1 2016 Interkulturell arbeiten, kultursensibel pflegen - St. Anna

annalive
Lesenswertes aus der St. Anna-Hilfe
1|2016
Interkulturell arbeiten, kultursensibel pflegen DAS THEMA
Die ersten 100 Tage in der Wohnanlage Blumenegg ANNA FORUM
Engagiert in den Lebensräumen und im Stadtteil AUS VORARLBERG
Kutschenfahrt als Beschäftigungsprojekt AUS OBERÖSTERREICH
Kärntner Selbstvertreterinnen treffen sich AUS KÄRNTEN
THEMA
INHALT
2 DAS
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TITEL
Interessant: Nachrichten über Land und Leute.
3
EDITORIAL
DAS THEMA
Interkulturell arbeiten, kultursensibel pflegen
4
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8
10
12
Bereichernd: Menschen aus anderen Ländern
Der Flüchtling, der Geflüchtete – die Geflohene?
Fallbeispiele kultursensibler Pflege
Integriert: Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund
Leitfaden: berufliche und soziale Willkommenskultur
ANNA FORUM
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Gefeiert: zehn Jahre Sozialzentrum St. Vinerius
Die ersten 100 Tage in der Wohnanlage Blumenegg
Jubiläumsfeier im Sozialzentrum Kloster Nazareth
Klausur: Mitarbeitereinführung und -integration
Firstfeier des neuen Pflegeheims Innermontafon
ANNA PRAXIS AUS VORARLBERG
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Engagiert in den Lebensräumen und im Stadtteil
Pflegedienstleiterin Sajda Zivkovic geht in Pension
Gerhard Hofer arbeitet jetzt im Haus Mariahilf
Lilli Gidanovic: Pflegerin mit Herz und Humor
Renoviert: die Pflegestation im Tschermakgarten
Kleine Rochade im St. Josefshaus, Gaißau
Praktikantin im Haus St. Josef, Schruns
Begleitdienst gibt sicheres Gefühl
Fortbildung: spirituelle Sterbebegleitung
Neue Heimseelsorgerin im Haus St. Josef
Bartholomäberg Schulung zum Thema Demenz
Vorgestellt: Schule für Sozialbetreuungsberufe
Neu: Erzählkaffee im Pflegeheim Innermontafon
Neue Wohnbereichsleiterin in Vandans
Frischgebackene Pflegehelferinnen
GLOSSAR
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Regionale Varianten einer Sprache
ANNA PRAXIS AUS OBERÖSTERREICH
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Informationen am Tag der Altenarbeit
Schulprojekt mit Nostalgiefaktor
Bewohner unterwegs in Stadl-Paura
‚tuat guat‘: Yoga
Landesausstellung Mensch und Pferd
Kinoabend zum Weltalzheimertag
Neue Seelsorgerin im Haus St. Josef
Bewohnerin dichtet in Mundart
‚tuat guat‘: Ganzkörperkräftigung
ANNA PRAXIS AUS KÄRNTEN
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Neue Hausleiterin in der Lebenswelt St. Antonius
Mitarbeiterinnen zu Besuch in der Stiftung Liebenau
Arbeitswelt: Anbau schafft Raum
Kärntner Treffen der Selbstvertreterinnen
Klangerlebnis: Jemm Music Project
ÜBERSICHT ÜBER DIE ST. ANNA-HILFE
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Nachgefragt bei: Dieter Muther
DAS THEMA
3 EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer vor Krieg, Verfolgung oder Hunger fliehen muss,
lässt alles hinter sich: einen Teil oder auch die ganze
Familie, das soziale Umfeld, die Heimat, das alte Leben.
Das, was kommt, kann gelingen oder nicht. Gelungen
ist es zum Beispiel bei Kardinal Christoph Schönborn,
der 1945 in Kalsken bei Leitmeritz in der Tschechischen
Republik geboren wurde. Seine Familie musste flüchten
und so wuchs er in Schruns in Vorarlberg auf.
Gelungen ist die Flucht und Integration auch für viele
Mitarbeiterinnen der St. Anna-Hilfe: Rund ein Viertel
unseres Personals in Pflege, Betreuung, Küche und
Reinigung sind Menschen mit Migrationshintergrund –
die meisten ehemals Geflohene, die in Österreich eine
neue Heimat gefunden haben, sich integriert fühlen
und sich auch in Führungspositionen bewähren. Wir
respektieren, dass einige die Umstände ihrer Flucht
oder auch die Zeit der Integration und des beruflichen
Einstiegs nicht publik machen wollen und freuen uns,
dass andere uns Einblick in ihre persönliche Geschichte
geben (Seiten 10 und 11). Sie alle tragen nicht nur zu
einem interkulturellen Arbeiten mit neuen Perspektiven bei, sondern spielen eine immer größere Rolle in
der kultursensiblen Pflege. Denn immer mehr ehemals
Geflohene oder Menschen mit Migrationshintergrund
kommen ins Pensionsalter und werden pflegebedürftig.
Welche neuen Aufgaben wir in diesem Bereich sehen,
erfahren Sie auf den Seiten 5 und 6, wie wir sie praktisch umsetzen, zeigen wir anhand von vier Fallbeispielen auf den Seiten 8 und 9. Schließlich sollten wir nicht
vergessen, dass Integration nicht nur die Menschen
betrifft, die derzeit aus Kriegsgebieten und ärmeren
Teilen der Welt in ein anderes Land fliehen, sondern
dass es auch im eigenen Land Menschen gibt, die sich
in Bezug auf ihren Beruf, den Wohnort oder das gesellschaftliche Umfeld verändern wollen oder müssen und
daher auf Integration angewiesen sind. Egal, woher
Impressum
anna live
Lesenswertes aus der St. Anna-Hilfe
Herausgeber:
St. Anna-Hilfe für ältere Menschen gGmbH
Erscheinungsweise:
2 Ausgaben pro Jahr
Auflage: 1800
Druck:
Druckerei Thurnher GmbH, Rankweil
www.st.anna-hilfe.at
Redaktion:
St. Anna-Hilfe für ältere Menschen gGmbH
Klaus Müller (verantwortlich)
Elke Benicke, Susanne Droste-Gräff
Kirchstraße 9a
6900 Bregenz
Tel.: 0 5574 42 177-0 / Fax: -9
E-Mail: [email protected]
Bildquellen:
Titelfoto: Inge Streif, S. 4-33 siehe dort, S. 34/35
Felix Kästle, Inge Streif, S. 36 fotolia, colored
sticky paper with pin needle © pico
unsere Mitarbeiterinnen kommen: Der St. Anna-Hilfe ist
es wichtig, sie alle durch Angebote wie das betriebliche
Gesundheits- und Gemeinschaftsprogramm ,tuat guat‘,
vielfältige Fortbildungen oder das Projekt „job & kids“
zum Bleiben zu animieren und sie ins Team zu integrieren (Seiten 12 und 13).
Was gibt es sonst in der St. Anna-Hilfe? Im vergangenen halben Jahr hatten wir vor allem viele Gründe
zum Feiern: Das dreifache Jubiläum im Sozialzentrum
Kloster Nazareth (zehn Jahre Hausgemeinschaften,
150 Jahre Kloster Nazareth und die doch auch irgendwie runde und dazugehörige Zahl: 363 Jahre Ordensgründung der Borromäerinnen), das zehnjährige Hausjubiläum des Sozialzentrums St. Vinerius oder auch die
Firstfeier des neuen Seniorenheims Innermontafon. Wir
freuen uns außerdem über die Eröffnung der Pflegewohngemeinschaft und des Betreuten Wohnens in der
Wohnanlage Blumenegg und berichten über die ersten
100 Tage der Bewohnerinnen.
Viel Spaß beim Lesen
wünscht Ihnen
Klaus Müller
Geschäftsführer
Um die sprachliche Benachteiligung der Frauen
aufzuheben und der Realität im Pflegebereich
gerecht zu werden, verwenden wir in diesem
Heft nur die weibliche Form für allgemeine
Personenbezeichnungen. Dabei sind selbstverständlich beide Geschlechter angesprochen.
4 DAS THEMA
Menschen mit Migrationshintergrund
Bereichernd
„Go to Europe – save the People“, propagiert die Hilfsorganisation „Resceu“ unter
www.resceu.org, denn 507 Millionen EU-Einwohnerinnen brauchen dringend Hilfe! Sie
stecken in einer sozialen Krise, haben verlernt, sich auszutauschen, zu teilen und als
Gemeinschaft zu leben. Menschen aus Afrika, dem Nahen Osten oder Balkan sollen
ihnen helfen, soziales Verhalten neu zu lernen. – „Resceu“ ist eine Kunstaktion zweier Mediendesign-Studenten, die die subtile Frage stellt: Wer braucht eigentlich wen?
– und im Hinblick auf unsere alternde Gesellschaft eine weitere Dimension erhält.
„Ohne unsere Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund könnten wir den Betrieb
in vielen Häusern nicht aufrechterhalten“, sagt Klaus Müller, Geschäftsführer der
St. Anna-Hilfe. „Trotz oder gerade wegen sprachlicher Hürden bereichern sie durch
neue Perspektiven und sind unentbehrlich in der kultursensiblen Pflege.“
Text: Klaus Müller/Fotos: Winfried Grath
5 DAS THEMA
Aufgrund der geografischen Lage zwischen Westund Osteuropa ist Österreich seit Jahrzehnten
ein wichtiges Land für die Erstaufnahme von
Zufluchtsuchenden. „Seit 1945 sind mehr als zwei
Millionen Flüchtlinge nach Österreich gekommen,
fast 700.000 Menschen sind geblieben“, schreibt
der UNHCR (United Nations High Commissioner for
Human Rights) auf seiner offiziellen Website. In den
50er Jahren kamen sie aus Ungarn, in den 60ern aus
der damaligen Tschechoslowakei. Die kriegerischen
Auseinandersetzungen nach dem Zerfall Jugoslawiens brachten in den 90er Jahren Menschen aus
Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Ende der 90er
Jahre nahm Österreich vertriebene Kosovo-Albanerinnen auf. Auch aus Tschetschenien kommen immer
wieder Menschen; ihre Asylanträge werden jedoch
meist nicht anerkannt. Durch die anhaltende Krise in
Syrien sowie den Konflikten im Irak, in Afghanistan,
Syrien oder in Somalia steigen die Flüchtlingszahlen
aktuell stark an. Wie viele Menschen noch kommen,
aber auch wie viele bleiben, lässt sich derzeit nicht
mit Sicherheit sagen.
Interkulturell arbeiten, kultursensibel pflegen
Sicher ist hingegen, dass wir dringend Arbeitskräfte
im Pflegebereich brauchen und der Bedarf weiter
steigt. Im Jahr 2010 waren laut Statistik Austria 23
Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, 2030
werden es 30 Prozent sein. Das Sozialministerium
geht aktuell von 17.000 zusätzlich benötigten
Pflegekräften bis zum Jahr 2020 aus*. Derzeit
haben schon rund 20 Prozent der Pflegenden einen
Migrationshintergrund; interkulturelles Arbeiten ist
Alltag im Pflegeheim. In den kommenden Jahren wird
auch die Zahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund weiter steigen und die kultursensible Pflege
von immer größerer Bedeutung. Hintergrundwissen
um verschiedene Kulturen ist eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis von Menschen, die nicht
in unserem Land geboren und aufgewachsen sind. Es
reicht jedoch nicht, die Menschen einer bestimmten
Kultur zuzuordnen, der ungarischen oder albanischen. Sie unterscheiden sich ja nicht nur durch
ihre Herkunft und Religion, sondern auch durch ihre
Biografie und Bildung, das Geschlecht, den sozialen
Status und ihren Gesundheitszustand. Daher geht es
wie bei allen Bewohnerinnen im Pflegeheim um eine
individuelle Pflege, bei der die kulturellen Prägungen
und Bedürfnisse gegebenenfalls besonders berücksichtigt werden müssen.
Verschiedene Sprachen sprechen
Innerhalb der St. Anna-Hilfe hat das Sozialzentrum
Kloster Nazareth in Stadl-Paura besonders viel Erfahrung im interkulturellen Arbeiten und kultursensiblen
Pflegen: Ein Viertel der Mitarbeiterinnen in Pflege
und Hauswirtschaft sind nicht in Österreich geboren.
Und unter den Bewohnerinnen finden sich immer
mehr, die im ehemaligen Jugoslawien oder der früheren Tschechoslowakei aufgewachsen sind. Obwohl
sie schon viele Jahrzehnte in Österreich gelebt und
gearbeitet haben, spielt im Alter, speziell im Pflegeheim und mit zunehmender Demenz, die Muttersprache eine große Rolle. Einige mischen die beiden
Sprachen, die ihr Leben geprägt haben, manchmal in
einem Satz. Oder kommunizieren alte Erinnerungen
in der Muttersprache, Alltägliches auf Deutsch. Meist
können Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund
allein durch das Sprechen derselben Sprache Geborgenheit vermitteln. Wenn die Pflegekräfte, Betreuerinnen oder auch die Reinigungskräfte zudem noch
bestimmte Landstriche ihrer Heimat kennen oder
die Fluchterfahrung an sich teilen, fühlen sich die
älteren Menschen verstanden.
6 DAS THEMA
Andere Glaubensrichtungen respektieren
Der christliche Glaube ist Basis und Motivation für
die Arbeit in den Häusern der St. Anna-Hilfe. Die
Feste des Kirchenjahrs feiern wir traditionell; sie sind
eine wesentliche Grundlage unserer gemeinsamen
Aktivitäten im Verlaufe des Jahres. Aufgrund des
christlichen Glaubens öffnen wir uns aber auch allen
anderen Glaubensausrichtungen. Denn obwohl die
römisch-katholische Religionszugehörigkeit überwiegt, sind im Sozialzentrum Kloster Nazareth wie in
anderen Häusern der St. Anna-Hilfe ganz selbstverständlich verschiedene Glaubensrichtungen präsent.
Speziell in Stadl-Paura gibt es Mitarbeiterinnen und
Bewohnerinnen mit evangelischer, muslimischer oder
griechisch-orthodoxer Religionszugehörigkeit; auch
die Zeugen Jehovas sind vertreten. Alle Bewohnerinnen werden entsprechend ihrer religiösen Überzeugung betreut. Auf Wunsch kommt der katholische oder evangelische Pfarrer, der Imam oder
jemand von den Zeugen Jehovas ins Haus. Die zum
Sozialzentrum Kloster Nazareth gehörige Kirche wird
von der griechisch-orthodoxen Gemeinde verwaltet,
so dass dort neben den katholischen auch griechischorthodoxe Gottesdienste gefeiert werden.
Auf Rituale Rücksicht nehmen
Nicht nur die Liebe, auch die Kultur geht durch den
Magen. Deshalb bieten die Köche in den drei Großküchen der St. Anna-Hilfe in Stadl-Paura, Bregenz
und Schruns täglich Speisen ohne Schweinefleisch
und erfüllen Wünsche nach traditionellen Speisen
aus der alten Heimat, zum Beispiel serbisches Reisfleisch. Gerade beim Essen gibt es die verschiedensten Rituale und Gewohnheiten. Wer zum
Frühstück einen Salat mit Essiggurken bevorzugt,
weil das so Brauch war in der früheren Heimat, oder
einfach weil die Vorlieben so gelagert sind, bekommt
zum Frühstück Salat. Seitens der Mitarbeiterinnen
geht es beim Essen wie bei der Sprache oder der
Religion darum, die individuellen Bedürfnisse der
Bewohnerinnen zu erkunden und sensibel mit dem
Wissen um ihren kulturellen Hintergrund umzugehen. Denn ein Rezept für kultursensible Pflege gibt
es nicht: Sie zeichnet sich wie die Pflege insgesamt
durch situatives Handeln aus, das den Menschen als
einmaliges Individuum betrachtet. �
*Quelle: Medien-Servicestelle Neue Österreicherinnen
7 DAS THEMA
Begriffsreflektion
Der Flüchtling, der Geflüchtete – die Geflohene?
