Schmerzmittel - NSAR gefährlicher als gedacht

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im NDR-Fernsehen
am 08. November 2016
Unsere Themen:
Schmerzmittel - NSAR gefährlicher als gedacht
Lungenembolie
Zahnwurzelbehandlung
Testosteron - Hormone für den Mann
Dr. Wimmer: Was bedeutet „idiopathisch“?
Fleischersatzprodukte: Schädlich?
Schmerzmittel - NSAR gefährlicher als gedacht
Rund eine Milliarde Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr für freiverkäufliche
Schmerzmittel ausgegeben. Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Nichtsteroidalen
Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen gehören zu den
beliebtesten Schmerzmittel. Sie sind in niedriger und mittlerer Dosis rezeptfrei erhältlich
und werden vor allem bei Schmerzen und Entzündungen des Bewegungsapparates
eingesetzt. Rund 6 Millionen Packungen werden davon jährlich verkauft. Dass diese
Arzneimittel auf Dauer Magenbeschwerden verursachen, ist vielen mittlerweile bewusst.
Sie können jedoch auch für weitere weitaus gefährlichere Nebenwirkungen verantwortlich
sein und sogar zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Nierenversagen führen.
Inzwischen warnt die europäische Zulassungsbehörde EMA bei Patienten mit
Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit, arterieller Verschlusskrankheit oder
Gefäßerkrankungen im Gehirn vor dem Einsatz des Wirkstoffs Diclofenac und rät auch bei
Rauchern sowie Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhten Cholesterinwerten
zu erhöhter Vorsicht. Hintergrund sind unter anderem Erkenntnisse, dass NSAR eine
bestehende Herzschwäche verschlechtern und die Wirkung blutdrucksenkender
Medikamente beeinträchtigen können.
Der Nutzen sowie das Risiko der Medikamente liegen in der Hemmung des Enzyms
Cyclooxygenase (COX). Es existieren zwei verschiedene Unterformen des Enzyms - die
Cyclooxygenase-1 und -2. Sie haben eine zentrale Funktion in der Regulation von
Entzündungsprozessen. Dabei sind sie auch für die Entstehung von Schmerzen
verantwortlich. Sie beeinflussen außerdem die Blutgerinnung und sind für den Schutz der
Magenschleimhaut und der Nieren zuständig. Wird das Enzym gehemmt, werden also
gleich mehrere Prozesse beeinflusst. Nicht jeder Wirkstoff erhöht das Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen gleichermaßen. Die Nebenwirkungen sind abhängig davon, welche
Untergruppe der Cyclooxygenase gehemmt wird.
Dabei gibt es zwischen den einzelnen NSAR durchaus Unterschiede, die Ärzte bei der
Verordnung berücksichtigen sollten. So ist der Wirkstoff Naproxen besonders gefährlich für
den Magen, was sich aber durch Kombination mit magenschützenden Substanzen
(Protonenpumpenhemmer) nahezu aufheben lässt. Die Wirkstoffe Ibuprofen und Diclofenac
hemmen sowohl die COX-1 als auch die COX-2. Daher kann die dauerhafte und
hochdosierte Einnahme der Medikamente das Risiko von Magenblutungen und
Nierenschäden erhöhen. Das Risiko für einen Herzinfarkt und andere Gefäßkomplikationen
ist dagegen bei Diclofenac deutlich höher als bei Ibuprofen oder Naproxen. Hinzu kommen
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie ASS, dessen plättchenhemmende
Wirkung zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten durch NSAR eingeschränkt oder sogar
aufgehoben werden kann.
Experten empfehlen deshalb, die Anwendungsdauer und Dosierung von NSAR möglichst
gering zu halten und bei erhöhtem Risiko auf andere Medikamente zurückzugreifen. Das
Problem: Die schmerzlindernde Wirkung von Paracetamol ist gering, gleichzeitig besteht
das Risiko von Leberschäden. Das verschreibungspflichtige Metamizol/Novaminsulfon
kann eine gute Alternative bei starken Beschwerden sein, allerdings kann Metamizol in
seltenen Fällen die Menge der weißen Blutkörperchen verringern.
