Vorbild für den Rettungsdienst

AKTUELL
DEUTSCHER ETHIKRAT
„Kein post-antbiotisches Zeitalter“
RANDNOTIZ
Das Problem der Antibiotikaresistenz wird sich nicht lösen lassen,
aber es lässt sich mindern. Dieses
Fazit zogen Experten auf dem
„Forum Bioethik“ des Deutschen
Ethikrates. Notwendig seien dafür
internationale und interdisziplinäre
Kooperationen. „Das Problem ist
erkannt, benannt und es ist groß“,
sagte der Vorsitzende des Rates,
Prof. Dr. theol. Peter Dabrock. Die
Weltgesundheitsorganisation habe
sogar von einem „post-antibiotischen Zeitalter“ gesprochen.
Von einem solchen Szenario
möchte der Präsident des Robert
Koch-Instituts (RKI) Prof. Dr. med.
vet. Lothar Wieler nicht ausgehen:
„Möglicherweise wird man einzelne Erkrankungen nicht mehr therapieren können“, sagte er. „Grundsätzlich sind Resistenzentwicklungen aber natürliche Phänomene, die
es bereits seit Milliarden Jahren
gibt.“ Der massenhafte und unge-
Thorsten Maybaum
zielte Einsatz von Antibiotika in der
Human- und Veterinärmedizin, Hygienemängel, eine zu hohe Patientennachfrage sowie die Globalisierung triggerten diese Phänomene,
verursachten sie aber nicht allein,
erläuterte Wieler. „Wir werden deshalb das Problem der Antibiotikaresistenz auch nicht technisch lösen
können“, betonte er. Die Entwicklung neuer Antibiotika gewähre einen zeitlichen Aufschub, löste das
Problem aber nicht. Der RKI-Präsident mahnte zu einem zurückhaltenden Umgang von Ärzten und
Tierärzten mit Antibiotika. Zudem
müssten ökonomische und regulatorische Probleme in der Medikamentenentwicklung überwunden
werden. Ferner bedürfe es einer
besseren Information von Ärzten
und Patienten, einer besseren Datenlage sowie einer Stärkung der
Hygiene und des Infektionsschutzes, etwa durch Impfungen.
ER
SCHIEDSSPRUCH
Hochschulambulanzen müssen Fachärzte vorhalten
Hochschulambulanzen
müssen
künftig Fachärzte mit abgeschlossener Weiterbildung vorhalten, die
Diagnose- und Therapieentscheidungen treffen. Das geht aus einem
Foto: dpa
Die Regeln für
die ärztliche
Besetzung von
Hochschulambulanzen
sind festgelegt.
Schiedsspruch des Erweiterten
Bundesschiedsamtes hervor, über
den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) berichtete. Nach
Aussage von KBV-Chef Dr. med.
Andreas Gassen habe sich der unparteiische Vorsitzende in der Diskussion mit der Deutschen KranDeutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 48 | 2. Dezember 2016
kenhausgesellschaft (DKG) auf die
Seite der KBV geschlagen.
Die KBV hatte argumentiert,
dass Patienten mit hochkomplexen
Krankheitsbildern in den Ambulanzen auf Fachärzte mit abgeschlossener Weiterbildung treffen sollten –
und nicht auf Assistenzärzte in der
Weiterbildung. Die DKG hatte nach
Aussage Gassens keine Notwendigkeit gesehen, den Facharzt mit abgeschlossener Weiterbildung zwingend vorzuschreiben. „Wir begrüßen es, dass Patienten mit komplexem Behandlungsbedarf nun die
Garantie haben, in einer Hochschulambulanz von einem Facharzt
mit abgeschlossener Weiterbildung
versorgt zu werden“, erklärte Gassen. Hintergrund der Entscheidung
ist das Krankenhausstrukturgesetz.
Darin wurde geregelt, dass Hochschulambulanzen auch Patienten
mit schweren und komplexen
Krankheitsbildern ambulant versorgen können.
bee
Warum Patienten Notärzte und Rettungskräfte rufen oder in die Notaufnahmen der Kliniken kommen, ohne
ein Notfall zu sein, kann ganze Bücher füllen. Obwohl das Problem
nicht erst seit gestern diskutiert wird
– und der Ruf des Rettungswagens
im Zweifel auf die eigene Rechnung
geht –, ist in der Bevölkerung bisher
offenbar kein Bewusstsein dafür vorhanden, wie problematisch das Verhalten mancher Menschen für Ärzte,
echte Notfälle und die Finanzierung
des Gesundheitssystems ist.
Vorbild für den
Rettungsdienst
Die Polizei Berlin (@PolizeiBerlin_E)
kämpft mit ähnlichen Sorgen und
machte jüngst mit einer Aktionswoche in den sozialen Netzwerken Furore, die auch Rettungsdiensten und
Kliniken helfen könnte: Unter dem
Hashtag #NoNotruf wies sie jüngst
auf die Überlastung ihrer Einsatzzentrale hin. Während der Aktion wurden 110-Notrufe ohne Notrufcharakter veröffentlicht. „Ich möchte hier
im Krankenhaus schneller bedient
werden. Ich erwarte eine zügige Aufnahme“, ist einer davon. „Ich habe
eine Freundin, die ist geistig nicht
auf der Höhe. Die will ich nicht mehr
als Freundin“, ein anderer. Parallel
dazu wurde die Facebook-Community eingeladen, über Anrufe zu diskutieren, die einen polizeilichen Servicebezug hatten, für die es aber alternative Kontaktmöglichkeiten gibt.
Deren Nutzung würde den PolizeiNotrufkanal entlasten und für tatsächliche Notrufe die Leitungen freihalten, hieß es. In Berlin gehen laut
Behörde pro Jahr im Schnitt 1,3 Millionen Polizei-Notrufe ein. Bei
300 000 lagen „nicht ansatzweise
die Voraussetzungen für eine polizeiliche Hilfestellung“ vor. Eine Vorbildaktion der Polizei für die Notfallversorgung. Bundesweit bitte. Wie wäre
der Hashtag #NoNotfall? An Beispielen sollte es nicht mangeln.
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