P ressetext - Kunsthalle Wien

Kunsthalle Wien
Museumsquartier
Sarah Morris. Falls Never Breaks
8/12 2016 – 8/1 2017
Pressekonferenz: Mittwoch, 7. Dezember 2016, 10 Uhr
Eröffnung und Künstlergespräch: Mittwoch, 7. Dezember 2016, 19 Uhr
Sarah Morris arbeitet seit den 1990er Jahren mit Malerei und Film, die sie als
getrennte, auf inhaltlicher Ebene jedoch sich ergänzende Medien betrachtet.
Architektur und Städtebau als soziale wie politische Systeme sowie das
Zeichensystem der Gegenwart insgesamt mit seinen Signaturen des Kapitals
stehen dabei im Zentrum.
Die Kunsthalle Wien konzentriert sich in ihrer Personale auf das filmische Werk von
Sarah Morris und zeigt zehn Stadtporträts im weitesten Sinne: Strange Magic, ein
Film über Paris als Zentrum der Luxusindustrie, wird während der gesamten Dauer
der Ausstellung gezeigt und an fünf Abenden um weitere Werke ergänzt.
Mit der Kamera fängt Sarah Morris Psychologie, Architektur und Ästhetik des
urbanen Raums ein, um den Charakter einer Metropole zu beschreiben. Häufig
ist es die Faszination an der Macht und deren Repräsentation, denen sie in ihren
Filmen nachspürt. Sie folgt keiner klaren Narration, sondern montiert kurze Szenen
zu rhythmisch strukturierten Sequenzen. Für ihre Stadtporträts filmt sie Architektur
und Landschaft, folgt Menschen eine Zeit lang bei ihren Tätigkeiten, filmt im Innenund Außenraum, hinter den Kulissen der Oscar-Verleihung und auf der Straße,
im Weißen Haus und am Straßenstrich. Sie erzeugt ästhetische Bilder, unterlegt
von prägnanten Soundcollagen, die den Charakter der jeweiligen Metropole
modulieren.
Pressetext
Strange Magic, Morris’ jüngster Film, ist eine 45minütige, opulente Studie über
das Imperium des Branchenführers der Luxusindustrie LVMH und gleichzeitig ein
eigenwilliges Porträt von Paris. Strange Magic wurde anlässlich der Eröffnung der
nach einem Entwurf von Frank Gehry entstandenen Foundation Louis Vuitton in
Paris in Auftrag gegeben.
In Strange Magic bilden Mode, Parfum, Champagner und Gehrys Star-Architektur
in Glas und Stahl ein Konglomerat, in dem sich das Konzept von und Begehren
nach Luxus spiegelt. Das Zusammenspiel aus provenzalischen Blütenträumen,
teuren Getränken und inszeniertem Laisser-faire kultiviert zugleich eine
klischeehafte Vorstellung des „Französischen“.
Morris montiert Szenen und Impressionen zusammen, die einen Blick in die
Fabrikation kulturellen Kapitals in Form von Luxusgütern erlauben. Die Aufnahmen
von Weintrauben, Blumen, Leder, Stoffen, Pigmenten, Glas und Maschinen in
brillant inszenierter Optik sind rhythmisch montiert. Rosen werden gepflückt,
gepresst und als Parfum verflüssigt. Filmstars preisen das Parfum an. Eine
gigantische Abfüllanlage füllt unzählige Flakons, verschließt und verpackt sie.
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SARAH MORRIS. FALLS NEVER BREAKS
Morris dokumentiert diese sehr realen Mechanismen kommerzieller
Wunscherzeugung ebenso wie sie diese in der scheinbaren Affirmation kritisiert:
Die verführerischen Bilder, die sie kreiert, täuschen nicht wirklich über die Leere
hinweg, die hinter ihnen liegt. Die auf Bildern basierende Fantasie eines luxuriösen
Lebens erfährt in Strange Magic vielmehr eine visuelle Rückkoppelung an eine
reale Produktionskette, die als solche nicht unbedingt glamourös ist.
