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Tradition und Kunst
auf dem Zürichberg
DELUXE Seine noch junge und
doch bereits eindrückliche
Karriere brachte ihn von seiner Geburtsstadt Montreal
nach Paris, Rom, Miami, bis
nach San Francisco - und
dazwischen immer wieder
mal nach Zürich. MK schaut
auf den steilen Weg des
Mark Jacob, seit einem Jahr
Generaldirektor im Dolder
Grand Hotel Zürich.
Mark Jacob,
Generaldirektor im
Dolder Grand Hotel
Zürich.
VON DANIEL TSCHUDY
Seine Wurzeln liegen aber
nicht im Ausland, sondern im Engadin, wo die Eltern Helene und
Vic Jacob über lange Jahre das berühmte Suvretta House St.Moritz
führten. Sohn Mark besuchte in
Zuoz das Internat Lyceum Alpinum, bevor er sich an der Hotelfachschule in Lausanne und an
der Universität Cornell weiterbildete. Dabei dürfte er vor allem
in den Vereinigten Staaten mehr
als einmal auf seinen berühmten
Namensvetter Marc Jacobs angesprochen worden sein. Der New
Yorker Jacobs, mit s geschrieben,
gilt als einer der berühmtesten
Modedesigner der Welt und ist
seit 1997 für Louis Vuitton tätig.
Also eine Welt nicht weit entfernt
von derjenigen des Dolder Grand
Hotel in Zürich.
Nur das Beste ist gut genug
Luxus spielte für Mark Jacob
immer eine Rolle, auch wenn er
dies in verschiedenen Interviews
zurückhaltend kommentiert. Er
arbeitete bereits 2002 und 2003
für rund eineinhalb Jahre im Hotel Dolder und zog 2007 während
der Eröffnungsphase erneut auf
den Zürichberg. Damals war er
für die Erstausstattung zuständig
und sagte später über diese Zeit:
Marketing & Kommunikation 1/14
«Ich kenne das Haus in- und auswendig, denn jeder Stein ging
quasi über meinen Bürotisch.»
Was der Stararchitekt Norman Foster ausdachte, musste Jacob sozusagen umsetzen, mindestens was die Innendekoration betraf. Luxus musste auch eine Rolle spielen, denn der Umund Neubau des geschichtsträchtigen Hauses kostete immerhin
sagenhafte 440 Millionen Franken. Ein absoluter Rekord für die
Schweizer Hotellerie, der wohl
nur noch von den Gesamtkosten
des im Bau und Umbau stehenden neuen Bürgenstock Resorts
übertroffen werden wird (dort
spricht man noch von 485 Millionen Franken).
Auch dank den persönlichen
Interessen des Besitzers Urs F.
Schwarzenbach ist das Dolder
Grand letztlich eine Art Kunststätte geworden. Werke von Salvador Dalí, Joan Miró, Camille
Pissarro, Claude-Joseph Vernet
und Jean Tinguely sind ebenso
ausgestellt wie eine Skulptur von
Henry Spencer Moore.
Zum Credo von Mark Jacob
gehört, dass Perfektion nur in der
Luxushotellerie möglich ist. Und
dies im Dolder bereits seit 1899.
Die Welt traf sich hier, damals wie
heute. Und damals, so scheint es,
trugen die Gäste fast noch eindrücklichere Namen: Albert Einstein, Yehudi Menuhin, Walt Disney, Sophia Loren und natürlich
Winston Churchill. Später dann
auch die Rolling Stones, welche
letztlich mit ihrem Besuch das
Zürcher Fünf-Sterne-Haus in die
Popkultur einführten.
Weiterhin enttäuschende
Performance
Nur stimmen leider halt die Zahlen noch immer nicht. Wie die
Handelszeitung in diesem Frühsommer berichtete, laufen die
Geschäfte auch nach fünf Jahren
noch immer schlecht. Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um
0,5 Prozent auf 56,8 Millionen
Franken; man konnte sich immerhin operativ im Plus halten.
Nur: Wegen hoher Zinsen und
Abschreibungen produzierte man
unter dem Strich mit einem Minus von über 21 Millionen Franken erneut tiefrote Zahlen. Noch
immer stimmt im Dolder Grand
Hotel die Auslastung nicht, denn
die 173 Zimmer wurden 2012
nur zu knapp 53 Prozent belegt
(immerhin +2,5 Prozent Steigerung zum Vorjahr). Das ist aber
zu wenig – vor allem auch ange-
sichts der guten Ergebnisse der
gesamten Stadtzürcher Hotellerie. Dem Dolder nicht geholfen
hat natürlich die Tatsache, dass
ein anderes Traditionshaus, das
Baur au Lac direkt am Zürichsee,
substanziell und erfolgreich umgebaut wurde und dass mit dem
neuen Park Hyatt Zürich und dessen 142 Luxuszimmern ein wirklich starker Konkurrent direkt ins
Stadtzentrum zog.
Aber Mark Jacob, bald 39,
ist ja erst seit einem Jahr an der
Spitze des Dolder Grand Hotel (als Nachfolger von Thomas
Schmid); er hat also noch ein
bisschen Zeit, den finanziellen
Turnaround zu schaffen. In den
Jahren mit dem Bristol in Paris,
dem Hassler in Rom oder dem
Fairmont in San Francisco hat
er bestimmt viele operative oder
wirtschaftliche Durststrecken erleben müssen und einiges in seinen «Rucksack der Erfahrung»
gepackt. Und notfalls könnte er
sicher auch mal im Elternhaus
nachfragen. Denn, sollte er es
in seiner Amtszeit tatsächlich
schaffen, richtig schwarze Zahlen zu schreiben, so würde er
sich auf dem Zürichberg fast ein
Denkmal setzen. ■
www.thedoldergrand.com
Special 31