November 2016 - Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

November 2016
DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Foto: Schulz
Prophetische Rede ist auch heute unentbehrlich
Kathrin Sundermeier.
Der Monatsspruch für den
November lautet: Umso fester
haben wir das prophetische
Wort, und ihr tut gut daran,
dass ihr darauf achtet als auf
ein Licht, das da scheint an
einem dunklen Ort, bis der
Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.
(2. Petr 1,19, Lutherübersetzung)
Beim ersten Lesen frage ich
mich: Was kennzeichnet denn
ein prophetisches Wort? Worin
unterscheidet es sich von anderen »Verlautbarungen«? Wenige
Verse weiter finde ich eine erste
Erklärung: »Denn kein Prophetenwort wurde jemals verkündet,
weil ein Mensch es so gewollt
hatte. Sondern es erging durch
Menschen, die von Gottes Geist
ergriffen waren und in seinem
Auftrag redeten.« (2. Petr 1,21,
BasisBibel)
Titelbild: SPD-Generalsekretärin
Dr. Katarina Barley (v. l.), der Betheler
Chefarzt Prof. Dr. Martin Holtkamp,
Stefan Conrad von der Deutschen
Epilepsievereinigung und Tanja Salzmann vom Landesverband Epilepsie
Berlin-Brandenburg begrüßten rund
130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
beim 20. Tag der Epilepsie in Berlin.
Mehr dazu ab Seite 6. Foto: Elbracht
2
Im Alten Testament finden sich
viele prophetische Worte, ganze
Bücher sind nach Propheten
benannt. In ihnen wird erzählt,
dass Gott sie als Menschen
nutzt, um seinen Willen kundzutun und Missstände anzuprangern. Die Alltagswirklichkeit wird
dabei immer mit den Geboten
und Weisungen Gottes abgeglichen. Der Umgang mit den
Schwächsten und die Frage nach
der Gerechtigkeit sind dabei ein
wesentlicher Maßstab des Urteils.
Schnell wird in den Erzählungen
deutlich, dass prophetisches
Reden alles andere als eine
leichte Aufgabe ist. Propheten,
wie Jesaja, Jeremia und Micha,
machen sich damit ziemlich
unbeliebt – bei den Mächtigen,
aber auch beim eigenen Volk.
Im 2. Petrusbrief werden die
Leser und Leserinnen ermahnt,
sich an das prophetische Wort zu
halten, das die Jünger auf dem
heiligen Berg vernommen haben:
»Das ist mein lieber Sohn, ihn
habe ich lieb.« Es soll ihnen
Sicherheit geben wie ein Licht
in der Dunkelheit.
Soweit also die Texte der Bibel.
Und heute im Jahr 2016? Prophetische Rede ist auch heute
unentbehrlich! Wir brauchen
sie genauso dringend wie die
Menschen damals.
Auf der Bethel-Fachtagung
»Identität und Verständigung«,
die Ende September in Dortmund stattfand, referierte Prof.
Nagel, dass unsere katholischen
Kollegen und Kolleginnen von
der Caritas in ihren öffentlichen
Stellungnahmen und Leitbildern
die prophetische Rede als Auftrag viel deutlicher benennen
und umsetzen würden. Protestanten neigten im Gegensatz
dazu, in kritischer Loyalität zum
Sozialstaat Empfehlungen aus­
zusprechen, so Nagel.
Viele von uns Zuhörenden hat die
Erinnerung an die prophe­tische
Rede als Option Gottes angesprochen. Wir sind als Christen und
Christinnen aufgefordert, auf sein
Wort zu hören und uns öffentlich und forsch für Gerechtigkeit
einzusetzen. Und Maßstab sind
immer noch diejenigen am Rande
unserer Gesellschaft – »... bis der
Tag anbreche …«!
– Diakonin Kathrin Sundermeier –
( Mentorin der Ev. Bildungsstätte
für Diakonie und Gemeinde )
DER RING. Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.
56. Jahrgang. Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl, Vorsitzender des Vorstandes, in
Zusammenarbeit mit der Gesamtmitarbeitendenvertretung der Stiftung Bethel.
Redaktion: Jens U. Garlichs ( verantwortlich ), Petra Wilkening. Satz und Gestaltung:
Andrea Chyla. Sekretariat: Bruni Außendorf/Chris­­­tina Heitkämper. Anschrift: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld, Telefon: 0521 144-3512, Telefax 0521 144 - 2274. E-Mail:
[email protected]. Druck: Gieseking Print- und Verlags­­services GmbH, 33617 Bielefeld.
Nachdruck ist mit Genehmigung der Redaktion gestattet. © bei v. Bodelschwinghsche
Stiftungen Bethel. DER RING ist Mitglied im Gemeinschafts­werk der Evangelischen
Publizistik ( GEP ). Interessierte können die Zeitschrift kostenlos abonnieren.
Spendenkonto: IBAN: DE48 4805 0161 0000 0040 77, BIC: SPBIDE3BXXX.
Bethel im Internet: www.bethel.de
Redaktionsschluss für den Dezember-RING: 11. Novemver 2016
­
i
Inhalt
­­
Mitwirken verändert
5
Fremdsein überwinden 11
In Bielefeld-Bethel fand der
13. Dreiländerkongress Pflege
in der Psychiatrie statt.
150 Jahre Bethel
Ins Gespräch kommen
8
»Identität und Verständigung«
war das Thema einer Bethelweiten Fachtagung in Dortmund zur kulturellen und
religiösen Vielfalt.
Lebenslange Pubertät
10
Jährlich kommen in Deutschland 2.000 Kinder mit dem
Fetalen Alkoholsyndrom zur
Welt. In der Schwangerschaft
ist auch das eine Gläschen
Wein am Abend risikoreich
für das ungeborene Kind.
20
12
Zum Tag der Patientensicherheit informierten die Betheler
Krankenhäuser über Medikamente und ihre Neben- und
Wechselwirkungen.
Bei einer Tagung im vergan­
genen Herbst erarbeiteten
Menschen mit Behinderungen
und Mitarbeitende Ideen für
mehr Teilhabe. Jetzt wurde
eine Zwischenbilanz gezogen.
Tag der Epilepsie
6
Offen mit der Erkrankung
umgehen oder nicht? Am
5. Oktober fand zu diesem
Thema die zentrale Veranstaltung der Deutschen Epilepsievereinigung in Berlin statt.
Nutzen und Schaden
Annette Humpe nimmt mit
Betheler Sängerinnen und
Sängern einen Radiosong
zum Jubiläum auf.
Richtung Inklusion
22
Gäste aus der französischen
Fondation John Bost infor­
mierten sich in Bethel darüber,
wie hier die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen
gefördert wird.
Bethel inklusiv
24
Zuhause in Gastfamilien 14
Seit 20 Jahren vermittelt
Bethel »Betreutes Wohnen
in Familien« für Menschen
mit Behinderungen oder
psychischen Erkrankungen.
Bethel in …
16
… Spremberg. Im dortigen
Christlichen Seniorenheim
gibt es 62 Pflegeplätze und für
10 Senioren Betreutes Wohnen.
Brücke ins Berufsleben 18
Das Kerschensteiner Berufs­
kolleg in Bielefeld-Bethel
unterrichtet junge Menschen
seit 50 Jahren.
Würdevoller Umgang
19
Die Akademie für Ethik
in der Medizin richtete ihre
Jahrestagung in Bielefeld
in Kooperation mit dem
Ev. Krankenhaus Bielefeld aus.
Beim Radio Antenne Bethel
in Bielefeld gehen Menschen
mit und ohne Behinderungen
gemeinsam auf Sendung.
Neues aus der GMAV
26
Die Gesamtmitarbeitendenvertretung der Stiftung Bethel
informiert.
RING-Magazin
27
Namen
35
Bücher
35
3
­Aus
Bethel – Für Bethel
Auf Reisen wollen wir uns begeben …
Strahlender Sonnenschein. 16 Pfarrerinnen
und Pfarrer, Diakoninnen und Diakone
des Seelsorgedienstes aus Bielefeld-Bethel
und Bethel im Norden machen sich in
Bullis und Pkws auf den Weg nach Freistatt.
»Freistatt, wo liegt das denn?«, werde ich
häufig gefragt. Antwort: bei Diepholz. Dort
hatte Friedrich von Bodelschwingh der Ältere
mitten im Moor eine Kolonie für Wander­
arbeitslose gegründet. Deren Auf­gabe war
es damals, gegen Unterkunft, Verpflegung
und Gottes Wort das Moor urbar zu machen.
Und warum fährt »die Geistlichkeit« dorthin? Es ist Pfarrklausur, das bedeutet: Der
Pfarrkonvent der v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel, der sonst in Bielefeld
tagt, macht sich einmal im Jahr auf den
Weg, um über den Tellerrand zu schauen,
andere Arbeitsfelder kennen zu lernen,
Kolleginnen und Kollegen, die sonst immer
nach Bielefeld anreisen, in ihrem Arbeitsumfeld zu begegnen und Bethel-Geschichte
wie gegenwärtige Entwicklungen mitzu­
bekommen.
Erste Station ist das Haus Moorhort, allen
Beteiligten bekannt durch den Film »Freistatt«, der eindrücklich die Schattenseite
kirchlicher Heimerziehung darstellt. Begrüßt
werden wir im ehemaligen Speisesaal des
Hauses. Es ist ein eigentümliches Gefühl,
in der (kaum umgebauten) Filmkulisse zu
sitzen, Andacht zu halten und schließlich bei
Kaffee und Brötchen etwas zur Geschichte
des Hauses zu hören. Der Rundgang durch
das Haus, das nach dem Filmdreh als Erinnerungsstätte dient, lässt niemanden unberührt.
Umso wohltuender und zugleich ein abso­
lutes Kontrastprogramm ist da unsere zweite
Station gegenüber dem Haus Moorhort:
das Janusz-Korczak-Internat, das zum Schulverbund Freistatt gehört. Diese Einrichtung
der Jugendhilfe verbindet das schulische
4
Angebot der Förderschule mit einer stationären Unterbringung. Kinder im Alter von
6 bis 13 Jahren erfahren hier rund um die
Uhr optimale und intensive Unterstützung
und Förderung. Das Ziel ist es, die Kinder
wieder in ihre Schule und ihr Zuhause zu
integrieren. Fragen über Fragen, doch die
Zeit drängt. Weiter geht es in das zwölf
Kilometer entfernte Sulingen. Dort werden
wir im »Taff« herzlich empfangen, zum Mittag aufs Beste bewirtet und engagiert über
die vielfältigen Angebote des Hauses informiert. Taff – das ist ein sozialpsychiatrisches
Tageszentrum, das ein umfangreiches Unterstützungsangebot für Menschen bietet, die
aufgrund ihrer Erkrankung keine Perspektive im Bereich Arbeit, Beschäftigung und
Alltagsbewältigung haben. Dass Vernetzung
und Sozialraumorientierung gelingen, wenn
man sich aus dem Gewohnten herausbegibt, wird im Taff besonders deutlich.
Mit Blick auf die Uhr folgt noch ein Abstecher ins Moor: Dort treffen wir Betheler
Hirtinnen und Hirten auf die extra zu uns
getriebene 600-köpfige Schafherde, die
zur Pflege der Moor- und Grünlandflächen
beiträgt.
Die Pfarrklausur endet schließlich mit der
Teilnahme am Erntedank-Empfang in der
Freistätter Kirche. Nach allem, was wir an
diesem Tag von der Entwicklung Freistatts
bzw. von Bethel im Norden gehört haben,
scheint uns das genau der richtige Ort
für Rückblick, Dank und Ausblick zu sein.
Dankbar, beeindruckt und immer noch
bei strahlendem Sonnenschein treten wir
schließlich den Heimweg an.
Ihr
Pastor Ulrich Pohl
Ein Jahr nach der Fachtagung »Mitwirken verändert«
Fotos: Schulz
Welche Forderungen wurden umgesetzt?
Das Publikum war gespannt, was in­zwischen auf den Weg gebracht wurde.
Die Forderungen waren klar formuliert: freies Internet für
alle, bezahlbarer Wohnraum, Gründung von Interessenvertretungen. Im vergangenen Herbst hatten Menschen mit
Be­hinderungen und Mitarbeitende aus allen Bereichen Bethels
gemeinsam Ideen für mehr Mitbestimmung erarbeitet. Was ist
inzwischen daraus geworden? Dieser Frage stellten sich Ende
September Vertreter des Betheler Vorstands und der Geschäftsführungen in der Neuen Schmiede in Bielefeld-Bethel.
»Viele Menschen waren in den
vergangenen Monaten mit diesen
›Hausaufgaben‹ beschäftigt«, so
Prof. Dr. Günther Wienberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel. Die Verantwortlichen haben sich beraten
und erste Schritte eingeleitet.
Mit Erfolg: Beim Thema »Digitale
Teilhabe« konnte Melissa Henne
eine positive Rückmeldung geben.
»Nach und nach werden in den
Häusern Internetzugänge eingerichtet«, berichtete die Leiterin
der Stabsstelle Unternehmensentwicklung. Außerdem würden
Mitarbeitende geschult, um die
Bewohnerinnen und Bewohner
beim Surfen, Chatten oder Bloggen zu unterstützen.
Der Wunsch nach Interessenvertretungen, um als Experten
in eigener Sache mitzuwirken,
wird vom Bethel-Vorstand unter-
stützt. »Wir wollen Gremien mit
Klientenbeteiligung ausprobieren«, sagte Prof. Dr. Günther
Wienberg. Und das über die
gesetzlichen Vorgaben hinaus.
»Manchmal gibt es kein Gesetz
für Mitwirkung, zum Beispiel in
der Wohnungslosenhilfe, das
heißt aber nicht, dass es nicht
Interessenvertretungen geben
kann.« Grundsätzlich hält Prof.
Wienberg Interessenvertretungen
in allen Bereichen und auf allen
Ebenen für möglich. Das müsse
aber vor Ort in den Einrichtungen
mit Unterstützung der leitenden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
passieren.
Mehr Wohnungen
Auch beim Thema »Wohnraum« hatte Bethel.regionalGeschäftsführer Michael Conty
gute Nachrichten: Bethel sei
dabei, den Bestand an Woh-
Melissa Henne berichtete über Fortschritte
der digitalen Teilhabe.
nungen aufzustocken. »Es sind
viele Projekte in der Pipeline«,
kündigte er an. Über 200 neue
Wohnungen seien geplant, aber
erst in ein bis vier Jahren beziehbar. Außerdem habe man die
vergangenen Monate intensiv
genutzt, um auch Politiker noch
einmal auf das Problem der
Wohnungs­knappheit aufmerksam
zu machen. »Es geht weiter, aber
es ist zäh«, so Michael Conty.
Über 120 Menschen mit Behinderungen und Mitarbeitende
aus allen Betheler Arbeitsfeldern
und Regionen waren in die Neue
Schmiede gekommen, um sich
zu informieren, was schon auf
den Weg gebracht wurde. Nach
den Vorträgen fanden Arbeitsgruppen mit Vertretern aus
Vorstand und Geschäftsführungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten statt. In kleinen
Gruppen tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, was
gut oder schlecht läuft, und was
jeder persönlich zur Weiterentwicklung beitragen kann.
– Christina Heitkämper –
5
20 Jahre Tag der Epilepsie
Fotos: Elbracht
»Jetzt lerne ich vielleicht Fallschirmspringen«
SPD-Generalsekretärin Dr. Katarina Barley war die Schirmherrin
des Tages der Epilepsie.
Prof. Dr. Martin Holtkamp kritisierte das 2011 in Kraft getretene
Arzneimittel-Neuordnungsgesetz.
»Ich bin meistens gut damit gefahren, offen mit meiner Epilepsie
umzugehen, privat wie beruflich.« Für die 27-jährige Berlinerin
Franziska Wendling ist es kein Thema, ihre Erkrankung aus Angst
vor möglicher Stigmatisierung zu verschweigen. Ihre Epilepsie
nicht zu verheimlichen habe ihr auch geholfen, mit den Folgen
der Erkrankung umzugehen, berichtete sie beim 20. Tag der
Epilepsie am 5. Oktober im Rathaus Charlottenburg in Berlin.
Franziska Wendling arbeitet als
Grafikdesignerin. Sie hat ihre
Er­krankung auch bei ihren be­­
ruflichen Bewerbungen nie
ta­buisiert. Nachteile seien ihr
dadurch nie entstanden, erzählte
sie. Die Patientin des EpilepsieZentrums Berlin-Brandenburg
arbeitete unter anderem bereits
für eine Nachrichtenredaktion
der Deutschen Welle.
Mit elf Jahren erkrankte Franziska
Wendling an Epilepsie. Seit einem
epilepsiechirurgischen Eingriff
an der Berliner Charité vor rund
vier Monaten ist sie anfallsfrei.
Darum macht sie mittlerweile
neue, mutigere Zukunftspläne:
»Vor allem werde ich endlich
meinen Führerschein machen.
6
Und vielleicht lerne ich jetzt auch
Fallschirmspringen. Das finde ich
aufregend«, freut sie sich.
»Epilepsie braucht Offenheit«
war das Thema des Tages der
Epilepsie, den die Deutsche Epilepsievereinigung e. V. gemeinsam mit dem Landesverband
Epilepsie Berlin-Brandenburg und
dem Betheler Epilepsie-Zentrum
Berlin-Brandenburg durchführte.
Die Anwesenden waren sich
überwiegend einig, dass die Er­krankung grundsätzlich einen
offenen Umgang erfordere, um
die Akzeptanz der Erkrankung in
der Gesellschaft zu verbessern.
Noch immer habe ein Großteil
der Bevölkerung ein falsches Bild
von Epilepsien.
Die rund 130 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer der Jubiläumsveranstaltung diskutierten zudem
lebhaft darüber, wann es möglicherweise gerechtfertigt sei, die
Erkrankung für sich zu behalten.
Dabei gingen die Meinungen
besonders unter den betroffenen Menschen im Publikum weit
auseinander – vor allem wenn
es um die Planung des Berufslebens und die Chancen auf dem
Arbeitsmarkt geht.
Einige haben sehr schlechte
Erfahrungen mit einem offenen
Umgang gemacht. Sie berichteten von unzähligen erfolglosen
Bewerbungen und Vorurteilen
bei Vorstellungsgesprächen. Viele
Menschen hätten völlig falsche
Vorstellungen von den Folgen
der Erkrankung, insbesondere
von der Arbeitstauglichkeit
betroffener Personen, bemängelten sie. Einige Betroffene verheimlichen darum ihre Epilepsie,
um überhaupt eine Chance auf
dem Ausbildungs- und Arbeits-
»Jetzt lerne ich …
auch wenn Betroffene längere
Zeit keine Anfälle hätten. Die
Bundestagsabgeordnete betonte
daher die Bedeutung des Tages
der Epilepsie. »Wir brauchen
Ihre Aufklärungsarbeit, denn das
ist die Voraussetzung für mehr
Akzeptanz in der Gesellschaft«,
bekräftigte sie. Die Erkrankung
sei zu wenig im Fokus der Politik.
Dabei seien auch immer mehr
ältere Menschen betroffen. Die
Versorgung müsse entsprechend
angepasst werden, forderte Dr.
Katarina Barley.
Zu wenig Antiepileptika
Epilepsiepatientin Franziska Wendling
geht aus Überzeugung offen mit ihrer
Erkrankung um.
markt zu haben. Bei bestimmten
Berufen, wie Dachdecker oder
Fernkraftfahrer, sei es aber sehr
bedenklich und grob fahrlässig,
die Erkrankung zu verschweigen,
warnten Experten.
Eine Epilepsie sei für viele Menschen in Deutschland schwer zu
begreifen, sagte die SPD-Generalsekretärin Dr. Katarina Barley,
Schirmherrin der Veranstaltung.
Die Erkrankung beeinflusse
nahezu jeden Teil des Lebens,
Die steigende Zahl älterer Menschen mit Epilepsie erklärte der
Chefarzt des Epilepsie-Zentrums
Berlin-Brandenburg, Prof. Dr.
Martin Holtkamp. Ab etwa dem
60. Lebensjahr steige das Risiko,
eine Epilepsie zu entwickeln,
noch einmal an. Altersbedingte
Epilepsien seien insgesamt aber
leichter behandelbar, so seine
Erfahrung.
Der Vorsitzende der Deutschen
Epilepsievereinigung, Stefan
Conrad, sowie Prof. Dr. Martin
Holtkamp nutzten die Anwesenheit der SPD-Generalsekretärin,
Rund 130 Teilnehmer besuchten die
Jubiläumsveranstaltung im Rathaus
Charlottenburg.
um auf ein anderes Problem
hinzuweisen: die geringe Zahl
dringend benötigter und neuer
wirkungsvoller Antiepileptika.
Das 2011 in Kraft getretene
Arzneimittel-Neuordnungsgesetz
(AMNOG) habe dazu geführt,
dass die letzten drei in Europa
zugelassenen Antiepileptika nicht
mehr durch die Krankenkassen
adäquat finanziert würden, kritisierte Prof. Dr. Martin Holtkamp.
»Hätten die heute angewandten
Regeln schon 1990 gegolten,
wäre keines dieser Antepileptika,
wie Levetiracetam und Zonisamid,
in Deutschland marktfähig gewesen«, führte Prof. Holtkamp vor
Augen. Durch das Engagement
der Selbsthilfe, unter anderem in
Form von Petitionen beim Deutschen Bundestag sowie unzähligen Gesprächen mit gesundheitspolitischen Vertretern, sei
zumindest ein Problembewusstsein dafür entstanden, dass beim
AMNOG dringender Reformbedarf bestehe.
– Gunnar Kreutner –
Für einen offenen Umgang mit Epilepsie warben (v. r.) Prof. Dr. Martin Holtkamp,
Dr. Axel Panzer, DRK-Klinikum Westend in Berlin, Prof. Dr. Bernhard Steinhoff, Epilepsiezentrum Kork, und Dr. Frank Bösebeck, Epilepsiezentrum in Rotenburg / Wümme.
7
Fachtagung in Dortmund
Fotos: Elbracht
Verständigung über Vielfalt und Identität
Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel von der Georg-August-Universität Göttingen
untersuchte die Öffentlichkeitsarbeit von Wohlfahrtsverbänden.
Aus allen Stiftungsbereichen trafen
sich Fachleute in Dortmund.
»Man muss Identität haben, um sich verständigen zu können.
Anders herum, muss man sich aber auch verständigen, um die
Identität weiterzuentwickeln«, sagte Religionswissenschaftler
Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel bei einer Fachtagung zur
kulturellen und religiösen Vielfalt im September in Dortmund.
Rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Stiftungsbereiche waren der Einladung des Bethel-Vorstands gefolgt, sich
mit dem Thema Identität und Verständigung zu beschäftigen.
Vorstand fest, dass er Vielfalt
im Sinne der Betheler Vision
»Gemeinschaft verwirklichen«
als Bereicherung versteht. Diese
Bereicherung erfordere Offenheit. Vielfalt könne aber auch
Konfliktpotenzial enthalten und
verlange einen deutlichen Standpunkt, das heißt eine klare und
verständliche Benennung der
eigenen christlich-evangelischen
Orientierung. »Mit dem Positionspapier wollen wir anregen,
unsere Vielfalt wahrzunehmen
und darüber ins Gespräch zu
kommen«, so der Vorstand.
»Und wir wollen für künftige
Aufgaben sensibilisieren!«
Sie alle bewegte die Frage:
Wie verhält sich Bethel zur reli­
giös und kulturell immer vielfältiger werdenden Gesellschaft?
Klarheit und Orientierung bietet
das Positionspapier »Kulturelle
und religiöse Vielfalt in den
v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel«, das der Vorstand Ende
2014 veröffentlicht hat. Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong
und Prof. Dr. Günther Wienberg
vom Bethel-Vorstand eröffneten
die Veranstaltung mit einem Einführungsimpuls zu dem Papier.
In dem Positionspapier hält der
Projekte besucht
Rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen an der Tagung teil.
8
Um den Prozess der Sensibilisierung zu unterstützen und Anregungen zu liefern, besuchten die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
in Kleingruppen zehn Projekte,
die einen besonderen Beitrag
zur kulturellen und religiösen
Vielfalt im Ruhrgebiet bieten.
Darunter waren die Beratungs­
stelle für extremistischen Salafismus »Wegweiser«, das Fan-Projekt Dortmund e. V., die Zuwanderungsberatung Hagen sowie
Verständigung über …
Christine Rieffel-Braune (v. l.) und Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong vom Bethel-Vorstand diskutierten mit Religionswissen­
schaftler Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel und Pfarrer Ulf Schlüter.
die Ev. Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck als Modellschule
mit einem gelungenen StadtteilProjekt. In kleinen Arbeitsgruppen
gab es Gelegenheit zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen
und gemeinsam Anregungen zu
erarbeiten.
Die kulturelle und religiöse Vielfalt dürfe bei der Verständigung
über die eigene Identität nicht
außer Acht gelassen werden,
gab Prof. Dr. Nagel von der
Georg-August-Universität Göttingen zu bedenken. Dass religiöse
Pluralisierung aber nicht zum
Thema öffentlicher Stellungnahmen der Wohlfahrtsverbände
gemacht wird, hat er in einer
Studie festgestellt. »Religion
und Pluralisierung spielen in der
Kommunikation der Wohlfahrtsverbände keine Rolle. Öffentliche
Stellungnahmen konzentrieren
sich auf Sozialpolitik und angrenzende Felder.«
»Ich sehe, dass es im Kreis der
Mitarbeitenden großen Bedarf
gibt, über das Thema Identität
und Vielfalt zu sprechen«, resümierte Bethel-Vorstand Christine
Rieffel-Braune in einer Podiums-
In Arbeitsgruppen wurden Erfahrungen ausgetauscht.
diskussion, die den Abschluss
der Veranstaltung bildete. »Wir
müssen diesen Gesprächen einen
strukturierten Rahmen geben,
um unsere diakonische Identität
zu schärfen«, sagte sie weiter.
Auch Pastorin Dr. Johanna WillArmstrong sprach sich dafür
aus, Formen der Begegnung
zu entwickeln, um diakonische
Identität und religiöse Vielfalt
in Einklang zu bringen. Die Mut
machenden Beispiele in Dortmund nehme man als Anregung
mit nach Bethel.
– Elena Kleine –
Die Teilnehmer beteiligten sich angeregt an der Diskussion.
9
Fachtagung im Stiftungsbereich Bethel.regional
Fetales Alkoholsyndrom – Lebenslang in der Pubertät
Gerade weil der menschliche
Körper erst mit drei oder vier
Jahren lernt, Alkohol abzubauen,
ist dieser für das ungeborene
Kind so gefährlich. In seinem
Vortrag zeigte Dr. Feldmann
auf, wo und wie Alkohol wirkt:
Zunächst einmal behindert er
die Zellteilung und stört somit
die Entwicklung des Kindes. Vor
allem das schnell wachsende
Gehirn ist betroffen. Aber auch
das zweite große Organ, das
Herz, wird geschädigt. Deshalb
seien alkoholgeschädigte Kinder
nicht nur kleiner als ihre Altersgenossen, sondern sehen oft
auch anders aus. In der Summe
kann der Konsum Ursache sein
für angeborene Fehlbildungen,
geistige Behinderungen, Entwicklungs- und Wachstumsstörungen sowie für starke Verhaltensauffälligkeiten. Die Folgen
begleiten die Kinder ein Leben
lang, denn FAS ist nicht heilbar.
Jedes Jahr, betonte Dr. Reinhold
Feldmann in der Neuen Schmiede
in Bielefeld-Bethel, würden in
Deutschland mehr als 2.000
Kinder geboren, die ein Fetales
Alkoholsyndrom aufwiesen. Den
immer noch weit verbreiteten
Glauben, geringe Alkoholmengen seien in der Schwangerschaft unbedenklich, verwies der
Mediziner ins Reich der Märchen.
Zwar seien große Trinkereignisse
besonders risikoreich, doch gebe
es keine »Schwellendosis« bei
der Alkoholmenge. Deshalb
dürfe auch das gerne verharm­
loste »eine Glas Wein am Abend«
nicht unterschätzt werden.
Irritiertes Umfeld
Trotz gravierender Defizite irritieren FAS-Kinder ihr Umfeld
häufig, weil ihre Behinderung
nicht immer augenscheinlich ist:
»Er ist so pfiffig! Warum macht
er nie, was er soll?«, hört Anne
Kordbarlag vom heilpädagogischen Pflegekinderdienst oft von
Pflegeeltern. Mangelnde Kooperation werde schnell als Verwei-
Anne Kordbarlag richtete den Fachtag gemeinsam mit den Regionalleitern Detlef
Vincke (l.) und Michael Walde in der Neuen Schmiede aus.
10
Fotos: Elbracht
»Wenn eine werdende Mutter getrunken hat, nüchtert sie
langsam wieder aus. Aber das Baby in ihrem Bauch bleibt
betrunken«, warnte Dr. Reinhold Feldmann von der Tages-­
klinik Walstedde bei einem Betheler Fachtag Ende September.
Die interne Veranstaltung des Stiftungsbereichs Bethel.regional,
Region Junge Menschen Bielefeld, befasste sich mit dem »Fetalen Alkoholsyndrom«, kurz FAS.
FAS-Experte Dr. Reinhold Feldmann.
gerung oder Provokation wahrgenommen, so die Organisatorin
des Fachtags. Dabei seien viele
aggressive, demotivierte oder
uneinsichtige Verhaltensweisen
meist die Reaktion auf die Anforderungen im Alltag, denen die
Kinder nicht gewachsen seien.
