Einladung zum Werkstattgespräch Demokratiepädagogik

Einladung zum Werkstattgespräch Demokratiepädagogik
am 22. November 2016, 14:00 bis 18:00 Uhr
in Ingolstadt
In Dresden marschieren Montag für Montag Enttäuschte und demonstrieren gegen eine pluralistische und freiheitliche Gesellschaft. Politikverdrossenheit greift immer weiter um sich,
die Wahlbeteiligung pendelt in manchen Bundesländern bereits um die 50 %. Und der islamistische Terror schwappt nach Europa über. Mehr als 100 Kämpfer des IS sind aus
Deutschland, immer mehr von ihnen enden als Selbstmordattentäter.
Sicher, die Demokratie steht noch nicht auf dem Spiel, unsere Ordnung wackelt nicht. Aber
niemand kann bestreiten, dass die Angriffe auf die Demokratie mehr und massiver werden.
Es besteht die Gefahr, dass die Feinde von Freiheit und Selbstbestimmung immer weiter
Raum greifen.
Welche Rolle hat hier die Institution Schule? Nach unserer Auffassung ist sie dazu verpflichtet, demokratische und mündige Staatsbürger zu erziehen. Das bedeutet konkret, dass
Schülerinnen und Schüler sich bei Angriffen auf die Demokratie als Angegriffene fühlen statt
sich mit den Angreifern zu solidarisieren. Mündige Staatsbürger verteidigen die Demokratie,
weil sie sich mit ihr als Lebensform identifizieren. Dazu muss Demokratie aber eben in den
Schulen vom Lerngegenstand, dessen Funktionsweise und Institutionen im Lehrplan stehen,
zu einer Lebensform werden, die im Unterricht und in der Schule erlebt wird.
Der BLLV hat in seinem Manifest: HALTUNG ZÄHLT auf die Gefahren einer sich auseinander entwickelnden politischen Kultur und einer Verrohung der Sprache hingewiesen.
Handlungsfelder für eine demokratische Bildung
Vor diesem Hintergrund sehen wir es im BLLV als notwendig an, die Frage nach dem Beitrag der Schule zur Sicherung unserer demokratischen Gesellschaft neu zu stellen und neue
Antworten zu geben. Politische Bildung im klassischen Sinne oder politische Bildung als Institutionenlehre sind wichtig, denn ohne ein Grundverständnis der Abläufe demokratischer
Willensbildung kann Demokratie nicht wirklich funktionieren. Dennoch sind wir der Meinung,
dass die klassische politische Bildung Schülerinnen und Schüler nur bedingt für die Bedeutung der Demokratie für eine offene, freiheitliche Gesellschaft sensibilisieren kann.
In einem Werkstatt Gespräch am 22. November in Ingolstadt möchten wir gemeinsam Erfahrungen und Ideen für eine aktive, motivierende Demokratiebildung an Bayerns Schulen sammeln.
Dabei sollen sechs Handlungsfelder zur Sprache kommen:
1. Partizipation und Teilhabe von Schülerinnen und Schülern
In der Schule gibt es Formen der Partizipation durch die Schülermitverantwortung. Sie werden unterschiedlich gelebt und gehandhabt, umfassen jedoch in der Regel keine echten Mitbestimmungsrechte.
Leitfrage: Durch welche Formen der Partizipation innerhalb der Schule können Schüler stärker sensibilisiert werden für die Abläufe demokratischer Meinungsbildung und aktiver Schulgestaltung?
2. Partizipation und Teilhabe von Lehrkräften
Gute Schulen sind demokratische Schulen. Dies bezieht auch die aktive Mitgestaltung und
Mitwirkung der Lehrkräfte ein. Bereits 1999 forderte der BLLV in einem einstimmig verabschiedeten Leitantrag „neue Formen der Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie der inneren
Führung von Schule“ sowie „Aufgabe von Macht und eine demokratisch handelnde Schulleitung und Schulverwaltung“.
Leitfragen: Welche konkrete Mitwirkungsrechte den Lehrkräften an der einzigen Schule eingeräumt werden? Müssen sich Schulleitungen demokratisch verantworten? Welche Entscheidungsrechte sollten von der Schule auf die Einzelschulen vor Ort übertragen werden?