Generell gilt, dass Schmerzmittel maximal an zehn Tagen im Monat eingenommen werden
sollten. Keinesfalls sollten wochenlang NSAR eingenommen werden, ohne der Ursache
ihrer Schmerzen auf den Grund zu gehen und einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Wenn möglich, sollten die Beschwerden vor allem mit nicht-medikamentösen Methoden
wie Physiotherapie, Wärme, Kälte, Massagen oder Bewegungstraining bekämpft werden.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Jan Stork, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie
Ärztlicher Leiter Bereich Schmerztherapie
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Dr. Matthias Janneck , Facharzt fur Innere Medizin und Nephrologie Oberarzt III.
Medizinische Klinik und Poliklinik
Zentrum fur Innere Medizin
Univ.-Klinikum Hamburg Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de
Lungenembolie
In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 40.000 bis 100.000 Menschen an einer
Lungenembolie. Die Dunkelziffer liegt vermutlich um ein Vielfaches höher. Damit ist die
Lungenembolie hierzulande - nach Herzinfarkten und Schlaganfällen - die dritthäufigste
zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung. Allerdings werden nur etwa 30 Prozent aller
Embolien vor dem Tod diagnostiziert. Denn hinter dieser Krankheit verstecken sich oft
unscheinbare und unspezifische Symptome. Die Lungenembolie gehört zu den am
häufigsten übersehenen und falsch diagnostizierten Todesursachen.
Eine Lungenembolie wird dadurch verursacht, dass ein Blutgerinnsel (Thrombus) ein
Blutgefäß in der Lunge verstopft. In den meisten Fällen stammen diese Blutgerinnsel aus
den tiefen Bein- oder Beckenvenen. Sie gelangen über die untere Hohlvene in den rechten
Vorhof des Herzens. Von dort aus erreichen sie schließlich mit dem Blutstrom über die
rechte Herzkammer die Lungenarterien. In der Lunge verästeln sich die Lungenarterien
immer weiter, so dass ihr Durchmesser immer kleiner wird. Je nach Größe bleibt der
Blutpfropf schließlich irgendwann stecken und verschließt das Gefäß teilweise oder
komplett. Je größer der Thrombus ist, der die Lungenstrombahn verschließt, desto größer
ist die Lungenembolie. Betrifft die Lungenembolie nur ein kleines Blutgefäß in der Lunge,
so treten in vielen Fällen nur leichte und manchmal sogar gar keine Beschwerden auf.
Verschließt das Gerinnsel hingegen ein größeres Lungengefäß, kann dies lebensbedrohlich
sein.
Eine Lungenembolie kann jedoch nicht ausschließlich durch Blutgerinnsel verursacht sein.
Auch Luft, Fett, Fruchtwasser, Zellen oder Fremdkörper im Gefäßsystem können Embolien
auslösen. Dies ist allerdings sehr viel seltener. Solche Embolien treten in der Regel im
Zusammenhang mit entsprechenden Risikoereignissen auf. So kommt eine
Fruchtwasserembolie nur bei schwangeren Frauen und üblicherweise um die Geburt
herum vor. Fettembolien können unter anderem nach Knochenbrüchen oder Operationen
am Knochen, wie zum Beispiel einem Hüft- oder Kniegelenksersatz, entstehen. Dabei
gelangen Fettzellen aus dem Knochenmark in die Blutgefäße.
Die typischen Symptome einer Lungenembolie reichen von plötzlich einsetzender Luftnot,
Herzrasen, Schwindel und Brustschmerzen bis hin zu einem Kreislaufstillstand mit
plötzlicher Bewusstlosigkeit. Je größer der Lungenabschnitt ist, der durch die Embolie von
der Blutversorgung abgeriegelt wird, desto schwerwiegender sind üblicherweise die
Symptome. Verschlüsse großer Lungengefäße führen dazu, dass der Widerstand im
Lungenkreislauf schlagartig ansteigt. Um diesen Druckanstieg zu überwinden, muss die
rechte Herzkammer mehr leisten als gewöhnlich. Ist sie damit überfordert, kann es zu
Herzrhythmusstörungen oder einem Versagen der rechten Herzhälfte kommen, so dass
nicht mehr ausreichend But in die linke Herzhälfte und damit in den Körperkreislauf
gelangt. Es kommt zu einem Kreislaufversagen.