Anschaulich berichtete Gerlinde
Fortmann, die ihre FAS-Diagnose
mit sieben Jahren erhielt, von
ihrem Leben mit der Behinderung. Ihr tat es gut, die Ursache
für ihr Verhalten beim Namen
nennen zu können. »Ich war
erleichtert, darüber sprechen zu
können. Auch für mein Gegenüber ist es so leichter, sich auf
mich einzustellen.« Als Kind
hatte sie Probleme in der Schule,
galt als launisch und sehr emotional. Heute kann sie besser
mit Belastungen umgehen. »Ich
musste zunächst lernen, dass
ich anders als die anderen bin«,
sagte sie in einem Interview mit
Anne Kordbarlag. Die FAS-Auswirkungen, so die junge Frau,
fühlten sich an »wie eine lebenslange Pubertät«.
– Robert Burg –
13. Dreiländerkongress Pflege in der Psychiatrie
Foto: Bünemann
Umgang mit Fremdsein beeinflusst Behandlungserfolg
Der Kongress fand im Assapheum statt: (v. l.) Günter Meyer, DFPP-Vizepräsident Uwe Genge, Prof. Dr. Michael Schulz, Prof. Dr.
Hilke Bertelsmann (beide FHdD), Christoph Schmidt und Jenny Mika.
Das Gefühl von Fremdsein wirkt sich auf unterschiedlichste
Lebensbereiche aus: sogar auf die körperliche Gesundheit.
Inspiriert durch die Flüchtlingssituation gingen beim 13. Drei­
länderkongress Pflege in der Psychiatrie im September in Bielefeld-Bethel mehr als 500 Teilnehmer dem Phänomen auf den
Grund. Denn durch ihren Umgang mit dem Fremdsein beeinflussen die Professionen, die an der psychiatrischen Versorgung
beteiligt sind, die Chancen auf den Erfolg einer Behandlung.
»Die Angst vor dem Fremden ist
oft in der eigenen Biografie verwurzelt. Dem lohnt es sich auf
die Spur zu kommen«, begrüßte
und ermutigte Christoph Schmidt,
Pflegedirektor im Ev. Krankenhaus Bielefeld ( EvKB ), die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des
zweitägigen Kongresses. Dieser
wurde in Kooperation des EvKB,
der Fachhochschule der Diakonie
(FHdD) und der Deutschen Fachgesellschaft Psychia­trische Pflege
(DFPP) abgehalten.
»Zu selten wird das Fremde
heute als Bereicherung empfunden, sondern vielmehr als Bedrohung«, mahnte Kulturhistoriker
und Pfleger Günter Meyer. »In
der Geschichte wurde der Begriff
mit Barbarei gleichgesetzt und
damit Fremden ihre Kultur, Ethik
und Moral abgesprochen.« Die
Gefahr dabei: Die Heimischen empfinden bewusst oder un­bewusst die
eigene Kultur als höherwertig als
die fremde. Auf eine Behandlung
übertragen bedeutet das, so die
Kritik von Günter Meyer: »Ein
Gespräch zwischen einem
Patienten und seinem Arzt
oder Therapeuten findet dann
nicht auf Augenhöhe statt.«
Und das wirkt sich auf den
Therapieerfolg aus.
Eine Strafe Gottes
Jenny Mika ist Flüchtlingen
begegnet, die ihre Krankheitsanzeichen in einer Strafe Gottes
begründet sahen, an Zauberei
glaubten oder an spirituelle Heilungschancen. »Viele stellen ihre
Symptome nicht in den Zusammenhang einer psychischen
Erkrankung. Es ist wichtig, die
subjektiven Krankheitskonzepte
eines jeden Patienten bei der
Therapie zu berücksichtigen«,
forderte die Psychologin vom
Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und
Folteropfer Refugio in München.
Subjektive Krankheitskonzepte
– vereinfacht gesagt seien das
gedankliche Konstrukte, in denen
ein Mensch sein individuelles
Wissen über Erkrankungen bün-
dele und die großen Einfluss
darauf hätten, wie Betroffene
ihre Erkrankung verarbeiteten.
Persönliche Erfahrungen sowie
kulturelle und gesellschaftliche
Einflüsse flössen mit ein, deshalb
unterschieden sich subjektive
Krankheitskonzepte sehr stark,
insbesondere dann, wenn ihre
Träger aus unterschiedlichen
Teilen der Welt kämen. Jenny
Mika plädierte daher dafür, dass
Behandler sich für Offenheit
sensibilisierten. Würden nämlich die individuellen subjektiven
Krankheitskonzepte bei der Therapie berücksichtigt, könne das
positive Auswirkungen auf den
Behandlungserfolg in der Traumatherapie haben.
Der Dreiländerkongress Pflege
in der Psychiatrie wird jährlich
abwechselnd in Deutschland,
der Schweiz und Österreich ab­
gehalten. 2004 wurde er zum
ersten Mal von der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
Bethel in Bielefeld ausgerichtet.
– Manuel Bünemann –
Der Kongressband kann auf
der Internetseite www.pflegein-der-psychiatrie.eu heruntergeladen werden.
11
Bethel-Song-Projekt mit Annette Humpe
Über das Ohr direkt ins Herz
»Nils, das hast du spitzen­
mäßig gesungen! Gleich noch
einmal!« Stolz blickt der 22jährige Nils Frevert über das
Mikrofon zu seinen Zuhörern
auf der anderen Seite der
Glasscheibe. Denn das Lob
kommt nicht von irgendwem,
sondern von Annette Humpe.
Die bekannte Sängerin und
Musikproduzentin sitzt lä­ch­elnd hinter einem großen
Mischpult und hebt anerkennend den Daumen.
Nils Frevert ist stolz darauf, bei dem Projekt dabei zu sein.
Heute werden im »Watt-mattersStudio« in Bielefeld die Sänger
aufgenommen und ihre Stimmen
auf die so genannte RoughVersion eingespielt, die vergleichbar mit einem instrumentalen
Playback-Song ist. Das Ganze
geschieht unter der Leitung von
Annette Humpe. Die 66-jährige
Komponistin war in den 1980erJahren mit ihrer Band »Ideal«
Wegbereiterin der Neuen Deutschen Welle. Sie verhalf vielen
anderen Künstlern, wie Udo Lindenberg, den Prinzen, Nena und
Max Raabe, zum Erfolg. Als Sän-
Fotos: Kreutner (5)
Nils Frevert leiht seine Stimme
einem Bethel-Song, der im
Frühjahr 2017 aus den Radios
klingen soll und bis dahin ge-­
­heim bleibt. Auch die anderen
sechs Sänger kommen heute
noch zum Einsatz, einzeln und
schließlich als ganze Gruppe.
Die jungen Erwachsenen sind
ehemalige Schülerinnen und
Schüler der Mamre-PatmosSchule, leben in Bethel-Einrichtungen oder wurden lange von
Bethel betreut.
Annette Humpe nutzte die Pausen für Feinabstimmungen mit (v. l.)
Oliver Damaschek-Hahn, Nils Frevert und Patrick Clausmeier.
12
gerin stürmte sie in den 2000erJahren mit Adel Tamil als »Ich +
Ich« die Charts.
Bereits im Oktober 2015 unternahm Annette Humpe eine dreitägige »musikalische Reise« durch
Bethel, um Anregungen für den
Musikalisch begleitet von Oliver Damaschek-Hahn (r.) gaben
die Sängerinnen und Sänger ihr Bestes.
Über das Ohr …
Bethel-Song zu bekommen.
Dabei besuchte sie alles, was
in der Arbeit Bethels »tonangebend« ist: von der Frühchenbesingung im Ev. Krankenhaus
Bielefeld bis zur Musiktherapie
für schwer mehrfachbehinderte
Menschen, von den Chören der
Zionsgemeinde bis zu verschiedenen inklusiven Bandprojekten.
In einem beengten Keller inmitten der Ortschaft wurde sie
schließlich fündig. Dort probte
eine kleine Band ehemaliger
Mamre-Patmos-Schüler, musikalisch begleitet von Oliver Damaschek-Hahn und Philipp PlaßWrobel. Als die jungen Frauen
und Männer einen Song spielten,
war Annette Humpe begeistert: »Besser kann ich es nicht
machen!«, lobte sie spontan.
Die Melodie habe das Zeug zu
einem Ohrwurm.
Damit tatsächlich ein radiotauglicher Song entsteht, nahm sich
Annette Humpe des Stücks an.
Im Juni dieses Jahres ging es in
ein Studio im Berliner Stadtteil
Prenzlauer Berg. Aus der Grundstruktur der Akkorde wurde ein
perfekter Song herausgefeilt.
Die Instrumente wurden arrangiert, die »Baseline« komponiert
Foto: Schulz
Feinschliff in Berlin
Jim Rakete drehte an unterschiedlichen Orten in Bielefeld das Musikvideo für den Song.
und die Textzeilen harmonisiert.
Und das schwierigste dabei:
»Ein perfekter Radiosong sollte
nicht viel länger als drei Minuten
sein«, erklärt Annette Humpe.
Also hieß es kürzen, kürzen, kürzen. Das Resultat war die RoughVersion, die heute in Bielefeld
von den sieben Sängern mit
»Leben« gefüllt wird. Abschließend geht die überarbeitete
Fassung für den Feinschliff noch
einmal zurück nach Berlin.
Mit dem Bethel-Song bekommt
das Betheler Jubiläumsjahr, wie
alle großen Ereignisse, eine
Art »Hymne« und kann dann
Tontechniker Henning Strandt hatte Spaß an der professionellen
Zusammenarbeit mit Annette Humpe.
musikalisch lange nachwirken.
Annette Humpe ist vom Erfolg
überzeugt, denn sie glaubt vor
allem an die Sänger – auch wenn
sie keine Profis sind. »Bei Musik
geht es um Emotionen und nicht
darum, immer exakt den Ton zu
treffen. Und Gefühl haben alle
Beteiligten.«
Zu einem ambitionierten Song
gehört natürlich auch ein Musikvideo. Dafür war die Gruppe
einen Tag lang in Bielefeld mit
Starfotograf Jim Rakete unterwegs, der einen Film drehte.
– Gunnar Kreutner/Johann Vollmer –
Im Watt-matters-Studio in Bielefeld-Oerlinghausen wurden
die Stimmen der Sänger auf die Rough-Version eingespielt.
13
Auftakt zur bundesweiten Fachtagung in Bethel
20 Jahre Betreutes Wohnen in Familien
Foto: Schulz
Normalität, sondern nur ein
›Als-ob-Modus‹«, so Prof. Lenz.
Wie gut eine Gastfamilie mit den
an sie gestellten Herausforderungen und Belastungen umgehen
könne, hänge von ihrer Widerstandskraft und ihren Ressourcen
ab. »Auf der Suche nach passenden Gastfamilien reicht es nicht
aus, nur die Wohnverhältnisse
zu beurteilen. Die Mitarbeitenden des Betreuten Wohnens in
Familien müssen auch das Potenzial der Familie im Blick haben«,
unterstrich Prof. Lenz in seinem
Vortrag.
Melissa und ihrer Mutter Maria Andres geht es gut bei Barbara Fischbach (r.). Sabine
Melichar (l.) freut sich für die beiden.
Seit zwanzig Jahren vermittelt die Familienpflege Bethel
Menschen mit psychischen Erkrankungen, einer Suchtproblematik oder mit Behinderungen in Gastfamilien. Das Jubiläum,
das Ende September in der Neuen Schmiede in Bielefeld-Bethel
gefeiert wurde, war zugleich der Auftakt eines zweitägigen
Kongresses zum »Betreuten Wohnen in Familien« mit 175
Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet.
Der Fachtag stand unter dem
Motto »Von gelingenden Ge­
schichten und glücklichen Mo­
men­ten«. Damit machten die
Veranstalter klar, dass das Leben
in einer Gastfamilie erstaunliche
Entwicklungen und positive
Überraschungen hervorbringen
kann. Sogar von einer Erfolgsgeschichte spricht in diesem
Zusammenhang Prof. Dr. Günther
Wienberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.
Die Betreuungsform sei höchst
individuell und inklusiv. Und die
zu betreuenden Menschen erlebten die Wohltat einer Familie,
so Prof. Wienberg beim Fachtag,
der nach 1989 und 2001 zum
dritten Mal in Bethel stattfand.
14
Familien zu finden, die fremde
beeinträchtigte Menschen bei
sich aufnehmen und ihnen eine
Stütze sein wollen, ist schwierig.
Denn die Anforderungen, die
an sie gestellt werden, sind hoch.
»Durch die Aufnahme eines
Klienten oder einer behinderten
Mutter mit ihrem Kind wird die
Kernfamilie zu einer öffentlichen
Familie«, gab Prof. Dr. Albert
Lenz von der Katholischen Hochschule Paderborn zu bedenken.
Betreuungsteams, unter Umständen auch Mitarbeitende des
Jugendamts und die Ursprungsfamilie der Klientinnen und Klienten gäben sich die Klinke in
die Hand. »Gastfamilien müssen
um Normalität in den Beziehungen ringen. Aber es ist keine
Hervorragende Wohnverhältnisse
und ein großes persönliches
Potenzial bietet Barbara Fischbach in Gütersloh. Die 45-Jährige
ist eine kontaktfreudige Frau,
die nichts so schnell aus der
Ruhe bringen kann. Mit Herzenswärme und klaren Regeln sorgt
sie dafür, dass Maria Andres und
ihre Tochter Melissa ein stabiles,
sicheres Familienleben kennen
lernen. Ohne sie wäre Melissa
wahrscheinlich zu Pflegeeltern
gekommen. Ihre Mutter hat eine
Lernbehinderung und kann nicht
gut für das Kind sorgen. Zwar
wurden die beiden schon von
einem Fachdienst unterstützt,
aber die Hilfe reichte nicht.
»Wenn die Betreuer beobachten,
Prof. Dr. Günther Wienberg hofft auf
eine größere Verbreitung des Betreuten
Wohnens in Familien in Deutschland.
dass ein Kind in der Entwicklung immer weiter zurückfällt,
wird es brenzlig«, betont Sabine
Melichar, Leiterin des »Betreuten
Wohnens in Familien« in BielefeldBethel. Denn das Kindeswohl
stehe an erster Stelle. Melissa kam
aber nicht zu Pflege­eltern. Denn
es gab eine bessere Lösung.
Das Mädchen und seine Mutter
wurden in das Bethel-Programm
»Betreutes Wohnen in Familien
für Mütter mit Behinderungen
und ihre Kinder« aufgenommen.
Vor drei Jahren zogen sie dann
nach Gütersloh zur Gastmutter Barbara Fischbach. »Ich bin
sehr glücklich, dass ich Barbara getroffen habe. Ich habe
um mein Kind gekämpft. Jetzt
können wir zusammenbleiben.
Und Barbara hilft mir, dass es so
bleibt«, freut sich die 31-jährige
Maria Andres, die in Gütersloh
in einer Werkstatt für Menschen
mit Behinderungen arbeitet.
