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Das Fachmagazin für junge Zahnmediziner
Uni Greifswald: Studie zu Mundgesundheit bei
Flüchtlingen
Monia Geitz · Freitag den 18. November 2016
Die multizentrische Studie „Mundgesundheit, resultierende
Versorgungsbedarfe und deren Kosten bei Flüchtlingen in Deutschland 2016“
unter Federführung der Universitätsmedizin Greifswald soll eine
wissenschaftliche zahnmedizinische Bestandsaufnahme zum Thema liefern.
Um bessere präventive und therapeutische Strategien zu entwickeln, ist eine genauere
Kenntnis über den oralen Gesundheitsstatus und die Behandlungsbedarfe der Flüchtlinge
nötig. Foto: Shutterstock/wavebrakemedia
Das Projekt war unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK) und mit Beteiligung der
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Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung (KZBV) ausgeschrieben und von einer unabhängigen Jury
vergeben worden. Neben den drei Spitzenorganisationen der deutschen Zahnmedizin
konnte die Wrigley Company Foundation zur Unterstützung dieser Studie zur
Mundgesundheit von Flüchtlingen gewonnen werden. Die Höhe der Förderung des
Forschungsvorhabens beträgt 70.000 Euro.
Förderung durch Wissenschaftsfonds
„Die Förderung wissenschaftlicher Projekte ist eine der in der Satzung der DGZMK
festgeschriebenen Kernaufgaben. Über unseren Wissenschaftsfonds fördern wir
geeignete Projekte, die nach Antragstellung sowie Begutachtung durch Experten vom
Vorstand als förderungswürdig eingestuft werden“, erläutert die Präsidentin der
DGZMK, Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke. Vor einem Jahr hatte sie dem DGZMKVorstand und -Beirat vorgeschlagen, ein Projekt „Mundgesundheit bei Flüchtlingen“
aus dem Wissenschaftsfonds zu initiieren.
BZÄK und KZBV und Wrigley Foundation unterstützen das Projekt
Anschließend konnten BZÄK und KZBV sowie die Wrigley Foundation zur
Unterstützung des Projekts gewonnen werden, das im Mai diesen Jahres
ausgeschrieben wurde. Insgesamt sechs Anträge wurden dann von einer
unabhängigen Jury bewertet. „Wir freuen uns sehr, dass wir so zügig und
ausgesprochen kooperativ vorangekommen sind und nun schon kurz vor dem
Projektstart sind“, so die DGZMK-Präsidentin.
Leiter der Studie ist Prof. Dr. Christian H. Splieth (Universitätsmedizin
Greifswald), der Aufbau und Ziele der Studie wie folgt beschreibt:
Aufgrund der politischen Situation in vielen arabischen Ländern stieg die Zahl
der Flüchtlinge in Europa und besonders in Deutschland deutlich an. Diese
Flüchtlinge kommen aus Ländern mit einer eher erhöhten oralen Morbidität und
benötigen daher oft eine akute Schmerzbehandlung, die ihnen nach Paragraf 4
AsylBLG auch zusteht. Die Organisation der Akutversorgung stößt allerdings auf
einige praktische Probleme und die reine Schmerzbehandlung ist oft nicht
zielführend, da insbesondere primär- und sekundärpräventive Maßnahmen der oralen
Gesundheit von Flüchtlingen gerecht würden.
Bessere präventive und therapeutische Strategien entwickeln
Um bessere präventive und therapeutische Strategien zu entwickeln, ist eine
genauere Kenntnis über den oralen Gesundheitsstatus und die
Behandlungsbedarfe der Flüchtlinge nötig. Daher sieht das Projekt
„Mundgesundheit, resultierende Versorgungsbedarfe und deren Kosten bei
Flüchtlingen in Deutschland 2016“ eine umfassende zahnmedizinische
Untersuchung bei Flüchtlingen von 1 bis 75+ Jahren vor, um den
Mundgesundheitszustand sowie den Umfang der akuten Schmerzbehandlung im
Rahmen einer regulären Kassenbehandlung abzuschätzen.
Erhebung etablierter epidemiologische Indizes
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Dafür werden etablierte, epidemiologische Indizes für Karies (dmft/DMFT),
Pulpazustand (PUFA), Dysgnathien (KIG), Parodontopathien (PSI) und der
prothetische Versorgungsstatus erhoben. Daraus lassen sich die prospektiven
Kosten der Behandlung innerhalb des deutschen GKV-Systems ermitteln.
Untersuchung erfolgt von Dezember 2016 und Februar 2017
Die Untersuchung erfolgt zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 als
multizentrische Querschnittsstudie in zentralen Aufnahmeeinrichtungen in
Kooperation mit universitären Partnern und dem Öffentlichen
Gesundheitsdienst in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen,
Hessen und Berlin. 900 Flüchtlinge mit ausgewogener Geschlechterverteilung
werden in den Hauptalterskohorten der 3-, 6-7-, 12-, 35-44-, 65- bis 75+Jährigen (je
100 Teilnehmer) rekrutiert, was einen Vergleich mit nationalen und internationalen
Studien erlaubt. Die restlichen Altersgruppen werden in geringerer Stärke untersucht.
900 Flüchtlinge werden rekrutiert
Die Daten werden anonym nach Mittelwerten und Verteilungen als auch nach
alters- und länderspezifischen Mustern ausgewertet. Die orale Morbidität wird
mit den Werten der deutschen Wohnbevölkerung verglichen und die resultierenden
Kosten für das deutsche Gesundheitswesen werden abgeschätzt.
Planung präventiver und therapeutischer zahnmedizinischen Programmen
Das Projekt ermöglicht die Planung von präventiven und therapeutischen
zahnmedizinischen Programmen für Flüchtlinge sowie die Kalkulation des
Finanzvolumens, um die nötigen Ressourcen für eine Schmerz- und gegebenenfalls
auch darüberhinausgehende präventive Behandlung zu allozieren.
Dieser Beitrag wurde publiziert am Freitag den 18. November 2016 um 11:47
in der Kategorie: Aktuelles, Praxisgründung, Top-Artikel.
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