Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann Verleihung BVK an Fritz Corzilius 14. November, 11 Uhr, Jugendgästehaus Sylverberg Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Fritz! Warum tut man sich das freiwillig an? Warum sitzt man Sonntagsmorgens in irgendeiner kalten Turnhalle, um Sprungweiten zu messen? Warum geht man wochenlang bei Unternehmen „Klinken putzen“, damit sie ein paar Trikots spenden? Warum opfert man seine Freizeit, um neue Sportangebote ins Leben zu rufen? Oder warum nimmt man bis spätabends an irgendwelchen Sitzungen teil? Für Fritz Corzilius ist die Antwort einfach: aus Liebe zum Sport. Sehr geehrte Damen und Herren, diese und viele weitere Fragen könnte man tausenden Ehrenamtlichen in unserer Stadt stellen. Menschen, die sich tagtäglich auf vielfältige Art und Weise für ihre Mitmenschen engagieren: im kulturellen Bereich, in sozialen Projekten oder im Sport. Menschen, die ihre eigene Freizeit opfern, um für andere da zu sein. Das ist keineswegs selbstverständlich. Ohne diese Aufopferung wäre unsere Gesellschaft in ihrer heutigen Form undenkbar – und dennoch reden viele Ehrenamtliche ihre Arbeit klein: Sie möchten nicht im Rampenlicht stehen. Sprechen von Selbstverständlichkeit oder davon, dass das alles doch gar keine Arbeit ist. Und damit sind wir am heutigen Tag bei dir angelangt, lieber Fritz. Du brauchst die große Bühne nicht. Du bleibst gerne im Hintergrund – und ziehst dort geschickt die Fäden. Aber heute, lieber Fritz, ist das anders: Heute stehst du im Rampenlicht – ob es dir passt oder nicht. Da musst du jetzt durch. Sehr geehrte Damen und Herren, unser Bundespräsident Joachim Gauck hat Fritz Corzilius das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen. Das Bundesverdienstkreuz bekommt man nicht mal eben so verliehen – auch wenn Fritz Corzilius viele Aufgaben „mal eben so“ erledigt hat. Das jedenfalls war und ist seine Sicht der Dinge. Anders wäre es auch gar nicht möglich gewesen, sich neben dem Beruf in so vielen Bereichen des Sports zu engagieren. Ich wage es an dieser Stelle erst gar nicht, alle Ehrenämter und Leistungen von Fritz Corzilius aufzuzählen. Einerseits haben wir die Zeit nicht und andererseits wäre die Gefahr zu groß, irgendetwas Wichtiges zu vergessen. Ich möchte dennoch über einige Meilensteine sprechen, die unsere Stadt bis heute prägen. Denn ohne die Familie Corzilius und vor allem ohne Fritz - würde es den Stadtsportbund in seiner heutigen Form nicht geben. Gemeinsam mit Willi Sosna war es Fritz, der nach der kommunalen Neuordnung 1975 Triebfeder des Stadtsportbundes war. Es war beeindruckend, wie hartnäckig die beiden mit unzähligen Vereinen gesprochen, verhandelt und Kompromisse gefunden haben, um den SSB ins Leben zu rufen. In seiner mehr als vier Jahrzehnte langen Amtszeit als erster Vorsitzender war es vor allem Fritz Corzilius, der die Umgestaltung des Stadtsportbundes mit der Erweiterung der Geschäftsstelle und der Übernahme städtischer Aufgaben vorangetrieben hat. Doch kommen wir noch einmal zurück zu Willi Sosna: Gemeinsam saßen die beiden im Rat der Stadt Hamm – Fritz für die SPD und Willi für die CDU. Allerdings hatte man bei beiden stets das Gefühl, dass sie nicht für ihre Parteien, sondern für den Sport im Rat saßen. Sie waren jahrzehntelang die „Stimmen des Sports in Hamm“. Das kann man ohne Übertreibung sagen. Zusammen haben sie viele Jahre Jugend-Ferienlager des Stadtsportbundes in der Schweiz organisiert und dabei auch mal eben das Catering für bis zu 100 Personen übernommen. Ich möchte Fritz allerdings nicht nach seinen Qualitäten als Koch beurteilen, sondern lieber als Mensch: Fritz war immer da, wenn man ihn brauchte. Ihm ging es immer um die Sache und nicht um Selbstdarstellung. Er hat Probleme erkannt und sie gelöst – ohne Hektik und störende Nebengeräusche. Dabei verzichtete er auf die lauten Töne, sondern überzeugte mit klugen Argumenten. Natürlich gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten – das kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Denn eines ist klar: Wenn es um den Sport in seiner Stadt ging, dann war Fritz Corzilius immer direkt auf Betriebstemperatur. Doch egal wie heiß es herging, am Ende konnte man sich immer in die Augen schauen und die Hand reichen – ganz wie es sich für einen guten Sportler gehört. Sehr geehrte Damen und Herren, ich könnte an dieser Stelle noch ganz viel erzählen: Ich könnte von städtischen Ausschüssen oder Jurys erzählen, in denen Fritz Corzilius vertreten war. Oder von Vorstandsämtern, die er jahrzehntelang ausgeübt hat. Ich könnte über die Einführung von Sportkursen in Hammer Vereinen reden oder davon, wie er das Landesturnfest 2000 nach Hamm geholt hat. Diese großartige Veranstaltung des Sports ist bis heute unvergessen: Auch deshalb freuen wir uns sehr darüber, dass es im Jahr 2019 zu einer Neuauflage gekommen – zusammen mit den Special Olympics für Menschen mit Behinderungen. Eine Herzensangelegenheit waren für Fritz Corzilius die Sportabzeichen, deren Absolventen er unzählige Male ehrte. Fritz war und ist ein Freund und Förderer des Breitensports – in gewisser Weise aus Familientradition. Bereits sein Vater war beim Westfälischen Turnerbund und als Leiter der städtischen Sportabteilung engagiert, seine Mutter und Geschwister verbrachten ebenfalls viel Zeit auf Sportplätzen und in Turnhallen. Diese Liebe für den Sport hat Fritz Corzilius wiederum an die nächste Generation weitergegeben: Seine drei Kinder sind ebenfalls im Sport verwurzelt – vor allem in der Jugendarbeit – und seine Enkelkinder werden sicherlich auch irgendwann im sportlichen Ehrenamt zu finden sein. Lieber Fritz, was für dich der Sport ist, ist für mich die Waldbühne. Dort bin ich ehrenamtlich engagiert, als Spieler und im Vorstand. Und wenn man sich nicht schnell genug wegduckt, dann kommen immer neue Ämter hinzu – aber das brauche ich dir ja nicht zu erzählen. Wichtig ist, dass man Dinge aus Überzeugung und mit vollem Einsatz tut – und das hast du immer gemacht. Gleichzeitig ist es nicht einfach, wenn man nach mehr als vier Jahrzehnten sagt: Jetzt ist es genug. Du hast es allerdings geschafft, deinem Nachfolger Dennis Kocker den Einstieg als erster Vorsitzender des Stadtsportbundes zu erleichtern. Vor allem, weil ich weiß, dass ein Mann wie du ohnehin nie ganz loslässt. Ich wünsche dir, dass du die gewonnene Freizeit im Kreise deiner Liebsten genießt. Ich wünsche dir, dass du genauso bleibst, wie du immer warst: humorvoll, sympathisch, ehrlich. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und Gottes Segen. Vielen Dank.
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