Viele Seniorchefs - IHK Nord Westfalen

Unternehmerdemografie
Knapp ein Fünftel aller Unternehmer in Nord-Westfalen sind 60 Jahre und älter.
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Viele Seniorchefs
Eine IHK-Studie zeigt: Die Chefs in Unternehmen werden
weniger und älter. Das hat Folgen für die Region.
S
nehmen zu rechnen ist, die bald zur
Übergabe anstehen.
Von allen Teilregionen schneidet die
Stadt Gelsenkirchen beim Altersdurchschnitt am besten ab, der Kreis Coesfeld
am schlechtesten. Besonders ausgeprägt
sind auch die Unterschiede in den verschiedenen Branchen: Ein massives Altersproblem hat der Handel, aber auch die
Industrie und das Verkehrsgewerbe. In der
großen Gruppe der insgesamt 36 000 Händler sind soALTERSSTRUKTUR UNTERNEHMER IN IHK-REGION
gar 52 Prozent über 50 Jahre
alt (Großhandel 56 Prozent).
Deutlich jünger sind im
Schnitt die Dienstleister,
besonders in den Bereichen
IT, Werbung und kreative
Tätigkeiten. Ebenso ist es im
Baugewerbe, nicht zuletzt
wegen der zugewanderten
Selbstständigen aus Ostund Südosteuropa.
Im Vergleich zu 2010, also in nur wenigen Jahren,
sind deutliche Verschiebungen in der Altersstruktur erkennbar. Die Anteile älterer
Quelle: IHK Nord Westfalen
Unternehmer werden deutchon heute zeichnen sich deutliche
Alterungsprozesse in der Unternehmerschaft der IHK Nord Westfalen ab.
Fast die Hälfte der Unternehmer (47 Prozent) ist älter als 50 Jahre (Ende 2015).
Von den insgesamt 111 000 selbstständigen Führungskräften im Münsterland
und in der Emscher-Lippe-Region sind
gut 20 000 sogar 60 Jahre und älter, so
dass mit einer großen Zahl von Unter-
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lich größer, die Anteile der Jüngeren gehen zurück. Noch vor fünf Jahren waren
knapp 29 Prozent unter 40 Jahre, heute
sind es nur noch 26 Prozent. Größte Gruppe in 2010 waren die 40- bis 49-Jährigen,
heute sind es die 50- bis 59-Jährigen.
Dieser Trend, der schon in den vergangenen Jahren zu erkennen war, wird
sich in Zukunft weiter fortsetzen und sogar noch verstärken. Jüngere Menschen
im erwerbsfähigen Alter, die für die
Gründung oder Übernahme eines Unternehmens in Frage kommen, werden anteilsmäßig immer weniger. Gleichzeitig
werden die Älteren, die tendenziell aus
dem Erwerbsleben ausscheiden, sehr viel
stärker.
Es ist davon auszugehen, dass es in
absehbarer Zeit weniger unternehmerisch Tätige geben wird. Wenn die Entwicklung der Anzahl der Unternehmer
der allgemeinen Bevölkerungsvorausberechnung folgt, könnte deren Gesamtzahl – unter der Annahme, dass die
Selbstständigenquote gleich bleibt – von
heute 111 000 bis auf rund 102 000 im
Jahr 2040 sinken (minus 9100 beziehungsweise acht Prozent).
Besonders hoch dürften die Rückgänge in der Emscher-Lippe-Region sein
(minus 13 Prozent beziehungsweise 5000
Unternehmer). Das hätte gravierende
Folgen für die Arbeitsplätze, das Einkommen und den Wohlstand in der Region.
Doch Anlass zum Pessimismus muss
das nicht sein. Der Katalog möglicher
Maßnahmen zum Gegensteuern liegt
schon lange auf dem Tisch:
왘 die Nachfolgeproblematik stärker angehen, zum Beispiel durch frühzeitige
Planung in den Unternehmen;
왘 die Gesellschaftliche Akzeptanz der
Unternehmer weiter verbessern durch
das Hervorheben der Werte des „Ehrbaren Kaufmanns“;
왘 das Gründungsinteresse deutlich steigern und auch Bürokratie bei Neugründungen abbauen (zum Beispiel
vierteljährliche statt monatliche Umsatzsteuer-Voranmeldung für Existenzgründer).
BODO RISCH, JUTTA GOGRÄFE
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