Sehr gut aufgeholt
Als die beiden bei Barbara Fischbach einzogen, war Melissa viereinhalb Jahre alt, aber sie hatte
den Entwicklungsstand einer
Zweijährigen. »Sie hat sehr gut
aufgeholt«, betont die Gastmutter. Beispielsweise habe sich
Melissas soziales Verhalten stark
Fotos (4): Elbracht
20 Jahre …
Regionalleiter Rüdiger Klein (v. l.) und das Team vom Betreuten Wohnen in Familien
mit Sabine Melichar, Markus Heinrichsdorf, Margret Steinkamp, Klaus Kiene, Petra
Hamelau-Stoll und Martin Friedrich.
verbessert. »Sie hat gelernt,
mit Worten zu kommunizieren.
Statt sich schreiend hinzuwerfen, diskutiert sie jetzt«, freut
sich Barbara Fischbach. Zu Maria
habe sie ein herzliches Verhältnis. »Sie ist so dankbar. Die
beiden bringen so viel Lebensfreude ins Haus. Zusammen mit
meiner Tochter, die noch zuhause
wohnt, und meinem Lebensge­
fährten sind wir eine große
glück­liche Familie.«
Rund 50 Klientinnen und Klienten profitieren in Westfalen zurzeit vom Leben in einer Gastfamilie. Diese Betreuungsform sei
eine Alternative zu den stationären und ambulanten Angeboten
und ein Gewinn sowohl für die
Gastfamilien als auch für die
Klienten, hob Michael Weders­
hoven in seinem Grußwort hervor. Der Referatsleiter der Behindertenhilfe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe dankte
den Gastfamilien, die ihr Haus
für fremde Menschen öffnen.
»Das, was Sie tun, tun Sie nicht
nur für die Betroffenen oder
für sich selbst, sondern auch für
die Gesellschaft«, so Michael
Wedershoven.
– Silja Harrsen –
Prof. Dr. Albert Lenz hat das Betreute
Wohnen für Mutter und Kind im Blick.
Michael Wedershoven lobte die
Gast­familien für ihr Engagement.
Informationen zum Betreuten
Wohnen in Familien gibt es
bei Sabine Melichar, Tel. 0521
144-2522, E-Mail: sabine.
[email protected].
15
Bethel in der Niederlausitz
Das christliche Seniorenheim Spremberg
Fotos: Elbracht
Zwischen Spree und Kohlekraftwerk
Kathrin Behla hat ihre Hündin Stella zu Heinz-Dieter Braun mitgenommen.
Russische Eier mit Remoulade und Bratkartoffeln – das hat
sich Irene Werther zum Mittagessen bestellt. Dass die Mahlzeiten im Christlichen Seniorenheim Spremberg bei den Be­­
wohnern gut ankommen, ist auch ihr Verdienst. Die ehemalige
Säuglingsschwester engagiert sich in der Küchenkommission.
Seit 2004 lebt die 74-Jährige in der Einrichtung, die zu der
Hoffnungstaler Stiftung Lobetal gehört.
Sie sei durch ärztliche Behandlungsfehler zum Pflegefall ge­worden, so Irene Werther. »Ich
konnte gar nichts mehr, nur noch
liegen«, sagt sie. Dass sie jetzt im
Rollstuhl sitzen könne, sei auch
der guten Pflege in dem BethelHaus zu verdanken. Das Seniorenheim im brandenburgischen
Spremberg liegt mitten in der
Stadt und doch im Grünen. Zu
dem Haus gehört ein herrlicher
Park, der an einen Nebenarm
der Spree grenzt. Dort trainieren
die Kanuten des Erfolgsvereins
SG Einheit Spremberg für internationale Wettkämpfe, und
Angler werfen ihre Ruten aus.
»Unser Park ist so schön, und
auf oder an der Spree ist immer
Betrieb. Aber unsere Bewohner
möchten nahe beim Haus sitzen
und auf die Straße gucken«,
wundert sich Sylvia Schutzka,
die das Seniorenheim leitet.
16
Heute ist nicht viel los in der
Gärtnerstraße. Nur Dieter Schubert setzt sich den Helm auf und
fährt mit seinem Elektromobil
davon. Der 77-Jährige wohnt im
Christlichen Seniorenheim. Aber
Mit seinem Elektromobil macht sich
Dieter Schubert auf den Weg zu seinem
Bungalow.
er besitzt noch einen Bungalow
und schaut dort regelmäßig nach
dem Rechten. »Vor vier Jahren ist
meine Frau gestorben. Zur selben
Zeit habe ich die Diagnose Par­­kinson erhalten. Ich kann nicht
alleine in dem Haus leben«, so
Dieter Schubert. Im Seniorenheim
hat er sich ins Betreute Wohnen
eingemietet. »Für die Einraumwohnung zahle ich Miete und
eine geringe Betreuungspau­
schale für kleinere Handreichungen. Der Pflegedienst kommt
von extern«, so der ehemalige
Leiter der Instandhaltung im
Kraftwerk Trattendorf.
Wegzug aus der Region
Spremberg und Umgebung
waren ein wichtiges Zentrum der
Energiegewinnung in der DDR.
Die Landschaft ist bis heute ge­­
prägt vom Braunkohle-Tageab­
bau und dem Anblick hoher Kühl­­­­türme. Das Großkraftwerk Trattendorf, in dem Dieter Schubert
einst gearbeitet hat, war ein
be­­deutender Stromerzeuger
in der Republik. »Das war das
Aushänge­schild der DDR«,
betont Dieter Schubert stolz.
Mehrere tausend Mitarbeiter
waren dort beschäftigt. Doch
mit der Wende 1989 war Schluss.
Viele Kraftwerke – auch Trattendorf – wurden aus wirtschaft­
lichen und umweltpo­litischen
Gründen stillgelegt. Die Menschen verloren ihre Arbeit und
verließen die Region Nie­derlausitz
in Brandenburg. »Wir hatten
plötzlich 25 Prozent Ar­beits­losig­
keit. Die Jugend ist weggezogen.
Die haben wir für immer verloren«, beklagt Dieter Schubert.
Bethel in …
Sylvia Schutzka unterhält sich mit Lisbeth Sobioch. Die Seniorin
ist 102 Jahre alt.
Die Jugend in Spremberg war bis
1975 der Lebensmittelpunkt von
Liesbeth Anton. 25 Jahre leitete
sie das Kinder- und Jugendheim
der Stadt. »Wir hatten 35 Plätze.
Die waren immer ausgelastet.
Aus allen Kindern sind tüchtige
Menschen und gute Facharbeiter
geworden«, hebt die 102-Jährige
stolz hervor. Die Seniorin ist nach
einem Sturz in ihrer Mobilität
etwas eingeschränkt. Dafür ist
sie geistig voll auf der Höhe. »Ich
weiß nicht, wie ich das geschafft
habe, im Kopf so lange fit zu
bleiben. Ich habe mir jeden Tag
einen frischen Brennnesseltee
aus den kleinen hellgrünen Blättchen gekocht. Vielleicht ist das
der Grund«, mutmaßt Liesbeth
Anton.
Andreas Brauner spielt auf der mechanischen Harmonika
ein Ständchen für Ruth Jurk.
starb, blieb sie in der Wohnung.
»Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass Tag und Nacht jemand
im Haus ist, den man ansprechen
kann«, sagt sie. Mit 80 Jahren
wolle sie nicht mehr umziehen.
Im Seniorenheim sei immer etwas
los, so Hildegard Kommol, ob in
den Wohngruppen, im Wintergarten oder im Veranstaltungsraum. Heute wird zum Beispiel
ein Geburtstag gefeiert. Der
Pflege­dienstleiter Andreas Brauner spielt für die Jubilarin auf
dem Akkordeon. Begeistert summen die Bewohnerinnen, die sich
Sicher rund um die Uhr
Im Seniorenheim Spremberg gibt
es 62 Pflegeplätze, verteilt auf
zwei Wohngruppen. In der Einrichtung leben noch zehn Miete­
rinnen und Mieter im Betreuten
Wohnen. Für sie stehen vier Zwei­­raumwohnungen und sechs Einzelapartments zur Verfügung. In
einer Wohnung lebt Hildegard
Kommol. 2008 zog sie mit ihrem
pflegebedürftigen Mann von Fins­­terwalde in die Spremberger Einrichtung. Als er vier Jahre später
Liesbeth Anton leitete bis 1975 ein
Kinderheim.
im Gemeinschaftsraum versammelt haben, mit. »Das haben Sie
aber schön gespielt«, wird Andreas Brauner gelobt. Der kann
sich ein spitzbübisches Lächeln
kaum verkneifen. Das Instrument
sei ein selbstspielendes, erklärt er
seinem überraschten Publikum.
»Die Lieder sind auf einer Speicherkarte und werden in dem
Tempo abgespielt, wie ich den
Balg bewege«, so der 39-Jährige.
Feste feiern ist den Menschen im
Christlichen Seniorenheim wichtig. Besonders beliebt sind die An­­dachten, die auch in der Tages­­pflege, ein paar Straßen entfernt,
jeden Morgen angeboten werden. »Biblische Geschichten hö­­
ren und Kirchenlieder singen, das
mögen unsere Klienten«, bestätigt Kathrin Behla, die Leiterin
der Tagespflege. Auch die Feste
des Kirchenjahrs werden in alter
Tradition gefeiert. »Darüber
hinaus finden sie Karneval gut,
weil sie sich dann verkleiden
können«, verrät Kathrin Behla.
»Aber womit wir ihnen nicht zu
kommen brauchen, ist Halloween. Das kennen sie nicht von
früher und finden es ehrlich
gesagt auch ziemlich dumm.«
– Silja Harrsen –
17
50 Jahre Kerschensteiner Berufskolleg
Eine Brücke ins Berufsleben für junge Menschen
»Jung, frisch, innovativ« sei
das Kerschensteiner Berufskolleg,
sagte Kay Stampa, seit drei Jahren
Leiter der »Bündelschule«. Das
Kolleg vereint ein Förder- und
ein allgemeines Berufskolleg.
Hier werde jungen Menschen
mit und ohne Förderbedarf eine
Brücke ins Berufsleben gebaut,
so der Schulleiter.
Nach einem musikalischen Empfang für die Gäste konnten diese
die Stände der Schülerinnen und
Schüler besuchen und sich dort
über Themen informieren, die
die Schüler im Unterricht behandelt hatten.
Ehemalige Schülerinnen, die
im Rahmen eines Bühnenprogramms nach ihren Erinnerungen
an ihre Schulzeit und nach ihrem
beruflichen Werdegang gefragt
wurden, hatten über ihre frühere
Schule nur Positives zu berichten.
Sie denken gerne an ihre Zeit
am Kerschensteiner Berufskolleg
zurück und gaben Anekdoten
aus ihrem Arbeitsalltag zum Besten. Jessica Ebker, die gern noch
eine zusätzliche Ausbildung an
der Betheler Bündelschule machen
möchte, meinte: »Am liebsten
würde ich zurückkommen.«
18
Foto: Schulz
Im Kerschensteiner Berufs­
kolleg (KBK) in BielefeldBethel wurde im September
das 50-jährige Jubiläum
begangen. Gratulanten,
Mitarbeitende, Schüler und
Schülerinnen hatten sich im
Festzelt vor der Schule versammelt, um zusammen mit
Schulleiter Kay Stampa und
seinem Stellvertreter Martin
Koch das langjährige Bestehen der Schule zu feiern.
Unter den Gästen waren Rita
Lackmann, leitende Regierungsschuldirektorin, und
Susanne Blasberg-Bense, Leiterin der Schulabteilung der
Bezirksregierung Arnsberg.
Das Jubiläum feierten mit vielen Gästen (v. l.) Bethel-Vorstand Pastorin Dr. Johanna
Will-Armstrong, Kay Stampa, Rita Lackmann, Barbara Manschmidt, Geschäftsführerin
des Stiftungsbereichs Schulen, Christof Hoffmann vom Berufsbildungswerk Volmarstein
und Susanne Blasberg-Bense.
Das Kerschensteiner Berufskolleg ist ein Ersatzberufskolleg in
freier Trägerschaft der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.
Menschen mit und ohne Förderbedarf werden hier mit Angeboten, die ihren individuellen
Bedürfnissen angepasst sind,
auf das Berufsleben vorbereitet.
Georg Kerschensteiner
1966 wurde die Schule als Heimsonderberufsschule gegründet.
Der Unterricht startete mit knapp
30 männlichen Schülern und
zwei Lehrkräften. 1975 benannte
man die Schule in Kerschensteiner Schule um. Der Name
erinnert an den Reformpädagogen Georg Kerschensteiner
(1854 –1932). Er gilt als einer
der Gründerväter der modernen
Berufsschule und förderte die
Einführung von mehr praktischem Unterricht in den Schulen.
Bis heute wirken seine Ideen zur
Arbeitsschule, zur Selbstständigkeit von Schülerinnen und Schülern und zu ihrer staatsbürgerlichen Erziehung nach.
Seit 1982 gibt es eine enge
Kooperation mit dem Berufsbildungswerk Bethel. Und auch
mit Betrieben der Region besteht
eine gut funktionierende Zusammenarbeit. Insgesamt sind es
180 Kooperationsbetriebe, in
denen die Schülerinnen und
Schüler des KBK den praktischen
Teil ihrer Ausbildung absolvieren.
2013 wurde das Kerschensteiner
Berufskolleg zu einer Bündelschule für Menschen mit sonder­
pädagogischem Förderbedarf
und ohne diesen. Die Förderschwerpunkte sind die körper­
liche und motorische Entwicklung, Lernen und die emotionale
sowie soziale Entwicklung.
Derzeit werden 661 Schülerinnen
und Schüler von 23 Lehrkräften
betreut. 170 davon sind in berufs­
vorbereitenden Bildungsgängen
eingetragen, 491 in Berufsausbildungen, die aus Unterricht an
einer Berufsschule und praktischer Arbeit im Betrieb bestehen.
– Marlene Flöttmann –
Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin
Würdevoller Umgang – schwieriger als MRT-Auswertung
Die Frage der Menschenwürde
sei eine sehr praktische Herausforderung im Klinikalltag, betonte
auch Bethel-Vorstand Dr. Rainer
Norden bei der dreitägigen Veranstaltung, die die AEM in Kooperation mit dem Ev. Krankenhaus
Bielefeld (EvKB) und der Abteilung Philosophie der Universität
Bielefeld ausrichtete.
Achtsam kommunizieren
Bei einer speziellen Plenums­
diskussion nahmen die Experten
das Thema für den PsychiatrieBereich unter die Lupe. Einen
würdevollen Umgang mit den
Patienten umzusetzen sei häufig
eine größere Herausforderung
als die Umsetzung diagnostischer
oder therapeutischer Strategien,
sagte Dr. Steffi Koch-Stoecker.
