Fotos: [M] Fotolia; David Wassermann/brandXpictures (Umschlag); Valry Joncheray 05.12.2016 IL VERBO IN CARNE libretto SAISON 2016/2017 Abonnementkonzert 3 BESETZUNGSÄNDERUNG Riccardo Minasi wird anstelle von Stefano Barneschi die Leitung des heutigen Konzerts übernehmen. RICCARDO MINASI Violine und Leitung Der Dirigent und Geiger Riccardo Minasi wurde 1978 in Rom geboren. Ersten Musikunterricht erhielt er von seiner Mutter, er studierte moderne Violine bei Paolo Centurioni und Alfredo Fiorentini. Danach wandte Minasi sich der Barockvioline und dem entsprechenden Repertoire zu, seine Lehrer in diesem Bereich waren Enrico Parizzi und Luigi Mangiocavallo. Als Mitbegründer und Leiter des Ensembles Pomo d’Oro von 2012 bis 2015 ist Minasi regelmäßiger Gast bei den wichtigsten Konzertund Opernveranstaltern der Welt. Jüngste Engagements beinhalten das neue Ballett von Christian Spuck „Der Sandmann“ mit der Musik von Schnittke und Schumann wie auch Mozarts „Don Giovanni“ und „Il Matrimonio Segreto“ am Opernhaus Zürich, „Iphigénie en Tauride“ an der Hamburger Staatsoper, „Carmen“ an der Opera national de Lyon und „Ronaldo“ am Theater an der Wien. Minasi leitete u. a. das Orchester und den Chor der Opéra National de Lyon, Kammerakademie Potsdam, Zürich Kammerorchester, Philarmonia Zürich, Balthasar Neumann Ensemble, Ensemble Resonanz, The European Union Baroque Orchestra (EUBO), Orquesta Barroca de Sevilla, Casa da Música Porto, Il Complesso Barocco, Holland Baroque Society und das Helsinki Baroque Orchestra, dessen erster Gastdirigent er von 2008 bis 2011 war. Nagano beim Knowlton Belcanto Festival (Canada). Er wirkte außerdem mit beim Concerto Vocale, Ensemble 415 und trat mit Künstlern wie Joyce Di Donato, Albrecht Mayer, Reinhard Goebel, Nils Mönkemeyer, Katia und Marielle Labèque, Cecilia Bartoli, Viktoria Mullova, Edgar Moreau, Gautier Capuçon und Christophe Coin auf. Als Solist und Konzertmeister arbeitete Minasi mit Le Concert des Nations von Jordi Savall, Accademia Bizantina, Concerto Italiano, Il Giar dino Armonico, Al Ayre Español, Orchestra dell’Accademia Nazionale di S. Cecilia, Orquesta Sinfónica de Madrid und auf Einladung von Kent leitung | 03 IL VERBO IN CARNE | DAS FLEISCH GEWORDENE WORT INTRODUZIONE einleitung 1. Sinfonia 1. Sinfonia Libretto von Giovanni Giuseppe Giron Musik von Nicola Antonio Porpora 2. Aria 2. Arie UMANITÀ : Distillatevi, o cieli, in rugiada ed il giusto dall’alto a noi cada in sembianza di tenero amor. Omai s’apra la terra feconda, e germogli di Giuda alla sponda chi dell’uomo debelli l’error Distillatevi etc. MENSCHHEIT: Tauet, oh Himmel, und aus der Höhe komme der Gerechte zu uns herab als Abbild zärtlicher Liebe. Es öffne sich die fruchtbare Erde, und in Juda sprieße jener hervor, der den Fehler des Menschen bezwingt. Tauet … 3. Recitativo accompagnato Lungi fissando i sguardi venir di Dio la gran potenza io veggio: è una nube coprir la terra intera. Ah! il dì funesto pera, in cui sulle pupille venne dell’uomo a trionfare il pianto. E tu perdona intanto, per quel della tua mente eterno parto, per quel di genitore amato nome, che sol nella Giudea noto risuona, pietoso padre, a’ figli tuoi perdona. Deh! manda a noi l’Agnello, il di cui sangue terga l’umane colpe. Assai si diè a sospiri, alle lagrime assai. Egli disciolga i prigionieri ormai, che siedono nell’ombra della morte, egli disserri a noi del ciel le porte. 3. Recitativo accompagnato Meinen Blick in die Ferne richtend, sehe ich die große Macht Gottes sich nähern: es ist eine Wolke, die die ganze Welt bedeckt. Ah! Vergehen soll der unheilvolle Tag, an dem das Weinen über die Augen des Menschen triumphiert hat. Und Du verzeihe indessen kraft jener ewigen Zeugung deines Geistes, kraft jenes geliebten Namens des Vaters, der nur in Judäa bekannt klingt; mitleidiger Vater, verzeihe Deinen Kindern. Ach! Sende uns das Lamm, dessen Blut die Sünden der Menschen reinwäscht. Genug haben sie geseufzt, zuviele Tränen vergossen. Nun erlöse das Lamm die Gefangenen, die im Schatten des Todes sitzen; möge es uns die Tore des Himmels öffnen. 4. Aria Come da verno algente nasce ridente aprile, che il colombin richiama i dolci affetti suoi, e torna al prato il fior. 4. Arie Wie nach dem eisigen Winter der lächelnde April erscheint, wenn der Täuberich seine süßen Weisen wieder erklingen lässt und die Wiese neu erblüht, Erstaufführung: Neapel 1747 Personen GIUSTIZIA / GERECHTIGKEIT Sopran UMANITÀ / MENSCHHEIT Sopran PACE / FRIEDE alt VERITÀ / WAHRHEIT tenor CHOR Einleitung Erster Teil (Dauer ca. 70 Minuten) Pause Zweiter Teil (Dauer ca. 60 Minuten) 04 | Programmabfolge Text | 05 Così da un pianto vile nasca il contento a noi, rinovi il cor la brama, torni la pace al cor Come da etc. so soll aus unserem feigen Weinen unser Glück hervorgehen, im Herzen soll sich die Sehnsucht erneuern, friede kehre ein in die Herzen. Wie nach ... PARTE PRIMA ERSTER TEIL 6. Recitativo PACE: Qui dal regno del tuono, e del baleno volgiamo i primi neghittosi sguardi sul contumace abbandonato mondo, e si discenda poi. GIUSTIZIA : Più mi confondo nel riveder quelle riviere ingrate, donde bambina ancora ebbi l’esiglio. Se là rivolgo il ciglio veggio ne’ lidi eoi di quella regia i fortunati avanzi, ove il polve animò l’Alto Motore, ove cadde il prim’uomo, ove il lasciai in preda a’ suoi deliri, e qua volai. 6. Rezitativ FRIEDE: Von hier aus, dem Reich des Donners und des Blitzes, richten wir unsere ersten widerwil ligen Blicke auf die trotzige, verlassene Welt, und dann wollen wir hinunter gehen. GERECHTIGKEIT: Immer verwirrter werde ich, wenn ich jene undankbaren Gestade sehe, an denen ich als Kind noch Zuflucht fand. Wenn ich mein Auge dorthin wende, sehe ich an den östlichen Stränden die glücklichen Reste jenes Reiches, wo der Hohe Beweger dem Staub Leben einhauchte, wo der erste Mensch fiel, wo ich ihn seinem Wahn überließ und hierher flog. PACE: Tra quelle piante, onde a bagnar l’Egitto spumoso nasce il coronato Nilo, misero mi perdé, stendendo appena ambizioso, e insano all’albero fatal l’incauta mano. Mille d’allora, e mille nacquer, lasciando quel mortal confine, nella reggia del cor guerre intestine. Sotto larvato aspetto surser sull’alma a dominar le cure: in varie guise il mascherato affetto distese in quella l’usurpato impero. D’allora l’astio altero, il pallido timor, l’ira crudele, l’atro livore, il baldanzoso orgoglio, e l’empia turba delle prime ignote tiranne passioni, FRIEDE: 06 | Text Unter jenen Bäumen, wo schäumend der gekrönte Nil entspringt, um Ägypten zu benetzen, hat der Elende mich verloren, indem er ehrgeizig und töricht die unvorsichtige Hand nach dem Schicksalsbaum ausstreckte. Nachdem jene tödliche Grenze zurückgelassen war, entstanden Tausende und Abertausende von inneren Kämpfen im Herzen. Unter verschleierter Gestalt entstand in der Seele das Bedürfnis zu herrschen: In verschiedenen Formen vergrößerte der maskierte Affekt in ihr sein unrechtmäßig erworbenes Reich. Von da an haben hochmütiger Neid, blasse Furcht, grausamer Zorn, schwarze Missgunst, anmaßender Stolz und die üble Schar der ersten unbekannten tyrannischen Leidenschaften, die der bereits ver che v’introdusse il già corrotto senso, turbar nell’uomo follemente indegno della natia concordia il dolce regno. dorbene Geist eingeführt hatte, im töricht unwür digen Menschen die süße Herrschaft der ur sprünglichen Einigkeit gestört. 