FACTSHEET: BESSERER SCHUTZ FÜR FLÜCHTLINGE IN DER EU UND WELTWEIT Vorschläge von UNHCR zur Wiederherstellung von Vertrauen durch besseres Management, Partnerschaft und Solidarität 2015 WAR EIN AUSSERGEWÖHNLICHES JAHR Über eine Million Flüchtlinge und MigrantInnen sind über den Seeweg nach Europa gekommen. Der Großteil von ihnen stammt aus jenen zehn Ländern, aus denen weltweit die meisten Menschen flüchten. Allen voran sind das Syrien, Afghanistan und Irak. Aufgrund der mangelnden Solidarität war die Ankunft der außergewöhnlichen, aber durchaus bewältigbaren Zahl an Menschen eine Herausforderung für die Europäische Union (EU). Dies führte zu Problemen in den Aufnahme- und Asylsystemen. Die EU braucht ein mutiges, einfallsreiches und praktikables Konzept, um die Uneinheitlichkeit zu überwinden und Flüchtlingsbewegungen wirksam und im Einklang mit dem Völkerrecht zu steuern. UNHCR zeigt auf, wie dies durch eine umfassende Asyl- und Flüchtlingspolitik sowohl innerhalb der EU als auch weltweit erreicht werden kann. Die Vorschläge von UNHCR können auf lange Sicht die Entwicklung von EU-weiten Vereinbarungen fördern, um effektive Lösungen für Flüchtlingsbewegungen zu finden. Diese zukunftsorientierte und kreative Herangehensweise basiert nicht zuletzt auf den Grundpfeilern der EU selbst, die auf den Prinzipien Achtung von Grundrechten, Verantwortung, Solidarität und Vertrauen gründen. 4 VORSCHLÄGE FÜR EINE UNION DES VETRAUENS UND DES SCHUTZES 1 EINE EU, DIE SICH ENGAGIERT über ihre Grenzen hinaus für Schutz, Hilfe und die Suche nach Lösungen und zu diesem Zweck: 2 EINE EU, DIE VORBEREITET IST auf mögliche zukünftige Situationen mit einer erheblichen Zahl an neu ankommenden Schutzsuchenden durch: (( nachhaltige Asylsysteme entwickelt, (( Einschätzung und Planung (( humanitäre Einsätze bedarfsgerecht unterstützt, (( Kapazitätsreserven auf nationaler und auf EU-Ebene (( bei der Hilfeleistung einen entwicklungsorientierten (( Koordinierungsmechanismen Ansatz verfolgt, (( mehr Möglichkeiten für sichere Zugangswege schafft und (( ein gemeinsames, reguliertes Migrationskonzept WIE KANN DIE EU BESSER VORBEREITET SEIN? probeweise umsetzt. WIE SOLLTE SICH DIE EU WELTWEIT ENGAGIEREN? Die Zahl der Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, ist über die letzten Jahre weltweit stetig gestiegen. Auch aus Ländern in der Nähe von Europa fliehen vermehrt Menschen. Die EU muss sich stärker engagieren, um Lösungen für die Konflikte zu finden, die Menschen zur Flucht zwingen. Gleichzeitig brauchen jene Länder, die den Großteil der Flüchtlinge aufnehmen, stabile, planbare und nachhaltige Unterstützung. Nur dann können sie Flüchtlinge schützen, unterstützen und ein Umfeld schaffen, in dem sie in Sicherheit ihr Leben wieder aufbauen können. In die Stabilisierung der Situation in diesen Ländern zu investieren ist daher essentiell. Solidarität mit diesen Ländern zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen ist der grundlegende Ausdruck von Unterstützung. Eine koordinierte Notfallplanung der EU und ihrer Mitgliedstaaten wird essentiell sein, um zukünftig auf mögliche steigende Ankunftszahlen effektiv reagieren zu können. Offene Konflikte und beträchtliche Defizite in der Unterstützung der Flüchtlinge lassen befürchten, dass die Vertreibung weitergehen wird. Die EU müsste für den Fall vorbereitet sein, dass in Zukunft wieder Flüchtlinge in großer Zahl auf sie zukommen. Regionale und nationale Hilfspläne müssten maßgeschneidert für jede spezifische Landessituation ausgearbeitet werden und gleichzeitig den übergeordneten Zielsetzungen entsprechen. Die Reaktion auf zivile Notfälle in der EU ist gute Praxis und bietet angemessene Kapazitäten, die in Bereitschaftspläne für Notsituationen mit Flüchtlingen übernommen werden könnten. Das ganze Jahr 2016 hindurch hat UNHCR mit Partnern und Regierungen Notfall- und Bereitschaftspläne für verschiedene Szenarien entwickelt, die sich mit einer großen Zahl an neu ankommenden Asylsuchenden und Flüchtlingen in der EU befassen. 