauen in
Guatemala also nicht unbedingt
etwas gebracht. Oder, vielleicht
doch. Lorena verweist auf die
heranwachsende, junge Generation, eine Generation, die wortwörtlich die Schnauze voll habe.
Es gebe neue Formen des Protests
und neue künstlerische Ausdrucksformen, Gesichter eines
vielfältigen Widerstandes - und
zwar sowohl in den Städten wie
auf dem Land, in mestizischen
wie indigenen Gemeinschaften.
Diese neue Generation habe das
Potenzial, in Guatemala tatsächlich etwas zu bewegen.
sich in Guatemala wenig. Indigene
und Frauen sind im politischen System nach wie vor völlig unterrepräsentiert. Die internationale Gemeinschaft, die in den vergangenen zwanzig Jahren gesellschaftliche Prozesse unterstützt hat, zieht
sich langsam aber sicher aus Guatemala zurück - andere Weltregionen scheinen ihr wichtiger.
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/einbisschen-frieden/
Die nach wie vor exportorientierte Wirtschaft unter einer neoliberalen Weltwirtschaftsordnung
nützt weiterhin vor allem der kleinen, traditionellen Unternehmerschicht und transnationalen Konzernen. Wer sich dagegen wehrt,
lebt in Guatemala gefährlich auch in "Friedenszeiten".
*
Der Text ist lizenziert unter Creative Commons NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Quelle:
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool
Lateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188,
10997 Berlin
Telefon: 030/789 913 61
E-Mail: [email protected]
Nur ein paar Hoffnungsschim- Zu diesem Artikel gibt es auch Internet: http://www.npla.de
mer
einen Audiobeitrag:
http://www.schattenblick.de/
https://www.npla.de/podcast/guainfopool/politik/ausland/
Doch sind dies allenfalls Hoff- temalas-holpriger-weg-zum-friepala1656.html
nungsschimmer. Politisch bewegt den/
POLITIK / REDAKTION / ASIEN
China und USA streiten sich im Südchinesischen Meer
Hinter den Seerechtskonflikten stehen militärische Überlegungen
- Das
Verhältnis der USA zur Volksrepublik China scheint das überragende außenpolitische Thema
der Präsidentschaft von Donald
Trump zu werden. Gerade noch
gewählt und nicht einmal ins
Weiße Haus eingezogen - die
Amtseinführung findet erst im
Januar statt - hat der New Yorker
Baumagnat am 2. November
durch ein Telefonat mit der taiwanesischen Präsidentin Tsai
(SB) 22. Dezember 2016
Seite 8
Ing-wen gleich eine erste handfeste außenpolitische Krise ausgelöst. Was zunächst für einen
diplomatischen Lapsus gehalten
wurde, stellte sich bei näherem
Hinsehen als eine von den USRepublikanern lange geplante
Provokation heraus. Durch die
Aufwertung Tsais hat Trump vorsätzlich die Ein-China-Politik,
die Grundlage der Beziehungen
zwischen Washington und Peking seit 1979, in Frage gestellt
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und aus Sicht der Volkschinesen
eine "rote Linie" überschritten.
Eine Reaktion seitens der Führung in Peking mußte kommen.
Die folgte am 15. Dezember, als
die Besatzung eines Motorboots
der Volksmarine eine Unterwasserdrohne der US-Marine, die
gerade an die Wasseroberfläche
im Südchinesischen Meer gekommen war, beschlagnahmte.
Der Vorfall ereignete sich rund
Fr, 23. Dezember 2016
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50 Seemeilen nordwestlich der
philippinischen Subic-Bucht, also in internationalen Gewässern
und nicht innerhalb der von China beanspruchten Neun-StrichLinie. Es kam zu Protesten seitens der USA. Nach mehreren
Tagen lauten Säbelrasselns beider Seiten lenkte die Volksrepublik ein und gab am 20. Dezember die U-Drohne an die rechtmäßigen Besitzer zurück.
Die Episode hat erneut die Bedeutung des Südchinesischen
Meers als Konfliktfläche für die
USA und China unterstrichen,
doch gilt es hier vielkolportierte
Mißverständnisse aufzuklären.
Beim Dauerstreit um das Gewässer geht es nicht in erster Linie
darum, daß China die Durchfahrt
ausländischer Schiffe blockieren
könnte. Den Eindruck bekäme
man, fiele man auf die Behauptung Washingtons herein, die Aktivitäten der US-Marine in der
Region seien dazu gedacht, dort
die Freiheit der Schiffahrt zu garantieren. Kein Land wickelt
mehr Handel über das Südchinesische Meer ab als China; also ist
es dessen Primärinteresse, daß
sich dort die Frachtschiffe aller
Nationen ungehindert von A
nach B bewegen können. Im
Kriegsfall wären es die USA, die
mit Hilfe Japans, der Philippinen
und vielleicht sogar Taiwans eine Marineblockade der Häfen
des chinesischen Festlands anstreben würden.
Und auch die Streitigkeiten zwischen China auf der einen Seite
und den Philippinen, Brunei, Indonesien, Malaysia und Vietnam
auf der anderen über Seegrenzen,
den Umfang ihrer jeweiligen exklusiven Wirtschaftszonen und
den Zugang zu den Ressourcen
Fr, 23. Dezember 2016
des Südchinesischen Meers lenken vom Wesentlichen ab. Die
Volksrepublik baut diverse Riffe
und Atolle durch Sandauffschüttung und ähnliche Maßnahmen
zu Militärstützpunkten nicht deshalb aus, um sich in erster Linie
den Zugang zu den Fischfanggründen oder vermuteten Öl- und
Gaslagerstätten zu verschaffen.
Hinter den umfangreichen Ausbauarbeiten am Fiery Cross Reef
oder am Mischief Reef in der Inselgruppe Spatleys, darunter die
Einrichtung von Tiefseehäfen für
Marineschiffe sowie Start- und
Landebahnen für Militärflugzeuge, steht der Wunsch der Volksrepublik nach Schutz jener UBoote, die mit nuklearen Interkontinentalraketen bestückt sind
und damit die Zweitschlagskapazität Chinas gewährleisten sollen.