7. Aria Perché sì breve allora dell’infelice giorno fu la ridente aurora? Perché nascendo appena dovei la patria arena, misera, abbandonar. Non vidi mai sì presta sorgere in mar tempesta, non vidi mai d’intorno sì breve calma in mar. Perché sì etc. 7. Arie Warum war damals die lächelnde Morgenröte des unglücklichen Tages so kurz? Warum musste ich Elender, kaum geboren, den heimischen Strand verlassen? Noch nie sah ich einen Sturm so schnell aus dem Meer aufsteigen, noch nie sah ich rundherum eine so kurze Windstille im Meer. Warum … 8. Recitativo 8. Rezitativ FRIEDE: Aber wozu erwähne ich das! Ach, Du schöne Gerechtigkeit, Du warst bei mir in dieser grausamen Gefahr. GERECHTIGKEIT: Und du bist mit mir geflohen, ich erinnere mich daran. Wer konnte in den unsinnigen Wogen gewalttätiger Gefühle der aufgewühlten, erloschenen und unfruchtbaren Seele die ruhige Tugend erkennen? Wer konnte sehen wie das Recht verdreht wurde und die Königin Vernunft in erniedrigender Knechtschaft weinend litt? Am Ende tat es mir so gar Leid um den entweihten Strahl mit dem Gott den Menschen gezeichnet hatte. Als Strafe für den großen Fehler waren da die Ignoranz und die Schuld, die mit bösen Schatten den Geist versehrten. Seither ist die Wahrheit unbekannt. Jeder wendet sich ab von jenem sanften und liebevollen Antrieb, mit dem wir von Natur aus vernünftig überlegen. Zwischen den Wegen des Vergnügens schafft der süße Schmerz, der seufzen lässt, jedem Linderung, und er möchte Ruhe finden in jenem, PACE: Ma che rammento! Ah! tu, Giustizia bella, tu meco fosti al barbaro cimento. GIUSTIZIA : E meco tu fuggisti, io me ’l rammento. Chi mai veder potea tra flutti insani de’ violenti affetti l’alma agitata, spenta, ed infeconda la tranquilla virtude? Confuso il dritto, e in servitù meschina languir piangendo la ragion regina? M’increbbe alfin del profanato raggio, che segnato sul l’uomo avea Iddio. Del grand’error per fio l’ignoranza, e la colpa colle tenebre ree violar la mente. D’allora ignoto è il vero. Ognun dissente da quel soave, ed amoroso moto, con cui ragiona a nostro pro natura. Sedare ognun procura fra le vie del piacer quel dolce affanno, con cui sospira, e intende a riposare in chi creollo il core: Text | 07 der sein Herz erschaffen hat. Unter den Hüllen des Eifers regiert der Neid, und den schwarzen Betrug hält man für unschuldig, wenn er nur einem selber sotto spoglie di zel regna il livore, e innocente si stima il nero inganno, purché a sé vantaggioso fondi i vantaggi suoi sull’altrui danno, e tra questo di vizi orrendo scempio oppresso è il giusto, e trionfante è l’empio. Queste sì dure, e luttuose, oh quanto! vicende umane, onde languir di poi i posteri infelici m’indussero a lasciar quell’uom primiero, che sin da che mirò del sol la faccia riposò dolce cura in queste braccia. PACE: Ma troppo al Fabbro eterno costò quell’opra: in quel primiero istante egli discese alla viltà di amante. Egli di propria mano ammassò il vile ingentilito fango: Egli spirovvi il suo divino spirto: Egli informò repente il vile ingombro in anima vivente. GIUSTIZIA : Ah! non si perda un tal lavoro: un opra, parto del divo amore, ah non si perda; ed il secondo Adamo, le tenebre, e l’error sgombri, e disperda. GERECHTIGKEIT: Ach, ein solches Werk darf nicht verloren gehen! Ein Werk, Zeugnis der göttlichen Liebe, darf nicht verloren gehen. Der zweite Adam möge Dunkelheit und Sünde vertreiben und zerstreuen. 9. Aria Benché sia la prole ingrata, pure ognor la madre amante mira in lei l’imago amata, del suo seno il dolce pegno, la metà del suo bel cor. E qualor commossa a sdegno a ferir la destra avventa, le sue viscere rammenta e ritorna al primo amor. Benché sia etc. 9. Arie Auch wenn die Nachkommenschaft undankbar ist, sieht die liebende Mutter doch jederzeit in ihr das geliebte Abbild, das süße Pfand ihres Schoßes, die Hälfte ihres schönen Herzens. Und wenn sie, von Empörung bewegt, die Rechte zum Schlag erhebt, kehrt sie doch, ihres Leibes eingedenk, zur früheren Liebe zurück. Auch wenn … 08 | Text nützt, auf Kosten des anderen Vorteile erzielt. Und bei dem schrecklichen Wüten dieser Laster wird der Gerechte unterdrückt und der Böse triumphiert. Diese so harten und traurigen menschlichen Zustände, unter denen von da an die unglücklichen Nachkommen leiden, haben mich bewogen, jenen ersten Menschen zu verlas sen, der seit er das Antlitz der Sonne gesehen hatte, seine süße Sorge in diese Arme gelegt hat. FRIEDE: Den ewigen Schöpfer hat jenes Werk allzu viel gekostet: in jenem ersten Augenblick stieg er herab als ein gewöhnlich Liebender. Mit eigener Hand häufte er die veredelte Erde auf, hauchte seinen göttlichen Atem darauf und ver wandelte so auf einmal die niedrige Materie in ei ne lebendige Seele. 10. Recitativo 10. Rezitativ Täusche dich nicht: nun ist das Maß der menschlichen Frivolität voll. Von Daniel wurde dieser Tag festgelegt: Aus der Hand von Juda wird das Zepter nicht mehr fallen, und die Sehnsucht nach den ewigen Hügeln wird das törichte Streben der traurigen Menschheit verdrängen. PACE: Mal non ti apponi: è giunto, al colmo omai l’umano libertino piacer: di Daniele è questo il dì prefisso: dalla mano di Giuda omai non caderà lo scettro; e verrà a rintuzzare dell’egra umanità le cure folli, il desiderio dell’eterni Colli. FRIEDE: 11. Recitativo accompagnato 11. Recitativo accompagnato Schau jenseits des syrischen Meeres Judäa, vom Jordan geteilt, jenes Land, das Zierde und berühmte Pracht des Orients ist und die Königin unter seinen Städten. Siehe wie zwischen den blassen Olivenbäumen murmelnd der Bach fließt: Jene Länder und jenes auserwählte Volk werden bald den Engel des Großen Rates von Galiläa kommen sehen, den mächtigen Prinzen des Friedens, der vom Okzident bis zu den Stränden der Aurora sein Reich ausdehnen wird. Mira più in là dal Sirio mar divisa dal Giordan la Giudea: quella ch’è fregio, ed inclito splendor dell’Oriente, è la citta de’ regni suoi regina. Mira dove ruina tra quei pallidi ulivi