Das Wort Flüchtling ist in aller Munde und doch hat
es diesen Nachgeschmack: Suggeriert die Nachsilbe
nicht doch Negatives, so wie bei einem Schönling,
den wir nicht wirklich für schön halten, einem
Schützling oder Pflegling, dem wir wenig bis keine
Autonomie zugestehen? Ist es in Ordnung, wenn
Mitarbeiterinnen der St. Anna-Hilfe Kolleginnen
oder Bewohnerinnen als Flüchtlinge bezeichnen?
Text: Elke Benicke/Foto: Inge Streif
„Ein Flüchtling ist eine Person, die aus politischen,
religiösen, wirtschaftlichen oder ethnischen Gründen ihre Heimat eilig verlassen hat oder verlassen
musste und dabei ihren Besitz zurückgelassen hat“,
so definiert der Duden den Begriff – und das ist
auch schon alles: Unter diesem Eintrag gibt es keinen
Verweis auf eine eventuell negative Bedeutung.
Ebenso wenig auf der entsprechenden Seite von
Wikipedia. Auch im offiziellen Sprachgebrauch rangiert das Wort ohne Hemmungen: So kümmert sich
in Deutschland das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge um die aktuell aus Syrien ankommenden
Menschen. In Österreich nennt sich dasselbe zwar etwas unverfänglicher Bundesamt für Fremdenwesen
und Asyl, doch engagiert man sich in beiden Ländern
beim Weltflüchtlingstag.
Negative Konnotationen
Erst wer im Duden nach dem Suffix (Nachsilbe) -ling
sucht, findet, was das Bauchgefühl eventuell schon
vorher wusste: „Es gibt im Deutschen eine ganze
Reihe von Substantiven mit dem Suffix -ling (…).
Allen gemeinsam ist, dass es sich um Maskulina handelt. Wird diese Endung mit Adjektiven verknüpft,
werden damit oft Personen bezeichnet, die durch
eine bestimmte Eigenschaft charakterisiert sind.
Solche Bildungen haben häufig stark abwertenden
Charakter.“ Beispiele sind Feigling, Neuling, Naivling
und Wüstling. Liegt der Verbindung mit -ling ein Verb
zugrunde, wird meist ein starkes Abhängigkeitsverhältnis beschrieben (auch wenn dies nun nicht mehr
im Duden steht): Prüfling, Häftling, Zögling, Lehrling, Säugling oder Findling. Noch gehört Flüchtling
nicht in diese Reihe, läuft jedoch allein aufgrund der
Strukturverwandtschaft Gefahr, ebenfalls negativ
konnotiert zu werden.
Bessere Alternativen
So lohnt es sich doch, alternative Begriffe in Be-
tracht zu ziehen. Denkbar wäre zum Beispiel der
englische Begriff Refugee, der im Übrigen nicht die
Flucht sondern die Zuflucht thematisiert. Eine schöne Idee, doch bleibt dieses Wort ein englisches und
wirkt in der deutschen Sprache fremd. Die deutsche
Entsprechung Zufluchtsuchende oder Zufluchtsuchender ist wiederum sehr lang und holprig so wie
auch der Begriff Menschen mit Migrationshintergrund, der doch sehr allgemein gehalten ist. Und warum in die Ferne schweifen – eine gute Lösung liegt
sehr nah: Was spricht gegen Geflüchtete oder Geflohene? Beides Mal handelt es sich um Ableitungen aus
dem Partizip Perfekt wie auch bei den Geschworenen, Geheilten, Gefangenen oder Gefallenen, die alle
selbstbewusst daherkommen und in der männlichen
wie weiblichen Form verwendet werden können. �
Was meinen Sie? Schreiben Sie an:
[email protected]
8 DAS THEMA
Fallbeispiele kultursensibler Pflege
Speisen und Sprache erinnern an Heimat
Wie alle Menschen möchten auch Menschen
mit Migrationshintergrund als Person geschätzt,
würdig behandelt, verstanden und anerkannt
werden und in dem, was sie nicht mehr können,
unterstützt werden. Deshalb brauchen auch sie
Pflegekräfte, die ihre Sprache sprechen, ihre Gewohnheiten, auch Traditionen, kennen und bei den
täglichen Aktivitäten und Erfahrungen (be)achten.
Was das in der Praxis bedeutet, veranschaulichen
die folgenden Fallbeispiele aus dem Pflegeheim des
Sozialzentrums Mariahilf und dem Sozialzentrum
Kloster Nazareth in Stadl-Paura.
Text: Elke Benicke
Fotos: ostare, fotolia © smuki, © vladislav333222
Aus seiner Biografie ging hervor, dass er im ehemaligen Jugoslawien geboren wurde. Er hatte mehrere
Jahrzehnte in Oberösterreich gearbeitet und fließend Deutsch gesprochen. Als er ins Sozialzentrum
Kloster Nazareth kam, sprach er noch verständlich
Deutsch und hatte keine kulturell bedingten Vorlieben. Auch seine Angehörigen sprachen akzentfrei
Deutsch. Das Personal sah deshalb keinen Grund,
seinem Geburtsort größere Bedeutung zuzumessen.
Im Verlauf der Demenzerkrankung nahmen seine
sprachlichen Fähigkeiten allerdings mehr und mehr
ab. Seine Phrasen und Laute waren für die meisten
Pflegenden nicht mehr zu verstehen – bis zwei Mitarbeiterinnen mit serbischem Migrationshintergrund
sie als der serbischen Sprache zugehörig identifizierten. Im Alter und im Rahmen seiner Demenzerkrankung waren ihm nur noch einzelne Worte auf
Serbisch geblieben. Diese Erkenntnis hat nicht nur
die Kommunikation, sondern auch die Aktivitäten
des täglichen Lebens wesentlich erleichtert. Herr H.
wurde wieder verstanden und fühlte sich auch so.
Geborgenheit auf Italienisch erfahren
Frau K., in Südtirol geboren, ist 90 Jahre alt. Sie lebt
seit über 70 Jahren in Oberösterreich und spricht
fließend Deutsch. Vor zwei Jahren kam sie ins Sozialzentrum Kloster Nazareth. Aufgrund der neuen
Umgebung, den neuen Menschen um sie herum
und ihrer zunehmenden Gebrechlichkeit fühlte sich
Frau K. trotz individueller Betreuung unsicher. Ihre
Situation hat sich schlagartig geändert, seit Mitarbeiterinnen, die gerne nach Italien fahren und sich
deshalb die Sprache angeeignet hatten, Italienisch
mit ihr sprechen. Diese Zuwendung genießt Frau K.
sichtlich. Sie lebt auf, fühlt sich sicher und geborgen.
Verständnis, das durch den Magen geht
Herr M. kam 60jährig aufgrund eines Unfalls ins Pflegeheim Mariahilf, wo er nach zwei Jahren verstarb.
Jeden Morgen wollte er einen Salat mit Tomaten
und Gurken und vor allem auch mit viel Essig und
„Maggi“ zum Frühstück, was in seinem bosnischen
Ursprung begründet sein mochte. Diesen Salat hat
Herr M. regelmäßig bekommen. Fleisch zum Essen
war ihm unwichtig, doch hatte er bei Gemüsezubereitungen sehr konkrete Vorstellungen. So kam es,
dass er einmal die Kürbissuppe verschmähte, dafür
aber gebackenen Kürbis verlangte. Die Pflegekraft
ließ sich auf seinen Vorschlag ein. Unter Herrn M.s
Anleitung und im Beisein weiterer Bewohnerinnen
bereitete sie gebackenen Kürbis zu. Den meisten hat
es geschmeckt. Herr M. jedenfalls fühlte sich ernst
genommen und in seinen Bedürfnissen verstanden.
Sprachfetzen als serbisch identifiziert
Herr H. war 101 Jahre alt und an Demenz erkrankt.
Ein Lied, das an die Heimat erinnert
Frau B. ist in der geografischen Landschaft Dalmatien am Meer geboren, ihre Muttersprache ist kroatisch. Sie war gerne dort und hatte sich gerade ver-
9 DAS THEMA
liebt, als sie mit ihrer Familie zunächst nach Serbien
in die Nähe der ungarischen Grenze, in den 70er
Jahren dann alleine weiter nach Österreich ziehen
musste. Frau B. lernte die deutsche Sprache schnell
und lebte in Österreich. Mit zunehmendem Alter vermischt sie ihr Deutsch jedoch immer mehr mit ihrer
Muttersprache Kroatisch. Heute lebt die 83-Jährige
im Pflegeheim Mariahilf und weiß manchmal selbst
nicht, in welcher Sprache sie gerade spricht. Das
Sprechen ist daher oft sehr anstrengend für sie. Als
Pflegedienstleiterin Sajda Zivkovic, die ebenfalls aus
Ex-Jugoslawien stammt, einmal ganz spontan ein
kroatisches Lied für sie singt, machen ihr die Worte
wieder Freude. Inzwischen singen auch andere Mitarbeiterinnen aus Ex-Jugoslawien für und mit Frau B.,
für die die altbekannten Lieder ein unkomplizierter
und willkommener Weg sind, sich an ihre Heimat zu
erinnern. �
Zu interkultureller Kompetenz in der Pflege gehört
• das Wissen über die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund, über ihre Kultur, ihre Religion und ihre Verschiedenheit
• Offenheit und Neugier auf Neues, die Fähig-
keit, Dinge und Menschen nicht zu schnell
zu bewerten
• die Fähigkeit, sich in Menschen mit anderem persönlichen und kulturellen Hintergrund ver setzen zu können und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen (Empathie)
• Selbstreflexion über die eigene Person und die Rolle als Pflegekraft
• Konfliktfähigkeit und Stresstoleranz,
Flexibilität und Selbstsicherheit
10 DAS THEMA
Erfahrungen von Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund
Angekommen
Etwa ein Viertel der Mitarbeiterinnen bei der
St. Anna-Hilfe sind Menschen mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen sind nicht freiwillig nach Österreich ausgewandert, sondern aus ihrer Heimat
geflohen. Wie geht es ihnen heute? Wo stehen sie
beruflich? Fühlen sie sich integriert? Im Folgenden
berichten drei von ihren Erfahrungen und ihrem
derzeitigen Lebensgefühl. Sie wohnen und arbeiten
in Stadl-Paura, Vandans und Bregenz.
schule abgeschlossen. Die Kochlehre habe ich erst in
Österreich gemacht.
Die Fragen stellte: Elke Benicke
Text: Lilli Gidanovic, anonym
Fotos: privat, Sajda Zivkovic, Friedrich Böhringer
Wann, wie und wo haben Sie die deutsche Sprache gelernt?
Ivica Marjanovic: Ich habe keine Sprachkurse besucht, sondern mir in der Arbeit und im Alltag alles,
was ich kann, selbst beigebracht.
Ivica Marjanovic, 48
Jahre, stellvertretender
Küchenleiter der Produktionsküche im Sozialzentrum Kloster Nazareth
in Stadl-Paura und
Ansprechpartner für die
Alltagsmanagerinnen auf
den Hausgemeinschaften, beantwortet unsere
Fragen im Interview:
Wann sind Sie nach Österreich gekommen,
Herr Marjanovic?
Ivica Marjanovic: Im August 1992.
Möchten Sie erzählen, unter welchen Umständen?
Ivica Marjanovic: In meinem Heimatland Bosnien
ist Krieg ausgebrochen. Ich war ein Jahr lang Soldat. Nach dem Tod meines Vaters bin ich mit einem
Cousin nach Bad Ischl gekommen und habe dort bei
Verwandten gelebt. Meine Frau ist erst drei Monate
später nachgekommen; unsere Tochter blieb noch
ein weiteres Jahr bei den Großeltern in Kroatien.
Waren Sie schon in Ihrem Heimtatland als Koch
tätig?
Ivica Marjanovic: Nein! Ich habe eine Wirtschafts-
Wie sind Sie zur St. Anna-Hilfe gekommen?
Ivica Marjanovic: Ich habe im Jahr 2001 im Haus
San Marco in Bad Ischl bei den Ordensschwestern
als Küchenchef angefangen. Einige Monate später
wurde das Haus von der St. Anna-Hilfe übernommen
(und inzwischen geschlossen, Anm. d. Red.).
Gab es sprachlich bedingte Missverständnisse?
Ivica Marjanovic: Ja! Anfangs war die Sprache ein
sehr großes Problem. In der Schule habe ich ja nur
Russisch gelernt. Da ich keinen Kurs besucht habe,
dauerte das Lernen etwas länger.
Wie sind Sie in Ihrem österreichischen Umfeld
aufgenommen worden?
Ivica Marjanovic: Da ich immer versuchte, mich
zu integrieren und anzupassen, wurde ich ganz gut
aufgenommen. Wir wurden nicht von allen Österreicherinnen mit offenen Armen empfangen, aber von
den meisten ganz gut akzeptiert.
Haben Sie Szenen der Diskriminierung erlebt?
Ivica Marjanovic: Nein, diskriminiert wurde ich nie!
Gab es, abgesehen von der Sprache, Bereiche, in
denen Sie sich aufgrund kultureller Unterschiede
schwer getan haben hier in Oberösterreich?
Ivica Marjanovic: Meine Familie und ich sind gläubige
Christen. Mit der Religion oder dem Essen hat es nie
Probleme gegeben. Die Bräuche und auch die Speisen
sind sehr ähnlich.
Wie geht es Ihnen heute in Österreich, im beruflichen und privaten Umfeld?
11 DAS THEMA
Ivica Marjanovic: Nach 23 Jahren habe ich mehr
Jahre meines Lebens in Österreich verbracht als
in meinem Geburtsland. Österreich ist zu meiner
zweiten Heimat geworden. Privat und auch beruflich
bin ich sehr zufrieden. Bei der St. Anna-Hilfe habe ich
mich weiterentwickelt. Ich hatte oft die Möglichkeit
mich weiterzubilden, was mich dankbar und zufrieden
macht. Meine Kinder wurden in Österreich geboren,
gehen hier zur Schule und sprechen die deutsche
Sprache. Sie fühlen sich hier zu Hause.
Was vermissen Sie?
Ivica Marjanovic: Durch den Krieg wurde der
Großteil meiner Familie in ganz Europa zerstreut.
Nur meine Mutter lebt noch in Bosnien. Wir verbringen unseren Sommerurlaub dort und treffen alle
Verwandten und Bekannten. Das ist immer wieder
schön und ich vermisse nichts. Ich habe mein Leben in
Österreich aufgebaut und habe die wichtigsten Menschen bei mir. Mir fehlt nichts. Wir sind in Österreich
zu Hause.
Früher Physiotherapeutin,
heute Pflegehelferin
Eine Pflegekraft, 45 Jahre alt, aus dem Seniorenheim Schmidt in Vandans, die namentlich
nicht genannt werden möchte, schreibt:
„Ich bin im Sommer 1992 aus dem ehemaligen
Jugoslawien nach Österreich gekommen. Ich
war ausgebildete Physiotherapeutin, doch
meine Zeugnisse wurden hier nicht anerkannt.
