Gescheit gescheitert - Birgit Pfaus

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PA N O RA M A
Luxemburger Wort
Mittwoch, den 9. November 2016
Gescheit gescheitert
McDonald's hat
Ärger in Italien
Florenz. Nach Protesten in Rom
gegen eine geplante McDonald'sFiliale spitzt sich auch in Florenz
der Streit mit dem Unternehmen
zu. Die Fast-Food-Kette fordert
von der Stadt 18 Millionen Euro
Schadenersatz, weil ihr im Sommer untersagt wurde, ein Restaurant nahe der berühmten Kathe
drale der Stadt zu öffnen. „Wir
stimmen damit überein, dass kulturelles und künstlerisches Erbe
sowie die italienischen historischen Stadtzentren geschützt
werden müssen“, erklärte McDonald's gestern in einer Mitteilung.
„Aber wir können keine diskriminierenden Regularien akzeptieren,
die die Freiheit privater Initiativen beschädigen.“ Der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, verbot nach Protesten
McDonald's die Eröffnung. dpa
Schlüpfer von Eva
Braun versteigert
London. Eine Unterhose, die einst
Eva Braun gehört haben soll, ist in
Großbritannien für fast 3 000
Pfund (rund 3 300 Euro) versteigert worden. Der lilafarbene,
spitzenbesetzte und mit ihren
Initialen bestickte Schlüpfer gehörte zu einer Sammlung von Artikeln der Geliebten und späteren
Ehefrau Hitlers, die das PhilipSerrell-Auktionshaus in Malvern
versteigerte, so die BBC. dpa
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Internationaler Tag der Erfinder – nicht alle konnten mit ihren Ideen glänzen
VON BIRGIT PFAUS-RAVIDA
Das Rad, die Glühbirne, das Telefon
– das sind bahnbrechende Erfindungen, die das Leben der Menschen verändert und bereichert haben. Große und kleine, erfolgreiche
und weniger erfolgreiche Erfindungen: An sie alle soll der heutige Tag
der Erfinder erinnern.
„Einem Ingenieur ist nichts zu
schwör.“ Daniel Düsentrieb, Tüftler aus Entenhausen und fast schon
Familienmitglied von Dagobert
und Donald Duck, ist der Prototyp
eines Erfinders. Idealistisch, begeisterungsfähig,
ein
wenig
schrullig, nicht auf das große Geld
aus – es geht ihm stets um „die Sache“, den Fortschritt und das Gute. Wenn er seine „Denkkappe“
aufsetzt, winken verrückte Abenteuer in Entenhausen. In die Realität geschafft haben es die Denkkappe und seine anderen Erfindungen aber bisher nicht. Genau
wie die „Wer-was-wo-Maschine“
des Tierfreundes und Erfinders
Doctor Snuggles, der Ende der
1970er-Jahre ebenfalls als Figur das
Licht der Welt erblickte. „Freund
von allem, was lebt – träumt von
einem besseren Morgen“, heißt es
in dem Lied, mit dem die Zeichentrickfilme rund um Doctor
Snuggles beginnen.
Geburtsdatum einer Visionärin
Träume von einer besseren Zukunft haben Erfinder zu allen Zeiten angetrieben. Diesem Pioniergeist will der „Tag der Erfinder“,
der seit 2005 in einigen Ländern
Europas am 9. November alljährlich gefeiert wird, Tribut zollen.
Der Tag geht auf eine Initiative des
Unternehmers und Erfinder Gerhard Muthenthaler zurück und
möchte laut Eigendefinition „Mut
machen, an eigene Ideen zu glauben, zur Mitarbeit an der Zukunft
aufrufen, den Ruf zeitgenössischer Erfinder und Visionäre verbessern, an große Erfinder erinnern, die unser Leben verbessert
haben, und an vergessene Erfinder erinnern.“
Letzteres geschieht schon durch
das Datum 9. November; es ist der
Geburtstag von Hedy Lamarr. Die
1914 geborene austro-amerikanische Hollywood-Schauspielerin
suchte zusammen mit einem Komponisten nach einer Möglichkeit,
16 Klaviere aufeinander abzustimmen. Gelöst wurde das Problem
durch die Verwendung identischer Lochkarten bei Sender und
Empfänger, womit ein zeitgleicher
Wechsel der Frequenz ermöglicht
wurde. Das so entstandene „Frequenzsprungverfahren“ ist auch
heute noch in der mobilen Kommunikation allgegenwärtig. Doch
damals wurde die Erfindung nicht
ernst genommen. Ein finanzieller
Nutzen oder gar Ruhm blieben Lamarr und dem US-amerikanischen
Komponisten George Antheil verwehrt. Dies geschieht nun immerhin posthum mit dem „Tag der Erfinder.“
Dass Erfindungen im besten Fall
nicht ernst genommen oder im
schlimmsten Fall sogar den Erfindern zum Verhängnis werden,
zieht sich durch die Geschichte der
großen Visionen. Mit dem Tod bezahlte der aus Österreich stammende Schneider Franz Reichel im
Jahr 1912 das Ausprobieren seines
Umhangs, der sich beim Sprung
oder Sturz aus großer Höhe zu einer Art Fallschirm ausbreiten sollte. Reichelt wollte der Welt beweisen, dass dies funktioniert.