mormorando il torrente: quelle contrade, e quell’eletta gente vedrà non guari uscir di Galilea l’angel del gran consiglio, il poderoso principe della pace, che d’Occidente ai lidi dell’aurora stenderà i regni suoi. GIUSTIZIA : PACE: Non più dimora. Vedi la nazarena avventurosa donna fra mille, e del gran numer’una, come prepara in quel tugurio algente al nascente signor la rozza cuna. GIUSTIZIA : Mira come raguna dal vicino presepe i fuscellini, e ne forma la culla. PACE: Oh! quante versa lagrime su quel fien! quanti sospiri manda ver noi di dubbia angoscia aspersa! GIUSTIZIA : Ah! i fulmini deponi, gran Dio delle vendette, e il tenero desio di quella madre, di cui sei dolce peso, appaga omai: scendi il mondo a salvar: s’è pianto assai. GERECHTIGKEIT: Säume nicht länger! Schau die schicksalshafte Nazarenerin, eine Frau unter Tausenden, eine unter vielen, wie sie in jener kalten Hütte die rohe Wiege für die Geburt des Herrn bereitet. GERECHTIGKEIT: Siehe wie sie die Hälmchen der nahen Krippe zusammenschiebt und eine Wiege daraus macht. FRIEDE: Oh, wie viele Tränen weint sie auf jenes Heu, wieviele Seufzer schickt sie zu uns, erfasst von zweifelnder Angst. GERECHTIGKEIT: Ach, großer Gott der Rache, lege Deine Blitze ab und belohne jetzt das zarte Sehnen jener Mutter, deren süßes Gewicht Du bist: Komm herab, die Welt zu retten, es wurde schon genug geweint. FRIEDE: Text | 09 PACE: Sommo è Dio quando tuona, ma si rende maggior quando perdona Ist, oh Herr, nicht dies der wichtige Au genblick, dem die Gebärerin entgegen eilte seit ihr Antlitz erbleicht war? Schon neun Monde hat sie auf den gewartet, der das wilde Ungeheuer des Styx bekämpfen und das Reich auf seinen Schultern tragen soll. GERECHTIGKEIT: Wenn ihr der allgemeine Friede so sehr am Herzen liegt, wer kann dann ihren Gebeten die Zustimmung verweigern? Wer kann noch säumen? FRIEDE: Groß ist Gott wenn er donnert, aber noch größer wenn er verzeiht. 12. Aria Pietà di quel bel cuore, tergi l’amato ciglio; troppo fia caro al figlio di madre il dolce amore, di madre il mesto pianto, di madre il sospirar. Della giustizia il sole vegga la bassa molle, dell’ombre il nero ammanto, nascendo dissipar. Pietà di quel etc. 12. Arie Erbarmen mit jenem schönen Herzen! Trockne das geliebte Auge, denn gar lieb waren dem Sohn die süße Liebe, das traurige Weinen und die Seufzer der Mutter. Möge die niedrige Schwachheit die Sonne der Gerechtigkeit sehen, die in ihrem Aufgang den schwarzen Mantel der Schatten auflöst. Erbarmen … PACE: Non è questo, o Signore, il primo istante, in cui la genitrice affrettò l’ore; in cui quel volto a impallidir apprese: già nove lune attese chi a debellar di Stige il mostro fiero, sopra l’omeri suoi porti l’impero. Che se tanto a lei cale del riposo comun, chi può negare l’assenso a’ voti suoi? chi può tardare? GIUSTIZIA : FRIEDE: 13. Recitativo 13. Rezitativ Non più: da’ monti cadono già l’ombre: scendiam, germana, a consolar la terra. PACE: Ella il sen già disserra, ed indi nasce, la Verità con quel giulivo aspetto! GIUSTIZIA : Discendiamo, e di nuovo con sembiante giocondo PACE, GIUSTIZIA : la Giustizia, e la Pace accolga il mondo. Genug! Schon fallen von den Bergen die Schatten, steigen wir hinab, Bruder, die Erde zu trösten. FRIEDE: Schon öffnet sie ihr Herz und mit fröhlichem Ausdruck wird die Wahrheit geboren. GERECHTIGKEIT: Steigen wir hinab, und von Neuem empfange die Welt mit freudigem Antlitz FRIEDE, GERECHTIGKEIT: Der Friede und die Gerechtigkeit kommen zur Welt. 14. Coro Dall’Austro vieni, gran Dio de’ forti 14. Chor CHOR : Vom Süden her komme, Du großer Gott der Starken, GIUSTIZIA : CORO : 10 | Text e i dì sereni e i dì felici l’oppresso mondo goda per te. De’ tuoi nemici vendica i torti, de’ figli tuoi l’onor difendi: dal ciel discendi amante, e re. und durch Dich möge die unterdrückte Welt heitere und glückliche Tage genießen. 15. Recitativo VERITÀ : So che a’ mortali è il mio sembiante ignoto; perché larvata sempre, e in vario velo ascosa fra’ viventi ogn’ora apparvi. In Samaria, in Giudea, in Garra, in Menfi, e nel ferace Egitto in più guise parlai ne’ padri, e ne’ profeti ed animai o dell’Adria sul più riposto seno, o di Cuma alle sponde coll’arcano mio dir sin le donzelle. Ma le sembianze belle fra gl’enigmi, e fra l’ombre ascoser sempre il geloso splendore. È tempo ormai ch’io ragioni nel Verbo promesso già dal Genitore eterno. 15. Rezitativ WAHRHEIT: Ich weiß, dass den Sterblichen mein Anblick unbekannt ist, denn unter den Lebenden erschien ich immer verhüllt, verborgen unter verschiedenen Schleiern. In Samaria, Judäa, in Garra, in Memphis und dem fruchtbaren Ägypten sprach ich unter verschiedenen Gestalten durch die Väter und Propheten und inspirierte mit meiner geheimnisvollen Rede im entferntes ten Winkel der Adria oder an den Ufern von Cumae sogar junge Frauen. Aber der schöne Schein verbarg stets den eifer süchtig gehüteten Glanz unter Rätseln und Schat ten. Jetzt ist es Zeit, dass ich durch das WORT spreche, das einstmals vom ewigen Schöpfer versprochen wurde. 17. Aria Della guerriera tromba, se in campo mai rimbomba, si vede al suono istesso il vinto impallidire, gioire il vincitor. Talor la pioggia, e il tuono quando il nocchier spaventa appaga, ed alimenta la speme del pastor. Della guerriera etc. 17. Arie Wenn die Kriegstrompete im Feld erschallt, sieht man bei ihrem Klang den Besiegten erbleichen, den Sieger sich freuen. So erschreckt der Donner den Schiffer, während der Regen die Hoffnung des Hirten erfüllt und nährt. Wenn die … Räche die Fehler Deiner Feinde, verteidige die Ehre Deiner Kinder: Steige vom Himmel herab als Liebender und König. GERECHTIGKEIT: Text | 11 18. Recitativo Che miro! Non son queste la Giustizia, e la Pace? GIUSTIZIA : Alfin, germana, giunse il dì sospirato. PACE: Alfin la notte affrettata da mille voti e mille d’Abramo e di Giacobbe questa è pur dessa, in cui l’onnipossente verbo di Dio dalle regali sedi come giurò discese. GIUSTIZIA , PACE: Più bell’opra d’amore ove s’intese? VERITÀ : Il vid’io, non ha guari in quello speco gemire in rozza cuna: accorsi i primi suoi teneri vagiti; e vidi, oh dio! non so se oppressa dal dolore o mossa da soave piacer la genitrice su quelle labbra intatte mischiar col pianto il suo verginio latte. GIUSTIZIA : Che narri mai! 18. Rezitativ Was sehe ich? Sind das Friede und Gerechtigkeit? GERECHTIGKEIT: Endlich, Geschwister, ist der herbeigesehnte Tag da. FRIEDE: Herbeigeführt von Tausenden von Gebeten Abrahams und Jakobs, ist dies endlich die Nacht, in der das allmächtige Wort Gottes, wie versprochen, von seinem königlichen Sitz heruntersteigt. GERECHTIGKEIT: Wo hat man je ein größeres Werk der Liebe gesehen? WAHRHEIT: Ich habe es gesehen, ein unvergleich liches Wimmern in jener Höhle, in rauer Wiege: Ich hörte seine ersten zarten Klagelaute und sah – oh Gott! – ich weiß nicht ob vom Schmerz übermannt oder von zarter Freude bewegt, die Gebärerin auf jenen unberührten Lippen ihre jungfräuliche Milch mit Tränen vermischen. GERECHTIGKEIT: Was erzählst Du?! 19. Recitativo accompagnato 19. Recitativo accompagnato VERITÀ : Ei tutta in sé racchiude quella che raggio è del divino volto beltà soave e maestosa insieme: e se il soglio non preme su cui modera il ciel, se non ha il ciglio, un di cui sguardo solo fa da’ cardini suoi scuoter la terra, se i fulmini roventi non impugna con cui confonde gl’empi, pur non può mai guardarsi senz’arder, senz’amar, senza infiammarsi. WAHRHEIT: Er schließt in sich jene sanfte Schönheit und Majestät, die ein Widerschein des göttlichen Antlitzes ist. Und auch wenn er nicht auf dem Thron sitzt, von dem aus er den Himmel regiert, auch wenn er nicht das Auge hat, von dem ein einziger Blick die Erde in ihren Angeln erzittern lässt, auch wenn er keine glühenden Blitze in sei ner Faust hält, mit denen er die Bösen beschämt, kann man ihn nicht betrachten ohne zu brennen, zu lieben, sich zu entflammen. 20. Aria Chi non s’accese mai d’un ciglio a’ vaghi rai, veda quel dolce amante, e s’innamorerà. 20. Arie Wer sich nie wegen eines Auges und seinem schönen Strahlen entflammte, betrachte diesen holden Liebenden und er wird sich verlieben. A quelle luci appresso è nero ogni candore, è oscuro ogni splendore, Neben diesen Lichtern ist alles Weiße schwarz, ist jeder Glanz dunkel è fosca ogni beltà. Chi non etc. und jede Schönheit düster. Wer sich … 21. Recitativo PACE: Chi può negarlo, s’egli della bontà divina è l’unica, l’eterna, e vera imago? S’ei negl’angeli suoi trova i difetti le macchie nelle stelle? GIUSTIZIA : Se i spirti più perfetti di mirarlo han vaghezza per ritrar più beltà da quel bel ciglio, se in fasce ancor delle convalli è il giglio? 21. Rezitativ FRIEDE: Wer kann bestreiten, dass er das einzige, ewige und wahre Abbild der göttlichen Güte ist? Dass er noch in seinen Engeln Fehler finde würde und Flecken auf den Sternen? GERECHTIGKEIT: Dass die vollkommensten Geister Gefallen daran finden ihn zu betrachten, um von dem lieblichen Auge noch mehr Schönheit zu empfangen, da er – obwohl noch in Windeln – die Lilie des Tales ist? 22. Recitativo accompagnato VERITÀ : Al mio sorger vid’io, alme compagne, che il re dell’ombre a palpitare apprese: cadder le menzognere deità profane e i prostituti templi, e l’are incestuose alfin crollaro. Già i mostri abbandonaro le tripodi nefande e degli Numi il popolo fallace: già tace Delfo, e già Dodona tace; e le cortine sue l’Egitto atterra; e quell’ignoto dio che vanta Atene noto fia ne’ confin dell’ampia terra. 22. Recitativo accompagnato WAHRHEIT: Als ich kam, sah ich, edle Gefährten, wie der König der Finsternis erzitterte: es fielen die lügnerischen profanen Gottheiten und Tempel der Freudenmädchen, und endlich stürzten auch die inzestuösen Altäre. Schon verließen die Ungeheuer die ruchlosen Dreifüß und das falsche Volk der Götter: Schon schweigt Delphi, Dodona bleibt stumm, und Ägypten reißt seine Schleier herunter. Der unbekannte Gott, dessen Athen sich rühmt, soll bekannt werden bis zu den Grenzen der weiten Erde. 23. Recitativo GIUSTIZIA : O presagi avverati! 23. Rezitativ GERECHTIGKEIT: Oh, die Prophezeiungen werden wahr! 12 | Text O vaticini pienamente adempiuti! GIUSTIZIA : Il tuo lume di primo, e solo vero lo smarrito sentiero additerà all’ingannate genti: PACE: Oh, die Vorzeichen erfüllen sich ganz! Dein ursprüngliches und einzig wahres Licht wird den betrogenen Völkern den verlorenen Weg zeigen: Ein einziger Schafstall soll die verstreuten FRIEDE: GERECHTIGKEIT: Text | 13 gli dispersi viventi chiuda un ovile solo e richiamando lor dal lungo errore li guidi al vero fonte un sol pastore. Lebenden umschließen und, sie zurückrufend von langen Irrwegen, sie führen zur wahren Quelle eines einzigen Hirten. 24. Aria Dal seno natio si parte quell’onda, ch’or bagna la sponda, or mormora in rio, or geme tra l’erba, ma vile, o superba poi torna nel mar. Così la smarrita umana natura al fonte sicura, dond’ebbe la vita, vedrassi tornar Dal seno etc. 24. Arie So wie die Welle, ihrer Quelle entsprungen, einmal das Ufer benetzt, einmal im Fluss murmelt, dann wieder im Gras seufzt und bescheiden oder stolz ins Meer zurückkehrt, so wird man die verirrte menschliche Natur zur sicheren Quelle zurückkehren sehen, von der sie das Leben bekam. 25. Recitativo PACE: Chi ci vieta il veder l’antro beato che in sé chiude l’Agnel del Testamento? Corriamo in Betelemme al gran portento. die das Lamm des Testamentes in sich schließt? Lasst uns nach Betlehem laufen zum großen Wunder. GIUSTIZIA : Tra quei cadenti sassi, tra quelle rupi algenti deposto ha il Verbo i spaventosi nomi: non più Leon di Giuda, non più Dio degl’eserciti, non più Signor delle vendette, o il Forte cura d’esser chiamato: il nome sol gl’è grato di figliuolo dell’uomo. PACE: E tal dirassi nel ragionar di maestà e di regno. VERITÀ : Così bel nome il renderà più degno dopo sei lustri, e dopo il tempo sol della paterna destra, e il guiderà col volger dell’etadi a giudicar le nazioni intere. GERECHTIGKEIT: Zwischen jenen hängenden Felsen, zwischen jenen kalten Steinen, hat das WORT die erschreckenden Namen abgelegt: nicht mehr Löwe von Juda, nicht mehr Gott der Heerscharen, nicht mehr Herr der Rache oder der Starke will es genannt werden: nur ein Name ist ihm genehm: Menschensohn. FRIEDE: Und so wird man sagen, wenn man von Majestät und Reich sprechen wird. WAHRHEIT: Dieser schöne Name wird ihn nach dreißig Jahren würdig machen – nach der Epoche, in der die väterliche Rechte regierte – und wird ihn leiten im Lauf der Zeiten, über ganze Nationen Recht zu sprechen. 