So habe ich eine Ausbildung als Pflegehelferin absolviert. Die deutsche Sprache habe ich
erst in Österreich durch Sprechen, Lesen und
Fernsehen gelernt. Sicher gab es anfangs öfter
Verständigungsschwierigkeiten, doch die ließen
sich stets lösen. Rückblickend kann ich sagen,
dass ich sehr gut aufgenommen wurde. Ich bin
nie direkt diskriminiert worden. Heute geht es
mir privat und beruflich sehr gut in Vandans.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Marjanovic! �
Fühlt sich im Wohnbereich
„daheim“
Lilli Gidanovic, 36 Jahre, ist
Migrantin zweiter Generation.
Sie arbeitet im Pflegeheim des
Sozialzentrums Mariahilf in
Bregenz und berichtet:
„Vor knapp 40 Jahren kamen meine Eltern
aus Ex-Jugoslawien als junge Menschen nach
Österreich, um hier ein besseres Leben aufzubauen. Ich bin in Bregenz geboren, habe eine
Ausbildung zur Arzthelferin abgeschlossen und
im Seniorenheim Schloßberg begonnen, in der
Altenpflege zu arbeiten. Als die St. Anna-Hilfe
das Haus und Personal übernommen hat,
bin ich geblieben. In die Arbeit mit betagten
Menschen habe ich mich auf Anhieb verliebt.
Auch die herzliche Begrüßung durch meine
Wohnbereichsleiterin Schwester Sajda wird mir
immer in Erinnerung bleiben. Nachdem ich im
Jahr 2006 die zweijährige Schule für Sozialberufe (Altenarbeit) in Bregenz abgeschlossen
hatte, fühlte ich mich mit meinen Aufgaben
im Wohnbereich noch mehr „daheim“. Zuhause
fühle ich mich auch in Bregenz und Österreich;
Diskriminierungen aufgrund meines Migrationshintergrunds habe ich nie erlebt.“ (siehe auch
Seite 21)
12 DAS THEMA
Leitfaden zur Integration von Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund
Berufliche und soziale Willkommenskultur
Qualitativ gute Arbeit und Teamgeist sind keine
Frage der Herkunft. Nichtsdestotrotz stellen die
deutsche Sprache, kulturelle Unterschiede oder
traumatische Fluchterfahrungen eine Herausforderung beim Einarbeiten von Menschen mit Migrationshintergrund dar. Dr. Dennis Roth, Leiter der
Qualitätsentwicklung, zeigt auf, wie Führungskräfte und vor allem auch Kolleginnen zur beruflichen
und sozialen Integration der in vielerlei Hinsicht
Neuen beitragen können.
Sprache und in Gewohnheiten lassen sich bereits bei
der Kollegin aus einem anderen Bundesland feststellen. Eine grundsätzlich offene Haltung den anderen
gegenüber ist daher Voraussetzung für eine gute
und langfristige Teamarbeit. Gleichzeitig gilt es,
Menschen mit Migrationshintergrund für Vorschriften und Regeln zu sensibilisieren, sodass sie sich
sicher und eigenverantwortlich im Beruf und im Land
bewegen können.
� Sozial integrieren
Text: Dr. Dennis Roth/Fotos: Felix Kästle, Elke Benicke
� Sprachbarrieren abbauen
In allen Pflegeberufen spielt die Kommunikation eine
wichtige Rolle. Die deutsche Sprache und insbesondere ihre regionalen Dialekte sind im Gespräch mit
Kolleginnen und Bewohnerinnen von essentieller
Bedeutung. Durch Inhouse-Schulungen oder Sprachkurse bei externen Anbietern lässt sich die Schriftund Fachsprache erlernen. Wichtiger aber sind
motivierte Kolleginnen, die sich nicht scheuen, neue
Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund sprachlich zu fordern.
� Für Vorschriften und Regeln sensibilisieren
Jeder Mensch ist wesentlich von seiner geografischkulturellen Herkunft geprägt. Unterschiede in der
Die Arbeit ist das halbe Leben und so sollte und muss
die soziale Integration, insbesondere für Menschen,
die erst kürzlich in Österreich angekommen sind, zu
einem Großteil im Betrieb stattfinden. Bei Veranstaltungen und Feiern, aber auch im Rahmen der Angebote des betrieblichen Gesundheits- und Sportprogramms ‚tuat guat‘ können sich die Mitarbeiterinnen
besser kennenlernen.
� Zeit geben
Neue Mitarbeiterinnen, insbesondere Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund sollten ausreichend
Zeit für ihre Einarbeitung und Integration bekommen.
Zeit sollte außerdem für den konstruktiven Umgang
mit Fehlern sein, sodass Ängste abgebaut werden
können. Ausgebildete Praxisbegleiter können helfen,
die Zugehörigkeit zu stärken. �
13 FORUM
Zehn Jahre Sozialzentrum St. Vinerius
Die Gemeinde feiert mit
NÜZIDERS – „Wir wollten keine große Veranstaltung, sondern ein kleines Fest, ein Fest mit den
Leuten aus dem Haus und der Gemeinde – das seid
ihr und ihr seid genau richtig hier“, begrüßte Hausleiter Florian Seher die rund 100 gut gelaunten
Gäste, die sich Ende September zum zehnjährigen
Jubiläum des Sozialzentrums St. Vinerus in dem
zum Haus gehörigen Dorfcafé versammelt hatten,
darunter Bewohnerinnen und Angehörige, Mitarbeiterinnen und Verantwortliche, Bürgermeister
Peter Neier, Altbürgermeister Eugen Zech und
viele andere.
Text/Fotos: Elke Benicke
Bewohnerinnen,
Mitarbeiterinnen,
Angehörige und
viele weitere
Bürgerinnen von
Nüziders feiern
im hauseigenen
„Dorfcafé“.
„Damals war alles neu: Das Haus war neu, das
Konzept der Hausgemeinschaften war neu, alle
Mitarbeiter waren neu – und ich war auch neu“,
schmunzelte Florian Seher, „und so waren die ersten
Jahre eine Herausforderung für uns alle.“ In den zwei
Hausgemeinschaften des Sozialzentrums St. Vinerius
leben je zwanzig Personen rund um eine gemeinsame Wohnküche wie in einer großen Familie. Eine
Alltagsmanagerin bereitet das Essen und ist ständige
Ansprechperson. Die Bewohnerinnen sehen, hören
und riechen, was vor sich geht, beteiligen sich nach
den eigenen Wünschen und Fähigkeiten oder sind
einfach dabei. Parallel kümmern sich Fachkräfte um
die individuelle Pflege der älteren Menschen. „Die
Hausgemeinschaften haben sich entwickelt und wir
haben uns entwickelt. Heute haben wir eine tolle
Atmosphäre im Haus und freuen uns, dass die
Zusammenarbeit mit den vielen Ehrenamtlichen
und der Behörde so gut läuft“, sagte der Hausleiter.
Sozialzentrum ist zentraler Treffpunkt
Florian Seher bedankte sich bei einer Reihe an Mitarbeiterinnen, die seit der ersten Stunde und noch
immer im Team sind. Auch Bürgermeister Peter
Neier begleitet das Haus bereits seit zehn Jahren:
„Es war goldrichtig, die St. Anna-Hilfe als Betreiberin auszuwählen. Immer wenn ich ins Haus komme,
spüre ich, wie zufrieden hier alle sind“, sagte er im
Rahmen seiner Rede. „Die Zusammenarbeit zwischen
Gemeinde und Haus funktioniert optimal“, bestätigte
Klaus Müller, Geschäftsführer der St. Anna-Hilfe, „wir
sind froh, dass sich das Sozialzentrum St. Vinerius zu
einem Zentrum für die Menschen in Nüziders entwickelt hat.“ Ein besonderes Jubiläumsgeschenk überreichte Brigitte Burtscher, ehemalige Vizebürgermeisterin, Mitglied im Heimbeirat und Ehrenamtliche,
nämlich eine Patchworkdecke aus vielen gestrickten
„Flecken“, die Bewohnerinnen und Ehrenamtliche bei
ihren wöchentlichen Treffen im Strickcafé angefertigt hatten.
Beisammensein im Dorfcafé
Nach den Begrüßungsreden wurde das Buffet eröffnet, das die Küche des Sozialzentrums Montafon in
Schruns geliefert hatte. Die jungen Musiker David,
Dave und Julian begleiteten das gemütliche Beisammensein und den regen Austausch der Gäste im
Dorfcafé des Sozialzentrums St. Vinerius. �
Hausleiter Florian Seher überreicht der ersten Bewohnerin
Gute Laune auf der Jubiläumsfeier des Sozialzentrums
im Sozialzentrum St. Vinerius, Carmen Vogt, ein Päckchen
St. Vinerius haben Klaus Müller, Geschäftsführer der
Zigaretten. „Besser als Blumen, oder?“, fragt er, was sie ihm
St. Anna-Hilfe, Vizebürgermeisterin Eva-Nicolussi und
freudig bestätigt.
Bürgermeister Peter Neier (v.l.n.r.).
14 FORUM
Neu: Pflegewohngemeinschaft und Betreutes Wohnen
Die ersten 100 Tage in der Wohnanlage Blumenegg
St. Anna-Hilfe unterstützt. Nachts steht ihnen der
Notrufbereitschaftsdienst der Lebenshilfe zur
Verfügung.
Blick in den Gemeinschaftsraum
der Wohnanlage
Blumenegg.
BREGENZ – Alles ist neu, noch hängen keine Bilder
an den Wänden und doch ist die Atmosphäre im
Gemeinschaftsraum der Wohnanlage Blumenegg
warm und freundlich. Das liegt nicht nur am Holz
und Grün, das den Raum gestaltet, sondern vor
allem an den Menschen selbst, die das Zusammensein genießen. Dazu gehören die Seniorinnen aus
der Pflegewohngemeinschaft, die Mieterinnen des
Betreuten Wohnens und die Betreuerinnen, aber
auch die Gäste aus den benachbarten Häusern.
Gerne berichten einige, warum sie hier eingezogen
sind und wie es Ihnen nach den ersten 100 Tagen
seit der offiziellen Eröffnung am 1. Juli geht.
Text: Elke Benicke/Fotos: Christine Helbock, Elke Benicke
„Die Leute sind sehr in Ordnung, das Essen ist in
Ordnung und mir geht’s gut hier“, fasst Angelika
Adelwarth ihr Befinden zusammen. Die 77-Jährige hat
sich entschlossen in die Pflegewohngemeinschaft zu
ziehen, weil sie sich in ihrer alten Wohnung nicht
mehr wohlfühlte. „Es gab zu viele Stufen. Die
Wohnung war kalt und ich hatte wenig Kontakt zu
den anderen Menschen im Haus. Hier lebe ich auf,
habe wieder Kraft!“ Dass die alte Wohnung die
Ansprüche an das Älterwerden nicht erfüllt, war für
so gut wie alle Bewohnerinnen dieser beiden Wohnformen der Hauptgrund für den Umzug. Hier
bewegen sich die leicht pflege- oder sicherheitsbedürftigen Seniorinnen in weitgehend barrierefreien
Räumen, egal, ob in der eigenen Wohnung, im
Treppenhaus oder dem Gemeinschaftsraum. Die
älteren Menschen der Pflegewohngemeinschaft
erhalten ihre Grund- und Behandlungspflege direkt
durch den Krankenpflegeverein Bregenz und werden
bei zusätzlichem Bedarf von den Mitarbeiterinnen der
Gut versorgt
Helene Gappmaier, die gemeinsam mit ihrem Mann
Paul in einer Betreuten Wohnung lebt, gefällt vor
allem, dass sie nicht kochen muss. Die St. Anna-Hilfe
liefert das Essen aus der Küche des Sozialzentrums
Mariahilf täglich frisch und heiß in die Wohnanlage
Blumenegg. Die Mieterinnen der Pflegewohngemeinschaft und des Betreuten Wohnens haben die Wahl
zwischen zwei verschiedenen Menüs: Vollkost oder
leichte Kost. Sie nehmen das angelieferte Essen im
Gemeinschaftsraum zu sich, können sich aber auch in
der eigenen Wohnung selbst etwas zubereiten. „Ja,
das Essen ist gut“, bestätigt Paul Gappmaier. „Mir
gefällt aber vor allem die schöne Umgebung. Mit
meinen Gehhilfen kann ich hier gut spazieren gehen.“
Froh ist er außerdem über den Lift und die Gemeinwesenarbeiterin: „Frau Helbock ist für alle und alles
da!“ Die Diplomsozialbetreuerin für Altenarbeit,
Christine Helbock, moderiert das Zusammenleben im
Haus und weiß: „Das Schöne ist die hohe Selbstständigkeit, die die Menschen hier leben können. Sie sind
gut versorgt, was Pflegeleistungen und Haushalt
betrifft. Sie gehen ihre eigenen Wege und sind doch
nicht allein, wenn sie das nicht wollen.“
Gemeinschaft genießen
Denn neben den Veranstaltungen und Festen können
die Seniorinnen regelmäßige Angebote im Gemeinschaftsraum wahrnehmen. So trifft sich eine Gruppe
von rund zehn Mieterinnen aus der Pflegewohngemeinschaft und dem Betreuten Wohnen jeden
Montag zum Gedächtnistraining mit der Gemeinwesenarbeiterin. Gemeinsam bringen sie den Kreislauf
mit leichten Bewegungsübungen in Schwung, um
dann die kognitiven Fähigkeiten anhand von Wortketten oder dem Ergänzen von Sprichwörtern zu
trainieren. Beliebt ist auch das gemeinsame Singen
mit Ulrike Egartner am Dienstagnachmittag, die jedes
Mal rund 30 Teilnehmerinnen zählt. Dienstagabends
bietet die Lebenshilfe einen offenen Spieletreff für
alle Mieterinnen der Wohnanlage. Jeden Donnerstagnachmittag findet sich eine kleinere Gruppe aus der
Pflegewohngemeinschaft und dem Betreuten
Wohnen ebenfalls zum Spielen von Brett- oder
Kartenspielen zusammen. „Rummikub“ ist der
absolute Hit zurzeit!“, berichtet Christine Helbock,
„und aufregend! Auch für Leute, die nur zuschauen
wollen.“ Gemeinsam mit Gemeinwesenarbeiter
Günther Willi von der Stadt Bregenz koordiniert
Christine Helbock außerdem das Gemeinschaftsleben
der gesamten Wohnanlage.
15 FORUM
Wohnen nach Maß: In der Wohnanlage Blumenegg in
Bregenz bietet die St. Anna-Hilfe 16 Wohnungen in der
Pflegewohngemeinschaft (rechts) für leicht pflegebedürftige ältere Menschen (Pflegestufen 1 bis 3) – rechts im
Bild: die Terrasse vor dem Gemeinschaftsraum – und 19
weitgehend barrierefreie Wohnungen als Betreutes Wohnen
für rüstigere Senioren.