Scharen von Schaulustigen wurden am 5. Februar 1912 unter dem
Eiffelturm Zeugen, dass es nicht
klappte. Nach 57 Metern Sturzflug
und drei Sekunden war Franz Reichelt tot.
Am Traum vom Fliegen war
schon der deutsche Luftfahrtpionier Otto Lilienthal gescheitert.
War ihm noch 1891 der erste Gleitflug der Menschheit geglückt,
stürzte er 1896 in Brandenburg ab,
als er weitere Strecken zurückzulegen versuchte.
Zweifel am Sinn großer Erfindungen
Nicht immer musste es der Tod
durch die eigene Innovation sein,
der den Erfindern die Flügel endgültig stutzte. Oft waren es auch
Zeitgenossen, die ihnen Steine in
den Weg legten. Aristarch von Samos (circa 310–230 v. Chr.) wurde
für seine Hypothese, dass die Sonne im Zentrum der Welt stehe, wegen Gottlosigkeit angeklagt. Philipp Reis (1834-1874) entwickelte
das Telefon, aber Alexander
Graham Bell (1847- 1922) vermarktete es. Ludwig Boltzmann (1844-1906) stieß mit seiner
Theorie von der Existenz der Atome auf Widerstand. Albert Ein-
Daniel Düsentrieb ist der Prototyp
eines Erfinders. Idealistisch,
begeisterungsfähig, ein wenig
schrullig und nicht auf das große
Geld aus.
„
stein (1879-1955) suchte jahrzehntelang nach der Weltformel und
wurde von Kollegen belächelt.
Alfred Wegener (1880-1930) wurde für seine Theorie der Kontinentalverschiebung verhöhnt.
Wenn die
Weltausstellung vorbei ist,
wird das elektrische
Licht ausgehen und
wir werden nie mehr
davon hören.“
Professor Erasmus Wilson (1878)
Thomas Alva Edison hatte die
erste serienreife Glühbirne 1878
bei der Pariser Weltausstellung
vorgestellt. An die Durchsetzung
als Alltagsgegenstand glaubten
zunächst wenige. „Wenn die
Weltausstellung vorbei ist, wird
das elektrische Licht ausgehen und
wir werden nie mehr davon hören“, sagte etwa Erasmus Wilson,
Professor der englischen Eliteuniversität Oxford. Sogar das 1886 in
Deutschland zum Patent angemeldete benzinbetriebene Automobil
begegnete Zweiflern. Kaiser Wilhelm II. bezeichnete es als eine
„vorübergehende Erscheinung.“
Den Tonfilm wollte man zu
Stummfilmzeiten auch nicht ernst
nehmen. „Wer zum Teufel will
denn Schauspieler sprechen hören?“ Diese Aussage aus dem Jahr
1927 stammt von Harry M. Warner, dem damaligen Chef von
Warner Brothers. Später änderte er
seine Meinung, und seine Firma
gilt noch heute als einer der größten Filmkonzerne weltweit. „Es
gibt vielleicht einen Markt für vier,
fünf Computer auf der ganzen
Welt“, sagte IBM-Boss Thomas
Watson 1943. Dass auch diese Aussage sich als falsch herausstellten
sollte, ist heute klar.
Ein modernes Phänomen
Und auch in neuester Zeit wurden
Produkte erfunden, an deren Nutzen zu Beginn viele nicht glaubten. So unkte Microsoft-Chef Steve
Ballmer im Jahr 2007: „Das iPhone
hat keine Chance, auf dem Markt
zu bestehen.“ Dass dies ganz anders gekommen ist, beweist: Es
kann sich lohnen, an seine Ideen
und Visionen zu glauben.
Erfinder in Luxemburg
Auch Luxemburg hat große Erfindungen und Erfinder zu bieten. Darunter
ein berühmter Name: Henri Tudor.
Der 1859 geborene Ingenieur war Erfinder des ersten brauchbaren Bleiakkumulators. Tudor soll in Kontakt
zu Thomas Edison gestanden haben,
dem Erfinder der Glühbirne. Diese hat
ihn dazu angeregt, einen Akkumulator zu verwenden, um die elektrische
Energie während der Stunden mit
schwachem Verbrauch zu speichern
und sie dann während der Spitzenzeiten zu verteilen. 1928 starb Henri
Tudor an den Folgen einer Bleivergiftung, die er sich bei seinen Forschungsarbeiten zugezogen hatte.
Henri Tudor
(FOTO: LW-ARCHIV)
1987 wurde ein öffentliches Forschungszentrum nach Henri Tudor
Esch/Alzette benannt.