Der Heimathafen dieser UBoote liegt auf der chinesischen Insel Hainan im Nordwesten des Südchinesischen
Meers unweit der Grenze zu
Vietnam. Im Ernstfall ginge es
den chinesischen Militärs darum, daß diese U-Boote so
schnell wie möglich die vergleichsweise flachen Gewässer
des Südchinesischen Meers, wo
sie relativ leicht erfaß- und angreifbar wären, verlassen können, um in die Tiefe der großen
Ozeane abzutauchen. Schaut
man auf die Karte, sieht man,
daß dies nicht so leicht wäre,
müßten die chinesischen UBoote doch Meerengen passieren, die von anderen Staaten
kontrolliert werden. Das Streben der US-Marine wiederum
wäre es, die strategischen UBoote Chinas gar nicht erst aus
dem Südchinesischen Meer
herauszulassen, sondern sie
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dort aufzuspüren und außer
Gefecht zu setzen.
Die U-Drohne, welche die Chinesen jüngst beschlagnahmt hatten, gehört zum Inventar der
USNS Bowditch. Die Besatzung
des 100 Meter langen Aufklärungsschiffs, das seit Jahren in
der Nähe der chinesischen Küste
"Forschungsarbeit" betreibt,
kommt immer wieder mit Booten
der Volksmarine in Konflikt. Im
Frühjahr 2001, zu Beginn der ersten Amtszeit von US-Präsident
George W. Bush, gerieten die
Bowditch und eine chinesische
Fregatte im Gelben Meer aneinander. Nur eine Woche später
kam es zu dem Zwischenfall, bei
dem ein chinesischer Kampfjet
abstürzte, dessen Pilot sein Leben verlor, und ein US-Spionageflugzeug zur Landung auf
Hainan gezwungen wurde. Im
März 2009, zu Beginn der ersten
Amtszeit von Barack Obama,
kam es zu aufgeregten Telefonaten zwischen Peking und Washington, nachdem chinesische
Kriegsschiffe versucht hatten, in
den Besitz einer akustischen
Sonde zu gelangen, welche die
USNS Impeccable, Schwesterschiff der Bowditch, hinter sich
herzog.
Im vergangenen März hat USVerteidigungsminister Ashton
Carter im Rahmen der seit mehreren Jahren laufenden Aufstockung von US-Militärkapazitäten im asiatisch-pazifischen
Raum - Stichwort "Asia Pivot" die Entwicklung von "neuen Unterwasserdrohnen in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Nutzlasten, die in flachen
Gewässern operieren können, wo
es bemannte U-Boote nicht können" angekündigt. In einem ArtiSeite 9
Elektronische Zeitung Schattenblick
kel, der am 17. Dezember beim
EUROPOOL / WIRTSCHAFT
Londoner Guardian unter der
Überschrift "Chinese warship
seizes US underwater drone in
Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
international waters" erschienen
Nachricht vom 21. Dezember 2016
ist, hat Sebastian Brixey-Williams vom British American SeFührt Skandinavien Vollgeld ein?
curity Information Council (BASIC) eine erhellende, wenngleich
etwas beunruhigende ErläutePressemitteilung der Vollgeld­Initiative [1]
rung des jüngsten Vorfalls im
Südchinesischen Meer gegeben: Berlin - 21.12.2016. Die Zen- ellen Stand der Technik entspretralbanken Schwedens und Dä- chende Form von Zentralbanken"Die Nuklearmächte machen nemarks erkennen den gesell- geld zur Verfügung zu stellen.
sich zunehmend Sorgen wegen schaftlichen Bedarf nach elek- Diese neue Form von Geld, "eunbemannter Unterwasserfahr- tronischem Geld, das ebenso si- krona" genannt, wäre elektronizeuge (UUVs oder Unterwasser- cher ist wie Bargeld. Deshalb sches Vollgeld, das in Ergänzung
drohnen), die ihre mit nuklearen diskutieren die beiden Noten- zu den bestehenden Zahlungsmitballistischen Raketen bestückten banken öffentlich, wie sie elek- teln in Umlauf gebracht werden
U-Boote autonom verfolgen tronisches Zentralbankengeld würde.
können und sie damit der Gefahr für die Bevölkerung in Umlauf
der U-Jagd aussetzen. Das ist be- bringen können. In Teilen
sonders für China ein Thema, Skandinaviens denkt man somit Lanciert Zentralbank die
dessen Flotte an mit nuklearen ernsthaft über einen ersten "e-krona"?
ballistischen Raketen bestückten Schritt hin zu einem VollgeldU-Booten klein und laut ist. System nach.
Die schwedische Zentralbank will
Wenngleich die USNS Bowditch
unverzüglich damit beginnen, die
ein ozeanographisches Schiff ist Cecilia Skingsley, Vizepräsiden- technischen, rechtlichen und pound daher harmlos erscheint, tin der schwedischen Zentral- litischen Aspekte einer möglichen
macht es die Art von Daten, die bank, hält es für problematisch, Emission von "e-krona" zu unteres sammelt, mit der Zeit leichter, dass der Zugang der Bevölkerung suchen. Dabei will man unter anchinesische U-Boote aufzuspü- zu Bargeld durch den Markt be- derem klären, ob die "e-krona" an
ren.
stimmt und zunehmend erschwert ein Bankkonto gebunden sein
wird [2]. Denn Bargeld habe oder als digitales Zeichen ohne
Vor diesem Hintergrund ist Chi- wichtige Eigenschaften, die dem Kontobindung in elektronischen
na durch die Beschlagnahmung elektronischen Geld auf den Kon- Netzwerken zirkulieren soll und
der amerikanischen U-Drohne ten fehle: Bargeld ist die einzige, ob sie direkt von der Zentralbank
eine Reihe von Dingen gelungen. für die Öffentlichkeit zugängliche oder mit Hilfe der GeschäftsbanEs hilft den chinesischen Wis- Form von gesetzlichem Zentral- ken in Umlauf gebracht werden
senschaftlern, die technischen bankengeld. Im Unterschied zum soll.
Fähigkeiten der USA in diesem elektronischen
Bankengeld
Bereich besser zu verstehen, und (Giralgeld) auf den Konten ist
ermöglicht es ihnen eventuell, Bargeld keinem Konkurs-Risiko Dänemark will Blockchaindiese Fähigkeiten rückzuent- der Banken ausgesetzt. Zudem Technologie
wickeln, was ihnen kommerziel- sind Zahlungen in bar anonym
le und militärische Vorteile ein- und ohne Einbeziehung von Ge- Laut einem Bloomberg-Artikel
brächte."
schäftsbanken möglich. Wenn [3] arbeitet die Dänische Nationun das Bargeld fast verschwin- nalbank ebenfalls an Abklärunhttp://www.schattenblick.de/
det, dann sei es - so Skingsley - gen, auf Basis der Blockchaininfopool/politik/redakt/
die Aufgabe des Staates, der Öf- Technologie eine elektronische
asie­852.html
fentlichkeit eine neue, dem aktu- Krone herauszugeben. Singapur
Seite 10
www.schattenblick.de
Fr, 23. Dezember 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
und Kanada sollen bereits ein ent- wie Münzen und Noten wird sprechendes System getestet ha- nämlich gesetzliches Zahlungsben.
mittel. Im Dezember 2015 wurde
die Vollgeld-Initiative für krisensicheres Geld und die alleinige
Skandinavien ist fortschrittlich Geldschöpfung durch die Schweizerische Nationalbank mit über
In Schweden und Dänemark sind 110.000 Unterschriften eingeführende Entscheidungsträger of- reicht. Voraussichtlich Ende 2017
fen für eine monetäre Moderni- kommt sie zur Volksabstimmung.
sierung - im Gegensatz zur Die Vollgeld-Initiative wurde
Schweiz, wo die Nationalbank vom Verein Monetäre Moderniund der Bundesrat eine Vollgeld- sierung (MoMo) mit Sitz in Wetreform kategorisch ablehnen. tingen gestartet.
Diese kategorische Ablehnung ist
umso unverständlicher, als fundierte wissenschaftliche Untersu- Anmerkungen:
chungen eindeutig zum Schluss
kommen, dass sich eine Vollgeld- [1] http://www.vollgeld-initiatireform sehr positiv auf die Ge- ve.ch/
samtwirtschaft auswirken würde
[4].
[2] Vgl. Rede von Cecilia Skingsley, Vizepräsidentin Schwedische
Nationalbank:
Gut zu wissen http://www.riksbank.se/DocuVollgeld-Initiative
ments/Tal/Skingsley/2016/tal_skingsley_161116_eng.pdf
Die Vollgeld-Initiative will, dass
elektronisches Geld (Giral- oder [3] Bloomberg: Blockchain Lures
Buchgeld genannt) gleichwertig Central Banks as Danes Consider
Minting E-Krone:
https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-1211/blockchain-lures-centralbanks-as-danes-consider-minting-e-krone
[4] So z.B. eine umfassende Studie des Internationalen Währungsfonds aus dem Jahr 2012:
IMF WP/12/202, abrufbar unter:
http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pd
f
Der Text steht unter der Lizenz
Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Quelle:
*
Internationale Presseagentur
Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: [email protected]
Internet: www.pressenza.com/de
http://www.schattenblick.de/infopo
ol/europool/wirtsch/euwwa166.htm
REPRESSION / FAKTEN / INTERNATIONAL
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Mexiko
Mehr als 8.400 Entführungen seit Amtsantritt von Enrique Peña Nieto
(Lima, 01. Dezember 2016,
noticia aliadas) - Seit dem
Amtsantritt von Präsident
Enrique Peña Nieto im Dezember 2012 sind in Mexiko
mehr als 8.400 Menschen entführt worden. Dies gab die
Menschenrechtsorganisation
Fr, 23. Dezember 2016
"Alto al Secuestro" (Deutsch
etwa "Stoppt die Entführungen") am vergangenen 16. November bekannt.
macht durchschnittlich 42 Entführungen jede Woche und
sechs an jedem Tag des Jahres.
Zwischen Januar und Oktober
2016 zählte die Vereinigung
In diesem Zeitraum wurden 1.512 entführte Personen. Bedemnach jeden Monat 181 Ent- sonders viele Fälle gab es in den
führungen registriert. Das mexikanischen Bundesstaaten
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Seite 11
Elektronische Zeitung Schattenblick
México, Tamaulipas und Veracruz.
UMWELT / REDAKTION / KLIMA
Die im Jahr 2005 gegründete
Organisation Alto al Secuestro
unterstützt Opfer von Entführungen und deren Angehörige.
Nach Angaben der Vereinigung
stelle der Staat nicht nur zu wenige Rechtsanwälte für die
Fallbetreuung zur Verfügung,
die "Opfer bleiben schutzlos
angesichts eines Rechtssystems,
das den Beschuldigten mehr
Rechte einräumt und angesichts
von Gesetzen, die nichts als
leere Worte sind".
Keine weiße Weihnacht am Nordpol?
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/mehr-als-8-400-entfuehrungen-seit-amtsantritt-von-enrique-pena-nieto/
Wärmetrend in der Arktis setzt sich fort
Klimaschutzmaßnahmen von Industriestaaten wie der
Bundesrepublik Deutschland kommen viel zu spät
Am Nordpol ist es um diese Jahreszeit rund um die Uhr dunkel. Die
Sonne schafft es nicht mehr über
den Horizont, so daß die Region
aus dieser Richtung zur Zeit keine
direkte Wärmestrahlung erhält.
