7 Herbst 1 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Inhaltsverzeichnis Begrüßung durch Gisela, Gabriele und Gudrun…….....……………………….….....................4 Glückwunsch zum 10jährigen…………………..….……………..……………….…………………….….. 4 Spendenaufruf, Download………….…..…………….……..………..…………………………..……………5 Die südkoreanische Insel Jeju – Insel der Meerfrauen……………………………………….6-8 Aufenthalt im Mutterschoß – Ein kleiner Bericht unserer Reise….…………………..9-10 Was kostet ein Kind? – Auszug aus einem Deutschbuch………………….….…………… 11 10 Jahre MatriaVal e.V. – Auszüge aus der Jubiläumsrede von Dagmar Margotsdotter……..…..……….…..12-14 Zuschriften zur 10-Jahres-Feier………………………………………………….……………………15-16 MatriaVal e.V. - Jetzt auf Facebook………………....………..……………….………………………. 17 Elfchen – Geschrieben während der 10-Jahres-Feyer………………………………..……18-19 20-21 Ein Brief von Ulrike Loos an Christa Mulack…………………………….….………………….. Sturm-Wut-Frau – Der Weg der Künstlerin Ulrike Loos in die matriarchale Welt……………..….…………22 Der MatriaMarkt – Eine matriarchale Verkaufsplattform……………….…………..……….23 Matriarchate weltweit - Matria meets Matria……………………..……….…………………24-25 Mütterkompetenz - “Die Stärken der Mütter“………………..……………..…………..…..26-29 Leserinnenbrief – „Die Stärken der Mütter“……..……………….…..……………………….30-34 Matria-Kongress 2017 in Jena………………..………………………………..…………………………..35 Ungewohnte Familienmodelle – Buch „Familie als Beginn“..…....…..……….………….. 36 Leserinnenbrief – Impulsschenker………………………………………………………………………..37 Leserinnenbrief – Die Namenlosen…………………..………..…………………………………..38-39 Leserinnenbrief – MIT-Zeuger…………………………………………………………………………40-41 Bericht von der 3. Göttinnen-Konferenz in Wien…………………………………….…….42-43 Die Göttinnen-Konferenz – Eine lebendige Fraueninsel………………….………..………..44 Marienbilder – Tor des Lebens……………………………………………………………………….45-46 2 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Inhaltsverzeichnis Yoni-Tasche – Ein Fundstück auf der Göttinnen-Konferenz……….……………………….. 47 Wohnprojekt von Frauen für Frauen – Beginenhaus Blaubeuren…….……………. 48-52 Schenkökonomie und Nachhaltigkeit – Die Kultur des Schenkens….……………. 53-57 Biohof mit Blumengarten – Der Rückzugsort der Göttin Demeter…….…………..58-61 Gärtnerei „Wilde Kost“ – Essbare Wildpflanzen und alte Gemüsesorten……….…… 62 The Land of the Goddess – Eine Reise zu unseren spirituellen Wurzeln…………………………………………..………….63-69 Berggöttinnen der Alpen – Buchvorstellung…………….………………....……….………….70-71 Fundstück beim Matria-Markt in Bad Oldeslohe – Kunstpostkarte……………………..71 Eine Siebenjährige erklärt, was eine Großmutter ist…………………………………….……….72 Definitionsmacht - Mutterliebe, Vaterliebe, Vaterland…….…..….………..………………….73 Ein matriarchaler Zirkel auf Exkursion – MaLeDea auf der Burg Teck…………… 74-76 Frau Holle – Göttin, Ahnin, Naturwesen?...............................................................................77 Zukunftswerkstatt Matri-Arché – große Jahrestagung…………….……………………………78 Fundstück - Aus dem Museum Mödling (Österreich).......................................................79 Barbie-Ideale gefährden junge Frauen….....……………………………..……………………….80-81 Barbie und Bruder…………………………………………..…….……………….……………………………… 82 Innanna am Inn………………………………………………….….……….………….……..…………………. 83 Themen beim nächsten Mal + Impressum……..……………………….…………………………… 84 3 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Begrüssung durch Gisela, Gabriele, und Gudrun Liebe Frauen! Unser Verein wurde in diesem Jahr 10 Jahre alt und ist damit eine junge Maid geworden. Ihre Geburtstagfeier fand im schönen Bella Donna Haus in Bad Oldeslohe statt, in dem 34 Frauen mit uns ausgelassen gefeiert haben. Teile der aktuellen Mutterlandbriefe wurden in West-Sumatra erstellt, wo wir im Juli und August für unseren neuen Matriarchatsfilm über die Minangkabau gedreht haben. Einen ersten Bericht darüber findet ihr in dieser Zeitung. Passend zur üppigen Sommerzeit wurde die übliche Seitenzahl von 82 Seiten gesprengt. Wir wünschen Euch viel Vergnügen beim Lesen der 84 Seiten! Gisela, Gabriele und Gudrun Glückwunsch zum 10jährigen Betreff: 10 Jahres Feier im Bella Donna Haus in Bad Oldeslohe 1000 Dank für schöne Stunden mit Dagmar und Uscha und Iki und, und, und… im Bella Donna Haus! Der Film „Sturm-Wut-Frau“, der während der Feier gezeigt wurde, hat Ulrike von einer mir unbekannten Seite gezeigt und ich bin begeistert: Ein Beitrag zum sanften, liebevollen Lösen aus der Patriarchose ist euch wieder einmal gelungen. Euer Film zeigt nicht nur das fantastische Oevre von Iki, sondern ist eine haarscharfe Analyse des bestehenden Systems und "seiner" darin kämpfenden Künstlerinnen, wie ich es nie klarer gesehen oder gelesen habe in irgendeinem Film/Buch/Reportage über Frauen-Künstler. Der Film sollte an jeder Schule/ Uni, wo Frauen einen Künstler-Beruf lernen, gezeigt werden. Ich drücke euch alle, Michelle 4 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Spendenaufruf Wir danken allen Frauen, die bisher für die Mutterlandbriefe gespendet haben. Das hilft uns sehr. Es ist uns möglich, damit den Zeitungsbetrieb aufrecht zu erhalten. Eure Spenden sind uns eine schöne Bestätigung unserer Arbeit. Gespendet werden sowohl Jahresbeiträge, als auch Einzelbeträge pro Heft. Mehrere Frauen spenden uns jeden Monat 5 Euro. Das klingt nach wenig, führt aber übers Jahr zu einer Spende von 60 Euro. Empfängerin: MatriaVal e.V. Kontonummer: 200 367 170 BLZ: 500 502 01 Frankfurter Sparkasse Wir fräuen uns über Spenden IBAN: DE19500502010200367170 SWIFT-BIC: HELADEF1822 Alle Frauen, die noch nicht gespendet haben, sind weiterhin aufgerufen, uns nach den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas zukommen zu lassen. Auch Sachspenden sind willkommen! Eure Überweisung auf das Konto MatriaVal e.V. sollten als Betreff haben: Spende Mutterlandbriefe. Download Die aktuelle Zeitung, sowie frühere Ausgabe können auf unserer Homepage heruntergeladen werden: www.mutterlandbriefe.de 5 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die südkoreanische Insel Jeju Insel der Meerfrauen Diesen Artikel haben wir in der taz gefunden. Über keinen Landstrich haben die Koreaner so viele Volksweisheiten zu erzählen wie über ihre Vulkaninsel südlich des Festlands. Die bekannteste lautet, auf Jeju gebe es drei Dinge im Überfluss: Stets wehe ein kräftiger Wind vom Meer über das Landesinnere; die unzähligen pechschwarzen Steine rühren von der erloschenen Lava der Vulkaninsel; und obendrein sei das Eiland überaus reich an Frauen. Eine von ihnen heißt Ho Seon-oh – und für die aussterbende Inselkultur ist sie nicht weniger als ein lebendes Wahrzeichen. Mutter Meer ernährt sie immer In schwarzem Taucheranzug steht sie an der Felsklippe, blickt zufrieden auf die Brandung. Jeden zweiten Morgen steigt die 62-Jährige in die dunklen Wellen hinab, schwimmt einen halben Kilometer ins Meer hinaus, wo sie dann – ohne Sauerstofflasche – die Seeohren, Meeresschnecken und Tintenfische vom felsigen Grund kratzt. Erst am Nachmittag wird sie wieder festen Boden betreten, sich mit heißem Wasser abduschen und sich gemeinsam mit den anderen Frauen über den gemachten Fang freuen. Seit mehr als vier Jahrzehnten führt Ho Seon-oh nun schon das beschwerliche Leben einer Haenyeo. So werden die „Seefrauen von Jeju“ auf Koreanisch genannt. „Auch mit 80 werde ich mit Sicherheit noch tauchen können“, sagt die Inselbewohnerin. 6 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die Touristeninsel Für Südkoreaner gilt Jeju als geradezu paradiesische Insel. Der größte ihrer Berge, der 2.000 Meter hohe Hallasan, thront in deren Mitte, und auf dessen Gipfel ein majestätischer Kratersee. Strahlend weiße Sandstrände lassen sich hier finden, saftig grünes Hügelland, und bis in den späten Herbst bläut der Himmel wie aus einem Kindermalkasten. Die Winter sind milder als auf dem Festland, aber auch der schwüle koreanische Hochsommer lässt sich auf Jeju besser ertragen. Tatsächlich erinnert nur wenig daran, dass die Insel ihren Einwohnern lange Jahrhunderte nur ein bitterarmes Leben bieten konnte: Selbst die Bäume verkümmerten vor lauter Meereswind, und für viele koreanische Herrscher diente Jeju vor allem als Gefängnisinsel. Wer konnte, flüchtete damals vor dem kargen Inselleben – und das waren vor allem die Männer, die ihre Mütter, Ehefrauen und Töchter für ein Leben auf dem Festland zurückließen. Ebenso viele starben bei den zahlreichen Invasionen oder auf hoher See. Bereits während der ersten Volkszählung von 1873 kamen in Jeju auf 100 Frauen gerade mal 83 Männer. So oblag die Fürsorge in vielen Familien allein den Müttern und Töchtern, die ihre Lebensgrundlage tagein, tagaus vom Meeresgrund kratzen. Die Fürsorge oblag schon immer den Müttern (Die Setzerin) Bittersüße Balladen wurden über das Schicksal der Seefrauen von Jeju geschrieben. Dort heißt es über die Haenyeos, sie „schwimmen mit einem Grabstein auf ihrem Kopf“ und „quälen sich in der Unterwelt, um ihren Familien das Leben in dieser Welt“ zu ermöglichen. Allein in den letzten fünf Jahren sind über 50 Haenyeos beim Tauchen umgekommen. „Vor nichts habe ich so viel Respekt wie der Dunkelheit des Meeres“, sagt auch Ho Seon-oh. 7 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Während im streng konfuzianischen Staat Frauen nur eine untergeordnete Rolle im öffentlichen Leben spielten, waren es auf Jeju die Männer, die eine Mitgift an ihre künftigen Bräute zahlen mussten, und aufgrund der wirtschaftlichen Unabhängigkeit lassen sich diese auch heute noch öfter scheiden als anderswo in Südkorea. Ein Blick auf die Welt der Haenyeos wirft unweigerlich die Frage auf, wie eine Gesellschaft aussehen würde, deren Traditionen und Werte vornehmlich von Frauen geprägt sind. Die neue Generation und der Tourismus Ganz sicher wäre es eine solidarische Welt: So gingen die einst über 30.000 Seefrauen stets in Kollektiven auf Tauchfang, ließen die flachen Gewässer den alten und schwachen Frauen und teilten ihre Ernte gemeinschaftlich. Auch beim Aufbau der Insel halfen sie durch den Bau von Straßen und Schulen. WIR wissen, wie eine solche Gesellschaft aussieht (Die Setzerin) „Die Seefrauen leben sehr nah am Tod – deshalb wissen sie, dass sie nicht alleine auskommen können. Ihr Leben wird von einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt“, sagt Kang Kwon-yong vom HaenyeoMuseum. Längst hat der Tourismus den Inselbewohnern satten Wohlstand gebracht. Die jüngste der 4.000 Seefrauen ist bereits in ihren Dreißigern, die meisten jedoch sind bereits über 70. Deren Kinder haben längst Arbeit in den Hotels oder Restaurants der Insel gesucht, genau wie die drei Sprösslinge von Ho Seon-oh. Verstehen kann sie, warum die nächste Generation ein leichteres Leben wählt. Und dennoch muss die Inselbewohnerin nicht lange überlegen, um das Beste an ihrer Arbeit zu nennen: „Als Frau das Geld für die Familie heranzuschaffen ist unbezahlbar.“ Gefunden auf www.taz.de 8 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Aufenthalt im Mutterschoß Erster kleiner Bericht unserer Reise zu den Minangkabau auf der Insel Sumatra Gerade erst sind wir zurückgekehrt, Dagmar, Daniela und ich. Im Juli und August dieses Jahres waren wir zu Gast bei den Minang, wie sich dieser Stamm mit an die 11 Millionen Menschen auch selbst nennt. Wir waren Teil eines „Paruik“, was so viel bedeutet wie: „ein Mutterschoß“, eine Sippe bestehend aus mehreren Frauengenerationen und ihren jüngeren Brüdern und Söhnen. Inzwischen ist bei den Minang Matrilokalität eingekehrt: Männer verlassen ihre Muttersippe, um in das Haus der Frau zu ziehen. Das bedeutet einige Männer in einem „Paruik“ sind nicht blutsverwandt, sie leben auf diesem Sippen- bzw. Mutterland, weil sie mit einer der Frauen aus dieser Sippe vermählt wurden. In einer solchen Hausgemeinschaft durften wir Drei wohnen und an allen Dingen des Alltags teilhaben. Liebevoll wurden wir aufgenommen, alle waren darauf bedacht, unsere Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen, genauso wie auch die Bedürfnisse aller Mitglieder dieser Sippe. Dies ist eine fräudvolle Angelegenheit, ein gegenseitiges aufeinander Achten, in das wir versucht haben, uns einzuschwingen. bedürfnisorientiert Viele bewunderungswürdige und emotionale Begebenheiten konnten wir dokumentieren und filmisch festhalten. Wie uns versichert wurde, fielen wir damit nicht zur Last, im Gegenteil, Jung und Alt hatten ihren Spaß mit uns drei Frauen und ihren drei Kameras. Während für uns wiederum die Tatsache, dass wir ständig als Objekte für Selfies herhalten mussten, gewöhnungsbedürftig war. Sicher, wir haben es eingesehen: dort bei den Minang sind nicht viele „Bulé“ wie Fremde mit heller Haut und langer Nase genannt werden. Das ist schon etwas Besonderes, so etwas will natürlich mit Handy und Fotoapparat festgehalten werden. 9 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Im vergangenen Jahr war Dagmar zum ersten Mal in das Herzland der Minang gereist in Dörfer und in Städte wie Bukittingggi, Padang, Payakumbuh, um für unser Projekt zu recherchieren. Dabei begegnete sie vielen gebildeten Frauen. Die Minang sind berühmt für ihre hohe Bildung, ihre feine Lebensart und ihre wirtschaftlichen Fähigkeiten. 80 % der ProfessorInnen sind Frauen. Während dieser Reise lernte Dagmar die Sippe kennen, die Mittelpunkt unseres Films werde sollte. Da ist die Großmutter Yunanis, eine Frau von zarter Gestalt und liebreizender Art. Es ist ihr anzumerken, dass alte Menschen besonders geachtet und geehrt werden. Deshalb kann sie so freizügig mit ihrer Zuwendung sein, die sie gerne allen in ihrem Umfeld schenkt. Ihre Tochter Yenzi, Mitte 50, erdgebunden, von großer Geduld und offenem Wesen, immer für alle da und von allen respektiert, ist diejenige, die alles zusammenhält, sie führt den Hof und teilt die Arbeit ein. Yenzi hat zwei Töchter und zwei Söhne geboren. Die Töchter, welch ein besonderer Glücksfall für unser Anliegen, sprechen Deutsch. Die Ältere, Yelfia, Anfang 30 (Mutter von zwei kleinen Töchtern) hat vier Jahre lang Deutsch studiert und ein Jahr in Heidelberg gelebt. Nun ist sie in ihrer Heimat Deutschlehrerin an einem Gymnasium und das neben den Aufgaben in Haus und Hof. Vor einem Jahr brachte sie ihre jüngere Schwester Mici, Anfang 20, nach Deutschland. Mici studiert nun in Jena, um dort die deutsche Sprache zu lernen und anschließend ein Mathematikstudium zu absolvieren. Ihr Bruder Hendra macht gerade eine Ausbildung zum Krankenpfleger und für ihren Bruder Rinto, der ein kleines Geschäft betreibt, wurde während unseres Aufenthaltes die Hochzeit ausgerichtet. Sein Platz ist nun in der Sippe seiner Frau, eine Autostunde von seiner Muttersippe entfernt. Das soziale Netz wird geknüpft So ein Hochzeitspaar steht für weit mehr als nur für den Bund zwischen einer Frau und einem Mann. Über eine Verheiratung schließen die Minang ein Bündnis zweier Sippen. Diese Sippen gehen von nun an die Verpflichtung ein, einander zu unterstützen und zu helfen. Damit wird am großen sozialen Netz geknüpft und gewebt, worin die Minang außerordentlich geschickt sind. Davon und wie sie ihre Kinder vertrauensvoll Dinge tun lassen, die viele von uns verboten oder vermieden hätten, und davon wie sie Menschen so nehmen wie sie sind und wie Fürsorgearbeit im Mittelpunkt des Lebens steht, wie Frau und Mann an ihren Müttern hängen, und ihnen ihr Mutterland über alles geht, wird in unserem Film, der in etwa einem Jahr fertig sein wird, erzählt werden. Tarimo Kasih (Das ist Minang und bedeutet DANKE) Eure Uscha Tomult & töchter 10 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Was kostet ein Kind? Auszug aus einem Deutschbuch Diesen Text haben wir bei den Minangkabau in einem Deutschbuch gefunden. Unsere befräundete junge Frau Mici, die in Jena Mathematik studiert, soll damit Deutsch lernen. Was sie wohl über die deutschen Frauen denken mag? 11 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF 10 Jahre MatriaVal e.V. Auszüge aus der Jubiläumsrede von Dagmar Margotsdotter Gegründet wurde der MatriaVal-Verein zur Unterstützung matriarchaler Gesellschaften und Vermittlung matriarchaler Werte im Oktober 2006 in Berkersheim, einem Stadtteil von Frankfurt am Main. Acht Frauen gründeten den Verein: Uscha Madeisky, Dr. Heide GöttnerAbendroth, Dr. Malika Grasshoff; Gudrun Nositschka, Siegrun Laurent, Dr. Christa Mulack, Gudrun Frank-Wissmann und ich, Dagmar Margotsdotter. Ein, zwei Jahre nach der Gründung schrieb Uscha im MatriaVal-Journal unter dem Titel „Wie lustvoll kann die Arbeit in einem Verein sein“ Folgendes: „Ich soll von den Aktivitäten unseres Vereins MatriaVal (Matriachal Values) berichten und zwar unter dem Aspekt „Lebenslust“, welches das Thema dieses Heftes ist. Im Allgemeinen wird landauf landab über Vereinsarbeit gestöhnt und sie wird oft als zäh und quälend empfunden. Also doch eine schwierige Aufgabe? Nun bin ich selbst gespannt. Ein lebenslustiger Verein Gegründet wurde MatriaVal im Oktober 06 JdF in meinen Räumen, in denen viel gearbeitet wird, wo viele Zusammenkünfte stattfinden und wo beinah alles mit den Zielen von MatriaVal zu tun hat. Die Gründerinnen waren aus ganz Deutschland angereist. Wir haben viel debattiert, gut gegessen und den Tee getrunken, den Malika Grasshoff mitbrachte. Wir haben auch unsere Wünsche und Ziele in kleine Papiersternchen geschrieben, diese gefaltet und in eine große Schale mit Wasser gelegt. Wir konnten zuschauen, wie die Sterne sich öffneten und uns zeigten wie die in die Mitte geschrieben Wünsche und Ziele sich entfalteten und aufgingen. Später haben wir sie zum nahe gelegenen kleinen Fluss gebracht, der sie dann noch weiter trug. (…) Es ist ein ganze Menge an Aktivitäten und ich weiß nicht, ob das jetzt profan klingt, aber mir macht ganz besondere Lust, dass so bedeutende Projekte durchgeführt werden können und zwar mit einem Minimum an Geld! Ganz sicher, die Projekte selbst machen auch Lust und das tolle Zusammenwirken mit Allen; die vielen Rückmeldungen; die Dankbarkeit; die Tatsache, dass es Wellen schlägt; die Fräundschaften und Schwesternschaften, die entstehen; der Respekt, der uns entgegengebracht wird; die Feiern; die Kommunikation; das Zurücklehnen und Genießen, wenn etwas 12 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF vollbracht ist; die Tatsache, dass das Positive in den Vordergrund gerät und das Negative sich dadurch davon macht; das Gefühl, mit einer Gemeinschaft verbunden zu sein, die sich über die ganze Erde erstreckt; und die Gewissheit, dass Sonne, Mond und Sterne mit ihrer Kraft dabei sind.“ „Das alles macht Lust und die hat in diesem Fall mit dem Verein zu tun“, schließt Uscha den Artikel. Den Verein gibt es nun zehn Jahre. Was macht den Verein nun aber aus? Was geschieht durch all die wunderbaren Frauen, die ihn bilden? Wir von Verein MatriaVal überlassen es anderen, innerhalb des patriarchalen Systems herumzudoktern und Verbesserungen vorzuschlagen. Insofern sind wir der Frauenbewegung fort-geschritten, gehen jetzt voran – ganz avantgardistisch. Wir verlassen konsequent den patriarchalen Rahmen. Einen Rahmen, in den wir ja durch unsere Art der Erziehung, Bildung und Aufklärung hinein-konditioniert werden und der in unserer Kultur historisch und ideologisch 2-4 tausend Jahre umfasst. Einen Rahmen, den wir gedanklich und emotional nicht überschreiten sollen. Es ist ein propagandistischer Rahmen. Wir sprechen mittlerweile von Pro-PapaGanda. Wir verlassen den patriarchalen Rahmen In diesem Jahr setzten wir unserer Zeitungstätigkeit, die mit sieben Jahren MATRIAVAL begann, in Form der Mutterland-Briefe fort. Für die aktuellsten Termine richteten wir eine Newsletta ein, MatriaVox, und für alles Wissensund Erinnerungswertes eröffneten wir unser Archiv in Göttin-gen: MatriaWis. Etwas ganz Besonderes hat der Verein MatriaVal auch noch zum Erblühen gebracht: den Godeweg. Und im Internet wird der schillernde MatriaMarkt betrieben. Für die Zukunft haben wir Großes vor. Wir gründen MatriaCon, die Schule für matriarchales Bewusstsein. Höhepunkte in unserer eigenen Kulturwelt waren, was Besuche betrifft, die zweimaligen Einladungen der UNESCO. Beim ersten Mal wurde Uscha 13 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Madeisky relativ kurzfristig als Expertin von einer deutschen Botschafterin zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Matrarchal Societies“ eingeladen. Doch im darauffolgenden Jahr erhielten wir zum Frauentag eine Einladung der Generaldirektorin des Hauptquartiers in Paris, wo Uscha den Film „Töchter der sieben Hütten“ zehn Tage lang laufen lassen konnte. Letztes Jahr gab es wegen der Aktivitäten in Sachen Matriarchat eine Einladung beim Bundespräsidenten – Terre des femmes durfte 200 Gäste einladen. Und nun das Verdienteste: Uscha erhielt den Elisabeth-Selbert-Preis von einem hessischen Ministerium. Das Beste daran ist, dass dieser Preis für ihr Lebenswerk verliehen wurde. Und das Allerbeste, dass er ausdrücklich auch für die Dokumentation matriarchaler Gesellschaften überreicht wurde. Dieser Begriff: matriarchale Gesellschaften. Da ging unser Anliegen natürlich ganz wunderbar durch die Presse. Und Uscha machte, wo immer möglich: Eine für alle – und dies lässt uns alle wie selbst PreisGekrönte sein. Avantgardistisch: Die moderne Matriarchatsbewegung Bemerkenswert bei der Entwicklung der letzten zehn Jahre ist die Haltung der Presse dem Thema Matriarchat gegenüber und uns gegenüber. Sie hat sich verändert. Irgendwie scheinen sich Angst und Vorurteile der Reporter gelegt zu haben, denn in den letzten Jahren wurden die Artikel über uns im Mainstream anders: vorsichtig, neugierig, fragend – und immer wohlwollender. Auf jeden Fall können wir Mitfrauen des MatriaVal-Vereins darauf stolz sein: Das Thema ist angekommen, auch und im Besonderen mit Hilfe unserer Vereinigung. Alles das hat dazu beigetragen: Zusammenkünfte, Kongresse, Seminare, Filme, Fortbildungen, Bücher, Zeitungen und vieles mehr. – Unser Mut hat dazu beigetragen. Unser Mut, zu einer Forschung zu stehen, die über alle innerpatriarchalen (Kultur)Forschungen hinausgehen. Unser Mut, eine Bewegung zu sein, die wahrlich avantgardistisch ist: die moderne Matriarchatsbewegung. Wir können gespannt sein, was alles kommt, wenn unser Verein sein zweites LebensJahrzehnt auslebt. Dagmar Margotsdotter 14 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Alte Scherben blühen und gedeihen 15 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Ein Brief von Cindy, die seitdem unsere Präsenz auf Facebook gestaltet. 16 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF MatriaVal e.V. Jetzt auf Facebook 17 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Elfchen Geschrieben während der 10-Jahres-Feyer Elfchen bestehen aus einer Strophe, die aus fünf Versen gebildet werden. Insgesamt haben diese elf Wörter, wobei die Abfolge der Wortanzahl bis zur vierten Zeile aufsteigend ist. Im letzten Vers wird nur noch ein Wort benutzt. Anlässlich unserer Feyer hat jede unserer Besucherinnen ein oder zwei Elfchen geschrieben. Einige davon möchten wir hier vorstellen: Bella-Donna-Haus Bad Oldesloe Einladung Jahrzehnt Geburtstag Kirche Fluss Friedhof Stadt Heimat (Doreen Doristochter) Kreistanz Donner Regen Hügel Fluss Erde Frauen feiern zusammen MatriaVal Schwestern (Doreen Doristochter) MA Magie grenzenlos grenzenlos fließende Lebensfräude in Kontakt mit Alma Mater (Marianne) Schwestern miteinander tanzend Kreise im Leben zusammenkommen, auseinandergehen, geben, nehmen Vertrauen (Hannah) Bad Oldesloe, die Gänseliesel im Regen viel Wasser kam vom Himmel (Monika) Rot ein Sofa Frau ruht darauf Hört auf zu ROTieren Kraftplatz (Astrid) Donnergrollen ruft uns wach zu werden im Jetzt und Hier – gemeinsam (Sarah Reginestochter) Matriarchat bei den BELLAS zum Geburtstag 10 Jahre MatriaVal in Sonne (Dagmar Therese) Schalen Tropfen plätschern füllen die Schalen Sie … wir alle sind gehalten (Sarah Reginestochter) Berge oder Endmoränen dazwischen zwei Flüsse treffen sich zum Mutterland Heilig (Kerstin) 18 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mut zur Fräundin ehrlich zu sein auch, wenn es schmerzt Liebe ?! (Regine) Wir für uns einer für alle und alle für einen Wir (Marcus) Donna(e) in Oldesloe macht uns froh Natur und matriarchale Worte. Horte! (Regina) WASSER FLUSS LEBEN FÜLLE SPÜREN SEIN FINDEN TANZEN HALTEN SCHÜTZEN FRIEDEN (Sandra) Zehn Jahre gesehen viele noch bestehen: Gemeinsam werden wir gehen: MUTTERLAND (Dagmar Lilly) Hier ein gemaltes Elfchen von Kerstin: Frauen gehen gemeinsam durch unsere Stadt, das erste Mal gemeinsam: Fräundinnen (Barbara) Oldesloe so weit entfernt und doch fast hinter Hamburg, kleine Schöne (Ulrike) Gänselust im Regen Donner und Blitz Lindenholzmadonna am alten Tanzplatz Salzquelle (Anke) 19 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Ein Brief von Ulrike Loos an Christa Mulack. Anlässlich der Feyer von MatriaVal Christa Mulack, die zu den Gründerinnen des Vereins gehört, konnte nicht mit dabei sein und wird von Ulrike Loos über den Ablauf des Festes informiert. Liebe Christa, hier nun ein kleiner Bericht von der 10jährigen Geburtstagsfeier der MatriaVal im Bella Donna Haus in Oldesloe. Diese fing mit dem Freitagabend an, an dem mein Film zum allerersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt wurde: „Sturm-Wut-Frau"**. Er beschreibt meinen Werdegang zur Matriarchatsbewegung anhand meiner Ölbilder seit 1980. Ja, und er wurde irre gut angenommen, es wurde gelacht und manches Mal herrschte aus Überraschung Stille zum Beispiel als das Bild gezeigt wurde, wo vor den Golanhöhen Eva ‚ihren Adam‘ gebiert. Danach stellten sich die 5 Macher-innen vor und wir wurden mächtig beklatscht. Also: Dagmar (die Filmerin in diesem Fall), Uscha (die Dramaturgin mit wunderbaren Eingebungen), Daniela (die Filmszenen vom Hambacher Schloss beigetragen hatte), Eva Voosen (die begabte Cutterin und in diesem Fall ebenfalls Dramaturgin), und ich. Nach der Vorführung sind noch viele Gespräche gelaufen, meine Offenheit wurde dabei immer wieder herausgestellt. Und zum Ende des Abends, wir waren alle schon sehr müde, kam die Tanzanleiterin Monika Werker auf den Plan, die uns zu wunderschönen Kreistänzen animierte, bei Schummerlicht und beschwingter Musik. Eva gebiert ihren Adam Der nächste Vormittag war mit Berichten von Uscha, Dagmar und Daniela über die laufenden und neuen Projekte ausgefüllt, die total spannend sind: weiterer Ausbau des Archivs MatriaWis in Göttin-gen, des MatriaMarktes, des Godeweges und der Matria-Schule, über die frau sich etwa so weiter-bilden kann, wie auch bei ALMA MATER oder in der Akademie 20 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF HAGIA. Ricarda Scherzer stellte das Konzept vor. In „MatriaCon – Internationale Schule für matriarchales Bewusstsein“ kannst du deine eigene Lernzeit bestimmen. Es gibt verschiedene Fachbereiche und wenn Du magst, kannst Du auch auf Abschlüsse hin studieren. Danach war Geburtstagspiel angesagt: wir sollten in Kleinstgruppen, immer mit einer Oldesloerin dabei, durch Oldesloe wandern und "Matriarchales" suchen, aufschreiben, malen, besprechen, wie auch immer….es kamen sehr originelle Vorstellungen dabei heraus....nur meine Gruppe hatte sich auf Abwege begeben, weil ich so starke Hüftschmerzen hatte und obendrein der viele Regen uns ein wenig bremste. Und…oh Überraschung, die 3. in unserem Bunde (Doreen, Barbara und ich), erwies sich als gelernte Heilerin, die mir, zurück im Bella Donna Haus, in einem der oberen Räume, eine 15minütige Heilung gab, nach der ich doch tatsächlich keine Schmerzen mehr hatte, sie traten erst wieder auf, als ich in HH ankam. Während dieser Wanderung durch Oldesloe sollten wir auch an unser leibliches Wohl denken und fürs Abendbrot einkaufen. Da bin ich ja jedes Mal wieder entzückt von Frauengruppen: nachdem wir im Kreis von all unseren matriarchalen Mitbringseln durch Oldesloe erzählt hatten, bereiteten wir uns unser Abendbrot vor.....und in Nullkommanix war da aus all dem Gekauften ein ansehnliches Buffet zusammengestellt... so farbig, frisch und originell sah es aus, dass wir alle, glaube ich, mit viel Appetit schnabulierten und dabei klönten. Zum Schluss war wiederTanzen angesagt, das ich noch mehr genoss, als die 2 Abende davor! Wir rematriieren Bad Oldeslohe Die Räume waren sehr fräudvoll geschmückt, es gab Info und Bücher-DVD-tische und Ecken mit Gegenständen zum Tauschen. Sha Li Ma hatte eine Auswahl ihre Jahreskreisscheiben dabei. Am Sonntagvormittag wurde die jährliche Vereinsversammlung abgehalten, die dank der Vorstandsfrauen Dagmar, Daniela und Uscha locker und teilweise humorvoll daher kam. Dann noch gemeinsames Aufräumen der lustigen Geburtstagsverkleidung des Bella Donna Raumes....und dieses schöne Treffen war wieder vorbei... Sei vielmal gegrüßt Deine Iki ** Der Film ist im Christel Götter Verlag zu erwerben. 21 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Sturm-Wut-Frau Der Weg der Künstlerin Ulrike Loos in die matriarchale Welt Ulrike Loos wuchs in der Liebe einer sehr fortschrittlichen Mutter auf. Durch diese früh sensibilisiert, beteiligte sich die Künstlerin aktiv an der Frauenbewegung und stellte sich stets die Frage: Was bedeutet Frausein? Sie beschloss, nie zu heiraten, verdiente sich ihren Unterhalt selbst und brachte ein Kind zur Welt – Mitte der 60er-Jahre ein wahrhaft mutiges und konsequentes Frauenleben! Die Ahnung, dass es etwas Anderes geben müsse Genährt an der Brust der Mutter Anhand ihrer Bilder zeigt sie uns den wahren Grund für ihre Wut und ihren Lebensmut: ihre umfassende Kritik am patriarchalen System und die Ahnung, dass es noch etwas Anderes geben müsse. Immer auf der Suche nach Wegen aus dem Patriarchat, führt sie das Schicksal im neuen Jahrtausend, dem Jahrtausend der Frau, schließlich zur Matriarchatsbewegung. Anregende, unbekannte Welten eröffnen sich: z.B. "Catal Hüyük – Das Land der 100 Göttinnen in Anatolien" und die Entdeckung der mehr als 40.000 Jahre alten "Urmutter vom Hohle Fels". Diese präsentiert sie als dreiteiliges Kunstwerk im Jahr 10 JdF auf dem Hambacher Schloss zum Internationalen Goddesskongress. Und dann ein besonderer Höhepunkt: Eine junge Frau aus dem Matriarchat der Mosuo in China besucht sie auf ihrer mütterlichen Heimatinsel Pellworm. Von Dagmar Margotsdotter-Fricke ISBN: 978-3-939623-65-6 Dokumentarfilm, 58 Min., Produktion: tomult&töchter, 2016 16,- € Zu bestellen beim Christel Göttert-Verlag. www.christel-goettert-verlag.de 22 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Der MatriaMarkt Eine matriarchale Online-Verkaufsplattform im Sinne der Frauen von Juchitan Viele von uns stellen kreative und ausgefallene Produkte selbst her, die keine Massenware sind. Bei Bildungs-Veranstaltungen, wo diese schönen Dinge nebenher angeboten werden, fehlt uns oft die Zeit, uns die Produkte der anderen einmal richtig anzuschauen. Gutes Leben für alle Diese Kostbarkeiten sollen anderen eine Freude machen. So kamen wir auf die grandiose Idee, das Stöbern in den Schätzen über das Internet möglich zu machen und haben den virtuellen Marktplatz MatriaMarkt gegründet. Unser Vorbild sind die starken Frauen aus dem matriarchalen Juchitán in Mexiko. Das Marktgeschehen wird dort von den Frauen geregelt und ist das Herz ihrer Gemeinschaft. Fast jede Frau ist eine Händlerin und sie kauft wiederum bei einer Frau. Das Geld zirkuliert in Frauenhänden und ermöglicht ein gutes Leben für alle. Die Ökonomie funktioniert wie ein einziger großer Haushalt. So soll es auch bei uns sein. Auch wir schauen auf unserem OnlineMarkt bei der Marktfrau von nebenan, ob wir das Gewünschte bekommen und unterstützen uns damit gegenseitig. Das macht uns unabhängig und stark wie die Frauen von Juchitàn. Unser Angebot reicht von Strampelhosen über Göttinnenfiguren, Häkelrosen, Holundersekt und Schlafunterkünften bis hin zu selbst gestalteten Sterbetüchern. Es ist für viele Anlässe und fast jeden Geldbeutel etwas dabei. Unser virtueller Markt erhebt weder Standgebühren noch Provisionen. Bestellt wird bei der jeweiligen Anbieterin selbst. Jede Marktfrau kann bis zu fünf Produkte anbieten. Wenn du Interesse hast, bei uns Marktfrau zu werden, schreibe eine E-Mail mit einer Beschreibung deiner Produkte und den dazugehörigen Fotos an: Martina Muth, [email protected] 23 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Matriarchate weltweit Matria meets Matria Immer wieder wird matriarchal lebenden Völkern eingeredet, dass es nur sie gäbe, die so leben würden – so archaisch. So gibt es z.B. eine touristische DVD über die Mosuo, in der ihr Leben mit den Worten angepriesen wird, dass es das einzige, letzte matriarchale Volk auf der Welt sei. Natürlich ist diese DVD von patriarchalen Han-Chinesen gemacht. In China gibt es jedoch viele Ethnien, die matriarchal leben. Eigentlich, meint frau, müsste das den Filmemachern auch bekannt sein. Also muss diese Behauptung einen Grund haben. Wir vermuten – sicherlich nicht zu Unrecht – dass ein Ziel ist, diese, so konträr zu patriarchal strukturieren Gesellschaften lebenden Menschen zu vereinzeln und damit zu schwächen. Gleiche matriarchale Sozialstruktur Sadama von den Mosuo (China) (rechts) mit der Khadu der Khasi (Indien) (links) Dem wollen wir vom MatriaVal-Verein entgegenwirken, indem wir Menschen aus den entsprechenden Ethnien zusammenbringen und diese Begegnungen dokumentieren. Dazu haben wir eine Filmserie begonnen, die wir „Matriarchate weltweit“ nennen. Im ersten, bereits fertiggestellten Teil, begleiten wir die Mosuo Sadama auf ihrem Weg zu den Khasi in Indien, Meghalaya. Dass es sich lohnt, solche Begegnungen zu ermöglichen, zeigt folgende Begebenheit: Sadama besuchte auch das Haus der Siem Sad, der Königin und Hohepriesterin der Khasi. Dabei lernten wir auch den Schwiegersohn der Siem Sad kennen, einen Ethnologieprofessor mittleren Alters. Als wir ihm den Grund für unseren Besuch vortrugen – Sadama spricht sehr gut Englisch und stellte sich als matriarchale Mosuo aus China vor – kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus: In China gibt es matriarchale Ethnien? Menschen, deren Sitten und Bräuche denen der Khasi ähneln? 24 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Er, der Ethnologie studiert hatte und quasi lediglich auf der anderen Seite des Himalaya dieses Fach an der Universität von Shillong unterrichtet, hatte noch nie etwas von der Existenz der Mosuo gehört. Der Besuch hatte zur Folge, dass eine Begegnung zwischen Khasi und Mosuo in größerem Rahmen erfolgen wird. Dafür erhielten wir eine Einladung der Seng Khasi, einer Organisation, die sich intensiv für die Erhaltung der Traditionen ihres Volkes innerhalb des patriarchalen Indiens einsetzt. Lamu Gatusa, ein Mosuo und Professor, der uns seit langem bekannt ist, erzählte uns, dass es bereits einen regen Austausch mit kanadischen Ureinwohnenden gibt, deren 57 Stämme alle matrilinear strukturiert sind. Und Sadamas Lehrerin, die unser Verein – dank Eurer Beiträge und Spenden – ein Jahr lang Lesen und Schreiben beibrachte, war bereits zusam-men mit einer Delegation bei den Minangkabau in West-Sumatra. Sie selbst ist Vorsitzende des nationalen Kulturvereins der Mosuo und begeistert von solchen Begegnungen. Matriarchale Menschen stärken einander Sadama und ihre Lehrerin Nun ist ein Besuch der Minangkabau bei den Mosuo geplant – unterstützt durch unseren Verein, eine Stiftung und den Einsatz vieler matriarchatsbewegter Menschen. Auch dieser Besuch wird filmisch dokumentiert, sodass immer mehr Menschen Teil haben können an der Bewegung, die in Kanada längst einen Namen hat: Rematriierung. Dagmar Margotsdotter Die DVD kann käuflich erworben werden: MATRIARCHATE WELTWEIT, Teil 1, Eine Mosuo besucht die Khasi Von Dagmar Margotsdotter, Dokumentarfilm, D 2016, 22 Min. Produktion: tomult&töchter, Uschi Madeisky, Gefördert: MatriaVal e.V. Es gibt unzählige Orte in der Welt mit matriarchaler Sozialstruktur. Mehr denn je ist es möglich, dass matriarchale Menschen einander kennenlernen, sich austauschen, stärken und stützen. Dieser Film ist der erste aus einer Reihe, die diese positive Entwicklung dokumentiert. 25 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mütterkompetenz Buch: „Die Stärken der Mütter“ Patriarchale Männer wissen, wie sie sich aneignen, was sie nicht selbst erschaffen haben. Eigentlich basiert die gesamte Väterherrschaft darauf, dass Väter sich nehmen, was ihnen nicht gehört, um es zu ihrem Eigentum erklären. Das begann mit den Eroberungsfeldzügen und der Vernichtung weiblicher Kulturen. Ihr Kulturgut wurde geraubt, umgedeutet oder einfach zerstört. Nach ein paar Generationen weiß niemand mehr etwas davon. Dennoch gehen auch heute noch alle sozialen und kulturellen Errungenschaften auf weibliche Schaffenskraft zurück. Weiblich: Weisheit und Spiritualität knüpft das Netz zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Weibliche Erkenntnis achtet die Natur und Lebensgesetze. Die Geburt ist ein weiblicher Akt. Das Neugeborene ist eine weibliche Schöpfung. Bleibt nur die Sache mit dem Genchip. Aber was soll die männliche Samenzelle befruchten, wenn keine weibliche Eizelle vorhanden ist? Zeugung ist Teil eines Prozesses, der weiblich ist. Alles, was ein Menschenkind nach der Befruchtung der mütterlichen Eizelle wachsen und gedeihen lässt, findet im Körper der Mutter statt. Nach seiner Geburt braucht es die körperliche und gefühlsmäßige Versorgung der Mutter in unmittelbarem Kontakt mit ihr, um zu überleben. Mütterliche Schaffenskraft, Weisheit und Spiritualität Schöpfung ist weiblich. Der männliche Genchip ist ein notwendiger Bauteil dieser weiblichen Schöpfung. Nicht mehr und nicht weniger. Die Mutter hat daher den größten Anteil an ihrem Kind. Die Mutter ist von der Empfängnis an mit dem Kind vereint und verbunden. Sie lebt mit ihm in einem Körper. Es wächst in ihr und kommt aus ihr heraus ins Leben. Wer kommt da auf die absurde Idee, sich in eine so intime Beziehung einzumischen und sie womöglich zu stören? Wer ein Kind aus dem Nest herausnehmen, etwas von ihm verlangen oder fordern will, verhält sich wie ein Nesträuber und zerstört die Lebensgrundlage des Nestlings und die Arbeit der Mutter die von der Empfängnis des Kindes an die volle Verantwortung zuerst für das innere, dann für das äußere Nest und sein Management übernommen hat. 26 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF In unserer Gesellschaft herrscht eine brutale Einstellung zur Symbiose. Viele Psychotherapien und inzwischen auch populärwissenschaftliche Medien verbreiten, diese Mutter-Kind-Bindung müsse möglichst rasch unterbunden werden, und sei es mit radikalen Mitteln und Methoden. Viele Mütter glauben mittlerweile selbst daran, dass sie ohne weiteres durch jemand anderen zu ersetzen sind. Von den Mitarbeitern einer Elefantenstation in Nepal wurde ein Elefantenbaby aus einer Felsspalte gerettet, in der es sich eingeklemmt hatte. Die Anwohner hatten beobachtet, dass die Elefantenmutter so lange bei ihm geblieben und unentwegt versucht hatte, irgendwie zu ihm zu gelangen, bis sie fast verdurstet und verhungert weiterziehen musste. Das Elefantenbaby schrie ständig nach ihr. Es wurde schließlich aus der Felsspalte gerettet und kam auf die Elefantenstation. Dort nahm es ein Tierpfleger in seine Obhut. Da Elefanten in Nepal als heilige Tiere gelten, dankte der Tierpfleger mit einem besonderen Ritual den Göttern dafür, dass er diesen kleinen Elefanten bekommen hatte. Er ist nun für den Rest seines Lebens für ihn zuständig. Eine Mutter ist nicht ersetzbar Auch Menschenkinder können ihre Mütter verlieren. Aber das ist die Ausnahme und nicht von der Schöpfung vorgesehen. Wie für den kleinen Elefanten ist es ein Glück für jedes mutterlose Kind, wenn es eine gute Versorgerin findet, bei der es groß werden kann. Aber niemals wird sie ein Ersatz dafür sein, wie es ist, mit der eigenen Mutter ungestört aufwachsen zu können. Eine Mutter ist durch niemanden ersetzbar. Sie ist einmalig, und ebenso einmalig ist ihre Beziehung zu ihrem Kind. Eine andere Beziehung ist deshalb nicht unbedingt schlechter, aber sie wird niemals dasselbe sein. Dass ein Kind eine Mutter hat, bei der es aufwächst, ist das Optimale. Deshalb bist du als Mutter optimal für dein Kind. Alles andere ist eine Verdrehung der Tatsachen. Verunsicherte Mütter trauen sich kaum mehr, ihre einjährigen Winzlinge tröstend in die Arme zu nehmen, weil ihnen die Umgebung vermittelt, sie seien „Glucken", und ihre Kinder würden „Mamakinder". Mütter halten sich für eine »schlechte Mutter", weil sie Fehler machen. Als müsste eine gute Mutter perfekt sein. Eine Mutter darf auch Fehler und Schwächen haben. Beide, Mutter und Kind, lernen und entwickeln sich daran. Doch würden wir Mütter nicht über die gesamte Kompetenz verfügen, die notwendig 27 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF ist, um unsere Kinder gut großzuziehen, wäre die Menschheit längst ausgestorben! Patriarchale Männer und Frauen haben Müttern die Kompetenz streitig gemacht. In vielen Bereichen waren sie erfolgreich. Aber in extremen Situationen verhilft der mütterliche Schutzinstinkt für die Kinder ihrer Kompetenz wieder auf die Sprünge. Die Mutterkompetenz bringt die Mutter in die natürliche Position, für ihr Nest und alles, was sich darin abspielen darf, allein verantwortlich zu sein. Diese Verantwortung muss die Gesellschaft Müttern zurückgeben. Jede Nestmanagerin und jeder Nestling prüfen natürlicherweise automatisch jede Person am Schwangerenbauchrand oder am Nestrand und lassen sie herein, wenn sie Vertrauen erweckendes, schützendes und achtsames soziales Verhalten zeigt. Wenn nicht, werden die Grenzen dichtgemacht oder die Person wird aus dem Nest geworfen. Die Mutter nimmt wahr, was ihr Kind braucht, was ihm gut tut. Sie nimmt auch wahr, was ihm schadet oder es bedroht. Dies ist Teil ihrer Mutterkompetenz. Heute erleben wir immer häufiger, dass Väter mit Hilfe von Familiengerichten und anderen Institutionen Kinder aus lebensnotwendigen Symbiosen herauslocken, abwerben, entführen, verführen, manipulieren und zu ihren eigennützigen, eigenmächtigen Zwecken missbrauchen. Nicht etwa aus Liebe zum Kind oder zu seinem Wohl. Väter benutzen die gleichen Täterstrategien wie beim Missbrauch, um das Mutter-Kind-Bündnis auszuhebeln, damit das Kind nicht mehr dem Schutz und der Kraft der Mutter vertraut. Die Nestmanagerin prüft soziales Verhalten Diese Dauerstörungen wirken sich verheerend aus, denn die Energie, die zur Bewältigung der Störung, Angst und Bedrohung nötig ist, wird ja eigentlich vorrangig für das Wachstum im Nest und aus dem Nest heraus gebraucht. Eine Mutter, die den biologischen Vater ihres Kindes aus gutem Grund ablehnt oder fürchtet, darf nicht gezwungen werden, ihn in ihren Familienalltag mit ihrem Kind integrieren zu müssen. Sie darf auch nicht gezwungen werden, ihm einen „Vertrauensvorschuss" zu geben, da er sich ihr und der Familie gegenüber nicht als vertrauenswürdig erwiesen hat. Von Richtern, Jugendämtern und Umgangsbegleitern werden Mütter gegen ihr besseres Wissen und ihre Kompetenz manipuliert, eine „Elternebene" mit dem nicht vertrauenswürdigen Mann herzustellen, was de facto überhaupt nicht möglich ist. Sie sollen ihren Kindern „ein positives Vaterbild vermitteln" und werden damit gezwungen, ihre Kinder zu belügen. 28 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Dabei spürt das Kind die Wahrheit. Zwei Drittel der Mutter-Kind-Kommunikation finden non-verbal statt. Ein Kind spürt sofort, wem die Mutter vertraut und wem nicht. Vertrauen lässt sich nicht erzwingen. Wer es bekommen möchte, kann es sich nur verdienen. Wenn ein biologischer Vater für das ruhige, gesunde Heranwachsen des Kindes ist und für den dafür notwendigen Nesterhalt, sollte er sich für seine Trauer um verlorene Lebensentwürfe einen Heilungsplatz suchen und seine bitteren Emotionen nicht in die Nähe des Nestes tragen. Wir Mütter allein sind kompetent in Bezug auf unsere Kinder und unser Nest. Diese Kompetenz macht uns handlungssicher im Umgang mit unseren Kindern und lässt uns souverän als Vertreterin unseres Nests nach außen auftreten. Sie hilft uns aus der Ohnmacht als Mutter und gibt uns die alleinige Verantwortung für unsere Kinder zurück. Souveräne Vertreterin des Nestes Jede Mutter darf sich auf diese Kompetenz stützen. Niemand hat das Recht, ihre Kompetenz zu beschneiden. Wenn wir Mütter unsere Kompetenz einfordern wollen, ist der erste Schritt, sie sich wieder bewusst zu machen und in sich zu spüren. Zusammenfassung: • Ich besitzte die volle Mutterkompetenz. • Diese Kompetenz ist in mir. Niemand kann sie mir nehmen. • Ich bin optimal für mein Kind. • Ich als Mutter weiß, was in unserem Nest los ist. • Ich als Mutter weiß, was für unser Nest gut ist. • Ich als Mutter weiß, wie mein Kind am besten gedeiht. Ursula Faßbender Ein Auszug aus dem Buch: „Die Stärken der Mütter“ 29 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Leserinnenbrief: Die Stärken der Mütter Während handelsübliche Ratgeber zu den Themen Elternschaft/ Väter/ Mütter ihre patriarchale Grundhaltung selbst nicht reflektieren, negieren oder aber als selbstverständlich und richtig voraussetzen, verbirgt Ursula Fassbender keinesfalls ihre mütterspezifische, matriarchale Perspektive, sie macht keinen Hehl aus ihrer Grundhaltung: die Mutter-Kind-Beziehung war, ist und bleibt die besondere, einzigartige und exklusive zwischenmenschliche Beziehung überhaupt! Die während und nach der Schwangerschaft bestehende leibliche Verbindung zwischen Mutter und Kind sowie die daraus wachsende Liebe zwischen Mutter und Kind ist durch nichts und niemanden adäquat zu ersetzen - auch nicht durch liebevolle Väter. Gegen liebevolle, unterstützende Väter, welche ein, wie sie sagt, "nestrelevantes Verhalten" zeigen, hat die Autorin überhaupt nichts einzuwenden. Sie wehrt sich jedoch mutig gegen den aktuellen Trend, leibliche Mütter durch (unsoziale) Väter zu ersetzen! Nestrelevantes Verhalten Vaterschaft ist eben nicht gleich Mutterschaft.... wer getraut sich, das heute noch öffentlich auszusprechen!? Ursula Fassbender tut es - sehr zur Erleichterung vieler Mütter, die selbst, am eigenen Leib, erlebt haben, was Mutterschaft bedeutet - und nur sie sind daher entsprechend kompetent! Solange Mütter in ihrer Entwicklung nicht gestört werden - durch patriarchale Gewalt - , wenn sie eine normale Schwangerschaft und Stillzeit verbringen dürfen, wenn sie in ausreichendem Maße soziale Unterstützung erhalten, die jede junge Mutter benötigt, dann entwickelt sich zwischen der Menschenfrau und ihrem Nachwuchs eine innige Mutter-Kind-Symbiose, welche für die optimale Entwicklung eines Babys und Kleinkindes gut und richtig ist! Aktuell werden diese Tatsachen von findigen patriarchalen PsychologInnen/PädagogInnen mit Unterstützung durch den neuen "Gendermythos" von der absoluten Gleichheit der Geschlechter, abgewehrt und die Einzigartigkeit der Mutter-Kind-Beziehung wird abgewertet oder gar geleugnet. Und dieses "moderne Elternschaftskonzept" führt zu erheblichen Schwierigkeiten im Falle einer Scheidung/Trennung der Eltern mit nachfolgendem Umgangs- und Sorgerechtsstreit. 30 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mütter, die ihre natürlichen Vorrechte auf ihre Kinder und die gewachsene Nähe zu ihnen als Basis für ein weiteres Zusammenleben auch nach der Trennung vom Kindsvater für selbstverständlich halten, sehen sich nun getäuscht. Ursula Fassbender warnt vor der "Blauäugigkeit" mit der Frauen derzeit Mütter werden..... Selbstverständlich ist nichts mehr, Begriffe wie "Mutterrecht", "frühe Mutter-Kind-Bindung" oder gar "Natur" sind aus dem Vokabular zu streichen. Mit eigens kreierten neuen Gesetzen, durchgesetzt von einer starken Väterlobby -Richterväter, Politikerväter, Wirtschaftsväter, Psychologenväter, Pädagogenväter etc.-wurde eine mütterund kinderfeindliche Tendenz im neuen Familienrecht fest verankert. Väter sind kein Mutterersatz Diese neue Gesetzgebung kann entgegen allen Rechtfertigungsversuchen der BefürworterInnen eines nicht lange verbergen: es geht dabei nicht in erster Linie ums Kindeswohl - es geht - wieder einmal - um die Besitzrechte von Vätern an "ihren" Kindern im Rahmen einer patriarchalen Weltanschauung. Ursula Fassbender beschreibt in ihrem Buch aus erster Hand das Drama, welches sich seitdem in Deutschland abspielt, in privaten Haushalten, in Jugendämtern und Beratungsstellen, in Gefängnissen (!) und vor Gerichten. Mütter, die versuchen, ihre Kinder einem als unsozial oder gar gewalttätig bekannten Vater zu entziehen, werden als unkooperativ, widerständig, böswillig und egoistisch bezeichnet. Von Müttern wird gar erwartet, dass sie permanent bei ihrem Kind für den Kindsvater werben, ganz gleich, was dieser dem Kind oder der Kindsmutter bereits angetan hat. Schließlich ist er doch immer noch der Vater! Das Motto scheint zu lauten: "Immer noch besser einen schlechten Vater, als gar keinen Vater". Aus eigener Erfahrung in der Beratung kann ich die erschreckenden Beispiele, die Ursula Fassbender nennt, als zutreffend bestätigen und um weitere ergänzen: MitarbeiterInnen von Jugendämtern sagen mittlerweile zu verzweifelten Müttern, die ihre Kinder vor gewaltbereiten Kindsvätern schützen möchten, ungeniert Sätze wie: " Was wollen Sie denn - der Kindsvater hat doch nur sie vergewaltigt, nicht die Kinder...." oder "Sie müssen aber die Kinder regelmässig zu ihm ins Gefängnis bringen, damit die so wichtige VaterKind-Beziehung nicht unterbrochen wird....". Alltag im Jugendamt im Jahre 2016 - aber nicht etwa in Afghanistan - sondern in Deutschland! 31 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF In dieser Situation, in der Mütter, Kinder und beratende Personen sich vom Staat allein gelassen und misshandelt fühlen (müssen!), macht Ursula Fassbender Mut, hier nicht aufzugeben, sich nicht abzufinden oder gar verrückt zu werden. Denn wenn Mütter, durch den jahrelangen Kampf gegen einen Goliath von Gesetzen, Gerichten und gewalttätigen Kindsvätern, völlig erschöpft, psychisch erkranken wird ihnen dies, wie vieles andere, selbstverständlich auch zum Nachteil ausgelegt. Daher getrauen sich etliche Mütter heute nicht einmal mehr, psychologische Beratung, geschweige denn eine vielleicht notwendige Psychotherapie wegen Traumatisierung, in Anspruch zu nehmen, um nicht unter den Verdacht einer "psychischen Schwäche" zu geraten! Kindsväter hingegen können sogar wegen ihrer Gewalttaten rechtskräftig verurteilt sein und im Gefängnis einsitzen – sobald sie signalisieren, dass sie möglicherweise bereit sein werden, sich gnädigerweise auf eine Psychotherapie einzulassen, haben sie gute Karten - schon die Absichtserklärung kann ausreichen, um sie in den Augen wohlwollender Richter und dienstbeflissener JugendamtsmitarbeiterInnen zu rehabilitieren. Daher werden Kinder heute tatsächlich zwangsweise zu ihren Vätern ins Gefängnis gebracht – regelmäßig und auch gegen ihren Willen! Gesunde MutterKindSymbiose Die Stärke dieses Buches liegt unter anderem in seiner Nähe zum Geschehen, zum Alltag der Betroffenen. Ursula Fassbender formuliert den Schmerz, die Ohnmacht, die Verzweiflung vieler Mütter und Kinder, doch sie bleibt dabei nicht stehen: sie fordert Mütter auf, den erschreckenden Tatsachen ins Auge zu sehen, an die Öffentlichkeit zu gehen, sich zu solidarisieren, für das Mutterrecht zu einzutreten und sich auf ihre ursprüngliche, mütterliche Kraft zu besinnen. In weiteren Abschnitten ihres Buches vermittelt die Autorin neue Denkansätze und Übungen, um das mütterliche Selbstvertrauen (wieder) aufzubauen, die eigenen Kompetenzen zu entdecken und zu fördern. Sie erinnert an die "Bärinnenkräfte", "Wolfmutterinstinkte", "Löwinnenrudelkompetenz" und den "Tigerinnenmut", an Urkräfte, die in uns Müttern stecken. Im völligen Gegensatz zu patriarchal konzipierten Erziehungsratgebern stellt sie der mütterlichen Schöpfungskraft heutiger Frauen das 32 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Vertrauen in uraltes matriarchales Wissen und die spirituelle Kraft weiblicher Göttinnen zur Seite. Das ist eine Wohltat und Befreiung für unsere zugunsten fiktiver allein herrschender und allein gebärender Vätergötter - verleugnete und gekränkte Mütterlichkeit. Neben aller Begeisterung möchte ich auch einige kritische Anmerkungen anfügen: An manchen Stellen gefällt mir der formale Stil der Autorin nicht; sie neigt teils zu sprachlicher Ungenauigkeit und Verallgemeinerungen, die ihr KritikerInnen mit Freuden zu Lasten legen werden. Ich selbst mag es beispielsweise nicht, wenn sie Merksätze überschreibt mit den Worten: "Nehme wahr, dass...."- denn bei aller Sympathie möchte ich doch stets selbst entscheiden, was und wie ich wahrnehme... Da ich jedoch ihre verständliche, leidenschaftliche Wut als mitbetroffene Fachfrau teile, fällt es mir nicht schwer, über sprachliche Unebenheiten hinweg zu sehen und mich auf Inhalte zu konzentrireren. Mütter stärken heißt Kinder stärken Eine inhaltliche Kritik habe ich dann bezüglich ihrer Einstellung zum angeblich intuitiven pädagogischen Wissen der Mütter. Obwohl ich - siehe oben – ebenfalls viel von unserer Biologie, von mütterlichen Instinkten und weiblicher Intuition halte - so erlebe ich doch in meiner Arbeit täglich, wie sehr auch wir Mütter patriarchal verstört und geschädigt sind. Wie könnte es anders sein? Auch Mütter können unsensibel, instinktlos, unsicher, unwissend, sogar hart und rücksichtslos mit sich selbst und mit ihren Kindern umgehen. Sie sind es mit Sicherheit seltener als Väter - aber dennoch. Auch Mütter müssen nicht-patriarchale Erziehung - d.h. Erziehung ohne Gewalt, aber mit sinnvollen Grenzen und Konsequenzen - erst wieder erlernen, sich erarbeiten. Daher sollte jede Mutter sich im Bereich Erziehung Fachwissen aneignen und dies nicht etwa den "neuen Vätern" überlassen, welche sich aktuell nur zu gern zu Experten der Säuglingspflege und Erziehung aufschwingen. 33 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Denn ermutigt durch die oben genannten Ratgeber, meinen solche Väter, nicht etwa die Mütter in ihren Aufgaben unterstützen zu sollen, sondern gleich ganz die Rolle der Mutter zu übernehmen zu dürfen und zu können! ((Welche Blüten dies treibt lässt sich mittlerweile im Alltag und auf der Strasse beobachten: In der Fußgängerzone kam mir letztens stolzen Schrittes ein Mann entgegen, der vor seinem Bauch einen Säugling trug, höchstens sechs Wochen alt. Dann sah ich, wer, etwas langsamer, hinter ihm ging: die dazugehörige Kindsmutter, blass, mit noch von der Schwangerschaft gezeichnetem Bauch - und sie schleppte in ihren Armen ein nölendes, schweres, ca. dreijähriges Geschwisterkind.....!! Einen weiteren dieser neuen Väter traf ich neulich im Bücherladen: er trug eine dicke Fliesjacke, bis obenhin fest verschlossen, die so ausgebeult war, das ich darin ein Baby vermutete. Ich konnte meine Empathie mit diesem Säugling, der unter Sauerstoffmangel leiden musste, nicht verbergen und sprach ihn an, ob es nicht doch zu wenig Luft für das Kind wäre. Er schaute hochmütig grinsend auf mich herab. Sein Blick sprach Bände: Was willst Du eigentlich, Du unwissende alte Frau, ich bin hier der Vater! Und er meinte: "Nee, das ist alles erprobt, kein Problem." Will heißen: beim letzten Mal lebte das Kind hinterher noch!? Später dachte ich, analytisch betrachtet, hat er sicherlich den schwangeren Zustand einer Frau mit ihrem Baby im Bauch, welches ja noch keinen Sauerstoff benötigt, mit seinem tollen Vater-Babybauch Gefühl verwechselt....Schwangerer Pharao Aton 2016! Armes Baby...Der Gebärneid der Männer hat eben fatale Folgen, seit dreitausend Jahren....))) Mutterschaft ist leiblich Und in Zukunft werde ich "Die Stärken der Mütter" von Ursula Fassbender weiter empfehlen, insbesondere den Müttern, welche von abstrusen Sorgerechtskonflikten mit gewaltbereiten, arroganten Vätern betroffenen sind - ihre Zahl steigt von Monat zu Monat! Dabei hoffe ich, dass diese Mütter verstehen werden, dass ihre Erlebnisse und ihr Leiden kein Einzelfall sind und dass der einzige Weg aus dem Dilemma eine neue Solidarität ist, die von Müttern und mütterlichen Menschen ausgehen muss.... Angela aus Ostfriesland 34 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF MatriaKongress 2017 in Jena Am Wochenende 18./19./20. August im kommenden Jahr 17 JdF findet in Jena in dem schönen Alten Rathaus und auf dem Platz davor ein MatriaKongress statt: "Friedliche Gesellschaften stellen sich vor". Mittelpunkt werden VertreterInnen aus den Matriarchaten selbst sein. Hauptveranstalterinnen sind das Frauenzentrum TOWANDA und MatriaVal e.V. sowie viele Kooperationspartnerinnen. Seit Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen MatriaVal und TOWANDA. Schon im Jahre 15 JdF luden uns die Frauen vom TOWANDA ein, einen Basiskurs in Matriarchatskunde zu geben, weil sie die leidenschaftliche Idee haben, die Werte der matriarchalen Welt auch in Jena lebendig werden zu lassen. Seid mit dabei! Mittlerweile wird auch eine junge Minangkabauerin, Mici, deren Klan in West-Sumatra uns sehr vertraut ist, bei der Organisation mithelfen. Sie lebt seit einem Jahr in Jena und studiert Deutsch, um später Mathematik zu studieren. Auch Prof. Lamu Gatusa und Sadama aus unserem Film „Wo die freien Frauen wohnen“ (Mosuo) werden kommen, sowie Fräundinnen und Fräunde aus anderen Matriarchaten. Es empfiehlt sich also jetzt schon, im Kalender des Jahres 17 JdF diese Tage einzutragen! 35 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Zum Buch „Familie als Beginn“ von Fricka Langhammer, veröffentlicht in der efi (evangelische Frauenzeitschrift für Bayern), März 2016 Ungewohnte Familienmodelle...… … hat uns die Matriarchatsforschung vorgestellt. Diese Matriarchate werden in grauer Vorzeit vermutet. Aber auch heute noch gibt es sie, zum Beispiel bei den Mosuo in China. Sie leben frauenzentriert in Clans, die bis zu vier Generationen umfassen. Es gibt keine Ehemänner, sondern als männliche Bezugspersonen die Brüder der jeweiligen Generation, die in ihrer Herkunftsfamilie bleiben, einer Arbeit nachgehen, sich an der Erziehung der Kinder ihrer Schwestern beteiligen und in der Familie versorgt werden. Väter der Kinder sind Liebhaber der Frauen, mit denen diese längere oder kürzere Zeit verbunden sind, ohne aber einen gemeinsamen Haushalt zu haben. Es ist eine sogenannte Besuchsbeziehung. Matriarchat im Alltag umsetzen Die Autorin Fricka Langhammer hat diese Weise des Zusammenlebens in einer kleinen Studie mit der bei uns gelebten Kleinfamilie verglichen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Aufwachsen in frauenzentrierten Clans mit einer der reiferen Frauen als Familienoberhaupt für Kinder wesentlich mehr Stabilität bietet. Was sie besonders überzeugt ist die Tatsache, dass die Liebesbeziehung und das sexuelle Verlangen zwischen Frauen und Männern bei den Mosuo von der ökonomischen Existenzsicherung getrennt sind. Auch wenn die Autorin weiß, dass die Lebensverhältnisse aus dem ländlichen China nicht auf das industrialisierte Europa zu übertragen sind, wagt sie am Schluss des Buchs ein Expertinnengespräch darüber, wie eine matriarchal geprägte Großfamilie wenigstens in Ansätzen in Deutschland gelebt werden könnte. Juliane Brumberg 36 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Hallo liebe Frauen, meine Mama und ich haben uns Gedanken darüber gemacht, wie der biologische "Vater" eines Menschen bezeichnet werden könnte, ohne dass es sich auf eine Machtstruktur des Haushalts oder auf die Beziehung zur Mutter bezieht. Und dennoch soll es wertschätzend und bezeichnend sein. Der beste Begriff der uns einfiel ist IMPULSSCHENKER. Die Erklärung dazu bezieht sich darauf, dass der Mann zwar einerseits einen "kleinen" Beitrag leistet ("nur" Samenspende, während die Mutter nicht nur das Kind in ihrem Körper austrägt und es danach noch nährt, sondern das Kind direkt als Teil ihres Körper aus den Stoffen ihres Körpers wächst), aber er schenkt den Funken, der alles starten lässt. Er setzt den Impuls. Ganz besonders, wenn beide ganz bewusst und in heiliger Achtsamkeit ein Kind zeugen. Passend dazu finde ich auch die "neue Erkenntnis", dass die Befruchtung keineswegs durch das schnellste und stärkste Spermium erfolgt, das als erstes das Ziel erreicht, sondern dass es ganz viele Spermien braucht, die alle ganz sanft gegen die Membran der Eizelle vibrieren, sie sozusagen streicheln und umschmeicheln, bis die Membran sich öffnet und eines durchlässt. Ein einzelnes Spermium wäre nicht in der Lage, die Membran zu durchdringen. Also nichts mit "Durchsetzung des Stärkeren" und solches Zeug. Teamwork ist notwendig! Impulsgeber, der erste Einfall, erschien mir zu kalt. Das klingt eher nach dem "Kopf" oder "Starter" eines Projektes. Da fehlt das Gefühl. Impulsspender klingt zum einen steril, nach Krankenhaus und Labor, zum anderen zu devot und wenig wertschätzend. Kinder sind perfekte Wesen Im SCHENKEN finde ich aber die Liebe, die Hingabe, die Zärtlichkeit, den Respekt und auch das Fehlen eines Besitzanspruchs. Eine Mutter sollte meiner Ansicht nach genauso wenig Besitzanspruch auf ihre Kinder erheben. Kinder sind kein Besitz, genauso wenig wie sie unvollkommenes Rohmaterial sind, das in Form "erzogen" werden muss. Sie sind perfekte Wesen in und für sich selbst, die wir begleiten und unterstützen dürfen, so gut wir es vermögen. Aber auf die wir – menschlich und spirituell gesehen – keinen "Anspruch" haben. Vielleicht haben ja auch andere weiterführende Ideen, wie die Bedeutung in einen "gemütlicheren" oder "handlicheren" Begriff gepackt werden kann. Ich freue mich, was da wohl noch so für Ideen kommen mögen und weiterentwickelt werden. :) Alles Liebe Marisol Zauner, Gertraudstochter 37 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die Namenlosen Liebe Franziska, Freya, Frieda, Ihr sucht also einen neuen Namen für die Spezies, die bisher Vater genannt wurde. Welcher Aspekt ist euch wichtig: biologisch, psychologisch, philosophisch, ethologisch, anthropologisch, politisch, soziologisch? Nun, da ich in keiner dieser Disziplinen ausgebildet bin, stehe ich ausserhalb jeder Kritik. In den Abstimmungstopf will ich auch nicht, den Gewinngegenstand habe ich nämlich schon. Wörter wie befruchten, begatten, erzeugen kommen für mich auch nicht in Frage. Trotzdem hat mich das Suchen interessiert. Leider ist „Respektvolles und Angemessenes“, wie von euch erbeten, auch nicht herausgekommen. Ich dachte mir, dass ich nichts falsch machen kann, wenn ich bei den Genen anfange, denn deren Weitergabe ist doch wissenschaftlich gesichert, oder nicht? „Gen - erator“, „Gen - eral“, „Gen – ie“…. Also das klappt schon mal nicht. „Samenspender“ ist mir zu nah am Seifenspender und das mit dem Samen stimmt ja eh nicht. Trotzdem haben wir in unserer Stadt eine Samenbank, aber „Samen-banker“ ???---- Platzhirsche und Seepferdchen „Spermiero“ oder „Zellenlieferant“ passt vielleicht, klingt aber ziemlich gewöhnungsbedürftig. Maskuline Fortpflanzungstermini aus dem Tierreich berühren mich etwas peinlich, wiewohl ich sehr wohl weiss, dass sie manchem testosteronangereicherten Mann schon gefallen. Ich erwähne nur den vergleichsweise harmlosen Platzhirsch. Dass die Noch-Namenlosen nun andererseits nicht den biologischen Titel „Männchen“ tragen wollen, kann ich irgendwie aber verstehen. Der Blick in die Welt der Tiere hilft also auch nicht weiter, trotz der mütterlichen Seepferdchen (s. Mutterlandbriefe 6). Ein schöner, hehrer Begriff wäre „ Lebenschenker“, aber mir ist er ist zu hehr, zu schön, zu groß, zu missverständlich und zu falsch. Dass ich mit dem „Begriff“ des Schenkens Probleme habe, ist allerdings mein persönliches Ding. Zu oft schon musste ich mich für unwillkommene Geschenke widerwillig bedanken, nicht auszudenken, es hätte sich dabei jemals um ein Kind gehandelt. 38 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Ausserdem hatte ich schon immer etwas gegen die oft zu lesende rührende Aussage, „Sie schenkte ihm soundsoviele Töchter und Söhne“. Da geht mir die Schenkökonomie einfach zu weit. (HiHi). Leben entsteht, wird genährt, getragen, geschützt, auf die Welt vorbereitet in der Mutter. Leben ist das GROßE MÜTTERLICHE GEHEIMNIS und nicht das Geschenk eines der NochNamenlosen. Seit der „Parthenogenese“ von Marianne Wex wissen wir ja zudem, dass es sich ohnehin um ein evolutionäres Zwischenstück handelt, um einen „EVO-Zwi“, also. Mit der Bezeichnung „Impulsgeber“ müsste ich mich vielleicht noch beschäftigen, aber der begegnet mir einfach zu häufig. In Fernsehmoderationen, Unterrichtsmodellen, Kinderferienspielen der Katholischen Jugend, Designerbüros sind sie zu Hause, die Impulsgeber und zugegeben auch sehr wichtig. Denken wir nur an die Künstler, die oft erst etwas Neues, Kreatives erschaffen konnten, wenn die Muse sie geküsst hatte. Jaja, die Muse, wie schön das klingt, aber davon den „Muser“ abzuleiten, ist dann doch ein bisschen weit hergeholt, finde ich. Jetzt schlage ich mal einen gedanklichen Purzelbaum und lande bei meinen geliebten Ahnkelkindern. Ich hätte sie zweifellos nicht ohne meine Söhne und Schwiegersöhne. Sie haben mich damit glücklich gemacht und ich würde sie gerne „HappyOma-Makers“ nennen. Dabei höre ich die Gilde der Altphilologen aufheulen “schon wieder so ein unnötiger Anglizismus“, wobei sie ja vielleicht Recht haben. Apropos Oma: leider kenne ich mich in der modernen weiten Welt der Jugendsprache und des Cyberspace (noch) nicht so gut aus, als dass ich mir von dort einen griffigen coolen Dingsbums holen könnte. Anglizismen oder Abkürzfimmel Aber wie wär es denn mit einer Anleihe aus der Buchstabensprache der allgegenwärtigen Abkürzungen, die alle kennen und dennoch nicht wissen, was sie eigentlich wirklich heissen? Ich schlage vor: ESGE = Ein Super Generationen Erneuerer. Ohh Neinn!! Halt! .Das geht auf keinen Fall, ist doch mein häufig gebrauchtes Lieblings-Küchengerät ausgerechnet mein ESGE-Stab. Nein, da krieg ich dann überhaupt nichts mehr gebacken. Pffffffffffhhhhhh!! KMBe (der Name ist der Redaktion bekannt) PS: Ich wünsche euch noch zahlreiche kreative anständige Namensvorschläge. 39 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Liebe MAtri-Begeisterte und Beseelte, Ich freue mich sehr über den Austausch zur Findungen einer passenden Sprache für die kommende matriarchale Gesellschaft. Den biologischen Vater "Erzeuger" zu nennen entspricht nicht den Fakten, aber auch wirklich gar nicht! Die Mutter wird als generierende Kraft dabei komplett ignoriert!!! Dabei ist sie in allen Parametern: Zeit , Menge, Leistung DAS Maßgebende! Deshalb sage ich gerne : MIT-Zeuger. Das ist deutlich: Die größte menschliche Zelle - die Eizelle - stellt die geschlechtsreife Frau jeden Monat her. Und als Gast ist eben dieses MitZeugen neuen Lebens möglich für den erotischen Liebespartner. In der Rolle eines besuchenden Gastes. Eine solitäre Rieseneizelle und ein winziges Zellkernchen verschmelzen im Größenverhältnis 1:20 000 in den Räumlichkeiten der werdenden Mutter. Die Mutter als generierende Kraft Größenverhältnis: Eizelle, Zellkerne Aus diesem Grund sind die leiblichen Kinder eines Mannes ja die der eigenen nabelschnurverwandten Familie - pardon - Femmilie. Und eben nicht die mit der Partnerin mit-gezeugten. Die sind sowas von offensichtlich nicht-leiblich - ja regelrecht seinen Leib fliehend, führt man sich die Kraft des Leibverlassens des Massenartikels Zellkerne bei der Ejakulation vor Augen. Also neu: Femmilie! Familie ist ja dieses römische Patriarchendingens von Haus Hof und Gesinde. Das hat ausgedient. Sprache, die Erkenntnis bringt und Fakten benennt - wunderbar! Schreibe ich Briefe an liebe Bekannte , dann an Freya Soundso, und an Heros Soundso, statt Frau und Herr. Es ist nämlich wissenschaftlich erwiesen, dass Neues eine gewisse Ähnlichkeit zum Bestehenden braucht, um von den Menschen aufgenommen zu werden. Freya und Heros klingen auch gleich sehr inspirierend, finde ich. 40 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Spreche ich in kleiner Vortragsrunde die anwesenden Frauen und Männer an, dann begrüsse ich: Sehr geehrte Dianen und Heroen! Ruft meist Gelächter, manchmal nur ein verschämtes Grinsen allseits hervor. Brauchen wir noch ein paar tolle Formulierungen, wenn Frau ein Kind "generiert“. Dieser Begriff ist neu, angemessen und aktiv, an Stelle von “ein Kind bekommen", wie von der Post geliefert oder von Sixt oder Hermes! Ja, gerade an der Schöpfungsbasis unserer Gesellschaft müssen die Worte die wirklichen Gegebenheiten unverschleiert ausdrücken, für das angemessene Selbstbewusssein der Generationen-Macherinnen!!! Frauen sind ja nicht nur das Volk, sie machen es auch im Wesentlichen! Wird also Zeit, dass sie sich auch so positionieren. Wenn es um die Liebe geht, ist es angebracht, eben nicht wie seither nur die erotische Verbindung zu meinen. Etwa: “Na, was macht die Liebe?” Die zu den Kinder, die zu den Schwestern und Brüdern , zu den Freundinnen und Freunden usw. ist damit ja nicht gemeint. Die Frage ist immer auf die Partnerschaft begrenzt und fixiert gemeint. Kreative praktische Wortschöpfungen Hier könnte es eine neues Wort für die erotische Liebespartnerschaft geben. Die Mosuo bezeichnen sich gegenseitig als Sze-Sze (Sprich schee-schee). Hab ich neulich in Dagmar Margottsdotters Buch "am Herdfeuer" gelesen. Und hab’s auch gleich übernommen, weil es auf schwäbisch wie "schönschön” klingt! Das passt doch prima! Wenn wir von Familienwerten sprechen, denken wir gerade noch an Geschwisterwerte - wie Brüder und Schwester und Brüderlichkeit. Für die Beziehung Kinder-Mutter fehlt uns komplett ein passendes Wort: Sohnlichkeit? Tochterlichkeit? Hm!!! Kindheit? Meint was anderes. Das ist eine meiner Fragen an all die matriarchalen Frauen und Männer im Lande. Ich freue mich weiter auf befruchtende kreative praktische Wortschöpfungen! Eure Gabriele 41 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Bericht von der 3. GöttinnenKonferenz in Wien 26. – 28.05.2016, Schloss Laudon Ehre wem Ehre gebührt! Der Empfang der 240 TeilnehmenrInnen durch Andrea Dechant und ihre 60 MitstreiterInnen im Innenhof des Wasserschlosses ist äußerst erfräulich. Frauen und Mädchen aus ganz Europa sind vereint und sogar Australien ist mit den Priesterinnen Anique Duc und Maree Lipshitz vertreten. Beeindruckend auch die Nachmittagszeremonie: im 8-teiligen Rad begrüßen sich die Frauengruppen der verschiedenen Himmelsrichtungen und Elemente. Am nächsten Morgen habe ich mich für die Gruppe :“Hüterinnen des Mutterlandes“, mit Uschi Madeisky, Daniela Parr und Dagmar Margotsdotter eingetragen. – Wie berührend die sicht- und fühlbare Ahninnenreihe von Ururgroßmutter - Urgroßmutter - Großmutter - Mutter - Tochter doch ist! Jede einzelne wechselt innerhalb der uns zustehenden Zeit die Position, sodass wir alle das Gefühl der Verbundenheit, den Rückhalt, das Vertrauen zueinander und das Wissen der alten, matrifokalen Traditionen erspüren können. Nachdem wir in Kleingruppen noch einmal unseren Fantasien zu matrifokalem Leben Ausdruck geben können, erhalten wir den Mutterlandpass! Hüterinnen des Mutterlandes Die Ergebnisse des Workshop werden auf „Seerosen“ notiert und Mutter See übergeben Die drei Workshopleiterinnen vlnr: Daniela Parr, Uscha Madeisky, Dagmar Margotsdotter Nachmittags bringt uns Li Shalima in einem Vortrag mit anschließendem Film ihr Wissen um Ta pu at, die Symbolik des Labyrinthes nahe. Das wir in einer berührenden Mütter-Töchter Zeremonie im großen Labyrinth des Schlossgartens dann auch hautnah erleben… 42 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Schon heißt es Umziehen zur großen Göttinnen-Gala: welche Glück hat wird von der Erdfarben-Frau aufs Professionellste geschminkt. Draußen und an den Fenstern warten die Fotografinnen, bis sich alle zum großen Bio-GalaBüffet einfinden. Anique Duc hat nicht nur eine gewaltige Stimme, wenn sie ihre Anrufungen anstimmt… Zu Beginn der Abendveranstaltung im großen Saal überzeugt sie die TeilnehmerInnen restlos von der hohen Qualität ihres Jazzrepertoires. Im Anschluss an den Orientalischen Tanz dürfen alle „Göttinnen“ die Tanzfläche stürmen. . Der 28.05. beginnt mit einem Vortrag von Andrea Dechant zum Thema Erdgöttinnen sowie der Vorstellung aller HelferInnen. Zum Abschluss gibt es ein erneutes Treffen im 8teiligen Rad; die Elemente und Himmelsrichtungen schließen sich zu einer langen Kette, die erst auf der großen Schlosswiese wieder auseinandergeht. Zum Abschluss nimmt jede Frau „ihren“ Stein und eine Tongöttin mit einem Samen darin mit nach Hause. Jede Frau nimmt etwas mit nach Hause Auf Wiedersehen im Mai 2018 zur 4.Göttinnenkonferenz mit dem Schwerpunktthema: Luft Monica Weispfennig 43 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die Göttinnen-Konferenz Eine lebendige Fraueninsel Bereits zum dritten Mal seit 2012 kamen rund 250 Frauen, dieses Mal auch Mädchen und einige Männer am Rande des Wienerwaldes in einem barocken Wasserschloss zusammen um der Göttin zu huldigen. Nach dem Element Wasser widmete sich diese Göttinnen Konferenz speziell der Kraft und Energie der Erdgöttinnen. Ich nenne Zusammenkünfte dieser Art „Fraueninseln“. Und „Göttin sei Dank“, gab und gibt es diese Fraueninseln. Ich denke dabei mit Freude an das Fest der 2000 Frauen, an die Ausrufung des Jahrtausends der Frau, an die Matriachatskongresse, an die Feministischen Psychotherapiekongresse, an die Lesben Frühlingstreffen und an die Frauen Musikfestivals. Auf diesen größeren Inseln, wie auf den vielen kleineren Inseln und Kreisen der gelebten und gefeierten Weiblichkeit, wird jedes Mal ein Feld der Begegnung aufgebaut. Wie auch hier im Wasserschloss Laudon. Andrea Dechant hatte auch diesmal wieder, gemeinsam mit den Mitfrauen, ein dichtes und buntes Netz gewebt, in das sich die Bilder und Geschichten der Göttinnen und Frauen einweben konnten. Die in allen Grüntönen von frischen Gelbgrün, bis kühlen Blaugrün und warmen Olive, sowie Ocker und erdigen Brauntönen gekleideten BesucherInnen, diese verwandt denkenden und handelnden Frauen, teilten in diesem sinnlichen Freiraum kreative und auch anarchische Gedanken, erfuhren Inspiration und konnten Mut für Neues fassen. Es war und ist ein Austauschen, ein Auftanken, ein Anregen und ein freudiges Feiern. Themen wie Ökologie, Sinnlichkeit, Genuss, Spiritualität, Ästhetik, Geschmack, Frauenmacht und Selbstbestimmung, die Liste ließe sich lange fortsetzen, sind Grundlagen der Kreise, die sich in diesen drei Tagen immer wieder neu bilden. Kontakte und Freundinnenschaften entstehen, Produkte aus ökologisch, weiblichen Produktionen finden LiebhaberInnen am sogenannten „Markt der Fülle“. Es ist so wichtig, dass sich die kleineren und größeren Inseln mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen vernetzen können und lebendig bleiben. Sinnlichkeit, Ästhetik, Genuss Ich freue mich auf die „Göttinnen Konferenz“ der Luftgöttin, die, „so die Göttin will“, uns 2018 in zwei Jahren wieder zusammenführen wird. Hermine Brzobohaty-Theuer 44 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Marienbilder Tor des Lebens Viele Marienbilder und -statuen sprechen eine eindeutige Sprache. Sie zeigen mehr oder weniger dezent oder auch ganz offensichtlich das „Tor des Lebens“ und damit die urweibliche Kraft, wie wir es von einer Muttergöttin auch erwarten. Den Faltenwurf des Mantels der Maria umschließt oft ein zartrosa Kleid im Inneren, das auch wieder leicht gefältelt ist. Woran erinnert uns das? Sehr deutlich wird dies beispielsweise bei der „Madonna von Lourdes“, deren Statue in einer Grotte steht, was den vulvenartigen Charakter noch deutlicher macht. Hat Maria ihre Hände zum Beten gefaltet, so sind diese oft exakt an jener Stelle, wo wir bei der Vulva die Klitoris finden. Manchmal ist über die betenden Hände auch ein Band gestülpt, das wie die „kleine Kapuze“ über der Klitoris erscheint. Bei anderen Statuen wiederum erscheint uns der Kopf der Maria, eingehüllt in ein Tuch wie die Klitoris und die betenden Hände sind exakt dort, wo sich die Harnröhrenöffnung befindet. Maria, Vulva, Maria, Vulvina Stellt sich die Frage, woher zahlreiche fromme Holzschnitzer und Steinmetze ihre Inspiration bekommen haben. Ganz besonders schön und hoffnungsfroh sind diese speziellen Marienfiguren auf Grabsteinen, wo dem Tod das "Tor zum Leben" gegenübergestellt ist. Die betende Maria von Lourdes hat übrigens ihre ganz eigene Geschichte, die auf die viel ältere baskische Muttergöttin Mari zurückzuführen ist. Der 14jährigen Bernadette ist im Jahre 1858 eine „weiße Dame“ erschienen und sie selbst hat nie von der christlichen Maria gesprochen. Ganz liebe Grüße Andrea Dechant 45 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Marienbilder Tor des Lebens Nach Andrea Dechants Vortrag über Marienbilder und das Tor des Lebens, konnten wir es nicht lassen, die folgenden Fotos von uns anzufertigen. Brille: Christian Dior Fotografiert auf der Göttinnen-Konferenz in Wien Oben links: Uscha Madeisky (Brillenbesitzerin), oben rechts: Daniela Parr Unten links: Andrea Dechant, unten rechts: Dagmar Margotsdotter 46 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Yoni-Tasche Ein Fundstück auf der Göttinnen-Konferenz Diese originelle Vulva-Tasche haben wir auf der Göttinnen-Konferenz in Wien an einem Verkaufsstand entdeckt und gleich mehrere davon erworben. Unter dem Label sicago.net stellt die Künstlerin Simone Göstl Taschenunikate aus Alttextilien und Restbeständen her. „Was soll das sein, eine Vulva?“ „Das, was du zwischen den Beinen hast, Mama.“ „Sieht pervers aus – ah – soll es auch.“ Fröhlich, bunt, überraschend „Schön – schaut aus wie … Oh, ist es!“ www.sicago.net Auch der Verkaufsstand von MatriaVal e.V. konnte sich sehen lassen. An unserem Tisch haben wir ein täglich wechselndes Sortiment von Büchern, CDs und Filmen angeboten, so dass es für die Frauen der Konferenz jeden Tag aufs Neue interessant war, bei uns vorbeizuschauen. www.matriaval.de Jeden Tag neu 47 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Wohnprojekt von Frauen für Frauen Beginenhaus Blaubeuren Haus der Weisen Frauen Nur noch 2 Plätze frei! Ein Interview mit den Initiatorinnen am 12.April 2016 Sirilya von Gagern und Ursa Illgen Beginenhaus auf der Schwäbischen Alb Liebe Ursa, liebe Sirilya, danke, dass ihr bereit seid, uns euer interessantes Projekt zu erläutern. Wir sind sehr gespannt und neugierig und fragen zuallererst: Welche Ideen und Ziele stehen hinter eurem Beginen-Projekt für euch und eure zukünftige Wohn- und Lebensgemeinschaft? In unserem Beginenhaus Blaubeuren, dem Haus der Weisen Frauen, soll es eine lebendige Gemeinschaft eigenständiger Frauen jeden Alters geben, die ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben jetzt und im Alter gestalten wollen. Hier werden Frauen miteinander wohnen und im Teilen ihrer Lebensfreude und Lebenserfahrung einen kreativen und freien Frauenraum schaffen, offen für weibliche Spiritualität. Wir werden damit ein zukunftsweisendes Modell in die Welt bringen, wie Frauen in Würde und mit (Über)Mut miteinander alt werden, sich unterstützen in der Geborgenheit einer vertrauten Gemeinschaft und damit positiv zum sozialen Wandel beitragen. Unsere Basis ist die Verbundenheit und Liebe zu allem Leben und unsere weibliche Spiritualität, die in unserem Alltag lebendig sein wird. 48 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Wie wollt ihr die Verwirklichung dieser wunderbaren Ziele in eurem Alltag erreichen? Um unseren spirituellen Werten und altem Frauenwissen Geltung und Raum zu geben, werden wir miteinander meditieren, Jahreskreisfeste und Rituale feiern - und damit auch den Alltag füllen, d.h. z. B. , dass wir uns morgens gemeinsam auf den Tag einstimmen und ihn auch gemeinsam ausklingen lassen wollen, aber natürlich freiwillig. Es gibt einen wöchentlichen jour fixe für die Besprechung der Themen unserer Selbstorganisation, der lustvoll gestaltet werden soll. Gemeinsam werden wir Wege finden, unser Leben ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu gestalten und unsere Liebe zur Natur in entsprechender Lebensweise auszudrücken. Im Sinne des Affidamento werden wir achtsam und offen miteinander umgehen und Konflikte in konstruktiver Form bewältigen, das wird das Miteinander gelingen lassen. Wir können uns vorstellen, in Kursen, Seminaren u.ä. unser Wissen, unser Tun und unsere Erfahrungen weiter zu geben, sodass von uns als einem spirituellpolitischem Zentrum eine fruchtbare Ausstrahlung ausgehen möge. Vielleicht wird es auch Ausstellungen geben, denn unter unseren Frauen sind auch Künstlerinnen, die die Kulturlandschaft mit ihrer Kreativität bereichern. Worin unterscheidet sich euer Beginenhaus von anderen Frauenwohngemeinschaften? Viele Beginenhöfe in Deutschland sind in der Hauptsache praktisch orientierte und organisierte Zweckgemeinschaften von Frauen, die zusammen wohnen wollen. Eine sehr gute Sache. Bei uns kommt der spirituelle Aspekt als Schwerpunkt hinzu. Unser Projekt lehnt sich an das Beispiel der Beginenbewegung im Mittelalter an. Die ursprünglichen Beginen zeichneten sich durch materielle und spirituelle Freiheit und Selbständigkeit aus. Grundsätzlich wollen wir diese Beginengemeinschaften ehren und wiederbeleben. Lebendige Spiritualität im Alltag Unser Beginenhaus-Projekt plant, mit der Beginenstiftung Tübingen zu kooperieren, die garantiert, dass das von uns geschaffene Beginenhaus über die nächsten Generationen in Frauenhand bleibt und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellt. www.beginenstiftung.de Wie seid Ihr eingestiegen? Nach welchen Kriterien wurden die Frauen ausgesucht? Es gab und gibt keine Auswahlkriterien, vielmehr das tiefe Vertrauen bei uns beiden Gründerinnen, dass die richtigen Frauen kommen. Wir haben uns Zeit gelassen, uns erst einmal kennen zu lernen. 49 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Über die Grundlinien waren sich die Interessentinnen weitgehend einig: einen nachhaltigen Frauenort schaffen, die Natur bewahren, ökologische Ressourcen schützen, Spiritualität und politisches Handeln vereinen, Mutter Erde ehren, Ahnenwissen und Weisheit lieben, Frauenliebe wertschätzen, Altes Frauenwissen beleben, Schenkökonomie, Ein lebenslanges Wohnrecht in einer überschaubaren Gemeinschaft ohne die Last des Eigentums, Mitbestimmung bei der frauengerechten Wohnraumgestaltung. Frauen mit Mut zur Veränderung Aber die letzte Entscheidung erforderte natürlich große Entschlossenheit und den Mut zur Veränderung. Jetzt besteht unsere feste Projektgruppe aus 5 Beginen und 2 unterstützenden Nachbarinnen. Wir treffen uns monatlich seit 1 ½ Jahren und besprechen das Konzept, die Rechtsform, sowie Informationen und Überlegungen zum finanziellen und bautechnischen Ablauf. Wir fühlen uns miteinander schon jetzt wohl, lachen viel und schmausen gern zusammen. 50 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Wie weit ist das Projekt schon fortgeschritten und wie sieht die konkrete Planung aus? Wir haben bereits den Bauplatz auf der schwäbischen Alb bei Blaubeuren, auf dem Gelände neben dem Frauenheilehaus, dessen Seminarräume von den Beginen mitgenutzt werden können. Auf diesem Grundstück wohnen bereits 3 Frauen seit langer Zeit zusammen. Der Einzug ist für Frühjahr 2018 geplant. Vorgesehen sind eine kleine Wohnung für jede Frau und ein Gemeinschaftsraum von 20qm. Eine Ferienwohnung von 30 qm ist eingeplant für Frauen, die sich ausruhen oder eine Zeitlang mit uns leben wollen und sich für den Weg der Weisen Frauen interessieren. Im Hintergrund steht auch der Gedanke, dass vielleicht einmal später für eine Pflegerin Raum zur Verfügung steht, wenn es notwendig wird. Es sind noch 2 Plätze frei! Unsere wichtigste Botschaft an die LeserInnen heute : Wir suchen noch zwei Mitfrauen, die zu uns passen. Sie sollten eine Einlage von € 50 000 mitbringen (bei Auszug zurück) und mit ihren monatlichen Einkünften eine gesicherte Mietzahlung leisten können. Dieses Landfrauenwohnprojekt eignet sich besonders für naturliebende Frauen. Felder, Wiesen und Wälder sind vor der Haustüre, die Höhlen und der Blautopf nicht weit. Es gibt eine regelmäßige Busverbindung zum Bahnhof in Blaubeuren und von dort gute Zugverbindungen, z.B. in 15 min nach Ulm. Wir sind offen für interessierte Frauen Wie ist das Finanzielle geregelt? Wie bei einer Genossenschaft werden Einlagen gezahlt von den Frauen, die mitmachen. (Beteiligung an den Herstellungskosten der Wohnung und den Gemeinschafsflächen mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von € 50.000 gegen Wohnrecht – bei Auszug zurück). Alle zahlen Miete. Die Regeln der Beginenstiftung verlangen, dass zu einem Drittel finanzschwächere Frauen aufgenommen werden. Ein großer Wunsch ist das konsequente Bauen nach ökologischen Prinzipien, wobei uns aber leider unsere finanziellen Möglichkeiten Grenzen setzen. Wir sind daher auf der Suche nach Fördermitteln und Spenden. Alle Spenden sind steuerlich absetzbar, denn unser Hausverein wird mit der Beginenstiftung zusammen eine gemeinnützige GmbH gründen, die auch die Eigentümerin des Hauses ist. 51 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Alle Spenden unterstützen ein zukunftsweisendes Modell, das matriarchales Bewusstsein in die nächsten Generationen tragen kann. Wir freuen uns sehr, wenn ihr dazu beitragen wollt und könnt. Bitte wendet euch in diesem Fall an Ursa: [email protected] Ihr nennt es auch das Haus der Weisen Frauen. Warum? Dieser Name bezieht sich auf den „Weg der weisen Frauen“ in der alteuropäischen Tradition. Jede von uns geht diesen Weg aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten und in ihrer persönlichen Freiheit: Wiederbelebung matriarchaler Werte, Hineinnehmen von östlichen Weisheiten, schamanisches Wirken… Unsere Vielfalt erleben wir als Bereicherung. Auf jeden Fall fühlen wir uns als Hüterinnen der Frauenkulturlandschaft des Urdonautales mit seinen Höhlen, wo die 40 000 Jahre alte Urmutter gefunden wurde. Unser eigenes Land wird als Mutterland in Frauenhand bleiben. Im Frauenheilehaus wird seit über 20 Jahren weibliche Spiritualität und Frauenwissen gelehrt. Die grosse Erfahrung von Ursa und Sirilya, Pionierinnen über die Jahre von der ersten politischen und spirituellen Frauenbewegung an über mannigfache Entwicklungen und Projekte, mündet nun in das Beginenhaus. Jetzt finden wir heraus, wie es ist, als Weise Alte zu leben. Frauenland in Frauenhand Ursa und Sirilya, ihr seid im Rat der Großmütter. Was bedeutet das für das Haus der Weisen Frauen? Im Frauenheilehaus trifft sich regelmäßig der Rat der Großmütter vom Hohlen Fels in der Tradition Alteuropas und der Hohle Fels ist für uns immer wieder Ritualraum. Im Haus der Weisen Frauen wollen wir die Inhalte der 13 Machtworte der Großmütter zusammen mit den Beginenschwestern lebendig werden lassen und Raum schaffen für Impulse, wie unsere Frauenkraft und Großmutter-Weisheit auch nach außen wirken können. Wir danken euch für dieses Gespräch. Gefragt haben Uscha Madeisky und KaraMA Beran Zusammenstellung KaraMA Beran Frauen, die interessiert sind, an dem Projekt Beginenhaus Blaubeuren mitzuwirken, wenden sich bitte an Ursa Illgen: [email protected] 52 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Schenkökonomie und Nachhaltigkeit Die Kultur des Schenkens Dieser Vortrag wurde anlässlich des 10jährigen Bestehens des Bella Donna Hauses in Bad Oldeslohe von Dagmar Margotsdotter gehalten. Vielleicht gibt es nur eine Art der Kultur, die von Natur aus nachhaltig ist: die „Schenk-Kultur“. Wenn Ihr bei dem, was ich jetzt erzählen werde, denkt: „Das ist ja wie im Paradies“, dann habt Ihr Recht. So war es im Land Paradies. Und wie sich da etwas geändert hat, können wir später anschauen. Am Anfang das geschenkte Leben Doch, was ist eine Kultur des Schenkens? Wie funktioniert eine Schenkökonomie? Wir sprechen hier nicht von Tauschökonomie. Einmal fragte ich meinen ältesten Sohn, als er ungefähr vier oder fünf Jahre alt war: „Weißt du eigentlich, was ein Geschenk ist?“ „Ja,“ antwortete er arglos, „ich geb dir was – dafür bekomme ich was von dir.“ Ein Geschenk ist ein Geschenk. Es ist nichts, für das eine Gegenleistung geleistet werden muss. Es ist auch kein Dienst, für den ein Verdienst erwartet wird. Es ist keine Abgabe oder Steuer – auch sogenannte Steuergeschenke sind keine Geschenke. Am Anfang unseres Erdendaseins steht – bei jeder und jedem von uns – ein Geschenk: Das geschenkte Leben. Unser Leben ist wie ein wundervoller Vorschuss, den wir ausgeben, d.h. ausleben dürfen: Wir haben ihn uns nicht verdient und wir sind mit keiner Macht dieser Welt wissentlich einen Handel eingegangen, damit wir geboren werden. Uns hat NICHTS gefragt: „Was bietest du an, damit du auf die Welt kommst?“ Oder wurde das hier irgendeine Person vor der Geburt gefragt? Das Leben ist ein Geschenk. Das Leben auf der Erde ist ein Geschenk. 53 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Wenn wir diese Idee des Geschenks des Lebens auf der Erde als Grundlage einer Art, zu wirtschaften, also einer ganzen Ökonomie nehmen, entdecken wir die Wirtschaftsordnung des Landes, das die Bibel Paradies nennt. Die Wirtschaft dort funktionierte ganz einfach – nämlich nach dem, was wir das „mütterliche Prinzip“ nennen. Eine Mutter – sei es eine Wurmmutter, eine Rabenmutter oder die mama sapientia bringt Kinder zur Welt, nachdem sie selbst das Leben geschenkt bekommen hat. Das ist bio-logisch. Alles andere ist ideo-logisch, also un-logisch. Eine Mutter – sei es eine Apfelmutter, eine Krabbenmutter oder eine matriarchale Mutter, schenkt so vielen Kindern das Leben, wie Mutter Erde an Nahrung schenkt: Bienenmütter z.B. machen die Zahl der Kinder im Frühjahr abhängig vom eingetragenen Pollen. Den Pollen, das sogenannte Bienenbrot, bekommen die Bienen geschenkt. Sie brauchen ihn nur einzusammeln. Rein zufällig haben die Blumen sich darauf eingestellt und, indem die Bienen den Pollen einsammeln, schenken sie den Blumen Fruchtbarkeit. Eine paradisische Wirtschaftsform Rein zufällig? Da, wo Bienen Blumen und deren Pollen für ihre Babies geschenkt bekommen, bekommen Blumen ebenfalls ein Geschenk: mehr Nachkommen. Wo Bienen Geschenke einsammeln, entsteht ein Blumenmeer. Was wir hier betrachten, ist reine Bio-Logik: Es ist die Logik des Lebendigen. Das Leben will leben – in uns und um uns herum - ewig. Dafür sorgt es selbst. In unendlich vielen Formen. In allem, was lebt. Und es lebt in allem, sagen die Menschen aus mütterlichen Gesellschaften: Alle Erscheinungsformen der Erde, alle Phänomene der Welt, sind Kinder des Lebens, dieses einen Lebens, sagen sie. Sie alle haben das Leben geschenkt bekommen und leben von den Geschenken, welche die Erde und die ganze große Um-Welt, hervorbringen. Geschenke werden nicht gerafft. Sie eignen sich nicht dazu. Denn dann ändern sie ihren Charakter und werden zu Beute und Ausbeute. Geschenke werden dankbar entgegengenommen. Geschenke erzeugen Dankbarkeit. Ein Kind, das im Bewusstsein aufwächst, Bedürfnisse haben zu dürfen, und selbstverständlich beschenkt wird – ich meine nicht, verwöhnt wird - ein Kind, das auf diese Weise „gestillt“ aufwächst, wird nicht das Bedürfnis entwickeln, etwas zu raffen, d.h. ein angemessenes Maß zu überschreiten. 54 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Anders ausgedrückt: Es wird nicht süchtig. Was ist Raffen anderes als kein Maß zu kennen, also Sucht? Harmonie heißt übersetzt auch „Ebenmaß“. Das Bedürfnis ist das Maß des Schenkens. Wenn Bedürfnis und Geschenk übereinstimmen, ist das Ebenmaß perfekt. Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen, die uns Jean Liedloff schenkte. Auf fünf Expeditionen besuchte sie als junge Forscherin und Ärztin die Yequana, einem indigenen Volk, das in Venezuela lebt. Dann schrieb sie 1975 in ihrem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ ihre Erlebnisse und Erkenntnisse nieder. Ein Erlebnis war Folgendes: Jean lebte gerade mal wieder bei den Yequana, als ein Junge verunglückte. Da sie Medizin studiert hatte, konnte sie helfen und versorgte die Wunde. Der Klan des Jungen besaß ein Zuckerrohrfeld, auf dem Rohr reif war. Nachdem die Erste Hilfe geleistet war, also die Bedürfnisse des Jungen und seines Klans gestillt worden waren, wurde Jean nach ihren Bedürfnissen gefragt: Ob sie irgendeinen Wunsch hätte. Und ob!! Sie hatte das Zuckerrohr gesehen und dachte, das wäre eine gute Bezahlung. Die Mutter des Verunglückten schlug ihr ein schönes Rohr. Daraufhin wurde sie erneut befragt, ob sie noch mehr Bedürfnisse hätte, oder anders gesagt, ob sie ein Bedürfnis nach mehr habe. „Na“, dachte Jean, „sie sind wohl bereit, mir mehr zu geben“, für den Gefallen, den sie ihnen als Ärztin getan hatte. Also nickte sie und es wurde noch ein Rohr für sie geschlagen. Jedes Mal, wenn sie gefragt wurde, nickte sie, und jedes Mal, wenn sie nickte, wurde ein weiteres Zuckerrohr für sie abgehauen. Wieviel brauchst Du? Doch, so viele konnte sie überhaupt nicht gebrauchen. Jean dachte nur, das sei die Yequana-Art der Bezahlung und wenn sie immer mehr bekommt, dann war ihre Hilfe diesen Preis wohl wert. Plötzlich stutzte sie. Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, was hier gerade ablief: Die Menschen wollten sie gar nicht bezahlen, sondern ihr einfach nur ein Bedürfnis stillen. Jeans Bedürfnis nach Zuckerrohr aber war mit einem einzigen Stück längst gestillt gewesen. Nur die Idee, dass hier ein Tauschhandel betrieben würde, hatte Jean veranlasst, weit über ihr Bedürfnis hinaus – weit über ihren Bedarf hinaus - Zuckerrohr zu „verlangen“. Jean dachte profitorientiert, statt bedürfnisorientiert. Und sie erzählte, wie sehr sie sich den anderen gegenüber plötzlich, als ihr dies bewusst wurde, schämte: Die anderen wollten sie beschenken und sie - - - wollte sich bereichern. 55 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Für ihre Hilfe gab es keine Bezahlung oder Abgeltung. Es waren weder ein Verdienst noch eine Entschädigung vorgesehen. Jean lebte ja bei diesen Leuten - warum sollte sie bezahlt werden? Bei den Yequana ist klar: Wenn jemand Hilfe braucht, bekommt er sie. Wenn Eine Hilfe leisten kann, leistet sie diese. Bei den matriarchalen Völkern, die wir kennen, wird sich deshalb innerhalb der engeren Gemeinschaft, d.h. des Klans, der Nachbarschaft, des Dorfes, auch nicht bedankt. Nur bei absolut fremden Menschen, mit denen es nicht viel Umgang gibt, da sagen sie Danke: Sie könnten vielleicht keine Gelegenheit finden, dem anderen etwas zugutekommen zu lassen… Wozu sollten sich auch Menschen gegenseitig bedanken, die sich selbst als vom Leben reich beschenkt fühlen und sich ein Leben lang, im täglichen Umgang, in Haus und Hof gegenseitig beschenken? Die auf das Gegenüber schauen, ob es dem an etwas mangelt, und versuchen, jedes Bedürfnis zu stillen, damit Mangel gar nicht erst aufkommt? Und die sich selbst auf gleiche fürsorgliche Weise gesehen und anerkannt fühlen? Sich vom Leben reich beschenkt fühlen Was passiert, wenn eine Heimat über Generationen eine Heimat bleibt? Was passiert, wenn wir wissen, unser Zuhause bleibt uns für immer erhalten? Unser Mutterland soll niemals verkauft werden? Es gehörte schon unseren Vorfahren und wird einmal unseren Nachfahren gehören? Es ist ein Geschenk, das wir erhalten haben, das wir nutzen dürfen, und das wir an unsere Nachfahren weitergeben möchten? Mutterland bedeutet nachhaltige Wirtschaft für alle. Eine US-amerikanische Wissenschaftlerin und feministische Aktivistin, Genevieve Vaughan, versuchte das Dilemma einer jeden patriarchalen Ökonomie zu verstehen und entdeckte neben dem Tauschprinzip das Schenkprinzip – eine im Patriarchat unsichtbar gemachte Form der Kultur. Eine Schenkökonomie entspringt, wie Vaughan in ihrem Buch „For-Giving. Schenken und vergeben“ sagt, dem Feld der Mütterlichkeit 56 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF und wird dort Pflege oder Fürsorge genannt. So ist es: Es gibt in matriarchalen Gesellschaften bis heute weder Alleinerziehende noch Altenheime, weder Obdachlose, noch Scheidungswaisen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. „Das Gegenprinzip des Schenkens ist der nur scheinbar gerechte Tausch, letztendlich ein kalkuliertes Geben-um-zu-bekommen“, sagt Genevieve Vaughan. Unsere Ökonomie hierzulande, unsere ganz normale, patriarchale Ökonomie ist eine „Ökonomie des Mangels, die in ihrem unstillbaren Hunger nach mehr in ökologische Krisen und steigendes gesellschaftliches Elend führt.“ Das gilt für den Kapitalismus, wie für den Kommunismus; das gilt für eine jüdische, christliche oder muslimische Ökonomie ebenso, wie für eine hinduistische oder buddhistische: alles nur verschieden Ausformungen des Patriarchats. Eine mütterliche Ökonomie Mutterland bedeutet nachhaltige Wirtschaft für alle Mit dem Begriff Mutter sind übrigens alle Frauen gemeint, auch die, welche keine Kinder auf die Welt gebracht haben, warum auch immer. Sobonfu Somé, eine Mutter vom matriarchalen Volk der Dagara in Ghana, Afrika, sagte einmal, dass in Afrika jede Frau als Mutter angesehen werde. Die MinangkabauerInnen, die sich stets nur mit dem Vornamen anreden, sprechen jede Frau in einem bestimmten Alter und in einer bestimmten Position als Ibu: Es bedeutet Mutter. Ich glaube, es war die UNESCO, die einmal verkündete: Gibst du einem Mann Geld, gibst du einem einzelnen Menschen Geld. Gibst du einer Frau Geld, ernährst du eine Familie. Dagmar Margotsdotter 57 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Biohof mit Blumengarten Der Rückzugsort der Göttin Demeter Der Biohof Schüpfenried (www.schüpfenried.ch), unweit der Schweizer Hauptstadt Bern gelegen, ist ein besonderer Ort. Hier wird nach anthroposophischen Richtlinien gearbeitet, d.h. die Produkte, welche der Hof erwirtschaftet, tragen das Siegel Demeter bzw. bio- dynamisch. Die Philosophie dahinter beruht auf einer ganzheitlichen Betrachtung, denn alles gehört zusammen und ist aufeinander angewiesen. Der Gockel braucht die Henne, der Stier braucht die Kuh, der Acker braucht den Mist usw. Bio- dynamisch bedeutet ganzheitliche, nachhaltige Tierhaltung, Pflanzenbau, Obstbau und Forstwirtschaft ohne Antibiotika und ohne chemische, synthetische Hilfsstoffe. Der Biohof Schüpfenried strahlt eine besondere Energie aus. Ich fühle mich wohl, sei es im Hofladen mit Kaffee oder im wunderschönen üppigen Blumengarten. Demeter wandelt umher Der Blumengarten wird von Michael Schulz gehegt und gepflegt. Er ist nicht gelernter Gärtner sondern Tanzpädagoge. Umso einfacher ist es sich vorzustellen, wie durch den Garten getänzelt und nicht gekarrt wird. Wir spüren wie Göttin Demeter in diesem Blumengarten umher wandelt. Demeter, sie war bei den Griechen die Königin der Weizenfelder. Sie war die Korngöttin des Brotes, sie war zuständig für die Fruchtbarkeit der Erde und der Jahreszeiten. Sie wurde bei den Römern als Ceres verehrt. Im Jahre 396 wurde in Eleusis der Demeter-Kult verboten und ihr Tempel von den Christen zerstört. Was kommt denn da daher gerannt? Ich flüchte in den Laden. Ein Esel und hinterdrein ein junger Mann kommen angerannt. Bald kann der Esel beruhigt und wieder gehalten und in sein Gehege zurückgeführt werden. Ein bio- dynamischer Hof hat verschiedene Tierarten und jede/r weiss wie mit den Tieren umgegangen werden muss. Ein störrischer Esel kann nicht mit Gewalt gezwungen werden zu gehorchen, auch keine Kuh, kein Stier oder kein Huhn. Im Hof wird gelehrt und gelernt, wie mit den Tieren umzugehen ist. Der Hof auch als Wohn- und Arbeitsgemeinschaft, beher- 58 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF bergt etwa 6 Jugendliche mit Betreuer. Diese jungen Leute machen hier eine landwirtschaftliche Anlehre für die Integration nach aussen. Es besteht ein Freiluftstall, dieser wird automatisch stets mit elektrisch angetriebenen Bürsten gereinigt. Ein Atomkraftwerk ist hier nicht nötig. Der Hof besitzt eine Fotovoltaik Anlage damit kann der Bauer Fritz Sahli das ganze Quartier mit seinem eigen produzierten Strom speisen. Um die kalten Winter problemlos zu überstehen, kann er eigenes Holz zu Schnitzel verarbeiten und verbrennen. Die ganze Strom- und Heizungsanlage ist ein kleines Kraftwerk. All das hat der Bauer Sahli mit seinem Handy im Griff. Er erklärt mir aber mit vorgehaltener Hand, dass sein Handy ein notwendiges Übel sei, denn er sei ein echtes Landei. Damit Bauer Sahli die hofeigene Wasserquelle anzapfen konnte, bedurfte es mehrerer Gespräche mit der Gemeinde, diese wollte es ihm nämlich nicht gestatten. Doch Bauer Sahli setzte sich durch. Eigenes, sauberes Wasser, eigener Strom, dies gehört zur Subsistenzwirtschaft. Ein ganzheitlich geführter Biohof heisst, dass hier nicht nur eine Tierart gehalten wird. Es hat neben den Kühen und Esel auch Ziegen, eine alte Ziegenart. Der Hühnerhof liegt etwas abseits mit einem grossen Freilaufgehege, wie übrigens auch die Schweine. Der Bauer Sahli beabsichtigt auch hier eine alte Hühnerrasse zu halten. Diese Tiere sind viel robuster und resistenter gegen viele Krankheiten. Wo die freien Tiere wohnen Nicht so die hochgezüchteten Rassen, bei welchen in der industriellen Produktion die männlichen Küken sofort getötet werden. Das Männliche bringt in diesem Fall kein Geld d.h. keine Eier und kein gutes Fleisch. Diese Feststellung ist insofern interessant, denn auf dem Berge Athos in Griechenland, wo Frauen der Zutritt verboten ist, werden keine Erzeugnisse eines weiblichen Lebewesens genossen. Also keine Milchprodukte, Eier etc... Mir träumt es gleich von „der Stadt der Frauen“ von Christine de Pizan. Oder vom Frauendorf Umoja in Kenia... Die Kühe des Bauern Sahli haben noch Hörner, denn diese sind wichtig für die Durchblutung, die Verdauung und Orientierung. Die Hörner sind die Antenne zum Kosmos. Was muht denn da so herzzerreissend? Eine Kuh kommt zum Stall gelaufen und muht unaufhörlich. Ein suchendes, trauriges muh. Die 59 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterkuh sucht ihr Kalb. Das Kalb wurde ihr jetzt nach 8 Monaten weggenommen, weil dieses ihre Milch nicht mehr braucht und die Kuh früher oder später wieder trächtig werden sollte. Weil Fleischwirtschaft betrieben wird, bleibt das Kalb mindestens 8 Monate bei der Mutterkuh. Die Kühe können frei herumgehen im Freiluftstall und auf der Weide und der Stier ist auch dabei. Das will heissen, dass die Kühe nie künstlich besamt werden. Der Bauer Sahli lässt die werdende Mutterkuh immer auf der Weide ihr Kalb zur Welt bringen. Dadurch kann der Gefahr einer bakteriellen Infektion ausgewichen werden. Interessant ist, dass auf diesem Hof keine Antibiotika, es sei denn im äussersten Notfall, eingesetzt werden. Es sind keine Hochleistungstiere diese Kühe, ihr Euter hat die normale Grösse. Bei den konventionellen Bauernbetrieben sind Kühe Hochleistungstiere mit einem Euter, welches die Kuh kaum zu tragen vermag. Solche Hochleistungskühe Leben maximal 5 Jahre, dann werden sie „verwurstet“ o.ä. Diese Tiere werden derart ausgelaugt, dass sie auch nicht mehr trächtig werden können. Bei unserer Milchschwemme bräuchte es wohl kaum Hochleistungskühe. Was steht da ausser Marketing wohl sonst noch dahinter? Wie es Mutter Natur gemeint hat Ein Widerspruch im patriarchalen System ist doch wohl die Tötung des unnützen männlichen Tieres, der junge Stier, das männliche Küken usw. Und normal ist die Ausbeutung des Weiblichen. Was für eine Gesellschaft kann das zulassen? Mir kommt gleich ein bekannter Spruch in den Sinn: „Wo es Schlachthöfe gibt, hat es Schlachtfelder...“ Die Bäuerin Ursula Sahli ist gelernte Gärtnerin und wollte eigentlich nie einen Bauern heiraten. Dann traf sie den Fritz und seinen Biohof das hat sie total begeistert. Sie versucht sich nun im Blumenzüchten mit Michael Schulz im eigenen Gewächshaus. 60 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Frau Sahli unterstützt ihren Mann indem sie ihn hin und wieder auf den Boden holen muss. Er hat so viele Ideen, manchmal sind diese jedoch in etwas weiter Ferne oder nicht durchzuführen. Bauer Fritz Sahli ist stolz auf seine drei Mütter. Die Urgrossmutter, die Großmutter und die Mutter waren stets die treibende Kraft, heute wären das Managerinnen, des Hofes. Über dem Hofcafé befindet sich ein Seminarraum, dieser kann gemietet werden für Ausstellungen, Konzerte oder Feste, sowie Hochzeiten und Geburtstage. Der Muttertagsbrunch oder das 1. August-Fest wird auf der „Hostet“ d.h. unter den Obstbäumen gefeiert. Das Ehepaar Wüthrich bewirtschaftet die Gastronomie. Der Hofladen mit Café wird vom Ängelibeck (bio) betrieben. Mit Produkten aus dessen Bäckerei, vom Hof, und zugekauften Bio-Produkten. Eine Reise wert Die Katzen sind eifrig am Mäuse fangen, der Hund liegt gemütlich in der Sonne, und um das Bienenhaus schwirren die emsigen Arbeiterinnen. Heute ist die Bergkette der Berneralpen (Eiger, Mönch, Jungfrau usw.) sichtbar, eine schönere Naturkulisse können wir uns kaum vorstellen. Das Bewusstsein für eine intakte und gesunde Natur wird gestärkt durch die Besichtigung eines solchen Hofes. Der Biohof Schüpfenried im Bernbiet der Schweiz ist eine Reise wert. Daniela Ghielmetti 61 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Gärtnerei “Wilde Kost“ Essbare Wildpflanzen und alte Gemüsesorten Die Gärtnerei "Wilde Kost" ist auf traditionelle Gemüsesorten und essbare Wildpflanzen spezialisiert. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die Vielfalt an Geschmacksnoten und Aromen, die frühere Hausgärten boten und die uns die Natur am Wegesrand bietet, wieder für Menschen zugänglich zu machen. Solidarische Landwirtschaft Sich die Ernte teilen - die Solidarische Landwirtschaft ist ein Modell, dass Teilhabe schafft. Seit Juni 2014 ist die Gärtnerei Wilde Kost als Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) organisiert. Die Mitglieder der SoLaWi unterstützen uns wetter- und wettbewerbsunabhängig durch ihren monatlichen Beitrag. Und können sich dafür an Salaten, Gemüse und Obst nehmen was Sie brauchen. Die Lebens-Mittel gewinnen wieder ihren Wert zurück. Salate Gemüse Obst Erreichbarkeit Gerne nehmen wir Ihre Fragen oder Bestellungen per Mail [email protected] entgegen. Sie können auch eine Nachricht auf unserem AB, 04557 981718, hinterlassen. Abholzeiten für SoLaWi-Mitglieder Dienstag 11-16 Uhr Freitag von 11-18 Uhr 62 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF The Land of the Goddess Eine Reise zu unseren spirituellen Wurzeln Das ist kein ReiseTagebuch im üblichen Sinn, ich will vielmehr versuchen, die Wege meiner Spurensuche aufzuzeichnen. Seit vielen Jahren ist es auch schon während anderer Reisen mein Begehr gewesen, die Kraft und Essenz der alten heiligen Orte meiner Ahninnen und der Göttin zu erkunden, zu spüren, zu erleben. In diesem Jahr führte meine Reise in die megalithische Vergangenheit Südwestenglands. Freundinnen und Bücher haben mir Wege gezeigt, geographisch diesmal nach Cornwall. THE STONE CIRCLES --- die Steinkreise Mit den Steinkreisen haben wir die Knotenpunkte eines Netzwerkes, das sich über die ganze Penwith - Peninsula spannt. Über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren wurden Steinkreise errichtet an Plätzen, wo die Erde spezielle Eigenschaften und dynamische Auffälligkeiten aufweist. In den Gegenden der Steinkreise und Monumente gibt es starke elektromagnetische Kräfte. Untergrundströme von Wasser oder Erdenergie laufen unter ihnen und wo sie sich kreuzen, ist die Energie besonders hoch. Das kann sich verbinden mit ungewöhnlichen radioaktiven Strahlungen. Diese Daten verändern sich zu verschiedenen Zeiten, indem sie auf die Mondphasen reagieren. Gezeitenrhythmus Der Ozean mit seinem Gezeitenrhythmus ist der offensichtliche Beweis dafür, dass Mond und Wasser in Beziehung stehen. Unsere Ahnen mit ihrer ursprünglichen Sensibilität zur Erde waren sich zweifellos dieser fliessenden und pulsierenden Erdhafter bewusst, auch ohne die Hilfe eines Geigerzählers oder Manometers. Untersuchungen vom berühmten Steinkreis „stonehenge“ und in West Cornwall beweisen, dass die Kreise für astronomische Beobachtungen angelegt und gekennzeichnet sind. 63 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Steinreihen zwischen ihren Menhiren (stehenden Steinen) und weit entfernten Landmarken weisen auf die Position bestimmter Sterne am Horizont an bestimmten Tagen im Jahr – die traditionellen Festtage, die die Jahreszeiten markieren. Diejenigen, die die Kreise erdacht und gebaut haben, hatten nicht nur astronomisches Wissen, sie waren tüchtige Architekten und Baumeister, fähig, Steinreihen zielgenau über grosse Distanzen über das Land auszurichten. Steinkreise spielten eine zentrale Rolle im rituellen Leben, denn die megalithische Wissenschaft kreierte ein Gesamtbild von irdischen und kosmischen Kräften, die in einem Kreis von Ritualen und Festen gefeiert wurden. Die uralte Astronomie war keine abstrakte, vom täglichen Leben getrennte Wissenschaft, sondern der Rahmen einer lebenslangen Zeremonie. Sonne, Mond, Sterne waren in die Rituale integriert und ebenso die symbolischen und anthropomorphen Formen, die in den umgebenden Felsen und Hügeln wahrgenommen wurden. Steinkreise waren die Zentren der „radiating lines“, markiert von Reihen stehender Steine, jeder am entferntest sichtbaren Punkt zum anderen. Der erste Stein, der am Horizont zu sehen ist, markiert den Punkt des Sonnenaufganges an einem bestimmten Tag und der hinter ihm setzt die Linie fort weiter über das Land. Zeremonien im Licht des Mondes Eine Lücke wie eine Pforte wurde bei allen Kreisen zwischen zwei Steinen gelassen. Das weist auf einen rituellen Prozessionsweg hin, der mit stehenden Steinen markiert war. Andere Steine wurden in einem bestimmten Abstand vom Kreis aufgestellt. Sie standen für die Fest-Ritual-Termine des Jahres. Alle Penwith Plätze wurden mit 19 Steinen errichtet. Neunzehn war eine wichtige Zahl für Menschen, die den Lauf des Mondes durch den grossen Mondzyklus beobachteten. Die Steinkreise, die geheimnisvollen Plätze der Erde sind vielleicht Tempel, wo Menschen ihre heiligen Zeremonien feierten im Licht des Mondes. Vielleicht zelebrierte hier die neolithische Gemeinde die Schöpferische Kraft der Göttin in Festen, wenn die Energieströme der Unsichtbaren stark um und durch die Erde flossen. 64 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die rituelle Aktivität der Plätze, in Harmonie mit den natürlichen elektromagnetischen Erdströmen und Sonnen/Mondereignissen, haben über eine lange Zeitspanne starke energetische Muster hervorgebracht an dem Platz und den umgebenden Steinen, übereinstimmend mit den Ley-lines, die bis heute noch erlebbar sind. Es gibt nachgewiesene Sichtlinien von Steinkreisen zu Steinen, die die Position vom Sonnenaufgang an bestimmten Tagen im Jahr markieren. Diese Linien zeigen Prozessionswege zwischen Ritualmonumenten an. Viele von ihnen folgen Sonnen oder Sternenwegen und haben wichtige Funktionen in magischen Zeremonien, die den Spirit der Geister rufen. Es sind spirituelle Wege auf welchen die kürzlich Verstorbenen in die andere Welt gehen, traditionell im fernen Westen. BOSCAWEN - UN Dieser Ort ist ein sehr magischer Ort im Zentrum der Penwith Halbinsel, gelegen in einer versteckten Einfriedung inmitten von Feldern, Büschen und Wiesen. Wandeln auf dem Sternenweg Die Suche nach diesem Steinkreis erweist sich als gar nicht so leicht, denn ein Hinweisschild finden wir erst an dem schmalen überwucherten Zugang zu dem verwachsenen Pfad, auf dem wir nach einiger Zeit den verborgenen Ort entdecken. Unsere Beharrlichkeit lohnt sich. Im Abendsonnenschein öffnet sich unser Blick auf den „Glockenblumensteinkreis“ Boscawen-un tief unten in einer Talmulde: ein Kreis von 19 intakten großen Steinen und einem schrägstehenden Stein in der Mitte. Der Kreis ist umgeben von einem herrlichen blau-violetten Glockenblumenring. Im Licht sind die Blüten der „bluebells“ hellblau, im Dunkeln verfärben sie sich zu Indigo oder unterschiedlichen Rottönen. Sie gedeihen besonders prächtig um Grabhügel herum. Im Volksmund geht die Rede, dass die Glockenblume aus den Toten heraus in Leben blüht. Natascha Solomons sagt über die Glockenblumen, sie seien ein magisches Relikt aus der Alten Welt. (In: „Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand, 2010“). 65 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Boscawen-un ist ein schöner Kreis mit einer Eingangspforte im Westen. Wie die „merry maidens“ besteht er aus 19 Steinen, was wiederum auf eine Verbindung zwischen all den Steinkreisen dieses Gebietes hinweist. Der Platz ist heute zwar isoliert und von anderen Kreisen entfernt, aber es gibt einen Hinweis auf einen wenig bekannten, weil zerstörten Kreis, etwa 800 m entfernt. Aus der Mitte des Boscawen – Un ragt ein grosser schräger „standing stone“, ein „menhir“. Er zeigt in die Richtung des Mittsommer- Sonnenaufgangs, dessen erste Strahlen nur den Boden des Steines und seine zwei Ritzungen beleuchten. Eine einzigartige Besonderheit des Kreises aber ist ein glitzernder weisser Stein. Der massive glänzende Block aus glänzendem weissem Quarz im Südwesten ist platziert in der Richtung, von wo an Samhain die Sonne zwischen dem Mittelpunktstein und dem Quarzstein untergeht und kennzeichnet die Richtung, wo der Vollmond zur SommerSonnWende untergeht. Quarz war offensichtlich ein heiliger Stein für die Menschen, denn ein weisser Stein aus dem Inneren der Erde verbindet Mutter Erde symbolisch mit dem silberweissen Mond. Forscher nehmen auf Grund der vielen Energielinien, die durch und um den Steinkreis laufen, an, dass Boscawen-un ein Zentrum reicher ritueller Aktivität war. Die fröhlichen Maiden Vom Boscawen–un Steinkreis führten lange Reihen von Menhiren kilometerweit über das Land, jeder Stein in Sichtweite des anderen. Sie waren miteinander verbunden zu einem perfekten Netzwerk. MERRY MAIDENs An der Südküste, westlich von Lamorna finden wir den Steinkreis der“ Merry Maidens“. Es ist einer der besterhaltenen Kreise in Britain, alle 19 Steine sind an ihrem ursprünglichen Platz, nur drei mussten im 19. Jht. wieder aufgerichtet werden. Der Steinkreis ist – wie alle - mit einer Eingangslücke oder -pforte auf der Nord-Ost-Seite versehen. Interessanterweise stehen zwei Steine eingegraben im Osten, die einen Teil eines Prozessionsweges zum Kreis bildeten. 66 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Der Merry Maiden Steinkreis ist nordwestlich ausgerichtet auf die Zwillingshügel von Carn Brea und Bartinney. Beide Hügel sind berühmte „Heilige Hügel“. Heute stehen die „Merry Maidens“ isoliert in einem Feld nahe der Strasse, aber bis 1860 gab es die Reste eines zweiten Kreises dicht am Hauptkreis. In alten Erzählungen gibt es Hinweise auf weitere Steinkreise in den Feldern. Die dortigen Ley-lines manifestieren diese Information. Der Kreis wurde gründlich auf Radioaktivität überprüft und ebenso umfangreich auf Wasser- und Energielinien untersucht. Über dreissig Linien wurden gefunden. Doch viele Äcker wurden umgepflügt, die Steine in Häuser, Wege und Mäuerchen eingearbeitet. Stehen geblieben sind ein paar Felder entfernt die beiden grössten Menhire Cornwalls, die Pipers,„Flötenspieler“ genannt. Der Kreis war bekannt als „Dans maen“, was tanzende Steine bedeutet. Der Name nimmt Bezug auf Volkslegenden über Priesterinnen, die in alten Zeiten ihre rituellen Tänze in den Steinen tanzten. Reigentanz der Steine Christliche Legenden machten daraus schlimme Mädchen, die verbotenerweise am Sabbath spielen und tanzten und zur Strafe zusammen mit den Musikanten, den „pipers“ die ihnen aufspielten, in Steine verwandelt wurden. Aber die Steine und Kreise sind viel älter als das Christentum. Die Geschichte der tanzenden Mädchen ist Teil einer viel älteren Tradition , denn Tanzen war ein wichtiger Bestandteil rituellen Tuns, zusammen mit Trommeln, Singen, und den Trancen der Schamankas . Solche Legenden spiegeln lediglich die puritanische Unterdrückung des cornischen heidnischen Singens und Tanzens. Das Wort „merry“ ist eine Verfälschung von Mary, hergeleitet von dem Namen einer alten mittelöstlichen Göttin, der sumerischen Göttin MARI. Sie war die Göttin der Sexualität und Fruchtbarkeit und als solche natürlich verbunden mit den Ritualen des Fortlebens und der Fruchtbarkeit und der Kirche ein Dorn im Auge. Sie musste verschwinden, zuerst ihr Name. 67 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mit „maidens“ sind mit grösster Wahrscheinlichkeit die Mondpriesterinnen gemeint, die ihre Rituale in den Steinkreisen feierten. Mehrere Kreise werden „nine maidens“ genannt, auch sie mit 19 Steinen, die den Mondkreis repräsentieren. Wie schon erwähnt war die neunzehn eine wichtige Zahl für die Menschen, die den Lauf des Mondes durch den grossen Mondzyklus ( Metonischer Zirkel) beobachteten. Die Kreise waren demnach feierliche Stätten für die Mondpriesterinnen. Legenden in der Bretagne und in Wales erzählen von Konventen von neun Priesterinnen, die die Christianisierung und Druidisierung überlebt hatten. (Der Schrein der keltischen Göttin Brighid in Irland wurde ebenfalls von 19 Priesterinnen bewacht.) In diesem Kontext scheint es möglich, dass die Namen der viel älteren Steinkreise ein Hinweis darauf sind, dass sie von Covens von neun Priesterinnen genutzt wurden. 3 x 3 gleich 9 Die Neun als Zahl in einem rituellen Kontext wurde erstmals entdeckt auf einer Grabzeichnung von 10 000 b.c in Spanien, wo neun Frauen in einem Kreis tanzen. Neun war auch für die Kelten noch eine heilige Zahl: 3 mal 3. Es sind seit alters her die drei Phasen der matriarchalen Göttin: Mädchen, reife Frau, alte Weise. Nicht zuletzt ist es die Anzahl der Mondmonate der Schwangerschaft bis zur Geburt. MEN – AN - TOL Wir fahren von St.Ives über steile Strassen landeinwärts in die Südwestecke von Cornwall nach West Penwith zum Men-an-Tol (keltisch: Stein mit Loch). Das Men-an-tol –Monument war – wie neue Untersuchungen ergaben ein eigenständiger Steinkreis, wohl mit 19 Steinen mit dem Lochstein im äusseren Kreis. Heute sind ausser dem Men-an-Tol zwischen zwei niederen Menhiren die Steine verschwunden oder sind von Mauern und Wegen überbaut. Lochsteine waren in den alten Kulturen Orte der Heilung und des Orakels. In jenen Zeiten bedeutete das Loch den rituellen Durchgang in die Anderswelt, oder/und den Eingang in den Leib der Erdmutter. 68 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF In den sardischen Berghöhlen „domus di Janas“ markiert immer ein Loch im Stein oder einer Mauer den Einlass und Übergang in die Anderswelt. Im Zuge der grossen Tradition der Fruchtbarkeits- und Heilungsrituale wurden bis in die neuere Zeit Kinder zur Segnung in bestimmten Zeremonien Formen durch die Lochsteine hindurchgereicht, um ihnen Gesundheit mitzugeben oder von Krankheit zu befreien. Neu geboren werden, wiedergeboren werden, geheilt sein, dem Leben wiedergegeben sein, ist die Essenz des Wiedergeburtsrituals, in dem ein Mensch nackt durch dieses heilige Durchgangsloch des Men-an-Tol schlüpft. Schwellen Übergänge Tore Um das Weibliche mit dem Männlichen zu verbinden, reichten sich liebende Paare durch das Loch hindurch die Hände, um zu „heiraten“. Noch in christianisierten Zeiten fühlten sich junge Leute der alten heidnischen Tradition mehr verpflichtet als dem Ehegelübde der Kirche. An Neujahr wurde die Verbindung zwischen einem Paar an diesem KraftOrt rituell besiegelt und war für ein Jahr verpflichtend. Danach war es wieder frei, sich zu entscheiden. Wie alle Plätze mit besonderer Energie hat auch der Men-an-Tol sowohl magische wie auch astronomische Bedeutung. Da er zu signifikanten Zeiten im Jahr das Mondlicht,bzw. die Sonnenstrahlen empfing, diente er zur Beobachtung des Mayday - Sonnenaufund -untergangs. Auch an Beltane könnte die Sonne direkt hinter dem ausserhalb der Nine Maidens liegenden Menhir aufgegangen sein, sodass die beiden Orte wohl astronomisch zuammmenhingen. KaraMA Beran 69 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Berggöttinnen der Alpen Matriarchale Landschaftsmythologie in vier Alpenländern Ihrem 2014 erschienen Buch „Matriarchale Landschaftsmythologie - Von der Ostsee bis Süddeutschland (Kohlhammer Verlag)“ lässt HGA nun ein weiteres folgen, eine „Zwillingsschwester“, das die Alpenregion in den Fokus nimmt. Zielgruppe ihrer Veröffentlichung ist das kulturinteressierte Reise- und Wanderpublikum, das sich insbesondere für die Hinterlassenschaften der Jungsteinzeit und Bronzezeit interessiert und sich begeistern lässt für Fragen, „die bei üblichen Kulturreisen offen bleiben“. So geht es ihr unter anderem darum, den Blick des Betrachters neu zu schulen und weg vom einzelnen Monument hin zum Monument eingebettet in die Landschaft zu lenken. Die daraus entstehenden Fragen, warum eine Anlage genau hier und nicht woanders errichtet wurde, bzw. wie die Menschen früherer Zeiten ihre Landschaft „gelesen“ haben beantwortet HGA mit der von ihr als „geistige Archäologie“ bezeichneten Methode, die sich zusammensetzt aus: 1. Dem Begehen einer Landschaft, 2. Dem Entdecken „Heiliger Hügel“, 3. Dem Prüfen von Sichtlinien gemäß Archäo-Astronomie, 4. Dem Prüfen von Kultlinien und Kultwegen, 5. Einer archäologischen Analyse, 6. Einer linguistischen Analyse, 7. Kirchenforschung, 8. Sagen- und Mythenforschung, 9. Folklore-Forschung und 10. Der Erforschung von Rückzugsgebieten und kulturellen Nischen. Auf den Spuren von Ötzis Göttin Spannend liest sich – auch für die nicht matriarchal geschulte Leserin ihr Kapitel „Auf den Spuren von ‚ Ötzis Göttin“. Den in der Wissenschaft vorhandenen 6 ernsthaften Hypothesen zu Ötzis Tod fügt HGA eine weitere hinzu, die auf den Grundlagen eines matriarchalen Weltbildes beruhen. Auch der bislang offenen Frage nach der Mumifizierung Ötzis weiß HGA eine spannende Antwort zu geben. Vehement wehrt sie sich gegen eine rein „profane“ Deutung der Funde, denn dergleichen Denk-muster „…entsprechen nicht dem religiösen Denken der matriarchalen Menschen aus der jungsteinzeitlichen Kultur“. 