Im neuen Team will er weitere Erfolge einfahren

Aichacher Nachrichten vom 02.12.2016
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Sport
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Im neuen Team will er weitere Erfolge einfahren
Interview Radrennfahrer Fabian Schormair aus Untergriesbach fährt 2017 für ein neues Team.
Der 22-Jährige erklärt, wie es mit dem Traum vom Profisportler weitergeht und warum der
Student wieder öfter in der Region unterwegs ist
Aichach Radrennfahrer Fabian Schormair aus dem Aichacher Stadtteil Untergriesbach fährt in der Bundesliga. Der
22-Jährige studiert nebenbei Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Im Gespräch mit den
Aichacher Nachrichten verrät er, wie er
sich im Winter fit hält, wie er mit den
Gefahren des Sports umgeht und was
sich beim ihm alles ändert.
Herr Schormair, die Saison ist vorbei.
Kommt Ihnen die Pause entgegen?
Fabian Schormair: Ich bin froh, dass ich
jetzt einmal runterfahren konnte. Ich
freue mich zum Ende der Saison immer
darauf, mich ein bisschen zu erholen.
Ihr letztes Rennen fuhren Sie am 3.
Oktober, wie haben Sie ihre Freizeit
genutzt?
Schormair: Ich war hauptsächlich mit
meinen Freunden unterwegs, die während der Saison etwas kürzer kommen.
Ein bisschen Zeit hatte ich auch zum
Verreisen.
Wie zufrieden waren Sie mit der vergangenen Saison?
Schormair: Es ging für mich ärgerlich
los, weil ich im Frühjahr mit Knieproblemen gleich einmal ausgefallen bin.
Ich konnte vier Wochen lang fast gar
nichts machen. Danach habe ich das
Beste daraus gemacht. Bei der deutschen Bergmeisterschaft bin ich immerhin Fünfter geworden in der U23-Klasse
und mein Teamkollege Kochi (Christian Koch d. Red.) hat gewonnen. Insgesamt ist es aber nicht so gelaufen, wie
ich es mir erhofft hatte. Bei so einem
Saisonverlauf muss man seine Ziele
anpassen. Vor diesem Hintergrund habe
ich das Maximale rausgeholt.
Vor der Saison waren Sie als Kapitän
bei ihrem Team LKT Brandenburg eingeplant. Konnten Sie diese Rolle trotz
der Rückschläge einnehmen?
Schormair: Ein Kapitän ist nicht unbedingt der beste, sondern eher ein erfahrener Fahrer, der den jüngeren Tipps
gibt und ihnen hilft. Ich habe das versucht umzusetzen und mich für meine
Teamkollegen aufgeopfert. Das war
mein Beitrag zum Erfolg. Bei meinem
Leistungsvermögen haben wir uns etwas
mehr erwartet, auch wenn die Rennen
okay waren.
Das klingt nach Teamwork. Warum
wechseln Sie dann nach nur einem Jahr
den Rennstall und schließen sich dem
Müsing-Lotto-Team an?
Schormair: Erstens habe ich als einziger
Fahrer nicht in Cottbus gewohnt. Das
liegt nicht gerade in der Nähe von
Aichach. Zum anderen baut mein bisheriges Team vermehrt auf junge Leute.
Dann war relativ schnell klar, dass ich
nicht mehr Teil davon sein werde. Weil
ich nicht so den Bezug zum Team hatte
und nicht vor Ort war. Es war aber eine
Trennung im Guten.
Sie sind dieses Jahr 22 Jahre alt geworden. Gehört man damit schon zum alten
Eisen?
Schormair: In gewisser Weise schon. Je
älter man wird, desto mehr muss man
überzeugen. Wir hatten mit dem 18-jährigen Max Kanter einen ganz jungen
Fahrer in unseren Reihen, der leistungsmäßig der Stärkste war. Da merkt man,
dass man nicht mehr mithalten kann,
und hilft dem Teamkollegen.
Wie sieht es beim neuen Team aus?
Koblenz ist auch nicht gerade um die
Ecke.
Schormair: Die Distanz spielt dann
weniger eine Rolle. Das Training ist
nicht so zentral wie in Cottbus aufgebaut, weil bei Müsing-Lotto alle Fahrer
zu Hause wohnen. Man trifft sich zu den
Rennen und Teambesprechungen. Beim
Training macht aber meist jeder sein
eigenes Ding. Dann kann ich wieder
mehr daheim fahren und bin ich etwas
freier.