Deswegen herrschen dort normalerweise Temperaturen von -22 bis
-26 Grad Celsius. Nicht so in diesem Jahr. Da zeigt das Thermometer zehn bis zwölf Grad höhere
Temperaturen an, und sie könnten
um die Weihnachtszeit herum sogar
über den Gefrierpunkt klettern, da
sich von Ostgrönland her außergewöhnlich warme Luftmassen nach
Norden aufgemacht haben. [1]
Der Text ist lizenziert unter
Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 internaMit diesem Wetterextrem setzt
tional.
https://creativecommons.org/li- sich der diesjährige Trend auf
spektakuläre Weise fort. Bereits
censes/by-sa/4.0/
im November war gemeldet worden, daß sich das arktische Mee*
reis so langsam zurückbildet wie
in keinem Winter zuvor. Das warQuelle:
poonal - Pressedienst latein- me Wetter sorgt dafür, daß nicht
amerikanischer Nachrichten- nur die Eisfläche kleiner, sondern
auch die Eisdicke dünner bleibt als
agenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool normalerweise. Damit werden in
diesem Winter die besten VorausLateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188, setzungen dafür geschaffen, daß
sich der Trend im kommenden
10997 Berlin
Jahr fortsetzt - so wie der ungeTelefon: 030/789 913 61
wöhnliche Jahreswechsel 2015/16
E-Mail: [email protected]
die Voraussetzungen für die diesInternet: http://www.npla.de
jährigen Extreme geschaffen hat.
http://www.schattenblick.de/
infopool/repress/fakten/
rf0i0229.html
Seite 12
Damit wird darauf angespielt, daß
im Kohlebergbau ein im Käfig
eingesperrter Vogel durch seinen
Tod anzeigt, daß sich unter Tage
gefährliche Gase zusammenbrauen. Übertragen auf die Arktis bedeutet es, daß diese die starken
Einflüsse, denen der gesamte Planet ausgesetzt ist, als erste anzeigt.
Wobei der für Weihnachten angekündigte schwere Sturm in Europa, der von den meteorologischen
Verhältnissen in den Hohen Breiten ausgelöst wird, noch zu den
harmlosen, relativ schadensarmen
Folgen zählen dürfte. [2]
Möglicherweise erleben wir in den
letzten beiden Jahren das Überschreiten eines Kippunkts in der
Arktis, die sich aufwärmt, wenn
das Meereis verschwindet. Eine
Eisfläche vermag etwa 70 Prozent
der Sonnenenergie zurückzustrahlen, eine Wasserfläche jedoch nur
6 Prozent. Das bedeutet, daß sich
das Meer überall dort, wo sich
noch kein Eis gebildet hat, um
diese Wärmedifferenz aufheizt. In
diesem Jahr ist das Gebiet rund um
den Nordpol nur zu 80 Prozent
von Eis bedeckt, normalerweise
müßte es zu 95 Prozent vereist
sein.
Die Erwärmung der Arktis ist
eine Anomalie, die weitere WetDie Arktis wird als der Kanarien- teranomalien auslöst und eine
vogel des Erdklimas bezeichnet. Entwicklung anzeigt, die das
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Fr, 23. Dezember 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Klima und damit das Gesicht der
Erde wandeln wird. Durch den
Meerespiegelanstieg werden die
Landmassen der flachen Küsten
verschwinden und ganze Inseln
untergehen, deren Bewohner
dann in die Flucht getrieben werden. Generell werden die Klimaverhältnisse unberechenbarer
und die Wetterextreme zunehmen.
Zwar wurde beispielsweise der
syrische Bürgerkrieg nicht monokausal durch den Klimawandel ausgelöst, doch hat das sowieso durch regelmäßig auftretende Dürren geplagte Land in
den Jahren vor Beginn des Aufstands im Jahr 2011 gegen die
Regierung eine mehrjährige
Jahrhundertdürre erlebt. Das hat
die sozialen Spannungen verstärkt.
Das Klima allein hätte die derzeitige Massenflucht aus dem
Land nicht ausgelöst. Wenn sich
aber die Verhältnisse weiter zuspitzen und, wie von der Wissenschaft prognostiziert, Klimazonen entstehen, in denen kein
Mensch mehr leben kann, dürfte
das sehr wohl weitere, viel umfangreichere Massenfluchtbewegungen erzeugen. Außerdem
können die ärmeren Staaten den
Anstieg des Meeresspiegels
kaum kompensieren und müssen
wichtige Siedlungs- und Agrarflächen sowie Infrastruktureinrichtungen aufgeben. Gleiches
gilt irgendwann auch für die reicheren Staaten.
Wobei es kein Zufall ist, daß
durch die Überschwemmungen,
die der Wirbelsturm Katrina in
New Orleans und Umgebung bewirkt hat, vor allem die ärmeren
Bevölkerungsschichten betroffen
Fr, 23. Dezember 2016
waren. Das gleiche gilt für die
Verhältnisse der Nationen untereinander wie auch für die innerhalb einer Gesellschaft: Der Klimawandel verstärkt nicht nur die
meteorologischen, sondern auch
die sozialen Extreme; das Wohlstandsgefälle wird zunehmen.
Vor diesem Hintergrund hat die
außergewöhnliche Entwicklung
am weit entfernten Nordpol viel
mit den hiesigen Lebensumständen zu tun, und das nicht nur in
zukünftiger Hinsicht, sondern
auch im Rückblick: Es waren
und sind zu einem erheblichen
Teil die Treibhausgasemissionen
der Industriestaaten, die den
menschlichen Anteil an der globalen Erwärmung maßgeblich
bestimmen. [3] Und es ist das
Beharren darauf, den einmal eingeschlagenen Weg des Wirtschaftswachstums nicht verlassen zu wollen, das den sich abzeichnenden Klimatrend fortschreibt.
Ein Beispiel für Beharrung ist
ausgerechnet der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung.