70 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die weiteren Kapitel befassen sich mit den Mythischen Bergen in den Dolomiten Italiens, dem Landschaftstempel Oberhalbstein-Surses in der Ostschweiz, den Flüssen Saalach und Salzach bei Reichenhall und Hallein, dem Berchtesgardener Land in den deutschen Alpen, dem Vierwaldstättersee sowie einigen Berggöttinnen in der West- und Zentralschweiz. 387 Seiten werden ergänzt von 630 Anmerkungen und 5 Seiten Literaturangaben. HGA ist Mitglied im Institute of Archäomythology Kalifornien und stellt sich damit in die Tradition von Marija Gimbutas, die die Methodik der Archäomythologie einstmals begründet hat. Heide Göttner-Abendroth: Berggöttinnen der Alpen. Matriarchale Landschaftsmythologie in vier Alpenländern. Raetia Verlag 2016, € 29,90 Fundstück beim MatriaMarkt in Bad Oldeslohe Mythische Berge 71 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Eine Siebenjährige erklärt, was eine Großmutter ist Eine Großmutter ist eine Frau, die keine Kinder hat und deswegen Kinder von anderen Leuten lieb hat. Großmütter haben eigentlich nichts zu tun, sie müssen nur da sein. Weil sie alt sind, dürfen sie keine wilden Spiele machen, mit herumrennen und so. Aber das brauchen sie auch nicht. Es reicht, wenn sie uns auf den Jahrmarkt mitnehmen und genug Geld dabei haben. Meistens sind Großmütter dick. Aber niemals zu dick um einem die Schuhe zubinden zu können. Sie haben eine Brille und oft sehr ulkige Unterwäsche. Richtige Großmütter können ihre Zähne aus dem Mund nehmen. Eine Großmutter muss nicht schlau sein, aber wenn ich frage: „Warum ist der liebe Gott nicht verheiratet und warum mögen Hunde keine Katzen?", dann müssen sie das wissen. Großmütter müssen nur da sein Großmütter reden richtig mit uns und nicht in komischer Babysprache, wie manche Leute die uns besuchen, und die wir dann schlecht verstehen. Wenn Großmütter vorlesen ist das schön; sie lesen auch gerne immer wieder dieselbe Geschichte ohne etwas wegzulassen. Eine Großmutter zu haben kann ich jedem empfehlen, vor allem wenn man keinen Fernseher hat. Schließlich sind Großmütter die einzigen Erwachsenen, die Zeit haben. Dieser Text wurde Uscha Madeisky von einer Nonne im Benediktinerkloster am Ammersee überreicht, als sie erzählte, dass sie gerade mit dem Rat der Großmütter auf dem Anna-Weg wandelte. Die Großmütter fanden sich darin wieder und veröffentlichten den Text auch auf ihrer Website: ratdergrossmuetter.org. 72 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterliebe/ Vaterliebe Gefunden im Duden Ein Fundstück von der Rückseite der Evangelischen Frauenzeitung für Bayern „Efi“ Definitionsmacht Vaterland Gefunden in der Hamburger Morgenpost Wir sagen: “Der Klan ist das Mutterland der Welt.“ 73 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Ein matriarchaler Zirkel auf Exkursion MaLeDea auf der Burg Teck Leitung: Gabriele Kapp, moderne Matriarchatsforscherin Teilnehmerinnen: Daniela, Anita, Brigitte Bei strahlendem Sonnenschein reisten wir von Stuttgart mit der S1 nach Kirchheim/Teck, wo uns Gabriele mit dem Auto abholte. Um die Landschaftsgöttin der Sibylle von der Teck zu sehen, fuhren wir in Richtung Autobahn A8, dann wieder Richtung Owen, wo wir durch ein Mohnfeld kamen, was für ein Anblick! Gabriele zauberte uns eine Göttin aus Mohn-Samen. Die Landschafts-Göttin Teck erstreckt sich von Nord-Ost mit den Füssen bis West zum Kopf. Die höchste Erhebung bildet die Burg Teck als Brust (die Turmspitze als Brustwarze). Der Kopf davor ist der vorgelagerte niedrigere Hügel mit den verdeckten Bäumen (vom Wanderparkplatz unterhalb der Teck zu erreichen). Die Göttin in der Landschaft Es war schwierig die Göttin aufs Bild zu bekommen, da sie sich in einen „Dunst-Umhang“ hüllte, als würde sie sich zieren. Erst hinter einem Busch konnten wir sie genauer erkennen. 74 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Von Owen aus fuhren wir zum Parkplatz Böll. Hier kann frau steil bergab zum Lindenhain wandern. Dann ging es weiter zum oberen Parkplatz, von wo aus ein breiter Forst- und Teck-Bewirtschaftungweg nach oben zur Burg Teck führt, direkter Fussweg ca. 45 min. Dort folgten wir einem Weg zur Sibyllen-Höhle*, die direkt unterhalb der Burg liegt und von dort aus in 5 min zu erreichen ist. Zuerst suchten wir aber den „Gelben Felsen“ auf, der den Blick ins Lenninger Tal freigibt, und von wo aus sich Bergsteiger gerne vor den Eingang der Verena-Höhle abseilen. Vulvaformen überall Von dort dauert es noch ca. 20 min bis zum „Verena Beutlin Loch“ wo eine 80 cm Öffnung in ca. 10m Tiefe führt. Hier soll Verena Beutlin unentdeckt mit 2 Söhnen gelebt haben. Erst als beide im Tal beim Betteln erwischt wurden, kam man ihr auf die Spur: Verena wurde als Hexe angeklagt und verbrannt und die Jungen in Owen getauft… ** Oberhalb des Lochs sorgen bizarre Felsen verwachsen mit Büschen und Bäumen für Ausblicke in Dreieck und Vulva-Formen. Weiter geht es ca. 20 min steil bergab in Serpentinen-Wegen an Abrisen vorbei bis wir endlich die Verena-Höhle erreichen. Nicht zu verwechseln mit der bekannten Sibyllen-Höhle*. Auf dem Vorplatz zur Verena-Höhle bereiten wir uns auf 8°C und absolut dunkle, enge, aufwärts gerichtete „Uterus-Kanäle“ im Innern der Göttin vor. Nach ca. 20m erreichen wir die höchste Ebene, auf der wir singend und in Stille der dreieckigen Mohn-Samen-Göttin vom Beginn unserer Reise begegnen. 75 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Verena soll laut der Legende aus Luxor/Ägypten ins Rätische (Süddeutschland und Schweiz) gekommen sein. Sie wird häufig mit Kamm und Krug/Kelch dargestellt. Sie bewirkte Wunder: Blinde sahen wieder, stiftete Verbindungen, schenkte Kinder…** So erkennen wir in ihr eine Liebe- und Leben-schenkende Ahnin und Schicksals-Spinnerinnen in der Tradition von Aphrodite/Venus, Hera, Juno, Isis… verwandt mit Holle, Percht, den 3 Matronen…und die wahrscheinlich identisch ist mit der weisen Sibylle. Nachdem wir uns bei ihr bedankt haben, brechen wir zum Rückweg über den gelben Felsen auf zweigen noch einmal vom Teck-Hauptweg zum „Hexenbrünnele“ ab, den wir nach ca. 15 min. und 4 Treppen erreichen. Die Quelle hinter dem Gitter geht ca.3m in den Hügel hinein und liegt im Dunkeln, sowie die Geschichte, die zu ihrem Namen führte. SchicksalsSpinnerinnen, Zaunreiterinnen Abschließend erreichen wir wieder auf dem Hauptweg die Burg Teck in775m Höhe, auf der wir unser leibliches Wohl in der Gaststätte stärken. Ein schöner, reicher, erfüllter Tag in Schwesterlichkeit und in Mutter Natur geht zu Ende. Danke Gabriele, danke an alle! Brigitte Literatur: * Sage „Sibylle auf der Teck“ in: Sagenhafte Frauen, (Hg) Sigrid Früh 1997 S. 146-148 ** In“ Der Kult der heiligen Verena“ von Kurt Derungs 2007, 76 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Frau Holle: Göttin, Ahnin, Naturwesen? Wie begreifen wir hier und heute ihre Kraft? Fäden zusammenführen und an gemeinsamen Erfahrungen spinnen zur Herbst-Tag-und-Nachtgleiche am 17.9.2016 im Göttinnentempel in Tübingen Frau Holle ist uns aus dem Grimm'schen Märchen wohlbekannt. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass es die uralte, steinzeitliche Göttin selbst ist, die unter dem Brunnen verborgen lebt und von oben ihre Gänsefedern schüttelt. In zahlreichen weiteren Märchen und Sagen tritt die Göttin als hilfreiche, oft auch irritierende Kraft auf. Was, wer, wie ist nun diese Göttin Holle? Ist dies alles ein und dieselbe Kraft? Wie nehmen wir die Kräfte der Frau Holle heute wahr? Im rituellen Raum wollen wir dieses mit Euch gemeinsam, im Beisein der Göttin, erkunden und ergebnisoffen ergründen. Mit Bewegung und Lied, Mythen und Austausch wollen wir im ersten Teil der Veranstaltung die Göttin in unseren Kreis rufen und uns ihr gemeinsam nähern. Im zweiten Teil werden wir als Priesterinnen der Göttin einen heiligen Raum öffnen, so dass für jede/n eine persönliche Begegnung - wo gewünscht - mit den Kräften der Göttin möglich wird. Wir freuen uns, diese Reise mit Euch gemeinsam zu begehen! Am 17.9.2016, 16:00-20:00, Göttinnentempel Tübingen Spendenbeitrag: 15 Euro-35 Euro an Polythea e.V. Anmeldung bis 15.9.2016 an [email protected] Auf dem Weg zur Göttin Holle Begrenzte Plätze! Vom 14.-18.9. findet in Tübingen der Umbrisch-Provenzalische Markt, ein Genusshighlight statt! Weitere Infos und Rückfragen gerne unter [email protected] oder Cornelia Rothenburg: ++49-151-53916425 Wir, Cornelia Rothenburg und Mari Ann G. Brigg, sind Priesterinnen der Göttin auf dem Weg zur Priesterin der Frau Holle. Es ist unser Anliegen, die verschiedenen Aspekte der Göttin Holle mit den TeilnehmerInnen gemeinsam, ergebnisoffen und erfahrungsbasiert zu erforschen. Das Priesterinnen-Handwerk lern(t)en wir bei Dr. Miriam Wallraven, Priesterin von Avalon nach Kathy Jones/Glastonbury. 77 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Zukunftswerkstatt Matri-Arché Große Jahrestagung Museum am Löwentor, Rosensteinstraße 1, Stuttgart Samstag, 12. November 2016 In der Zukunftswerkstatt „Matri-Arche“ präsentieren Referentinnen der Akademie HAGIA Ergebnisse zur egalitären Gesellschaftsforschung. Von der Ökonomie über die Sozialordnung und die Konsenspolitik bis hin zum Weltbild werden die Strukturen von Gesellschaft neu gedacht. Welche konkreten Möglichkeiten können sich daraus für unser Zusammenleben ergeben? 9:00 Uhr Einlass 9:30 Uhr Begrüßung und Einführung, Evelin Lang,Sibylle Heimgartner, Referentinnen für moderne Matriarchatsforschung 10:00 - 11:30 Uhr Sozialstruktur in matriarchalen Clans: Liebe, Erotik und Beziehungen Gabriele C. Kapp, Stuttgart, Heilpraktikerin Referentin für moderne Matriarchatsforschung 11:45 - 13:15 Uhr Matriarchale Ökonomie: Wie funktioniert die Wirtschaft des Schenkens am Beispiel der mexikanischen Stadt Juchitan – ein Praxistest! Ute Grempel, Berlin B.A. Soziale Arbeit, Heilpraktikerin, Referentin für moderne Matriarchatsforschung Mittagspause 14:15 - 15:45 Uhr Politik? Was alle angeht! Interaktive Konsensfindung, Ursula Häusler, Feministische Aktivistin i. R., Kulturanthropologin, Mitbegründerin des Instituts für egalitäre Gesellschaften und matriarchale Politik, Jg 1950 16:00 - 16:30 Uhr Das MatriArchiv – eine internationale Bibliothek für Matriarchatsforschung, Christina Schlatter , St. Gallen Lic.phil., Leiterin Publikumsdienste der Kantonsbibliothek St. Gallen, Referentin für moderne Matriarchatsforschung 16:45 Uhr - 18:15 Uhr Stonehenge im Schwarzwald – matriarchale Spiritualität am Beispiel der Landschaftsmythologie, Sabine Amann, Sozialpädagogin FH Referentin für moderne Matriarchatsforschung Frühbuchungsrabatt bis 15. September 39 €, Tageskasse 49 €. Infos und Anmeldung unter www.gabriele-kapp.de 78 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Fundstück Aus dem Museum Mödling (Österreich) Mutter und Kind 79 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF : Barbie-Ideale gefahrden junge Frauen Wenn „Top Models“ als Vorbilder auf dem Laufsteg voranschreiten Die Fernsehsendung Germany's Next Top Model (GNTM) stand im Focus einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) zum Einfluss auf den Krankheitsverlauf junger Mädchen und Frauen, die wegen einer Essstörung in ärztlicher Behandlung sind. Als wir jung waren, sagte meine Freundin Dagmar immer, wenn ich auf meinen überdimensioniert eingebildeten kleinen Bauch zu sprechen kam: „Ich habe so lange daran gearbeitet, groß und stark zu werden, da bin ich stolz drauf“ und sie meinte ihren Bauch, der etwas kräftiger war als meiner. Schon mit dem viel zitierten gesunden Menschenverstand wissen wir, dass die massenhafte Medienpräsenz von Magermodels junge Mädchen und Frauen unglücklich macht. Jetzt haben wir es endlich wissenschaftlich belegt, dass moderne Casting-Shows, allen voran GNTM, gesundheitsschädlich sind - besonders für junge Mädchen. Essstörungen wie Magersucht werden verstärkt oder entwickeln sich mit dem Konsum derartiger Sendungen. Viele kleine Mädchen träumen davon, selbst einmal berühmt zu werden, Model oder Popstar zu sein. Sie saugen Sendungen wie GNTM in sich auf und vergleichen sich mit den Kandidatinnen. Groß, stark und stolz darauf! Was sagt die IZI-Studie? Von den rund 230 befragten jungen Frauen der IZI- Studie haben drei Viertel angegeben, dass Fernsehsendungen den Verlauf ihrer Krankheit beeinflusst haben, allen voran wurde die Sendung GNTM benannt. Von den Kandidatinnen der Sendung wird nicht nur erwartet, eine Barbieähnliche Figur zu haben: Körpergröße von über 1,72 m bei einer Kleider- 80 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF größe von höchstens 36. Ziel ist, dass sie ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle wie Angst, Scham und Ekel wegdrücken und sich den Anforderungen der Show bedingungslos unterordnen. Die Kombination von Sexualisierung der eigenen Darstellung, also sexy' zu sein, in Verbindung mit Lob, aber auch viel herber Kritik, führt zu einer Persönlichkeitsformung, die krank machen kann. Für die Zuschauerinnen, deren Maße im Allgemeinen nicht in diese Norm passen, heißt das, sich immer unwohl zu fühlen in: dem eigenen, viel zu dick erlebten Körper. Barbie-Ideale, die niemals erreicht werden können, führen zu Gesundheitsstörungen besonders bei Mädchen. Bei jedem dritten Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren gibt es Hinweise auf Depressionen und Essstörungen. Die Hälfte der Mädchen mit Normalgewicht empfindet sich als zu dick, wie eine ältere Studie des Bundesgesundheitsamtes von 2008 schon gezeigt hat. Pinkstinks, die Organisation gegen Sexismus und für vielfältige Mädchenund Jungenbilder, hat eine Petition gestartet, um die Sendung GNTM als jugendgefährdend einzustufen: „Damit 2016 nicht noch mehr Kinder und Jugendliche durch die Sendung zum Hungern animiert werden, weil Heidi Klum Erniedrigung und Sich-Zurücknehmen als ,sexy' definiert." Anfang Juni hatte die zuständige Landesmedienanstalt Berlin- Brandenburg zuge-sagt, GNITM durch die Kommission für Jugendmedien prüfen zu lassen. Bei einem positiven Ergebnis müsste die Casting-Show zu einem späteren Sendetermin gezeigt werden, was den Kreis der Konsumentinnen immerhin verringern würde. Weiterhin werden Stimmen gesammelt, um dem Anliegen mehr Druck zu verleihen. Gestärkte Mädchen lassen diese Sendung aussterben Da zu allen Bewegungen irgendwann die Gegenbewegung kommt, freuen wir uns auf die Zeit, da unsere Enkelinnen wie einst meine Freundin Dagmar stolz sind auf ihre Muskeln und ihren kräftigen Bauch. Dann fallen Sendungen wie diese von allein wegen mangelnder Beteiligung aus. Gundula Pause Entnommen aus Mathilde (Heft 137), dem Frauenmagazin aus Darmstadt www.mathilde-frauenzeitung.de, Infos zur Petition bei: pinkstinks.de 81 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Barbie und Bruder Ein Künstler hat „normale“ Frauenmaße auf eine Barbie-Puppe übertragen. Hier das Ergebnis. Die im Handel erhältliche Barbie wirkt plötzlich völlig deplatziert und viel zu dünn im Vergleich zur normalgewichtigen Barbie. -----------------------Auf dem unteren Foto sind Bruder und Schwester zu sehen, die in einem Workshop entwickelt wurden. Inzwischen dienen sie als Mater-ialien für Workshops zum Thema Re-Matriierung. Im Gegensatz zu heterosexuellen Pärchen gelten Schwester und Bruder in Matriarchaten als das heilige Paar. Sie vertreten die beiden Geschlechter: Frau und Mann. Das heilige Paar Zum Thema Schwester und Bruder bieten wir von MatriaVal eine Unterrichtseinheit an, die bei uns gebucht werden kann. Eure Schwestern von MatriaVal 82 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Innanna am Inn Eine Vorstanda und eine Mitglieda des MatriaVal-Vereins haben sich in Innsbruck persönlich davon überzeugt, dass das Innanna-Schild von Ursula Beiler ordnungsgemäß an der Inn aufgestellt ist. Doreen Doristochter und Daniela Parr Drei Flüsse: Rosanna, Trisana, Innanna Auf dem Schild am Pfosten steht geschrieben: Innsbruck – Innannabruck Innanna war der alte weibliche Name des Innflusses. Dies bezeugen auch im Tiroler Oberland die beiden anderen Annaflüsse ROSANNA (Stanzertal und TRISANA (Paznautal), welche bei Landeck mit der INNANNA aus dem Engadin kommend zusammenfließen. Als große Flussahnin oder Drachenschlange formte Innanna über Jahrtausende das Inntal. Über die Brücke konnte diese Wasserschlange erstmals unbehindert überquert werden. Dies war wegweisend für die Entwicklung Innsbrucks zur Landeshauptstadt. Viele alte Flur- und Flussnamen in den Alpen und in Europa erINNern uns durch ihren Namen an die ursprüngliche weibliche, lebensspendende Energie des Wassers. 83 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Die Themen beim nächsten Mal Gode + Gö Göttin •An AnAn-kel - Enkel Schickt uns Eure Artikel ! * Impressum Medieninhaberin und Herausgeberin: MatriaVal e.V., Im Klingenfeld 37, 60435 Frankfurt [email protected] Redaktion: Uscha Madeisky, Dagmar Margotsdotter, Daniela Parr Layout: Daniela Parr * Handschriftliche Manuskripte können wir leider nicht berücksichtigen Erscheinungsart: vier-jahreszeitlich 84 Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 7 – Herbst 16JdF
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