Die Andacht für die Zeitung s

Von Pastor Michael Behrens,
Kirchengemeinden Essern und Lavelsloh
Mitten unter uns
Jetzt ist er da, der Brexit. Großer Jubel auf der einen Seite, große Verunsicherung auf der anderen. Dennoch geht es vielen Jubelnden auch durch den Kopf: Was kommt jetzt? Wie geht’s jetzt weiter? Es ist ein
Zustand des Jetzt-Schon und Noch-Nicht. Jetzt ist das Referendum schon durch, die Meinungen bekannt,
der Weg, den es nun zu gehen gilt, klar vorgezeichnet. Und doch ist der Ausstieg noch nicht da, noch gehört Großbritannien ganz zur EU.
Als Christen ist das keine neue Situation für uns. Wir kennen das seid Jesus das erste Mal vom Kommen
des großartigen Gottesreiches sprach. Zu der Zeit war der Fokus ganz auf ihn gerichtet und jeder wartete
gespannt darauf, wann er denn jetzt damit anfangen würde.
Aber dann kam ja die Kreuzigung. Uff. Und dann die Auferstehung. Juhu! Und dann die Himmelfahrt…
Äh. Und nun? Wann kommt es denn nun, das Gottesreich? Hat es angefangen, als die ersten Christen den
Heiligen Geist bekommen haben? Also zu Pfingsten? Oder war das als ein kleiner dicker Mönch in Wittenberg für ordentlich Gesprächsstoff und später für handfesten Ärger sorgte?
Wenn es schon da wäre, würden wir es dann nicht irgendwie merken? Hm. Ne, fühlt sich sicher immer
noch so an wie vorher. Am besten fragen wir nochmal direkt bei der Quelle nach: Was sagte denn Jesus
selbst darüber? Das können wir im Evangelium des Lukas im 17. Kapitel nachlesen: „Wann kommt das
Reich Gottes? Da antwortete er und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten
kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“
Hm. Also es ist schon längst da, aber nicht wirklich sichtbar. Wo können wir es denn finden? Vor allem
in der Gemeinschaft die wir untereinander haben. In Gottesdiensten, Gesprächsgruppen, Begegnungscafés, im Chor, ja sogar beim Konfirmandenunterricht…
Da ist das Reich Gottes mitten unter uns. Jetzt schon. Aber noch nicht ganz.