Die Prognose einer Lungenembolie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst spielt
der Schweregrad der Embolie eine entscheidende Rolle für den Verlauf. Allerdings haben
auch das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen sowie der
Zeitpunkt des Beginns der Behandlung und eventuell auftretende Komplikationen einen
nicht unerheblichen Einfluss auf die Prognose. Führt die Lungenembolie gleich zu Beginn
zu schweren Kreislaufproblemen, überleben mehr als fünfzehn Prozent der Betroffenen die
Diagnose nicht.
Bei jedem Verdacht auf eine Lungenembolie sollte daher eine zügige Einweisung in ein
Krankenhaus erfolgen. Der Betroffenen sollte nicht mehr selbständig gehen, sondern den
Rettungsdienst und den Notarzt alarmieren. Falls ein Herz-Kreislauf-Stillstand eintritt, muss
unverzüglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
Der Goldstandard in der Diagnostik der Lungenembolie ist die kontrasmittelgestützte
Computertomographie der Lungen, die so genannte CT-Angiographie. Zuverlässige
Hinweise auf das Vorliegen einer Lungenembolie liefert die Ultraschalluntersuchung des
Herzens, die so genannte Echokardiografie. Diese Untersuchung ist unerlässlich und liefert
wichtige Informationen über den Schweregrad und die Prognose der Embolie.
Die Bestimmung spezieller Blutwerte kann den Verdacht auf eine Lungenembolie erhärten.
Die sogenannten D-Dimere weisen darauf hin, ob irgendwo im Körper der Abbau von
Blutgerinnseln stattfindet. Sind sie im Blut nicht nachweisbar, ist eine Lungenembolie
relativ unwahrscheinlich. Ein erhöhter Wert alleine ist kein Hinweis auf eine
Lungenembolie.
Mit Hilfe einer so genannten Blutgas-Analyse lassen sich Rückschlüsse auf den
Gasaustausch in der Lunge ziehen und beurteilen, ob ein bedeutsamer Sauerstoffmangel
vorliegt. Im EKG finden sich bei etwa einem Viertel aller Lungenembolien Veränderungen,
die auf die Diagnose hinweisen.
Die Therapie der Lungenembolie richtet sich nach dem klinischen Verlauf. In jedem Fall
erfolgt die Behandlung mit dem Wirkstoff Heparin. Heparin hemmt die Blutgerinnung und
verbessert dadurch die Blutzirkulation in der Lunge.
Das weitere therapeutische Vorgehen richtet sich nach den vorliegenden Symptomen.
Dabei kann es sich um die einfache Gabe von Sauerstoff und Oberkörperhochlagerung zur
Linderung der Atemnot oder aber um die Gabe kreislaufstabilisierender Medikamente oder
gar Wiederbelebungsmaßnahmen handeln.
Bei schweren Lungenembolien, bei denen der Körper das Gerinnsel in der Lunge nicht
selbst beseitigen kann, kann eine so genannte Lyse-Therapie erwogen werden. Sie wird
dann eingesetzt, wenn ein Herzversagen droht oder bereits eingetreten ist. Im Rahmen
dieser so genannten Fibrinolyse werden spezielle, gerinnungshemmende Medikamenten
intravenös verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Dabei gilt zu beachten, dass
im Rahmen einer Fibrinolyse das Blutungsrisiko in allen anderen Organen erhöht ist. Diese
Risiken müssen jedoch in Kauf genommen werden, weil der Betroffene ohne Lysetherapie
an der Lungenembolie versterben würde.