Sarah Morris ist eine informierte Beobachterin des zeitgenössischen Lebens,
die ihr Wissen mit uns teilt – und eine präzise Analystin jener Mechanismen,
die das „Haben-wollen”-Gefühl mit allen seinen bewussten und unbewussten
Konsequenzen in einem globalen Gefüge kontextualisiert.
Ein vollkommen anderer Blick hinter die Kulissen gelingt ihr in dem Film Capital,
einem Porträt der amerikanischen Hauptstadt Washington während der letzten
Tage der Clinton Administration. The Mall, das Weiße Haus, die Weltbank,
uniformierte Mitglieder des Geheimdienstes, Passanten und Jogger, Highways mit
unzähligen Autos, das Präsidentenfahrzeug, der Watergate Komplex, das Kennedy
Center, das J. Edgar Hoover Building, das Pentagon und die täglichen Aktivitäten
des Präsidenten verschmelzen zu einer komplexen filmischen Collage, in der
Architektur, Urbanismus und die Symbole der Macht sich überlagern.
Das Porträt Los Angeles zeigt wiederum die zersiedelte Stadtstruktur als
gigantisches geometrisches Raster, über das Morris den Glamour der
Filmmetropole legt: Backstage-Aufnahmen der Oscar-Verleihung, die Vorbereitung
für das Event, Stars in glamourösen Outfits und casual bei den Proben. Trauben
von Journalisten vor den Absperrungen und das Organisationspersonal dahinter.
Los Angeles, das Zentrum der Bildproduktion, wird zum Protagonisten eines Films
über zeitgemäße kommerzielle Filmemacher. Pre- und Postproduktionsprozesse
werden gezeigt, so dass ein Bild jener filmindustriellen Mechanismen entsteht, die
die Identität der Metropole prägen.
Pressetext
Visuelle Eindrücke finden in allen Filmen von Morris eine direkte Rückbindung an
die Architektur. So auch in Beijing, einem eindrucksvollen Porträt der chinesischen
Metropole während der Olympischen Spiele 2008 – einem Megaevent, dessen
von Stararchitekten entworfene Kulisse in ungeheurer Geschwindigkeit aus
dem Boden gestampft wurde. In schnellen Bildern und ausgedehnt auf 84
Minuten Spielfilmlänge bringt Morris internationale Athlet/innen, gigantische
Spielstätten und den Alltag der chinesischen Gesellschaft als Ausdruck eines
Turbokapitalismus innerhalb eines autoritären Systems zusammen.
Sarah Morris (*1967) lebt und arbeitet in New York. Ausstellungen u. a.: Museum
of Modern Art, Oxford (1999); Kunsthalle Zürich (2000); Hamburger Bahnhof,
Berlin (2001); Kunstforeningen, Kopenhagen (2004); Moderna Museet, Stockholm
(2005); Palais de Tokyo, Paris (2005); Kestner Gesellschaft, Hannover (2005);
Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam (2006); Fondation Beyeler (2008);
Lenbachaus, München (2008); MAMbo, Bologna (2009); Museum für Moderne
Kunst, Frankfurt am Main (2009); K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,
Düsseldorf (2010); Wexner Center for the Arts, Ohio (2012); Kunsthalle Bremen
(2013); M Museum, Leuven (2015).
Kurator: Nicolaus Schafhausen
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SARAH MORRIS. FALLS NEVER BREAKS
Filmprogramm
Mo 12/12, 19 Uhr
Midtown (1998, 16mm, 9’36’’)
Capital (2000, 16mm, 18’18’’)
Mi 14/12, 19 Uhr
1972 (2008, 35mm, 38’12’’)
Beijing (2008, 35mm / HD, 84’47’’)
Mo 19/12, 19 Uhr
Rio (2012, Red Code / HD Digital, 88’33’’)
Mi 21/12, 19 Uhr
Robert Towne (2006, 35mm, 34’26’’)
Los Angeles (2004, 35mm, 26’12’’)
So 8/1, 19 Uhr
Chicago (2011, Red Code / HD Digital, 68’21’’)
Points on a Line (2010, Red Code / HD Digital, 35’44’’)
Pressetext
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