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Nummer 35/2016, 2. Dezember 2016
Sehr geehrte User unserer Website,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
„Don't you see that the whole aim of Newspeak is to narrow the
range of thought? In the end we shall make thought-crime literally
impossible, because there will be no words in which to express it.”
Mit diesen Worten beschreibt Syme, ein Arbeitskollege von Winston, dem Protagonisten in George Orwells „1984“, das Ziel des
„Neusprechs“, und an diese Zeilen muss ich denken, wenn ich mir
mache Aussagen von PolitikerInnen zum geplanten „Autonomiepaket“ ansehe.
Echte Autonomie täte der Schule sicherlich gut. Schon Kant bezeichnete in seiner „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ Autonomie als den „Grund
der Würde der menschlichen und jeder vernünftigen Natur“, und Adorno sah in ihr „die
einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz“, wie er es in seiner „Erziehung
zur Mündigkeit“ ausdrückte.
Das geplante „Autonomiepaket“ hat kurz gesagt nur ein Ziel: eine massive Machterweiterung des Unterrichtsministeriums bei gleichzeitig massiver Beschneidung der Rechte
aller anderen, die bisher im Schulwesen Mitspracherechte besitzen – Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen, DirektorInnen, Länder …
Seit einer Woche kursiert auf verschiedenen Schienen eine Zusammenfassung der geplanten Maßnahmen in tabellarischer Form, die ich den geschätzten LeserInnen nicht
vorenthalten möchte:
Sie nennen es
Mehr
Autonomie
Mehr
Flexibilität
Es bedeutet
weniger Mitbestimmungsrechte der Eltern und
Schüler/innen,
Entmachtung der Schulpartner
weniger Sprachenteilungen, größere Klassen, geringeres Angebot, weniger Individualisierung,
Sparpaket
Warum?
Entscheidungen trifft der Clusterleiter alleine.
keine Klassenschülerhöchst- und Teilungszahlen; diese fallen auch als
Basis für die Mittelzuteilung an die
Schulen weg. Unterdotierung des Bildungsbudgets
Sie nennen es
Es bedeutet
mehr Sozialarbeiter
weniger Lehrer/innen
Qualitätssicherung und
Bildungscontrolling
mehr zentrale Testungen,
weniger Unterricht
Zusätzliche Testungen kosten Geld
und Unterrichtszeit.
mehr Mittel für einige
Schulen auf Kosten aller
anderen
Anonymität in Großschulen,
kein Direktor vor Ort,
kein SGA vor Ort,
Verlust der Vielfalt
kein Gymnasium für 10bis 14-Jährige,
keine freie Schulwahl
nach der Volksschule
Es sind keine zusätzlichen finanziellen Mittel für Brennpunktschulen
vorgesehen.
mehr soziale
Gerechtigkeit
Schulcluster
Allgemeinbildende Pflichtschule des
Bundes
Warum?
Wer Unterstützungspersonal
braucht, muss Lehrer/innen einsparen.
Zusammenschluss von unterschied
lichen Schularten (AHS, BMHS) zu
einem Cluster mit bis zu 2500 Schüler/innen unter einer Leitung
Schulsprengelpflicht bis 14
Gesamtschule, auch gegen den
Willen der Betroffenen
Als Autonomie bezeichnet man den Zustand der Selbstständigkeit, Selbstbestimmung,
Unabhängigkeit, Selbstverwaltung oder Entscheidungsfreiheit. Wer kann sie in diesem
Paket entdecken?
Mit herzlichen Grüßen
Mag. Dr. Eckehard Quin
www.quintessenzen.at
Die Woche im Medienspiegel der