4 VORSCHLÄGE FÜR EINE UNION DES VETRAUENS UND DES SCHUTZES 3 E INE EU, DIE SCHUTZ BIETET durch ein gut verwaltetes gemeinsames Asylsystem, das den Zugang zum Gebiet gewährleistet und Folgendes einschließt: (( ein gemeinsames Registrierungssystem 4 EINE EU, DIE INTEGRIERT und Flüchtlinge in ihre Gemeinschaften einbezieht durch: (( Bereitstellung von mehr Mitteln für Integrationsprogramme (( Vorrang für Familienzusammenführung (( vorhersehbare, vereinheitlichte Integrationsangebote (( beschleunigte und vereinfachte Asylverfahren (( Förderung von aufnahmebereiten Gemeinschaften (( einen Verteilungsmechanismus für belastete EU- Mitgliedstaaten (( ein gemeinsames Konzept für unbegleitete und von ihren WIE KANN ERFOLGREICHE INTEGRATION GELINGEN? Familien getrennte Kinder (( Anreize zur Einhaltung des neuen Systems (( ein effizientes Rückführungssystem WIE WÜRDE DAS VON UNHCR VORGESCHLAGENE ASYLSYSTEM FUNKTIONIEREN? Die Ereignisse im vergangenen Jahr machten deutlich, dass die EU ihr Asylsystem überdenken muss. Ein sinnvolles System würde den Zugang zum EU-Gebiet ermöglichen, für die ordnungsgemäße Registrierung und Aufnahme der Neuankömmlinge sorgen, die Verantwortung für Asylsuchende unter den Mitgliedstaaten aufteilen und gewährleisten, dass die EU-Mitgliedstaaten für diese Aufgabe vorbereitet sind. Aufbauend auf Elementen des derzeitigen Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und einigen der Reformvorschläge der Europäischen Kommission schlägt UNHCR ein vereinfachtes System vor, das auch Kosten sparen könnte. Dieses System würde die Achtung des Rechts auf Asyl gewährleisten, Sicherheitsüberprüfungen verbessern und eine effiziente Steuerung von Bevölkerungsbewegungen erleichtern. Die Entwicklung von sozialem Zusammenhalt, Stabilität und Sicherheit setzt voraus, dass Gemeinschaften gut auf die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet sind und dass Flüchtlinge Unterstützung erhalten, um ihre Qualifikationen und Stärken in der neuen Umgebung umsetzen zu können. Integration ist ein wechselseitiger Prozess zwischen den Flüchtlingen einerseits und den sie aufnehmenden Gemeinschaften andererseits. Um das öffentliche und politische Vertrauen wiederherzustellen, muss der Sozialvertrag zwischen Flüchtlingen und Aufnahmestaaten in geeigneter Weise definiert werden. Staaten müssen die Rechte von Flüchtlingen sicherstellen, die Aufnahmebereitschaft fördern und gegen Fremdenfeindlichkeit vorgehen. Flüchtlinge ihrerseits müssen an Integrationsprogrammen teilnehmen und die Gesetze ihres Aufnahmelands befolgen, worunter auch die Achtung zentraler menschenrechtlicher Prinzipien fällt. Auch wenn Integration für viele Staaten eine Herausforderung darstellt, so bietet sie gleichzeitig auch Chancen. Die Möglichkeit für Flüchtlinge, wo auch immer in der EU sie sind, zu leben und eine Zukunft für sich zu schaffen, kann zu einem effektiven Asylsystem beitragen und den Druck zur Weiterreise verringern.
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