Unter anderem ist in ihm kein
Ausstieg aus der Kohleverstromung in den nächsten Jahrzehnten vorgesehen. Zwar soll die
Ära der Benzin- und Dieselfahrzeuge im Individualverkehr zu
Ende gehen, aber statt dessen
sollen Elektrofahrzeuge über die
Straße rollen, und die haben auf
Jahre hinaus eine schlechtere
Ressourcenbilanz als Benziner
und Dieselfahrzeuge. Nach wie
vor werden in Deutschland Anträge auf die Errichtung von Ställen für die Massentierhaltung genehmigt, obgleich diese Produktionsweise und nicht zuletzt der
gegenwärtig hohe Fleischkonsum erheblich zum Klimawandel
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beitragen. Drei Beispiele, die
zeigen, daß die Bundesregierung
glaubt, es sich leisten zu können,
Maßnahmen gegen den Klimawandel auf die lange Bank zu
schieben. Die Arktis sagt jedoch
etwas anderes.
Anmerkungen:
[1] http://www.wetter.com/news/nordpol-bis-zu-50grad-ueber-normal_aid_22308.html
[2] http://www.nytimes.com/2016/12/21/science/ar
ctic-global-warming.html
[3] https://wwa.climatecentral.org/analyses/north-pole-novdec-2016/
http://www.schattenblick.de/
infopool/umwelt/redakt/
umkl­606.html
DIENSTE / KALENDER
Geöffnet und leer,
schon wieder einmal,
das ärgert dich sehr,
dir bleibt keine Wahl.
Seite 13
Elektronische Zeitung Schattenblick
SPORT / BOXEN / MELDUNG
Klarheit in der Königsklasse?
Deontay Wilder will sich mit Joshua oder Klitschko messen
Wie Deontay Wilder versichert,
hat er seine Verletzungen gründlich auskuriert und brennt darauf,
in den Ring zurückzukehren.
Nach Angaben seines Arztes
könne er sogar härter als früher
zuschlagen, da er sich diesmal
Zeit mit dem Heilungsprozeß gelassen habe. Er teste die rechte
Hand bereits wieder im Sparring
und spüre dabei keinerlei Einschränkungen. Der US-Amerikaner aus Tallahassee in Alabama
hatte im Januar 2015 durch einen
Punktsieg über den Kanadier
Bermane Stiverne den WBC-Titel im Schwergewicht gewonnen.
Das war der einzige Profikampf,
in dem der inzwischen 31jährige
Weltmeister über die volle Distanz gehen mußte, da er seine
übrigen 36 Auftritte durch die
Bank vorzeitig gewonnen hat.
Im Mai 2016 wollte Wilder seinen Titel in Moskau gegen Alexander Powetkin verteidigen und
dabei die mit Abstand höchste
Börse seiner Karriere einstreichen. Der Kampf mußte jedoch
kurzfristig abgesagt werden,
nachdem der Russe bei einer Dopingkontrolle der VADA positiv
auf eine verbotene Substanz getestet worden war. Daraufhin trat
der WBC-Champion ersatzweise
gegen Chris Arreola an, der sich
in der achten Runde geschlagen
geben mußte. Wilder zahlte jedoch einen hohen Preis für diesen Erfolg, da er sich dabei einen
Riß am Bizeps und einen Bruch
Seite 14
an der Hand zugezogen hatte, die heitsgrad in den USA sogar steioperativer Behandlung bedurften gern könnte.
und eine lange Zwangspause erUnterdessen denkt Wilder längst
forderlich machten.
über die nächste freiwillige TiDa der Verband nach reiflicher telverteidigung hinaus, die für
Abwägung keine Sperre gegen ihn allenfalls eine Etappe vor
Powetkin verhängte, aber Wilder dem angestrebten Gipfeltreffen
nicht zur Verfügung stand, um mit Anthony Joshua oder Wladiihr abgesagtes Aufeinandertref- mir Klitschko ist. Die beiden
fen nachzuholen, ordnete das kämpfen am 29. April im LondoWBC einen Kampf um den Inte- ner Wembley-Stadion vermutlich
rimstitel zwischen dem Russen vor einer Rekordkulisse gegenund Bermane Stiverne an, des- einander, wobei sowohl der IBFsen Sieger im kommenden Jahr Titel des Briten als auch der vaauf den Weltmeister treffen soll- kante Gürtel der WBA auf dem
te. Doch der in Jekaterinburg ge- Spiel steht. Der WBC-Weltmeiplante Kampf fiel ebenfalls ins ster will sich am liebsten bereits
Wasser, da Powetkin erneut po- im Sommer mit dem Sieger messitiv getestet wurde. Unter die- sen und aus diesem Kampf als
sen Umständen mußte Wilders führender Akteur des SchwergeTeam umdisponieren, und so wichts mit drei Titeln hervorgewerden nun Gespräche mit An- hen.
drzej Wawrzyk über einen
Kampf am 25. Februar 2017 in Ob Joshua oder Klitschko, einer
Birmingham, Alabama, geführt. von beiden müsse es sein, beDem 29jährigen Polen, der 33 kräftigt der US-Amerikaner seiAuftritte gewonnen und nur nen Anspruch, für Klarheit in der
einen verloren hat, ist natürlich Königsklasse zu sorgen. Wenn
bewußt, daß er als Aufbaugegner man ihn nach seinem Favoriten
verpflichtet werden soll, an dem frage, schlage sein Herz für Josder Champion seine körperliche hua. Doch sein Verstand sehe
Einsatzbereitschaft überprüft. Klitschko im Vorteil, der unerAndererseits winkt eine ansehn- hört erfahren sei und schon alles
liche Börse und ein unverhoffter gesehen habe. Ohne solche ErTitelkampf, den Wawrzyk auf fahrung gebe es keine Weisheit,
andere Weise so schnell nicht und der Ukrainer sei sehr weise
bekommen würde. Zudem wäre und intelligent im Ring. Joshua
eine Niederlage gegen Wilder wiederum habe die Jugend und
nicht zwangsläufig ein Rück- Stärke auf seiner Seite, zumal er
schlag für den Polen, der mit nicht kleiner als der Herausfordiesem Auftritt seinen Bekannt- derer sei. Daher sei alles möglich
www.schattenblick.de
Fr, 23. Dezember 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
und ein sehr interessanter Kampf
zu erwarten, der wohl durch
einen perfekten Schlag entschieden werde.
