Reinschnuppern

KATER DEMOS #03
EDITORIAL
WAS MIT MEDIEN
Gong! Hier ist das erste deutsche utopische Politikmagazin mit den Nachrichten. Guten
Abend. Heute im Studio: die Medien.
Wenn ihr diese Zeilen lest, werden sich die USA entschieden haben (bei Redaktionsschluss
war das noch nicht der Fall): Entweder für Hillary Clinton, die erste P
­ räsidentschaftskandidatin,
die faktisch und quantitativ die größte Unterstützung aller Zeiten hatte und die dennoch
­irgendwie weder Obamas Spirit noch den Glauben an »Change!« und »Yes we can« in ihre
Kampagne retten konnte oder für Donald J. Trump – den egomanischen, wahnsinnigen
­Multimilliardär.
Was die Medien damit zu tun haben? Der amerikanische Vorwahl- und eigentliche Wahlkampf war in unseren europäischen Medien so präsent wie nie. Teils gespannt, teils ange­
widert, oftmals kopfschüttelnd haben wir die Tiraden, Reden, Town-Hall-Meetings und
TV-Duelle verfolgt. Für die nach Unterhaltung gierenden Medien ist der Wahlkampf ein gefundenes ­Fressen. Er erfüllt, was die Medienlogik bedient: Sex, Skandale und Donalds Haar.
Fakten scheinen – vor allem für das Publikum – keine Rolle mehr zu spielen, genauso wenig
wie in den hiesigen Diskussionen um die Positionen der AfD. »Wir leben in postfaktischen
Zeiten«, hat das die Kanzlerin genannt. Postfaktisch ist dabei das neue Modewort und meint,
dass Gefühle die Fakten als Maßstab von Entscheidungen verdrängt haben. Und ohnehin ist
doch eh alles nur noch »Lügenpresse«, »Clickbaiting« und »Werbung« – oder etwa nicht?
Wir als Printprodukt, ein Medium, dachten uns, dass wir auch mal »was mit Medien«
­machen wollen. Denn Kater Demos ist nicht vom Himmel auf die Pfoten gefallen, sondern findet seinen Ursprung in der Kritik an dem, was bisher Journalismus ist und wie er funktioniert.
Wir haben da demnach etwas Redebedarf (S. 6).
Wir wollen diesem »Gefühl« auf den Grund gehen und schreiben daher darüber, wie
es um den Journalismus steht und welche vermeintlich neuen Akteure wie Satiriker (S. 16),
Bürger (S. 54), Verschwörungsmedien (S. 46, 88) und Internet-Großkonzerne (S. 68) ihre
­Rolle dabei spielen. Die »wahre« Lügenpresse heißt dabei am Ende nicht ARD, auch wenn die
­alten Institutionen inzwischen eine Menge Staub angesammelt haben (S. 60/62) oder in argen
­Finanzierungsschwierigkeiten dank der verschlafenen Wertschöpfung im Netz sind (S. 20).
Und natürlich geht es um wilde Utopien – wie Pokémon die Demokratie retten (S. 80), wie der
»Konstruktive Journalismus« dagegen hält (S. 92), wie es mutige Programmierer mit Google
und Facebook aufnehmen (S. 74) und wie die Rettung des Journalismus an allen Orten dieser Welt unternommen wird (S. 130), trotz Einschränkung der Pressefreiheit (S. 22, 96), trotz
schwieriger Arbeitsverhältnisse (S. 118) und trotz chronischer Unterfinanzierung. Und eines
ist gewiss, ohne guten und kritischen Journalismus geht es nicht. Oder wollt ihr in einer Welt
leben, in der es nur noch die Bild gibt (S. 30)?
Viel Spaß mit unserer dritten Ausgabe!
Alexander Sängerlaub, Chefredakteur, [email protected]
Redaktion Kater Demos, Frankfurter Allee 43, 10247 Berlin
[email protected] | katerdemos.de | facebook.com/katerdemos
twitter.com/katerdemos | instagram.com/katerdemos
1
6
16
RAKETENSTART
AGENDA
MEDIEN
1
EDITORIAL
4
GILT HEUTE WIE GESTERN
Internet, Fernsehen, Journalismus
und Oma – Zeit ein ernstes Wörtchen
zu wechseln, findet
WAS WURDE AUS…?
20
ZAHLEN, BITTE!