14 | Text 25. Rezitativ FRIEDE: Wer verbietet uns die selige Höhle zu sehen, Denn umsonst kleidet sich das Licht in gewöhnlichen Schmutz, um das Licht seines Herrn zu verdunkeln. PACE: Che il fango vil di cui si veste, invano, può la luce oscurar del suo sovrano. FRIEDE: 26. Aria In bassa valle ancora discende il sol coi rai, né tra quel fango mai macchia il candor natio, perde la sua beltà. Egual se i colli indora, o se nel pian discende, sempre feconda, e accende, sempre maggior si fa. In bassa valle etc. 26. Arie Auch wenn die Sonne mit ihren Strahlen ins tiefe Tal hinab steigt, verliert sie in jenem Lehm nichts von ihrer Schönheit oder befleckt ihre ursprüngliche Helligkeit. Ob sie die Hügel vergoldet oder in die Ebene hinabsteigt, stets bleibt sie fruchtbringend entflammt und wird dabei immer größer. Auch wenn … 27. Recitativo Volgete, o mie germane, pria di adorar quella spelonca bella, volgete i sguardi a questa nuova stella: guari non fia che gl’Arabi e i Sabei guiderà in Palestina, e d’Oriente chiamerà con suoi raggi i re divoti ad adorar la cuna e sciorre i voti. 27. Rezitativ Wendet, oh meine Geschwister, bevor Ihr jene schöne Höhle anbetet, wendet die Blicke zu diesem neuen Stern: er ist unvergleich lich und wird die Araber und Sabiner nach Paläs tina führen. Aus dem Orient wird er mit seinen Strahlen die frommen Könige herbeirufen, damit sie die Wiege anbeten und ihr Gelübde einlösen. GIUSTIZIA : Che rammenti! Gl’arcani presagi questi son de’ sagri vati. Già veder parmi tra il comun piacere il re della Giudea turbato e scosso da improvviso spavento: ah! troppo cieca ragion di Stato! Ah! gelosia d’impero, follemente avveleni un cor altero! GERECHTIGKEIT: Woran erinnerst Du? Es sind die geheimen Vorhersagen der heiligen Propheten. Schon scheint es mir, dass ich in der allgemeinen Freude sehe wie der König von Judäa betrübt und erschüttert wird von plötzlichem Schrecken: Ach! allzu blind ist die Staatsräson! Ach! Herrscher neid, töricht vergiftest du ein stolzes Herz! 28. Aria Re superbo, ah! che paventi? nasce un dio, perché ti sdegni? Chi del Ciel promette i regni non contende il soglio a te. D’un bambin se ti spaventi, che fia mai se lo vedrai 28. Arie Stolzer König, ach, was fürchtest Du? Ein König wird geboren, warum empörst du dich? Wer das Reich des Himmels verspricht, macht dir deinen Thron nicht streitig. Wenn du vor einem Kind erschrickst, was geschieht erst, wenn du ihn als VERITÀ : WAHRHEIT: Text | 15 e tuo giudice, e tuo re? Re superbo etc. deinen Richter, deinen König siehst? Stolzer König … 33. Sinfonia (ripresa) Ripigliasi lo stesso suono 34. Recitativo 34. Rezitativ 29. Recitativo VERITÀ : Affrettiam dunque i passi or che del Salvator la grazia apparve. PACE: Veggiam pur questo nuovo spettacolo d’amore. GIUSTIZIA : E a’ nostre liete voci … PACE: Ai soavi concenti … 30. Terzetto VERITÀ : Al nostro canto dal cupo speco risuoni l’eco: nacque il divino, l’immenso amor. 30. Terzett: WAHRHEIT: Bei unserem Gesang soll das Echo aus der dunklen Höhle erschallen: Die unermessliche göttliche Liebe wurde geboren. GIUSTIZIA , PACE: GERECHTIGKEIT, FRIEDE: nacque il divino, l’immenso amor. VERITÀ : Da lungi intanto l’opposta sponda lieta risponda: venne bambino l’alto Motor Die unermessliche göttliche Liebe wurde geboren. Wahrheit: Und von weitem soll das gegenüberliegende Ufer fröhlich antworten: Das Kind ist gekommen, der Höchste Beweger. GIUSTIZIA , PACE: GERECHTIGKEIT, FRIEDE: venne bambino l’alto Motor Das Kind ist gekommen, der höchste Beweger. Le avventurose arene di Betlemme son queste, e queste sono le capanne e i tuguri ove morì Rachele, ove il sovrano Signor di Palestina aprì le luci, ove le chiuse al giorno. PACE: Sì gran popolo intorno che a’ comandi d’Augusto qui giunse a riveder le patrie mura, della grazia che apparve spettator diverrà. VERITÀ : Vedili a gara passar cantando al fortunato speco. Altri un agnello ha seco appena svelto dalle materne poppe, altri di fiori di stagione non sua serti e ghirlande, chi di lagrime amare, cui da lacero sen versò la mirra nappi odorosi, e chi di fresco latte muscose tazze o rustici vaselli, chi da’ rami novelli colla stupida man raccolti i frutti: tutti giulivi e tutti desti all’annunzio degl’alati spirti senza dimora alcuna corron coi doni ad adorar la cuna. Das sind die schicksalshaften Gefilde von Bethlehem, und da sind die Hütten, wo Rachel starb, wo der höchste Herr von Palästina seine Augen öffnete, wo er sie auch dem Tageslicht schloss. fermino l’onde il corso, e il volo i venti. 29. Rezitaitv: WAHRHEIT: Beeilen wir uns also, jetzt wo die Gnade des Retters erschienen ist. FRIEDE: Lasst uns dieses neue Schauspiel der Liebe betrachten. GERECHTIGKEIT: Und zu unseren frohen Stimmen … FRIEDE: … bei den süßen Gesängen... GERECHTIGKEIt, FRIEDE, WAHRHEIT: … halten die Wellen ihren Lauf an und die Winde ihren Flug. GIUSTIZIA , PACE, VERITÀ : PARTE seconda zweiter TEIL 31. Sinfonia di pastorali stromenti 31. Sinfonia pastoraler Instrumente 32. Recitativo VERITÀ : Udite, o care, udite il risuonar delle silvestri avene. 32. Rezitativ WAHRHEIT: Hört, Ihr Lieben, hört das Tönen der Dudelsäcke im Wald. 16 | Text GIUSTIZIA : 35. Aria Abbandona il molle armento, fortunata pastorella, e in mirar la nuova stella sorgi, adora il tuo pastor. Quel pastor, che il gregge amato all’ovile abbandonato condurrà per man d’amor. Abbandona il etc. 33. Sinfonia Wiederholung GERECHTIGKEIT: So viel Volk ist rundherum, das auf Befehl von Augustus hierher geströmt ist, um die heimatlichen Mauern zu sehen. Es wird Zeuge der Gnade werden, die erschienen ist. WAHRHEIT: Sieh wie sie sich drängen, um singend an der glücklichen Höhle vorbei zu ziehen. Einer hat ein neugeborenes Lamm bei sich, andere tragen Kränze und Sträuße von Blumen, ein anderer gießt aus zerrissener Brust bitterlich weinend, duftende Myrrhe aus, andere wieder frische Milch aus bemoosten Tassen oder roh geformten Gefäßen, andere pflücken mit ungeschickter Hand Früchte von neuen Zweigen. Alle sind fröhlich, aufgeweckt von der Verkündigung der geflügelten Geister. Ohne zu säumen laufen sie mit Gaben die Wiege anzubeten. FRIEDE: 35. Arie Verlasse die weiche Herde, glückliche Hirtin, und komm den neuen Stern zu sehen, bete deinen Hirten an. Jenen Hirten, der seine geliebte Herde mit liebender Hand zum verlassenen Schafstall führen wird. Verlasse … Text | 17 36. Recitativo accompagnato GIUSTIZIA : Spandete i vostri gloriosi tralci, o monti d’Israele: ecco lo stelo sbucciato ormai dalla iessea radice. Ogni alpestre pendice della città di Dio dolcezza stilli: versin dolcezza i monti, scorran di latte i fiumi, e miele i fonti. PACE: Come i vati predissero sovente ecco l’orso, e ’l giovenco in strana guisa pascono in un sol prato. Ecco l’agnello beve col pardo in un torrente istesso: tanto comune, e tanto inusitato è del piacer l’eccesso. VERITÀ : Ma già stan presso all’antro, ove la luce fra le tenebre splende. GIUSTIZIA : Ove vagisce il mediator degl’uomini, e di Dio. Avanti al cui cospetto moveransi gl’abissi e che a domar dell’uom l’insano orgoglio nella pietà preparerà il suo soglio. 