schmiedekunst und Töpferwerkstatt

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reportage
FOREIGN LANGUAGE NEWS 048
Revival des Kanarischen Kunsthandwerks
Schmiedekunst und Töpferwerkstatt
San Marcos in Icod de los Vinos
zu sehen. Dort hat der Künstler
am Tag des Touristen, am 24.
September, live einen drei Meter
hohen Drachenbaum geschaffen.
„Ich glaube, dass die Urlauber auf die Kanaren kommen,
um auch unsere Kultur kennenzulernen. Aber wir verkaufen den Urlaubern die Vollverpflegung im Hotel und sie
kommen aus diesem Gebäude
gar nicht mehr raus. Sie sehen
die Kultur unseres Volkes gar
nicht. Auch in Los Silos wird
bald eine Skulptur des Künstlers
stehen. Er bildet das Logo der
Gemeinde, eine Kanaren-Glockenblume, Canarina canariensis, in Metall nach. „Es ist für
Foto: FB Moises Afonso
Moisés Afonso aus Icod de
los Vinos wurde in der ländlichen Gegend, im Ortsteil San
Antonio, geboren und hat das
Schmiedehandwerk von seinem
Vater erlernt. Schon als jungem
Menschen war ihm klar, dass das
Handwerk, in der Form, wie es
sein Vater betrieb, im 21. Jahrhundert nicht mehr existieren
würde. Dennoch ist es ein Beruf,
den er liebt und in dem er aufgeht. Deshalb besuchte er in
Toledo die Schule für Kunst,
Escuela de Arte de Toledo, um
wichtige weitere Fertigkeiten zu
erlangen. Ein Schachzug, der
sich ausgezahlt hat. Heute ist
Moisés Afonso sehr erfolgreich.
Er ist vor allem für seine großen Skulpturen bekannt. Seine
Besonderheit wird durch die Auszeichnung mit dem Nationalpreis
in der Schmiedekunst unterstrichen. So hat er vor Kurzem ein
neunteiliges Monument mit dem
Namen „Vida“ (Leben) in Alicante aufgebaut. Die Skulpturen
sind vier Meter hoch und sind
Teil eines Anwesens, das dem
Spielzeug-Industriellen José
Manuel Rodríguez Ferre gehört.
Auf dem über 50 Hektar großen Anwesen wachsen 17.000
Palmen von mehr als 500 verschiedenen Arten. Schon König
Juan Carlos de Borbón hat nach
der Ankunft in Spanien aus dem
Exil mehrfach auf dem Anwesen übernachtet. In diese Finca,
die den Namen Vale del Juguete
trägt, sind nun auch die neun
Skulpturen des Künstlers aus
Icod integriert. Aber der Kunst-
Ein Herz für Plastikverschlüsse wurde auf La Palma aufgestellt.
mich eine große Ehre, dass das
Erkennungszeichen eines Dorfes zu einem von mir geschaffenen Kunstwerk wird“, betont
der sympathische und bescheidene Künstler. Kontaktaufnahme
über www.facebook.com/moises.
afonso.923
Wer will nicht von diesem
Tellerchen essen?
Die Glockenblume der Kanaren, das Wahrzeichen von Los Silos, wird dort
bald aufgebaut.
schmied aus Icod de los Vinos
engagiert sich nicht nur für die
Kunst. Auch Solidarität und das
Gefühl, helfen zu wollen, stehen
bei ihm ganz oben. Deshalb hat
er dem erst fünf Monaten alten
Welpen Ayra, der mit allen vier
Pfoten Probleme hat, eine Art
Gehilfe für die Hinterbeine kreiert. „Sie hat mir gezeigt, was sie
für eine Kämpferin ist“, meinte
er. Bekannt sind auch die großen Metallherzen, die Moisés
Afonso geschaffen hat. Eines
wurde kürzlich in Breña Baja
an der Ostküste von La Palma
aufgestellt. „Zu der Idee hat
mich meine Tochter angeregt.
