a2229-2259.pdf; s10; (207.00 x 280.00 mm); 05.Dec 2016 19:11:33; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien POLITIK INNOVATIONSFONDS 29 Projekte für die innovative Versorgung Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz hat das Gesundheitswesen eine große Forschungsförderung erhalten: Jährlich sollen 300 Millionen Euro für neue Modelle ausgegeben werden. Eine erste Liste wurde nun veröffentlicht. In vier Jahren könnten erste Projekte Teil der Regelversorgung sein. Ü In vielen Bereichen sind auch die Kassenärztlichen Vereinigungen engagiert, außerdem sind Kommunen und städtische Regionen mit dabei. „Bei vielen Projekten sehen wir große Chancen, dass sie den Kollektivvertrag weiterentwickeln können“, sagte Dr. med. Sibylle Steiner von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. ber mangelndes Interesse an den Geldern aus dem Innovationsfonds kann man sich im Gesundheitswesen nicht beklagen: Insgesamt hätten 1,7 Milliarden Euro ausgegeben werden können, 570 Projektanträge mussten binnen weniger Monate begutachtet werden, etliche Tages- und Nachtsitzungen des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) folgten. Am Ende haben 29 Projekte im Bereich neue Versorgungsformen im Volumen von insgesamt 225 Millionen Euro den Zuschlag bekommen, 62 Projekte wurden für die Förderung der Versorgungsforschung ausgewählt. Für diese wurden 75 Millionen Euro für das Jahr 2016 vergeben. Die 29 Projekte hat der G-BA Ende November in Berlin offiziell vorgestellt. Zweifel bis zuletzt Für den unparteiischen Vorsitzenden des G-BA, Josef Hecken, ist es fast ein biblischer Moment, dass die Arbeit am Innovationsfonds „vollbracht“ ist. Er habe noch Anfang des Jahres daran gezweifelt, ob der Aufbau des Fonds sowie eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten der Selbstverwaltung in kurzer Zeit funktionieren könne. Obwohl es – so ist es zu vernehmen – hinter den verschlossenen Sitzungstüren öfter heftige Auseinandersetzungen gegeben haben soll, bewerteten die Ausschussmitglieder die Zusammenarbeit positiv: „Wir konnten uns hier einmal auf einem anderen Feld treffen und Themen friedlich miteinander aushandeln“, erklärte Dr. med. Nicole Schlottmann von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Zum Start der Projekte zeigte sich Hecken zufrieden, dass vor allem große Vorhaben ausgewählt A 2238 Keine Trittbrettfahrer mehr wurden. Denn seiner Meinung nach ist die Größe entscheidend, ob es ein Projekt nach vier Jahren in die Regelversorgung schafft. „Der Erfolg des Innovationsfonds wird daran gemessen, dass eine gewisse Zahl von Projekten in die Regelversorgung geführt werden“, so Hecken. „Und wenn wir das nicht schaffen, müssen sich die Bänke im G-BA fragen lassen, warum gut evaluierte Projekte nun nicht umgesetzt werden.“ Der Appell, den ebenfalls die Patientenvertreterin Ilona Köster-Steinebach bekräftigte, geht auch an die Politik: „In vier Jahren müssen die Gesundheitspolitiker auch offen dafür sein, neue Strukturen in die Gesetzgebung eingehen zu lassen.“ Dass die ausgewählten Projekte einen großen Umfang haben werden, zeigt die vorgestellte Liste eindrücklich: Bei 28 der 29 Projekte sind Krankenkassen beteiligt, bei 14 sind Unikliniken federführend. Für den Vorsitzenden des Expertenbeirates des Innovationsfonds, Prof. Dr. phil. Holger Pfaff, sind der Fonds und die Projekte auch ein Meilenstein für die deutsche Forschung: „Wir waren international immer Trittbrettfahrer, jetzt können wir zum Selbstversorger werden. Unsere eigenen Projekte lassen sich viel besser auf die deutsche Versorgungsrealität übertragen als internationale Ergebnisse.“ Besonders Versorgung an lobte er, dass es durch die Zusam29 Orten neu menarbeit in den Projekten zu viegedacht: Auf len innovativen Strukturen kommt: www.aerzteblatt.de/ „Wir haben innovative Konstellainnovationsfonds tionen, was die Zusammenarbeit im finden Sie eine interaktive Übersicht Gesundheitswesen betrifft. Auch die Kommunen sind als Innovator über alle Projekte. dazugekommen.“ Enttäuscht zeigte sich Hecken, dass kaum Projekte, die die Versorgungsmodelle für pflegebedürftige und ältere Menschen untersuchen, eingereicht wurden. Für Projekte, bei denen Delegations- und Substitutionsmodelle erprobt werden, wurden keine Anträge eingereicht. Für den Förderungsbereich der Versorgungsforschung hat der Innovationsausschuss nun 62 Projekte angeschrieben, die Fördergelder erhalten sollen. Die Liste dazu ist noch nicht öffentlich – dazu müssen erst alle 62 Projekte der Förderungsvereinbarung bis zum 12. De▄ zember zustimmen. Rebecca Beerheide Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 49 | 9. Dezember 2016
© Copyright 2024 ExpyDoc