41
WAS ICH EIGENTLICH SAGEN WOLLTE
60
DIE REALE UTOPIE
62
DIE REALE DYSTOPIE
64
ALLES FÜR DIE KATZ:
Ob Satire der bessere
Journalismus ist, fragt sich
ELISA BILKO
ALE X ANDER SÄNGERL AUB
36
22
GILT HEUTE UND MORGEN?
14
NARRENMUND TUT
WAHRHEIT KUND
WIR MÜSSEN REDEN!
RECHTS
ODER LINKS?
ÜBER DEN TELLERRAND
IM KARTENHAUS
Im Gespräch mit Journalisten
aus Polen und Ungarn ist für uns
Wer die politische
Haltung der Medien
bestimmt, klärt
SYLVIA LUNDSCHIEN
CHRISTOPH ZEIHER
SERIENREIFE POLITIK
78
ALLES FÜR DIE KATZ:
HOUSE OF CATS
102
ALLES FÜR DIE KATZ:
ZEHN FILME ÜBER JOURNALISMUS
135
DENKARIUM
138
LESERBRIEFE
140
UND JETZT KOMMST DU!
144
IMPRESSUM
Für unser Cover illustrierte
Oliver Schumacher das
Verhältnis zwischen digitalen
und traditionellen Medien.
Mehr seiner Arbeiten unter:
WWW.DOSDESIGN.DE
DER ROTE FADEN
Im Selbstexperiment testen die
Redakteure eine Woche lang jeweils
ein Medium:
I. BILD-ZEITUNG
30
II. RT-DEUTSCH
46
III. TWITTER
66
IV. COMPACT
88
V. LÜBECKER NACHRICHTEN
110
VI. DETOX
124
130
KATERS UTOPIE
WENN NICHT WIR,
WER DANN?
Ein flammendes Plädoyer
auf den Journalismus hält
R AIMON KLEIN
42
ANGST
WECKT NEUGIER
Ein Interview mit einem
Boulevardjournalisten führt
IMRE BAL ZER
50
ERSCHIESST
DIE FOTZE
Die zunehmende Gewalt
gegen Journalisten in
Deutschland thematisiert
SASKIA SELL
54
68
74
DIE ZWEIFLER UNTER
DEN FERNWISSERN
IS SHARING
REALLY CARING?
FACEBOOK IST EIN
MASTBETRIEB
Warum Menschen
nicht mehr glauben, was
Journalisten schreiben, fragt
Wie Facebook und Google
sich ihr eigenes Internet
bauen, beleuchten
Aral Balkan entwickelt eine
Alternative zu Facebook und
sprach mit
ARNE SIEGMUND
CHOLEDA JASDANY
CHRISTOPH ZEIHER
R AIMON KLEIN
80
84
92
TWITCH PLAYS
POKÉMON
GAMERGATE
DAS ENDE DER
SCHWARZMALEREI
Pika pika! Mehr weiß
AGNES WANKMÜLLER
Wie ein riesiger Skandal
die Welt der Videospiele ins
Wanken brachte, erklärt
Ob »Konstruktiver
Journalismus« wirklich die
Welt verändern kann,
untersucht
JOHANNES HAHN
JULIA STÜR ZL
97
106
112
DIE DIKTATUREN
DIESER WELT
KATZEN
UND KADAVER
RADIO GAGA
Ein Gespräch mit dem
Journalist Emin Milli, der
aus Aserbaidschan nach
Berlin floh, führten
Wer eigentlich all die
fragwürdigen Inhalte im Netz
kuratiert, beleuchtet
Wie sich Werbung heimlich
im Radio versteckt und was
man dagegen tun kann,
erklärt
JOHANNES HEIM
SYLVIA LUNDSCHIEN
ROMAN OBST
SILVA MODER ZINSKI
116
118
120
126
GODZILLA GOES
BUCHMESSE
WILLKOMMEN IM
DSCHUNGEL
FEIERABEND FÜR
DIE TÜRSTEHER
Was Godzilla mit
Independent Publishing zu
tun hat, wissen wir nicht.
Auch nicht
Ob Goethe oder Kant heute
im hippen Berlin »was mit
Medien« gemacht hätten,
fragt sich
DIE KUNST
DES ZIVILEN
UNGEHORSAMS
ALE X ANDER SÄNGERL AUB
JULIA STÜR ZL
Warum in der Londoner
Station Clapham Common
lauter Katzenbilder hängen,
weiß
EF TIMIOS T SITURIDIS
Ob Bürgerjournalisten
vor Ort bald ausgebildete
Reporter ersetzen, hinterfragt
FR ANZISK A KNUPPER