3. Beschäftigung mit aktuellen Ereignissen
Die aktuellen Ereignisse in unseren Gesellschaften wie Flüchtlingsintegration, Religion, Ausländerfeindlichkeit, Gewalt gegen Ausländer, Terroranschläge, Asylbewerbung werden von
den Schülern in unterschiedlicher Form wahrgenommen und führen häufig zu Verunsicherung. Schule muss solche Themen aufgreifen und Raum für Austausch, aber auch Orientierung geben.
Leitfragen: Sollten diese Themen regelmäßig mit den Schülern besprochen werden? Wo ist
der Raum für den Austausch darüber? Wer soll diesen Austausch durchführen?
4. Demokratischer Umgang miteinander
Demokratie setzt voraus, dass wir Grundregeln unseres Zusammenlebens erkennen und anerkennen. Ebenso müssen wir die Bedeutung der Menschenrechte für jeden Einzelnen kennen und verstehen.
Leitfragen: Ist es notwendig, mit den Schülerinnen und Schülern einen demokratischen Verhaltenskodex zu definieren und umzusetzen? Wie kann gelingen, dass die Grundwerte der
Demokratie schon von der Grundschule ab erfahrbar werden?
5. Politische Bildung
Wissen um politische Entscheidungsprozesse ist die Voraussetzung für Vertrauen in Demokratie, Wissen um die Komplexität gesellschaftlicher Zusammenhänge und die Folgen politischer Entscheidungen Grundlage für das Verstehen komplexer Meinungsbildungsprozesse
und deren Umsetzung.
Leitfragen: Wie gelingt es, politische Bildung für Schüler interessant zu gestalten? Wie muss
der Unterricht dafür aussehen?
6. Demokratischer Unterricht
Schulen in Diktaturen oder autokratischen Systemen dienen in erster Linie der Staatsdoktrin,
die von der Regierung definiert wird. Die Rolle der Lehrerinnen und Lehrer werden in der
Regel entsprechend kontrolliert und sanktioniert.
Leitfragen: Unterscheidet sich Unterricht in einer Demokratie von Unterricht in einem nichtdemokratischen System? Was zeichnet Unterricht in einer Demokratie aus?
Es wäre schön, wenn aus jedem Bezirk sowie von der ABJ und den Studierenden jeweils circa
drei Kolleginnen und Kollegen bereit wären und Lust hätten, ihre Erfahrungen aus der täglichen Arbeit und ihre Forderungen für eine demokratische Schule im Rahmen einer BLLVWerkstatt einzubringen. Besonders freuen wir uns natürlich auf Teilnehmer aus dem Landesvorstand!
Wir wären dankbar, wenn jede Bezirksvorsitzende /jeder Bezirksvorsitzende etwa drei Kollegen/Kolleginnen einlädt, am Dienstag, den 22. November von 14 Uhr bis 18 Uhr an der
Werkstatt Demokratie teilzunehmen.
Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr mit einem Willkommenskaffee, um 14:30 Uhr steigen
wir dann in die inhaltliche Arbeit ein. Falls gewünscht, können wir gern noch gemeinsam im
Anschluss zum Essen gehen.
TAGUNGSORT: Gebrüder-Asam-Mittelschule (http://www.ms-asam.de/),
Maximilianstraße 21, 85051 Ingolstadt
Wir freuen uns, wenn Sie, als Bezirksvorsitzend/e dieses Schreiben einfach an Kolleginnen
und Kollegen aus ihrem Bezirk weitergeben, von denen Sie wissen, dass diese hierzu bereit
sind und gerne auf dem Feld der Demokratieerziehung mit uns arbeiten würden. Es müssen
nicht unbedingt Mandatsträger sein. Uns liegt daran, die Expertise von vor Ort aufzunehmen
und möglichst erfahrene, kreative und motivierte Kolleginnen und Kollegen zusammenzubringen, um gemeinsam „aufzubrechen“.
Sie erhalten diesen Brief auch per Mail, damit er an interessierte Kolleginnen und Kollegen
weitergeleitet werden kann. Diejenigen, die teilnehmen sollen sich bitte bis Dienstag, den
8.11.2016 unter [email protected] anmelden.
Die konkrete Agenda und weitere Hinweise erhalten die Teilnehmer dann direkt per Mail.
Ich danke im Voraus für die Unterstützung und freue mich sehr auf dieses Werkstatt Gespräch!
Mit freundlichen Grüßen
Fritz Schäffer
Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV