Aichacher Nachrichten vom 02.12.2016 Seite: Rubrik: Gattung: 45 Sport Tageszeitung Auflage: Reichweite: 6.214 (gedruckt) 6.074 (verkauft) 6.257 (verbreitet) 0,02 (in Mio.) Im neuen Team will er weitere Erfolge einfahren Interview Radrennfahrer Fabian Schormair aus Untergriesbach fährt 2017 für ein neues Team. Der 22-Jährige erklärt, wie es mit dem Traum vom Profisportler weitergeht und warum der Student wieder öfter in der Region unterwegs ist Aichach Radrennfahrer Fabian Schormair aus dem Aichacher Stadtteil Untergriesbach fährt in der Bundesliga. Der 22-Jährige studiert nebenbei Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Im Gespräch mit den Aichacher Nachrichten verrät er, wie er sich im Winter fit hält, wie er mit den Gefahren des Sports umgeht und was sich beim ihm alles ändert. Herr Schormair, die Saison ist vorbei. Kommt Ihnen die Pause entgegen? Fabian Schormair: Ich bin froh, dass ich jetzt einmal runterfahren konnte. Ich freue mich zum Ende der Saison immer darauf, mich ein bisschen zu erholen. Ihr letztes Rennen fuhren Sie am 3. Oktober, wie haben Sie ihre Freizeit genutzt? Schormair: Ich war hauptsächlich mit meinen Freunden unterwegs, die während der Saison etwas kürzer kommen. Ein bisschen Zeit hatte ich auch zum Verreisen. Wie zufrieden waren Sie mit der vergangenen Saison? Schormair: Es ging für mich ärgerlich los, weil ich im Frühjahr mit Knieproblemen gleich einmal ausgefallen bin. Ich konnte vier Wochen lang fast gar nichts machen. Danach habe ich das Beste daraus gemacht. Bei der deutschen Bergmeisterschaft bin ich immerhin Fünfter geworden in der U23-Klasse und mein Teamkollege Kochi (Christian Koch d. Red.) hat gewonnen. Insgesamt ist es aber nicht so gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Bei so einem Saisonverlauf muss man seine Ziele anpassen. Vor diesem Hintergrund habe ich das Maximale rausgeholt. Vor der Saison waren Sie als Kapitän bei ihrem Team LKT Brandenburg eingeplant. Konnten Sie diese Rolle trotz der Rückschläge einnehmen? Schormair: Ein Kapitän ist nicht unbedingt der beste, sondern eher ein erfahrener Fahrer, der den jüngeren Tipps gibt und ihnen hilft. Ich habe das versucht umzusetzen und mich für meine Teamkollegen aufgeopfert. Das war mein Beitrag zum Erfolg. Bei meinem Leistungsvermögen haben wir uns etwas mehr erwartet, auch wenn die Rennen okay waren. Das klingt nach Teamwork. Warum wechseln Sie dann nach nur einem Jahr den Rennstall und schließen sich dem Müsing-Lotto-Team an? Schormair: Erstens habe ich als einziger Fahrer nicht in Cottbus gewohnt. Das liegt nicht gerade in der Nähe von Aichach. Zum anderen baut mein bisheriges Team vermehrt auf junge Leute. Dann war relativ schnell klar, dass ich nicht mehr Teil davon sein werde. Weil ich nicht so den Bezug zum Team hatte und nicht vor Ort war. Es war aber eine Trennung im Guten. Sie sind dieses Jahr 22 Jahre alt geworden. Gehört man damit schon zum alten Eisen? Schormair: In gewisser Weise schon. Je älter man wird, desto mehr muss man überzeugen. Wir hatten mit dem 18-jährigen Max Kanter einen ganz jungen Fahrer in unseren Reihen, der leistungsmäßig der Stärkste war. Da merkt man, dass man nicht mehr mithalten kann, und hilft dem Teamkollegen. Wie sieht es beim neuen Team aus? Koblenz ist auch nicht gerade um die Ecke. Schormair: Die Distanz spielt dann weniger eine Rolle. Das Training ist nicht so zentral wie in Cottbus aufgebaut, weil bei Müsing-Lotto alle Fahrer zu Hause wohnen. Man trifft sich zu den Rennen und Teambesprechungen. Beim Training macht aber meist jeder sein eigenes Ding. Dann kann ich wieder mehr daheim fahren