In etwa 80 Prozent alle Lungenembolien kommt es zu einem weniger schweren Verlauf, so
dass eine gerinnungshemmende Therapie ausreichend ist. Dabei verhindert die
Gerinnungshemmung mit Heparin oder verwandten Wirkstoffen ein weiteres
Thrombuswachstum. Das Gerinnsel in der Lunge wird vom Körper mit der Zeit selbst
beseitigt. Diese Wirkstoffe werden entweder in die Vene verabreicht oder unter die Haut
gespritzt. Um im weiteren Verlauf neue Thrombosen und Lungenembolien zu verhindern,
schließt sich an die Akutbehandlung eine Therapie mit gerinnungshemmenden
Medikamenten. Diese Medikamente müssen in Abhängigkeit von den vorliegenden
Risikofaktoren und eventuell der Schwere der Lungenembolie über einen unterschiedlich
langen Zeitraum eingenommen werden. In der Regel liegt die Behandlungsdauer bei drei
bis sechs Monaten.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. Stefan Kluge
Direktor der Klinik für Intensivmedizin
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Internet: www.uke.de
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Ryszard Turkiewicz
Direktor der Abteilung für Pneumologie und der Zentralen Notaufnahme
und
Maria Stahlhut
Leitende Oberärztin der Zentralen Notaufnahme
Johannes Wesling Klinikum Minden
Mühlenkreiskliniken
Hans-Nolte-Straße 1, 32429 Minden
Tel. 0571 790-3110
E-Mail: pneumologie-minden(at)muehlenkreiskliniken.de
Weitere Informationen:
www.laienreanimationkannjeder.de
www.einlebenretten.de
Zahnwurzelbehandlung
Zahnwurzelentzündungen sind tiefe Entzündungen des Zahnes. Die häufigste Ursache
dafür ist Karies. Die kariösen Defekte, dienen als Eintrittspforte für Bakterien in die
Zahnwurzel.
Zähne bestehen aus der Zahnkrone, dem Zahnhals und der Zahnwurzel. Die Krone ist der
sichtbare Teil des Zahns. Der Zahnhals liegt unter dem Zahnfleisch. Mit der Wurzel ist der
Zahn im Kiefer verankert. Die äußerste Schicht des Zahns ist der Zahnschmelz. Er ist die
härteste Substanz des menschlichen Körpers und besteht vorwiegend aus Kalziumsalzen.
Säuren, die entstehen wenn Bakterien aus dem Mundraum Zucker aus der Nahrung
zersetzen, greifen den Schmelz an und führen schließlich zu Karies.
Unter dem Schmelz befindet sich das Dentin, auch Zahnbein genannt. Es besteht ebenfalls
hauptsächlich aus Kalzium. Das Zahnmark, die Pulpa, liegt im Inneren des Zahns. Es setzt
sich aus Nervenfasern, Blutgefäßen und Bindegewebe zusammen. Es versorgt den Zahn
mit Nährstoffen und leitet Schmerzreize an das Gehirn weiter.
Ausgedehnter Karies kann die schützende Hartsubstanz so zerstören, so dass Bakterien ins
Zahninnere gelangen und sich die Pulpa entzündet. Die Folge ist dann eine
Wurzelentzündung, die nicht selten mit stärksten Zahnschmerzen einhergeht. Erste
Warnhinweise sind in der Regel Schmerzen, die sich durch Hitze oder Kälte auslösen
lassen. Bleibt eine entzündete Zahnwurzel unbehandelt, stirbt sie ab und die Entzündung
kann sich auf das umgebende Knochengewebe ausbreiten und schwerwiegende
Komplikationen wie Herzmuskelentzündungen verursachen.
Eine Wurzelbehandlung ist schwierig und zeitaufwendig. Jede Zahnwurzel hat mindestens
einen Wurzelkanal. Bei Backenzähnen ist das Wurzelsystem komplizierter: sie können
mehrere, stark verzweigte Wurzelkanäle haben. Und je komplizierter das Wurzelsystem ist,
desto schwieriger ist die Behandlung und umso größer ist die Gefahr, dass die Entzündung
im Wurzelkanal nicht vollständig beseitigt werden kann. Ziel der Behandlung ist es, die
Hohlräume im Inneren der Zahnwurzel bis zur Wurzelspitze vollständig von dem
entzündeten Material und Bakterien zu befreien. So dass der Zahn nicht gezogen werden
muss, sondern erhalten bleiben kann.