»In der Praxis ist das oft viel
schwieriger, als zum Beispiel die
Symptome einer Depression zu
erkennen oder ein MRT auszuwerten«, so die Leiterin der
Psychiatrischen Institutsambulanz des EvKB. Dafür müsse man
sich vor allem permanent kritisch
selbst reflektieren. Sie empfahl,
die Patienten ernst zu nehmen,
zu versuchen, sich in sie hineinzuversetzen, und achtsam mit
ihnen zu kommunizieren.
Dass die Kommunikation ein
entscheidender Faktor für einen
Umgang auf Augenhöhe ist, fin-
Foto: Schulz
Zu einem menschenwürdigen
Umgang mit den Patienten
gehöre eine Kommunikation
auf Augenhöhe. Da waren
sich die Experten bei der Jahrestagung der Akademie für
Ethik in der Medizin (AEM )
einig. Rund 300 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen,
Praktiker und Praktikerinnen
diskutierten Ende September
in der Universität Bielefeld
über die Bedeutung der Menschenwürde in der Medizin.
Als Experten zum Thema »Menschenwürde in der Psychiatrie« begrüßte Philosophieprofessor Ralf Stoecker (r.) den Klinischen Ethiker im EvKB Dr. Klaus Kobert (v. l.),
Dr. Elke Prestin, Dr. Rainer Burdinski, Dr. Steffi Koch-Stoecker und Prof. Dr. Martin
Driessen, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im EvKB.
det auch die Bielefelder Sprachwissenschaftlerin Dr. Elke Prestin.
Sie ist selbst psychiatrieerfahren.
»Darum weiß ich, wie wichtig es
ist, miteinander zu reden. Allein
schon, damit unterschiedliche
Vorstellungen von Menschenwürde ausgetauscht werden«,
sagte sie.
Die Würde sei bei PsychiatriePatienten besonders gefährdet,
warnte Elke Prestin. Unter anderem wegen der Stigmatisierung
auf gesellschaftlicher Ebene, die
de facto da sei. Sie kritisierte
zudem, dass in der Psychiatrie
bei der Diagnose und Behandlung die Patienten stark defizit­
orientiert betrachtet würden.
Beispielhaft zitierte sie aus einer
Behandlungs-Dokumentation
über einen Patienten, der darin
als »enthemmt, verängstigt und
wahnhaft« beschrieben wurde.
»Aber dieser Mensch hat vermutlich noch mehr persönliche
Charakteristika, die ihn ausmachen.« Solche Reduzierungen
würden nicht zu einem würdevollen Umgang beitragen.
Eine wirkungsvolle Strategie für
den Erhalt der Patientenwürde
stellte Dr. Rainer Burdinski, Leiter
der »Allgemeinen Psychiatrie I«
der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie im EvKB, vor.
Seine Abteilung habe 20 Jahre
Erfahrung mit der Anwendung
der so genannten »Bielefelder
Behandlungsvereinbarung«,
die gemeinsam mit dem Verein
Psychiatrie-Erfahrener Bielefeld
entwickelt wurde. Bei dieser Vereinbarung treffen Patient und
Klinik Absprachen für zukünf­
tige Behandlungen – für den Fall,
dass die Entscheidungsfähigkeit
des Patienten eingeschränkt
ist und er seine Wünsche nicht
mehr äußern kann. »Das schafft
auf beiden Seiten Vertrauen und
ein erweitertes Wissen«, sagte Dr.
Burdinski.
Die »Bielefelder Behandlungsvereinbarung« sei juristisch eine
Patientenverfügung. Ihre Anwendung reduziere nachweislich die
Zahl an Zwangsunterbringungen und Zwangsmedikationen.
»Außerdem führt sie zu einem
erhöhten Maß an freiwilliger
Behandlung und zu einer größeren Bereitschaft, sich bei einer
akuten Krise frühzeitig in stationäre Behandlung zu begeben.«
– Gunnar Kreutner –
19
Tag der Patientensicherheit in den Betheler Krankenhäusern
So viele Pillen wie nötig und so wenig wie möglich
Foto: Schulz
ordneten Arzneimitteln kommen
noch die, die sich der Patient
in der Apotheke selbst besorgt.
Auch die sollen in den Medikationsplan eingetragen werden.
In der Regel wird der Hausarzt
den Plan ausstellen. Er kann von
jedem Facharzt oder in der Apotheke aktualisiert werden.
Je mehr Tabletten, umso höher das Risiko für Nebenwirkungen und Einnahmefehler.
Pillen schlucken ist ganz einfach – oder etwa doch nicht?
Immerhin: Jede hundertste Krankenhaus-Einweisung geht
auf einen Medikationsfehler zurück. Denn je mehr Tabletten
jemand einnimmt, desto höher ist das Risiko für Nebenwirkungen und Verwechslungen. »Wir wissen, dass Medikamente
neben ihrem großen Nutzen auch großen Schaden anrichten
können«, betont Prof. Dr. Heiner Berthold, Chefarzt im Ev.
Krankenhaus Bielefeld. Der internationale Tag der Patienten­
sicherheit im September stand in diesem Jahr unter dem
Motto »Arzneimittelsicherheit«.
Keine Frage – Medikamente erhöhen die Lebenserwartung und
die Lebensqualität, und sie lindern Schmerzen und Beschwerden. »Je älter die Menschen,
desto mehr Medikamente nehmen sie ein. Das können, wenn
chronische Erkrankungen vorliegen, durchaus über zehn verschiedene Präparate sein«, informierte Prof. Berthold in seinem
Vortrag im Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) am Standort Johannesstift. Der Chefarzt der Klinik
für Innere Medizin und Geriatrie
kennt sich als Klinischer Pharmakologe mit Medikamenten aus.
Tabletten, so sagt er, könnten
sich gegenseitig in ihrer Wirkung
beeinflussen. Und es gebe noch
ein Problem speziell für Senioren. »Einige Medikamente sind
für ältere Menschen ungeeignet,
20
weil Wirkung und Nebenwirkung
altersabhängig sind. Erst seit
Kurzem gibt es eine Liste der
problematischen Wirkstoffe«,
so Prof. Berthold.
Medikationsplan
Wer drei und mehr verschiedene
Arzneimittel einnimmt, hat seit
Oktober einen gesetzlichen
Anspruch auf einen Medikations­
plan. »Wir sprechen von 7,5 Millionen Menschen in Deutschland,
die über fünf Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Oft weiß der
Hausarzt nicht, was der Facharzt
verordnet hat und umgekehrt«,
so Dr. Stefan Schwenzer, Referent der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Berlin und einer
der »Architekten« des Medikationsplans. Zusätzlich zu den ver-
Annika Hilgers, Apothekerin im
EvKB, hat auf ihrem Computer
ein Muster des neuen Bundesmedikationsplans gespeichert.
Bei der Veranstaltung zum Tag
der Patientensicherheit nutzten
viele Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich den
Plan von ihr ausfüllen zu lassen.
Auf den ersten Blick erkennt die
Fachfrau, welche Medikamente
Wechselwirkungen haben und
deshalb mit dem Hausarzt oder
der Hausärztin besprochen werden müssen. Doch nicht nur
Arzneimittel beeinflussen sich
gegenseitig. Auch Lebensmittel
und Getränke könnten die Wirkung verändern, so die Apothekerin. »Deshalb gilt: Tabletten
nur mit Leitungswasser einnehmen, Grapefruitsaft, Milch, Tee
und sogar Mineralwasser stören
bestimmte Medikamente.«
Auch das Ev. Krankenhaus
Kö­nigin Elisabeth Herzberge
(KEH) in Berlin widmete den
Tag der Patientensicherheit dem
Thema Arzneimittelsicherheit.
Prof. Dr. Albert Diefenbacher,
Chefarzt der Psychiatrie, und
Dagmar Hemker, Leiterin der
KEH-Apotheke, hatten einen
Informationsstand aufgebaut
und stellten sich den Fragen der
Besucherinnen und Besucher.
»Patienten kamen vorbei, aber
auch viele ärztliche Kolleginnen
und Kollegen nutzten die Gelegenheit, um ins Gespräch zu
kommen«, sagt Dagmar Hemker.
Viele Fragen hätten sich auf das
Thema »Arzneimittelsicherheit in
der Psychiatrie (AMSP)« bezogen.
Seit zirka 20 Jahren macht das
KEH beim Arzneimittelsicherheitin-der-Psychiatrie-Projekt mit.
Beteiligt sind über 80 psychiatrische Kliniken in Deutschland,
Österreich und der Schweiz. Sie
dokumentieren alle unerwünschten Wirkungen, die durch die
Gabe von Psychopharmaka her­
vorgerufen werden. »Unser
Fokus liegt auf den Nebenwirkungen, die gar nicht bekannt
sind. So haben wir zum Beispiel
einen Glaukom-Anfall, also eine
plötzliche Erhöhung des Augen­
innendrucks, unter Antidepressiva beschrieben«, so Prof. Diefenbacher. 2008 erhielt das KEH als
erste Klinik in Deutschland das
AMSP-Zertifikat.
Erhöhtes Fehler-Risiko
Stefan Schwenzer (l.), Annika Hilgers und Prof. Dr. Heiner Berthold klärten über
Nutzen und Risiken von Tabletten auf.
bereits 550 Patienten in der
Zentralen Aufnahme befragt.
Menschen, die mehrere Tabletten
zu unterschiedlichen Tageszeiten einnehmen müssen, tragen
ein erhöhtes Risiko, Fehler zu
machen. Am häufigsten, so die
Statistik, bleibt die Pille zur Mittagszeit liegen. Deshalb werden
die psychiatrischen Patienten
und Patientinnen im KEH so eingestellt, dass sie ihre Arznei nur
morgens und abends einnehmen
müssen. Und einen Tipp, um sie
nicht zu vergessen, bekommen
sie auch an die Hand: die Tablette
neben den Zahnputzbecher
legen. »Das setzt natürlich voraus, dass sie sich morgens und
abends die Zähne putzen«, fügt
Prof. Albert Diefenbacher augenzwinkernd hinzu.
– Silja Harrsen –
Foto: Lehmann
Arzneimittelsicherheit wird im
KEH großgeschrieben. Schon
in der Zentralen Aufnahme der
Klinik, bevor die Patienten auf
die Station kommen, befragt
ein Apotheker sie nach ihrer
Medikation. »Wenn sie und ihre
Angehörigen sich nicht sicher
sind, recherchieren wir in den
Arztpraxen«, so Dagmar Hemker.
Im ersten Halbjahr 2016 wurden
Foto: Bünemann
So viele Pillen …
Prof. Dr. Albert Diefenbacher erklärt Medizinstudenten das Prinzip der Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie.
21
Fondation John Bost besuchte Bethel
Engagierte Schritte Richtung Inklusion
Hildegard Waterböhr (v. r.) und proWerk-Bereichsleiterin Marianne Füllenberg informierten die französischen Gäste in der
Buch­binderei am Haller Weg in Bielefeld, Mitarbeiterin Annette Meier übersetzte.
Die Aufträge kommen von
außerhalb? Und es gibt Fristen
für ihre Erledigung, die eingehalten werden müssen? Die
Gäste aus Frankreich stellen
detaillierte Fragen in der
Betheler Papierrestaurierung
in Bielefeld. Und erstaunt
hören sie, wie hochprofessionell alte Bücher in der
Werkstatt für behinderte
Menschen restauriert werden.
Aus der Fondation John Bost
mit Sitz in La Force war Ende
September eine 19-köpfige
Gruppe zu Besuch in Bethel.
Ein umfangreiches zweitägiges Informationsprogramm
erwartete die Gäste. Die
Werkstatt am Haller Weg war
nur eine von vielen Stationen.
Inklusion hatten die Besucher
als Wunschthema genannt. In
der Fondation John Bost, der
größten protestantischen Sozial­
einrichtung in Frankreich, bereitet man sich auf die Umsetzung
der UN-Konvention über die
Rechte von Menschen mit Behinderungen vor. Noch ist man am
Anfang, und deswegen sind
22
rund 90 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in verschiedenen
Gruppen auf Studienreisen in
Europa und Kanada unterwegs
und schauen anderen Einrichtungen »über die Schulter«.
Dass Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen immer
wieder an deren Fähigkeiten neu
ausgerichtet werden und nicht
umgekehrt die Klienten mit dem
vorhandenen Angebot klarkommen müssen, war neu für die
Besucher. Hildegard Waterböhr,
Leiterin der Buchbinderei am
Haller Weg, wies darauf hin, dass
es sogar einen Vorrichtungsbau
gibt, der Arbeitsplätze einzelnen Beschäftigten und ihren
Einschränkungen anpasst. Auch
die Ergotherapeuten seien hier
sehr kreativ. So können auch
Menschen mit Behinderungen
hochkomplexe Aufträge erledigen. In der ländlich gelegenen
Fondation John Bost gibt es bisher keine Werkstätten, die für
externe Auftraggeber arbeiten.
Den betreuten Menschen wird
Beschäftigung angeboten, zum
Beispiel in Form von Gartenarbeit
oder in therapeutischen Werkstätten. Dabei gilt: Die Arbeit ist
da, der Klient richtet sich nach
dem Angebot.
Starre Arbeitszeiten
In Kleingruppen waren die französischen Gäste im Stiftungsbereich proWerk unterwegs und
besuchten auch das Bildungszentrum Schopf, die Werkstatt
Eicheneck und die Ausgelagerten Arbeitsplätze bei der Firma
Loewe Logistics & Care. Weitere
Themenschwerpunkte waren die
Schulen mit der Mamre-PatmosFörderschule und dem Kerschensteiner Berufskolleg sowie der
Bereich der technischen Assistenzsysteme. Über diese informierten sich die Besucher im
Seniorenzentrum Breipohls Hof,
im PIKSL Labor und in der Universität Bielefeld, mit der Bethel in
Forschungsprojekten kooperiert.
Auf großes Interesse stießen
auch die fünf Betheler Begegnungszentren in Bielefeld und
das mit ihnen verbundene Unter-
stützte Wohnen. Dieses ermöglicht Menschen mit Behinderungen, in einer eigenen Wohnung
mitten im Stadtteil zu leben. Die
Fondation John Bost bietet bisher kein Wohnen außerhalb der
eigenen Einrichtungen an. Eine
große Hürde seien die gesetzlich geregelten starren Arbeitszeiten, erläuterte Direktor Olivier
Suft. Dass sich Mitarbeitende
in der Organisation ihrer Arbeit
den Bedürfnissen ihrer Klienten
anpassen, überraschte die Gäste.
Diese Flexibilität gebe es in Frank­
reich noch nicht. Man sei in Ver­
zug, was die UN-Konvention und
die Inklusion betreffe, bestätigte
Olivier Suft. Darum arbeite man
zurzeit an Strategien für die Zu­
kunft. Bethel biete hierfür viele
Anregungen.
Die Fondation John Bost wurde
1848 auf Initiative des Pastors
Jean Antoine ( John) Bost in La
Force in der Dordogne gegründet. Sie nahm Menschen in
sozialer Not und kranke und
behinderte Kinder auf. Heute
unterhält sie 34 Einrichtungen
in 4 Regionen für Menschen mit
psychischen Erkrankungen, geistigen oder körperlichen Behinde-
Fotos: Schulz
Engagierte Schritte …
Im Kerschensteiner Berufskolleg nahmen die Gäste am Unterricht teil. Die Schüler
Anika Tenge und Hendrik Reinert ließen sich dadurch nicht vom Lernen abhalten.
rungen und für alte Menschen.
