JUWOLAK-Fachtagung Schon die „Kleinen“ sind so schwierig?

JUWOLAK-Fachtagung
Schon die „Kleinen“ sind so schwierig?
Tatsache, Mythos oder …
Donnerstag, 17.11.2016, 09:00-16:30 Uhr
Bildungshaus St. Hippolyt, Eybnerstraße 5, 3100 St. Pölten
Programm
bis 09:00 Uhr
Ankommen und Einchecken
09:00 Uhr
Begrüßung und Tagesübersicht
09:30 Uhr
Vortrag und Anfragen
Ass.-Prof.in. Dr.in Mag Ulrike Zartler
Kleine Tyrannen im Kindergarten? Lebensbedingungen von
Kindern und Herausforderungen für ihre Bezugspersonen
10:30 Uhr
Cafépause
11:00 Uhr
Vortrag und Anfragen
Dr.in Belinda Mikosz
Was brauchen Eltern mehr als früher? Entwicklung – Psychologie
– Praxis
12:00 Uhr
Diskussion mit beiden Referentinnen
12:30 Uhr
Mittagsbuffet
13:30 Uhr
Fachforen mit Kurzinputs und Fachdiskussion
1
Univ.-Ass.in Dr.in Susanne Vogl
Konflikte, Aggression und Gewalt unter Kindern - Was ist noch
„normal“?
2
Dr.in Belinda Mikosz
Eltern stärken – zusätzliche Angebote, die helfen können!
3
Univ.-Lekt.in Dr.in Judit Barth-Richtarz MA
Und wenn sie „schwierig“ sind, was zeigt sich im oder durch den
Kindergarten? Kinder zwischen früher Bildung und Sozialisation
in der Gruppe.
4
Mag. Dr. Peter Schernhardt
Eltern-Kind-Bindung bzw. Bindungsqualitäten in den
ersten Lebensjahren
5
Mag.a Renate Doppel
Und dann sind sie 15+ … Schwierige Jugendliche und wie
herausforderndes Verhalten entstehen kann.“
16:30 Uhr
Ende der Fachtagung
Anmeldungen sind sowohl für die gesamte Fachtagung als auch für das
Vormittagsprogramm möglich: https://anmeldung,noe-lak.at/juwolak.
Anmeldeschluss ist am Freitag, 14. Oktober 2016
Büchertisch: „bücher und so“ präsentiert im Rahmen der Fachtagung Bücher sowie diverse
Materialien für die Praxis.
Details zu den Vorträgen am Vormittag
Ass.-Prof.in. Dr.in Mag Ulrike Zartler
Kleine Tyrannen im Kindergarten? Lebensbedingungen von Kindern und
Herausforderungen für ihre Bezugspersonen
Sind Kinder heute kleine Tyrannen? In der öffentlichen Diskussion ist diese Diagnose häufig
zu hören. In meinem Vortrag plädiere ich dafür, die dahinter liegende Komplexität zu sehen
und Schuldzuweisungen – an Kinder, an Eltern, an PädagogInnen – zu hinterfragen. Kinder
wachsen heute unter schwierigen Rahmenbedingungen auf: Moderne Informations- und
Kommunikationstechnologien, komplexe Familienstrukturen, hohe Bildungsansprüche,
verplante Freizeit, steigende Konsumansprüche usw. bedeuten vielfältige und zahlreiche
Herausforderungen bereits im frühen Kindesalter. Diese Entwicklungen verunsichern nicht
nur Kinder, sondern auch ihre Bezugspersonen, denn es ist wesentlich anspruchsvoller
geworden, Kinder beim Aufwachsen zu begleiten. Stress, Unsicherheit und Ängstlichkeit sind
die Folgen. Im Vortrag gehe ich darauf ein, wie gesellschaftliche Rahmenbedingungen die
Beziehungen zwischen Kindern, Eltern und Betreuungspersonen beeinflussen und welche
Möglichkeiten des Umgangs mit den Herausforderungen sich eröffnen.
Dr.in Belinda Mikosz
Was brauchen Eltern mehr als früher?
Entwicklung – Psychologie – Praxis
Mein Referat wird die Rolle der Eltern in den Focus nehmen. Nach dem Motto „Kinder
schützen – Familien stützen“ soll aufgezeigt werden, welche Unterstützung Eltern angeboten
werden kann, damit sie auf die Bedürfnisse ihrer Kinder besser eingehen und
entwicklungsbedingte Schwierigkeiten besser meistern können.
Details zu den Fachforen am Nachmittag
Fachforum 1
Univ.-Ass.in Dr.in Susanne Vogl
Konflikte, Aggression und Gewalt unter Kindern - Was ist noch „normal“?
anknüpfend an den Vortrag von U. Zartler
Bildungsziele:
Die TeilnehmerInnen
• verstehen den Entstehungskontext von Gewalt und das komplexe Zusammenspiel
verschiedener Faktoren, insbesondere die Rolle der Gleichaltrigen.
• werden in Bezug auf Konflikte unter Kindern, Konfliktlösung und Aggression
sensibilisiert.
• reflektieren Rahmenbedingungen für das Aufwachsen von Kindern heute und
Einflüsse auf den Interaktionskontext in der Gleichaltrigengruppe
• lernen Grundlagen der Gewaltprävention kennen.
Bildungsinhalte:
• Theoretische Inputs zum Thema (Begriffserklärung, theoretischer Erklärungskontext)
• Soziologischer Blick auf gesellschaftlichen Kontext, Lebensbedingungen von Kindern
und Konflikte unter Gleichaltrigen.