Um die Zahnwurzel zu erreichen, muss der Zahnarzt zunächst ein Loch in die Zahnkrone
bohrenden. Wichtig ist, dass der Zahnarzt möglichst unter keimarmen Bedingungen
arbeite. Dazu muss er den zu behandelnden Zahn vor Verunreinigungen durch zum
Beispiel Speichel schützen. Mit Hilfe kleiner Feilen werden die Wurzelkanäle gereinigt und
mit einer desinfizierenden Lösung gespült. Bevor der Wurzelkanal endgültig verschlossen
wird, erfolgt zunächst ein provisorischer Verschluss mit der Einlage eines Antibiotikums,
damit sich der Zahn beruhigen kann.
Stehen die Zahnwurzeln gerade gelingt die Reinigung in der Regel gut. Die Behandlung von
gebogenen Zahnwurzeln dagegen ist schwieriger. Mittlerweile wurden dafür spezielle
biegsame Nickel-Titan-Instrumente entwickelt. Doch die gesetzlichen Krankenkassen
übernehmen die Kosten für den Einsatz dieser Spezialinstrumente nicht. Ebenso wenig wie
die für den Einsatz einer Operationsmikroskops, mit dessen Hilfe sich die feinen
Verästelungen der Zahnwurzel bestens erkennen lassen. Sie argumentieren, dass es
bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass sich durch ihren Einsatz
tatsächlich bessere Behandlungsergebnisse erzielen lassen. Die Kosten von etwa 1.000
Euro pro Zahn für die Behandlung trägt der Patient dann selbst. Die gesetzlichen
Krankenkassen erstatten dann in der Regel nicht einmal die normale Kassenleistung von
400 bis 500 Euro.
Generell übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten für eine
Wurzelbehandlung nur, wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird. Besonders bei
der Behandlung der hinteren Backenzähne ist das nicht immer der Fall. Bei ihnen werden
die Kosten in der Regel nur dann übernommen wenn er in einer vollständigen Zahnreihe
ohne Lücken steht oder die Behandlung verhindert, dass die Zahnreihe durch den Verlust
des Zahnes einseitig nach hinten verkürzt wird oder ein vorhandener Zahnersatz durch die
Behandlung erhalten werden kann. Im Einzelfall können auch andere Gründe für eine
Erhaltungswürdigkeit sprechen.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Rüdiger Lemke
Oberarzt des Zentrums für Zahn- , Mund- und Kieferheilkunde (ZMK)
Poliklinik für Zahnerhaltung und präventive Zahnheilkunde
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Tel: (040) 7410 52282
E-Mail: [email protected]
Dr. Günter Fritzsche, Zahnarzt, Oralchirurgie
Zahnarztpraxis Colonnaden, Dr. Fritzsche und Kollegen
Colonnaden 39, 20354 Hamburg
Tel. (040) 4111 3111
Internet: www.zahnarzthamburg.net, E-Mail: [email protected]
Natalie Quadbeck
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
TK-Landesvertretung Hamburg
Techniker Krankenkasse
Tel. (040) 69 09 55 14, 01 70 - 763 85 09
E-Mail: [email protected]
Testosteron - Hormone für den Mann
Testosteron ist das wichtigste Geschlechtshormon des Mannes. Es wird hauptsächlich in
den Hoden gebildet. Die Konzentration von Testosteron im Blut liegt bei erwachsenen
Männern zwischen 2,4 und 8,3 µg/l. Abends ist der Blutspiegel um etwa zwanzig Prozent
niedriger als morgens.
Testosteron ist bei Männern in der Pubertät für die Entwicklung der primären (Penis,
Hodensack) und sekundären Geschlechtsmerkmale verantwortlich. Es steuert die
Spermienproduktion und den Sexualtrieb. Außerdem fördert das Hormon das Wachstum
der Körperbehaarung und der Barthaare - nicht aber der Kopfbehaarung - und besitzt eine
muskelaufbauende Wirkung. Ein hoher Testosteronspiegel steigert das sexuelle Verlangen die Libido - sowie Antrieb, Ausdauer und „Lebenslust“, aber auch dominante und
aggressive Verhaltensweisen.
Etwa ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel jedes Jahr um ein bis zwei
Prozent. In den meisten Fällen bleibt der sinkenden Hormonspiegel ohne spürbare
Auswirkungen, so dass der Hormonmangel in der Regel nicht behandelt werden muss.