Treffpunkt für Jung und Alt
Das Haus mit den 16 Wohnungen der Pflegewohngemeinschaft und dem Gemeinschaftsraum im
Erdgeschoss unterscheidet sich nämlich nicht umsonst von den umgebenden Wohnblöcken, ist
niedriger, quadratisch statt länglich. Es steht auch
nicht zufällig im Zentrum der Wohnanlage mit einer
Terrasse und einem Spielplatz davor. Die Überlegungen der Stadt Bregenz und der St. Anna-Hilfe
sowie die Konzeption der Architektengruppe
Dietrich | Untertrifaller gehen auf: „Die Pflegewohngemeinschaft ist eine Drehscheibe, ein Treffpunkt
für Jung und Alt“, freut sich Christine Helbock. „Bis
Ende September waren die Bewohnerinnen oft auf
der Terrasse, viele aus Haus C nebenan schauten
vorbei und die Kinder wussten, dass wir Eis haben“,
schmunzelt sie. „Jetzt, in der kälteren Jahreszeit, lädt
das Offene Café von 14 bis 17 Uhr zum gemütlichen
Beisammensein ein. Außerdem planen wir einen
Spiele- und Bastelnachmittag mit den Kindern der
Wohnanlage. Und immer wieder finden sich die Menschen auf den Veranstaltungen zusammen, zum
Beispiel beim Adventshock. Claude Loiseaux aus
Haus C jedenfalls kommt „immer gerne!“ �
Infos und Vermittlung einer Wohnung in
der Pflegewohngemeinschaft:
Christine Helbock, Gemeinwesenarbeiterin
Telefon: +43(0)676 848144310
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin Christine Helbock (links) mit Andreas
Wiehl, mit 91 Jahren der älteste Mieter einer Wohnung des
Betreuten Wohnens.
„Das war die Lösung“
Maria Pinter ist 90 Jahre alt, nicht mehr gut zu Fuß,
aber eine lebhafte und geistig rege Frau. Ihre alte
Wohnung beschreibt sie als kalt und dunkel. Die Stusammen mit dem
Ehepaar Gappmaier fen ins Hochparterre machten ihr zu schaffen und in
beim Essen im Ge- den Keller traute sie sich erst gar nicht mehr. Auch
meinschaftsraum. für ihre Tochter war das „streng“: das Einkaufen
und Kochen, das Wäschewaschen und vor allem die
Bewohnerin Maria
Pinter (Mitte) zu-
ständige Sorge. Als die Tochter dann einen Umzug
ins Pflegeheim vorschlug, grauste es Maria Pinter:
„Ich wurde schwermütig, konnte nicht mehr schlafen. Die Pflegewohngemeinschaft dann – das war die
Lösung!“
Ihre neue Wohnung mit Parkett, Küche und Balkon ist warm, hell und gemütlich. Maria Pinter hat
sie mit modernen Möbeln, Fotografien und Kissen
liebevoll ausgestattet – das gefiel ihr besser als die
alten, dunklen Schränke, die sie noch im Keller hatte.
Die gebürtige Südtirolerin ist glücklich: „Ich habe
alles hier. Das Essen schmeckt gut. Ich kann lesen,
Musik hören, Fernsehschauen und gehe auch zum
Gedächtnistraining. Meine drei Kinder können mich
besuchen kommen. Da ist Platz für alle.“ �
FORUM
16 FORUMVORARLBERG
Gruppenfoto mit
Bischof, Borromäerinnen, Vorständen
der Stiftung Liebenau und Leitenden
der St. Anna-Hilfe.
St. Anna-Hilfe feiert mit den Borromäerinnen, der Stadt und dem Land
Jubiläumsfeier im Sozialzentrum Kloster Nazareth
STADL-PAURA – 363 Jahre Ordensgründung, 150
Jahre Kloster Nazareth und zehn Jahre Hausgemeinschaften im Sozialzentrum Kloster Nazareth:
Gleich drei Jubiläen haben die Verantwortlichen der
St. Anna-Hilfe und der Stiftung Liebenau gemeinsam mit den Vertreterinnen der Stadt, des Landes
und der Kirche, insbesondere mit den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Borromäus, gefeiert. Insgesamt haben rund 100 Gäste an der Heiligen Messe teilgenommen, die Bischof Dr. Ludwig
Schwarz in der Kirche der NMS (Neue Mittelschule)
beim Sozialzentrum Kloster Nazareth, gestaltete.
Text/Fotos: Elke Benicke
Gäste der Heiligen Messe zum Jubiläumsfest, erste Reihe (v.l.n.r.): Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer; Landeshauptmann-Stellvertreter a. D. Josef Ackerl,
Bürgermeister Alfred Meisinger, Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung
Liebenau, Bischof Dr. Ludwig Schwarz, und Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau. Zweite Reihe (2.v.l.n.r.): Klaus Müller, Geschäftsführer der
St. Anna-Hilfe, Claudia Haunschmied von der Bezirkshauptmanschaft Wels-Land,
und Schwester Gabriele.
Gute Zusammenarbeit
„Vor 150 Jahren wollte Theodorich Hagn, Abt des
Stiftes Lambach, ‚ein Klösterchen ins Leben rufen,
das den armen Kranken, den verlassenen Greisen und
endlich auch der Jugend, dieser Hoffnung der
Zukunft, eine zeitweilige Zufluchtsstätte böte‘ und
wandte sich mit seinem Anliegen an die Borromäerinnen“, zitierte Doris Kollar-Plasser, Regionalleiterin
der St. Anna-Hilfe Oberösterreich aus der Prager
Chronik der Ordensgemeinschaft. „Noch heute finden
wir hier im Sozialzentrum Kloster Nazareth ein
alltagsnahes Zuhause für ältere pflegebedürftige
Menschen und eine Bildungsstelle für die Jüngsten.
Mit der St. Anna-Hilfe als einem gemeinnützigen
Sozialunternehmen auf christlich-katholischer
Grundlage spielt auch das gemeinschaftliche, religiöse
Leben weiterhin eine große Rolle“, schloss sie ihre
Grußworte und bedankte sich bei den 15 anwesenden Borromäerinnen, die zum Teil aus dem
Mutterhaus in Wien angereist waren, für die gute
Zusammenarbeit.
Gemeinsame Vision
„Was die Stiftung Liebenau mit diesem Haus verbindet, ist nicht nur die rechtliche Zusammengehörigkeit
über die St. Anna-Hilfe als Tochtergesellschaft,
sondern vor allem die gemeinsame Vision entsprechend dem Leitgedanken der Stiftung Liebenau: In
der Mitte – Der Mensch“, betonte Dr. Berthold Broll,
Vorstand der deutschen Stiftung Liebenau, in seiner
Rede. Bürgermeister Alfred Meisinger bedankte sich
ausdrücklich auch für die seelsorgerische Arbeit, die
die geistlichen Schwestern bis heute im Sozialzentrum Kloster Nazareth leisten. Dr. Josef Gruber,
17 FORUM
Zehn Jahre Hausgemeinschaften:
den Alltag leben
Im Sozialzentrum Kloster Nazareth gibt es Platz
für 80 pflegebedürftige Seniorinnen. Maximal
zehn ältere Menschen teilen sich eine der acht
Hausgemeinschaften und leben den Alltag rund
um eine gemeinsame Wohnküche. Dort kümmert
sich eine Alltagsmanagerin um das Essen und den
Haushalt, ist ständige Ansprechperson. Die Bewohnerinnen sehen, hören und riechen, was vor
sich geht, beteiligen sich nach den eigenen Wünschen und Fähigkeiten oder sind einfach dabei. �
Doris Kollar-Plasser, Regionalleiterin der St. Anna-Hilfe
Oberösterreich, und Geschäftsführer Klaus Müller im Kreis
der Borromäerinnen und im Gespräch mit Bischof Dr. Ludwig
Schwarz.
Bezirkshauptmann von Wels-Land, zeigte sich
begeistert ob des „zukunftsträchtigen Konzepts der
Hausgemeinschaften, das die älteren Menschen in
eine kleine Gemeinschaft einbindet und ihnen die
Möglichkeit gibt, am Alltag teilzunehmen.“ Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer beschrieb den hohen
Berufsethos in der Pflege und Betreuung älterer
Menschen, den früher die Borromäerinnen geleistet
haben und heute die St. Anna-Hilfe leistet. Er ging
außerdem auf den Leitsatz der Borromäerinnen in
deren Ordenswappen ein: „Diene in Freude dem
Herrn“ und folgerte im Sinne des Gebots der
Nächstenliebe: „Ihr habt dem Herrn nicht besser
dienen können, als dass ihr den Menschen gedient
habt.“
Feiern, weil Geschichte Geschichten erzählt
Es gibt viele Gründe die drei Jubiläen gebührend zu
feiern. Josef Ackerl, Landeshauptmann-Stellvertreter
außer Dienst, fasste sie zusammen: „Dieses Jubiläumsfest ist Erinnerungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit. Wir feiern die Geschichte, weil sie Geschichten
erzählt.“ Einen erfrischenden Beitrag zur Heiligen
Messe leistete der Chor aus Schülerinnen und
Schülern der NMS mit modernen christlichen Liedern.
Nach dem Gottesdienst gab es im Seminarraum des
Gästehauses St. Anna warme Speisen und vielfältige
Salate, die die Küche des Sozialzentrums Kloster
Nazareth inzwischen am Buffet vorbereitet hatte.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen haben die
Gäste ihr Wissen über die 150jährige Geschichte des
Hauses auch anhand einer Ausstellung mit zwölf
Tafeln und im gegenseitigen Austausch vertieft. �
150 Jahre Kloster Nazareth:
ein Haus mit Geschichte
Die Atmosphäre im Sozialzentrum Kloster Nazareth ist geprägt durch die Anwesenheit der
Borromäerinnen. Sie gründeten das Alten- und
Pflegeheim vor 150 Jahren und sind heute noch
im Sozialzentrum tätig. Seit April 2005 wohnen
die Seniorinnen in einem modernen Neubau
direkt neben dem alten Kloster- und Schulgebäude. Trägerin ist die St. Anna-Hilfe für ältere
Menschen gGmbH. �
363 Jahre Ordensgründung:
die Borromäerinnen in Stadl-Paura
In der Not des 30jährigen Krieges setzte Josef
Chauvenel, ein Jurist und Armenapotheker,
sein Leben für die Armen ein. Als er sich mit 31
Jahren bei der Pflege von Pestkranken infizierte
und starb, erfüllte sein Vater, Emanuel Chauvenel, das Testament und gründete am 18. Juni
1652 ein „Haus der Barmherzigkeit“ in Nancy in
Lothringen, das er unter den Schutz der Heiligen
Familie stellte. Die ursprüngliche Laiengemeinschaft entwickelte sich zu einer Ordenskongregation, die am 21. Mai 1663 durch den Bischof
von Toul/Nancy diözesanrechtlich anerkannt
wurde. �
Ein gelungenes Fest: Bischof Dr. Ludwig Schwarz verabschiedet die beiden Vorstände der Stiftung Liebenau Prälat Michael
H.F. Brock und Dr. Berthold Broll. Im Hintergrund: Arno Buchsbaum, Pflegedienstleiter im Sozialzentrum Kloster Nazareth.
18 FORUM
Klausur zum Thema Mitarbeitereinführung und Mitarbeiterintegration
Mehr Halt für neue Mitarbeiterinnen
Die jüngst sehr positiv ausgefallene Mitarbeiterumfrage (siehe anna live 2/2015) zeigte auch auf,
in welchen Bereichen noch Entwicklungsbedarf
besteht. So wünschten sich 46 Prozent der Mitarbeiterinnen eine verbesserte Einarbeitung. Grund
genug, sich bei der diesjährigen Klausur mit der
Personalentwicklung, insbesondere der Mitarbeitereinführung und -integration zu beschäftigen.
Text/Fotos: Winfried Grath
Dazu zogen sich die Führungskräfte der St. Anna-Hilfe Mitte
Oktober nach Nals in Südtirol in
die Lichtenburg zurück. Neben
den Hausleitungen waren auch
die Pflegeleitungen und Wohn-
bereichsleitungen eingeladen. Gleich zu Beginn
provozierte Moderatorin Renate Hammerer die
Führungskräfte: Sie durften am eigenen Körper
die Irritation, Verwunderung und das emotionale
Erleben eines vermeintlich unstrukturierten Starts
erleben – um schließlich genau diese Erfahrung auf
die Organisation zu übertragen. Ganz nach dem Motto: „Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit
dem Zuknöpfen nicht zurande.“ (Johann Wolfgang
von Goethe). In verschiedenen Arbeitsgruppen haben die Teilnehmerinnen Konzepte für einen guten
Start und die Integration neuer Mitarbeiterinnen
erarbeitet, Zuständigkeiten und Aufgaben überprüft
und sich schließlich auch mit der Abschiedskultur
auseinandergesetzt. �
Der Auszug aus Bertolt Brechts
Oper „Aufstieg und Fall der Stadt
Mahagonny“, die1930 uraufgeführt wurde, trifft die Anfangssituation neuer Mitarbeiterinnen auf den Punkt. Aufgabe
der Führungskräfte ist es,
Orientierung und Sicherheit
zu vermitteln.
Gruppenfoto der Klausurteilnehmerinnen.
Auf dem Dach des Rohbaus trägt Zimmermann Martin Kleboth den
Firstspruch vor: „(…) Aber wenn ich so luag, was miar all do gmacht,
mi Herz for Fröd im Lieb dinna lacht. Denn des wörd des schönscht
Firstfeier des neuen Pflegeheims Innermontafon
„deck-ate“
Pflegeheim im ganza Land, miar Muntafuner, sen dia beschta, wia
jedem bekannt. (…)“
ST. GALLENKIRCH – Ein gutes Jahr nach dem
Spatenstich für das neue Pflegeheim Innermontafon konnte nun Mitte Oktober die Firstfeier oder
deck-ate, wie sie im Montafon heißt, ausgerichtet
werden.
Text/Foto: Margit Karg
Gefeiert haben die ausführenden Bauarbeiter
gemeinsam mit Vertretern des Architekturbüros
walser & werle, Bauleiter Werner Egele von der
Vogewosi, Bürgermeister Josef Lechthaler und
Vizebürgermeister Alexander Kasper aus St. Gallenkirch, Bürgermeister Martin Netzer und Vizebürgermeisterin Ruth Tschofen aus Gaschurn, Klaus Müller,
Geschäftsführer der St. Anna-Hilfe, und Hausleiter
Florian Seher, sowie den Mitarbeiterinnen des alten
Pflegeheims Innermontafon. Der Tradition entsprechend haben die in Standestracht gekleideten
Zimmermänner den bunt geschmückten Firstbaum
am Dach des Neubaus befestigt und den Firstspruch
vorgetragen. Sie stießen auf das Wohl der Bauträger
an und warfen die Gläser von oben auf den Boden,
damit die Scherben dem Gebäude Glück bringen
mögen. Klaus Müller bedankte sich bei den Anwesenden für die angenehme Zusammenarbeit und
freute sich über die Beteiligung von ausschließlich
regionalen Firmen am Bau. Bis in die späten Abendstunden haben die rund 50 Gäste bei Chili con Carne,
Gerstensuppe und herbstlichen Salaten den unfallfreien Rohbau in der Aula des Altbaus gefeiert. �
FORUMVORARLBERG
19 PRAXISVORARLBERG
Engagiert in den Lebensräumen und im Stadtteil: Eva Riedl
Eine, die Menschen zusammenbringt
Im Weltladen: Eva Riedl (links) mit dem Lehrmädchen Nati
... und im Gespräch mit einer Kundin und ihrem Mann Helmut.
Bischof...