Sie ist allergisch gegen das Protein der Kuhmilch. Meine Fami-
lie und Freunde haben uns deshalb immer sehr geholfen, wenn
es um die Ernährung des Mädchens ging. Eines Tages fragte
sie mich: Papi, mir haben sie
immer geholfen. Warum machen
wir nicht eine große Skulptur,
in der die Leute die Plastikverschlüsse abgegeben können, um
anderen Menschen zu helfen?“,
erzählt der gerührte Vater, der
sich sofort ans Werk macht um
ein großes solidarisches Herz zu
entwerfen. Die Idee kam so gut
an, dass es weitere Herzen in
Garachico, Santa Úrsula und in
anderen Gemeinden geben soll.
„Der Inselrat Efraín Medina hat
mir gesagt, dass ein Herz von
Dorf zu Dorf weitergereicht wer-
Foto: FB Moises Afonso
Wenn aus Eisen, Kunst
wird ...
Die Timple aus Metall hat sogar einen guten Klang, wie der bekannte Timplist Beselch Rodríguez bestätigte. Sie ist
der ganze Stolz von Moises.
zum Leben erwecken. Aus
Chrom, Zink und Kupfer baute
er schließlich eine Timple, die
tatsächlich fast klingt, als wäre
sie aus Holz. „Cor-ten“ heißt das
Instrument, das bespielt und
gestimmt werden kann. „Ich
habe vor, nur fünf Stück davon
zu bauen“, erwähnt er noch.
Genau diese neuen Elemente,
die er seinem Beruf abgewinnt,
sind ihm wichtig. Er möchte der
jungen Generation zeigen, dass
der Beruf des Schmieds zwar im
Wandel ist, aber genauso gut in
der Lage ist, sich zu wandeln.
Diese Botschaft und innovativen
Ideen gibt er nicht nur in seiner
unmittelbaren Umgebung weiter. Seit November des letzten
Foto: FB Moises Afonso
Die größte dieser Messen
auf den Kanaren ist die Feria
de Artesanía, die immer Anfang
September im Museumsdorf
Pinolere gefeiert wird. Zigtausende Einheimische und Besucher geben sich dort ein Stelldichein. Manche junge, kreative
Köpfe haben ihre Wurzeln im traditionellen Kunsthandwerk und
haben es dann für sich weiterentwickelt, um es an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts anzupassen.
Foto: FB Moises Afonso
Das Kunsthandwerk hat in der
kanarischen Gesellschaft eine
lange Tradition und wurde, wie
im Falle des Töpferns, sogar
schon von den Ureinwohnern
betrieben. Auch heute noch präsentieren lokale Kunsthandwerker auf verschiedenen Messen
während des Jahres ihre originellen Stücke.
Moises hat auch ein großes Herz für die kleine Ayra bewiesen. Dank seiner
Gehhilfe kann sie sich besser fortbewegen.
den soll, damit die Menschen
sehen, dass auch das Kunsthandwerk sich für solidarische
Zwecke einsetzt“, freut sich der
39-jährige Macher.
Anderthalb Jahre lang hat
Moisés Afonso an einer anderen Idee getüftelt: Er wollte
das inseltypische Instrument,
die Timple Canaria, in Metall
Jahres hat er die erste Schule
für Schmiede auf den Kanaren ins Leben gerufen. Zahlreiche Schmiede haben seitdem
seine drei bis vier Tage dauernden Kurse belegt. Die Schüler
kamen teilweise sogar von weit
her, aus Mexiko und Österreich
angereist. Die jüngste Arbeit von
Moisés Afonso ist auf der Plaza
Ebenfalls aus San Antonio,
aber dieses Mal dem gleichnamigen Stadtteil von La Orotava, kommt der Keramikkünstler Gonzálo Martín Suárez, der
in diesem Jahr auf der Messe
von Pinolere mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden
ist. Auch er geht neue, innovative Wege, um ein altes Handwerk in das 21. Jahrhundert
zu katapultieren. Seit über 25
Jahren fasziniert ihn die Töpferkunst. Aus einem Hobby ist
schon längst ein Beruf geworden. „Ich habe mir das Töpfern
als Autodidakt angeeignet und
erste Versuche unternommen.
Danach habe ich auf dem Festland Kurse belegt, um mich zu
spezialisieren. Zum Beispiel im
Emaillieren, Arbeiten mit Salz
oder der Anwendung verschiedener Brennofen-Techniken“,