Dennoch wird das Hormon immer häufiger bei Männern mit einem altersbedingten
Hormonmangel eingesetzt. In den letzten zehn Jahren haben sich die Verschreibungen in
diesem Bereich mehr als verdreifacht. Die Umsätze der Pharmaindustrie liegen im
zweistelligen Millionenbereich. Etwa die Hälfte davon tragen die Männer selbst. Doch ob
die Hormonsubstitution zur Behandlung von Altersbeschwerden wie die Abnahme des
Geschlechtstriebes (Libido), die erektile Dysfunktion, Depressionen sowie
Antriebsschwäche und Abgeschlagenheit sinnvoll ist, ist umstritten. Die vermeintlichen
"Wechseljahre des Mannes" sind nach Expertenmeinung eine "Modeerkrankung". Sie
warnen daher davor, Testosteronpräparate unkritisch einzusetzen. In jedem Fall muss vor
jeder Hormonersatztherapie der Hormonspiegel im Blut bestimmt und unter der laufenden
Therapie regelmäßig kontrolliert werden. Bei Begleiterkrankungen wie Prostatakrebs und
Herzerkrankungen darf Testosteron nicht eingesetzt werden.
Nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 sind tatsächlich von einem echten
Testosteronmangel betroffen. Stress und Übergewicht sowie Alkohol- und Drogenkonsum,
können den Testosteronspiegel im Blut zusätzlich senken. Tumoren des Hodens oder der
Hirnanhangsdrüse können dazu führen, dass der Hoden nicht mehr ausreichend
Testosteron produziert und damit einen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel
verursachen. In Fällen eines krankhaften Hormonmagels - dem so genannten
Hypogonadismus - werden Testosteronpräparate erfolgreich eingesetzt. Doch auch hier ist
die Therapie nicht frei von Nebenwirkungen. Mit steigender Dosis steigt auch das Risiko für
das Auftreten unerwünschter Medikamentenwirkungen wie Aggressionen, Lebeschäden
und Unfruchtbarkeit. Auch Todesfälle sind bekannt.
Seit Jahren streiten Wissenschaftler über die tatsächlichen Wirkungen und
Nebenwirkungen von Testosteron. Einige Ärzte sind überzeugt, dass Testosteron beim
Abnehmen hilft und sich positiv auf einen Diabetes auswirkt. Studien haben allerdings
auch gezeigt, dass sich das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle im Rahmen von
Testosteron-Therapien erhöht.
Sicher ist, dass Sport und eine Gewichtsreduktion bei jungen und alten Männern die
körpereigene Hormonproduktion um bis zu einem Drittel steigern können.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. Sven Diederich
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Andrologie und Diabetologie
MEDICOVER Berlin-Mitte MVZ
Hausvogteiplatz 3-4, 10117 Berlin
Tel. (030) 206 33 00 0, Fax. (030) 206 33 00 10
Internet: www.medicover.de
E-Mail: [email protected]
Dr. Wimmer: Was bedeutet „idiopathisch“?
Ärzte haben für alles den passenden Fachausdruck – sogar dafür, dass sie keine Ahnung
haben, woher eine Erkrankung kommt oder was die Ursache ist. In diesem Fall verwenden
sie das Adjektiv „idiopathisch“. Es bedeutet „ohne erkennbare Ursache“. So vermeiden sie
peinliche Situationen am Krankenbett. Und damit das nicht so auffällt, gibt es noch eine
Reihe anderer Begriffe, die genau das gleiche ausdrücken: „essentiell“, „genuin“, „primär“
und „protopathisch“. Zum Glück kann man viele Krankheiten behandeln, obwohl man die
eigentliche Ursache nicht kennt. Der Begriff „idiopathisch“ ist also kein Anlass für Panik.
Drehort im Beitrag:
HAW Hamburg
Fakultät Design, Medien und Information
Finkenau 35, 22081 Hamburg
Tel. (040) 428 75 76 09
E-Mail: [email protected]
Internet: www.haw-hamburg.de/dmi.html
Fleischersatzprodukte: Schädlich?