BREGENZ – „Ich mag es mit anderen Menschen“,
sagt Eva Riedl. Und weil ihr das mit den Menschen
wirklich wichtig ist, engagiert sie sich nicht nur im
Bewohnerbeirat der Lebensräume für Jung und
Alt, wo sie seit zwölf Jahren lebt, sondern auch im
Stadtteil Vorkloster, wo sie zusammen mit ihrem
Mann einen Weltladen betreibt. Tatsächlich füllt
sich der Verkaufsraum des Weltladens, wo wir das
Interview führen, nach der Mittagspause schnell
mit Menschen und es entsteht eine lebendige
und fröhliche Atmosphäre. Hier ist Eva Riedl auch
für die Bewohnerinnen der Lebensräume immer
erreichbar.
Die Fragen stellte: Elke Benicke/Fotos: Elke Benicke
Frau Riedl, wie fing das an mit Ihrem Engagement?
Eva Riedl: Ich habe immer schon im sozialen Bereich
gearbeitet und konnte viele Kontakte hier im
Stadtteil Vorkloster knüpfen – zuerst als Erzieherin
und später als Betreuerin im Pflegeheim des Sozialzentrums Mariahilf. Nach meiner Pensionierung habe
ich mich einfach weiter gekümmert.
Welche Aufgaben haben Sie als Mitglied des
Bewohnerbeirats?
Eva Riedl: Ich bin Sprecherin des Bewohnerbeirats
und informiere zum Beispiel auf Veranstaltungen
über aktuelle Themen und stelle den Bewohnerbeirat
vor. Ein Mal pro Jahr treffen wir uns mit den Leuten
im Haus zu einer Bewohnerversammlung, um die
aktuellen Anliegen zu besprechen. Daneben organisieren wir auch jahreszeitliche Feiern, den Adventhock
oder das Grillfest und bringen so Jung und Alt zusammen. In diesem Jahr haben wir außerdem zum
ersten Mal ein interkulturelles Frühstück auf die
Beine gestellt.
Ja, wir berichteten in der anna live 2/2015 darüber. Das war Ihre Idee, richtig?
Eva Riedl: Ja und nein: Interkulturelle Begegnungen
gibt es im Stadtteil Vorkloster ja schon länger. Ich
habe nur initiiert, dass wir das auch mal innerhalb der
Lebensräume organisieren und es war ein Erfolg. Viele
unserer Mitbewohner blieben länger, als wir erwartet
haben.
Wie engagieren Sie sich über die Grenzen der
Lebensräume hinaus im Stadtteil Vorkloster?
Eva Riedl: Gemeinsam mit meinem Mann betreibe ich
seit zehn Jahren den Weltladen, der jeden Tag
geöffnet hat und zu einem beliebten Treffpunkt hier
im Grätzl (lacht und korrigiert den Wiener Ausdruck)
– Stadtteil – geworden ist.
Das ist doch sicher noch nicht alles?
Eva Riedl (lacht): Seit vier Jahren engagiere ich mich
gemeinsam mit anderen für einen Begegnungsraum,
eine verkehrsberuhigte Zone, einen Platz mit Bänken
und Brunnen, wo sich die Leute treffen und wo sich
auch Menschen aus dem Pflegeheim des Sozialzentrums Mariahilf freier bewegen können. Dazu gab es
bereits Bürgerbeteiligungstreffen im Sozialzentrum
Mariahilf und im Festspielhaus. Noch ist nichts
entschieden, aber es geht voran. In Verbindung mit
diesem Begegnungsraum möchten wir außerdem die
vier Nischen in der Fassade der Clemens-HolzmeisterKirche für eine Ausstellung nutzen. Der Hintergrund
ist, dass Clemens Holzmeister Mitte des 20. Jahrhunderts auch das Regierungsviertel in Ankara entworfen
hat – und die Ausstellung daher auch für türkischstämmige Menschen im Grätzl interessant ist.
Ein Begegnungsraum für Jung und Alt mit interkulturellem Anspruch – hoffentlich ist er bald
Realität. Vielen Dank für das Gespräch, Frau Riedl!
�
20 PRAXISVORARLBERG
Pflegedienstleiterin Sajda Zivkovic geht in Pension
„Ich habe gemacht, was ich geliebt habe“
BREGENZ – Seit über 20 Jahren widmet sich Sajda
Zivkovic der Pflege älterer Menschen und ist im
Pflegeheim des Sozialzentrums Mariahilf als Pflegedienstleiterin, Wohnbereichsleiterin und stellvertretende Hausleiterin tätig. Auf ihre Pension
ab Februar freut sie sich, auch weil sie auf ein
erfülltes Arbeitsleben zurückblicken kann.
sie. Nachdem ihr Diplom anerkannt worden war,
arbeitete Schwester Sajda, wie sie vielen bekannt
ist, als Wohnbereichsleiterin und stellvertretende
Pflegedienstleiterin. Als die St. Anna-Hilfe vor 17
Jahren mit dem Betrieb der städtischen Pflegehäuser betraut wurde, änderte sich für Sajda Zivkovic
die Dienstgeberin.
Text: Markus Schrott/Foto: Klaudia Würstner
Hatte jede Einzelne und das Haus im Blick
Nach dem Umzug der Bewohnerinnen in das neuerbaute Sozialzentrum Mariahilf im Jahr 2001 war
Schwester Sajda zunächst als Wohnbereichsleiterin
im Wohnbereich des ersten Stocks sowie als stellvertretende Pflegedienst- und Hausleiterin tätig. Seit
2006 ist sie außerdem Pflegedienstleiterin, bis 2014
gemeinsam mit Johanna Maria Gnaiger, und wirkte
zwischenzeitlich als solche auch im St. Josefshaus
in Gaißau. Zuletzt waren ihre Kompetenzen in der
Pflegewohngemeinschaft der Bregenzer Wohnanlage Blumenegg gefragt. „Schwester Sajda hat ihr Berufsleben voll und ganz der Pflege älterer Menschen
gewidmet, sich für eine möglichst hohe Lebensqualität im Pflegeheim eingesetzt und in ihren Führungsfunktionen immer das jeweilige Haus als Ganzes im
Blick gehabt“, lobt Klaus Müller, Geschäftsführer
der St. Anna-Hilfe. �
„Ich habe gemacht, was ich geliebt habe, und habe
es mit Liebe gemacht“, resümiert Sajda Zivkovic.
„Wenn ich nochmal auf die Welt kommen würde,
würde ich genau dasselbe wieder machen.“ Die
Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und
Krankenschwester hat die 61-Jährige bereits in
ihrem Heimatland, dem ehemaligen Jugoslawien,
abgeschlossen und war dort bis Kriegsbeginn in
einem Krankenhaus tätig. Im Jahr 1992 ist sie mit
ihren beiden Töchtern nach Bregenz geflohen
und fand rund ein Jahr später eine Anstellung im
Bregenzer Seniorenheim Schloßberg. Die deutsche
Sprache hat sie sich weitgehend selbst beigebracht.
„Natürlich war das anfangs mühsam, doch durch die
ständige Konfrontation und die weitere Ausbildung
fiel mir die Kommunikation immer leichter“, sagt
Pflegedienstleiterin Sajda Zivkovic (Mitte) Anfang September mit Bewohner Friedrich Krüse und seiner Frau Brigitte
Krüse beim Herbstausflug zum Wirtshaus am Bodensee.
21 PRAXISVORARLBERG
Gerhard Hofer wird Pflegedienst- und Wohnbereichsleiter im Pflegeheim Mariahilf
Ein bekanntes Gesicht am neuen Ort
Gerhard Hofer.
BREGENZ – Ab Februar geht Pflegedienstleiterin
Sajda Zivkovic in Pension, Anfang Dezember
hat Wohnbereichsleiterin Gudrun Penias bei der
St. Anna-Hilfe aufgehört. Dann übernimmt Gerhard
Hofer, der bisher als stellvertretender Haus- und
Pflegedienstleiter sowie Wohnbereichsleiter im
Bregenzer Seniorenheim Tschermakgarten tätig
war, die Leitung des Pflegedienstes und der beiden
Wohnbereiche im Pflegeheim Mariahilf.
Text: Elke Benicke/Foto: Felix Kästle
„Frau Penias hat sich acht Jahre im Pflegeheim
Mariahilf, davon zwei Jahre als Wohnbereichsleiterin
für die Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen eingesetzt – dafür danke ich ihr sehr“, sagt Hausleiter
Markus Schrott. „So wird Gerhard Hofer nicht nur
Nachfolger von Schwester Sajda, sondern führt
auch die beiden Wohnbereiche in unserem Haus:
Gerhard Hofer ist Diplomierter Gesundheits- und
Krankenpfleger und hat im Jahr 2015 die Ausbildung
zum Pflegedienstleiter am IBG - Institut für Bildung
im Gesundheitswesen abgeschlossen. Zur Zeit
schreibt er an der Donau Universität die Abschlussarbeit zum Master of Science. Er ist seit sechs
Jahren im Seniorenheim Tschermakgarten bei der
St. Anna-Hilfe tätig. Zuvor arbeitete er bereits sechs
Jahre im Pflegeheim in Alberschwende. „Als Wohnbereichsleiter ist mir wichtig, dass die Werte des
Bewohnerorientierten Arbeitens gelebt werden und
der Wahrnehmende Umgang bei den Bewohnerinnen
ankommt“, sagt Gerhard Hofer. „Als Pflegedienstleiter möchte ich die Zusammenarbeit mit den
Angehörigen, der Stadt Bregenz, den Ehrenamtlichen, Ärzten und Apotheken pflegen und weiterentwickeln.“
Zwar werden die bewährten Strukturen der Tagesverantwortlichen beibehalten und weiter entwickelt,
doch soll es zusätzlich stellvertretende Wohnbereichsleiterinnen geben: im zweiten Stock Margareta Soos, im ersten Stock Radmila Karic. Wichtig
ist dem Hausleiter, dass Gerhard Hofer auch als
Wohnbereichsleiter in den Teams erlebt wird und
tätig ist: „Das bedeutet, dass er täglich in beiden
Wohnbereichen bei mindestens einer Übergabe
dabei ist, dass er die Teamsitzungen leitet, dass
er die Mitarbeiterfördergespräche führt und dass
er Fallbesprechungen moderiert und leitet“, sagt
Markus Schrott. �
Porträt Ljilja („Lilli“) Gidanovic, Fachsozialbetreuerin
Pflegerin mit Herz und Humor
Pflegekraft Lilli
Gidanovic mit
Bewohnerin
Elvira Hellriegl.
BREGENZ – Aufgrund
ihrer herzlichen und
lebensfrohen Art
ist Lilli Gidanovic,
Fachsozialbetreuerin
für Altenarbeit, bei
Bewohnerinnen wie
Kolleginnen gleichermaßen beliebt. Ab
Dezember geht die 36-Jährige in den Mutterschutz
– für das Team ein Anlass, ihr zu danken und auf
ihre baldige Rückkehr zu hoffen.
Text: Elke Benicke/Foto: Klaudia Würstner
„Eine Bewohnerin sagt immer: Wenn meine Lilli in der
Früh ins Zimmer kommt, dann geht die Sonne auf“,
berichtet Pflegedienstleiterin Sajda Zivkovic und
ergänzt: „Lilli kann sich einfach gut in die Menschen
einfühlen und ist bescheiden; sie bringt ihnen eine
große Wertschätzung entgegen.“ Lilli Gidanovic
arbeitet seit 15 Jahren im Pflegeheim des Sozialzen-
trums Mariahilf und war vor der Übernahme durch
die St. Anna-Hilfe schon im Seniorenheim Schloßberg
beschäftigt. Nach der Geburt ihres ersten Kindes
vor zwölf Jahren pausierte sie für fünf Monate und
war dann voller Elan zurück. „Ich betrachte es als
eine Ehre, pflegebedürftige Menschen begleiten
zu dürfen“, sagt sie selbst. „Ein dankbarer Blick, ein
Lächeln oder eine Geste – das kann so erfüllend sein;
für mich ist das der Lohn eines Arbeitstages.“ Gute
Pflege ist nur möglich mit Herz, so ihre Überzeugung. Und mit Humor: „Die Bewohnerinnen schätzen
sehr, wenn man ihnen mit einem Lächeln begegnet
und auch meiner Seele tut es gut. Die vielen lustigen
Momente mit meinen Kolleginnen möchte ich keinesfalls missen.“ Dass Lilli Gidanovics Lächeln ankommt,
beweisen jedenfalls die vielen Kommentare, die das
Team anlässlich ihres zeitweiligen Abschieds zusammengetragen hat: „Wo Lilli auftaucht, zaubert sie
ein Lächeln ins Gesicht“ – „Lilli hat immer ein offenes
Ohr“ – „Oft springt sie selbstlos und selbstverständlich ein“ – „Für Lilli ist ihre Arbeit nicht nur Beruf,
sondern Berufung“. �
22 PRAXISVORARLBERG
Renoviert: die Pflegestation im Seniorenheim Tschermakgarten
Neue Geräte, moderne Einrichtung, helle Zimmer
BREGENZ – Die Renovierungsarbeiten auf der
Pflegestation des Seniorenheims Tschermakgarten
sind so gut wie abgeschlossen. Es ging um fünf der
13 Zimmer, die nach Nordosten ausgerichtet sind
und mit Holzdecken, Holzkästen und einem stark
abgenutzten Linoleumboden sehr dunkel wirkten.
Auch der Flur wurde erneuert.
Text/Fotos: Elke Benicke
Hausleiterin Vesna Basagic, Ines Winder von
der Hauswirtschaft und Pflegeschülerin Melanie
Oberhauser (v.l.n.r.) zeigen sich begeistert ob
der Lichttechnik in einem der renovierten
Zimmer. Links: der neue Flur.
Durch die neuen, weiß strukturierten Kunststoffböden ist der Flur jetzt freundlicher und heller, durch
die weiß abgehängten Holzdecken, frisch gestrichenen Wände und modernen Kästen erscheinen die
Zimmer nun einladender. Eine Lichtschiene, die
entlang der Wände verläuft, bietet verschiedene
Stufen der Intensität. Bereits im Jänner sind ältere
Geräte zur medizinischen Versorgung wie Absauggeräte und Sauerstoffkonzentratoren gegen neue,
technisch versiertere Modelle ersetzt worden.
Hausleiterin Vesna Basagic ließ außerdem flexibel
einstellbare und bewegliche Ruhesessel anschaffen,
so dass die Bewohnerinnen nun noch einfacher in
andere Räume oder den Garten gebracht werden
können. Die Angehörigen waren über den zeitlichen
Ablauf der verschiedenen Maßnahmen informiert.
Wenn nötig wurden die Bewohnerinnen tagsüber in
den Tschermaksaal gebracht und kehrten abends
wieder auf die Pflegestation zurück. „Die Modernisierungen machen die Arbeit für uns alle leichter und
angenehmer“, freut sich die Hausleiterin. �
Arno Schedler hat die Hausleitung übernommen, Rosaria Helfer ist Wohnbereichsleiterin
Kleine Rochade im St. Josefshaus
„Gut aufgestelltes
Team“ (v.l.n.r.):
Hausleiter Arno
Schedler, Verwaltungskraft Carmen
Bayer und die
Wohnbereichsleiterinnen Ulrike
Klocker und
Rosaria Helfer.
GAISSAU – Anfang
November hat Pflegedienstleiter Arno
Schedler die Hausleitung für das
St. Josefshaus übernommen und damit
Markus Schrott abgelöst. Zuvor war er
als stellvertretender
Hausleiter, Pflegedienstleiter und Wohnbereichsleiter für den dritten
Stock tätig. Die Pflegedienstleitung behält er bei,
die Wohnbereichsleitung übernimmt Rosaria Helfer.