und bin ich etwas freier. Soll heißen, dass Sie nun wieder öfter durch die Region radeln? Schormair: Das auf jeden Fall. Haben Sie da eine Lieblingsstrecke? Schormair: Es kommt immer darauf an. Ich fahre ganz gerne ins Altmühltal, weil es dort längere Anstiege gibt. Ansonsten bin ich gerade viel im Augsburger Raum unterwegs, da ich dort viele Trainingspartner habe. Mit denen macht es viel Spaß zu fahren. Dann gehen ein paar Stunden auf dem Rad sehr schnell vorbei. Spaß soll es auch beim neuen Team machen. Wie kam der Wechsel zustande? Schormair: Das Angebot war für mich ein Glücksfall. Der Sportliche Leiter hat gesehen, wie ich meinem Teamkollegen bei der deutschen Bergmeisterschaft zum Sieg verholfen habe. Er war auf der Suche nach einem mannschaftsdienlichen Fahrer und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie sollen der Mannschaft helfen, welche Rolle werden Sie einnehmen? Schormair: Ich versuche, an meine Leistungen aus dem Vorjahr anzuknüpfen. Meine Kapitäne werde ich bei den wichtigen Rundfahrten unterstützen. Ich hoffe, auch selber wieder Erfolge feiern zu können. Ein Schritt vorwärts auf dem Weg zum Radprofi? Schormair: Da ich jetzt aus der U23 raus bin, sind die Chancen eher gesunken. Aus meinem Jahrgang haben es sieben Fahrer ins Profilager geschafft. Dann frage ich mich, ob ich zu schlecht oder nicht richtig gefördert worden bin. Es wird natürlich von Jahr zu Jahr schwieriger. Ich lasse alles auf mich zukommen, bin aber sehr froh, dass ich weiter auf diesem Niveau fahren kann. Ich gehe viel lockerer an die Saison ran. Vielleicht ist das genau der Weg, der mir mehr ermöglicht. Wie wollen Sie sich verbessern? Schormair: Ich will meine Leistungen bei Berg-Etappen steigern. Bei den kurzen Steigungen klappt es schon ganz gut, bei längeren Anstiegen habe ich noch Entwicklungspotenzial. Ich muss also noch ein bisschen an meinem Gewicht feilen. Die ARD hat 2016 seit Langem wieder die Tour de France übertragen, welche Bedeutung hat das? Schormair: Das ist sehr wichtig. Die Teams tragen die Namen der Sponsoren. Durch das Fernsehen wird der Sport vermarktet. Mit dem Tour-Start in Deutschland dürfte es nächstes Jahr noch ein paar mehr Interessenten geben. Schauen Sie sich die Rennen an? Schormair: Ich bin selber sehr viel unterwegs. Wenn möglich, verfolge ich die Rundfahrten im Fernsehen. Bei Olympia habe ich mir das Straßenrennen angesehen. Abbildung: Abbildung: Wörter: © 2016 PMG Presse-Monitor GmbH Apropos Olympia, die Niederländerin Annemiek van Vleuthen ist in Rio schwer gestürzt. Machen Sie sich in solchen Situationen Gedanken? Schormair: Ich bin dieses Jahr ein paarmal gestürzt. Jeder Sportler weiß genau, was passieren kann. Alle kennen das Risiko, wer gewinnen will, muss die Gefahr ausblenden. Ein Sturz kann auch im dicht gedrängten Hauptfeld passieren. Für die Angehörigen ist es schlimmer. Meine Mutter ist immer froh, wenn ich heil nach Hause komme. Andere Radsportler gehen im Winter auf die Bahn. Sie auch? Schormair: Früher ja, aber mittlerweile konzentriere ich mich darauf, im Winter die Grundlagen für den Sommer zu legen. Ich fahre lieber auf der Straße. Das heißt, die Vorbereitung läuft? Schormair: Ja! Ich habe etwa fünf Wochen pausiert und baue nun meine Form für das Frühjahr auf. Die Fragen stellte Sebastian Richly. Radrennfahrer Fabian Schormair wechselt zur neuen Saison zum Bundesliga-Team Müsing-Lotto. Der 22Jährige erzählt, warum er den Radstall wechselt und wie es mit dem Traum vom Profisportler weitergeht. Fotos: Marcel Hilger, Johannes Graf Fabian Schormair 1049
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