Ihm gehe es darum, die Titel im
Schwergewicht zu vereinen, und
diese Forderung erhebe er schon
so lange, daß es höchste Zeit sei,
Nägel mit Köpfen zu machen
und die Fans nicht ewig zu vertrösten. Einen größeren Kampf
als diesen gebe es derzeit nicht,
und sollte Joshua gegen Klitsch-
ko obsiegen, sei er im Zweifelsfall durchaus bereit, in England
anzutreten, so Wilder, der dort
schon einmal trainiert hat, bevor
er zum Kampf gegen Powetkin
nach Moskau reisen wollte. Es
wäre wunderbar, dort aufzutreten, und umgekehrt stünde für
Joshua im Falle eines Debüts in
den USA die optimale Gelegenheit in Aussicht, sich dem amerikanischen Publikum bekannt zu
machen. So oder so - die Frage
nach dem besten Schwerge-
wichtler der Welt könne nur Auge in Auge im Ring geklärt werden. [1]
Anmerkung:
[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/18326221/bestworld
http://www.schattenblick.de/
infopool/sport/boxen/
sbxm2079.html
SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX
Der Erkenntnis zuliebe sei gesagt ...
Der vermehrte Umgang
der Schachspieler mit Turnieren
hat zweifelsohne zu einer Steigerung der kreativen Denkkraft geführt. Kombinationen von schillernder Schönheit, tiefes Verständnis der Positionen, feines
Abwägen von Materiel- und anderen Wirkkomponenten einer
Partie, all dies steckte im vergleichsweise turnierärmeren 19.
Jahrhundert noch in den Kinderstuhen. Und doch trifft der gern
benutzte Vorwurf, die Meister
der alten Zeit hätten stürmisch,
aber nicht planvoll, intuitiv,
kaum jedoch mit durchgehender
Strategie gespielt, die Wirklichkeit ihres Denkens nicht. Daß die
Spieler seinerzeit waghalsiger zu
Werke gingen, viele zum Remis
führende Chancen vergaben und
überhaupt, wie gern beschworen,
im Angriff Künstler, in der Verteidigung jedoch Stümper waren,
hatte einen simplen Grund. Dieser lag in den Bedingungen, denen die Turniere unterworfen
(SB) ­
Fr, 23. Dezember 2016
waren. Ein Remis wurde damals
nämlich auf vielen Turnieren
nicht gewertet. Wollte ein Meister einen vorderen Tabellenplatz
ergattern, mußte er notgedrungen
mutiger spielen. Für Remisklammerer und Zwerge der Beschaulichkeit war kein Platz. Wie in
der Gesellschaft formten auch in
der Schachkunst die vorherrschenden Bedingungen den
Geist. Erst als später ein Remis
mit einem halben Punkt zu Buche schlug, stieg das Interesse
der Spieler an der Verteidigung.
Was vorher keiner Aufmerksamkeit wert war, begann dann in ihrem Denken raumzugreifen bishin, daß die alten, dem Angriff
verpflichteten Gambitsysteme
aus der Mode kamen und lange,
rein positionelle Eröffnungen die
Oberhand gewannen. Noch ganz
im alten Sturm-und-Drang-Geiste verlief das heutige Rätsel der
Sphinx, wo Meister Winawer mit
Weiß dank eines vorzüglichen
Opferzuges die schwarze Köwww.schattenblick.de
nigsburg in Schutt und Asche
legte. Also, Wanderer, was übersah sah Kontrahent Riemann, als
er zuletzt 1...De7-f7 spielte?
Winawer - Riemann
Berlin 1881
Auflösung letztes Sphinx­Rätsel:
Meister Gligoric befreite seinen
Turm mit 1...Tc3-b3! aus der
Fesselung, und prompt mußte
sein Kontrahent Maric die Waffen strecken, denn er hätte entweder einen Turm oder die Dame
verloren.
Seite 15
Elektronische Zeitung Schattenblick
KINDERBLICK / GESCHICHTEN / ADVENT-ERZÄHLT
Ein Weihnachtstraum ...
Fidibus Grünzweig
(SB) 22. Dezember 2016 ­ Unter
nau über ihm. "Kra, kra, kra!
Hallo Fidibus. Hast du heute
schon etwas vor?"
riesigen Tannen, tief drinnen im
dunklen, dichten Wald, verborgen
hinter Büschen und Blattwerk im
Unterholz, dort steht das Häuschen von Fidibus Grünzweig.
Solltet ihr je dorthin gelangen, ihr
würdet es wohl kaum erkennen.
Von außen gleicht es eher einem
Ameisenhaufen, allerdings mit
ziemlich gewaltigen *"Tannennadeln". Irgendwo, wenn ihr ganz
genau hinschaut, würdet ihr ein
ganz besonders breites Stück
Holz finden. Das ist die Haustür.
Leider könnt ihr hier nicht hinein,
da ihr viel zu groß seid. Aber ich
weiß, wie es darin ausschaut und
will euch gern berichten.