36. Recitativo accompagnato Verbreitet eure glorreichen Zweige, ihr Berge von Israel: hier ist der Trieb, der aus der Wurzel Jesse entspross. Jeder felsige Abhang der Stadt Gottes möge Süße ausströmen: Milde sollen ausgießen die Berge, es mögen fließen Flüsse von Milch und Quellen von Honig. FRIEDE: Wie es die Propheten vorausgesagt ha ben: Seht den Bären und den jungen Ochsen, sie weiden zusammen auf der Wiese. Seht das Lamm, es trinkt mit dem Leoparden aus dem gleichen Bach. So gemeinsam und so ungewöhnlich ist das Übermaß der Freude. WAHRHEIT: Aber schon stehen sie bei der Höhle, wo das Licht in der Dunkelheit strahlt, GERECHTIGKEIT: Wo der Mittler zwischen Gott und Mensch wimmert. Bei seinem Anblick werden die Abgründe sich bewegen und, den unsinnigen Stolz des Menschen bezwingend, wird er seinen Thron auf Mitleid gründen. 37. Aria Perché l’uom diventi un dio un dio nasce, e d’uom si veste: ah! che immagini son queste, ah! che idea di vero amor! Per sì tenero desio, o mortali, alfin dovreste tributargli in dono il cuor. Perché l’uom etc. 37. Arie Damit der Mensch ein Gott werde, wird ein Gott im Gewand eines Menschen geboren: Ach! Was für Bilder! Ach! Welcher Gedanke wahrer Liebe! Oh Sterbliche! Für eine so zarte Absicht müsstet ihr ihm endlich euer Herz schenken. Damit ... 38. Recitativo PACE: Onnipossente dio! che veggio! è quella la maestà che suole premer de’ serafini il dorso alato! GIUSTIZIA : Questo è il nume adorato, che sul Sina tuonò! che volò spesso sovra l’ali de’ venti! 38. Rezitativ FRIEDE: Allmächtiger Gott! Was sehe ich? Ist das die Majestät, die den geflügelten Rücken der Seraphim zu berühren pflegt? GERECHTIGKEIT: Das ist der angebetete Gott, der auf dem Sinai donnerte, der oft auf den Flügeln des Windes flog! 18 | Text GERECHTIGKEIT: VERITÀ : Quei spirti almen, che suoi messaggi sono, di lui l’ignude e virginali membra covrissero coll’ali! GIUSTIZIA : Almen quei tanti ministri suoi, che sono fiamme ardenti, fomentasser calore del nuovo Testamento al mediatore. PACE: Il sole almeno alla spelonca algente non niegasse i suoi raggi, o men rigore acquistasse quel gelo che astringe a palpitare il re del Cielo. VERITÀ : All’infierir di tempestoso verno così gela quel dio foco consumator! GIUSTIZIA : Così tremante desta pietà ne’ bruti, onde il riscalda ciascun col fiato. PACE: E qual quel sì duro petto non si divise a così dolce oggetto? Ah! Solche Fülle schenkt der höchste, der größte, der immer lebendige Gott, dessen Zorn sich niemand widersetzen kann! Was für eine außerordentliche Liebe! WAHRHEIT: Wenn wenigstens jene Geister, die seine Boten sind, seine nackten und jungfräu lichen Glieder mit ihren Flügeln bedeckten! GERECHTIGKEIT: Wenn wenigstes jene zahlreichen Diener, die brennende Flammen sind, die Wärme des Testamentes schürten für den Mittler. FRIEDE: Wenn wenigstens die Sonne ihre Strahlen der kalten Höhle nicht verweigerte oder der Frost weniger kalt wäre, der den König des Himmels zittern lässt. WAHRHEIT: Wie der stürmische Winter strenger wird, so erfriert ein verzehrendes Feuer jenen Gott! GERECHTIGKEIT: So zitternd erweckt er Mitleid in den Lieblosen, und sie wärmen ihn mit ihrem Atem. FRIEDE: Und welches noch so harte Herz bricht nicht vor diesem zarten Ding? 39. Aria Sentir quei teneri dolci vagiti, che sono inviti di vero amor, e non dividersi dal petto il cor: dov’è quel barbaro che il può soffrir? A queste lagrime d’un innocente d’un dio nascente al sospirar, chi non sa accendersi? chi non sa amar? Dov’è quel perfido 39. Arie Diese zarten süßen Klagen zu hören, die Aufforderung sind zu wahrer Liebe, und das Herz nicht aus der Brust springen zu fühlen: Wo ist der Barbar, der das ertragen könnte? Bei diesen Tränen eines Unschuldigen, eines neugeborenen Gottes, bei diesem Seufzen, wer würde sich nicht entflammen? Wer kann nicht lieben? Wo ist der Hinterhältige, PACE: Ah! in questo eccesso dà l’altissimo, il sommo, il sempre vivo Iddio! al cui furore niun oppor si può! che strano amore! FRIEDE: Text | 19 che il può ridir? Sentir quei etc. der dem widersprechen kann? Bei diesen … 40. Recitativo VERITÀ : O dilette, fra questi di soave piacer teneri moti, ammiro la rugiada che stillò già di Gedeon nel vello: veste volto novello la natura per lei. PACE: Dall’aspro gelo la pastorella ebrea con palpitante, e ancor dubbiosa mano divelle il molle acanto. GIUSTIZIA : L’immortale amaranto o dall’alpestri rupi, o dal tenero allor diviso solco dubbio della stagion coglie il bifolco. VERITÀ : E il villanel con malsicura falce dal gelido terren recide i gigli. PACE: Spuntati ha i feri artigli la tigre, e dorme al molle gregge accanto. GIUSTIZIA : Move pria dell’usato verso il mar donde nacque i passi il rio. 40. Rezitativ Geliebte, unter den von milder Freude verfeinerten Klängen bewundere ich den Tau, der einst das Vlies von Gideon benetzte: Für ihn hat die Natur ein neues Antlitz bekommen. FRIEDE: Mit zitternder und noch zögernder Hand befreit die jüdische Hirtin den weichen Akanthus vom Frost. GERECHTIGKEIT: Den unsterblichen Amarant pflückt der Bauer von steinigem Fels oder aus der geteilten Furche, unsicher der Jahreszeit. WAHRHEIT: Und der Landmann schneidet Lilien mit zögernder Sichel vom gefrorenen Boden. FRIEDE: Der Tiger hat seine Krallen gestutzt und schläft neben der weichen Herde. GERECHTIGKEIT: Der Fluss bewegt seinen Lauf näher zum Meer, aus dem er entstand. VERITÀ : Per l’angeliche schiere che uniscono a pastori i lor concenti è tutta in opra la celeste mole, è dubbio ancor tra il dì, e la notte il sole. GIUSTIZIA : Ah! bella Pace, ah! questo è il sospirato istante da rinovar gl’antichi nostri amplessi. PACE: Sì, mia germana, a questi labbri impressi richiamo i primi baci. GIUSTIZIA : Odi, che il cielo pace risuona, e pace echeggia intorno la betlea foresta. PACE: La gran vittoria è questa che riportò del mondo il lungo pianto. GIUSTIZIA : Felice colpa, oh! quanto, che sì gran redentor meritar seppe! WAHRHEIT: Mit den himmlischen Scharen, die ihre Gesänge mit jenen der Hirten vereinen, ist die ganze himmlische Burg in Bewegung und die Sonne schwankt zwischen Tag und Nacht. GERECHTIGKEIT: Ah! Schöner Friede, ah! Das Ist der ersehnte Augenblick unsere alte Freundschaft zu erneuern. FRIEDE: Ja, meine Schwester, diese Lippen erinnere ich an die ersten Küsse. GERECHTIGKEIT: Höre wie im Himmel der Friede widerhallt, und Friede tönt um den Wald von Betlehem. FRIEDE: Das ist ein großer Sieg, den das lange Weinen der Welt beschert hat. GERECHTIGKEIT: Glückliche Schuld, die es ver stand, einen solchen Erlöser zu verdienen. 20 | Text WAHRHEIT: GIUSTIZIA : Ah! in sì bel giorno all’antica amistà facciam ritorno. Oh notwendige Sünde des ersten Menschen, die das WORT dazu brachte im FLEISCHE zu erscheinen, um den Tod aufzulösen und die von gerechten Tränen heißen Augen zu trocknen! GERECHTIGKEIT: Ah! An einem solchen Tag lasst uns zur alten Freundschaft zurückkehren! 