1057 EDITORIAL Start der Artikelserie Asyl und Migration Zugang zu Gesundheitsversorgung – auch für Asylsuchende und Flüchtlinge Dr. med. Mark Witschi Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen, Eidgenössisches Departement des Innern, Bundesamt für Gesundheit, Abteilung Übertragbare Krankheiten Die zunehmende Anzahl Flüchtlinge, die in der Schweiz stammen, nicht an impfverhütbaren Krankheiten er Asyl beantragen, stellt auch an das Gesundheitswesen kranken, ist neben einer allfälligen Therapie auch eine besondere Anforderungen. Infektionskrankheiten bei Überprüfung des Impfstatus wichtig. Anamnestisch Flüchtlingen stellen für die Schweizer Bevölkerung ist es jedoch oft nicht möglich, den aktuellen Impf grundsätzlich keine Gefahr dar. Flüchtlinge sind nicht status zu erfahren. Im Artikel von Tarr et al. [2] in vor häufiger krank. Abhängig vom Ursprungsland kommen liegender Ausgabe des Swiss Medical Forum erfahren aber andere Krankheiten als in der Schweizer Bevölke Sie, wie in der Praxis diese Personen gemäss dem rung gehäuft vor. Die Tuberkulose ist wohl die bekann Schweizerischen Impfplan geimpft werden sollen. teste Infektionskrankheit bei Flüchtlingen, insbeson Impfungen sind besonders bei Kindern und Bewohnern dere bei denjenigen aus Ländern mit einer hohen von Flüchtlingszentren wichtig, um Ausbrüche zu ver Prävalenz. Asylsuchende werden deshalb beim Eintritt hindern. in ein Empfangszentrum systematisch auf spezifische Die Kostendeckung der Gesundheitsversorgung ist für Symptome befragt und bei Verdacht auf eine Tuber Asylsuchende, vorläufig aufgenommene Ausländer kuloseerkrankung werden weitere Abklärungen durch sowie anerkannte Flüchtlinge sichergestellt. Seit dem geführt. Die Tuberkulose ist in der ansässigen Bevölke Jahr 2011 hält die Verordnung über die Krankenver rung seit vielen Jahrzehnten rückläufig trotz grosser sicherung fest, dass auch alle Nothilfeberechtigten ob Anzahl an Flüchtlingen aus Ländern mit hoher Prä ligatorisch krankenversichert werden. Dies ist Voraus valenz. setzung, um den Zugang zum Gesundheitssystem zu Wie mit erkrankten Asylsuchenden und Flüchtlingen gewährleisten. in der ärztlichen Praxis vorgegangen werden soll, zeigt Die praktischen Orientierungshilfen in beiden Artikeln der Artikel von Notter et al. [1] in dieser Ausgabe des unterstützen die Grundversorger, damit Erkrankun Swiss Medical Forum. Er liefert eine praktische Über gen rasch diagnostiziert und adäquat behandelt werden sicht, an welche Krankheiten bei erwachsenen Flücht und bei Bedarf auch geimpft wird. Dies ist nicht nur lingen zu denken ist und wie sie diagnostiziert und aus Sicht der öffentlichen Gesundheit sinnvoll, sondern fehlungen und behandelt werden sollen. Eine gute Anamnese, gefolgt wird auch den Bedürfnissen der Asylsuchenden und Bekämpfungsmassnahmen von der Überlegung, welche Krankheiten im Ursprungs Flüchtlinge gerecht. Mark Witschi Korrespondenz: Dr. med. Mark Witschi, MPH Leiter Sektion Impfemp Eidgenössisches Departement des Innern land gehäuft vorkommen, sind wichtige Voraussetzun Bundesamt für Gesundheit gen für eine erfolgreiche Behandlung. Der nationale Abteilung Übertragbare Krankheiten Schwarzenburgstrasse 157 CH-3003 Bern mark.witschi[at]bag. admin.ch Telefondolmetschdienst kann helfen, sprachliche Hin dernisse zu überbrücken. Damit Asylbewerber und Flüchtlinge, die meistens aus Ländern mit einem schwachen Gesundheitssystem SWISS MEDICAL FORUM – SCHWEIZERISCHES MEDIZIN-FORUM 2016;16(49–50):1057 Literatur 1 Notter J, Labhardt N, Hatz C, Wallnöfer A, Vollgraff M, Ritz N, et al. Infektionen bei erwachsenen Flüchtlingen. Schweiz Med Forum. 2016;16(49–50):1067–74. 2 Tarr P, Notter J, Sydow V, Wirz S, Wallnöfer A, Vollgraff M, et al. Impfungen bei erwachsenen Flüchtlingen. Schweiz Med Forum. 2016;16(49–50):1075–79.
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