Fidibus lebt in einem einzigen
Durcheinander. Aber er hat einen
Plan gemalt, auf dem alles genau
verzeichnet ist, damit er zum Beispiel seinen Kochtopf wiederfindet, wenn er sich eine Suppe kochen will. Auf die gleiche Weise
spürt er auch den Tellern, Tassen,
Messern und Gabeln nach. Fidibus ist trotz alledem sehr reinlich
und macht sich stets sofort über
den Abwasch her. Kaum ist er damit fertig, lässt er alles stehen und
liegen und beginnt damit, einen
neuen Plan zu malen, da sich ja
nun alle Dinge wieder ein wenig
woanders befinden. Morgens
nach Sonnenaufgang verlässt er
sein Haus und sucht im Wald nach
Nüssen und Beeren, Blättern und
würzigen Kräutern. Und genau
das tat er auch an diesem Morgen,
Seite 16
"Na, klar, hab' ich doch immer!",
lachte der kleine Grünzweig. "Na
gut, schade, dann versuche ich
dem geheimnisvollen Treiben
hier im Wald allein auf die Spur
zu kommen. Tschüs!", krächzte
Mimix und schwang sich in die
Lüfte. "Haaalt! Warte!", brüllte
Fidibus ihr hinterher. "Warum
sagst du das nicht gleich - geheimnisvolles Treiben -, da bin
ich dabei, was soll das sein?"
Buntstiftzeichnung:
© 2016 by Schattenblick
der ganz gewöhnlich begann, aber
doch ungeheuerlich anders werden sollte.
Fröhlich pfeifend stratzte Fidibus unter Büschen und Geäst
hindurch, begutachtete kleine
Pilze und pflückte den einen
oder anderen. Sie verschwanden
ebenso in seinem Korb wie die
Haselnüsse und Beeren. Ein lautes "Kra, Kra" ließ ihn gen Himmel blicken, von dem allerdings
nur sehr wenig hier unten zu sehen war. Aber er kannte den KraKra-Rufer genau. Unbekümmert
lenkte er seinen Blick wieder auf
den Waldboden und summte ein
Lied. Kurz darauf landete die
Krähe Mimix auf einem Ast gewww.schattenblick.de
Die Krähe flog einen kleinen Bogen und landete neben ihm. "Na,
das ist es doch gerade, ich weiß es
nicht, ich kann es mir nicht erklären." Fidibus stellte seinen Korb
unter einem Busch ab, deckte ihn
mit drei großen Blättern zu und
sprach: "Da, ihr drei, gebt acht auf
den Korb, tragt ihn nicht fort, lasst
ihn hier stehen, komme ich wieder, will ich ihn seh'n!" Dreimal
tanzte er im Kreis in die eine
Richtung, dreimal in die andere,
hielt inne, hob seinen Kopf und
rief: "Los, los, Mimix, zeig' mir,
was du entdeckt hast!" Die Krähe
flog hinab und hockte sich vor
dem kleinen Fidibus Grünzweig
hin.
"Na, dann, hinauf mit dir auf
meinen Rücken! Achtung, fertig!
Und halte diesmal deinen Hut
fest, sonst müssen wir ihn wieder
überall suchen, wenn Ästchen ihn
Fr, 23. Dezember 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
war das gleich aufgefallen
und er trällerte los: "Ein Kutschenschlitten, ein echter
Kutschenschlitten, hat man so
was schon gesehen?"
Buntstiftzeichnung:
© 2016 by Schattenblick
fortgerissen haben!" Fidibus
kletterte aufMimix und fasste die
schwarzen Federn mit festem
Griff: "Hü, hü, hü, fliege los, fliege schnell." - "Kra, kra, kra", beschwerte sich die Krähe, "ich bin
doch kein Pferdchen!" - "'tschuldigung. Also dann, ab die Post!"
Mimix schüttelte den Kopf, sagte aber lieber nichts mehr. Sie
flog ziemlich weit unten und Fidibus hatte seine liebe Mühe damit, seinen Hut auf dem Kopf zu
behalten, weil Zweige ihn immer
wieder streiften. Schließlich gelangten sie an eine Lichtung. Die
Krähe steuerte auf eine Tanne zu
und setzte sich auf einen grünen,
kräftigen Nadelzweig, von dem
aus sie alles gut überblicken
konnten. Doch Grünzweig konnte nichts Sonderbares sehen.
Dort unten standen nur einige
Rentiere und kauten das letzte,
schon etwas welke Gras. Aber
halt! Was war denn das? Ein wenig entfernt konnten Mimix und
Fidibus ein merkwürdiges Gefährt erkennen. Irgendwie glich
es einer Kutsche, aber irgendwie
auch einem Schlitten. Fidibus
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"Nicht so laut, willst du, dass
uns jemand hört?", rügte Mimix ihn. "Pah, wer soll uns
denn hören? Die Rentiere?
Flieg uns lieber hinab, damit
wir uns alles aus der Nähe ansehen können." Gerade breitete Mimix ihre Flügel aus, als
sie ein mächtiges Stapfen hörten und spürten, denn der Boden, mitsamt den Bäumen,
bebte bei jedem Schritt des ... ?
... des Riesen! Er war so riesig,
dass seine Nasenspitze sich genau auf gleicher Höhe mit dem
Zweig befand, auf dem Mimix
und Fidibus hockten. Starr vor
Schreck fühlten sie ihre aufgeregten Herzen wild klopfen. Sie
wagten nicht sich zu rühren, ja,
kaum zu atmen. Glücklicherweise bemerkte er sie nicht.
nen konnte, sie wollten alles unter sich verstecken. Fidibus hatte
sich wieder etwas beruhigt, während er beobachtete, was dort auf
der Lichtung geschah. "Jippi, juhu, der Riese hat 's repariert!",
jauchzte er laut - leider etwas zu
laut, denn nun drehte der Riese
sein Gesicht genau in ihre Richtung. Langsam erhob er sich,
klopfte den Schnee von seinem
Mantel und wenige Augenblicke
später blickten Mimix und Fidibus in zwei leuchtend grüne Augen und auf eine gewaltig große
Nase direkt vor ihnen. Aus ihr
blies ihnen ein kräftiger Wind
entgegen, der Kleider und Gefieder flattern ließ.