41. Aria 41. Arie Lascia, ch’io veda almeno in questo bacio, o cara, depor la doglia amara il mondo vincitor. PACE: Torna di questo seno ai dolci amplessi, o bella, e si richiami quella placida età dell’or. GIUSTIZIA , PACE: Che nuova guisa è questa di tenerezza, e amor! A notte così chiara ceda coi raggi il sole ceda alla bassa mole il cielo col suo splendor. GERECHTIGKEIT: Lass zu, dass ich in diesem Kuss, oh Lieber, erkenne, dass die siegreiche Welt ihren Schmerz ablegt. FRIEDE: Kehre zurück zu den süßen Umarmungen, oh Schöne, und man erinnere sich jenes milden goldenen Zeitalters. PACE: O del prim’uomo necessario fallo che chiamò il VERBO ad apparir in CARNE, per dissipar la morte, e de’ mortali rasciugar le pupille calde di giusto pianto! GIUSTIZIA : GIUSTIZIA : Lascia, ch’io etc. 42. Recitativo accompagnato VERITÀ : Oimé, che luttuoso spettacolo è mai questo! Posa appena nell’aspro fien la genitrice amante le care del bambin tenere membra, che a lui ferisce, ahi lassa! una pungente arista il sagro lato. GIUSTIZIA : Ah, colpo dispietato onde va sparso l’istromento feral del divin sangue! PACE: La vergin quasi esangue a tal vista crudel già s’abbandona nel sen del casto sposo: egl’in volto amoroso FRIEDE: Was für eine neue Art von Zärtlichkeit und Liebe! In so heller Nacht sollen die Sonnenstrahlen, soll der Himmel mit seinem Glanz vor der irdischen Welt zurückweichen. GERECHTIGKEIt, FRIEDE: GERECHTIGKEIT: Lass zu … 42. Recitativo accompagnato Oh weh! Welch trauriges Schauspiel! Kaum hat die liebende Mutter die lieben zarten Glieder des Kindes ins Heu gelegt, oh weh! schon verletzt ein spitzer Halm seine Seite. WAHRHEIT: GERECHTIGKEIT: Oh grausamer Schlag, durch den das traurige Heilmittel des göttlichen Blutes vergossen wird! FRIEDE: Beinahe ohnmächtig lehnt sich die Jungfrau bei diesem grausamen Anblick an die Brust des jungfräulichen Gatten; Und er bückt sich mit liebendem Ausdruck, Text | 21 si china a terger colla man tremante la bella piaga, e bacia poi l’infante. VERITÀ : O tenerezza! E chi può mai credere con saldo ciglio il sommo Dio di luce cominciar dalla culla il suo martire? Qui deponete l’ire, qui l’orgoglio, o mortali: è quel vagito un rimprovero a voi; fa questo fieno ingiuria al vostro fasto: umile, e servo disinganna i superbi, amante e mite gl’iracondi condanna. Ei qui vi chiama di sua bella umiltade al paragone, ei qui sceglie i suoi parti, ei qui vi espone al suo cospetto. „Io son la vita“, dice. „La verità è la via: chi sa imitarmi è sol degno di me: chi può fissarsi ai rai di questo sole è parto mio: io vi precederò“, sì dice Iddio. um mit zitternder Hand die schöne Wunde zu trocknen, und küsst dann das Kind. WAHRHEIT: Oh Zärtlichkeit! Wer könnte es glauben, dass der der höchste Gott des Lichtes unerschüt terlich schon in der Wiege sein Martyrium beginnt? Hier sollt ihr ablegen den Zorn und den Stolz, oh Sterbliche: dieses Weinen ist ein Vorwurf an euch, dieses Heu klagt an euren Prunk. Als demütiger Diener beschämt er die Stolzen, liebend und milde verurteilt er die Zornigen. Er ruft euch zum Vergleich mit seiner schönen Demut auf, er wählt hier die Seinen und setzt euch seinem Anblick aus. Er sagt: „Ich bin das Leben“. „Die Wahrheit ist der Weg: nur wer mir nachfolgt, ist meiner würdig: wer standhaft bleibt in den Strahlen dieser Sonne, ist auf meiner Seite. Ich werde euch voraus gehen“, so spricht Gott. 43. Aria Sospende incontro al sole l’aquile generosa la pargoletta prole, e guarda poi gelosa chi a’ rai resister sa. Colà decide poi quai siano i parti suoi, e quali al patrio nido sull’ali porterà. Sospende etc. 43. Arie Der edle Adler setzt seine Jungen der Sonne aus und schaut dann aufmerksam, wer den Strahlen widerstehen kann. Dort entscheidet er, welche seine Kinder sind, die er auf den Flügeln ins heimatliche Nest tragen wird. Der edle … 44. Recitativo 44. Rezitativ Peccò l’uom, si fe’ reo: nacque l’uom dio; il reo salvo si rese; e quando cadde, l’un l’altro discese. PACE: Cadde superbo l’un: pietoso l’altro a sostener lo venne, e gareggiar si vide in quello il fallo, e la pietade in questo. GERECHTIGKEIT: GIUSTIZIA : 22 | Text Der Mensch hat gesündigt und wur de schuldig, der Menschengott wurde geboren und der Schuldige wurde gerettet; und als er fiel, hat der eine den anderen herunter kommen lassen. FRIEDE: Der eine fiel in seinem Stolz, und gnädig kam der andere ihn zu unterstützen. Im einen sah man die Sünde wetteifern, im anderen das Mitleid. VERITÀ : O portentoso amore! In dolce innesto ecco i sponsali delle due nature tra loro non confuse, e non divise in un sol Verbo: quel che fu, non perde: quel che non era acquista. Ah! chi spiegare può del divino amore opre sì rare? WAHRHEIT: Oh wunderbare Liebe! In süßer Vereinigung siehe die Hochzeit der beiden Naturen, vermischt und nicht getrennt in einem einzigen WORT. Das, was es war, verliert es nicht und erwirbt, was es nicht war. Ah wer kann diese unvergleichlichen Werke der göttlichen Liebe erklären? Brevissima sinfonia pastorale Sehr kurze pastorale Sinfonia 46. Recitativo 46. Rezitativ GIUSTIZIA : Tacete: al suon di pastorali canne stende il Bambino sul materno collo quelle mani, di cui son opra i cieli; chiude quei labbri, al cui sovrano moto uscì la luce, il mar, l’aria, le stelle: indi le luci belle infaticabilmente aperte, e deste sopra i figli dell’uom, chiude nel sonno. Schweigt! Beim Klang der Hirten flöten reckt das Kind jene Hände nach dem Hals der Mutter, welche die Himmel erschaffen haben. Es schließt jene Lippen, aus deren Machtwort das Licht, das Meer und die Luft entstanden sind. Und dann schließt es die schönen, unermüdlich offenen und über den Menschenkindern wa chenden Augen im Schlaf. 47. Recitativo accompagnato Ah! voi, ah! voi spirate tiepide almeno a quel sembiante intorno, aurette fortunate! E vi rammenti, che al vostro respirar sul caldo raggio del meriggio primiero nell’Orto del piacer passeggiò allora, che chiamar volle il contumace Adamo. A lui destiamo intanto voi col spirar, il sonno, ed io col canto. 47. Recitativo accompagnato Ach, Ihr, ach! Glückliche Winde, weht wenigstens lau um jenes Antlitz herum! Erinnert euch wie bei eurem Hauch auf den warmen Strahl des ersten Mittags im Garten der Freude damals Jener einherging, der den abwesenden Adam rufen wollte. Ihm aber bringen wir Schlaf, ihr mit eurem Wehen und ich mit Gesang. 