Der Markt für fleischfreie Schnitzel, Wurstwaren und Burger boomt. Eine stetig wachsende
Gruppe von mittlerweile rund sieben Millionen Vegetariern und Menschen, die nur hin und
wieder auf Fleisch verzichten wollen, bietet einen nicht zu unterschätzenden Markt. Immer
mehr Hersteller produzieren daher Aufschnitt, Wurst und Schnitzel aus Soja, Tofu oder
Seitan. Der Umsatz mit Fleischersatzprodukten ist allein im letzten Jahr um rund ein Drittel
Prozent gestiegen. Doch solche Produkte sind nicht so ökologisch wertvoll und gesund wie
viele denken. Für eine ausgewogene und abwechslungsreiche vegetarische Ernährung sind
Fleischersatzprodukte entbehrlich.
Bei den so genannten Fleischersatzprodukten handelt es sich um Produkte, die "echten"
Fleischprodukten nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, sondern ihnen auch
geschmacklich sehr ähnlich sind, obwohl sie nicht aus tierischem hergestellt sind.
Stiftung Warentest hat 22 fleischfreie Produkte getestet. Nur eins der getesteten Produkte
ist dabei mit "gut" bewertet worden. Knapp die Hälfte aller Produkte dagegen erhielt das
Testurteil "mangelhaft" oder "ungenügend".
Viele Produkte enthalten laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest hohe
Konzentrationen an gesundheitsschädigenden Mineralölrückständen. Diese so genannten
MOSHs (mineral oil saturated hydrocarbons) sollen für eine fleischähnliche, bissfeste
Konsistenz der Produkte sorgen. Verantwortlich für die erhöhten Werte von
Mineralölkohlenwasserstoffwerten, sind vermutlich das Plastik der Verpackungen und der
Herstellungsprozess. Vegane Würstchen werden zum Beispiel in einem Plastik-Ersatzdarm
gekocht. Dabei werden Mineralöle als Gleitmittel benutzt, so dass die unerwünschten
Stoffe in die Lebensmittel gelangen. Zwar gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für die
Stoffe, dennoch werden sie von der europäische Lebensmittelbehörde als potenziell
besorgniserregend eingestuft. Tatsächlich ist mittlerweile bekannt, dass sie die Leber und
Lymphknoten schädigen können. Aus Tierversuchen gibt es Hinweise darauf, dass auch die
Herzklappen geschädigt werden können.
In vielen Fällen enthalten die Produkte außerdem viel zu viel Salz und glutamathaltige
Würzstoffe. Mehr als zwei Gramm Salz pro 100 Gramm sind dabei keine Seltenheit. Die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt allerdings maximal sechs Gramm Salz am
Tag.
Auch die weitverbreitete Erwartung, dass Fleischersatzprodukte fettärmer sind als
herkömmliche Produkte, ist nicht zutreffend. Ihr Fettanteil liegt durchschnittlich bei etwa
zehn bis 20 Prozent, da Fette ein Geschmacksträger sind.
Rezepte aus dem Beitrag:
Gärtnerschnitzel mit Rosmarinpolenta „Ahoi!“ nach Kieler Art (Gemüseschnitzel mit
dunkler Pilzsoße und Rosmarinpolenta)
Zutaten für die Polenta: 250g Polenta („Maisgrieß für Polenta“), 1l Gemüsebrühe, 2
Schalotten, 2 Zehen Knoblauch, Prise Rosmarin, etwas Öl, nach Belieben ca. 200g
Käsewürfel
Zubereitung: Backofen auf 120°C vorheizen. Schalotten und Knoblauch fein schneiden und
mit etwas Öl anschwitzen, den Rosmarin dazu, die Brühe angießen und alles aufkochen.
Dann auf kleine Hitze herunterdrehen und die abgewogene Polenta unter Rühren
einrieseln lassen. Nach einigen Sekunden quellen sollte die Brühe von der Polenta
aufgesogen sein. Jetzt noch einmal alles gut durchmischen, so dass überall etwas von dem
Rosmarin ist (hier ggf. den Käse unterrühren), und dann die Polenta auf einem Backblech,
verteilen (Pizzablech reicht, die Masse sollte etwa 2cm hoch sein, bei der Menge ist das
etwas zu wenig für ein ganzes Backblech. Alternativ kann man auch die 1,5-fache Menge
machen, dann hat man für später noch Polentaschnitten zum snacken übrig).