"Mimix, flieg!", brüllte Fidibus
aus Leibeskräften, krallte sich ins
Federkleid der Krähe, die nicht
zögerte, ihre Schwingen ausbreitete und erst einmal hinabstürzte, um möglichst schnell
dem Gesicht des Riesen zu entfliehen. Dann flatterte Mimix
wie wild los und flog schnurDer Riese bückte sich hinab und stracks zurück zum Haus von Fihob den Schlitten auf, betrachte- dibus.
te ihn von allen Seiten und sah
sich die eine Kufe ganz beson- Drinnen ließen sie sich in die
ders lange an. Sie war gebrochen. Kissen plumpsen und verSo konnte niemand mehr das schnauften. Von diesem Schreck
seltsame Gefährt benutzen. Der mussten sie sich erst einmal erRiese hockte sich hin, stellte es holen. Nach einer ganzen Weile
vor sich auf den Boden und zog fasste Fidibus sich ein Herz und
ein paar kleine Teile aus seiner schritt hinaus, um seinen Korb zu
Manteltasche. Eine Weile han- holen, denn nach diesem Abentierte er eifrig mit seinen viel zu teuer hatte er mächtigen Hunger
groben Fingern, trotzdem sehr und auch Mimix hatte nichts gegeschickt, herum und begutach- gen ein Nachtmahl einzuwenden.
tete endlich den Kutschenschlit- Derweil hatte die Krähe sich den
ten. Mit sich und seinem Werk Plan von Fidibus geschnappt und
zufrieden, stellte er ihn zurück. tatsächlich alles gefunden: Töpfe,
Kurz darauf begann es ganz hef- Teller und Besteck. Fidibus kipptig zu schneien. Dicke Flocken te den Inhalt des Korbes auf dem
tanzten, einem dichten Schnee- Tisch aus. Gemeinsam kochten sie
vorhang gleich, in solchen Men- aus den mitgebrachten Köstlichgen auf die Erde, dass man mei- keiten einen kräftigen Eintopf und
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ließen es sich
schmecken. Sie redeten lange über den
Riesen und überlegten, was es mit dem
Kutschenschlitten,
dem Riesen und den
Rentieren auf sich haben könnte. Sie fanden
keine Erklärung. Erschöpft, müde und satt
schliefen
beide
schließlich irgendwann ein.
Da sie ihren Posten
auf der Lichtung
fluchtartig verlassen
hatten, konnten sie
nicht wissen, was
geschah als sie fort
waren. Die Rentiere
suchten unter den
Tannen Schutz vor
dem wilden Schneetreiben. Der Riese
hatte den Kutschenschlitten
nochmals aufgehoben, den
Schnee vorsichtig weggepustet
und ihn ebenfalls unter ein paar
Tannenbäumen abgestellt. Dann
machte er sich mit so sanften
Schritten wie es einem Riesen
nur möglich war auf seinen
Heimweg. Als es schon dämmerte, schälte sich eine Gestalt
in einem großen roten Mantel
aus dem Dunkel des Waldes. Er
trug eine ebenso rote Mütze und
ziemlich große schwarze Stiefel. Auf seinem Rücken trug er
einen schweren Sack, der wirklich prall gefüllt war. Gebückt
und völlig außer Atem tat er
noch ein paar Schritte auf die
Rentiere zu und ließ sein Gepäck auf den Boden sinken:
"Donner, Blitz, hört ihr. Es ist
nicht zu schaffen! Ich kann unmöglich ohne euch und den
Schlitten die Geschenke überall
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de als er alles gut verstaut hatte, staunte er:
der Schlitten war heil.
Ja, eigentlich sah er aus
wie neu, als wäre nie ein
Schaden daran gewesen.
Freudig rief er nach seinen Rentieren, spannte
sie an und rief: "Nun
wollen wir uns aber beeilen, vielleicht schaffen
wir es doch noch rechtzeitig, die Geschenke zu
den Kindern zu bringen!
Dank sei dem, der uns
so geholfen hat!" Laut
rief er es in den Wald
hinein. Dann trabten die
Rentiere an und erhoben
sich in hoher Geschwindigkeit in den
Himmel.
Buntstiftzeichnung:
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hinbringen. Nein, tut mir leid,
aber diesmal wird es wohl ein
Weihnachten ohne mich geben
müssen." Er seufzte und redete
weiter: "Der Schlitten ist entzwei und ich kann ihn nicht wieder flott machen, habe weder
Werkzeug noch Material."
Am nächsten Morgen
erwachten Fidibus und
Mimix fast gleichzeitig.
Während Fidibus sich die Äuglein rieb, meinte Mimix noch
etwas verschlafen: "Ich hatte
einen ganz merkwürdigen
Traum." Fidibus sah sie an. "Ich
auch, wirklich seltsam. Erzähle
du zuerst." Mimix schlug zwei,
dreimal mit den Flügeln und
begann: "Mir träumte von einem
Mann im roten Mantel, der sein
schweres Gepäck auf den Kutschenschlitten hievte. Dann rief
er die Rentiere, spannte sie an
und flugs machten sie sich daraufhin auf in den Himmel.
Merkwürdig, nicht wahr?"
Ob man es glaubt oder nicht,
aber dem Mann in dem roten
Mantel und dem weißen Bart
rannen Tränen übers Gesicht.
Dann aber nahm er den großen,
schweren Sack noch einmal auf, Fidibus staunte. "Noch viel, viel
um ihn auf den Schlitten zu stel- merkwürdiger ist es, dass ich gelen, damit er wenigstens nicht nau denselben Traum hatte."
von unten nass würde. Die Geschenke darin, konnte er wohl
Ende
oder übel erst nächstes Jahr verteilen und deswegen durften sie
keinen Schaden nehmen. Gerawww.schattenblick.de
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Wolken zieh'n mit Regen fort
und nur Wechselhimmel bleiben.
Jean-Luc träumt sich einen Ort,
den nicht mal die Winde reiben.
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