Dr. med. U. J. Hoffmann Dr. med. J. Witta Priv.-Doz. Dr. med. U. Hillebrand Dr. med. Dr. rer. nat. M. Dietrich Chronische Niereninsuffizienz – welche Therapieverfahren stehen zur Verfügung 25. Fortbildungstagung für DiätassistentInnen U. Hillebrand Multitalent Niere - Aufgaben - Entfernung harnpflichtiger Substanzen Regulation des Flüssigkeitshaushaltes Regulation des Elektrolytstoffwechsels Regulation des Säure-Basen-Haushaltes Kontrolle des Blutdrucks Bildung von Erythropoetin Umwandlung von Vitamin D in Calcitriol Chronische Niereninsuffizienz - Stadien Stadium Beschreibung GFR Massnahmen [ml/min/1,73 m2] 1 Nierenerkrankung mit normwertiger GFR >90 Diagnose der Nierenerkrankung 2 Milde 60-89 Funktionseinschränkung Progressionshemmung 3 Mittelgradige Niereninsuffizienz 30-59 Auftreten von Sekundärkomplikationen 4 Hochgradige Niereninsuffizienz 15-29 Vorbereitung auf Nierenersatztherapie 5 Terminales Nierenversagen <15 Beginn einer Nierenersatztherapie Ein paar Fakten … Ca. 80.000 Dialysepatienten in Deutschland (2015) Davon ca. 6.000 Peritonealdialysepatienten Ca. 25.000 nierentransplantierte Patienten Ca. 10.000 der Dialysepatienten warten auf ein Nierentransplantat Wartezeit auf Spenderniere im Mittel 7 Jahre (2015) 2014: 2.195 (1.550/645) Nierentransplantationen in Deutschland Ein paar Fakten … Sterberate (Mortalität) von Dialysepatienten ca. 20% pro Jahr (Kolonkarzinom ca. 10% pro Jahr) Ursachen: kardiovaskuläre Erkrankungen Infektionen Folgen eines Diabetes mell. Welche Therapieoptionen stehen zur Verfügung? Therapieoptionen bei terminaler Niereninsuffizienz Hämodialyse (HD) Zentrumsdialyse Heimhämodialyse Peritonealdialyse (PD) Kontinuierliche Ambulante PD (CAPD) Automatisierte PD (APD) Intermittierende PD (IPD) Nierentransplantation (NTX) Leichennierenspende Lebendnierenspende Entscheidung für ein Verfahren Allgemeinzustand und Wunsch des Patienten Gewicht und Größe Abdominelle Operationen/Darmerkrankungen Zeitaufwand Mobilität Organspender in der Familie/Freundeskreis Ziel der Dialysebehandlung Senkung der Mortalität Verbesserung der Lebensqualität Entfernung der Giftsstoffe aus dem Blut Muskelstoffwechsel: Kreatinin Eiweißstoffwechsel: Harnstoff Purinstoffwechsel: Harnsäure Regulation des Wasserhaushaltes durch Wasserentzug Korrektur der Elektrolyte Ausgleich der renalen Azidose Medikamentöse Therapie Zusätzlich zur Dialyse meist umfangreiche medikamentöse Therapie erforderlich! Antihypertensiva Phosphatsenker Bicarbonat Calcitriol Wasserlösliche Vitaminkombipräparate Erythropoetin Medikation für Begleiterkrankungen (Antidiabetika, ASS oder Marcumar, Analgetika…) Physikalisches Prinzip der Dialyse Diffusion = Entgiftung durch Konzentrationsausgleich Stofftransport durch eine semipermeable Membran von einem Ort hoher zu einem Ort niedriger Konzentration, besonders für kleinmolekulare Substanzen Ultrafiltration = „Wasserentzug“ Transport von Lösungsmittel von einer Membranseite zur anderen durch einen Druckgradienten (Erzeugung eines Unterdrucks auf der Dialysatseite) Konvektion = Verbesserung der Entgiftung „Mitreißen“ von gelösten Teilchen bei der Ultrafiltration, besonders für mittelgroße molekulare Substanzen Der Dialysator Schnittstelle von Blut- und Dialysatkreislauf Kunststoffgehäuse mit Hohlfaserbündeln (Membranen), die nur für bestimmte Stoffe durchlässig sind (semipermeabel) Durchlässigkeit des Filters von Porengröße abhängig: kleinmolekulare Stoffe (Harnstoff, Kreatinin, Elektrolyte) und Wasser können problemlos durch diese