Print Current Page - Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Schließen
1. Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
2. Parlament
3. Reden
Rede von Eva Bulling-Schröter zu Protokoll
gegeben am 15.12.2016
Rede von Eva Bulling-Schröter, 15. Dezember 2016
Damit die EU-Kommission bei den deutschen Industrieprivilegien zwei Augen zudrückt, verlangt sie,
die KWK künftig über Ausschreibungen zu fördern. Das ist kompletter Unsinn, es gibt sachlich
keinen Zusammenhang. Dies ist ein klassischer Deal, der nicht sachgemäß ist und der die ohnehin
schon komplizierte Materie noch komplizierter macht. Wir halten es für verantwortungslos, nun
auch die Förderhöhe der KWK über Ausschreibungen zu ermitteln, nach dem Motto: billig gewinnt.
Bei Photovoltaik und Windkraft haben wir das Instrument Ausschreibungen abgelehnt, weil es
Bürgerenergie trotz Nachteilsausgleich Steine in den Weg legt und voraussichtlich zu
Marktkonzentration einiger weniger Projektierer führen wird.
Bei der Kraft-Wärme-Kopplung haben wir für unsere Ablehnung der Ausschreibungen, wie sie nun
für Anlagen zwischen 1 und 50 Megawatt eingeführt werden, etwas andere Gründe: KWK-Anlagen
sind sehr unterschiedlich, und die Wirtschaftlichkeit einer Anlage ist abhängig von verschiedenen
Größen, nicht nur auf der Stromseite, sondern auch bei der Wärmeproduktion. In dieser
uneinheitlichen Welt sind Ausschreibungen wirklich widersinnig und schädlich für den weiteren
Ausbau. Viele KWK-Anlagen produzieren auch Strom für den eigenen Verbrauch, sei es im
Gebäudekomplex oder in einer Industrieanlage. Das sollen sie aber nicht mehr dürfen, wenn sie an
Ausschreibungen teilnehmen. Gefördert werden dann nur noch Anlagen, die vollständig ins
öffentliche Netz einspeisen. Auch das finden wir nicht sachgerecht. Es gibt zudem keinerlei
Erfahrungen mit KWK-Ausschreibungen – weder hierzulande noch im Ausland, es existieren etliche
offene Fragen.
Aber wie genau die Bundesregierung dies nun gestalten will, denkt sie sich ja selbst erst aus. Hier
gibt das Parlament ihr heute wieder einen Freifahrtschein über eine Verordnungsermächtigung. Wir
bezweifeln, dass sich in dem Bereich von Anlagen zwischen 1 und 50 Megawatt eine faire
Ausschreibungspraxis bewerkstelligen lässt. Betroffen sind hier vor allem Stadtwerke und
Industrieanlagen, die effizienter werden sollen – deren Planung wird aber unsicherer und verteuert.
Wer vorhat, in die hocheffiziente KWK zu investieren, wird künftig ins kalte Wasser geworfen. Da
überlegt man es sich zweimal, und dies, obwohl die Ausbauzahlen ohnehin hinter den Erwartungen
zurückbleiben. Aufgrund der Umstellung des Fördersystems wird es vermutlich auch zu einem
Fadenriss bei den Investitionen kommen. So warnten jedenfalls die Experten in der Anhörung. Es
droht eine Investitionslücke von zwei Jahren.
Mit dem Gesetzentwurf werden ferner Industrieprivilegien im EEG und im KWK-G verlängert. Bravo,
kann ich da nur sagen. Jedes Jahr werden der Industrie beim Eigenverbrauch Umlagen in Höhe von
etwa 2 Milliarden Euro erlassen. Dass dies bei Bestandsanlagen auch weiterhin so sein wird und
diese Kosten letztlich auf die Stromrechnung der privaten Haushalte draufgeschlagen werden – das
beschließen Sie heute. Das kann man auch nicht mit „Bestandsschutz“ begründen, denn der Gewinn
aus dem Eigenstromprivileg wächst automatisch mit jedem Anstieg der Preise für den
Fremdstrombezug aus dem Netz. Hier wird unkontrolliert Geld verschenkt.
Einige meinen, ohne diese Privilegien würden etliche KWK-Anlagen unwirtschaftlich. Wir halten dem
entgegen: Dann sollte man besser auskömmliche KWK-Zuschläge zahlen, anstatt über das
Eigenstromprivileg zweite Kassen aufzumachen, deren Füllung und Berechtigung von niemanden
mehr kontrolliert werden kann.
Noch ein Wort zu den EEG-Regelungen aus dem Sommer, die heute bei der Bürgerenergie geheilt
werden sollen. Wir als Linke hatten ja die Missbrauchsmöglichkeiten bei der Bürgerenergie
thematisiert. Ich erkenne an, dass die Koalition nun eine Formulierung ins Gesetz aufnimmt, die
versucht, Projekten, die nur unter dem Deckmantel Bürgerenergie auftreten und dann nach kurzer
Zeit verkauft werden sollen, einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ich bin nicht sicher, ob
das Erfolg hat, aber zunächst erscheint es mir stimmig.
Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen, muss ich allerdings nochmal klarstellen: Das
eigentliche Problem ist nicht der Nachteilsausgleich im EEG bei der Bürgerenergie. Das eigentliche
Problem liegt in der Einführung von Ausschreibungen, die systematisch große finanzstarke
Investoren bevorteilen, mittelfristig zu einer Marktkonzentration von wenigen Investoren führen und
gegen den Charakter einer dezentralen Energiewende wirken. Dieses Problem wird grundsätzlich
nicht geheilt, und ich kann nur hoffen, dass die Bürgerenergie sich nicht entmutigen lässt. Die Linke
setzt sich weiterhin für eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand ein.
Zur Profilseite von
Eva Bulling-Schröter
Auch interessant:
Kuschelaktionsplan zu Wirtschaft und Menschenrechten
Pressemitteilung von Niema Movassat
CDU/CSU-Forderungen nach Anschlag von Berlin sind pietätlos und gefährlich
Pressemitteilung von Ulla Jelpke
Anlocken und abzocken – Betriebsrenten für Geringverdienende
Pressemitteilung von Matthias W. Birkwald
NSU und heute: Erschreckende Parallelen
Im Wortlaut von Petra Pau
Zur Profilseite von
Eva Bulling-Schröter
Auch interessant:
Kuschelaktionsplan zu Wirtschaft und Menschenrechten
Pressemitteilung von Niema Movassat
CDU/CSU-Forderungen nach Anschlag von Berlin sind pietätlos und gefährlich
Pressemitteilung von Ulla Jelpke
Anlocken und abzocken – Betriebsrenten für Geringverdienende
Pressemitteilung von Matthias W. Birkwald
NSU und heute: Erschreckende Parallelen
Im Wortlaut von Petra Pau
Zur Profilseite von
Eva Bulling-Schröter
Auch interessant:
Kuschelaktionsplan zu Wirtschaft und Menschenrechten
Pressemitteilung von Niema Movassat
CDU/CSU-Forderungen nach Anschlag von Berlin sind pietätlos und gefährlich
Pressemitteilung von Ulla Jelpke
Anlocken und abzocken – Betriebsrenten für Geringverdienende
Pressemitteilung von Matthias W. Birkwald
NSU und heute: Erschreckende Parallelen
Im Wortlaut von Petra Pau