fachkongress-jungenpaedagogik

Ulrich Boldt
Christoph Grote
Zusammenfassung des Workshops Nummer 2
„Weil wir Jungen sind“ –
Genderkompetenzen in der Schule im Rahmen des Fachkongresses
„Jungen-Pädagogik – Wie geht das?“
INTRO
Arbeit in Jungengruppen kann unserer Meinung nur erfolgreich sein, wenn diese Arbeit als
ein Element eines schulischen Konzepts der Reflexiven Koedukation verstanden wird,
welches sich die gezielte Jungenarbeit und Mädchenarbeit zum Ziel setzt und insgesamt die
Kultur und das Klima der Schule im Blick hat. Eine Verankerung dieser Arbeit im
Schulprogramm kann die geschlechterbewusste Arbeit insgesamt positiv befördern, weil es
das Thema der Haltung des pädagogischen Personals aufnimmt und thematisiert. Es bedarf
Reflexion der Haltungen, die neben dem Geschlecht auch weitere Faktoren wie Kultur,
Religion, Schichtenzugehörigkeit usw. mit aufnimmt. Somit ist die Genderkompetenz eine
Kompetenz, die sich im System Schule in allen Feldern (Unterrichtsplanung,
Kollegiumszusammensetzung, Unterrichtsthemen, Schulhof-Gestaltung, Pausen, AGAngebote, …) wieder findet und damit auch die Jungengruppenarbeit gezielt unterstützt und
begleitet. Mit diesen Positionierungen von Seiten der Workshopleiter startete die
zweistündige Arbeitsphase.
ANKOMMEN
Auf eine Begrüßungsrunde wurde angesichts der Anzahl der TeilnehmerInnen (26 Personen)
verzichtet. Stattdessen wurden die Frauen und Männer aufgefordert, sich nach
verschiedenen Kriterien im Raum zu positionieren (Geschlecht, Alter, berufliches
Tätigkeitsfeld, Erfahrungen mit geschlechtshomogener Arbeit, Körper-Größe). Diese
Aufstellungen wurden inhaltlich aufgegriffen, indem immer wieder der Zusammenhang
Fachkongress Jungen – Pädagogik – Wie geht das?
23./24. September 2010, Bielefeld
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zwischen der eigenen Person und dem Feld der Jungenarbeit diskutiert wurde (Welche
Auswirkungen hat das Alter des Anleiters auf die Jungen bzw. Jungenarbeit?, Wie
beeinflusst das Geschlecht den Zugang zu Jungen?,…). Der zweite inhaltliche Einstieg
bestand in einem Positionierungsspiel. Hierbei mussten sich die TeilnehmerInnen des
Workshops zwischen zwei konträren inhaltlichen Aussagen aufstellen. Hierbei positionierten
sich die Frauen und Männer z.B. zwischen den extremen Aussagen „Jungen haben
Probleme“ und „Jungen machen Probleme“. Im Anschluss hieran wurde in einer
Murmelphase über die Gründe für die eigene Positionierung gesprochen.
SOZIOMETRISCHE AUFSTELLUNGEN
Gruppe: von 6- 40 Personen ab 10 Jahren; geschlechtsgemischte oder
geschlechtshomogene Gruppe
Zeit: 15 - 60 Minuten
Ort: Drinnen oder draußen, Platz zum Herumgehen
Ziele: Entdecken von unterschiedlichen Kategorien als Mensch – Frau und Mann; Entdecken
des Zusammenhangs von eigenem Geworden-Sein und jetzigen Geschlechterbilder;
Sensibilisieren für das Faktum des eigenen Modell-Seins
Ablauf: Die Gruppe wird eingeladen, sich zu bestimmen Aspekten und Fragestellungen als
Standbild zu sortieren. Dies kann erfolgen in der einfachen Kategorie von ja/nein (z.B. Wer
hat von euch Kinder?) Kann aber ebenso in einer Linie sein (Wer ist der Älteste?) oder
erfolgen im Spannungsfeld zwischen zwei Polen/Aussagen. Mit jedem Gruppen-Bild können
einige Beobachtungen und Kommentare veröffentlicht werden und in die Gruppe
hineingesprochen werden.
Fragen innerhalb einer Linienaufstellung können sein: Alter, Größe, Wie lange arbeite ich
schon? , …
Fragen nach Ja/Nein könnten sein: Erfahrung mit geschlechtsbezogener Arbeit /Gender?
Mein Arbeitsvertrag ist befristet/unbefristet? Habe ich Kinder?
Um mit der Gruppe bestimmte Themen aufzugreifen, können sich die Fragen auch
thematisch ausrichten
Geschlechtersensibilisierende Fragen: Habe ich als Kind (6-12 Jahre) Fußball gespielt?
Habe ich als Kind (bis 8 Jahre) mit Puppen gespielt? Habe ich mich schon mal geprügelt bis
es blutete? Kann ich stricken?; …
Um näher an Haltungs- und Einstellungsfragen zu kommen wäre eine Polaritätendiskussion
möglich:
z.B. „Jungen machen Problem - Jungen haben Probleme.“
„In der Arbeit bin ich eher Fachperson - … bin ich eher Frau/Mann“ , …
Material: Vorher überlegte Fragen und Abläufe
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23./24. September 2010, Bielefeld
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Eine offene Diskussion in der Großgruppe rundete diese Phase ab. Hier bestand das Ziel
darin, die Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass wir einerseits in den
Arbeitszusammenhängen ständig mit der Differenz zwischen Selbst- und
Fremdwahrnehmung leben sowie andererseits eigene Bilder und Vorstellungen aus dem
eigenen Geworden-Sein als prägende Elemente der Person wahrzunehmen.
METHODEN DER JUNGENARBEIT
In der dritten Phase des Workshops wurden Methoden aus den Bereichen der Stärkenarbeit,
der Vertrauens- und Verantwortungsübungen und der Kooperation von den TeilnehmerInnen
ausprobiert. Hierbei standen sowohl die konkrete Erfahrung und das eigene Erleben wie
auch die Reflektion der Arbeit im Mittelpunkt dieser Workshophase. Ähnlich wie in der
Jungenarbeit wurden die Übungen durchgeführt und besprochen, wobei der Zeitdruck
während des Workshops enorm groß war. Im Einzelnen handelte es sich um die Übungen
„Meine Stärken“,
„Gruppenbillard“ „Das Blatt wenden“, deren genaue Beschreibungen in den folgenden
Veröffentlichungen nachzulesen sind1.
ABRUNDUNG
Die Vorführung der Präsentation („Weil wir Jungen sind“ – Genderkompetenzen in der
Schule)2 und eine Diskussion darüber rundete den Workshop ab. Grundlegende
Fragestellungen und Positionierungen, Ziele und inhaltliche Felder, Beispiele der schulischen
und außerschulischen Jungenarbeit sowie Hinweise auf Kooperationen zwischen
außerschulischen Trägern und Schulen waren Elemente dieser Präsentation.
1
Boldt, U. (2005): Ich bin froh, dass ich ein Junge bin. Materialien zur Jungenarbeit in der Schule.
Hohengehren. Schneider-Verlag
Grote, Chr./ Drägestein, B. (2004): Halbe Hemden Ganze Kerle – Jungenarbeit als Gewaltprävention.
Hannover. Selbstverlag
2
Die Präsentation kann bei den Referenten ([email protected]/ [email protected])
angefordert werden.
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23./24. September 2010, Bielefeld
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