Die Stiftung umfasst 1.500 Plätze
und beschäftigt rund 2.000 professionelle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Lange Freundschaft
Bethel und die Fondation
John Bost verbindet eine lange
Freundschaft. Bevor der Rheinisch-westfälische Provinzialausschuss für Innere Mission 1867
Bethel gründete, informierte er
sich bei Jean Antoine Bost. Der
Pastor hatte bereits in La Force
verwirklicht, was in Deutschland
entstehen sollte. »Daß doch
ein ›Eben-Ezer‹, ein ›Bethel‹, sich
öffnete in Ihrem reichen Deutschland«, schrieb er in seiner Antwort und gab damit den Anstoß
zur Gründung der »Anstalt für
Epileptische«, dem späteren
Bethel. Der Kontakt zwischen
den beiden diakonischen Einrichtungen wurde über all die Jahre
gehalten. Gemeinsame Wurzeln,
eine große Übereinstimmung der
Ziele und die gleichen Visionen
zur gleichen Zeit nannte Gilles
Camincher, der den Besuch auf
französischer Seite organisiert
hatte, als verbindende Elemente
zwischen beiden Institutionen.
Bethels stellvertretender Vorstandsvorsitzender Prof. Dr.
Günther Wienberg versicherte
die Gäste auch der Solidarität
und Freundschaft angesichts des
Terrors, unter dem Frankreich in
den vergangenen Monaten und
Jahren zu leiden hatte. Er wolle
Gesellschaften zerstören, die auf
den Menschenrechten basierten.
Gerade auch die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit
Behinderungen sei ein solches
Menschenrecht.
– Petra Wilkening –
Im Unterstützten Wohnen Windelsbleiche empfing Tim Neumann (l.) eine Gruppe
mit Gilles Camincher (2. v. l.) und Olivier Suft in seiner Wohnung.
23
Fotos: Schulz
Konzentriert sind die Technikerin Jana Hofmann und das Moderatoren-Team Kolja Fach (M.) und Thorsten Michler live auf Sendung.
Antenne Bethel
Radio Vielfalt auf 94,3 Megahertz
Arne Wegner spricht nicht viel und wenn, dann nur in kurzen
Sätzen. Trotzdem ist er ein Radiomoderator. Das geht, weil es
den inklusiven Sender Antenne Bethel gibt. Mit ein paar technischen Tricks und der passenden redaktionellen Unterstützung
hört er sich wie eine Plaudertasche an. Dafür sorgt ein Team
von Ehrenamtlichen und zwei Betheljahr-Teilnehmenden. Von
Montag bis Freitag gehen Menschen mit und ohne Behinderungen
um 18 Uhr in Bielefeld eine Stunde lang gemeinsam auf Sendung.
»Bravo!« Thorsten Michler ist
begeistert. »Das war eine Punktlandung!« Soeben hat sein
Co-Moderator Kolja Fach seinen
letzten Satz sekundengenau
mit der Sendung beendet. Das
war zwar ein Nervenkitzel, aber
Radiomacher lieben das. Jana
Hofmann zieht die Regler in der
Technik herunter. Das Rotlicht
erlischt, und die Blätter mit den
Moderationstexten landen im
Papierkorb. Die Drei schauen sich
zufrieden an. Die Sendung war
informativ und vielfältig. Fehler
in der Technik oder der Modera24
tion hat es nicht gegeben. Alles
lief wie am Schnürchen.
Die beiden Betheljahr-Teilnehmenden Jana Hofmann und
Kolja Fach waren bereits mittags
mit Mikrofon und Aufnahmegerät unterwegs. Sie führten
Interviews in der Mamre-PatmosSchule, weil dort der Mitmachzirkus Oskani zu Gast war. Zurück
im Studio wählten sie die besten
Antworten aus und kürzten sie
am Computer. Ihre eigenen Fragen schnitten sie heraus, formulierten sie neu und schrieben sie
auf. Die liest Thorsten Michler
während der Sendung live vor.
Und Jana Hofmann spielt die
aufgezeichneten Antworten ein.
Für die Hörer entsteht so ein typisches Antenne-Bethel-Interview.
Seit rund zwölf Monaten ist
Thorsten Michler beim inklusiven Radio als Ehrenamtlicher
tätig. »Als ich vor zwei Jahren
nach Bethel kam, fragte mich
meine Betreuerin, was mir Spaß
machen würde. Ich habe geantwortet, dass ich mich fürs Radio
interessiere. Daraufhin hat sie
bei Antenne Bethel angerufen,
und seitdem mache ich regelmäßig mit«, erzählt der 40-Jährige,
der immer routinierter moderiert. »Magst Du den nächsten
Titel ansagen, Thorsten?«, fragt
ihn Kolja Fach. Thorsten Michler
schaut sich die Namen der Band
und des Musikstücks an und
nickt. »Und jetzt folgt die Gruppe
Rufus and Chaka Khan mit Ain‘t
Nobody«, spricht er locker ins
Mikrofon.
Abfahrbereit – Tanja Krüger und Dennis Arendt beladen den Reportage-Wagen von Antenne Bethel.
Jeder kann mitmachen beim
inklusiven Radio in Bethel.
Selbst Menschen, die Angst vor
dem Mikrofon haben. Denn es
gibt neben der Königsdisziplin
Moderation noch viele weitere
interessante Aufgaben, beispielsweise die Technik zu bedienen,
den Wetterbericht zu schreiben
oder Beiträge mit dem AudioSchnittprogramm zu bearbeiten.
»Ich habe allen von Anfang an
klar gemacht, dass ich mir die
Moderation nicht zutraue. Ich
mache nur Technik«, erinnert
sich Dennis Arendt an seine
ersten Schritte im Radio. Vor
zwölf Jahren kam er zu An­­tenne
Bethel. Irgendwann reizte es ihn
aber doch, sich im Studio ans
Mikrofon zu setzen. »Nach einer
gelungenen Sendung gehe ich
sehr erfüllt nachhause«, so der
36-Jährige.
Auf Irrwegen kam Tanja Krüger
zum Radio. Die Schauspielerin
und Theaterpädagogin wurde
von einem Kollegen überredet,
mit ins Antenne-Bethel-Studio
am Quellenhofweg zu kommen.
»Ich gestehe, ich war mäßig
beeindruckt. Da redet jemand
in einen leeren Raum hinein
und kann die Hörer nicht sehen.
Im Theater gibt es ja wenigstens Publikum und Reak­tionen«,
sagt sie. Letztendlich ließ sie sich
zu einer Moderation überreden
und war begeistert. Mittlerweile
engagiert sie sich auch im Vor-
stand von Antenne Bethel. »Das
Tolle bei diesem Sender ist, dass
auf die Neigungen und Wünsche
der Menschen ganz stark eingegangen wird.« Wer beispielsweise wie Arne Wegner nur wenige
kurze Sätze sprechen kann, be­
kommt eben nur wenige kurze
Sätze zu lesen. Die werden vor
der Sendung aufgezeichnet,
zusammengeschnitten und von
den Hörern als gelungener Wortbeitrag wahrgenommen.
Immer noch Lampenfieber
Antenne Bethel ist der Nachfolger des Krankenhausfunks
Bielefeld, der 1968 in Bethel an
den Start ging. »In den ersten
Jahren gab es nur zwei Menschen mit Behinderungen, die
beim Krankenhausfunk mitmachten. Eine davon war ich«, sagt
Angelika Schneider, die noch
heute mit Leidenschaft dabei ist.
Ganz langsam und schonend
habe sie sich damals in die Arbeit
des Bethel-Radios eingearbeitet.
Heute geht die 57-Jährige selbstbewusst mit dem Aufnahmegerät zu den Terminen und führt
die Interviews alleine. Ihre Stimme ist regelmäßig bei Antenne
zu hören. Ein bisschen Lampenfieber bei der Live-Übertragung
habe sie aber immer noch,
gesteht das Radio-Urgestein.
Antenne Bethel ist ein inklusives
Angebot. Dennis Arendt findet
den Ausdruck »inklusiv« für sein
Radio allerdings nicht passend.
Dieses Etikett, so meint er, ver­
rate, dass Menschen mit Behinderungen dabei sind. »Dann
wird genauer hingeguckt, wer
ist denn der Behinderte, der
oder die«, kritisiert er. Er selbst
möchte nicht gefragt werden,
zu welcher Gruppe er gehört.
Tanja Krüger kann ihn verstehen. »Unser Blick ist ein anderer.
Wir sind ein Sender der Vielfalt,
bei dem sich jeder ausprobieren kann.« Und im Vordergrund
steht die Freude daran, etwas
gemeinsam auf die Beine zu stellen, oder wie Dennis Arendt sagt:
»Radio machen ist einfach geil!«
– Silja Harrsen –
In Bethel ist Angelika Schneider eine
Radio-Legende.
25
GMAV der Stiftung Bethel informiert
Zwei von drei Beschäftigten in
Bethel haben sich an der dritten
Mitarbeitendenbefragung in den
v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel beteiligt. Das ist ein gutes
Ergebnis. 69 % der Beschäftigten, die sich beteiligt haben, sind
Frauen. Hier die Bewertung der
Ergebnisse durch die »GMAV
i. D. Stiftung Bethel«.
Arbeitsbelastungen
Die Antworten belegen belastende Arbeitsbedingungen und
Abläufe. Insbesondere in der
Arbeit im direkten Klientenbezug
(Pflege, Betreuung, Erziehung)
werden Arbeitsbelastungen und
Arbeitsverdichtung offenbar sehr
negativ empfunden und dementsprechend bewertet. Hier bilden
sich auch jahrelanger Personalabbau und Veränderungen der
Arbeitsinhalte und -organisation
ab. Die Rückmeldung gibt Anlass
zur Sorge: Inzwischen fühlt sich
die Mehrzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erschöpft,
ausgelaugt und insbesondere
psychisch in ihrer Gesundheit
belastet! Gleichzeitig haben prekäre Beschäftigungsbedingungen zugenommen, wie z. B. der
Anteil befristet Beschäftigter in
Bethel. Er hat seit 2004 um 67 %
auf inzwischen etwa 18 % zugenommen, in einzelnen Bereichen
ist der Anteil noch größer.
Das Niveau der empfundenen
Arbeitsbelastung ist insgesamt
kritisch. Vier der fünf Fragen
mit der schlechtesten Bewertung entstammen den Themenfeldern Arbeitsbelastung und
Betriebliches Gesundheitsmanagement. Etwa die Hälfte der
Befragten fühlt sich körperlich
und/oder psychisch gesundheitlich beeinträchtigt. Eine bedenklich hohe Zahl von Mitarbeitenden beschäftigt sich häufig nach
Feierabend mit Problemen am
Arbeitsplatz. In allen Bereichen
wird die Frage »Durch meine
26
Arbeit fühle ich mich oftmals
ausgelaugt und erschöpft« sehr
schlecht bewertet. Nur 29 % der
Befragten antworten in Bethel,
dass sie sich nicht ausgelaugt
und erschöpft fühlen. Belastet
fühlten sich die Befragten z. B.
durch Zeitdruck oder die ständigen Arbeitsunterbrechungen.
Nur 32 % der Belegschaft gibt in
diesem Zusammenhang an, keine
betrieblichen Angebote und
Maßnahmen zur Gesundheits­
förderung zu benötigen.
Bethel und die Tarife
Auf den ersten Blick scheinen
viele Mitarbeitende immer noch
relativ zufrieden – vielleicht eher
»bescheiden« – bezüglich ihrer
Einkommenssituation zu sein.
Die Haupterkenntnis ist jedoch,
dass fast 60% nicht zufrieden
mit ihrer Einkommenssituation
sind. Dabei gibt es sehr große
Unterschiede zwischen den einzelnen Stiftungsbereichen, die
auch durch die unterschiedliche
Arbeitsplatzsicherheit gekennzeichnet sind. Die inzwischen
fast als Regelfall praktizierte
befristete Beschäftigung mit
unsicheren beruflichen und persönlichen Aussichten und die
tarifliche Ungleichbehandlung
in ein und derselben Arbeit wird
sicherlich auch das Antwortverhalten (wohl nicht nur bei den
jüngeren MA) geprägt haben.
Und hier ergibt sich auch ein
Brückenschlag zu den Fragen,
welche strategischen wichtigen
Themen Bethel bearbeiten sollte:
Nach der Erwartung, das Unternehmen soll für neue Mitarbeitende attraktiver Arbeitgeber
werden (57 %) und für sichere
Arbeitsplätze sorgen (54 %),
kommt an dritter Stelle (über
43 %) die Erwartung zum Ausdruck, das Unternehmen solle
für das Prinzip »gleicher Lohn
für gleiche Arbeit« stehen! Und
damit ist nicht gemeint – für
einen gleich niedrigeren Lohn.
Das Thema Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Information
über und Teilnahmemöglichkeit
an Fortbildungen werden ebenfalls kritisch bewertet.
Die Befragung zeigt aber
auch Gutes?
Die Arbeit im originären Beruf
und im Arbeitsfeld sowie die
Zusammenarbeit im Team werden überwiegend gut bewertet.
Viele Kolleginnen und Kollegen
erleben darin eine Stärkung und
Zusammenhalt. Auch die direkten Vorgesetzten – im Teamzusammenhang – werden positiv
bewertet. Dabei darf jedoch
nicht übersehen werden, dass
sogenannte »weiche« Faktoren nicht so gut abschneiden:
Mein/e Vorgesetzte/r informiert
über Entwicklungen im Stiftungsbereich (61 % Zustimmung), er
ist bereit, sich mit Kritik auseinanderzusetzen (62 %), oder er
erkennt gute Leistungen lobend
an (66 % Zustimmung) sind Beispiele dafür.
Nach wie vor würden auch viele
Mitarbeitende Bethel wieder als
ihren Arbeitgeber auswählen.
Die Frage »Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auch in fünf bis
zehn Jahren gesundheitlich in der
Lage bin, meine derzeitige Arbeit
auszuüben« wird trotz aller
Belastungen von gut 63 % positiv beantwortet. Und vor allem:
Die Idee und die Ziele Bethels
finden nach wie vor hohen
Zuspruch und bieten Identifikationsmöglichkeiten. Insbesondere
die Antworten auf die Frage »Ich
leiste mit meiner Arbeit einen
wichtigen Beitrag für eine soziale
und menschliche Gesellschaft«
sind mit 85 % Zustimmung sehr
hoch. Diese Zustimmungswerte
sollten Auftrag für Vorstand und
Geschäftsführungen sein, sich
gesellschafts- und sozialpolitisch
hörbarer einzumischen.