48. Aria Al risuonar soave di queste dolci avene dormi, diletto bene, e sentirai men grave il duolo atroce. Ma no, se ancor dormendo, o nazareno fior, sogni quel bacio orrendo, 48. Arie Beim sanften Klang dieser süßen Flöten, schlafe, Du geliebtes Gut. So wirst Du den grausamen Schmerz weniger empfinden. Doch nein, denn während Du schläfst, oh Blüte von Nazareth, träumst Du von jenem schrecklichen Kuss, GERECHTIGKEIT: Text | 23 sogni l’ebreo furor sogni la croce. Al risuonar etc. vom jüdischen Zorn, vom Kreuz. Beim sanften … 49. Recitativo PACE: Mentr’ei dorme ti desta, o dolce cura del divino ingegno mortale avventuroso: a parte sei della divina ed immortal natura; deh! non tornar procura all’antica viltà col tralignare: rammenta di qual capo, di qual corpo sei membro e che sottratto dal poter delle tenebre, nel regno, e nel lume di Dio alfin giungesti. A piè del VERBO IN CARNE che non deponi il fallo, e no ’l detesti? GIUSTIZIA : Troppo inumano è quello, che in ricevere è saggio, nel rendere il favor, pigro, ed ingrato. PACE: Questo è il dì sospirato: i pargoletti ogni tenero vezzo e placa, e muove. Fissa il tuo guardo; dove per ricovrir la nudità dell’uomo, ignudo nasce un dio; e poi niega, se puoi, a sposo così bel gl’affetti tuoi. 49. Rezitativ Während er schläft, wache auf oh süße Sorge des göttlichen Geistes, du schicksalshafter Sterblicher, Teil bist du der göttlichen, unsterblichen Natur; oh, kehre nicht zurück zum vorigen Bösen durch deine Entartung; erinnere dich wessen Hauptes, wessen Körpers Glied du bist und dass du, der Macht der Finsternis entrissen, endlich zum Reich und zum Licht Gottes gelangt bist. Warum legst du die Sünde nicht ab und verab scheust sie zu Füssen des Fleisch gewordenen Wortes? GERECHTIGKEIT: Allzu unmenschlich ist der, der klug ist, wenn er etwas bekommt, jedoch faul und undankbar, wenn er etwas zurückgeben soll. FRIEDE: Das ist der ersehnte Tag: Jede Zärtlichkeit bewegt und beruhigt die Kleinen. Richte deinen Blick dorthin, wo, um die Nacktheit des Menschen zu bedecken, ein Gott nackt geboren wird; und dann verweigere, wenn du kannst, diesem schönen Bräutigam deine Liebe. 50. Aria Impallidisci, ingrato, a’ rai di quel sembiante; chi no ’l paventa infante, giudica il temerà. Chi non l’adora in cuna, facile a dar perdono, lo temerà sul trono, chi lo disprezza amante, sdegnato il soffrirà. Impallidisci etc. 50. Arie Erbleiche, Undankbarer, bei den Strahlen von jenem Antlitz; wer ihn als Kind nicht achtet, wird ihn als Richter fürchten. Wer ihn in der Wiege nicht anbetet, wo leicht verziehen wird, wird ihn fürchten auf dem Thron; wer ihn als Liebenden verachtet, wird unter dem Erzürnten leiden. Erbleiche … 24 | Text FRIEDE: 51. Recitativo Ma che si tarda? Alla sagace cura d’innocenti pastori lascisi il Verbo, e noi voliamo a consolar l’afflitta gente che mira il sol che nasce, e il sol cadente. VERITÀ : È dover: non si indugi. Io vedrò a piè della Tarpea pendice chiuder le porte al menzognero Giano, e l’armi abbandonare il ciel romano. GIUSTIZIA : Io al gelido Scita darò le leggi, ed all’Etiope adusto; onde il reo si punisca, e premi il giusto. PACE: VERITÀ : Io quei profani sassi crollerò ne’ delubri: io della terra il fraudolento usurpator cacciando, oltre le vie del tuono alzerò al vero dio l’eterno trono. PACE: Tempo verrà, che dove di Falero or torreggia la rocca in sen d’Italia rinoverà l’alma pietà d’un padre l’annua membranza della sagra cuna. 51. Rezitativ Aber warum säumen? Überlassen wir das WORT der weisen Sorge der unschuldigen Hirten. Und wir wollen eilen, das traurige Volk zu trösten, das die Sonne auf- und untergehen sieht. FRIEDE: Es ist Pflicht, man zögere nicht. Ich werde dafür sorgen, dass man am Abhang des Kapitols dem lügnerischen Janus das Tor verschließt und der römische Himmel die Waffen streckt. GERECHTIGKEIT: Ich werde dem eisigen Skythen und dem von der Sonne versengten Äthiopier Ge setze geben, damit man den Schlechten bestrafe und den Gerechten belohne. WAHRHEIT: Ich werde jene profanen Steine in den Tempeln umstürzen und den betrügerischen Usurpator von der Erde vertreiben; jenseits der Wege des Donners werde ich dem wahren Gott einen Thron errichten. FRIEDE: Eine Zeit wird kommen, in der dort, wo jetzt der Felsen von Falero inmitten Italiens seine Türme erhebt, das edle Mitleid eines Vaters das jährliche Gedenken der heiligen Wiege erneuern wird. WAHRHEIT: 52. Recitativo accompagnato Già il prevedo, che aduna la tenera sua prole con quell’ardor, ch’anche nel nome serra, alla capanna intorno, e fra lieti concenti prodigamente allora sparge i suoi voti e la spelonca adora. 52. Recitativo accompagnato Schon sehe ich voraus, wie er seine zarte Nachkommenschaft mit jenem Eifer, der in sei nem Namen ist, um die Hütte herum versammelt und unter fröhlichen Gesängen seine vielen Gebete spricht und die Höhle anbetet. Deh! sommo dio d’Abramo un tanto zelo abbia il suo guiderdon. VERITÀ : Serba dal cielo immune da’ perigli a’ figli il genitore, al padre i figli. PACE: E tu di lui, vago Bambin, gradisci allora il santo culto, e in lieti auspici feconda a chi t’adora i dì felici. GERECHTIGKEIT: Oh höchster Gott Abrahams! So viel Eifer soll belohnt werden. WAHRHEIT: Es bewahre der Himmel fern von Gefahren den Kindern den Vater, dem Vater die Kinder. FRIEDE: Und Du, schönes Kindlein, nimm dann von ihm die heilige Verehrung an und bereichere mit froher Zukunft die Tage dessen, der Dich anbetet. GIUSTIZIA : Text | 25 Senza indugiarne si palesi per tutto il VERBO IN CARNE. GERECHTIGKEIT: GIUSTIZIA , PACE, VERITÀ : soll sich in allem das WORT IM FLEISCHE offenbaren. 53. Coro 53. Chor FRIEDE: Vom atlantischen Meer bis zum kältesten Pol soll man die Liebe des neugeborenen Gottes bewundern. CHOR : Und das Kind möge wachsen, um die Welt zu regieren. GERECHTIGKEIT: Vom kalten Schwarzen Meer bis zum Himmel der Morgenröte betet man die Wiege des geborenen Herrn an. CHOR : Und das Kind möge wachsen, um die Hölle zu bezwingen. WAHRHEIT: Der ewige Donnerer soll seine Pfeile ablegen und die frohen Sterblichen in sein Herz schließen. CHOR : Und es wachse der Herrscher, um das Reich zu begründen. PACE: Dal mare d’Atlante al polo più algente del Verbo nascente s’ammiri l’amor CORO : E cresca l’infante sul mondo a regnar. GIUSTIZIA : Dal gelido Eusino al ciel dell’aurora la cuna si adora del nato signor. CORO : E cresca il bambino l’inferno a domar. VERITÀ : L’eterno Tonante deponga i suoi strali i lieti mortali stringendo nel cuor. CORO : E cresca il regnante l’impero a fondar. TELEMANN-FESTIVAL Ohne zu zögern GIUSTIZIA : GERECHTIGKEIT, FRIEDE, WAHRHEIT: HAMBURG, 23. BIS 25. JUNI UND 24. NOVEMBER BIS 3. DEZEMBER 2017 GEORG PHILIPP TELEMANN ZUM 250. TODESJAHR Das Festivalprogramm wird im März 2017 bekannt gegeben (ndr.de/telemann-festival). Ein Festival von NDR Das Alte Werk in Kooperation mit Elbphilharmonie Hamburg. Unterstützt von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Kulturbehörde Hamburg. Foto: [M] Klaus Westermann/NDR, Image Source/Plainpicture Edition des literarischen Textes: Giovanni Andrea Sechi © 2016 Deutsche Übersetzung: Nicoletta Gossen 26 | Text
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