Poren durchtreten großmolekulare Stoffe (Proteine) und Blutzellen werden zurückgehalten Gegenstromprinzip möglichst großer Gegenstromprinzip: Konzentrationsgradient Konzentrationsentlang des Dialysators unterschied entlang des Dialysators Hämodialyse Voraussetzungen für die Hämodialyse Zugang zum Blutkreislauf (Dialyseshunt/Vorhofkatheter) extrakorporaler Blutkreislauf Kreislauf für das Dialysat Dialysator, die eigentliche "künstliche Niere„ Monitor zur Überwachung (Dialysegerät) Das Dialysegerät Kontinuierliche Überwachung der Messdaten während der Dialyse Druck am arteriellen und venösen Gefäßzugang Blut- und Dialysatfluß Unterdruck im Dialysatkreislauf (Ultrafiltration) Temperatur des Dialysats Zusammensetzung des Dialysates Peritonealdialyse Peritonealdialyse Häufigste Form der Heimdialyse (weltweit 250.000 Patienten) Blut wird im Körper gefiltert und gereinigt Peritoneum fungiert dabei als Dialysemembran Operative Katheterimplantation erforderlich Intensive Schulung des Patienten danach eigenständige Durchführung der Dialyse Hohe zeitliche Flexibilität Ambulante Kontrollen alle 4-6 Wochen im Dialysezentrum Peritonealdialyse CAPD Dialyselösung wird pro Tag 3-4 Mal ausgewechselt (sog. Beutelwechsel) Beutelwechsel dauert ca. 30 Minuten APD Wechsel der Dialyselösung erfolgt automatisiert über ein Gerät, den sog. Cycler Meist Behandlung über Nacht IPD Behandlung 3x/Woche über einen Cycler Peritonealdialyse Komplikationen Bauchfellentzündungen Infektionen des Dialysekatheters Nach einigen Jahren ggfs. nachlassende Dialyseeffektivität durch Veränderungen des Bauchfells Nierentransplantation Organspende in Deutschland Deutschland stellt mit ca. 15,3 Organspendern pro Millionen Einwohner pro Jahr das Schlusslicht in der Organspendefrequenz in Europa da hohe Ablehnungsquote durch Angehörige Die meisten transplantierten Organe stammen von Verstorbenen Organisation der postmortalen Spenderorgane über Deutsche Stiftung Organspende (DSO)/Eurotransplant Koordination von Spenderorganen in Deutschland, Österreich, den Benelux-Staaten, Slowenien und Kroatien Nierentransplantation das Nierenersatzverfahren, welches der Funktion der eigenen, gesunden Nieren am ähnlichsten ist Langzeit-Überlebensraten liegen bei über 90% 50 Transplantationszentren in Deutschland Anmeldung für eine Transplantation erfolgt über den behandelnden Nephrologen Nierentransplantation Leichennierenspende Organ stammt von einem verstorbenen Spender Verteilung über Eurotransplant Lebendnierenspende unter nahen Verwandten und einander persönlich eng verbundenen Personen zulässig 2014: 645 Transplantationen durch lebende Spender Lokalisation der Transplantatniere Technik der Nierentransplantation Europäisches Senior-Programm (ESP) “Old for Old” Rückläufige Spenderzahlen Ständig wachsende Warteliste Höhere Lebenserwartung Verlängerte Wartezeit auf NTX ↓ “erweiterte Spenderkriterien” Erweiterte Spenderkriterien (1999) Empfänger: Alter ≥ 65 Jahre, keine bzw. 1 Vortransplantation Spender: Alter ≥ 65 Jahre Allokation: Lokale/regionale Organvergabe wegen kurzer Transportzeit (kalte Ischämiezeit) Fazit: Kein Unterschied zw. Transplantat- und Empfängerüberleben im Vergleich zu jüngeren Spendernieren in älteren Empfänger (Überlebensrate: 85 – 90% nach einem Jahr, 70 – 75 % nach drei Jahren) Dr. med. U. J. Hoffmann Dr. med. J. Witta Priv.-Doz. Dr. med. U. Hillebrand Dr. med. Dr. rer. nat. M. Dietrich Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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