RING-Magazin
Trauer um
Claudia Franke
Claudia Franke starb
am 3. Oktober im Alter
von 53 Jahren. Sie arbeitete
in Bethel seit 1991 und
war zuletzt im Pflegeund Betreuungsdienst des
Hauses Arche in BielefeldBethel tätig.
Trauer um
Detlef Abker
Foto: Schulz
Detlef Abker starb am
27. September im Alter
von 51 Jahren. Der gelernte
Krankenpfleger war seit
1987 im Ev. Krankenhaus
Bielefeld tätig. In den letzten
Wochen arbeitete er in der
Belegungssteuerung.
Trauer um
Torsten Clarenbach
Torsten Clarenbach starb
am 20. September im Alter
von 44 Jahren. Er arbeitete
seit 2015 im Ev. Krankenhaus Bielefeld als Gesundheits- und Krankenpfleger
im Anästhesie-Funktions­
bereich »OP-Abteilung«.
Zum Angehörigentag 2016 im Stiftungsbereich Bethel.regional
für die Region Bielefeld konnte Rolf Winkelmann (r.), Sprecher der
Arbeitsgemeinschaft der Angehörigenvertretungen, auch Michael
Conty begrüßen. Der Geschäftsführer von Bethel.regional informierte
rund 140 Angehörige in der Neuen Schmiede über die ansteh­enden
Veränderungen in Bielefeld in den nächsten Jahren. Anschließend gab
es über die Perspektiven bis 2025 weitere Informationen in Arbeitsgruppen mit den vier Bielefelder Regionalleitungen.
Trauer um
Ursula Müller-Mischo
Trauer um
Karin Andrea Id
Ursula Müller-Mischo starb
am 19. September nach langer Krankheit im Alter von
59 Jahren. Sie war seit 1989
im Ev. Krankenhaus Bielefeld
am Standort Johannesstift
als Medizinisch-Technische
Radiologieassistentin tätig.
Karin Andrea Id starb nach
schwerer Krankheit am
15. September im Alter von
58 Jahren. Sie war seit 2012
Hebamme im Ev. Krankenhaus Bielefeld, zunächst am
Standort Johannesstift und
ab 2015 in Gilead I.
Gospelkonzert
Zu einem Konzert des Unity
Gospelchors aus Berlin-Pankow
lädt der Freundeskreis des
Dia­konie-Hospizes Lichtenberg
am 24. November ab 19 Uhr
ein. Die Veranstaltung findet
im Festsaal des Ev. Kranken­
hauses Königin Elisabeth Herzberge in der Herzbergstraße 79
in Berlin statt.
27
RING-Magazin
Neue Schmiede
Epilepsie-Kolloquium
In der Filmreihe »Irrsinnig
menschlich« zur seelischen Ge­
sundheit ist am 16. November
im Kino CineMotion in Berlin
der Dokumentarfilm »Plan B«
aus dem Jahr 2015 zu sehen.
Er stellt drei Frauen vor, die sich
mit ihren psychischen Problemen
auseinandersetzen, daran wachsen und anderen Mut geben,
sich nicht unterkriegen zu lassen.
Die Veranstaltung mit anschließendem Podiumsgespräch be­
ginnt um 17.30 Uhr in der Wartenberger Straße 174. Mitveranstalter ist das Ev. Krankenhaus
Königin Elisabeth Herzberge.
• Michael Fitz: »Liedermaching«,
4. November, 20 Uhr
• Figurentheater Winter:
Das Geheimnis der Orgel,
6. November, 16 Uhr
(Kinderprogramm, Karten
nur Neue Schmiede)
• die feisten: Nussschüsselblues,
11. November, 20 Uhr
• Frieda Braun: Sprechpause
(Kultkabarett aus dem Sauerland), 25. November, 20 Uhr
• Weihnachtliches Kaffeekonzert mit dem Shanty-Chor »Die
Binnenschiffer«, 29. November,
14 Uhr (Anmeldung: Tel. 0521
144-3003)
»Antiepileptogenese nach erworbener Hirnläsion« ist das Thema
von Prof. Dr. Wolfgang Löscher
im nächsten Epilepsie-Kolloquium
in Berlin. Der Leiter des Instituts
für Pharmakologie, Toxikologie
und Pharmazie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
referiert am 23. November ab
17.30 Uhr in der Heinrich-BöllStiftung in der Schumannstraße
8. Das 90-minütige Kolloquium,
ein Forum zur Diskussion neuer
wissenschaftlicher Erkenntnisse,
wird vom Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg mitveranstaltet.
Foto: Semper
Irrsinnig menschlich
Beim »Empfang zum Erntedank« von Bethel im Norden Ende September in der Freistätter Kirche
konnten die Geschäftsführer (v. r.) Pastor Christian Sundermann und Luise Turowski viele Gäste aus Politik,
Wirtschaft und befreundeten Einrichtungen begrüßen, darunter auch (v. l.) Bethel-Vorstand Pastorin
Dr. Johanna Will-Armstrong, Ulf Schmidt, stellvertretender Landrat des Landkreises Diepholz, Bethels
Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl und Dr. Peter Szynka. Der Geschäftsführer des Evangelischen
Fachverbandes Wohnung und Existenzsicherung e. V. der Diakonie in Niedersachsen hielt die Festrede
zum Thema »Luther und die Bettler – Inspiration für das 21. Jahrhundert«.
28
RING-Magazin
Fotos: Schulz
Manege frei für die Schülerinnen und Schüler der
Mamre-Patmos-Schule: Der
Mitmachzirkus »Oskani«
war zu Gast in BielefeldBethel und ermöglichte 130
Schülerinnen und Schülern
den großen Auftritt. Drei
Tage lang probten Kinder
und Jugendliche mit und
ohne Behinderungen Kunststücke aller Art. Bei zwei
Vorstellungen im September
zeigten die jungen Nachwuchsartisten dann dem
begeisterten Publikum ihr
Können: jonglieren mit Bällen und Tüchern, Feuer spucken, wie Tiger durch einen
Reifen springen, auf dem
Drahtseil balancieren, mutige
Sprünge auf dem Trampolin
wagen und Späße machen
wie die Clowns. Nach der
wochenlangen Vorfreude
und Vorbereitung im Unterricht wurde der Besuch der
Familie Oskani für die Mädchen und Jungen zu einem
unvergesslichen Erlebnis.
29
Handgemachtes aus dem
Koffer verkauften im Oktober
15 Ausstellerinnen und Aussteller im Betheler Seniorenzentrum
Breipohls Hof in Bielefeld. Auf
drei Etagen konnten die Besucherinnen und Besucher aus
Tüchern und Schals, Kissen, Taschen für Rollatoren, Schmuck,
Holzarbeiten oder auch Marmeladen auswählen. Ausstellerin
Helga Dreher (M.) kam aus dem
Seniorenzentrum selbst. Dort ist
sie in der Kreativgruppe aktiv.
Der Inhalt ihres Koffers gefiel
auch Einrichtungsleiterin Birgit
Michels-Rieß (r.) und Betreuungsassistentin Antje Pietsch.
Foto: Reimann
Foto: Elbracht
RING-Magazin
Das Lazarus-Haus in Bad Kösen mit Pflegeeinrichtung und Seniorenwohnanlage gibt es seit 20 Jahren.
Den runden »Geburtstag« feierten Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende im September mit
vielen Gästen. Einrichtungsleiter Peter Ehrlich (2. v. r.) konnte zu dem festlichen Anlass unter anderen (v. l.)
Pastorin Christin Ostritz von der Ev. Kirchengemeinde Bad Kösen, den Landrat im Burgenlandkreis Götz
Ulrich, Lazarus-Diakonisse Schwester Christa Hübner, Ortsbürgermeister Holger Fritzsche, Bethels Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl, die Landtagsabgeordnete Eva Feußner, Martin Wulff, Geschäftsführer der
Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, und Jens Fischer, Vorsitzender des Lazarus-Kuratoriums, begrüßen. Seit
zehn Jahren gibt es im Lazarus-Haus auch einen Wohnbereich für demenzkranke Menschen. Für das kommende Jahr ist der Bau eines stationären Hospizes geplant.
30
RING-Magazin
Kirchenmusik
Foto: Elbracht
Im November finden in der
Zionskirche in Bielefeld-Bethel
wieder besondere Veranstal­
tungen statt:
Walter Kraus aus dem Haus Ebenezer in Bielefeld-Bethel feierte
am 7. Oktober seinen 90. Geburtstag. Im Alter von drei Jahren kam
er im August 1930 nach Bethel. Zunächst lebte er im Haus Patmos für
Kinder mit sehr schweren Behinderungen und zog dann 1943 in das
Haus Ebenezer, damals Neu-Ebenezer, um. Seinen großen Festtag feierte
Walter Kraus nicht nur mit den 20 Bewohnerinnen und Bewohnern
seiner Gruppe, auch ehemalige Mitarbeitende, die ihn noch kennen,
waren eingeladen sowie frühere Bewohner aus dem Haus Patmos.
Für den Musikliebhaber, der gerne noch selbst trommelt, war es auch
eine gelungene Überraschung, dass der Posaunenchor für ihn spielte.
• Kammermusik in Zion
mit dem Trio Kontraste,
6. November, 17 Uhr
• Kammermusik in Zion mit
Musik von Hildegard von
Bingen, Sofia Gubaidulina
und Rebecca Clarke,
13. November, 17 Uhr
• Gottesdienst am Buß- und
Bettag mit dem Vokalen-­
semble der Kantorei Bethel,
16. November, 18 Uhr
• Einführungsvortrag »Luther
in Worms« zu dem Orato-­
rium von Ludwig Meinardus,
17. November, 19 Uhr
• Tanz & Musik zum Ende
des Kirchenjahres mit Musik
von Johann Sebastian Bach,
Philip Glass und Olivier Messiaen, 20. November, 16 und
18.30 Uhr (jeweils maximal
50 Personen, Eintritt frei,
nur mit Reservierung unter
[email protected])
• Lichterkirche – Einstimmung
auf den Advent mit Chören
der Zionsgemeinde,
26. November, 16 Uhr
Foto: Schulz
Palliativversorgung
Der Geschäftsführer der Bereiche proWerk und Betriebe Bethel
Erhard Kunert (r.) wurde Ende September in der Neuen Schmiede in
Bielefeld-Bethel von Bethel-Vorstand Dr. Rainer Norden in den Ruhestand verabschiedet. Im Beisein der 120 Gäste dankte Dr. Norden dem
63-Jährigen für seinen langjährigen Einsatz in Bethel. Erhard Kunert
hat im Bereich der Werkstätten für behinderte Menschen fast 30 Jahre
gearbeitet, zunächst als Gruppenleiter und ab 2008 als Geschäftsführer.
»Genetische Beratung – wann
ist sie sinnvoll und kann weiter­
helfen?« Darüber informiert
die Bielefelder Fachärztin für
Humangenetik Priv.-Doz. Dr.
Carmela Beger am 24. November im Kinder- und Jugendhospiz
Bethel. Die Veranstaltung von
17 bis 19 Uhr im Remterweg 55
in Bielefeld-Bethel findet in der
Ringvorlesung »Pädiatrische
Palliativversorgung OWL« statt.
31
RING-Magazin
LAN-Party
Hospiz-Forum Lazarus
Baubeginn in Herne
Im Betheler PIKSL-Labor in Bielefeld in der Gadderbaumer Straße
29 findet am 11. November ab
16 Uhr eine LAN- und X-Box-Party
statt. Für Essen und Getränke
sowie einen Fahrdienst bei Bedarf
ist gesorgt. Die Kostenbeteiligung beträgt 10 Euro. Für das
Angebot zum gemeinsamen
Computerspielen kooperiert die
Neue Schmiede mit dem PIKSLLabor. Die Anmeldung ist unter
Tel. 0521 144-5657 möglich.
Über den »Digitalen Nachlass«,
seine rechtliche Einordnung
und Möglichkeiten der Vorsorge,
informiert Notar-Assessor Dominik Hüren von der Bundesnotarkammer am 14. November ab
18 Uhr im Forum des LazarusHospizes in Berlin. Die 90-minütige Veranstaltung findet in der
Bernauer Straße 115 –118 statt.
Bethel baut in Herne eine
Einrichtung für 24 Menschen
mit seelischen Beeinträchtigungen. Mitte Oktober wurde auf
dem Gelände der evangelischen
Matthäus-Gemeinde in der Zeppelinstraße 1– 3 der Grundstein
gelegt. Das Haus soll im Herbst
2017 bezugsfertig sein. Neben
den 24 Plätzen wird es auch zwei
Krisenplätze geben. Ein Tagungsraum und ein öffentlicher Bereich
unterstützen die Einbindung in
das Quartier. Das neue Gebäude
wird direkt an das ehemalige
denkmalgeschützte Pfarrhaus
angebaut, das in die neue Einrichtung einbezogen wird. Für
Bethel ist das Haus Zeppelinstraße
das erste Projekt in Herne.
Der Deutschlandfunk überträgt
am 20. November von 10.05 bis
11 Uhr einen Radiogottesdienst
aus dem Kinder- und Jugendhospiz Bethel in Bielefeld. Die Predigt
hält die Betheler Pastorin Angela
Kessler-Weinrich, Seelsorgerin im
Ev. Krankenhaus Bielefeld.
Foto: Schulz
Das PIKSL Labor Bielefeld ist ein
offener Treffpunkt für Menschen
mit und ohne Behinderungen.
Hier können die Besucherinnen
und Besucher aktuelle Kommunikationsmedien kennen lernen,
ausprobieren und nutzen.
Gottesdienst aus Bethel
In das Amt der Diakonin bzw. des Diakons wurden Ende September in der Zionskirche in BielefeldBethel 27 Schwestern und Brüder der Diakonischen Gemeinschaft Nazareth eingesegnet: Anne-Sophie
Arndt, Tanja Austmeyer, Michael Biesewinkel, Franziska Buff, Hannah Darkow, Claudia Domke, Christian
Götz, Nora Heilke, Matthias Knippenberg, Julia Kriens, Carolin Langer, Lena McDonald, Mirja Möhlmann,
Judith Plum, Sebastian Radusch, Denise Reilmann, Lena Schäfer, Ann-Katrin Scheiding, Gesine Scheuer,
Jonas Schmeißner, Katharina Schmidt, Magdalena Schröder, Waldemar Schröder, Katja Schwenker, Katrin
Stojic, Vera Roxana Wienecke und Sofia Wittkowski. Die Einsegnung übernahmen im Auftrag der Ev.
Kirche von Westfalen Landeskirchenrat Pastor Dr. Dieter Beese (l.), Bethel-Vorstand Pastorin Dr. Johanna
Will-Armstrong (r.) und Diakon Wolfgang Roos-Pfeiffer (hintere Reihe, 6. v. r.), Ältester der Diakonischen
Gemeinschaft Nazareth.