Polentamasse für mindestens zehn Minuten im Backofen backen.
Zutaten für die Champignons in Dijonsoße: 500g kleine, braune Champignons, 2 Rote
Zwiebeln, 0,5l Weißwein (Rotwein ist auch gut, schmeckt dann nur anders), 0,5l Brühe, 1
Teelöffel Dijon-Senf (normaler, mittelscharfer Senf tut es auch, ist in der veganen Variante
vielleicht sogar nicht verkehrt, da weniger sauer), Salz, Pfeffer, Mehl
Zubereitung: Die Champignons putzen und halbieren, Zwiebeln schälen und fein würfeln.
Zwiebeln und Champignons in wenig Öl anschwitzen. Nachdem die Zwiebeln glasig
geworden und die Champignons angegart sind, die Hitze hochdrehen, etwa ein Viertel des
Weines hinzugeben und kurz einkochen lassen. Dann mit etwas Mehl bestäuben und
unterrühren. Das solange wiederholen, bis sich die Flüssigkeit in eine wellpappebraune,
brodelnde Masse verwandelt hat (lieber ein paar Mal öfter mit wenig Mehl, als auf einmal
viel Mehl; Klumpgefahr). Jetzt nach und nach die Brühe und den Wein hinzugeben und
unter Rühren einkochen lassen. Die Soße sollte immer wieder gebunden sein, bevor man
weitere Flüssigkeit hinzugibt. Mit Pfeffer und Salz würzen. Dann den Löffel Senf
hinzugeben, nochmal mit Pfeffer, Salz und Weißwein abschmecken und dann servieren. Vor
dem Servieren gehackte Petersilie unterrühren.
Zutaten für die Gärtnerschnitzel Kieler Art: 200ml Brühe, 100ml Wasser, 1 Schuss Sojasoße,
1 Schuss Tabasco, Mehl, Paniermehl, Gemüse nach Wahl (Es kann im Grunde alles
verwendet werden, dass etwas Struktur hat, z.B. Sellerie, Pastinake, Karotte, Steckrübe,
Kohlrabi, Rettich, Mairübchen, Kürbis. Oder süß; Apfel, Birne, dann Soja und Tabasco
weglassen, stattdessen z.B. Ahornsirup in die Flüssigkeit und Zucker ins Paniermehl
mischen), Öl (z.B. Sonnenblumenkernöl)
Zubereitung: Gemüse in etwa einen halben Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Brühe
und Wasser zusammen mit etwas Mehl zu einem glatten Teig verrühren (vgl.
Pfannkuchenteig). Dann einen guten Schuss Sojasoße und Tabasco hinzugeben und
unterrühren. Einen Teller mit etwas Paniermehl bestreuen und weiteres Paniermehl
bereitstellen. Die Gemüsescheiben jeweils nacheinander von beiden Seiten im Teig
wenden und dann auf das Paniermehl legen, etwas Paniermehl oben drauf geben und von
beiden Seiten gut andrücken. Reichlich Öl in einer Pfanne erhitzen und die panierten
„Schnitzel“ vorsichtig hineinlegen. Nach etwa drei Minuten wenden und von der anderen
Seite auch goldbraun braten. Auf Küchentuch kurz das Fett ablaufen lassen.
Tipp: Bei etwas dickeren Schnitzeln, oder z.B. den recht harten Steckrüben, die fertigen
Schnitzel noch drei Minuten zur Polenta in den Backofen geben, oder die Gemüsescheiben
vor dem Panieren fünf Minuten in kochendem Salzwasser vor garen.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Edmund Maser
Direktor des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Brunswikerstr. 10, 24105 Kiel
Internet: www.toxi.uni-kiel.de, E-Mail: [email protected]
Ingmar Jaschok
Kochschule Küche Ahoi!
Inh. Silvia Janzen
Scharnhorststr. 2, 24105 Kiel
Tel: (0431) 53 02 36 13
Internet: www.kueche-ahoi.de, Email: [email protected]
Weitere Informationen:
Stiftung Warentest
Internet: www.test.de/fleischersatz
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