Soll heißen, dass Sie nun wieder öfter
durch die Region radeln?
Schormair: Das auf jeden Fall.
Haben Sie da eine Lieblingsstrecke?
Schormair: Es kommt immer darauf an.
Ich fahre ganz gerne ins Altmühltal,
weil es dort längere Anstiege gibt.
Ansonsten bin ich gerade viel im Augsburger Raum unterwegs, da ich dort
viele Trainingspartner habe. Mit denen
macht es viel Spaß zu fahren. Dann
gehen ein paar Stunden auf dem Rad
sehr schnell vorbei.
Spaß soll es auch beim neuen Team
machen. Wie kam der Wechsel
zustande?
Schormair: Das Angebot war für mich
ein Glücksfall. Der Sportliche Leiter hat
gesehen, wie ich meinem Teamkollegen
bei der deutschen Bergmeisterschaft
zum Sieg verholfen habe. Er war auf der
Suche nach einem mannschaftsdienlichen Fahrer und ich war zur richtigen
Zeit am richtigen Ort.
Sie sollen der Mannschaft helfen, welche Rolle werden Sie einnehmen?
Schormair: Ich versuche, an meine Leistungen aus dem Vorjahr anzuknüpfen.
Meine Kapitäne werde ich bei den wichtigen Rundfahrten unterstützen. Ich
hoffe, auch selber wieder Erfolge feiern
zu können.
Ein Schritt vorwärts auf dem Weg zum
Radprofi?
Schormair: Da ich jetzt aus der U23 raus
bin, sind die Chancen eher gesunken.
Aus meinem Jahrgang haben es sieben
Fahrer ins Profilager geschafft. Dann
frage ich mich, ob ich zu schlecht oder
nicht richtig gefördert worden bin. Es
wird natürlich von Jahr zu Jahr schwieriger. Ich lasse alles auf mich zukommen, bin aber sehr froh, dass ich weiter
auf diesem Niveau fahren kann. Ich
gehe viel lockerer an die Saison ran.
Vielleicht ist das genau der Weg, der
mir mehr ermöglicht.
Wie wollen Sie sich verbessern?
Schormair: Ich will meine Leistungen
bei Berg-Etappen steigern. Bei den kurzen Steigungen klappt es schon ganz
gut, bei längeren Anstiegen habe ich
noch Entwicklungspotenzial. Ich muss
also noch ein bisschen an meinem
Gewicht feilen.
Die ARD hat 2016 seit Langem wieder
die Tour de France übertragen, welche
Bedeutung hat das?
Schormair: Das ist sehr wichtig. Die
Teams tragen die Namen der Sponsoren.
Durch das Fernsehen wird der Sport vermarktet. Mit dem Tour-Start in Deutschland dürfte es nächstes Jahr noch ein
paar mehr Interessenten geben.
Schauen Sie sich die Rennen an?
Schormair: Ich bin selber sehr viel
unterwegs. Wenn möglich, verfolge ich
die Rundfahrten im Fernsehen. Bei
Olympia habe ich mir das Straßenrennen angesehen.
Abbildung:
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© 2016 PMG Presse-Monitor GmbH
Apropos Olympia, die Niederländerin
Annemiek van Vleuthen ist in Rio
schwer gestürzt. Machen Sie sich in solchen Situationen Gedanken?
Schormair: Ich bin dieses Jahr ein paarmal gestürzt. Jeder Sportler weiß genau,
was passieren kann. Alle kennen das
Risiko, wer gewinnen will, muss die
Gefahr ausblenden. Ein Sturz kann auch
im dicht gedrängten Hauptfeld passieren. Für die Angehörigen ist es schlimmer. Meine Mutter ist immer froh, wenn
ich heil nach Hause komme.
Andere Radsportler gehen im Winter auf
die Bahn. Sie auch?
Schormair: Früher ja, aber mittlerweile
konzentriere ich mich darauf, im Winter die Grundlagen für den Sommer zu
legen. Ich fahre lieber auf der Straße.
Das heißt, die Vorbereitung läuft?
Schormair: Ja! Ich habe etwa fünf
Wochen pausiert und baue nun meine
Form für das Frühjahr auf.
Die Fragen stellte Sebastian Richly.
Radrennfahrer Fabian Schormair wechselt zur neuen Saison zum Bundesliga-Team Müsing-Lotto. Der 22Jährige erzählt, warum er den Radstall wechselt und wie es mit dem Traum vom Profisportler weitergeht.
Fotos: Marcel Hilger, Johannes Graf
Fabian Schormair
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