• Forschungsstand zum Thema
• Diskussion und Fallbeispiele
• Methodischer Input zur Arbeit mit Kindern
Fachforum 2
Dr.in Belinda Mikosz
Eltern stärken – zusätzliche Angebote, die helfen können!
Im Fachforum soll den Ursachen für den Wandel in der Erziehung auf den Grund gegangen
und verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern im Kontext von Beratung und
Therapie diskutiert werden. Kompetente Eltern haben kompetente Kinder! In der Jugendhilfe
haben wir es aber oft mit Eltern zu tun, die sich abwehrend verhalten und jede Form der
Einmischung ablehnen. Hier sind Kreativität und Feinfühligkeit der professionellen Helfer und
Helferinnen gefragt, um Kooperation zu erreichen.
Eine gute Gesprächsführung fördert die Veränderungsbereitschaft von Eltern.
Laienhilfe
Biografiearbeit
Beratung, Begleitung,
Kurse, Zielwinkelverfahren
Interinstitutionelle Zusammenarbeit
Fachforum 3
Univ.-Lekt.in Dr.in Judit Barth-Richtarz
Und wenn sie „schwierig“ sind, was zeigt sich im oder durch den Kindergarten?
Kinder zwischen früher Bildung und Sozialisation in der Gruppe.
Ängstlich-gehemmtes, aggressives, hyperaktives Verhalten,
Sprachentwicklungsverzögerungen, geringe Frustrationstoleranz, Probleme rund um
Grenzsetzungen oder die Sauberkeitserziehung sowie Essproblematiken sind typische
Problemlagen, mit denen Kinder im Kindergartenalter in Ambulatorien, Beratungsstellen etc.
vorgestellt werden. Verhaltensauffälligkeiten und kindliche Symptome haben zumeist einen
komplexen psychodynamischen Hintergrund und häufig auch eine wichtige Funktion für das
Kind bzw. die Familie.
Damit Interventionen erfolgreich sind, ist es erforderlich, das Bedingungsgefüge, das der
Problemlage zugrunde liegt, zu verstehen.
Anhand des Fallbeispiels eines fünfjährigen Bubens soll diskutiert werden, wie ein
verstehender Zugang zu Verhaltensaufälligkeiten und kindlichen Symptomen erreicht und
durch die Arbeit mit den Eltern, dem Kind korrigierende Beziehungserfahrungen ermöglicht
werden können. Ein besonderes Augenmerk soll auch auf die Gestaltung des Prozesses mit
Eltern gelegt werden:
• Was ist im Erstkontakt mit Eltern wichtig?
• Wie kann ein tragfähiges Arbeitsbündnis mit den Eltern geschlossen werden?
• Wie können Eltern/ErzieherInnen/BetreuerInnen unterstützt werden, die
Entwicklungsinteressen und Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und adäquat zu
beantworten?
• Welche Bedeutung haben eigene (unbewusste) lebensgeschichtliche Erfahrungen der
Eltern (ErzieherInnen/BetreuerInnen) für die Beziehung zum Kind oder zum/zur KlientIn?
• Wie kann bei Eltern das Gefühl von Sicherheit und Kompetenz im Umgang mit ihrem
Kind (wieder) gestärkt werden?
Fachforum 4
Mag. Dr. Peter Schernhardt
Eltern-Kind-Bindung bzw. Bindungsqualitäten in den ersten Lebensjahren
- Frühe Eltern-Kind-Bindung
- Die Dynamik der Entstehung frühkindlicher Verhaltensmuster
- Beziehungsqualität in den ersten Lebensjahren
anhand von Theorie und Videobeobachtung von Praxisbeispielen.
Die Teilnehmer werden dabei angeleitet, Feinzeichen der Befindlichkeit und Muster der
Beziehung anhand von Videobeispielen wahrzunehmen, einzuschätzen und zu analysieren.
Fachforum 5
Mag.a Renate Doppel
Und dann sind sie 15+ … Schwierige Jugendliche und wie herausforderndes Verhalten
entstehen kann.
„Ist denn das dasselbe Kind?“ – Was können Eltern und professionelle HelferInnen dazu
beitragen, dass ein Kleinkind weniger „schwierig“ sein muss und in einem Sicherheit
gebenden und feinfühligen Beziehungskontext wichtige Entwicklungsschritte machen kann?
Inwiefern hilft mir das Wissen über frühe Beziehungserfahrungen in der Arbeit mit
Jugendlichen?
Ein Vorschulkind ist ja nicht immer, bei jedem und permanent schwierig. Herausforderndes
Verhalten zeigt sich ja immer in der Beziehung zu jemanden: im Zusammensein mit einem
oder mehreren Anderen. Anhand eines Fallbeispiels soll mittels Videoanalyse erarbeitet
werden, dass schwieriges Verhalten immer ein Gegenüber braucht. Dieses Gegenüber (im
Beispiel einmal die Mutter, einmal der Vater) kann aggressives oder regressives Verhalten
fördern (und als Teil der Beziehung quasi verlangen) oder minimieren und dem Kind den
Weg zu Exploration, Spiel, Autonomie und Zuneigung öffnen. Wie kann es gelingen, dass
aus „schwierigen Kleinen“ nicht „schwierige Große“ werden? Welche
Beziehungserfahrungen brauchen „schwierige Große“, um Entwicklungsschritte nachholen
zu können?