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Û Fabian Michl, der Betreuer der Konversationsübung (2.v.l.), mit
Rudolf Aigner, Stadtplaner im Stadtplanungsamt, Toni Lautenschläger,
Leiter des Amtes für Wirtschaft und Wissenschaft, Dr. Tina Voigt, Oberrechtsrätin beim
Rechtsamt und Prof. Dr. Gerrit Manssen, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht,
Universität Regensburg (v.l.n.r.), und die teilnehmenden Studentinnen und Studenten.
Stadtentwicklung und Stadtplanung verstehen
Kooperation zwischen Universität
und Stadtverwaltung
von CHRISTOPH HATZINGER und KRISTINA KRAUS
Jeder, der selbst studiert hat, kennt sicher das Problem: Man verbringt den Großteil seiner Zeit in Hörsälen, Seminarräumen oder in der Bibliothek, lernt
unzählige Bücher und Skripte auswendig, diskutiert
wissenschaftliche Theorien und neue Methoden – und
merkt spätestens im ersten Job, dass Theorie und
Praxis zwei völlig verschiedene Dinge sind. Später hat
man hingegen oft schon nach wenigen Jahren im Job
einen Großteil dessen, was man an der Hochschule
gelernt hat, wieder vergessen und arbeitet nach
dem immer gleichen Muster, das sich im Arbeitsalltag
bewährt hat.
Von einem gegenseitigen Austausch können daher
Studenten und Berufstätige gleichermaßen profitieren,
weshalb sich die Universität Regensburg und die
Stadtverwaltung zu einer vielversprechenden Koope26
ration zusammengeschlossen haben: Im Rahmen
eines Praxisseminars erhalten angehende Juristen
Einblick in verschiedene Projekte der Verwaltung aus
den Bereichen Stadtplanung und Stadtentwicklung und
lernen so, wie Bauplanungsrecht in der Praxis aussieht.
Konversationsübung ergänzt
die theoretische Vorlesung
Initiiert wurde die Kooperation durch den Rechtsreferenten Dr. Wolfgang Schörnig und Dr. Tina Voigt vom
Rechtsamt, die früher wissenschaftliche Assistentin am
Lehrstuhl von Prof. Dr. Gerrit Manssen an der Fakultät
für Rechtswissenschaft war und so den Kontakt hergestellt hatte. Im Rahmen einer Konversationsübung,
die Manssens Vorlesung „Planungsrecht“ im Sommersemester 2016 ergänzt, erhielten die Studierenden in
insgesamt fünf Veranstaltungen Einblicke in den Berufsalltag von städtischen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern, die sich bei der Stadtverwaltung mit
Stadtplanung und Stadtentwicklung beschäftigen.
So stellte ihnen beispielsweise Anton Sedlmeier, der
Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, das Einzelhandelsrahmenkonzept der Stadt Regensburg vor,
das unter anderem sicherstellen soll, dass alle Bürgerinnen und Bürger von ihren Wohngebieten aus in zumutbarer Entfernung Zugang zu einem angemessenen
Warenangebot haben. Ute Hick-Weber, die Leiterin
des Stadtplanungsamtes, referierte über die Gestaltungsrichtlinien im öffentlichen Raum in der Regensburger Altstadt. Als Highlight der Veranstaltung galt der
Besuch der Konversionsfläche Nibelungenkaserne mit
Toni Lautenschläger, dem Leiter des Amtes für Wirtschaft und Wissenschaft, und Stadtplaner Rudolf
Aigner. Die ehemalige Kaserne wird momentan in ein
Baugebiet umgewandelt. Neben einem technologieorientierten Gewerbegebiet soll dort auch ein Wohngebiet mit Grünflächen entstehen. Bei solch einem
Großprojekt müssen viele verschiedene Ämter zusam-
menarbeiten, um die gestalterischen Zielsetzungen mit
den planungsrechtlichen Anforderungen der Gesetzgebung in Einklang zu bringen, was es für die Studierenden zu einem perfekten Anschauungsobjekt von
juristischer Praxis in der Stadtplanung und -entwicklung macht.
Beide Seiten profitieren
Jurastudent Andreas, der den Studienschwerpunkt
Planungsrecht gewählt hat, zeigte sich in der Auftaktveranstaltung begeistert: „Durch die praktischen Beispiele werden die Inhalte unserer Vorlesung viel
anschaulicher und man kann sich besser vorstellen,
wie das im Arbeitsalltag umgesetzt wird.“ Auch Schörnig ist von dem Konzept überzeugt: „Hier profitieren
beide Seiten: Den Universitäten fehlt der Zugang zu
Beispielen aus der Praxis und die Praktiker verlieren
im Lauf der Zeit oft den wissenschaftlichen Zugang zu
ihren Themen.“ Zudem sei der Austausch eine gute
Gelegenheit, um die Stadt Regensburg als attraktiven
Arbeitgeber vorzustellen und Kontakt zu potenziellen
Nachwuchskräften zu knüpfen. Einer Fortführung der
Kooperation sollte demnach nichts im Wege stehen.
Û Gelebte Stadtentwicklung:
Toni Lautenschläger führt die Studierenden bei einer Exkursion über den Tech Campus.
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