Text: Elke Benicke/Foto: privat
„Ich war gerne hier im Haus tätig, habe unter
anderem das Bewohnerorientierte Arbeiten weiterentwickelt. Gleichzeitig bin ich froh, dass ich mich
jetzt stärker den wachsenden Aufgaben in Bregenz
widmen kann“, sagt der ehemalige Hausleiter Markus
Schrott, der seit Juli auch für die Pflegewohngemeinschaft und das Betreute Wohnen in der
Bregenzer Wohnanlage Blumenegg zuständig ist. Der
künftige Hausleiter Arno Schedler arbeitet bereits
seit dreieinhalb Jahren im St. Josefshaus. Davor war
der Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger
zehn Jahre am Landeskrankenhaus Rankweil angestellt, die letzten sechs als Stationsleiter. „Für
meine Aufgabe als Hausleiter fühle ich mich gut
gerüstet“, sagt Arno Schedler. „Zum einen konnte
ich schrittweise in die neuen Verantwortlichkeiten
hineinwachsen, zum anderen ist das Leitungsteam
mit den Wohnbereichsleiterinnen Ulrike Klocker und
Rosaria Helfer sowie unserer Verwaltungsmitarbeiterin Carmen Bayer insgesamt gut aufgestellt.“ Die
neue Wohnbereichsleiterin Rosaria Helfer ist seit
April 2007 im St. Josefshaus und hat im Jahr 2012
ihr Diplom zur Kranken- und Gesundheitsschwester
absolviert. Auch sie freue sich vor allem auf die
Teamarbeit. �
23 PRAXISVORARLBERG
Praktikantin im Haus St. Josef
Sie hat viel Zeit für die Bewohnerinnen
SCHRUNS – Die individuelle Betreuung pflegebedürftiger Menschen stellt eine große Herausforderung dar. Gut betreut sollen sie so weit als möglich
selbstbestimmt handeln, sich ihren Fähigkeiten
entsprechend sinnvoll beschäftigen und unterhalten können. Dafür braucht es Menschen, die Zeit
haben, sich Zeit nehmen, zuhören können und eine
wertschätzende Grundhaltung mitbringen. Katharina Wittwer, 16 Jahre jung, und Praktikantin im
Haus St. Josef ist so eine Person.
Katharina Wittwer ist seit September Praktikantin im
Haus St. Josef. Ihre Aufgabe ist es, Bewohnerinnen
auf beiden Wohnbereichen zu betreuen. Für jeden
Wohnbereich wurden fixe Wochentage definiert – so
können sich die Bewohnerinnen besser darauf einstellen. Bereits am Vormittag beginnt die Praktikantin mit ihrem Programm. Sie orientiert sich an der
Tagesverfassung der Seniorinnen und entscheidet
gemeinsam mit den Pflegepersonen, welcher Beschäftigung heute nachgegangen wird.
Text/Foto: Jutta Unger
Mit Empathie und biografischem Wissen
Die junge Frau geht einfühlsam auf die Bedürfnisse
jeder Einzelnen ein und versucht mit Humor und
ihrem jugendlichem Lebensgefühl Wohlbefinden zu
vermitteln. Ob das ein Spaziergang im Garten ist,
bei dem sie mit der Bewohnerin Laub sammelt, oder
mit ihr jasst, ist nicht entscheidend. Wichtig für
den älteren Menschen ist das Gefühl: Da hat jemand
Zeit für mich. Über die Pflegepersonen erfährt
die Praktikantin biografische Hintergründe zu den
einzelnen Menschen. So kann sie bei bekannten
Themen und Interessen ansetzen und versuchen,
Resourcen zu fördern oder zu erhalten. Demenzerkrankte Menschen mit hohem Bewegungsdrang
begleitet Katharina auf ihren Wegen durchs Haus.
Sie vermittelt Vertrauen und Ruhe, Verständnis und
Wertschätzung.
Katharina Wittwer mit der Bewohnerin Lieselotte Moosbrugger beim Einkaufen.
Den Traumberuf gefunden
Katharina fühlt sich wohl im Kontakt mit den älteren
Menschen. Die Erfahrungen im Haus St. Josef haben
sie darin bestärkt, diesen beruflichen Weg weiterzugehen. �
Begleitdienst gibt ein sicheres Gefühl
SCHRUNS – Oft fühlen sich ältere und an Demenz
erkrankte Menschen sicherer und geborgener, wenn
sie von einer bekannten Person ins Spital, in Ambulanzen oder zum Hausarzt begleitet werden. Da eine
solche Begleitung vom Personal aus Zeitgründen
nicht immer geleistet werden kann, hat sich im Haus
St. Josef ein Begleitdienst durch Ehrenamtliche, darunter auch Angehörige, etabliert. Der Termin wird
im Vorfeld mit der Begleitperson abgesprochen. Sie
erhält außerdem Informationen über den Grund der
Fahrt, so dass sie als Ansprechpartnerin fungieren
und Rückmeldungen, Rezepte oder sonstige Informationen weitergeben kann. Die Ehrenamtlichen
unterstützen die älteren Menschen auf der Fahrt
und helfen, die Zeit im Wartezimmer kurzweilig zu
gestalten. So begleitet gehen die Seniorinnen im
Haus St. Josef gerne zu ihren Terminen. �
Text: Jutta Unger
24 PRAXISVORARLBERG
Interne Fortbildung: Spirituelle Sterbebegleitung mit Dr. Gabriel Looser
„Wohin geht die Seele?“
SCHRUNS – Jeweils rund zehn Mitarbeiterinnen
des Hauses St. Josef haben im März und Oktober
an der Inhouse-Schulung „Sterben und Sterbende
begleiten“ unter der Leitung von Dr. Gabriel Looser
teilgenommen. Ziel der Fortbildung war es, die
Pflegenden für den Umgang mit dem Sterben, der
Sterbebegleitung und dem Tod zu sensibilisieren.
Text/Foto: Jutta Unger
Der 67jährige Schweizer hat in evangelischer Theologie und humanistischer Psychologie promoviert;
er leitet ein Institut für spirituelle Sterbebegleitung
in Bern (Schweiz) und hat einige Bücher zu diesem
Thema veröffentlicht, zum Beispiel „Wohin geht die
Seele?“ oder „Was in uns nicht stirbt – Erfahrungen
der Unsterblichkeit“. Mit Impulsreferaten, offenen
Gesprächen, aber auch mit Besinnung und Meditation versuchten sich die Mitarbeiterinnen gemeinsam
mit Dr. Gabriel Looser dem Geheimnis um das Sterben anzunähern, um schließlich Elemente hilfreicher
Sterbebegleitung erkennen zu können. Dazu gehörte
auch das Gefühl des persönlichen Betroffenseins.
Im Sterben verdichtet sich das Leben
„Unser Denken ist im allgemeinen materialistisch
eingeengt und fixiert“, sagt der Experte, „so nimmt
es beim Sterben vor allem den Körper wahr.“ Sein
Anliegen war es, den Teilnehmerinnen ein ganzheitliches, das heißt auch spirituelles Verstehen näher zu
bringen, indem er das Sterben als einen Übergang in
eine andere Daseins-Dimension beschrieb. Da sich das
Leben im Sterben verdichtet, kommt dem Sterben
eine besonders hohe Bedeutung zu. „Im Bewusstsein
der Unsterblichkeit wird Sterben als letzte Sinnerfüllung des Lebens erkannt“, erklärt Gabriel Looser
die Sinnhaftigkeit und erklärt somit auch die Chance
für den Menschen, seine Grenzen mit Blick auf das
Transzendente zu überschreiten. �
Dr. Gabriel Looser (Mitte), Experte für spirituelle Sterbebegleitung, mit Mitarbeiterinnen des Hauses St. Josef.
Neue Heimseelsorgerin
SCHRUNS – Monika Schreiber beendet im Jänner ihre
Ausbildung zur Heimseelsorgerin. Sie unterstützt ab
sofort Kapuzinerpater Engelbert Bacher bei der seelsorgerischen Betreuung der Bewohnerinnen des Pflegeheims
St. Josef. Als Heimseelsorgerin gestaltet sie
Andachten und Gottesdienste, organisiert
Besuchsdienste und
begleitet die älteren
Menschen bei Krankheit, in schwierigen
Monika Schreiber.
Situationen und auf ihrem letzten Lebensweg. Sie
hält regelmäßigen Kontakt mit den Seniorinnen und
dem Personal. Monika Schreiber ist Teil des Teams im
Haus St. Josef. Mit ihrer ruhigen und einfühlsamen
Art trägt sie bereits heute zum Gelingen der seelsorgerischen Betreuung in unserem Haus bei.
Die 62-Jährige ist in Schruns geboren und verheiratet; sie hat drei erwachsene Kinder. „Ich möchte die
älteren Menschen nicht nur begleiten und betreuen,
sondern ehrliche Beziehungen aufbauen, Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Denn die so investierte Zeit und Liebe kommt hundertfach zurück!“ �
Text/Foto: Jutta Unger
25 PRAXISVORARLBERG
Schulung zum Thema Demenz
BARTHOLOMÄBERG – Für die Mitarbeiterinnen des
Seniorenheims Bartholomäberg hat Christian Koch,
stellvertretender Hausleiter im Sozialzentrum Bürs,
Anfang Juli einen Weiterbildungstag zum Thema
Demenz gestaltet. Christian Koch konnte zahlreiche
anschauliche Fallbeispiele von Menschen mit Demenz
geben und über viele Begegnungen berichten. Da es
im Heimalltag immer wieder zu Konflikten zwischen
Bewohnerinnen mit Demenz und ihren Mitbewohnerinnen oder Mitarbeiterinnen kommt, war das Team
über Tipps und Ratschläge sehr dankbar. �
Text/Foto: Angelika Rudigier
Die Teilnehmerinnen der Schulung zum Thema Demenz.
Dritte Reihe links: Hausleiter Florian Seher; ganz oben
rechts: Referent Christian Koch.
Bewusster betreuen
ST. GALLENKIRCH – Ihren Abschluss zur Fachsozialbetreuerin für Altenarbeit (FSB A) hat Petra Stocker,
Mitarbeiterin im Pflegeheim Innermontafon, bereits
in der Tasche. Begeistert von ihren Erfahrungen an
der Schule für Sozialbetreuungsberufe in Bregenz
(SOB) bildet sich die Mittvierzigerin während des
laufenden Schuljahres zur Diplomsozialbetreuerin
weiter und möchte auch andere begeistern: „Die
Themen und Inhalte der Sozialbetreuungsberufe an
der SOB entsprechen voll und ganz dem Praxisbedarf!“ Im Rahmen der Altenpflege an der SOB geht
es unter anderem um den sinnvollen Einsatz von
Validation, Biografiearbeit oder Basaler Stimulation.
Die Auszubildenden lernen darüber hinaus auch die
Grundlagen der Gerontopsychologie und psychosozialen Gesunderhaltung oder wie sie sich sozialrechtliche Hilfsquellen wie den Krankenpflegeverein oder
die Pensionsversicherungsanstalt sowie die verschiedenen Dienstleistungsangebote im Land Vorarlberg
zunutze machen können. Ein wichtiger Themenschwerpunkt der modularen Ausbildung ist außerdem die Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung. „Zu
einer sinnvollen Betreuung gehört einfach mehr, als
nur präsent zu sein und nach dem Bauchgefühl zu
handeln“, weiß Petra Stocker. �
Text: Elke Benicke/Foto: privat
Fachsozialbetreuerin Petra Stocker (im rechten Fenster
ganz links) mit anderen Auszubildenden an der Schule für
Sozialbetreuungsberufe in Bregenz (SOB).
Weitere Infos:
www.sozialberufe.net
26 PRAXISVORARLBERG
Erzählkaffee im Pflegeheim Innermontafon
„Magsch ou a Tässle Kaffee?“
ST. GALLENKIRCH – Seit August treffen sich immer
Mittwochnachmittags rund zehn Bewohnerinnen
zum Erzählkaffee. Die Themen sind vielfältig und
handeln von Erlebtem und Geschehenem, von
Lebensweisheiten und Traditionen, über die die
älteren Menschen viel zu berichten haben. Ganz
nebenbei fordert und fördert das Erzählen Gedächtnis und Sprache.
Themen, die schmecken
Bisher ging es zum Beispiel um den Kaffee selbst:
Wie hat man früher den Kaffee aufgegossen? Was
gab es für Kaffee? Ein anderes Mal war die traditionelle Herstellung von Butter und anderen Milchprodukten rund um die Alpenregion bei St. Gallenkirch
Thema im Erzählkaffee. Dazu gab es „Sura Kee“
(sauren Käse) und frische Alpbutter.
Text/Fotos: Margit Karg
Sprache und Erinnerung trainieren
Das Erzählkaffee fordert und fördert ganz nebenbei
nicht nur das Erinnerungsvermögen der Seniorinnen,
sondern auch das Zuhören, den Wortschatz und
sprachlichen Ausdruck. In entspannter Atmosphäre
werden kognitive Fähigkeiten auf spielerische Art
mobilisiert. „Nach anfänglichem Zögern kommen
die Bewohnerinnen nun stets mit Begeisterung und
freuen sich über diese Abwechslung und die Möglichkeit über vergangene Zeiten zu plaudern“, sagt
Fachsozialbetreuerin Petra Stocker. „Wir lachen über
Witze, debattieren über Sprichwörter und schauen
uns auch immer wieder alte Fotos an.“ �
Bereits einige Tage vor dem jeweiligen Erzählnachmittag wird der Wohnraum liebevoll mit bekannten
Alltagsgegenständen von früher dekoriert. So
können die Bewohnerinnen schon vorab erahnen,
welches Thema zum nächsten Treffen geplant ist.
Der Duft von frisch gemahlenem und aufgebrühtem
Kaffee lockt nicht nur die Bewohnerinnen an den
schön gedeckten Kaffeetisch, sondern auch ihre Angehörigen. Bei selbstgebackenen Kuchen tauschen
sie Erinnerungen über frühere Zeiten aus.
Erzählkaffee: Traditionelle Geräte wecken Erinnerungen.
Gerne berichten die Seniorinnen von früher.
Neue Wohnbereichsleiterin
Karin Willi.
VANDANS – Seit Anfang Mai leitet Karin Willi den
Wohnbereich zwei. Zuvor war sie als Bereichsleitung
eingesetzt und arbeitet seit insgesamt fünf Jahren
als diplomierte Krankenschwester im Seniorenheim
Schmidt in Vandans. Davor hatte sie sich 18 Jahre um
ihre Familie gekümmert und konnte in einem Wieder-
einsteigerkurs altes Wissen auffrischen und neues
dazugewinnen. „Die Arbeit mit älteren Menschen
sehe ich als tägliche Bereicherung, bei der einem nie
langweilig wird“, sagt Karin Willi. �
Text/Foto: Andrea Jochum
PRAXIS
GLOSSAR / OBERÖSTERREICH
27 FORUMVORARLBERG
Neue Pflegehelferinnen
Die neuen Pflegehelferinnen Corinna Fleisch (2.v.l.), Mathias Gabl (Mitte)
und Sandra Radebner (2.v.r.) werden flankiert von Claudia Ganahl (links),
stellvertretende Pflegedienstleiterin am Seniorenheim Bartholomäberg, und
Andrea Jochum, Hausleiterin am Seniorenheim Schmidt in Vandans.