32
Foto: Reimann
RING-Magazin
Foto: Elbracht
Ein farbenfroher Umzug war der Höhepunkt des Erntedankfestes Ende September in Lobetal. Vom
Senioren­wohnpark Am Kirschberg ging es durch die ganze Ortschaft, wo sich zahlreiche Schaulustige ein­­
gefunden hatten. Anschließend herrschte auf dem Dorfplatz Volksfestatmosphäre mit vielen Angeboten der
Lobetaler Arbeitsbereiche sowie der Kirchengemeinde. Begonnen hatte das Fest mit einem Gottesdienst
in der Kirche, wo zahlreiche Erntegaben den Altarraum füllten. Traditionell besuchten Kinder der Gemeinde
am Vormittag alte Menschen in den Wohnstätten mit Gabenkörbchen und bereiteten ihnen mit Blumen
und Gesang eine Freude. Der Erlös des Festes kommt Hilfsprojekten der Ukrainehilfe Lobetal zugute.
Der Morgan-Club Deutschland veranstaltete sein jährliches Herbsttreffen in diesem Jahr in Bielefeld.
Auf dem dreitägigen Programm für die Autoliebhaber stand auch ein Besuch in Bethel. Öffentlichkeits­
referent Tobias Borth (r.) stellte den Besitzern der englischen Sportflitzer Anfang Oktober die Arbeit Bethels
in den verschiedenen Hilfefeldern vor. Die Organisatoren des Herbsttreffens bedankten sich mit einer
Spende für das Betheler Hospiz »Haus Zuversicht«.
33
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Geburtstag
97 Jahre: Diakon Herbert Kroll, Minden, am 7.11. – 94 Jahre: Diakon Hans
Höner, Bielefeld, am 23.11. – 93 Jahre: Diakonisse Hanna Seehase, Haus Abendfrieden, am 27.11. – 90 Jahre: Diakon Jörg Scholz, Lobetal, 18.11. – 80 Jahre:
Elfriede Euen, Bielefeld, am 3.11. – Diakonisse Anneliese Koninski, Haus Zeder, am
15.11. – Diakon Ernst Lohmann, Erwitte, am 16.11. – Gisela Schmidt, Lobetal,
am 17.11. – Diakonische Schwester Irmgard Axt, Lippstadt, am 29.11. – 70 Jahre:
Diakon Hans-Günter Iben, Bielefeld, am 12.11.
Arbeitsplatzund Gemeinschaftsjubiläum
45 Jahre: Brigitte Vieth, EvKB, am 1.12. – 35 Jahre: Heinz Bolduan, proJob,
am 1.12. – Heike Bories, SB Altenhilfe, am 1.12. – Sabine Prybylski, proWerk,
am 2.12. – Bettina Mueller, Bethel.regional, am 15.12. – Wolfgang Hundert,
proWerk, am 16.12. – Dirk Baum, Bethel.regional, am 19.12. – Frank
Schimichowski, EvKB, am 31.12. – Hans-Gerald Schumacher, Diakonie Freistatt, am 31.12. 30 Jahre: Oliver Koch, EvKB, am 1.12. – Sabine Kugis,
Bethel.regional, am 1.12. – Barbara Kütemeier, Bethel.regional, am 1.12. –
Thomas Meyer, Zentraler Bereich, am 1.12. – Albrecht Stangier, Bethel.regional/
Zentraler Bereich, am 1.12. – Anette Sautter, EvKB, am 2.12. – Gesa Renziehausen, Birkenhof Altenhilfe, am 14.12. – Brigitte Hering, Bethel.regional, am
15.12. – Margarete Lemme, Mara, am 15.12. – Birgit Seifert, Bethel.regional,
am 15.12. – Ruth Wilgotzki, Birkenhof Altenhilfe, am 22.12. – 25 Jahre: Kathy
Brinkmann, EvKB, am 1.12. – Holger Goertzen, EvKB, am 1.12. – Martina Hart,
Bethel.regional, am 1.12. – Miroslawa Kasprzak, EvKB, am 1.12. – Veronika
Kuhmann, Bethel.regional, am 1.12. – Lutz Reimann, Verwaltung Lobetal, am
1.12. – Sabine Retz, Birkenhof Altenhilfe, am 1.12. – Kornelia Sommer, Diakonie
Freistatt, am 1.12. – Andrea Wacker, Verwaltung Lobetal, am 1.12. – Dr. Beate
Westerwelle, EvKB, am 1.12. – Simone Winkelmann, Bethel.regional, am 1.12.
– Irmgard Quiering, Mara, am 3.12. – Martina Kramer, Birkenhof Jugendhilfe,
am 4.12. – Anke Behnsen, Bethel.regional, am 11.12. – Klaus Aumann, Bethel.
regional, am 15.12. – Petra Thöne, Bethel.regional, am 15.12. – Ingrid Sinning,
Bethel.regional, am 16.12. – Jutta Fruend, proWerk, am 17.12. – Barbara GüntherSjongers, Bethel.regional, am 17.12. – Friedrich-Wilhelm Werneke, Bethel.
regional, am 31.12. – 20 Jahre: Alexandra Blome, EvKB, am 1.12. – Cornelia
Bode, EvKB, am 1.12. – Elisabeth Breitzke, Altenhilfe Eberswalde, am 1.12. –
Anita Junker, SB Altenhilfe, am 1.12. – Marcell Lehnert, Bethel.regional, am 1.12.
– Ulrich Meise, Bethel.regional, am 1.12. – Georg Schwamm, Bethel.regional,
am 1.12. – Alfred Schramm, Schulen, am 5.12. – Diakonische Schwester Petra
Winkler, Iserlohn, am 7.12. – Diakonische Schwester Sigrid Wittke-Ohlemeyer,
Bielefeld, am 7.12. – Liljana Tileva, SB Altenhilfe, am 9.12. – Thomas Müller,
Bethel.regional, am 18.12.
Ruhestand
Joachim Zipfel, Bethel.regional, zum 1.10. – Diakonisse Edith Strunk, Sarepta,
zum 31.10. – Veronika Bayer, EvKB, zum 1.11. – Dragica Czimbal,
Bethel.regional, zum 1.11. – Sabine Heckert, Bethel.regional, zum 1.12.
– Petra Fuchs, Bethel.regional, zum 1.12. – Klaus Gottspenn, EvKB,
zum 1.12. – Gerd Koppitsch, Bethel.regional, zum 1.12. – Josef Stoll, Bethel.
regional, zum 1.12. – Christel Tönniges, EvKB, zum 1.12.
Gestorben
Karin Andrea Id, Bielefeld, 58 Jahre, am 15.9. – Ursula Müller-Mischo, Bielefeld,
59 Jahre, am 19.9. – Torsten Clarenbach, Bielefeld, 44 Jahre, am 20.9. – Diakonisse
Lisa Lahmann, Bethel, 90 Jahre, am 22.9. – Detlef Abker, Bielefeld, 51 Jahre,
am 27.9. – Claudia Franke, Bielefeld, 53 Jahre, am 3.10. – Barbara Steinmann,
Bielefeld, 66 Jahre, am 4.10. – Diakonisse Ilse Poganaz, Bethel, 89 Jahre, am 17.10.
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Namen
Prof. Dr. Christian G. Bien,
Chefarzt des Epilepsie-Zent­
rums Bethel, hat zusammen
mit dem Fachbereich Psychologie
II der Universität Bielefeld eine
Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Höhe
von 340.000 Euro für drei Jahre
erhalten. Erforscht werden die
Auswirkungen von Schläfenlappen-Operationen auf die Emotionsverarbeitung bei EpilepsiePatienten.
Diakonin Regine Buschmann
aus dem Dankort Bethel hat den
Vorsitz des Rates der Vereinten
Evangelischen Mission (VEM)
abgegeben. Seit 2008 war sie
als »Moderatorin« Vorsitzende
des Rates. Ihr Nachfolger ist der
indonesische Theologe Willem
T. P. Simarmata. Bethel ist eines
von 37 Mitgliedern der VEM.
Kolja Fach, Betheljahr-Teilnehmer bei Radio Antenne Bethel,
hat im September erfolgreich
an der Quiz-Show »Wer wird
Millionär« von Günther Jauch
teilgenommen und 4.000 Euro
gewonnen.
Die Einweihung der Kinderkrippe
»Karlsson« der Betheler Birkenhof Jugendhilfe in Langenhagen
feierten die Leiterin Sandra Struß
und ihr neunköpfiges Team mit
vielen Gästen im Oktober. Mit
der bereits seit 2009 bestehenden Krippe Tomte gibt es jetzt
am Reuterdamm 24 Plätze für
Kinder im Alter von zwei Monaten bis zu drei Jahren.
Rüdiger Scholz, Bereichsleiter der Kinder-, Jugend- und
Familien­hilfe in Bethel im Norden, ist als Experte zum Workshop »Erinnerungskultur« der
Heimerziehung in West- und
Ostdeutschland eingeladen worden. Im Auftrag des Bundesfamilienministeriums soll ein
Abschlussbericht zu dem Themenfeld erarbeitet werden.
Bücher
Übrigens
Reformation – die Idee
wirkt
Nicht weniger, sondern
mehr
Von Amsterdam über Bethel,
Herrnhut, Riga und andere bis
nach Uppsala oder Wittenberg
und Zürich führt die interessante
Reise auf den Spuren der Reformation, die jetzt als Buch von
dem Journalisten und DiakonieFachmann Thomas Greif erschienen ist. »Die Reformation in
Europa. Wo die protestantische
Idee bis heute fortwirkt. 25 Ortstermine« lautet der komplette
Titel. Der Autor hat dazu eine
Reportageserie für evangelische
Kirchzeitungen zu einem Buch
erweitert, das mit Reportagen
an historisch wichtige und bis
heute bedeutsame Orte führt.
Zu den 25 Artikeln gehört auch
ein längerer Einblick in die Ortschaft Bethel in Bielefeld, die
als der europäische Zentralort
diakonischen Wirkens bezeichnet wird. Briefmarken, natürlich
Bodelschwingh, Euthanasie und
Widerstand, Werkstattarbeit und
Bemännchen sind nur einige
Stichworte, die vorkommen. Und
es fehlt auch nicht die Legende
von den Flachdächern auf vielen
Bethel-Häusern, die am jüngsten Tag den Weg in den Himmel
erleichtern sollen … oder die
Geschichte des Torfbetts, das die
Pflege vereinfachte. Und schließlich gibt es Stellungnahmen zur
Frage, was protestantisch ist?
»Allein aus Glauben, allein aus
Gnade, allein Christus, allein die
Heilige Schrift – das ist evangelisch«, antwortet zum Beispiel
Michael Conty, Geschäftsführer
des Stiftungsbereiches Bethel.
regional.
Geht das zusammen: Diakonische Identität stiften, in Pflege
und Betreuung sowie Unterstützung »kultursensibel« sein, die
eigene christliche Orientierung
klar benennen, religiöse Vielfalt
in der Mitarbeiterschaft, Kommunikation im interkulturellen
Zusammenhang? Da sind Offenheit, Toleranz und noch besser
Inte­resse am Anderen gefragt.
– JUG –
Thomas Greif: Die Reforma­­
tion in Europa. 25 Ortstermine.
Claudius Verlag. München
2016. 349 Seiten. 22 Euro.
In Bethel gibt es zu diesem
Themenkreis viel Interesse und
ein deutliches Bewusstsein. Das
drückt sich aktuell unter anderem in verschiedenen Veranstaltungen aus. Man versucht, sich
schlau zu machen und Perspektiven zu entwickeln, aufeinander
zuzugehen. Im Umgang zwischen
Klienten, Nutzern, Patienten und
Mitarbeitenden ist das nicht neu
und nicht erst seit der Unterstützung von Flüchtlingen entstanden.
Aber auch im Umgang der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist
das eigentlich nicht neu. Bereits
in den Sechziger- und Siebzigerjahren gab es viele koreanische
Kolleginnen im westdeutschen
Krankenhaus; genauso gehörten
in Ostdeutschland schon früher
viele Menschen, die aus Vietnam
stammten, dazu.
Trotzdem gilt es heute mehr
denn je eine positive Haltung
gegenüber der Vielfalt zu stärken. Dazu dient in Bethel nicht
nur das Vorstandspapier »Kulturelle und religiöse Vielfalt« von
2014, sondern zum Beispiel auch
der »Fachtag: Vielfalt willkommen«, der Anfang Oktober in
der Neuen Schmiede für hauptund ehrenamtliche Mitarbeitende stattfand. Am Ende steht
mehr für alle, nicht weniger,
meint …
– Götz Pförtner –
35
Foto: Kreutner
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens besuchte Mitte Oktober das Pontanus-Carré im Paderborner Riemekeviertel. Dort interessierte sie sich besonders für ein stationäres Betheler Wohnangebot für
24 Menschen mit Behinderungen. Im Gespräch mit Bewohnern, wie dem 32-jährigen Tim Gildemeister,
und den Mitarbeitenden machte sie sich ein Bild von der Arbeit und dem Leben in dem inklusiven Carré.
Das Angebot erlaubt ein möglichst normales Leben in einem gewachsenen Stadtteil. Das Land Nord­rheinWestfalen fördert das Quartier Riemekeviertel im Rahmen des Projekts »Entwicklung altengerechter Quartiere in NRW«. In dem Viertel leben viele ältere Menschen, aber auch Kinder und Jugendliche und Menschen mit Beeinträchtigungen.
Veranstaltungen
bis
14.01.
Galerie aNdereRSeitS im Lobetal-Eck, Bernau, Brauerstraße 9: Ausstellung »Von Superhelden
und Monstern – Comic-Helden treffen auf Fabelwesen in Zeichnung, Malerei und Objekt«
(freitags 14 –18 Uhr, samstags 11–17 Uhr)
01.11.
Haus Salem, Bielefeld-Bethel, Bodelschwinghstraße 181: 18 Uhr, Gottesdienst zum Gedenken
an Verstorbene in der Waldkapelle mit Pfarrerin Ute Weinmann
05. /
06.11
Hotel Lindenhof, Bielefeld-Bethel, Quellenhofweg 125: ab 12 Uhr, Martinsmarkt mit
herbst­lichen und vorweihnachtlichen Verkaufsständen (5.11. bis 19 Uhr, 6.11. bis 18 Uhr)
06.11.
Moorkirche Freistatt: 16 Uhr, Konzert für zwei Clavichorde mit Eberhard Brünger und Lothar
Düsterhus (Musik von Bach und Söhnen)
12.11.
Künstlerhaus Lydda, Bielefeld-Bethel, Maraweg 15: 19 Uhr, Vernissage der Ausstellung
»Gezeiten – Skulptur, Bild und Zeichnung« (bis 21.12. mittwochs bis freitags 15 – 18 Uhr,
samstags 10 –13 Uhr)
02.–
04.12.
Weihnachtsmarkt, Bielefeld-Eckardtsheim, Paracelsusweg: am 2.12. ab 16 Uhr,
sonst ab 14 Uhr
für die Ortschaften Bethel und Eckardtsheim
Mo – Fr 13 – 14, 18 – 19 Uhr, Sa 16 Uhr, So 10 Uhr