VANDANS / BARTHOLOMÄBERG – Corinna Fleisch,
Mathias Gabl und Sandra Radebner haben Anfang Juli stolz ihre Urkunden zum Abschluss ihrer
Pflegehelferausbildung entgegengenommen. Die
Ausbildung dauerte zwei Jahre. Jetzt arbeiten
Corinna Fleisch und Mathias Gabl im Seniorenheim
Schmidt in Vandans, während Sandra Radebner das
Team im Seniorenheim Bartholomäberg verstärkt.
„Besonders interessant fand ich die Fächer Psychologie und Somatologie (Lehre von den Eigenschaften des Körpers, Anm.d.Red.)“, berichtet Sandra
Radebner von ihrer Ausbildung. „Da ich von 1993
bis 1999 bereits im Seniorenheim Bartholomäberg
gearbeitet habe, konnte ich meine praktischen
Erfahrungen mit der Theorie vergleichen.“ Mathias
Gabl schätzt an seinem Beruf vor allem „dass er
ältere Menschen mit Wertschätzung und Respekt
begleiten kann.“ Und Corinna Fleisch möchte möglichst bald die Ausbildung zur Pflegeassistentin absolvieren, am liebsten immer weiterlernen, jedenfalls nicht stehenbleiben. �
Text/Foto: Andrea Jochum
Regionale Varianten einer Sprache
Österreicherinnen unter sich
„Die ganze Kunst der Sprache besteht darin,
verstanden zu werden“, sagt Konfuzius. Und wenn
sich die Gesprächspartner trotz guten Willens und
der Zuhilfenahme des Glossars nicht verständigen
können? „Dann hilft ein Lächeln“, rät Hausleiterin
Bernadette Peitler. �
Glossar: Bernadette Peitler, Jutta Unger
Deutsch
VorarlbergischOberösterreichisch
Kärntnerisch
Kuhfladen
Kuatäscha
Kuahflodn, Kuahdreck
Kuahfladn
Streuner
Läschi
Streina, Strawanza
Streina, Stiazla
Wundn, Blessur, bereits teilweise verheilt: Rauhn
Wundn, bereits teilweise
verheilt: Bletzn
Wunde Flärra
Krümel
BrosmaBresl
Breasl
ungeschickter Mensch
Botschi
Botsch
Botsch
ausdauernd, anhaltend
a`hebig
zaahn
Zach
Verputzkelle
Pflaschterkella
Kön, Mauerkön
Kön
fettes Weib
Pflutta
A blade Frau, Blunzn
Dicke Blunzn
Honig aus Tannenzapfen
Pipfilihonig
Wipferlhonig
Fichtnhonig
HosenträgerSilla
Hosntraga
Hosnkraxn
mürrischer Mensch
Grantscherm
Spina, Spinnatiga Bock, Grantnzipf
Sorri
PRAXISOBERÖSTERREICH
28 FORUMVORARLBERG
Tag der Altenarbeit
STADL-PAURA – Welche Berufsmöglichkeiten bietet die Altenarbeit? Anfang Oktober konnten sich
rund 20 interessierte Berufsanfängerinnen, ältere
Wiedereinsteigerinnen und Weiterbildungswillige
dazu im Sozialzentrum Kloster Nazareth informieren. Die Veranstaltung fand im Rahmen der landesweiten Aktion der Arbeitsgemeinschaft (ARGE)
der Alten- und Pflegeheime unter der Kampagne
Sinnstifter statt. Anhand des Dokumentarfilms „Im
Heim daheim“, der das Leben in den Hausgemeinschaften der St. Anna-Hilfe zeigt, konnten sich die
Besucherinnen ein Bild über das moderne Wohn-
modell machen. Im Foyer gab es Prospekte und
Folder zur Kampagne und über das Sozialzentrum
Kloster Nazareth. Rubelyn Fuchs, die am Ende ihrer
Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin steht, und
Ernst Rosenberger, der seine Ausbildung im selben
Beruf gerade begonnen hat, führten angeregte
Gespräche mit den Besucherinnen und begleiteten
sie auf Wunsch durchs Haus. Die Resonanz bei den
Gästen wie den Mitarbeiterinnen war groß. �
Text: Arno Buchsbaum
Schulprojekt mit Nostalgiefaktor
STADL-PAURA – Im Zuge ihrer Ausbildung an der
Gesundheits- und Krankenpflegeschule der Gespag
Vöcklabruck hat Jacqueline Pirhofer ein Praktikum in
der Langzeitpflege verrichtet. Da sie schon die eine
oder andere Bewohnerin und Mitarbeiterin kannte,
ist sie ins Sozialzentrum Kloster Nazareth gekommen. „Meine Aufgabe am Sozialzentrum Kloster Nazareth war es, zum Thema Aktivitäten des täglichen
Lebens (ATL) eine Beschäftigung für eine Bewohnerin zu entwerfen und durchzuführen“, berichtet
Jacqueline Pirhofer. Für ihr Projekt wählte die
Praktikantin die Bewohnerin Paula Stangl, die sie aus
ihrer Kindheit kannte. „Frau Stangl wohnte neben
dem Pferdezentrum in Stadl-Paura. Ihr Gatte Toni
hat mich oft zum Kutschenfahren mitgenommen“,
erinnert sich die 20-Jährige und hatte die ideale Beschäftigung im Rahmen des Projekts und für Paula
Stangl gefunden: Sie würde eine Kutschenfahrt ins
ehemalige Hengstendepot organisieren und ihren
Vater Rudolf Pirhofer als Kutscher engagieren. Paula
Stangl war begeistert von der Idee und genoss die
Fahrt in vollen Zügen. Im Pferdezentrum warteten
schon viele Bekannte auf sie, darunter auch ihr altes
Pferd Stany. „Nicht nur Frau Stangl war den Tränen
nahe. Es ist schön, wenn man jemandem ein Lächeln
ins Gesicht zaubern kann“, freut sich die Praktikantin.
�
Text: Elke Benicke/Fotos: privat
Der Kutscher wartet schon. Pflegelehrerin Elke Gießauf, Praktikantin Jacqueline Pirhofer und Bewohnerin Paula Stangl
(v.l.n.r.) freuen sich auf die Fahrt in der Kutsche.
29 PRAXISOBERÖSTERREICH
Bewohner ohne Sprechvermögen unterwegs auf den Straßen Stadl-Pauras
In Ruhe „nach Hause“ fahren dürfen
VIELEN DANK FÜR IHR BEMÜHEN
ODER IHRE SORGE, ABER SIE
MÜSSEN MICH NICHT ZURÜCKBRINGEN – ICH FAHRE TÄGLICH
NACH HAUSE.
STADL-PAURA – Seit
seinem schweren
Schlaganfall vor drei
Jahren lebt Hans Moser im Sozialzentrum
Kloster Nazareth.
Obwohl ihn seine
Gattin oft besucht,
möchte er „nach
Hause“ und macht
sich täglich auf den
relativ kurzen Weg.
Allerdings brachten
ihn besorgte Bürgerinnen immer wieder
zurück – bis die
Hausleiterin eine Idee
hatte.
Text: Elke Benicke
Foto: Bernadette Peitler
Der Hinweis am
Rollstuhl hat
geholfen: Hans
Moser kann nun
endlich in Ruhe
„nach Hause“
fahren.
„Wahnsinn“ und „Loca-loca“ – das ist alles, was
Hans Moser trotz andauerndem logopädischem,
ergo- und physiotherapeutischem Training noch
artikulieren kann. Rollstuhlfahren hingegen kann
der 71-Jährige gut alleine und fährt meist rückwärts. Und obwohl ihn seine Gattin Elfriede Moser
täglich im Sozialzentrum Kloster Nazareth besucht,
hat der ältere Mann ein starkes Bedürfnis „nach
Hause“ zu fahren. Sein früheres Zuhause liegt nur
rund 500 Meter entfernt. Um dorthin zu kommen,
muss er am Verkehr teilnehmen und eine Landstraße überqueren. „Herr Moser kann die Strecke gut
bewältigen, da machen wir uns keine Sorgen“, sagt
Pflegedienstleiter Arno Buchsbaum. „Das Problem
sind vielmehr unsere engagierten Mitbürgerinnen,
die ihn immer wieder zurück ins Sozialzentrum
Kloster Nazareth bringen und das zum Teil mit
Unterstützung von Rettung und Polizei.“ Da Hans
Moser seinen Willen nicht kundtun kann, war er bei
solchen Vorfällen immer sehr aufgebracht.
Manchmal hilft ein Stück Papier
„Wir hofften, dass sich herumspricht, dass Herr
Moser nicht zurückgebracht werden muss, doch
dem war nicht so“, berichtet Arno Buchsbaum.
Schließlich hatte Hausleiterin Bernadette Peitler
eine Idee und setzte sie nach Rücksprache mit der
Gattin im Juli in die Tat um: Um ihn im Verkehr
besser sichtbar zu machen und als Verkehrsteilnehmer zu deklarieren, hat sie die Rückenlehne seines
Rollstuhls mit einer gelben Warnweste überzogen. Zusätzlich wurde ein Papier mit dem Hinweis
befestigt, dass der ältere Herr keinen Rücktransport wünscht. „Das hat geholfen: Seitdem ist Herr
Moser noch kein einziges Mal zurückgebracht
worden!“, freut sich der Pflegedienstleiter. �
Yoga ‚tuat guat‘
STADL PAURA – Im September hat im Sozialzentrum
Kloster Nazareth ein Yoga-Kurs mit Nina Hinterberger für die Mitarbeiterinnen begonnen. Rund 15
Teilnehmerinnen zählt die Yogalehrerin jede Woche
im Seminarraum des Gästehauses St. Anna. Der Kurs
findet im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung ‚tuat guat‘ an elf Abenden jeweils eineinhalb Stunden statt. Durch verschiedene Haltungen,
einfache Atemübungen und Entspannungstechniken
kräftigen und dehnen die begeisterten Yogis ihre
Körper, bringen ihren Geist zur Ruhe und tanken
neue Energie. �
Text/Foto: Ulrike Hafner
Yoga-Lehrerin Nina Hinterberger (links) und Renate
Stastny, Leiterin der Hauswirtschaft im Sozialzentrum
Kloster Nazareth.
30 PRAXISOBERÖSTERREICH
Gästehaus St. Anna empfiehlt:
LUNG 2016
ESAUSSTEL
OÖ LAND
MENSCH
& PFERD
CH AF T
LE IDE NS
KU LT UN D 6. Novem ber 201 6
ril bis
29. Ap
h
// La mb ac
Matern Creativbüro
Sta dl- Pa ura
Landesausstellung Mensch & Pferd
STADL PAURA – Von Ende
April bis Anfang November
findet in Stadl Paura und
Lambach die Oberösterreichische Landesausstellung Mensch & Pferd – Kult und Leidenschaft statt.
Sie beleuchtet kultur-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Entwicklungen ebenso wie biologische
und ökonomische Aspekte rund um das Pferd.
Historische Ausstellungsstücke und Darstellungen
befinden sich im Pferdezentrum Stadl-Paura, im
Benediktinerstift Lambach und im Rossstall Lambach.
Eine Nächtigung in den frisch renovierten Räumen
www.land
esausstel
lung .at
des Gästehauses St. Anna bietet sich an. Dort finden
Pferdebegeisterte Ruhe in stilvollem Ambiente und
starten nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet
gestärkt in den nächsten Tag. Größeren Gruppen
steht ein technisch gut ausgestatteter Seminarraum
zur Verfügung. �
Text: Bernadette Peitler
Weitere Infos:
www.gaestehaus-st-anna.at
Kinoabend zum Weltalzheimertag
GMUNDEN – Anlässlich des internationalen Weltalzheimer-Tages am 21. September
haben Doris Kollar-Plasser, Regionalleiterin der St. Anna-Hilfe Oberösterreich, und
Hausleiter Thomas Adler, einen Kinoabend im Haus St. Josef organisiert. Rund 30
Bewohnerinnen, Angehörige, Ehrenamtliche und Interessierte haben im Begegnungsraum den Film „Honig im Kopf“ angesehen und wurden stilecht mit Popcorn
und Getränken bewirtet. Die deutsche Tragikomödie von Til Schweiger aus dem
Jahr 2014 handelt von der Liebe zwischen der elfjährigen Tilda und ihrem Großvater Amandus. Als dieser, an Alzheimer erkrankt, ins Heim soll, nimmt Tilda ihn mit
auf eine erlebnisreiche Reise nach Venedig. „Viele der Zuschauerinnen diskutierten
anschließend noch angeregt über das Gesehene. Wir alle haben einen interessanten
und berührenden Abend verlebt“, fasst Doris Kollar-Plasser zusammen. �
Kinoabend im Josefstüberl. Im Hintergrund
links: Hausleiter Thomas Adler.
Text/Foto: Thomas Adler
Neue Seelsorgerin im Haus St. Josef
Christiane Praxmarer.
GMUNDEN – Seit September ist Christiane
Praxmarer als Seelsorgerin im Haus St. Josef
tätig. Gemeinsam mit Schwester Sieglinde,
Pfarrer Gerhard Geyrhofer, Pfarrer Gustav
Klosius und Kanonikus Johann Schicklberger
steht die 58-Jährige den Bewohnerinnen,
ihren Angehörigen, dem Personal und den
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen für die
persönliche geistliche Begleitung und Unterstützung insbesondere in Lebenskrisen
zur Verfügung. „Wir sind froh, dass Frau
Praxmarer diese Aufgabe übernimmt“, sagt
Hausleiter Thomas Adler, „denn Seelsorge
gehört zu einer ganzheitlichen Betreuung
und Pflege älterer Menschen und ist in schwierigen
Situationen für uns alle ein Anker.“
Christiane Praxmarer studierte Theologie und Germanistik, war als Lehrerin und auch Erzieherin tätig.
Später trat sie dem Frauenorden Caritas Socialis in
Wien bei, wo sie die Ausbildung zur Diplomierten
Gesundheits- und Krankenschwester absolvierte. Vor
zwölf Jahren kehrte sie nach Gmunden zurück und arbeitete in verschiedenen geriatrischen Einrichtungen.
Ihre Ausbildung zur Pastoralassistentin hat sie im Juli
abgeschlossen und wurde Ende September offiziell
von der Diözese in den pastoralen Dienst gesendet. �
Text/Foto: Thomas Adler
31 PRAXISOBERÖSTERREICH
Bewohnerin dichtet in Mundart
wirkt koa Jamman, koa Gewait. Ka´st net haben ois iatzt und heut!
Kä´st des G´wölk net weggaschiabn, Wartn muaßt, Geduid haben kinna!
de wedawänd zu Schdl kliabn
´s Liacht da´Sunn des wirst scho inna.
Christine Munninger
hat rund 6000 Gedichte
in Mundart verfasst.
GMUNDEN – Christine Munninger lebt seit zwei
Jahren im Antoniusweg im Haus St. Josef. Mit großer
Leidenschaft schreibt die 83-Jährige MundartGedichte und das seit ihrer Jugend. „Mundart, wie
ich sie gelernt habe und spreche“, sagt sie. Es gibt
derzeit 19 Bände mit je 300 Gedichten, gesammelt,
nummeriert, aber (noch) nicht veröffentlicht. Bei
Veranstaltungen, wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfesten freuen sich Bewohnerinnen, Angehörige
und Mitarbeiterinnen an Christine Munningers Gedichten. Auch in der Hauszeitung Der Josef erscheinen sie passend zu den jeweiligen Reportagen und
Berichten. Hier eins von rund 6000:
Ois liegt net in Menschenhand
Find´t de Sunn´ koan Woiknspa´t
Schattn, Liacht, …. oi´s hat sei Zeit;
Oi´s liegt net in Menschnhand
Is da´ z´grä´, dann wart´auf d´ Nacht,
was i tuat so üba Land
wann´s Nachtgestirn den Ausgleich
schafft.
Grantig sei´ is da koa Thema;
So wia´s is, so soi´ma´s nehma.
D´Sunn, de suacht si´scho ihr Recht,
wann´s weda nu so schlecht.
Sie macht´s Dasein lebenswert
´s bringt nix, wann ma jammat, reahrt. �
Hauptbuch XIX, Teilbuch 5, 205/1 und 205/2
Christine Munninger, 2015
Text/Foto: Thomas Adler
Ganzkörperkräftigung ‚tuat guat‘
GMUNDEN – Nachdem der Yogakurs im Sozialzentrum Kloster Nazareth bei den Mitarbeiterinnen so
gut ankommt, bietet das betriebliche Gesundheitsprogramm ‚tuat guat‘ nun Ganzkörperkräftigung im
Haus St. Josef in Gmunden. Trainerin Brigitte Herzog
hat den neuen Kurs Ende September im Josefstüberl gestartet. Regelmäßig einmal pro Woche kommen rund zehn Mitarbeiterinnen und auch Angehörige zum Training, um die großen Muskelgruppen zu
stärken. Da laut der aktuellen Mitarbeiterumfrage
(siehe anna live 2/2015) viele Mitarbeiterinnen über
Schmerzen im Wirbelsäulenbereich klagen, ist die
Kräftigung des Rückens und der Bauchmuskulatur
ein Schwerpunkt bei den Übungen. �
Trainerin Brigitte Herzog zeigt wie‘s geht.
Text: Thomas Adler/Foto: privat
FORUMVORARLBERG
32 PRAXISKÄRNTEN
Neue Hausleiterin in der Lebenswelt
SPITTAL AN DER DRAU – Seit Anfang Oktober ist Bernadette Peitler Hausleiterin in der
Lebenswelt St. Antonius. Nachdem sie ihr Studium des Gesundheits- und Pflegemanagements inklusive einer Ausbildung zur Heimleiterin mit dem Bachelor of Arts in Business
abgeschlossen hatte, begann sie im November 2011 als Assistentin von Regionalleiterin
Doris Kollar-Plasser. Von August 2014 bis
Ende 2015 übernahm sie in Karenzvertretung
die Hausleitung des Sozialzentrums Kloster Nazareth.
„Ich möchte meine Erfahrungen aus dem Alten- und
Pflegebereich in die Arbeit mit den Menschen mit
Behinderung einfließen lassen“, sagt Bernadette
Peitler. „Wichtig ist mir auch, die Zusammenarbeit
im Team zu erleichtern. Außerdem möchte ich
das Haus noch mehr für Besucherinnen öffnen.“ �
Text: Elke Benicke/Foto: Inge Streif
Bernadette Peitler.
Mitarbeiterinnen der Lebenswelt St. Antonius zu Besuch in Liebenau
Schauen, wie es die Deutschen machen
SPITTAL AN DER DRAU – Zwei Mitarbeiterinnen
und ein Mitarbeiter aus der Lebenswelt St. Antonius haben sich Anfang Oktober in der deutschen
Stiftung Liebenau, deren Tochter die St. AnnaHilfe ist, umgeschaut. Ein Gegenbesuch, denn im
Frühjahr waren die Kolleginnen aus Liebenau zu
Besuch in Spittal an der Drau gewesen (siehe anna
live 2/2015).
Text: Elke Benicke
Holger Trebitscher von der St. Lukas-Klinik, einer
LIebenauer Einrichtung für Menschen mit Behinderung, freute sich, seine Kolleginnen und den Kollegen
Firstfeier für
den Anbau:
Die Freude über
den zusätzlichen
Raum ist groß.
aus Kärnten, in Liebenau begrüßen zu können. Er hat
einen besonderen Bezug zur Lebenswelt St. Antonius, da er kurz nach ihrer Eröffnung im Juli 2013 für
ein halbes Jahr nach Kärnten kam, um Erfahrungen
und Fachwissen aus der Stiftung an die neue Einrichtung weiterzugeben. Am zweiten Tag besuchten die
österreichischen Gäste die St. Lukas-Klinik und einen
Teil der St. Gallus-Hilfe, eine weitere Liebenauer
Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Nachmittags besichtigten sie die Stadt Ravensburg. Am
dritten Tag konnten sie außerdem einen Eindruck
von den Werkstätten, vom Förderbereich und den
Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung gewinnen. „Wir freuen uns auf ein Wiedersehen
in Kärnten“, sagt Hausleiterin Bernadette Peitler. �
Anbau schafft Raum
SPITTAL AN DER DRAU – Die Umbaumaßnahmen in der
Arbeitswelt der Lebenswelt St. Antonius sind abgeschlossen: Durch einen Anbau, den auch Sponsorin Ina-Maria
Lerchbaumer mitfinanziert hat, konnte der Raum für die Gartengruppe erweitert werden. Jetzt findet auch
die Kreativgruppe Platz dort und kann den Brennofen für ihre Tonarbeiten nutzen; bisher war dies nur an den
Wochenenden möglich. Insgesamt haben nun alle vier Arbeitsgruppen mehr Platz und Rückzugsmöglichkeiten.
Die Küchengruppe erhält außerdem den langersehnten Ruheraum. Zu Beginn des neuen Jahres werden alle
Räume wieder eingeräumt und mit neuem Leben erfüllt.
Text/Foto: Bernadette Peitler
33 PRAXISKÄRNTEN
Erstes Vernetzungstreffen der Selbstvertreterinnen
SPITTAL AN DER DRAU – Anfang September hat in
der autArkademie Brückl, einem integrativen Seminarbetrieb, das erste Treffen von Selbstvertreterinnen aus neun Kärntner Einrichtungen für Menschen mit Behinderung stattgefunden. Begleitet von
der pädagogischen Leiterin, Margit Ropatsch, haben
Clemens Schützinger, Selbstvertreter, und Regina
Penker, erste stellvertretende Selbstvertreterin, aus
der Lebenswelt St. Antonius daran teilgenommen.
Ziel der moderierten Veranstaltung war es, sich
kennenzulernen, auszutauschen, Tipps zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Am Nachmittag gab
es vier kleine Workshops mit den Arbeitstiteln „Wie
stelle ich richtig Fragen?“, „Wie kann ich Kollegen
helfen?“ oder: „Wie höre ich richtig zu?“ Anschließend haben die Teilnehmerinnen ihre Ergebnisse
präsentiert. „Das Treffen ist sehr gut angekommen
bei unseren Selbstvertreterinnen“, berichtet Hausleiterin Bernadette Peitler. „Sie wünschen sich bald
ein weiteres dieser Art.“ �
Regina Penker (links), erste stellvertretende Selbstvertreterin und Clemens Schützinger, Selbstvertreter.
Text: Elke Benicke/Fotos: Inge Streif
Jemm music Project
SPITTAL AN DER DRAU – Dank Wohnungspatin Ulrike
Haselsteiner hat die Band Jemm Music Project
Anfang Oktober zum zweiten Mal für ein außergewöhnliches Klangerlebnis bei den Klientinnen, Mitarbeiterinnen und Angehörigen der Lebenswelt
St. Antonius gesorgt. Wie im Vorjahr begeisterten
die vier Südtiroler Künstler mit imposanten Basstrommeln, Blechtrommeln wie Steelpan, Hang oder
Gubal und traditionellen Holzschlaginstrumenten
– diesmal jedoch nicht im Schloss Porcia, sondern
vor Ort in der Lebenswelt St. Antonius. Begeistert
haben die Klientinnen die rhythmischen Stücke mit
eigenen Akustikinstrumenten begleitet und viel
getanzt. Auch das restliche Publikum ließ sich zum
Tanzen verleiten. Im Verlauf des Vormittags stellten
die Künstler die verschiedenen Instrumente vor und
ermunterten die Klientinnen, das eine oder andere
auszuprobieren. „Jedes Instrument hat seinen eigenen Reiz und so war für jede und jeden eins dabei,
das sie oder ihn besonders fasziniert hat“, freute
sich Hausleiterin Bernadette Peitler. �
Die Klientinnen der Lebenswelt St. Antonius durften sich
auch selbst an einigen der exotischen Akustikinstrumente
ausprobieren.
Die Südtiroler Band Jemm Music Project
sorgte für Stimmung in der Lebenswelt
St. Antonius.
Text: Elke Benicke/Fotos: Bernadette Peitler
34 ÜBERBLICK
Geschäftsführung
Klaus Müller
Geschäftsführer
Vorarlberg
Lebensräume für Jung und Alt im Sozialzentrum
Mariahilf, Haus II, Bregenz
Bregenz
Telefon: 05574 42177
E-Mail: [email protected]
Günther Willi
Gemeinwesenarbeiter
38 Wohnungen
Telefon: 05574 410-1660
E-Mail: [email protected]
Zentrale Verwaltung
Winfried Grath
Wirtschaftlicher Leiter,
Verwaltungsleiter
Wohnanlage Blumenegg
Christine Helbock
Gemeinwesenarbeiterin
Bregenz
Telefon: 05574 42177
E-Mail: [email protected]
Dr. Dennis Roth
Leiter der Qualitätsentwicklung
Bregenz
Telefon: 05574 42177
E-Mail: [email protected]
Pflegewohngemeinschaft: 16 Wohnungen
Betreutes Wohnen: 20 Wohnungen
Telefon: 0676 848 144 310
E-Mail: [email protected]
Seniorenheim Bartholomäberg
Florian Seher
Hausleiter und PDL
Dauerpflege in 27 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
Telefon: 05556 73113
E-Mail: [email protected]
Kärnten – Behindertenhilfe
Lebenswelt St. Antonius, Spittal an der Drau
Sozialzentrum Mariahilf, Bregenz
Bernadette Peitler
Leiterin
Margit Ropatsch
Pädagogische Leiterin
Wohnwelt 18 Wohneinheiten
Arbeitswelt 26 Förderbetreuungsplätze
Telefon: 0676 848144-380
E-Mail: [email protected]
Gästehaus
Gästehaus St. Anna, Stadl Paura
Markus Schrott
Hausleiter
Sajda Zivkovic
PDL
Gerhard Hofer
PDL
Dauerpflege in 60 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
Tagesbetreuung
Telefon: 05574 79646
E-Mail: [email protected]
Seniorenheim Tschermakgarten, Bregenz
Vesna Basagic
Hausleiterin und PDL
Telefon: 07245 21126
Fax: 07245 21126-400
E-Mail: [email protected]
www.gaestehaus-st-anna.at
Dauerpflege in 95 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
Telefon: 05574 4936
E-Mail: [email protected]
www.st.an
35 ÜBERBLICK
St. Josefshaus, Gaißau
Regionalleitung
Arno Schedler
Hausleiter und PDL
Doris Kollar-Plasser
Regionalleiterin Oberösterreich, Kärnten
Dauerpflege in 44 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
Tagesbetreuung
Telefon: 05578 71116
E-Mail: [email protected]
Gmunden
Telefon: 0676 848144330
E-Mail: [email protected]
Pflegeheim Innermontafon, St. Gallenkirch
Florian Seher
Hausleiter
Oberösterreich
Barbara Koburger
PDL
Dauerpflege in 13 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
Telefon: 05557 6969
E-Mail: [email protected]
Haus St. Josef, Gmunden
Thomas Adler
Hausleiter
Egbert Folkersma
AML
Hannes Harfmann
PDL
Dauerpflege in 94 Wohneinheiten
8 heimgebundene Wohnungen
Urlaubs-/Übergangspflege
Tagesbetreuung
Telefon: 07612 64195
E-Mail: [email protected]
Sozialzentrum St. Vinerius, Nüziders
Florian Seher
Hausleiter und PDL
Sozialzentrum Kloster Nazareth, Stadl-Paura
Dauerpflege in 40 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
8 heimgebundene Wohnungen
Tagesbetreuung
Telefon: 05552 67335
E-Mail: [email protected]
Pflegeheim St. Josef, Schruns
Jutta Unger
Hausleiterin und PDL
Dauerpflege in 46 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
10 heimgebundene Wohnungen
Tagesbetreuung
Telefon: 05556 72243-5300
E-Mail: [email protected]
Stefanie Freisler
Hausleiterin
Arno Buchsbaum
PDL
Dauerpflege in 80 Wohneinheiten
Urlaubs-/Übergangspflege
Tagesbetreuung
Telefon: 07245 28975
E-Mail: [email protected]
Seniorenheim Schmidt, Vandans
Andrea Jochum
Hausleiterin und PDL
Dauerpflege in 35 Wohneinheiten
Telefon: 05556 73933
E-Mail: [email protected]
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Drei Fragen zur St. Anna-Hilfe
Sieben persönliche Statements
Wie und warum stehen Sie in Kontakt mit der St. Anna-Hilfe?
Mit ehemaligen Kolleginnen und Geschäftsführer
Klaus Müller treffe ich mich immer gerne. Der persönliche Kontakt ehrt mich sehr, weil wir gemeinsam eine lange, erfolgreiche Zeit bewältigt haben.
Ich erinnere mich gerne an diese Zeit.
Ich bin in meinem Element, wenn ich …
… mich für Menschen in schwierigen Lebenslagen
einsetzen kann.
Was schätzen Sie an der St. Anna-Hilfe?
Das soziale Engagement, die Wertschätzung und
Loyalität und vieles mehr.
Der Held meiner Kindheit war …
… Wicki – denn er hatte immer Lösungen parat.
Veränderungen sind für mich …
… unabdingbar, denn diese ermöglichen den Fluss
des Lebens.
Welchen Eindruck haben Sie von der anna live?
Ich lese die anna live gerne, weil sie sehr informativ
und ansprechend ist.
Im Alter möchte ich …
… ehrenamtliches Engagement bieten und gesammelte Berufs- und Erfahrungswerte an
Jüngere weitergeben.
Drei Meinungen zur Sozialpolitik
Am Älterwerden stört mich …
…eigentlich gar nichts.
Unsere Gesellschaft muss sich ändern, weil …
… sie die humanitäre Verantwortung hat, Flüchtlinge, das heißt Schutzsuchende, und hilfsbedürftige oder ältere Menschen zu integrieren.
In der Hilfe für ältere Menschen und Menschen
mit Behinderung ist zu wenig bekannt, dass ...
… gemeinnützige Organisationen wie die St. AnnaHilfe alltagsnahe Lebensräume schaffen und sich
engagiert um Normalität kümmern.
Ehrenamtliche Helferinnen sind sinnvoll, weil …
… sie unterstützungsbedürftigen oder schutzsuchenden Menschen ein soziales Miteinander
ermöglichen.
Ich fühle mich besonders lebendig, weil …
… ich meine Träume leben und meine Ideen einbringen kann.
Ich glaube an …
… Gott und dass alles Tun seinen Sinn hat.
Immer wieder geholfen hat mir …
… mein Bauchgefühl.
Was möchten Sie uns sonst noch sagen?
Ein Danke an die Verantwortlichen der St. AnnaHilfe, die eine sehr wertvolle Arbeit an und mit
pflegebedürftigen Menschen und Menschen
mit Behinderung leisten.